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neuen Sitzung stand nur ein Punkt aus der Tagesordnung, dessen Erledigung aus Anirag der Regierungsparteien aus gesetzt wurde. Hieraus vertagte sich der Landtag bis zum 15. März. Vorbei nabm der Landtag den aus einen wirtschastspanei- ltchen Uranirag zurückgehenden Antrag des Hauptausschusses an, wonach das Slaaisininistertum ersucht wird, unverzüglich mit der Reichsregierung in Verbindung zu treten, damit die zugesagte Senkung der Bier st euer so schnell als mög lich durchgesnbn wird Annalnne fand serner ein deutschnat'onalcr Antrag, der das Staalsministertum ersucht, die Perbandlungen mil dem Diakenieverein wegen der Erhaltung der Chirurgischen Klinik von Pros. Bier in Berlin beschleunigt wieder aufzunehmen. Reichskurortegeseü gefordert. Im Reichstag Hal die Fraktion der Deutschen Volks partei einen Antrag eingebrachl, der die Regierung um die Vorlage eines Rei chskurortegeseycntw urses ersucht, der zur Erhaltung eines vorbildlichen deutschen Bäderwesens den Kur- l?nd Badeorten und ihren Heil mitteln Schutz und Sicherung gewährleistet. „Aufsichisrecht" und „Ginsichinahme". Zuspitzung des SlrcileS zwischen Staat und Kirche. Der Evangelische Pressedienst teilt zu dem Konflikt zwischen Preußen und der evangelischen Kirche mit: Die Kirchenbehördc stellt fest, daß das AussichIs - recht des Staates durch die vorgeschlagene Neuregelung der E i n s i ch t n a h m e in den Religionsunterricht in keiner Weise berührt werde. Der Kirchenfenai habe viel mehr in seinem entscheidenden Beschluß ausdrücklich an erkannt, daß „nach den geltenden gesetzlichen Bestimmun gen die Religionslehre allein der Aussichi des Staates unterstehe". Die Auffassung des Ministers über die rechtliche Lage wird als völlig unbegründet zurück- gewiesen. Die Vorschläge der Kirche — so stellte der evangelische Oberkirchenral fest — gingen in keinem Punkte über das hinaus, was die preußische Slaatsregierung in ihrer Denkschrift zum Reichsfchulgesetzentwurs als mit der Reichsversassung vereinbar erkläre, in ihren eigenen An trägen zu dem Entwurf formuliert und für die landes rechtliche Ausgestaltung des Reichsgesetzes als durchführ bar anerkannt habe. Wie verlautet, ist der altpreu bische Kirchen senal zu einer außerordentlichen Sitzung nach Berlin einberuscn worden, um zu der gespannten Lage Stellung zu nehmen und daraus die notwendigen Folgerungen zu ziehen. 620 Gilben in -er Minnie. Neuer stenographischer Weltrekord eines 18jährigen. Der Reichskurzschriftverein in Achim (Hannover) teilt mit, daß es anläßlich eines Wettschreibens im dortigen Verein dem 18jährigen Adolf Karnau in einem Trei- minutendiktat eine Geschwindigkeit von 52l) Silben in der Minute zu erzielen, gelungen ist. Diktiert wurde von dem Lehrer, während die Arbeit unter Aufsicht des Vereins- Vorsitzenden geprüft wurde. Diese Leistung stellt zweisellos einen neuen Weltrekord in der Kurzschrift dar. Beruhigung in Finnland. Vor der Liguidierung des Lappo Putsches? Präsident Svinnnfud erließ eine ultimative Forderung an die Lappo-Leute. nach Hause zurückzu- kehrcn. Er sicherte den Anhängern der Bewegung, nicht aber den Führern, Strassreiheit zu, falls sie dieser Forderung nachkommen. Im anderen Falle würde er sie als Feinde betrachlen und die entsprechenden Schlüsse ziehen. Im Anschluß an dieses Ultimatum haben viele der bewaffneten Lappomänner den Heimweg an- getreten. Angeblich versuchen die Führer neue An werbungen, die jedoch keinen Erfolg haben. Zwischen General Wallenius und einem der Führer soll es zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen sein, die damit endeten, daß Walicnius dem Gegner die militärischen Abzeichen und Auszeichnungen abriß. Die Front bei Schanghai. Die japanische Frontlinie bei Schanghai befindet sich ungefähr an der Grenze der 