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Der Selbstmord des photokönigs. George Eastmans Werdegang. Rach dem Selbstmord des Zündholzkönigs Ivar Kreuger der Selbstmord des Photokönigs George East man! Dieser Eastman, der ursprünglich Redakteur, dann -bankbeamter war und daneben zu allen Zeiten seines Gebens ein leidenschaftlicher Amateurphotograph, hatte t888 eine Art von Trockenplatten erfunden und eine kleine Fabrik photographischer Artikel ausgemacht. Einige Jahre später konstruierte er den ersten handlichen photogra phischen Apparat und gründete nach Ausbau seiner Erfindungen in Rochester die berühmten Kodakwerke, die lm Laufe der Jahrzehnte ein Weltunternehmen wurden und Eastman Hunderte von Millionen einbrachten. Ganz Rochester hing schließlich von dem Willen des „Photo- königs" ab. Aus Eastman-Kodak ist auch die großartige Entwicklung des Films zurückzuführen: 70 Prozent der gesamten Rohfilmproduktion entstammen den Werkstätten der Kodakgesellschaften. Das Wort „Kodak" hatte East- mann selbst als Schutzmarke für seine Apparate erfunden. Es sollte unter allen Umständen ein Wort sein, das mit „K" anfing, weil er das K, den ersten Buchstaben des Familiennamens seiner Mutter, als Glücksbuchstaben be trachtete. George Eastman war Junggeselle. Mit 68 Jahren erst lernte er die Welt ein bißchen kennen: er verließ da mals zum ersten Male seine amerikanische Heimat und machte Reisen, die ihn bis nach Jnnerasrika führten. Nach seiner Rückkehr stiftete er einen großen Teil seines riesigen Vermögens für wissenschaftliche Zwecke* In zahlreichen Städten der Vereinigten Staaten, in Paris, in London und in Nom gründete er zahnärztliche Forschungsinstitute. Nach Vollendung seines 75. Lebensjahres zog er sich von -allen seinen Geschäften zurück. Racheakt eines „Abgelösten". Ein Strafgefangener schießt auf zwei Oberwachtmeister. Auf dem Staatsgut Plauerhof bei Plaue a. d. Havel schoß der vor mehreren Monaten aus der Brandenburger Strafanstalt entlassene AlfredKühnelaus zwei Ober- wachtmcifter der Strafanstalt und brachte beiden schwere, wenn auch nicht lebensgefährliche Verletzungen bei. Nach der Tat jagte sich Kühnel eine Kugel in den Kopf; er war sofort tot. Die Bluttat hat eine Vorgeschichte. Auf Plauerhof arbeiten Strafgefangene, die sich gut geführt haben, unter der Aufsicht von Justizbeamten. Auch Kühnel, der wegen schweren Raubes und versuchten Totschlags zu neun Jahren Zuchthaus verurteilt war, hatte auf dem Gut gearbeitet, war dann aber, weil er zu Beschwerden Anlaß gab, „abgelöst", d. h. ins Zuchthaus zurückgeschickt worden. Da er die Schuld an seiner „Ablösung" den Justizbeamten zuschrieb, beschloß er, sich zu rächen. Diese Rache hat er jetzt, nachdem er aus dem Zuchthause entlassen worden ist» zur Ausführung gebracht. JarSerlinerLeoperdendramavorSm-l Der Kunstmaler von Othegraven als Angeklagter. Am 39. Januar ü. I. ereignete sich in einem Hause im Berliner Westen ein furchtbarer Vorfall. In vcm Hause wohnte der Kunstmaler von Othegraven, der einen „zahmen" Leoparden, der vielfach zu Filmaufnahmen verwandt wurde, bei sich beherbergte. Als sich mittags die Portiersrau des Hauses, Johanna Scharries, mit ihrem zweijährigen Töchter chen in die Wohnung des Malers begab, fiel plötzlich der Leopard, der sich in einem Käfig an einer etwas schlappen Leine befand, über Mutter und Kind her. Othegraven ver suchte, den Leoparden zurückzureißen, aber Frau Scharries und Das Kind lagen bald, durch Prankenhiebe getroffen, mit schweren Wunden aus dem Fußboden. Erst nach vielen Anstrengungen gelang