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MsdmfferÄMaü Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter 7.7.7»:?. n-rolvr-ch-r: Amt WN-drM Rr. s SLWsWL durch Fernrus übermUIellev Ätuzei^en übrru. Wil krine Waran,ie. ArrciS-advIIauipruch rNijüV'wcnn Ler Vetraö durch Klage ciugczoge« werden mutz oder der Aujtraggeder in Konkurs gerat. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Wo»ent"oU für Wilsdrnsi «. Umaeaend ^un°°^°n'°°°°n.^ kicbsstörungen besteh» kein Amprua aui i.->lic,uag der ertung oder Kürzung des BezugsxreUcs. — Srückjendung ' eingej andrer Schritztzüche ersolgt nur, wenn Porto beriiegt. Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden L840 Telegr.-Adr.: »Amtsblatt" Donnerstag den 3. März 1932 Nr. 53 — 91. Jahrgang Wer MerlmWitt in Mo. Der japanische Machthunger. Gerade vierzehn Tage ist cs her, als der Völkerbund- ral hilflos vor dem Ultimatum stand, das Japan an die chinesischen Verteidiger der Front von Schanghai gerichtet hatte und dessen Ablehnung dem japanisch-chinesischen „Konflikt" alle Eigenschaften eines Krieges geben sollte. Zwei Wochen sind es her, daß an jenem 19. Februar Japan das Bitten des Pölkerbundrats damit beantwortete, daß es die chinesischen Verteidigungslinien mit allen Kräften angrifs; und zwei Wochen schon währen die er bitterten Kämpfe. Um die Mächte, die an der Entwicklung der Lage in China, besonders in und um Schanghai „interessiert" sind, hat sich die Regierung Japans ebenso wenig gekümknert wie die japanische Heeresleitung es getan hat. Auch durch Truppensendungen europäischer Staaten oder Amerikas ließen sich die Japaner nie und nirgends in ihrem Vorgehen gegen die Chinesen stören. Und nun sind auch die von England vor Schanghai müh sam genug zustandegebrachten Waffenstillstandsverhand lungen so gut wie gescheitert, nachdem es zuerst den An schein gehabt hatte, als würden dort die Wassen wenig stens dann ruhen, wenn — der Völkerbund zusammentritt. Japanische Offiziere sollen in Schanghai erklärt haben, Japan vertraue der Stärke seiner Truppen mehr als der Wirkung internationaler Friedensbemühungen, und da sich dies auch infolge des chinesischen Rückzuges zu bewahr heiten scheint, braucht man es dem Völkerbund gegenüber in Tokio auch weiter nicht eilig zu haben, mit der Friedenspalme zu wedeln, auch wenn der Völkerbund nach ihr voller Sehnsucht ausschaut! Erst will man siegen, dann — vielleicht nachgeben. Aber selbstverständlich nur bei Schanghai, denn über die Man dschurei dürfte Japan weder mit China selbst noch mit einer anderen Macht verhandeln. Es hat das „Kaiser tum" Korea geschluckt und wird mit einer Republik oder einem Kaiserreich der Mandschurei nicht mehr Umstände machen, auch wenn fortan erst die „Unabhängigkeit" dieses jüngsten Staates der Welt feierlich proklamiert ist. Damit wächst Japan nach Rordenund Nordwesten tief in das ost astatische Fest land hinein, nimmt, wenn man so sagen darf, „Fest landscharakter" an in Fortsetzung einer Entwicklung, die mit der Eroberung Koreas und — gegen die Russen — der Liautunghalbinses begonnen hatte. Aber der Entschluß Amerikas, bei den Hawai-Inseln große Flottenmanöver zu veranstalten und jetzt „zu diesem Zweck" so ziemlich alle Schiffe zu entsenden, hat sofort die Augen der Japaner wieder hinausgezogen in das Gebiet des Stillen Ozeans, wo es eine „historische Sendung" zu besitzen oft genug ^erklärt Hal. „Weitschauen derweise" hat man 1919 in Versailles den Japanern in der Pazifik