20-Kilomeier-Zone, das heißt von Liuho im Norden über Taisang und Nanschiang bis Tschenju. Die Truppen, die diese Linie bereits über schritten hatten, wurden wieder zurückgezogen. In vielen Dörfern wurden die durchziehenden japanischen Truppen von chinesischen Scharfschützen beschossen, die gefangen genommen und erschossen wurden. Die chinesischen Truppen eröffneten verschiedentlich aus ihren neuen Stellungen hinter Wanschiang wieder das Feuer auf die Japaner. Karle von Schanghai. Fieberhafte Suche nach dem Kinde Lindberghs. Die Entführer bereits bekannt? Die Suche nach dem Kinde des Ozeanfliegers Lind bergh wird in Amerika fieberhaft fortgesetzt. Rund lllll llllll Beamte sind an den Nachforschungen beteiligt. In allen 48 Staaten, selbst im Golf von Mexiko und in Kanada, wird unter Zuhilfenahme von Flugzeugen und Schiffen nach dem geraubten Kinde gesucht. Das Ereignis wird m allen Zeitungen der Vereinigten Staaten in ungeheurer Aufmachung wiedergegeben. Die Pfarrer aller Konfessio nen erflehten in Gebeten, die durch Rundfunk wieder gegeben wurden, die Auffindung des Kindes. ES verlautet, daß man die Entführer bereits auf gespürt habe und daß sich Lindbergh selbst mit ihnen in Verbindung setzen wolle. Man glaubt, annehmen zu können, daß das Kind ganz in der Nähe der Lindberghschen Villa verborgen gehalten werde. Lindberghs Kind noch immer verschwunden. Newport. Der Kindesraub hält unentwegt Tausende von Justizbeamien und Prohibitionsagenten auf den Beinen. Sie verfolgen auch Spuren, die in die Unicrwelt führen Auch die Küstenwache untersucht die Privaijachien. Oberst Lindbergh hat bekannigegeben, daß Vie Verhandlungen mit den Ent führern seines Kindes bereits ausgenommen sind. Die Rückgabe des Babhs wird in wenigen Stunden erwartet. Nedislontkrcditvcrlängerung der Ncichsbank bestätigt. Berlin. Wie die Neichsbank mitteilt, ist die Bestätigung der Verlängerung des kOO-Millionen-Dollar-Kredites bis zum 4. Juni 1932 durch die BIZ nunmehr erfolgt. Die Rück zahlung von 1N Prozent der Kreditsumme verteilt sich jedoch nicht aus die dreimonatige Frist, sondern erfolgt sofort — über weitere Rückzahlungen sind vorerst Vereinbarungen noch nicht getrosten worden. l— l-— Noms» «o» Msrilso Nlmnolwl'll cen , xz ^on8i) Nora schüttelte den Kops. „Vielleicht — weswegen ich hier bei dir eindringel Sie hat gestern ein paar Worte an dich geschrieben — und ich sollte sie dir heimlich geben." „Jetzt? Sie ist die Braut eines andern — seine Frau! Ich habe kein Recht, heimlich mit ihr zu korrespondieren." „Golt, Hell — dies eine Mal." Er schüttelte den Kopf und sah lächelnd zu ihr empor. „Eva!" sagte er. „Eva, müßt ihr immer den Mann zum Bösen verführen? Lies du und sag mir den Inhalt!" „Nie", brauste Nora auf, „ich bin kein Lump. Wenn da es nicht lesen willst, so laß es uns verbrennen. Aber es ist doch wie die letzte Nachricht eines Toten, ich meine .. „Deine Ansicht von der Ehe ist erfreulich modern." Ueber Hells Gesicht huschte seine alte Schelmerei. „Also gib schon ..." Vergib, es ist alles meine Schuld. Ich war zu emp findlich. Vergiß mich, wie ich Dich vergessen muß! Werde glücklich, wie ich versuchen werde, glücklich zu machen. Hell reichte Nora das Zettelchen. „Lies nur ruhig; ich verstehe auch dies nicht. Sie meint es gut, die kleine Alice, und ihr Rezept ist einfach: Werve glücklich", sagte Hell, als Nora ihm mit einem Aus druck fragender Verständnislosigkeit den Zettel zurückgab „Aber es ist nicht so leicht zu machen Wenn es sich schließ lich nur um mich handelte ... Es gibt gewiß noch andere Mädchen, und ebenso süße wie Alice..." Er sah schelmisch zu Nora auf und freute sich, daß es ihm gelang, sie hell erröten zu machen. „Aber es ist so manches andere noch. Wozu — wozu dies ganz zwecklose . Dasein..." „Arbeite in der Fabrik!" „Tu auch, Brutus? Und wenn