es Othegraven, den Leoparden zu bändigen. Das zwei jährige Kind hätte so schwere Verletzungen davongetragen, daß es wenige Minuten später verstarb. Othegraven, gegen den die Staatsanwaltschaft Anklage Wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung erhob, Hal sich fetzt vor dem Schöffengericht Berlin- Schöneberg zu verantworten Er erklärte in der Ver handlung, daß er, als er den Leoparden in seine Wohnung mitnahm, alle Vorsichtsmaßregeln getroffen habe Dann er zählte er in dramatischer Weise, wie er zu dem Leoparden ge kommen war. Er habe große Reisen gemacht und sei vor drei Jahren in Zentralafrika gewesen. Äm 15. März 1929 habe er an einer Flußpscrdjagd reilgenommen. Plötzlich sei ein Steppenbrand ausgcbrochcn. Die Jäger hätten sich bereilgestellt, um die Flußpferde, die vor dem Brand flüchteten, abzuschießen. Da habe er ein kläg liches Geheul gehört und bald daraus eine schon schwer ver brannte Leopardin, die ein Leopardenjunges im Maule hielt, bemerkt. Die Leopardin sei verendet, das Junge habe er an sich genommen und es „Nanosch" genanni, was aus deutsch „Liebling" heiße. Es sei noch bemerkt, daß „Nanosch", als er schon recht erwachsen war, einmal in einem Restaurant mit Assen zusammengesperrt wurde, und daß er zwei Assen in Stücke riß. Rach der Vernehmung des Kunstmalers wurde die Portiersfrau Scharries als Zeugin aufgerusen. Angesichts des über die Bank der Rechtsanwälte geworfenen prachtvollen Felles des Leoparden, der nach seiner Bluttal von der Polizei erschossen wurde, machte sie ihre Aussage, indem sie das Drama vom 29. Januar noch einmal schilderte. Ms fie aus den Tod ihres Kindes zu sprechen kam, brach sie in Tränen aus, so daß sie nicht weilersprechen konnte . . . Nach Schluß der Beweisausnahme beantragte der Staats anwalt gegen den Kunstmaler ein Jahr neun Monate Ge fängnis und vier Wochen Haft. Othegraven will entschädigt werden. Im übrigen will der Kunstmaler von Othegraven gegen das preußische Innenministerium einen — Schadenersatzprozeß anstrengen, wenn ihm nicht 10 000 Marl als Entschädigung für den erschossenen Leoparden zugebilligl werden. Er begründet seinen Anspruch damit, daß die Polizei es nicht nötig gehabt hätte, den Leoparden zu erschießen, da es noch andere Mittel gegeben hätte, den Leoparden unschäd lich zu machen. Othegraven zu 4 Jahr Gefängnis verurteilt. Das Schöffengericht verurteilte den Kunstmaler von Othe graven, den Besitzer des Leoparden Nanosch, der am 2d. Ja nuar ein zweijähriges Kind durch Bißwunden schwer verletzt hatte, so daß das Kind wenige Minuten später verstarb, wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung und wegen Nichtbefolgung einer polizeilichen Anordnung zu einem Jahr Gefängnis und 150 Mark Geldstrafe. pslegvar aus der Saft entlassen. Kein positiver Tatbeweis. Nach einem Haftprüfungstermin in Göttingen wurde der Student Pfleghar, der im Verdacht des Diebstahls an dem Königsmantel von Hawai verhaftet wurde, aus der Haft wieder entlassen. Pfleghar bleibt weiter des Dieb stahls, zunnndesren der Teilnahme am Diebstahl stark ver dächtig. Es ließen sich aber positive Tatbeweise gegen ihn nicht erbringen. Freispruch im Fmgerhui-Prozeß. Der Verdacht der Hehlerei unbegründet. Unter großem Andrang des Publikums wurde in Wupper tal das Urteil im Fingerhut-Prozeß verkündet: Das Urteil der Großen Strafkammer des Landgerichts Wuppertal-Elber feld vom 13. Februar 1924, das wegen gewerbsmäßiger Hehlerei auf 18 Monate Zuchthaus erkannt hatte, wurde auf gehoben, soweit es den Angeklagten Fingerhut betrisft, Der Angeklagte wurde