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Wilsdruffer Tageblatt : 11.04.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-04-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193204115
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19320411
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19320411
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-04
- Tag 1932-04-11
-
Monat
1932-04
-
Jahr
1932
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 11.04.1932
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Wilhelm Busch. Zur 1VV. Wiederkehr des Geburtstages des großen Humoristen. Wilhelm Busch! Man braucht nur diesen Namen zu nennen, und es erwacht Helle Freude, die ein be freiendes Lachen auslöst, in allen Herzen, und es geht wie ein heiteres Schmunzeln über alle Gesichter, und man gedenkt dankbar und bewundernd der vielen köstlichen Verse und der ebenso köstlichen Zeichnungen, die dieser Meister aller Humore geschaffen hat, und wer auch nur einmal in ein Busch-Buch hineingeguckt hat — und gibt es wirklich jemand, der nicht mindestens eines dieser Bücher, „Max und Moritz" oder „Die fromme Helene" oder irgendein anderes gelesen hätte? —, wartet ''osort mit einem der vielen drolligen oder grotesken Busch- Zitate aus und amüsiert nicht nur sich, sondern auch die andern, die ihm zuhören. Und dann denkt jeder, der es nicht anders weiß, daß dieser Wilhelm Busch ein komischer Onkel Spaßmacher gewesen sein müsse, nicht nur in den Büchern, sondern auch im Leben, denn wer das alles so habe dichten und reimen und hinmalen können, müsse unbedingt ein komischer Kauz, ein „Witzling" gewesen sein. Und die meisten werden nun wahrscheinlich sehr er staunt sein, wenn sie hören, daß Wilhelm Busch im Leben ein sehr ernster, von Pessimismus er füllter, beinahe schwerblütiger Mensch war, ein Mensch, der sich vor der Welt scheu verschloß und sehr zurückgezogen lebte, ein Mensch mit einer ganz eigenen Lebensphilosophie. Wer sein ernstes Vers- büchlein „Kritik des Herzens" liest, wird nicht glauben wollen, daß dieses Buch von demselben Manne, der den übermütigen „Hans Huckebein" und den „Pater Filucius" in die Welt hinausschickte, geschrieben worden sei. Zum hundertsten Male jährt sich am 15. April der Geburtstag dieses großen Maler-Dichters, dessen Werke zu den bekanntesten in allen Ländern deutscher Zunge ge hören, dessen tiefsinnige Aussprüche „geflügelter" sind als irgendwelche andern geflügelten Worte. Von dem sprühen den Witz, von der beißenden Satire Wilhelm Buschs hätte ganz gut ein Dutzend anderer Humoristen ein ganzes Leben lang sich anständig ernähren können. Das Leben Buschs verlief schlicht und einfach: In Wiedensahl im Hannoverschen geboren, wollte er zuerst Ingenieur werden, wurde dann aber Zeichner bei den Fliegenden Blättern, veröffentlichte Münchener Bilder bogen und Humoresken, zu denen er die Texte selbst dichtete, und wurde dann, wahrscheinlich zu seiner eigenen Verwunderung, als Dichter so berühmt, daß er als eine Art Phänomen mit seinen geistreichen und schalkhaften Versen in die deutsche Literatur hineinkam als einer ihrer Besten. Jedes seiner Werke ging in vielen Tausenden von Exemplaren durch die ganze Welt, wo Deutsche wohnen, und man kennt sie in der wildwestamerikanischcn Blockhütte genau so gut wie am Rhein oder bei den Wolgadeutschen. 