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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, A für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter, Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 Nr. 85 — 91. Jahrgang Wilsdrusf-Dresden Tekgr.-Adr.: „Amtsblatt' Postscheck: Dresden L640 Dienstag, den 12. April 1932 Die Koehflut üer Konferenzen Tar-Leus erfolgreicher Gegenstoß. Italien stimmt dem amerikanischen Vorschlag zu. Der erwartete Gegenstoß von französischer Seite gegen die neuen amerikanischen Abrüstungsvorschläge erfolgte in einer von Tardieu abgegebenen Erklärung, die diese als ungenügend bezeichnete, da sie lediglich Landwaffen berück sichtigten und keinerlei Kontroll- und Sanktionsmaßnah men enthielten. Tardieu lehnte eine Einzelbehandlnng der amerikanischen Vorschläge ab und forderte deren Be handlung zugleich mit den französischen Vorschlägen. Auf diese Weise dachte Tardieu, die sofortige Durchberatung und Annahme der amerikanischen Abrüstungsvorschläge unmöglich zu machen, und hat die Annahme der amerika nischen Vorschläge von der Annahme der französischen Sicherheitsvorschläge abhängig gemacht. Der Vorstoß rief unverzüglich den Vertreter der ita lienischen Regierung, General Cavarello, auf den Plan, der die volle Zustimmung der italienischen Regierung zu den amerikanischen Vorschlägen erklärte. Der Hauptausschuß beschloß, die amerikanischen Vor schläge gemeinsam mit sämtlichen in gleicher Richtung liegenden Anträgen zunächst im Präsidium zur Verhand lung zu stellen. ständige Übereinstimmung der englische Regierung mit den Vorschlägen der amerikanischen Regierung. Die Ab rüstungskonferenz stehe damit vor einem endgültigen und praktischen Vorschlag. Der schweizerische Bundespräsident Motta bezeich nete den amerikanischen Vorschlag als den Weg zur Lösung des Sicherheitsproblems durch Beseitigung der Angriffswaffen. Deutschland und der Abrüstungsvorschlag. Botschafter Nadolny erklärte, die deutsche Re gierung lege in den Verhandlungen entscheidenden Wert auf die Feststellung, daß ein befriedigendes Ergebnis der Abrüstungskonferenz niemals in einer Abgrenzung, son dern nur in einer entscheidenden Herabsetzung der Rüstungen erblickt werden könne. Er stellte mit Nach druck fest, daß die These der amerikanischen Regierung, Sicherheit durch Abschaffung der Angriffswaffen zu schaffen, in voller Übereinstimmung mit dem deutschen Standpunkt stände. Die deutsche Abordnung schließe sich weitestgehend dem amerikanischen Vorschlag unter der Vor aussetzung an, daß dieses nur einen e r st e n S ch r i t t zur allgemeinen Abrüstung bedeute. Wenn der amerikanische Vorschlag das einzige Ergebnis der Abrüstungskonferenz darstellen würde, so würde die Welt mit Recht mit einer derartigen Lösung nicht zufrieden sein. Die deutsche Regierung werde sich nicht mit einer Lösung des Ab rüstungsproblems zufrieden geben, die sich lediglich auf die Abschaffung der Angriffswaffen beschränke. In diesem Sinne begrüße die deutsche Abordnung die amerikanischen Vorschläge und fei bereit, an ihrer Verwirklichung mit zuarbeiten. „Mit Dank für das mir von dem deutschen Volk er neut bekundete Vertrauen und mit dem Gelöbnis, auch weiterhin mit meiner ganzen Kraft dem Vaterlande und dem deutschen Volke zu dienen, nehme ich die aus mich ge fallene Wiederwahl zum Reichspräsidenten an. Getreu meinem Eide werde ich mein Amt weiterführen im Geiste der übcrparteilichkcit und der Gerechtigkeit, mit dem besten Willen, unserem Vaterlande zur Freiheit und Gleichberechtigung nach außen, zur