bereits einen Stützpunkt dadurch verschafft, daß die europäischen Mächte ihnen die deutschen Südseeinseln als „Mandatsgebiet" übertrugen, und trüber Ahnungen voll schrieb am 18. Februar ein großes englisches Blatt: „Geschichte wird jetzt im Fernen Osten mit halsbrecheri scher Geschwindigkeit geschrieben," — und da war doch von Japan nur erst die „Unabhängigkeit" der Mandschurei gegenüber China erklärt worden. Was soll nun eigentlich die Völkerbundversammlung nach ihrer Konstituierung beginnen? Dem Völkerbundrat ist alles mißglückt, was nur immer er anstellte, um den Konflikt vor Schanghai vor seinem Aufbrennen zu er sticken. In London hat man auf das gewartet, was — der Völkerbund tun wird, und Amerika Hut lediglich jenes See manöver erweitert, das man nun als eine, allerdings stark verspätet kommende Flottendemonstration auffassen kann und wird. Man wird in Gens Reden halten, lange und wohlmeinende Reden —, aber inzwischen geht im Fernen Osten fern von jedem Völkerbundprotest die Weltgeschichte ihren ehernen Gang und sie achtet nicht darauf, daß sie da bei auch einige Blätter mit den vielen Artikeln des Völker- bundstatuts mit Füßen tritt. Bericht über Genf. Nadolny in Berlin. Botschafter Nadolny, der Führer der deutschen Ab ordnung aus der Abrüstungskonferenz, wird in Berlin dem Reichskanzler über den bisherigen Verlauf der Genfer Abrüstungsverhandlungen Bericht erstatten. Die Reise Nadolnys ist im Hinblick aus die Unter brechung der Arbeiten der Konferenz infolge der außer ordentlichen Vollversammlung möglich geworden. Es kann angenommen werden, daß die letzten Ereignisse auf der Abrüstungskonferenz, insbesondere der französische Vorschlag auf Einsetzung eines politischen Ausschusses und die französische Forderung auf Durchberatung der Sicher heilsvorschläge Frankreichs, die Berichterstattung des Führers der deutschen Abordnung beim Reichskanzler notwendig gemacht haben. In unterrichteten Kreisen verstärkt sich der Eindruck, daß nach dem Abschluß der Vollversammlung des Völker bundes Entscheidungen von grundsätzlicher Bedeutung für ^Ostdeutsche Regierung auf der Abrüstungskonferenz be- Eine von Henderson einberufene Unterredung, au der Vizepräsident der Konferenz, Politis, der .sraupt- berrchterstatter Benesch und die Vertreter von England, Ratsprksidcnt Paul-Boncour hat einen neuen telegraphischen Schritt bei der Tokioter Regierung unternommen. In einer Note soll Paul-Boncour die japanische Negierung ersucht haben, unverzüglich zu der Frage der Einstellung der Feindseligkeiten Stellung zu nehmen, da der Völkerbundrat entscheidenden Wert darauf lege, das vor dem Zusammentritt der außerordentlichen Vollversammlung des Völkerbundes die Feindseligkeiten zwischen Japan und China eingestellt seien. Das Mandal des Völkerbundrates zur Behandlung des Konfliktes hört mit dem Zusammentritt der außer ordentlichen Völkerbundversammlung aus. Der frühere chinesische Ministerpräsident Sunso er klärte inSchanghai, daß Japan wieder das Vertrauen des chinesischen Volkes mißbraucht habe. Trotz der Frie densverhandlungen habe die japanische Armee die chinesi schen Stellungen gestürmt. Sollte wirklich Schanghai von den chinesischen Truppen geräumt lverden, so bedeute das nicht eine Beilegung des chinesisch-japanischen Konflikts. China werde weiter kämpfen. 