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MdmfferÄgM« Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Amts- Gerichts und des Stadlrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Noffen behördlicherseits bestimmte Blatt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: dir 8ge,p »Urne Rauwreile LV Apsg., die 4geipal»rnc Zeile der ">u"'<dcn Veknnntmpchnngen 1V Aeich» psennige, die Sgeipaltene Acklomezeile im lexllichen Teile I RWb. Siachmeiiungsgedul;, 2i> Rcicheplennige. »»r» Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 annahmt dis norm.IvLt hr. > durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wn keine v orantie. ^eder V olaitanipruct "Ufttt, wenn der Betrag vurcy Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerat. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, k^«^"^ruffer Tageblatt- ericheini NN allen WEapcn nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,- AM. bo ei^ b'' Poildchellung 1,80 AW. zuzüglich Bestellgeld. Mnzelnuminern 10 Rpig. Alle Poftaastatt-n, Post. Wochenblatt für Wilsdruff u. Umaeaend volle höherer Bemal:, i Krieg oder lonftigei Be ¬ triebsstörungen besteht kein Amprua au, lieierung de> Fettung oder Kürzung des Dezugspreiies. — Rücksendung «ingeiandier Schriftstücke ersolgi nur, wenn Porto beiliegt. Sonnabend, den 26. März 1932 Wilsdrufs-Dresden l.: „Amtsblatt" Postscheck: Dresden !640 Aitlh Tardieil Plht Ms die NeOristei Die Tribuifragen vor dem französischen Senat. Flandin und Beranger fordern Achtung vor den Verträgen. Im Senat äußerte sich Finanzminister Flandin ge legentlich der Haushaltberatungen zur französischen Hal tung auf der bevorstehenden Lausanner Konferenz. Er er klärte, daß sich die französische Abordnung eng au die Aus führungen der Baseler Sachverständigen hallen werde, in denen eindeutig zum Ausdruck gekommen sei, daß ein Verzicht auf die Reparationen die Lasten nur auf andere Schultern abwälzen werde. Die Streichung der Repara- tions- und der Kriegsschulden werde die Krise nicht be heben. Langsristige Kredite seien notwendig, deren Vor bedingung jedoch die Achtung vor den übernommenen Ver- pslichtungen sei. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Senats, Henrv Beranger, wies auf die Fehlbeträge in sämtlichen europäischen und außereuropäischen Haus halten hin, die er auf insgesamt kW Milliarden Franken bezifferte. Von der bevorstehenden Lausanner Konferenz werde zum großen Teil das Gleichgewicht des französischen Haushalts abhängen, weil die deutschen Reparationszahlungen eine nicht zu unterschätzende Einnahmequelle für Frankreich darstellten. Das Hoover-Moratorium habe den Begriff „Vertrag" zerstört. Es sei in letzter Feit zu einer Gewohnheit gewor den, die Revision eines Vertrages zu verlangen, der kaum unterzeichnet fei. Die Befürchtung einer Umwälzung in der ganzen l Welt und die Unsicherheit hätten das internationale Ver trauen vernichtet, weshalb man zunächst einmal die Ach tung vor den übernommenen Verpflichtungen Wieder- Herstellen müsse. Die Ausführungen Berangers wurden von Minister präsident Tardieu mit besonderer Genugtuung ausgenom men und immer wieder von ihm durch Zwischenrufe „Sehr gut" unterbrochen. 8m Verkaufe der Aussprache im Errat am Freitag über den Haushalt des Außenministeriums sprach Ministerpräsident Tardieu über die Außenpolitik Frankreichs. Tardieu erllärte einleitend, daß die Auffassung, der Völkerbund stehe auf schwa chen Füßen, denjenigen zu verdanken 'ei, die seit 13 Fahren die Rolle des Völkerbunids herabgesetzt hätten. Umso wichtig sei es daher jetzt, eine internationale Macht sicherzustellen und den französischen Vorschlag, den er auf der Abrüstungskonferenz eingebracht habe, anzunehmen. Tardieu ging dann auf die Reparativnspolitik der franzö sischen Regierung über Md erklärt, das; der jetzige Haushalt unter anderem 1173 Millionen Franken als