Einigung und zum Aufstieg im Innern zu verhelfen. An alle deutschen Män ner und Frauen, an diejenigen, welche mir ihre Stimme gaben, wie an die, welche mich nicht gewühlt haben, richte ich die Mahnung: laßt nun den Hader ruhen und schließt die Reihen! So wie schon einmal bei mei nem Amtsantritt vor sieben Jahren fordere ich auch heute unser ganzes deutsches Voll zur Mitarbeit auf. Die Zu- sammenfassung aller Kräfte ist notwendig, um de, Wirr nisse und Nöte unserer Zeit Herr zu w den. Nur wenn wir zusammenstchcn, sind wir stark genug, nm unser Ichicksal zu meistern. Darum: In Einigkeit vorwärts mit Mott!" licz. von Hindenburg. England und die amerikanischen Vor schläge — Ausdehnung auf die See- und Luftabriistung Genf, 11, April. Bon maßgebender englischer Seite wird erklärt, baß der englische Außenminister Simon über die neuen .amerikanischen Abrüftungsvvrschläge vorher nicht verständigt worben war; jedoch habe die englische Regierung in den letzten Tagen eingehend über praktische Abrüftungsvorschläge beraten, die in der gleichen Richtung liegen wie die amerikanischen Vor schläge. Aus diesem Grunde habe der englische Außenminister ohne Rückfrage in London die sofortige Zustimmung der engli schen Regierung zu den amerikanischen Vorschlägen erklären bereitungen für den neuen Reichshaushal 1 befassen. An den Beratungen nimmt auch Reichskanzler Bruntng teil. Am Donnerstag wird Reichskanzler Brüning ^iach Gens reisen, wo er voraussichtlich etwa zehn Tage bleiben dürfte. Wie an zuständiger Stelle bestätigt wird, ist vor der Rückkehr des Reichskanzlers unter keinen Um ständen mit einer Änderung innerhalb des Reichskabinetts zu rechnen. Es werden auch Zweifel geäußert, ob nach dem Beginn der neuen Amtszeit des Reichspräsidenten von Hindenburg eine Umbildung bzw Ergänzung des Kabinetts ratsam sei. Das dürfte im Hinblick aus die bevorstehende Lausanner Konferenz insbesondere für den Posten des Außenministers gelten. -r- Hindenburgs Dank. Reichspräsident vonHindenburg erläßt aus An laß seiner Wiederwahl folgende Kundgebung a» da^ deutsche Volk: Lehren aus dem Wahlkampf. Der 10. April ist Geschichte geworden. Wenn man zurückschaut auf das Ergebnis dieses Tages, einmal alles Parteipolitische beiseiteschiebt, so darf man vielleicht sagen, daß sich an jenem Tage etwas in Deutschland wahlpolitisch gezeigt hat, was man in England als das Zweiparteien system bezeichnen könnte. Das Ausland hat oft und nur mit teilweiser Berechtigung gesprochen von den „beiden" Deutschland. Bei der Wahl ging es aber überhaupt nicht um politische Programme irgendwelcher Partei, sondern nur um Persönlichkeiten. Diese waren entscheidend und führten die Entscheidung herbei. Man hat Volkswahlen auch oft als ein Barometer der Volksstimmung bezeichnet. Die Reichsregierung wird sehr scharf danach sehen, was dieses Barometer anzeigt. Wenn man auf das englischeVorbild zurückgreifen darf, so muß man aber auch verzeichnen, daß dort der Opposition breitester Raum gelassen wird. Nicht nur im Parlament kann sich diese Opposition zur Geltung bringen, sondern absichtlich öffnet englische Regierungsweisheit alle Ventile, durch die sie die Wünsche der Opposition geltend machen können. Davon könnte man in Deutschland einiges profitieren. Die Reichsarbeitsgemeinschaft der deutschen Presse hat mit dem Reichsinnenminister eine Befprechung gehabt, auf der ohne jede Rücksicht auf partei politische Einstellung die schweren Bedenken der herrischen Presse gegen die tatsächliche Auswirkung der Pressenotverordnung zur Sprache gebracht