1908 ist Busch in Mechtshausen bei Seesen am Harz gestorben. Viel mehr als seine Heimat hatte er von der Welt nicht gesehen: er blieb bis zuletzt ein Einsamer, der nicht hinaus wollte zu den Vielen. Als in der Inflation in dem Flecken Wiedensahl, der natürlich ein „Busch-Museum" hat, Notgels geschaffen werden mußte, versah man dieses Geld mit Busch-Er innerungen oder mit Zeichnungen des vortrefflichen Zeichners. Man kann Busch bei der 100. Wiederkehr seines Geburtstages nicht besser ehren, als indem man ganz wahllos eine Anzahl seiner bekanntesten Aussprüche zitiert. Tun wir das also! „Drei Wochen war der Frosch so krank, jetzt raucht er wieder, Gott sei Dank!" — „Eines teils der Eier wegen, welche diese Tiere legen." — „Und die Moral von der Geschieht': Bad' zwei in einer Wanne nicht." — „Helene! sprach der Onkel Nolte, was ich schon immer sagen wollte." — „Es ist ein Brauch von alters her: wer Sorgen hat, hat auch Likör." — „Das Gute (dieser Satz steht fest) ist stets das Böse, was man läßt." — „Enthaltsamkeit ist das Vergnügen an Sachen, welche wir nicht kriegen." — „Aber hier, wie überhaupt, kommt es anders, als man glaubt." — „Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden." — „Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt so gleich." — «Max und Moritz ihrerseits fanden darin keinen Reiz." — „Seht, da ist die Witwe Bolte, die das auch nicht gerne wollte." — „Teils dieserhalb, teils außer dem." — „Rotwein ist für alte Knaben eine von den besten Gaben." — „Einszweidrei! Im Sauseschritt läuft die Zeit; wir laufen mit" usw. Alle diese Aussprüche sind in ihrer Art klassisch, namentlich durch die beabsichtigte erhabene Plattheit. Busch verstand es, durch bloße Um risse Charaktere und Situationen meisterhaft zu karikieren. Neue Dolkskrankheiten. Von vr. nwck. R. Frischer, Professor an der Technischen Hochschule Dresden. Die vielfach vertretene Meinung, die Menschen wären früher gesünder gewesen, als jetzt, widerspricht allen be kannten Tatsachen. Im Gegenteil, die Zaht ver alten Menschen ist gegenwärtig sehr viel höher als früher; unsere Lebenserwartung hat sich in den letzten 50 Jahren über raschend erhöht. Die mittlere Lebensdauer betrug: 1871/80 für den Mann 35,58, für die Frau 38,45 Jahre; 1901/10 44,82 : 48,33 und heute etwa 56 : 58. Die Zahlen besagen, daß beide Geschlechter rund 20 Lebensjahre mehr im Durch schnitt zu leben haben als noch vor verhältnismäßig sehr kurzer Zeit. Möglich geworden ist eine solche Steigerung , des'Durchschnittsalters durch das Zusammenwirken verschie dener Faktoren. Einer der wichtigsten ist der Rückgang der Seuchen, be sonders der schwarzen Pocken und der Cholera, aber auch des Typhus, die zwischen 1870 und 1880, ja, teilweise auch noch später zahllose Todesopfer forderten. Dieser hygienische Ge winn ist dem staatlichen Impfzwang, der Kanalisation der Städte und der zentralen Trinkwasserversorgung sowie noch einer ganzen Anzahl von sonstigen Maßnahmen der öffent- lichen Hygiene zu danken. Auch der Rückgang der Säuglingssterblichkeit hatte be trächtlichen Einfluß, obgleich hier noch nicht die denkbar günstigsten Zahle,i erreicht sind. Zugleich verursacht die ab nehmende Geburtenziffer, daß ein geringerer Teil der Be völkerung als früher