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MsdmfferTagMati Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »ar »Wilsdruffer Tageblatt' -.riLe^-an allen Wcrktageu nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,- RM. Bei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 1v Rpig. Alle Postanstalirn, Post- Arn^iS-iL Wochenblatt für Wilsdruff u. Umqeqend yaUe höherer Gewalt, —- — Krieg oder sonstiger De- «lebsstörungen besteht Kern Rnlprun^ aus Lieferung der Leitung oder Kürzung de» Bezugspreises. — Rücksendung eingeiandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8gespaltene Raumzeile 20 Rpsg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4V Reiche Pfennige, dir 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RMK. Nachweisungsgebuhr 20 Reichspjennig». Dor- Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 annahmebisvorm.10Uhr. — - > - - > Für die Richtigkeit de» durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Earantie. Jeder Aabatianipruü erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerat. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts- gertchts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 73 — 91. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 29. März 1932 IMlitMserenz und Mbutsruge Wien für Iom-KMmz in London Rom, 28. März. Italien hat in Louden mitgeleilt, daß es die englische Einladung zur Viermächtekonferenz in London an nimmt. Italien wird durch Außenminister Grandi vertreten sein. Nachträglich hört man, daß Frankreich versucht hat, die Londoner Donom-Könsierenz auf Frankreich und England zu be schränken und Deutschland und Italien auszufchlaten. Das halb amtliche Gwrnale d'ItÄia erklärt, die Konferenz der vier Mächte scheine nun für die nächste Woche gesichert zu fein. Hin gegen fei die ursprünglich vorgeschlagene Konferenz der fünf Donaustaaten offenbar aufqegeben worden. Hinsichtlich der be vorstehenden Londoner Konferenz hält das Blatt Zurückhaltung für geboten, um die ohnehin verwickellle Aufgabe der Diploma ten nicht zu erschweren. rrevues vet geigender Amortisation, wobei zum Ausdrucke gebracht wird, daß die Handwerker, kleinen Gewerbe treibenden und Kaufleute, denen es heute ebenfalls sehr schlecht geht, in erster Lime berücksichtigt werden sollen. Die Entschließung führt weiter aus, daß die vor gesehene Reichs- und Landeshilfe, welche einen halbjähri gen Zinserlaß in Aussicht stellt, unabhängig von der Er füllung der bisherigen Rückstände bis zum 20. Mai ge leistet werden müsse, wenn sie Erfolg haben solle. Daher seien die bisherigen Rückstände bis zur Durchführung der Gesamtordnung der Siedlungen zinslos zu stunden. Da viel zuviel Siedlungsgesellschaften tätig seien, solle das Reich diejenigen der Gesellschaften, die zum Schaden der Siedler und des Siedlungsgedankens mit zu unreichendem Kapital arbeiten, im Wege der Gesetzgebung Zusammenlegen und in Zukunft nur Gesellschaften zu lassen, die ihre Aufgabe mit genügenden Mitteln erfüllen könnten. Die Tagung und die Entschließung gipfelten in dem wohl kaum bestreitbaren Satz, daß alle Opfer, welche bis her von Reich, Land und Siedlern gebracht worden sind, vergeblich sein müssen, ebenso wie eine gedeihliche Fort führung des großzügigen Siedlungswerkes unmöglich wird, wenn nicht die bisherigen Siedler so lebensfähig gemacht werden, daß sie ihre Stellen halten können. Die in Angriff genommene Erwerbslosenrandsiedlung mit zwei Morgen Land wurde von allen Rednern aus ihren bisherigen praktischen Siedlererfahrungen heraus als ein gutgemein ter Versuch mit untauglichen Mitteln kritisiert. Die neuen Konserenzpläne. Gefährliche Vorbesprechungen über Donau- und Tributsrage. Neue Konferenzen der vier Mächte