schon, als was? Buch halter? Ich male dir nächstens Noten stakt Zahlen in die Hauptbücher! Als Arbeiter an der Maschine? Meinei wegen gern, aber würde man es anders als eine Laune auffassen? Und überhaupt: Ich hasse diesen Tanz ums goldene Kalb." „Weil du genug Geld hast." „Sehr richtig, Kusinchen. Du bist wahrhaftig eine Sibvlle. Aber eben darum... Es heißt doch Eulen nach Äthen tragen. Und ich hasse alle Zwecklosigkeiten. Ich wollte ost, ich wäre arm." „Du würdest es doch nicht lange bleiben bei deinem Talent." „Wenn ich wenigstens den Fluch nicht zu tragen hätte — ein braver Philister wäre, der nur das Geld im Kopfe hätte und Geldvcrdienen " „So wirs alles weg. Geh und geige..." „Ja! Ich will mein Leben anders ansangen, will arbeiten, kämpfen, meine Kraft gebrauchen. Ich gehe zu grunde an dieser inneren Unersülltheit", fuhr Hell fort Er strich sich mit der weichen und gepflegten Hand über sein lockiges, in diesem Augenblick etwas verwirrtes Haar In seinem Gesicht, das leid- und schmerzdurchfurcht war, zitterte der Humor wie Sonnenschein über regennasse Auen, gewitterverwüsteie Felder. „Nimm das aber nur nicht zu tragisch Mir widersteht es eigentlich überhaupt, von so was zu reden Was ist der einzelne und sein Gram? Was ist der einzelne und sein Gefühl? Lächerlich das alles! Wenn ich bedenke im Kriege: Eine Granate — und ein Dutzend Menschen und mehr zermanscht; eine Explo sion — und Tausende kaputt und futsch! Ich war ein Bengel damals — gedankenlos und egoistisch wie Bengels sind. Aber es ist von dem allen doch ein Eindruck ge blieben; und jetzt, wo ich erwachsen bin und dem Leben gegenüberstehe, jetzt übt es seine Wirkung. Ich kann nichts wichtig nehmen Alles ist mir Bagatelle, das ganze Leben Wurst. Ich glaube an nichts, und das ist doch die Vor bedingung zu jedem Tun und Lassen, zu jedem Gefühl, zu Zwei Lode^vpicr e»ucc ug. In WüstegierSdors wurde eine Familie durch Kohlen- ornvgase, die einem Ösen entströmt waren, vergütet. Der 67jährige Rentenempfänger Franz Rother und ein 15jähriges Mädchen konnten nicht mehr ins Leven zurück- gerusen werden Die Wiederbelebungsversuche bei der Ehefrau Rother waren erfolgreich. , Blutiger Wahlauflatt. In Gladbeck - Zweckel wurde in einen Saal, in dem die Nationalsozialisten eine Wahl versammlung abhalten wollten, von draußen hinein geschossen; auch Steine wurden in den Saal geworfen. Sechs Personen wurden schwer, 15 leichter verletzt. Die Verletzten gehören verschiedenen Organisationen an. Ein Auto vom Zuge erfasst. Am Bahnübergang in Süggerath bei Geilenkirchen ereignete sich ein schweres Autounglück. Der Bahnwärter batte die bereits herunter gelassene Schranke nochmals hochgezogen, um ein Anto dnrchznlassen Der Wagen blieb aber mitten ans den Schienen stehen und wurde von einem Personenzng über fahren. Der Führer des Wagens wurde sofort getötet, ein weiterer Insasse wurde so schwer verletzt, daß er auf dem Wege zum Kraukenhause starb Eine französische Ortschaft niedergebrannt. In einer kleinen Ortschaft bei Rennes in Frankreich, die etwa 20 Häuser umfasste, brach in der Nacht ein Feuer aus, das den ganzen Ori in Asche legte Frauen und Kinder, die sich nicht rasch genug in Sicherheit bringen konnten, suchten Zuflucht in einem großen Backofen, der mitten im Dorf zur allgemeinen Benutzung erbaut war. Das gesamte lebende und lote Inventar wurde ein Raub der Flammen. Der Sachschaden beläuft sich ans mehrere Millionen Franc, über 60 Personen sind obdachlos geworden. Robert Koch-Ehrungen. Auf die Anregung des preußischen Ministers für Volkswohlfahrt hin hat der Deutsche 'Slädletag die größeren Städte ersucht, anläßlich des bevorstehenden Jubiläums der Entdeckung des Tuberkelbazillus eine Straße oder einen Platz nach Rover, Koch zu benennen. Wieder eine große Devisenschiebung aufgedeüt. Der Zollfahndungsstelle