20 Kilometer „Niemandsland" bei Schanghai? Rückzug der chinesischen Truppen. Die Chinesen haben ihre bisherigen Stellungen bei Schanghai nufgegeben und sich hinter die 20-Kilometer- Zoue zurückgezogen. Die Loslösung der Truppen erfolgte unbemerkt von den Japanern und in voller Ordnung. Der chinesische Oberkommandierende Tsai erklärte, wenn die Japaner folgen und einen weiteren Druck aus seine Truppen ausüben sollten, werde der Widerstand fort gesetzt werden. Trotz des Rückzuges der Chinesen bom bardierten sechs Flugzeuge die Schanghai-Nanking-Eisen- bahn. Die Japaner besetzten Tasang. Die Stärke der japanischen Truppen beläuft sich zusammen mit den neu eingetrosfenen aus insgesamt 6V 000 Mann. Amerikanische Truppen landen in Schanghai. Der japanische Botschafter Dibuschi hat dem japa nischen Auswärtigen Amt telegraphisch davon Mitteilung gemacht, daß amerikanische Truppen in Stärke von 3000 Mann aus Manila in Schanghai eintreffcn werden, um die Interessen der amerikanischen Staats bürger zu schützen. Amerika beabsichtige, noch weitere Truppenverstärkungen nach Schanghai zu entsenden. Deutschland, Frankreich, Italien, der Vereinigten Staaten und Sowjetrußlands tcilnahmen, hat zunächst eine Ver ständigung zwischen den Vertretern der Großmächte über die weiteren Verhandlungen zu erreichen gewünscht. Eine grundsätzliche Übereinstimmung ist auch erzielt worden; in der nächsten Woche soll die große Aussprache über die grundsätzlichen Fragen der Abrüstung, besonders über die deutsche Forderung auf Gleichberechtigung und die fran zösischen Sicherheitsfragen, beginnen. Memellandbund beim Reichskanzler Volksbefragung gefordert. Reichskanzler Dr. Brüning empfing im Beisein des Staatssekretärs von Bülow die drei Vorsitzenden des Memellandbundes, die zugleich als Beauftragte der deutschen Ostverbände zu einer Aussprache über die Memelfrcw- erschienen waren. Im Auftrage der Deutsch tumsverb : e und der großen Ostverbände, Deutscher Schutzbund, Reichsverband der Heimattreuen Ost- und Westpreußen, Ostbund, Bund heimattreuer Ostpreußen, Reichsbund der Danziger, überbrachte der Memellandbund dem Reichskanzler die Bitte, den Streitfall Deutschland- Litauen über das Memelgebiet weiter verfolgen zu wollen ausschließlich auf Grund des § 11 des Völkerbundpaktes, nach dem jedes Bundesmilglied das Recht hat, die Auf merksamkeit der Bundesversammlung aus jeden Umstand zu lenken, der den Frieden oder das gute Einvernehmen zwischen den Nationen zu stören droht. Eine Volks befragung sollte dann unter Ausschaltung Litauens und Kontrolle des Völkerbundes über das Schicksal des Memellandes entscheiden. Die PreisüberwachLMg bleibi. Aber Kaufzurückhaltung soll vermieden werden. Wie zu Blüttermeidungen über eine Einstellung der Tätigkeit des Reichskommissars für Preisüberwachung verlautet, bleibt das Amt des Reichskommissars im Monat März weiter bestehen. Der Reichskommissar wird sein Amt in vollem Umfang weilerführen, soweit nicht jetzt oder in Zukunft eine weitere Übertragung bestimmter Befugnisse an Landesbehörden vorgenommen wird. Der Monat März soll einer Verankernna der dem Chinesisches Pulvermagazin in die Lust geflogen. In der Nähe von Charbin ist ein chinesisches Pulvermagazin in die Luft geflogen. Dabei wurde die chinesische Bewachungsmannschaft, etwa 120 Mann, ge tötet oder verletzt. Der Grnnd für den plötzlichen Rückzug der Lhlnefen ist in der Gefahr zu suchen, die sie liefen, vom Hmterland abgeschnitten zu werden. Sie hatten sich einen günstigen Augenblick ausgesucht, und es gelang ihnen, sich ohne die großen Verluste, die sonst ein Rück zugsgefecht im Gefolge hat, von dem japanischen An greifer