in dem besonders gefährdeten Säug lingsalter sich befindet; das drückt die Höhe der Gesamtsterö- lichkeit zwar mit herunter, färbt aber den Vergleich mü früheren Zeiten etwas zugunsten der Gegenwart. Endlich Wäre die Abnahme der Tuberkulosesterblichkeil zu erwähnen, die rund auf ein Drittel gesunken ist. Die Folge all dieser Umstände muß nun sein, daß du Menschen jetzt eben an anderen Ursachen sterben als früher Da das Durchschnittsalter viel höher geworden ist, müsse» wir erwarten, daß die typischen Alterskrankheiten mehr in Vordergrund stehen. Tatsächlich ist dies auch der Fall. Sr ist die Krebshäufigkeit rund auf das Zehnfache der Höh, gestiegen, die sie um die Mitte des vorigen Jahrhundert aufwres, was wir teilweise daraus erklären können, das ' Krebs vorzugsweise Menschen jenseits des 40. Lebensjahre- befällt, die eben jetzt einen höheren Anteil der Bevölkerung ; ! ausmachen. Völlig ausreichend ist jedoch diese Deutung nicht ! Eine gewisse Vortäuschung erhöhter Krebshäufigkeit ist z. B ! i dadurch eingetreten, daß wir mit sich dauernd verbessernder ! Methoden der Krankheitserkennung arbeiten, unter andern , die Röntgenstrahlen ausgiebig zur Diagnose versteckt sitzende, Krebsgeschwülste verwenden, die eben früher als solche nichi ! erkannt werden konnten. Die Folge davon ist, daß die leicht ! erkennbaren Krebsformen annähernd konstant bleiben, du schwer zu findenden um rund 72 Prozent häufiger vorzukom- , men scheinen. Abgesehen von diesen Umständen, dürfte di, Krebssterblichkeit an sich doch zugenommen haben. Wenn wi, nämlich innerhalb eines kurzen Zeitraumes, in dem kein, wesentlichen Verbesserungen der Krebsdiagnose erzielt wurden, die Krebshäufigkeit nicht in der Gesamtbevölkerung, sondert in den gefährdeten Altersklassen vergleichen, so finden wi, immerhin eine beachtliche Zunahme. Auf jeden Fall erfordert die erhöhte Krebssterblichkeit die Organisation geeigneter Abwehrmaßnahmen, da es füi den Kranken wie für die Familie oder auch volkswirtschaftlich nicht gleichgültig ist, woran man stirbt. Krebs gehört zu der langwierigsten Krankheiten, die wir kennen. Beträgt doch die durchschnittliche Krankheitsdauer bei Brustkrebs 3k Monate, Gebärmutterkrebs 20, Mastdarmkrebs 26, Zungen krebs 16 und Speiseröhrenkrebs 12 Monate. Es ist also mit 1—3 Jahren Krankheitsdauer zu rechnen. Die Kosten eines Krankheitstages betragen, gering veran schlagt, durchschnittlich 5 Mark, ein Jahr somit 1800 Mark, s Da in den letzten Jahren etwa je 70000 Menschen im ! Deutschen Reiche am Krebs starben, so würden diese min destens 70 000 x 1800 — 126 Millionen Reichsmark an Kosten verursacht haben. Hier wäre also eine Möglichkeit, nicht nur einen ja gewiß höher zu veranschlagenden mensch lichen, sondern auch einen volkswirtschaftlichen Gewinn durch hygienische Maßnahmen zu erzielen. Sie werden im wesent lichen darauf hinauslaufen müssen, durch geeignete Organi sation möglichst frühzeitig die Kranken in Behandlung zu bringen, da dann einmal durchaus günstige Heilungsaus sichten bestehen und mit ihnen die Krankheitsdauer absinkt. Ueberdies wird natürlich die Forschung ebenso gefördert werden müssen wie der Ausbau der Behandlungseinrich tungen in Krankenhäusern. Mit der zunehmenden Lebenserwartung sind selbstver ständlich auch alle anderen Alterskrankheiten