Frankreich, England, Italien und Deutschland stehen be vor und sollen in der nächsten Zeit den europäischen Staatsmännern Gelegenheit geben, sich über die Donau- bundsrage auszusprechen, ehe die große Lausanner Schulden- und Reparationskonferenz im Juni stattfinden wird. Durch den Donauplan Tardieus ist wieder reichlicher Zündstoff angehäufi worden, und es wird schwer halten, die zahlreichen widerstreitenden In teressen im Donaubecken auseinanderzuwirren. Der über eilte Vorschlag Tardieus, der ohne vorherige Fühlung nahme mit Deutschland zustande gekommen ist, hat dazu beigetragen, die politischen Gegensätze zu verschärfen. Der Plan hat jedenfalls die Rolle Deutschlands völlig außer acht gelassen, die es in jedem Plane für den wirtschaftlichen Wiederaufbau Mitteleuropas spielen muß. Er hat ferner Befürchtungen ausgelöst, daß Osterreich und Ungarn unter die Oberhoheit der Kleinen Entente gebracht wer den sollen. Deutschland wird mit aller Energie darauf dringen müssen, daß es mehr als bisher in die Beratun gen über die Donaufragen einbezogen wird. Die jetzt geplanten Vorbesprechungen zwischen Tardieu und Macdonald über die Donau- und Tributfragen dürfen nicht dazu führen, daß zwischen England und Frank reich Abmachungen getroffen werden, in denen die deut schen Interessen als Nebensache behandelt werden. Die letzten Ausführungen Tardieus im französischen Senat, die den Standpunkt Frankreichs in der Tributfrage umreitzen, zeigen deutlich, daß für Deutschland neue Ge fahren im Anzuge sind. Die „Heiligkeit der Vertrüge" und die „Sicherheit Frankreichs" spielen wieder eine große Rolle, und es scheint, als habe Tardieu aus den Katastrophen der letzten Zeit nichts hinzugelernt. Schon schirrt er als Kampfrotz für Lausanne sein altes Steckenpferd auf, und ist jetzt bemüht, es mit Zustimmung Englands zu tummeln. Zu der geplanten Zusammenkunft Tardieu-Macdonald verlautet, daß die Zusammenkunft schon in den nächsten Tagen stattfinden wird. Beide Minister seien sich über die Notwendigkeit einer Verständigung zwischen England und Frank reich völlig im klaren, und es würden alle Anstrengungen gemacht werden, um dieses Ziel zu erreichen. Nachdem der Unterausschuß des englischen Kabinetts sich einmütig über die von England zu verfolgende Tributpolitik klar geworden sei, könne Macdonald jetzt offen zu Tar dieu sprechen. Frankreich spinnt seine Netze im Süden und Norden, Osten und Westen um Deutschland herum, aber man hört nichts davon, daß die deutsche Außenpolitik entsprechende Gegenmaßnahmen trifft. Ist Reichskanzler Brü ning so mit Innenpolitik beschäftigt, daß Außen minister Brüning diese wichtigen Gegenstände als weniger dringend ansehen mutz? Sine kühne Behauptung mit Fragezeichen. Berlin zu der Seimtsrede Tardieus. Die Ausführungen Tardieus im Senat über die Haltung des Völkerbundes in der fernöstlichen Frage werden in Berliner politischen Kreisen als eine geschickte Propaganda für den französischen Abrüstungs vorschlag, der bekanntlich u. a. auf die Schaffung einer Völkerbundarmee hinausläuft, bezeichnet. Es wird erklärt, datz der Völkerbund ebenso stark oder so schwach sei, wie die Mitgliedermächte es wollten. Einer Einigung der Mächte innerhalb des Völkerbundes oder außerhalb desselben habe nichts im Wege gelegen. Der französische Ministerpräsident hat es in seiner Rede weiter für nötig gehalten, zu erklären, datz die Be handlungen mit Deutschland und Italien im Geiste des Wiederaufbaues „ohne einen politischen Hinter gedanken" seitens Frankreichs geführt würden. In Berlin kann man nicht umhin, hinter diese kühne Behauptung Tardieus ein großes Fragezeichen zu setzen. Nonaukonferenz in London. Ein Vorschlag der englischen Regierung. Die britische Negierung hat der deutschen, der