worden sind. Der Druck im Kessel wird nicht dadurch besser und geringer, wenn man die Ventile zuschraubt. Am 24. April wird in zwei Dritteln des Deutschen Reiches wiederum eine Wahl er folgen, wird sich also wiederum die Volksstimmung in der Wahlzelle zum Ausdruck bringen. Die Vertretung der deutschen Presse ist sich durchaus dessen bewußt, daß der Staat in Notzeiten besondere Abwehr-maßnahmen notwen dig hat. Andererseits kann aber eine Reichsregierung, die Von der Zweckmäßigkeit ihres Handelns überzeugt ist, es nur begrüßen, wenn an diesem Handeln auch eine sach liche Kritik geübt wird. Gerade in Wahlzeiten ist es notwendig, das Ventil weiter zu öffnen, um dem Ausdruck zu geben, was stimmungsgemäß in den Wähler- Wassen wirkt und lebendig ist. Die Demokratie hat dies früher doch immer gefordert. Werden nun plötzlich die Grundsätze gewechselt, weil es so zweckmäßig erscheint? Im Reich und für das Reich hat das Ergebnis des 10. April eine klare Entscheidung gebracht; am 24. April wer den aber für Preußen, Anhalt, Bayern und Württemberg, also für einen Großteil Deutschlands nicht minder wichtige Entscheidungen politischer Art ge stossen werden. Gerade darum, weil sich die führenden po litischen Kreise in Deutschland ihrer geschichtlichen Verant wortung durchaus bewußt sind, ist das Ersuchen der Reichsarbeitsgemeinschaft der deutschen Presse an den Reichsinnenminister eine, um mit Goethe zu sprechen, Forderung des Tages, der deutschen Presse die Sicher heit der Arbeit und Freiheit wiederzu geben, deren sie sich für die Erfüllung ihrer verantwor tungsvollen Aufgaben gerade in heutiger Zeit bedarf. Wenn man sich von dem rein zahlenmäßigen Ergeb nis der Wah! des 10. April entfernt, wird man auch dazu kommen, das Ergebnis zu werten. Es heißt dieser Wer tung nicht vorgreifen, wenn man >chon heute sagt, daß die 14 Millionen Stimmen, die für Hitler abgegeben worden sind, nicht verloren sein sollen. Auch darin kommt nicht bloß eine Stimmung, sondern eine politische Willensbil- dung innerhalb des deutschen Polkes zum Ausdruck. Dem will und wird auch die deutsche Presse nachfühlen. Man wacht das Wetter nicht dadurch besser, daß man das Baro- weter festschraubt? Meder einmal Wrüstungskonserenz. Neue amerikanische Vorschläge. Der französische Ministerpräsident Tardieu und der englische Außenminister Simon sind in Gens ein getroffen. Die Führer der übrigen 60 Abordnungen der Abrüstungskonferenz sind gleichfalls vollzählig nach Genf zu der Wiederaufnahme der Arbeiten der Abrüstungs konferenz zurückgekehrt. Die Verhandlungen der Konferenz begannen in vollem Umfang in dem Hauptausschuß, in dem jetzt eine all gemeine Aussprache über sämtliche Grundzüge der mit dem Artikel 1 des Abkommensentwurfes zusammenhängenden Fragen einsetzte. Der Präsident der Abrüstungskonserenz Henderson hat den Wunsch geäußert, daß vor allem die Großmächte jetzt zu den einzelnen Fragen der Ab rüstung, insbesondere dem Grundsatz der endgültigen u n d v o l l st ä n d i g e n A b r ü st u n g und derRechts - gleichheit anderer Staaten Stellung nehmen. Von amerikanischer Seite wird mitgeteilt, daß Bot schafter Gibson im HauptausschrH in einer großen Rede den Standpunkt der amerikanischen Regie rung zur Abrüstungsfrage und neue, eingehende Ab rüstungsvorschläge vorbringen wird, die sodann nach dem Ende der Woche erwarteten Eintreffen des Staatssekretärs Stimson sachlich zur Verhandlung gelangen sollen. Amerika für den Si-erheiirgedanlen. Ein neuer amerikanischer Abrüstungsvorschlag. Die Genfer Abrüstungskonferenz begann