häufiger ge- worden. So hat sich die Zuckerkrankheit gegenüber der Jahr hundertwende annähernd verdoppelt, die Krankheiten des Herzens und der Blutgefäße sind unter den Todesursachen in den letzten 15 Jahren rund um ein Fünftel häufiger ge worden; völlig Entsprechendes gilt von Rheumatismus und Gicht. Auch bei all diesen Krankheiten wäre der systematische Ausbau von Vorbeugungsmaßnahmen zu wünschen und über- > dies auch durchaus möglich. Eine weitere sehr beachtenswerte Tatsache ist, daß die Häufigkeit von Erkrankungen des Nervensystems zunimmt. Zwar sind sie nicht so sehr unmittelbare Todesursache, dock verdienen sie wegen ihrer Neigung, oft jahrelang di« Arbeits fäh,gleit und Lebenslust des Kranken zu beeinträchtigen, unsere Aufmerksamkeit. Vergleichen wir die Todesursach« von Mensch und Tier, so zeigt sich aber immerhin, daß Er krankungen des Nervensystems beim Menschen mindestens zehnmal so oft Todesursache sind wie bei Säugetieren. Die Gründe dafür sind mehrfacher Art. An ihrer Spitz! steht wohl die Ueberlastung unseres Gehirns, die bereits in der Kindheit mit Ueberbeanspruchung der Merkfähigkeit durch entbehrlichen Gedächtnisstoff beginnt. Hier wie später im prak tischen Leben sind Entlastungen vonnöten. Außerordentlich starke nervliche Beanspruchung bedeutet der Großstadtverkehr mit seinem Zwang zu schnellen Ent schlüssen, ebenso die dauernde Lärmbelästigung, die in Fabriken, Straßen und Wohnungen uns bedrängt. Hygie nisch schädlich ist auch die nur schwer zu vermeidende und leider so häufige Durchbrechung unserer Ruhezeit durch den Fernsprecher, ebenso durch die ost recht mangelhafte Schall dichtung der Häuser. Sehr zu befürchten ist ferner, daß die sogenannte Ratio nalisierung der Betriebe zu einem nicht wieder gutzumachen den Verbrauch an Nervenkraft führt. Jede Rationalisierung läuft daraus hinaus, die Arbeit durch Ausschaltung entbehr licher Nebenbewegungen zu beschleunigen. Einmal ist die Folge davon einseitige Beanspruchung nicht nur bestimmter Muskelgruppen, sondern auch ganz bestimmter Gehirnzentren, dann aber setzt der glatte Ablauf eines so geregelten Arbeits vorganges auch voraus, daß der Bewegungsrhythmus nicht durch andere Einwirkungen gestört wird. Solche sind aber schon durch die Geräusche der verschiedenen Arbeitsvorgänge, die nebeneinander stattfinden, in reichem Maße vorhanden. Das mindestens sollte und könnte Wohl auch vermieden werden. Es ist z. B. falsch, mehrere Schreibmaschinen in einem Naum zugleich benutzen zu lassen. Selbstverständlich sind noch lange nicht alle Ursachen der Zunahme nervöser Störungen mit dem Gesagten erwähnt. Es ist vielmehr nur eine kleine Auswahl von störenden Ein flüssen, die verhältnismäßig leicht zu beseitigen, mindestens aber weitgehend zu bessern wären. Jeder einzelne kann selbst vieles dazu beitragen, allein schon durch natürliche Lebens weise. Dennoch brauchen wir den Ausbau einer psychischen Hygiene wie überhaupt der Gesundheitsfürsorge des Er wachsenenalters, die noch durch systematische Bekämpfung der Alterssterblichkeit ergänzt werden muß. Beide Aufgabenkreise der Hygiene stehen in engem Zusammenhang. Verbessern wir die Hygiene des Erwachsenenalters, so bedeutet dies zu gleich eine vorbeugende Fürsorge für die höheren Alters klassen. Wir können so auch erreichen, daß