zu lösen. Dieser bemerkte das Herausziehen der chinesischen Truppen aus ihren Stellungen zu spät, nm es durch Sperr- und Trommelfeuer noch verlustreich gestalten zu können. Durch das auf die geräumten Stel lungen dann einsetzende Trommelfeuer wurde ein breiter Gürtel an der ganzen Tschapeifront in ein einziges Flammenmeer verwandelt, in dem vereinzelte chine sische Maschinengewehrnester heldenmütig ihre Stellungen verteidigten, obwohl sie den sicheren Flammentod vor Augen hatten. „Nicht der Völkerbund, sondern die Feuersbrunst hat jetzt eine neutrale Zone geschaffen," erklärte ein chinesischer Diplomat. Tschapei von den Japanern erstürmt. Nach einer Mitteilung des japanischen Oberkomman dierenden haben die japanischen Truppen ganz Tschapei besetzt und dabei mehrere tausend Chinesen gefangen genommen. Die Chinesen wurden vorläufig in einem Konzentrationslager untergebracht. Genera! Schiro - kawa hat den chinesischem Oberbefehlshaber Tfchang - tschinkai aufgefordert, zu kapitulieren, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden. Aeuirale Zone in «Schanghai. Die Japaner zum Rückzug bereit? Von matzgebepden japanischen Rcgierungskrriscn wurde angedeutet, daß die vollkommene Zurücknahme der japanischen Truppen in Schanghai und deren Rückbe förderung nach Japan sofort durchgeführt werden würde, wenn nach dem Rückzug der Chinesen sich die neutralen Mächte bereit erklären würden, mit ihren Truppen die nötigen Sicherheitsmaßnahmen zu treffen, die eine Wiederkehr der chinesischen Truppen unmöglich machten. Neichskommissar übertragenen Befugnisse bei den obersten Landesbehörden und den Viesen Nachgeordneten Behörden dienen. Auf dem Gebiet der öffentlichen Tarife und Gebühren bleibt die Tätigkeit des Reichs kommissars zentral aufrechlerhalten Im übrigen bleibt es dabei, daß der Neichskommissar bei denjenigen Industrie- und Handelsartikeln, bei denen infolge einer weiteren Einflußnahme des Preiskommissa riats eine Zurückhaltung der Käufer zu befürchten wäre, seine Tätigkeit ruhen lassen wird, so daß nun auf diesen Gebieten ei»e gewisse vorausschauende Wirtschaftspolitik wieder möglich ist. Vor Aussetzung des Bierstreits. Während der Verhandlungen mit der Reichsregierung. Der geschüftsführende Ausschuß des Deutschen Gastwirtsverbandes teilt mit: „Die Reichsregie rung hält an ihrer Zusage, vom 20. März d. I. ab die Biersteuer dort, wo sie 22 Mark je Hektoliter beträgt, um 7 Mark zu senken, unbedingt fest und ist bereit, die Ver handlungen mit den Vertretern des Gastwirtsgewerbes über den ganzen Getränkesteuerkomplex beschleunigt zum Abschluß zu bringen. Diese Verhandlungen können aber nach Ansicht der Reichsregicrung nur dann fortgesetzt werden, wenn der äußere Druck des Bicrboykotts in Wegfall ge kommen ist. Mit Rücksicht hieraus empfehlen wir der Kollegeuschaft und den am Bierboykott beteiligten Organi sationen, diesen so lange auszu setzen, bis die Verhandlungen beendet find. Für diesen Zeitraum brauchen die Ausschank- preise nicht gesenkt zu werden. Die Preissenkung der Brauereien bleibt dagegen bestehen. Sollten die im Gang befindlichen Verhandlungen scheitern, dann würde sich für die Verbandsleitung eine neue Lage ergeben, die es ihr zur Pflicht macht, die Interessen des Gewerbes mit Nachdruck weiter zu vertreten." Preußen kann den Gemeinden nicht helfen. Das Damoklesschwert oes Rückgangs der Steuereinnahmen. Im Preußischen Staatsrat erfolgte die förmliche E i u- brinanng des neuen Haushalts durch Finanz-