ita lienischen und der französischen Regierung vorgeschlagen, im April in London zu einer Konferenz zur Erörterung der Donaufrage zusammenzutreten. Die Konferenz soll so früh wie möglich stattsinden. Deutschland und die Donaupläne. Französisch-englische Vereinigung? Es ist jetzt ziemlich sicher, datz Ministerpräsident Tar dieu und Finanzminister Flandin sich am Sonnabend nach London begeben werden, um mit den englischen Staats männern sowohl über die Frage des wirtschaftlichen Donaubundes als auch über das Kriegsschulden- und Tributproblem vorbereitend zu verhandeln. Der franzö sische Wunsch, mit England zu einer Art Bereinigung zu gelangen, und die Ministerbcgcgnung von der Biermächtc- konferenz zu trennen, scheint sich also in vollem Umfange durchgesetzt zu haben. Italien hat in London mitgeteilt, datz es die englische Einladung zur Viermäcknekonferenz in London annimmt. Italien wird durch Außenminister Grandi vertreten sein. Nachträglich hört man, daß Frankreich ursprünglich ver sucht batte, die Londoner Donaukonserenz auf Frankreich und England zu beschränken und Deutschland und Italien auszuschalten. Die auf den englischen Vorschlag ergangene deutsche Anregung, die Donaukonferenz erst nach dem 10. April stattfinden zu lassen, ist, wie in Berlin verlautet, keines wegs als eine endgültige Entscheidung der Reichsregierung zu werten. Der Reichskanzler hat sich vielmehr bisher noch nicht endgültig geäußert. * MWDN und die IoM-Wne. Wirtschaftliche Ummodellterung des Versailler Vertrnges Washington, 28. März. In amtlichen Kreisen Was hingtons richtet sich die Aufmerksamkeit auch mehr auf die Do- nau-Pläne als auf die Abrüstung. In maßgebenden Kreisen be trachtet man nämlich die französischen Donauvorschläge tatsäch lich als eine Ummodelüierung politischer Punkte des Versailler Vertrages in wirtschaftliche Bestimmungen. Es herrscht die Auffassung vor, Laß Deutschland mit Frankreich übereingelöm- men ist, dem beabsichtigten Dvnaubund nicht zu widersprechen und keine besonderen wirtschaftlichen Vorteile anzustrsbrn. Ein derartige Zustimmung Deutschlands würde nach Auftastung Washingtoner Kreise bedeuten, daß Deutschland darauf verzich tet, später die deutsch-österreichischen Zvllunionspläne wieder auflebrn zu lassen. In amtlichen Kreisen übt man zwar vorläu fig noch Zurückhaltung, doch wird der Donaubund-Plan offen bar begünstigt. Es herrscht die Ansicht vor, daß die Bildung eines oder mehrerer natürlicher Wirtschaftsgebiete mit gleich förmigen Zollmauern anstelle von Zollmauern um jedes kleine Land der allgemeinen Wirlschaftsbelebung dienlich sein kann. Die Krifis -es deutschen Eiedlungswerkes. In Güstrow hatte der Landbund Mecklenburg-Schwerin eine Siedlertagung einberusen, zu der 420 Vertreter von Siedlergemeinden erschienen waren. Die meisten von ihnen vertraten ganze Ortschaften, welche durch Samm lungen von Haus zu Haus das Reisegeld für ihre Ab geordneten aufgebracht hatten. Nach Vorträgen des Land bundvorsitzenden, Reichstagsabgeordneten Dr. Wend hausen, des Landessiedlerausschußvorsitzenden Kühnen- Levitzow, des Siedlungssachverständigen des Neichsland- bundes, Regierungsrat a. D. Dr. Wenzel-Berlin, und einer sehr erregten Aussprache, an welcher sich etwa zwanzig Vertreter der Siedlergemeinden beteiligten, kam man all gemein und einstimmig zu folgenden Ergebnissen: Die Lage der Siedler, die im übrigen durch die allge meine Unrentabilität der gesamten Landwirtschaft in voller Schwere betroffen werden, wird gegenüber den alt ansässigen Landwirten noch dadurch verschärft, daß die Siedler bedauerlicherweise zu Bedingungen angesetzt Morden sind, welche sich als untragbar und unerfüllbar ^Miesen haben. Wie gefährlich für sie die Lage ge worden