die Arbeitsfähig keit länger erhalten bleibt und mehr Menschen als bisher für die letzte Zeit ihres Lebens körperliche und geistige Frische, welche Voraussetzung ihres Wohlbefindens ist, sich bewahre». Mch Pflanze» wolle» ihre Ruhe habe« Neue Erkenntnisse in der Pflanzenzüchtung. — Dis Tomate riecht das Leuchtgas. — Künstlich gefördertes Wachstum. Von Erik F. Rasmussen. Mit dem werdenden Frühling wendet sich das Interesse des Menschen im höheren Maße der Pflanzenwelt zu. Der Besitzer eines kleinen Grundstückes, auf dem er Blumen oder Gemüse zieht, beginnt mit der Herstellung der Beete, ebenso der Handelsgärtner, der sich bald darauf an die Verpflanzung der im Treibhause überwinterten Pflanzen ins Freie macht. Für beide, die im allgemeinen sich wenig um Wissenschaftliche Erkenntnisse zu kümmern pflegen, dürften die Ergebnisse in letzter Zeit angestellter Versuche von Interesse sein, da sie gerade dem Pflanzenzüchter wertvolle Aufschlüsse geben. Diese beziehen sich einmal auf die Keimfähigkeit ver schiedener Saatarten. Bekanntlich verlangt der Samen der Pflanzen, seien es Blumen oder Getreide, nach der Ernte eine Zeit zur „Nachreife", zu welchem Zwecke er an geeigneten Plätzen gelagert wird. Erst nach Ablauf einer bei den einzelnen Pflanzen verschiedenen Frist ist der Samen zum Keimen bereit. Diese Frist erstreckt sich, zumal bei ungleichmäßiger Temperatur, unter Umständen über Jahre. Die zur Nachreife erforderliche Zeit kann nun ein für ' alle mal bestimmt und erheblich verkürzt werden, wenn das Saatgut ständig unter gleichbleibender Temperatur gehalten wird. Am günstigsten hat sich für die meisten Pflanzenarten eine Wärme von fünf Grad Celsius erwiesen. Während man früher bei bestimmten Rosensorten fünf bis sieben Jahre Nachreife für erforderlich hielt, wenn man sicher auf ein gutes, kräftiges Aufgshen rechnen wollte, läßt sich unter der ge nannten Voraussetzung die Frist auf nur 140 Tage abkürzen. Auch die Behandlung mit bestimmten Chemikalien ver mag die Keimzeit günstig zu beeinflussen. Der Amerikaner vr. Denny fand, nachdem er 224 verschiedene Stoffe versucht hatte, daß mit Aethylen-Chlorhydrin-Dämpfen behandelte Saatkartoffeln über einen halben Meter hohe Stauden trieben und schon Knollen ansetzten, bevor aus gleichzeitig gepflanzten, aber nicht behandelten Kartoffeln überhaupt das erste Grün an die Oberfläche gelangte. Die Bedeutung dieser Entdeckung in wirtschaftlicher Hinsicht liegt auf der Hand. Außerordentlich bedeutungsvoll sind auch die Unter suchungen, die man in den letzten Jahren über den Einfluß des Lichts auf den Pflanzenwuchs angestellt hat. Das Institut für Pstanzenheilkunde in Jonkers in New Jork besitzt zM einen beweglichen Kran mit 48 Tausend-Watt-Lampen. Mit ihm läßt sich ein Treibhaus nach dem Schwinden des Sonnen lichts auch die Nacht hindurch taghell erleuchten. Ein anderer Raum des Instituts wird ständig durch 25 Anderthalb-Kilo- Watt-Lampen erhellt. - Cs hat sich nun hsrausgestellt, daß die Pflanzen durch diese ständige kräftige Beleuchtung ganz verschieden beeinflußt werden. Einige „arbeiten", d. h. wachsen die vollen 24 Stunde»' des Tages hindurch, andere dagegen streiken, wenn man vor ihnen Ueberstunden verlangt. Gerste, Kohl und Klee unter brechen ihr Wachstum so gut wie gar nicht, so lange sie nu> l