Einnahmeposten aufweisen müsse, der die Reparationen darstelle, die Deutsch land im Juli zu leisten Hahr. Wenn man diese Einwägung nicht gemacht hätte, so würde das einen Verzicht Frankreichs auf die Reparationen bedeutet haben. Tardieu fuhr dann fort: „Nie mand hätte uns das verziehen. Möge der Himmel geben, dass die 1173 Millionen sich eines TaMs in unserer Kasse befinden. In der Repcratwnsfrage ist Frankreich hcreit, die freiwillig unterzeichneten Verträge den Verhältnissen anzupassen. Es ver weigert aber einh Mißachtung der Unterschrift. Das bedeutet, daß wir im kommenden 8uni zur Lausanner Konferenz gehen, nachdem wir unseren Standpunkt dem der anderen Mächte, mit denen wir uns treffen werden, genähert haben. Wir werden aber entschlossen an vn'emr Auffassung festhalten, weil dies un ser Recht ist und weis wir die Sicherheit von morgen auf die Unterschriften der Abkommen aufbauen wollen, die gestern ge troffen worden sind, und die wir deshalb nicht zerstören kön nen." Tardieu erklärte dann, daß die Vierhandlungen über die Schaffung der Donau - Förberction einen befriedigenden Verlauf nähmen. Mit England habe Frankreich die Gewohn heit angenommen, auf freundschaftliche Weise zu verhandeln. Es M notwendig, zwischen Frankreich und Italien die letzten noch bestehenden Hindernisse aus dem Wege zu räumen. Was die Mnerpslitrsche Lage Frankreichs angehe, -o seien die Schwie rigkeiten nicht so groß, daß sie nicht überwunden werden könn ten. In der Außenpolitik 'ei es Echo Aufgabe eines demokrati schen Staates, niemals zu lügen und immer mit offenen Karlen zu spielen. — Ditz Ausführungen des Ministerpräsidenten wur den mit langanhaltendem Beifall ausgenommen. Nr. 72 — 91. Jahrgang Vufersiehungswillen. Wieder einmal ist für die Osterzeit ein Burgfriede in der Innenpolitik befohlen worden —, aber weiter denn je sind wir in Deutschland von einem wirklichen Osterfrieden entfernt. Dre kurzen Wochen eines mit Hilfe der Notver ordnung erzwungenen Waffenstillstandes lassen die politi schen Kräfte, die gegeneinander stehen, nur äußerlich zur Ruhe und innerlich kaum zur Besinnung kommen. Man sielft hinweg über Ostern und über den Osterfriedcn. Alan denkt nur an die Zeit und die Entscheidungen, die vom deutschen Volke in der Zeit bald nach Ostern gefällt werden sollen. Und man betrachtet den erzwungenen Osterfrieden nur als eine Atempause für die in naher Aussicht stehenden innenpolitischen Kämpfe. Man schärft die Waffen, rüstet sich zu neuem Ringen — und nimmt es fast unwillig hin, daß der Osterfriede den offenen Streit verbietet, daß man dazu gezwungen ist, für kurze Zeit die Waffen niederlegen zu müssen; und man wartet auf den Augenblick, ersehnt den Tag, an dem man von neuem wieder zu diesen Waffen greifen kann. Wird damit wirklich der Zweck des politischen Oster- sriedens so ganz und gar nicht erreicht werden, ein Zweck, ^er nicku nur äukerlich sein will und sein soll! „Ihr Ehöre, singt ihr schon den tröstlichen Gesang, Der einst, um Grabes Nacht, von Engels Lippen klang, Gewißheit einem neuen Bunde?" spricht Faust, als ihm am Ostermorgen der Chor der Engel die Schale mit dem Trank der Selbstvernichtung aus der Hand zwingt. Auch wir Deutsche haben schon den „Auszug aller töd lich seiende» Kräfte" an den Mnnd gesetzt, jene „Phiole", die der Geist der Selbstzerfleischung in sich birgt. Nicht tödlich seiende Kräfte, sondern Lcbenbringendcs, Lebenverheißendes, Lcbencrlöscndes bringt die Oster botschaft. Etwas Inneres und Verinnerlichendes will agch der Osterfriede. Einst, in den Zeiten des Mittelalters, wurve ein „Gotlesfrieden" erzwungen: Acht und Bann traf jeden, der diesen Frieden brach. Ist doch Ostern auch das Fest des Frühlingsbcginus, des Erwachens der Natur und darum ein Fest des Hassens. Und mögen wir Deutsche, durch innenpolitische Kämpfe zerrissen und zer spalten sein, allzuwenig auch auf