sreigesprochen mit der Begründung, daß kein begründeter Verdacht der Hehlerei mehr vorliege. Die Kosten des Verfahrens fallen der Staatskasse zur Last. Fingerhut war zur Last gelegt worden, Bohrer mit Kruppschen Firmenzeichen abgeschlissen und als eigene Erzeug nisse verkauft zu haben. vsr rloktig« Msx rnr LrlLLzuLZ Meiller LUuw gefärbten Zahnbelages ist folgender: Drücken Sie einen Strang Chlorodont-Zahnpaste ans die trockene Chlorodont-Zahnbürste (Spezialbürste mit gezahntem Borstenschnitt), bürsten Sie Ihr Gebiß nun nach allen Seiten, auch von unten nach oben, tauchen Sie erst jetzt die Bürste in Wasser und spülen Sie mit Chlorodont-Mundwasser unter Gurgeln gründlich nach. Der Erfolg wird Sie überraschen! Der mihsarbene Zahnbelag ist verschwunden und ein herrliches Gefühl der Frische bleibt zurück. Hüten Sie sich vor minderwertigen, billigen Nachahmungen und verlangen Sie ausdrücklich Chlorodont-Zahnpaste. Unter-Borkriegspreise, Bammng der Arbeitslosigkeit? MstWindmiihlen als Krasterzeagtk. Umwandlung der Kraftwirtschaft. — Der Vorschlag eines deutschen Technikers. — Kohle zu schade zum Verbrennen. — Probeanlagc zwecks Durchführung eines gewaltigen Plans. Bon Franz Lehnhoff. Ein geladener Kreis von Technikern und technische» Schriftstellern bekam vor wenigen Tagen Gelegenheit, den Ingenieur Hermann Honnef über seinen Plan der Ge winnung von elektrischer Kraft durch Riesenwindmühlen zu hören. Honnef, weiteren Kreisen schon bekannt geworden als der Erbauer des frei stehenden Funkturms von Königswuster hausen, ist äußerlich eine massige, wuchtige, geistig bestimmte und klare Persönlichkeit. Seinen zweistündigen Vortrag über einen der gigantischen Pläne, die jemals die Vorstellungswelt eines Menschen beherrscht haben, wickelte er mit voll kommener Sachlichkeit, sozusagen ohne jedes Adjektiv ab, ließ in dem großen Sitzungssaal des Reichsarbeitsministeriums ganze Rudel von Lichtbildern gleich auf zwei Leinwand- bespanuungen werfen und schilderte an Berechnungstabellen über Windverhältnisse in hohen Luftschichten und ihre tech nischen Auswertungsmöglichkeiten einen Plan, den er als den einzig möglichen Weg betrachtet, anstelle der Kohlen und Braunkohlen — diese letzten sind bei dem gegenwärtigen Ver brauch in Deutschland schon in fünfzig Jahren erschöpft! — eine andere nnd unendlich leistungsfähigere Kraftquelle zu gewinnen, gleichzeitig die Sicherung der Kohlen für ihre viel wertvolleren und ergiebigeren chemisch-technischen Umwand lungen und Verwertungen zu erzielen und Deutschland Mil liardentribute an das Ausland für Rohstoffe und land wirtschaftliche Erzeugnisse zu ersparen. Honnef schweben neben dem Technischen allergrößt« Wirtschafts- und sozialpolitische Möglichkeiten vor. Er wird in technischen Kreisen schon setzt so ernst genommen, daß die behördliche und industrielle Unterstützung seines Vor habens mindestens bis zum Aufbau einer Probeanlage ge sichert erscheint. Wie alle ganz großen Gedanken, die fin eine Nationalwirtschaft nnd für die Menschheit einen wuch tigen Ruck vorwärts und aufwärts bedeutet haben, ist auch der Honnefsche der Gewinnung einer neuen Kraftquelle un geheuer einfach. Er kehrt zu einem der ältesten Hilfsmittel zurück, das der Mensch der Natur abgewann und in seinen Dienst stellte, dem Winde, das ist ein unbeständiger Geselle, Von dem schon die Bibel sagt, daß man „nicht weiß, woher er kommt und wohin er fährt". Zum Nachteil der Wind müller erweist er sich als ein so unzuverlässiger Knecht, läßi so oft und so lange nichts von sich hören, daß Mele, in Deutschland die