genügend Licht erhalten. Man hat Klee mit künstlicher Bo teuchtung innerhalb 35 Tagen zum Blühen gebracht, währen- er auf dem Felde dazu mehrere Monate braucht. Tomaten dagegen verlangen gewisse Ruhepausen. Setzt man sie länger als 17 bis 18 Stunden täglich dem Licht aus, so lassen sie di Blätter hängen und machen nicht mehr mit. Nun kann man derartige Apparate natürlich für Getreib und Gemüse der genannten Arten Praktisch nicht verwenden/ das würde einen kostspieligen Kohl geben. Immerhin ba selteneren und teureren Blumen z. B. kann man von den Verfahren schon mit Erfolg — auch in wirtschaftlicher Hinsich — Gebrauch machen. Z. B. Blumen, die viel Licht zur Ent Wicklung brauchen, werden zur Zeit der kurzen Tage durck künstliche Beleuchtung gut gefördert werden können. Nun besteht übrigens ein großer Unterschied zwischen > Licht und Licht. Das gewöhnliche Fensterglas z. B., wie mar i es gemeinhin in Treibhäusern verwendet, setzt den ultra violetten Strahlen des Sonnenlichts ein unüberwindlichel Hindernis entgegen. Diese für das Wohlbefinden der Men schen so überaus wichtigen Strahlen haben sich indessen fü das Gedeihen der Pflanzen als ohne Bedeutung erwiesen Die Sache sieht jedoch gleich ganz anders aus, wenn mas beispielsweise die grün-blauen Strahlen ausschaltet, wodurch das Wachstum stark gehemmt wird. Der Mangel an ultra-violettem Licht ist für das Wachs tum der Pflanzen in Treibhäusern, wie wir sagten, ohne Ei»' fluß. Dagegen weisen solche Gewächse einen auffallender Mangel des zur Verhinderung oder Heilung der Rachitis si wichtigen Vitamins D auf. Der Nachteil läßt sich durch spätere Bestrahlung mit ultra-violettem Licht allerdings wieder - ausgleichen; indessen führt man einem Menschen durch eiw Bestrahlung von einer Minute Dauer ebensoviel des wert vollen Vitamins zu, wie wenn man seinen Tagesbedarf w frischem Gemüse eine Stunde lang diesem Licht aussetzt. Auf ganz anderem Gebiete liegt eine Entdeckung, die ma» hinsichtlich der Tomate gemacht hat. Die Pflanze liefert nämlich nicht allein eine wohlschmeckende und bekömmliche Frucht, sondern macht sich unter Umständen auch als Warnungssignal gegen Leuchtaasvergiftungen nützlich. I» Treibhäusern kommt es, vor allem, wenn draußen der Bode» hart gefroren ist, Var, daß aus einem gesprungenen Gasrohr entwichenes Leuchtgas oft aus erheblicher Entfernung an die Oberfläche dringt und dort, ehe es der menschliche Geruchs" sinn wahr zu nehmen vermag, großen Schaden anrichtet. Ci» Teil Gas auf 100 000 Lis 200 000 Teile Luft genügt aber bereits, die Blätter der Tomatenpflanzen zum Sinken p' bringen, ein untrügliches Zeichen, daß im Treibhaus giftig» Gase sich befinden. Zweisamkeit. Dcr Mann: . Ich bin der Tag, der weit und machtvoll schwingt, Ich bin die Kraft, die sich die Welt erringt. Ich weck' die Saat, aus der die Frucht ersteht, Und trag' der Erde Last, bis sie vergeht. Die Frau: Ich bin die Nacht, die alle Brände deckt, Ich bin die Stille, die das Leben weckt. ' Des Tages erstes Licht aus mir ersprüht, Der letzte Funke nur in mir verglüht. MannundFrau: . Wir sind nur Schöpfer aus des Schöpfers Ha» > Wir tragen seine Welt mit gleichem Schritt Und geben allem eine Fülle mit, Die sich als Wunder wieder um uns spannt. Hermann Pistor.
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