den Druck achten, unter dem wir von draußen her stehen —, dieser Druck ist doch da und wird uns in den Stunden und Tagen erzwungener Selbstbesinnung nur allzu deutlich fühlbar. Gerade das aber ist der vielleicht ungewollte, sicherlich kaum beabsichtigte Zweck des Osterfriedens, des Waffen stillstandes für die innenpolitischen Auseinandersetzungen in Deutschland. Die Selbstbesinnung wird und soll ein mal die Augen dafür öffnen, daß im deutschen Polke neben dem vielen politisch Trennenden es auch so manches gibt, in dem wir alle z u s a m m e n st e h e n. Draußen in der Welt gibt es keinen Osterfrieden, dort schreitet un beirrt das Geschehen seinen ehernen Gang. Vielleicht achteten wir dessen zuwenig, aber es ist entscheidend für unser Schicksal. Vielleicht starren wir alle viel zu sehr auf das, was uns innenpolitisch scheidet, um den Blick dafür verloren zu haben für das, was uns äußerlich und innerlich zusammenbindet. Vielleicht streiten wir uns viel zu sehr um das Richtige oder Unrichtige, das Zweckmäßige oder Unzweckmäßige der verschiedenen Wege, ohne den Blick darauf zu richten, daß doch für alle Deutschen das Ziel heute das gleiche ist. Das Ziel ist es und das Wollen dafür. Wir wollen üben, nicht um unserer selbst willen, sondern damit Teutschland lebe, das noch eine Aufgabe und darum eine Daseinsberechtigung in der Welt besitzt. Wir wollen uns durchsetzen gegen diese Welt dort, wo sie sich Uns feindlich entgegenstellt. Wir wollen aus eigener Kraft den Stein fortwälzen, mit dem der Haß dieser Welt uns das Grab verschloß. Wir wollen — aufcrstehen. Wir ^le. Dieses Wollen ist das Tiefste und Letzte in jedem Deutschen unbewußt vielleicht, aber doch in immer parkerem und breiterem Umfang zum Bewußten sich smporringend. Wir wissen es leider nur allzu genau, daß Auner noch die Wächter vor dem Grabe stehen, die der vaß der Welt dort hiugestcllt hat. Wir wissen aber auch, daß ihnen ein Teil ihrer Waffen, mit denen sie uns be wachen, durch das Urteil der Geschichte, durch den Gang des Wcltschicksals genommen sind. Nicht harren und hoffen wollen wir in untätiger Ergebenheit auf den ^Uferstehungsmorgen, sondern alle das Auserstehen "us eigener Lebenskraft h c r b e i z w i n g e n. jemand gibt sich dazu her, den Stein vom Grabe zu wälzen — wir selbst sind cs, alle zusammen, die dies tun wüssen. Osterspaziergang. Welthuldigung an Goethe — Großreinemachen in der Wirtschaft — Ein Meer des Irrtums „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche Durch des Frühlings holden, belebenden Blick." lOv ^onn in diesen Tagen in ernsten Feiern Goethes E,„, begangen wurde, wenn wir Deutsche mit bieg '"gen ^"uen: „Denn er ist unser!", — dann sollte Krösus, ' ^hr sein und bleiben als nur die Ehrung des leben ^"sichen Dichters. Gewiß kann auch daS Geistes ole Schassuna höchster aeistiaer Güler nicht die Eisdecke sprengen, mit der der Weltkrieg, der Haß und ein wilder Chauvinismus Deutschland abgesperrt hat von dem, waS sich „die Kulturwelt" nannte. Aber der deutsche Geistesbesitz vermag doch, jene Eisdecke allmählich auf zulauen. Vieles ist schon erreicht und fast mit Erstaunen las man davon, daß erst jetzt, erst vor ein paar Tagen auf einem in Spanien abgehaltenen internationalen Medi zinerkongreß zum ersten Male „auch" deutsche Gelehrte erschienen sind und kein Protest mehr gegen dieses Er scheinen erhoben wurde wie bisher seit dem Kriegsende. Und vor der Fürstengruft in Weimar, vor dem Sarge Goethes standen Menschen als Vertreter auch von Nationen, die noch längst nicht den Argwohn, ja den Haß gegen das deutsche Volk als solches verloren haben. Goethes „Faust" hat sich die europäische Welt erobern können und er wanderte mit den Deutschen rund um den Erdball, wo überall der Deutsche zum „Kulturdünger" geworden ist. Deutsch ist er, wie die Sage vom „Dr FaustuS" deutschen Ursprungs ist als Ausdruck