meisten, ihn durch Wasser- oder Dampf kraftanlagen ersetzt haben, obwohl die viel teurer arbeiten als der Wind. Nur in bevorzugt windreicheu Gebieten wie Holland lohnt sich die Ausstellung neuer Windmühlen, obwohl auch sie durch unbequeme Flauten oft zur Untätigkeil verurteilt sind. Aus dem gleichen Grunde blieb auch die Entwicklung jener „Windmühlen", die nicht nur Mehl mah len, sondern auch Kraft für andere Zwecke jpenden sollen, dem Windkraftwerk in den Anfängen stecken. Honnef behauptet und beweist, daß mit regelmäßigen Winden, die obendrein noch den Vorzug geringerer Bösn- haftigkeit haben als jene an der Erdoberfläche, nur in größeren Höhen gerechnet werden kann. Genaue Beobach tungen vom Funkturm in Nauen und vom Eiffelturm haben zur Genüge erwiesen, daß Windstärke und -beständigkeii in den Luftschichten zwischen 300 und 500 Metern ein schlechthin ideales Kraftfeld bieten, das man nur zu erschließen braucht. Die Erforschung der Windverhältnisse über Deutsch land führte schon zu der Ermittlung von besonders wind reichen Landschaften in Deutschland und zu der Gewißheit, daß auch bei weitverbreiteten Flauten mehrere dieser Wind- gebiete immer ausnutzungsfähig für die Kraftwirtschaft bleiben, wenn man sie auf Groß-Windmühlen oder genauer Groß-Windkraftwcrke stützt. Sie verteilen sich außerdem über ganz Deutschland und lassen sich deshalb auch in dem großen v. Millerschen Plan für die Kraftversorgung des Reiches ein passen. Diese Hauptwindgebiete liegen über der hannoversch oldenburgischen Nordseeküste, über einem Ostseebereich mit dem Kernpunkt in der Gegend von Stettin, in einer sehr Weiten Landschaft in Mitteldeutschland mit Celle als nörd licher und dem Harz als südlicher Grenze, in Westdeutschland im Bereich des 'rheinisch-westfälischen Industriegebiets, in Südostdeutschland nahe Breslau und in Süddeutschland über den südlichen Teilen Badens, Württembergs und Bayerns. Die Aufschließung dieser Kraftfelder will Honnef durch Großwindkraftwerke erreichen, die an Rieienbaitiakeit alle Osi' i'sieks Klines kromsn von 6snt kroikdsng Lopvigkt dy ^suaktwangsk», UsUs (8as!s) l6 Vayburg überwand die leise Enttäuschung. Er hatte sich im stillen schon auf manch gemütliche Plauderstunde gefreut, die sie vielleicht am Abend miteinander haben würden. Er sagte: „Ich freue mich sehr über dein Glück. Bringe deine Kläre also recht bald nach Vayburg. Ihr könnt im linken Flügel des Schlosses wohnen oder drüben im Garten hause, wenn ihr das vorzieht. Du erhältst ein monat liches Gehalt von sechshundert Mark und Station frei! Das heißt also, alles, was deine liebe Frau für eure Küche benötigt, das läßt sie sich von meiner Mamsell herüberholen." „Ich danke dir, Ernst. Wir werden wie die Könige leben. Und wenn du gestattest, dann wohnen wir im Gartenhause." „Gut! Ich wünsche dir von Herzen alles Glück, und mir wünsche ich, daß du immer in Vayburg bleibst", sagte der Gutsherr. Sie besprachen dann noch dies und jenes. Mamsell Mine wurde gerufen. Sie sollte ein gutes Frühstück zu- fammenstellen und später für ein erstklassiges Mittagessen sorgen. Sie erfuhr auch die Tatsache, daß Herr Oldenberg für immer hierher kommen würde. Mit seiner jungen Frau. Er würde Schloß und Gut Vayburg verwalten. Aber es dürfe vorläufig kein Mensch weiter erfahren. Mine versicherte, saß sie sich eher die Zunge abbeißen, als es verraten werde. Und wer von der ganzen Bande öenn das wohl wert sei, daß man ihm so was Wichtiges auf die Nase binde? Sie werde sich schönstens hüten. Auf lle könne man sich verlassen. „Das weiß ich, meine alte