für Berlin und Brandenburg ist es ge- lungen, einen neuen schweren Verstoß gegen oie Devisen- ordnung aufzudecken. Der Berliner Kaufmann Ludwig Ringwald ist festgenommen und dem Untersuchungsrichter vorgeführt worden. Durch Ringwalds Devisenschie^un- gen ist dem Deutschen Reich ein Schaden von 800 000 Mark entstanden. Rom, die größte Stadt Italiens. Nach dem amt lichen Ausweis des italienischen Statistischen Amtes über die Bevölkerung Italiens gab es am 31. Dezember 1931 zehn Städte, die eine Bevölkerung von über 200 000 Köpfen answiesen. An der Spitze steht Rom mit 1 019 248 Einwohnern. Es folgen Mailand mit 995 489 und Neapel mit 846 005 Einwohnern. Rom hat jetzt Mai land, das vor einiger Zeit noch an der Spitze stand, überflügelt. Die Fliegerin Marga von Etzdorf vor dem Heimflug. Dis Fliegerin Marga von Etzdorf, die im August v. I. von Berlin nach Tokio flog, ist mit dem Dampfer „Olden burg" in Hongkong eingetrofsen. Mit ihrem Sportflug zeug wird sie von hier ans den Flug nach Berlin antreten. Nach Besserung der augenblicklich schlechten Wetterlage an der Küste Südchinas wird sie in den nächsten Tagen nach Hanoi starten. Ser Tod -es Asiensorschers Sr. Trinkler vor Gericht. Die Aiiiolenkrrin Ecigciprochcn. Das Schösse,igcrich, W e i e r m ü n d e - L e h e verhandelte in einer GasnvinschaU in Dorihagen gegen Vic 22 Jahre alle Inge Bie Hajen aus Breme» wegen iahrlälnger Tötung. Die Angell,igie lenkie am 12 Äpnl vorigen Jahres oas Auto ihres VaierS einen schweren üchssiv'gen Mercedeswagen, mit dem sie von Bremen aus mn mehreren Verwandten und Be- kanmen, unler denen sich auch der Asicnsorscher Dr Trinkler and dessen Ehefrau befanden, nach Bremerhaven fahren wollte. Neben der Angekiagieri^ die seu dem Jahre i928 den Führer- jever Entscheidung: an irgend etwas glauben, irgend etwas absolut wichtig nehmen — vor allem die eigene Person. Uno das will mir nicht gelingen. Im Hinter gründe lauert bei mir immer die Empfindung: es ist jM alles furchtbar egal!" „Geht uns das nicht allen so?" fragte Nora teil nehmend. „Wo du es aussprichst, wird es mir bewußt! Ich denke ganz ähnlich. Nur sieh, Hell, ich habe von vorn herein um das Leben kämpsen müssen und dann erscheint es einem doch auf irgendeine unbestimmte Weise wertvoll." „Du bist auch eine jüngere Generation. Füns Jahre Unterschied, das macht was. Was aber — und da liegt der Hase im Pfeffer — soll ich, kann ich tun? Die Fabrik, ist sie wirklich sür mich oie Pflicht? Uno habe ich oie Pflicht, meine Pflicht zu tun? Dor, bleibe ich immer ein Außenseiter; mehr — ein Stümper! Chemie? Bob be hauptet, vor, lägen meine Talente. Aber niemals könnte ich vor, etwas Hervorragenves leisten. Uno Mittel mäßiges? Das will ich denen nicht wegnchmen, Vic davon leven müssen. Die Fabrik mit ihrer Hast und Geldgier schaltet für mich so gm wie aus. Bliebe also oie Kunst! Ich bin heute nicht mehr achtzehn Jahre unv kenne mancherlei mehr als vamals Wenn ich w i l l, nichts wird mich mehr abhallen. Aber, Nora, will ich? Mir fehlt oer Ansporn oes Ehrgeizes, ven ich vamals noch besaß. Ich srage mich auch hier: Wozu? Anveren Frcuve machen? Aber ich kenne jetzt oie anveren und ihre Erbärmlichkeit und mag nicht mehr. Um mich selbst zu befriedigen? Das tue ich auch, wenn ich für mich allein spiele. Leider bin ich nicht nur Aesthet. Die andern drängen sich immer wieder mir auf, stellen ihre Anforderungen an mich. Die andern, frage ich mich. Welche andern? Ich weiß es nicht Und du, kleine Nora, wirst du es mir sagen können?" Er lächelte ungläubig und selbst ein ganz klein bißchen verächtlich in ihr junges, ernstes Gesicht. Sie lächelte zurück und strich mit einer fast mütterlichen Gebärde über sein Haar und seine T-irn. Diese Zärtlichkeit lat ihm wohl. Ein leiser Zug von Zufriedenheit ging über sein Gesicht. (Fortsetzung folgt)