deutschen Geistes. Und wenn Faust auf seinem Osterspaziergang die erwachende Natur begrüßt, dann schließt er, wieder echt deutsch, das sehnsüchtige Erwarten daran: „Im Tale grünet H o s s n u n g s - Glück." * „Wird es nicht alle Tage schlimmer? Gehorchen soll man mehr als immer Und zahlen mehr als je zuvor!" Es ist der „Bürger", ein über alles mißvergnügter Zeitgenosse, der im „Osterspaziergang" kurz vor Faustens Erscheinen mit jenen Worten seinem Tagesunmut Aus druck gibt. Wir Deulsche von heule haben ein bißchen mehr Veranlassung, in jener Form, mit jenen Fest stellungen zu klagen, die seltsam genug in die Gegenwart passen. Sowohl was das „Mehrgehorchen" anbelangi wie das „Mehrzahlen"! Und leider muß man auch von den vergangenen Tagen feststellen, daß sie „immer schlimmer" geworden sind. Aus der Zerstörung, die sie über unsere Wirtschaft brachten und bringen, wird jetzt zusammengesuchl und neu aufgebaut alles, waS noch einigermaßen haltbar geblieben ist Aus den Trümmern einst so stolzer Pankpaläste werden einfache, aber hoffent lich stabilere Häuser errichtet. Mit wehmütiger Trauer gedachten die Direktoren der DD-Bank und der nun verschwundenen Danai - Bank aus ihren Generalver sammlungen noch einmal des Vergangenen, ehe sie sich hineinfinden mußten in das Heute und Morgen, über der ganzen deutschen Wirtschaft steht jetzt das mahnende und drohende Wort „Sanierung" Auch an der Börse, die ja nun doch woltt bald eine größere Freiheit erhalten wird, veranstaltet man auf dem Kurszettel ein großes „Reinemachen", um ihn von wert los gewordenen vaviernen Lasten zn befreien. Dann kann man von den Teilen der Wirtschaft, die sich gründlichst saniert haben, die die „Pest" der Krise überstehen, wirklich sprechen, wie im „Osterspaziergang" der alte Bauer zu Faust: „Ihr aber kommt gesund heraus!" s „O glücklich, wer noch hoffen kann, Aus diesem Meer des Irrtums aufzutauchen." Allerdings hat es der Mensch von heut — in der Politik nämlich — viel zu sehr an sich, immer nur der festen Überzeugung zn sein und dieser anch stets und ständig Ausdruck zu geben, daß — die anderen im Meer des Irrtums versunken sind Noch aber hat niemand in der Politik den „Stein der Weisen" gefunden. Auch nicht in der Außenpolitik! Jetzt sind die berufs mäßig dafür bestellten Diplomaten ans die Suche gegangen: die Reise des Berliner amerikanischen Ge sandten Sackettnach Paris war mehr als ein Gegen besuch bei seinem dortigen Kollegen und es bedurfte kaum der Mitteilung, daß man nicht bloß „diplomatisches Essen" veranstaltete, sondern über die europäisch amerikanischen „Finanzfragen" gesprochen hat. Also über die Kriegsschulden und unsere Tribute. Wir Deutsche hoffen, daß anch jene von unseren Gegnern im Weltkrieg, die es noch hartnäckig ablehnen, die deut schen Tribute als ein „M eer des Irrtums" zu betrachten, endlich bekehrt werden, ehe sie selbst von den Fluten nicht eines Irrtums, sondern furchtbarster Wirklichkeit, nämlich der Weltwirtschaftskrise, überspült werden. Oder von Schlimmerem! Denn kein Volk in der Welt mehr, auch das mächtigste nicht, kann heute noch sagen: „Mag alles durcheinandergehn, Doch nur zu Hause bleibt's beim alten!" Dr. Pr. Witt Japan Kanton besehen? Die Teleqraphenaqenluk der Sowjetunion teilt mit» vast dir japanische Admiralität beschlossen habe Kanton zu befetten Japanische Marmrstreitträfte hättrn Befehl er halten, sich vor Kanton zu sammeln, um später eine Lan- vunq vorzunchmen In Kanton sei von den chinesischen Behörden der kleine Belagerungszustand verhängt worden. Außerdem würden Befestigungen errichtet Blutige japansernvliche Kundgebungen in Kanton. Bet der Vorfübrung eines >Jilms, der den Einmarsch der japanischen Truppen in Tschapei zeigt, entstand in einem Lichtspielhause in Kanion ein großer Tumult. Cbinesen stürmten die Bühne und zerschnitten die r'eine- wand. Drei Japaner wurden verletzt