ist, geht schon daraus hervor, daß ganze Siedler- delneinden noch zu dieser Zeit, wo der Beginn der Be- swllungsarbeiten schon überfällig ist, noch weder das Nötige Saatgut noch den Dünger besitzen, daß zu befürchten ist, datz große Teile der Siedlerländereien brach liegen bleiben Werden, daß also die Siedler nicht einmal das für ihren eigenen Unterhalt notwendige Brot ernten können und »ach der Ernte erst recht nicht in der Lage sein werden, ihre Verpflichtungen zu erfüllen. Ebensowenig sind aber die meisten Siedler in der Lage, sei es selbst durch Vermehrung ihrer persönlichen Verschuldung oder durch Verkauf von Inventar, bis zum 20. Mai die Beträge aufzubringen, welche die Voraus setzung für den in Aussicht gestellten halbjährigen Zins erlaß sind. Diese Reichs- oder Landeshilfe Würde also der großen Mehrzahl der Siedler gar nicht zugute kommen können. Unter diesen Umständen müsse man die Frage auf werfen, ob eine Fortsetzung der Siedlung in der bisherigen Und für die Zukunft vorgesehenen Art überhaupt noch zu rechtfertigen sei, oder ob die Mittel, die für weitere Siedlungen verwendet werden sollen, nicht zweckmätzigerweise zunächst dazu benützt werden, um die schon angesetzten Siedler lebensfähig zu machen. Wenn die Siedler eine grundsätzliche Revision der bisherigen Siedlungsverträge fordern, so können sie sich darauf berufen, daß inzwischen von den maßgebenden Stellen in Reich und Ländern anerkannt worden sei, daß die bisherige Siedlung zu teuer gewesen ist, und daß die Kosten beträchtlich herabzusetzen sind, wenn die Siedler finanziell lebensfähig bleiben sollen. Das ist erst in diesen Tagen wieder auf dem Presse empfang des preußischen Landwirt schaftsministers zum Ausdruck gekommen, wo der Hoffnung Ausdruck gegeben worden ist, datz es gelingt, die Kosten für die Normalstelle von 60 Morgen auf 20 000 Mark herabzusetzen (gegenüber 40 000 Mark noch im Jahre 1828). Wenn also anerkannt werde, daß sowohl die Kosten iür Land wie für Gebäude früher viel zu hoch angesetzt worden sind, als datz man ihre Verzinsung und Ab wägung den künftigen Siedlern zumuten kann, so haben die zu teuer angesetzten bisherigen Siedler das Recht zu wrdern, daß auch ihre Stellen dementsprechend ber u n t e r g e s e tz t werden. Außerdem aber müsse den Mich die bisherige Überbelastung erschöpften Siedlern un- derzüglich eine Schonfrist zum Aufbau ihrer Stellen ein- kttäumt werden. Gefordert wurde schließlich eine Kon - Jolle der Siedlungsgesellschaften und Wne vorherige Nachprüfung der zur Siedlung in Aussicht genommenen Ländereien durch eine neutrale und sachver ständige Behörde, die auch dafür zu sorgen hat, daß bei der Auswahl von Sicdlungsgelände keine parteipolitischen Hintergedanken ausschlaggebend werden. , Den wichtigsten Teil dieser Leitgedanken zusammen- gssend wurde dann einstimmig eine Entschließung ange- JMmcn, in der folgende Forderungen auf- Ofttellt werden: y 1. Drei wirkliche Freijahre, während welcher alle '"sikünfte zur Verbesserung der Siedlerstellen verwendet Werden, so daß man dann von normalen Wirtschaften " Siedlerbetrieben sprechen kann. 2. Nach Ablauf der drei Jahre dürfen nur 15 bis „ Prozent der Roheinnahmen zur Zins- und Amortisa- wnsleistung Perwenduna finden. .^uter Anpassung" an die Ertragsfähigkcit muß ^'chzeitig die Ertragsfähigkeit der Altsiedler neu fest- ^letzl werden. (Entsprechend der inzwischen retchsseitig en Anerkennung der bisherigen Überteuerung.) Da Sio^ndkürtschaftliche Entschuldung im Osthilsegebiet für Muff seitens der Landstelle nicht durchgeführt wird, ft Entschuldung gesondert durch das Reich und die °°iungsträger erfolgen lwln ' ^iösung der Wirtschaftsschulden bei Privatgläubi- wayrend.der drei Freijahre mit Hilfe eines Reichs-