ihre Arbeiten im Hauptausschuß mit der Entgegennahme der vom amerikanischen Botschafter Gibson angekündigten neuen Abrüstungsvorschläge. Gibson fordert zunächst im Namen seiner Regierung die vollständige und sofortige Abschaffung der schweren Artillerie, der Tanks und der chemischen Waffen. In dem amerikanischen Entfchließungsentwurf heißt es, daß sämtliche Mächte der Welt die gleichberechtigten Befürchtungen hinsichtlich der Verteidigung ihres Terri toriums empfänden, daß viele Staaten gegenwärtig von dem Gefühl des drohenden Angriffs durch ihre Nachbarn beherrscht feien und daß die Abschaffung der Angriffs waffen der entscheidende Schritt zur Herstellung des allge meinen Sicherheitsgefühls sei. Die amerikanischen Vorschläge. 1. Die Hauptangriffswaffen, schwere Artillerie, Tanks und chemische Waffen als solche sollen abgeschafst werden. 2. Der Landabrüstungsausschuß wird beauftragt, einen Plan über die Klassifizierung der Geschütze mit Kalibern über 155 Millimeter und der Tanks sowie der Gaswaffen aufzustellen. 3. Die Staaten verpflichten sich, diese Angriffswaffen im Kriegsfälle nicht zu benutzen. 4. Der Politische Ausschuß wird beauftragt, die end gültige Entschließung auszuarbeiten und dem Hauptaus schuß binnen einer Woche zur Durchberatung vor zulegen. Gibson unterstrich in seiner großen Rede, daß das Problem der Sicherheit im Mittelpunkt der Abrüstungs verhandlungen stünde. Obwohl das amerikanische Volk bisher wenig Sympathie für den Sicherheitsgedanken gehabt habe, sei jedoch die amerikanische Regierung zu der Überzeugung gekommen, daß eine Lösung des Abrüstungs problems nur auf dem Wege der Lösung der Sicherheits frage zu erreichen sei. Die Abschaffung der Angriffs waffen würde eine wesentliche Verminderung der Heeres haushalte ermöglichen. Die Aussprache beginnt. Der englische Außenminister Simon erklärte voll Kommt eine Regierungsumbildung? Das Reichskabinetl wieder an der Arbeit. Der R e i ch s k a n z l e r bot bei feinem ersten Vortrag ''ach der Wahl dem Reichspräsidenten von Hinden burg entsprechend der Gepflogenheit aus Anlaß der Wiederwahl des Reichspräsidenten den Rücktritt des Kabinetts an. Reichspräsident von Hindenburg ersuchte M Reichskanzler, von diesem Rücktritt abzusehen, «ei diesem Schritt Brünings handelte es sich in der Hauptsache um eine Formalität. Meldungen über eine * nmit 1 elbar bevorstehende Regierungsumbildung Folge der Präsidentenwahl entsprechen nicht den Tat- wchen, sie eilen den Ereignissen zum mindesten erheblich "»raus. Eine spätere Umbildung des Kabinetts wird ^der in politischen Kreisen nicht für unwahrscheinlich ge ilten in der Form, daß man die beiden nichtbesetzten «stnisterien des Inneren und Äußeren besetzt, und zwar ^>rd für das Reichsinnenministerium in erster Linie D r. ^oerdeler, für das Außenministerium Staatssekretär ° Vülow genannt. Die Entscheidungen dürften aber M vor Anfang Mai fallen. Die Gerüchte über einen o'" des Staatssekretärs Meißner sind völlig aus ^uft gegriffen. Staatssekretär Dr. Meißner genießt das volle Vertrauen des Reichspräsidenten "d bleibt daher auch im Amt. Das Reichskabinett wird sich sofort mit den Vor- ^ »Wilrdr^f-er Tageblatt« erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— SiW. Ne Haus, bei Postbestellung 1,80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Apjg. Alle Postanftalten, Post. seÄ^-L Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend höherer Lewa», —— ' Krieg oder sonstiger Be. 1 sv - —.... —„ oerumpqttgt. 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