Mine. Wenn ich Sich nicht gehabt hätte", meinte der Gutsherr, und es kam ihm vom Herzen. Mine blähte sich auf, und wie ein Dreimaster schwebte sie in ihrer rundlichen Fülle zur Tür hinaus. Alles an ihr blähte und erhob sich. Die schneeweißen, steifgestärkten Haubenbänder, die große Schürze, der weite Rock, das breite, gutmütige Gesicht. Hermann Oldenberg sah ihr lachend nach, und dann sagte er: „Die hält zu dir durch dick und dünn; die bestimmt." „Jal Ich wäre ganz verlassen gewesen." „Verzeih', aber ich konnte es nicht wissen. Und dann, ich schämte mich wahrhaftig vor dir. Ich bin nur in der äußersten Not jetzt zu dir gekommen. Ich hab' immer vor meinen Freunden nicht gern geklagt. Ich hab' alles allein hinuntergewürgl. Aber jetzt geht es um Kläre. Wenn nicht unser ganzes bißchen Lebensglück zum Teufel gehen sollte, bann mußte ich mich eben wieder um eine Stellung kümmern. Heute ist es sehr schwer, etwas zu finden. Als ich bei ungefähr dreißig Menschen vorstellig geworden war, hab' ich mich entschlossen, dich zu bitten." „Das einzig Vernünftige, was du tun tonntest." Es klang froh und leicht. Und der Gutsherr schob seine Hand unter den Arm des Freundes. „Komm in den Park, er ist im Frühling am schönsten. Mine mag uns das Frühstück unter die große Eiche bringen." Die beiden Herren gingen hinunter. Unterwegs meinte Oldenberg: „Kläre wird dafür sorgen, daß auch du dich bei uns wohlfühlst, fo oft du es nur willst. Sie ist das rechte Haus mütterchen." „Sei nicht zu freigebig mit deiner Gastfreundschaft, Hermann — wie nun, wenn ich viel zu oft Gebrauch davon mache?" „Es werden sehr gemütliche Stunden werden. Ich kann dir gar nickst sagen, wie sehr ich mich schon heute daraus freue", sagte Oldenberg. Hellauf zwitscherten die Vögel. Ein Sonnentag! Ein wahrer Sonnentag für den, der mit sehenden Äugen in Gottes herrliche Natur blicken durfte. „Armer Freund!" dachte Oldenberg. Äber er wußte, daß er dem Freund die größte Wohltat erwies, wenn er nicht aus dessen Unglück anspielte. Fein fühlig war er eben doch sehr, der gute, allezeit fröhliche Oldenberg. Und nach und nach kam auch ein großes Freuen über ihn, daß er hier sein und dem Freunde dienen durfte. Jawohl! Das glaubte er gern, daß man sich hier nach Herzenslust die unsauberen Hände gewaschen hatte! Aber das würde nun ein Ende nehmen. Mit einem Donner wetter wollte er hineinfahren, wenn er hier erst feine Pflichten übernommen hatte. Eigentlich hätte er gleich hierbleiben können. Seine Sachen standen daheim in den zwei großen Koffern, fertig gepackt. Die Mädels konnten sie ihm ja schicken, und würden das sehr gern tun, wenn sie erst wußten, daß er wieder eine Stelle gefunden hatte. Ein bißchen unterstützen konnte er sie ja nun auch wieder, denn bei freier Station brauchte er mit seiner Kläre auf keinen Fall monatlich sechshundert Mark. Hundert konnten gut in das kleine Witwenhaus von Oldenberg abgegeben werden. Die kleine Rente -er Mama und die Handarbeiten der Schwestern, dazu die monatlichen Hundert aus Vayburg — man würde da ganz gut leben können. Freilich, Feste und Bälle kamen nicht in Frage. Höchstens vielleicht einmal ein Konzert oder ein Theaterbesuch. Was tat es? Bei ihm mußte es ja auch gehen. Ihn hatte eigentlich nie jemand gefragt, ob er dies oder jenes möchte. Er war immer eine Art An gestellter daheim gewesen, aus dem man eben herausholte, was herauszuholen gewesen war. Ja, also er wäre am liebsten hiergeblieben. Aber das ging doch wohl nicht gut. Ein bißchen Form mußte schließlich mit seinem Antritt gewahrt werden. (Fortsetzung folg:.)