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MMufferTageblatt Nafionale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »Wilsdruffer Tageblatt- ericheiut an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. Haus, bei Poffbestellung 1,80 AW. zuzllglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Apjg. Alle Postanstalten, ^-ost- "-hme/z» Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend ' V°II« Hohne, Gewalt, - Krieg öde, lonhige, Be- medrpz,ungen besteht »ein Anipiua aal v!eleiura de> ? einws ober Kürzung der Bezugspreijer. — Rücksendung eingeiandter Sckriststückc ersolgt nur, wenn Porto beUregt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8ge1paltene Barrmzeile 20 Mpfg., dir 4ge1paltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reich»- Pfennige, die 3gespaltene Reklamezeilr im textlichen Teile 1 AWK. Nachweisungsgebühr 20 Retchspsenntg«. Bsv- gefchriebeneErfchrinuvg». er----e--- « tage und ^latzvorfchriste« werden nach Möglichkeit AM» v beeückfichtigt. Anzeigen annahme bis vorm.lVUHr. > Für die Richtigkeit dse durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Aadattanfpruch erlischt, wen« der Betrag durch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forslrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Ar. 31 — 91. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 8640 Sonnabend, den 6. Februar 1932 Vernebelter Krieg. Heiße Mäuse und Delirium antiZermanicum — Nebcn- »ngriffc — Wirkung der „Grünen Woche" — Nings um die Präsidentenwahl. Nicht nur geographisch ist Gens fast ganz von franzö- »ichem Gebiet umschlossen —, Gens ist jetzt, trotz oder viel mehr wegen des Völkerbundes, wohl die französischste Ztadt der Schweiz. Und heule ist cs Genf mehr noch als ionst auch, wenn sich die Vertreter von mehr als fünf Nutzend Staaten in der Stadt an der Rhone und dem Genfer See versammeln. Auch wenn die Schar dieser delegierten die Kopfzahl eines kriegsstarken Regiments erreicht Auch wenn der Ehrenvorsitzende dieser Ab rüstungskonferenz der Schweizer Motta, der Präsident Englands früherer Außenminister Henderson ist —, die »Seele vom Buttergeschäft", wie der Berliner sagen >vürde, zum mindesten der Treibstoff in dieser Konferenz- Maschine ist doch der französische Kriegsminister Tardieu im Verein mit dem völkerbund-erfahrenen, konfercnz-tüch- ügen Paul-Boncour, im Hintergrund der Oberst Fabry, Frankreichs ausgezeichneter militärischer Sachverständiger mit dem antideutschen „Tick". Wie andere Leute „weiße Mäuse" sehen, so tanzen vor Fabrys Augen immer die heimlich-unheimlichen deutschen Rüstungen herum. Er hat das Delirium antiAsimanieuw. Und für die französische Delegation gilt als Richtschnur ihres Handelns und Ver handelns natürlich nur das, was in Ser französischen Note »om 21. Juli als „Abrüstungsprogramm" für die damals erst allmählich heranrückende Konferenz aufgestellt worden har. Da hieß es zwar formell an zweiter, tatsächlich aber «n erster Stelle: „Die Rüstungen dürfen nicht unter die Grenze herabgesetzt werden, die für die nationale Sicher- kst notwendig ist". Ob und wo diese Grenze zu ziehen A bestimmt natürlich jeder Staat allein! Das heißt: scharfe Ablehnung einer einheitlichen, allgemeinen Abrüstung. Außerdem solle jeder Ztaat genügend stark bewaffnet sein und bleiben, nm sich »Noch vor Eingreifen des Völkerbundes" gegen einen un provozierten Angriff schützen zu können. Wir haben es ja in der mandschurischen wie in der Schanghai-Frage erlebt, Mit welcher geradezu windhundhaften Schnelligkeit die Mkerbunddclegierten eingegriffcn haben Auch dieser zweite Say erledigt also jegliche Forderung nach einer all gemeinen Abrüstung. Und wenn man schließlich noch an den dritten Teil jener Note erinnert, wonach die Ab rüstungsbestimmungen der Pariser „Vorortverträge" von M9 nicht um einen einzigen Buchstaben verändert werden Hollen, aufs strikteste auch künftighin in Geltung bleiben Müssen —, wenn man an das Verlangen in dem vierten Teil denkt, daß ein politisches „Sicherheitssystem" durch Vereinbarung allseitiger und wirksamer Unterstützung ge schaffen werden soll, dann hat man ungefähr die Ziele und Richtlinien der französischen „Abrüstungs"politik in Gens skizziert. Daß sich bekanntlich die Weltgeschichte allerhand teils groteske, teils geschmacklose Witze zu machen erlaubt — nur schimmert hinter mancher derartigen Groteske ost ein klmigroter Schein —, daß ein solcher Witz sich in dem gleichzeitigen Gegen über stehen der Abr üstungs- konserenz und des chinesisch-japanischen »Konflikts" ausdrückt, hat aber geradezu unerträglich gewirkt. Auch wenn sich der Witz an diesen Konflikt heranwagt und ihn treffend als einen „vernebelten Krieg" bezeichnet! Die Angriffe aus Schanghai und die Korts am Jangtse, aus Nanking und morgen vielleicht schon auf andere Orte, die von den Schiffskanonen oder Bombenflugzeugen „erreichbar" sind — Japan verfügt über MM Flugzeuge —, kann man in der Hauptsache wohl als militärische „Diversionen", als Nebenangriffe ansehen und bezeichnen. Der Haupta ngriss Hai der Man dschurei gegolten und daher lassen die Japaner w allen jenen „Nebenpunkten" mit sich reden entsprechend den Forderungen Amerikas und der europäischen Groß mächte, — aber Saß diese sich in die mandschurische Frage einmischen, will Japan nicht dulden; denn sie ist für das japanische Volk und seine Regierung gar keine „Frage" Mehr. Dieses weite, an Naturschätzen überreiche Gebiet ioll dem menschenüberfültten, armen Japan ein „Kolo- nialland" werden. Die Japaner haben sich seit zwei Jahrzehnten systematisch hineingeschoben, bis die Mandschurei jetzt als reife Frucht abgepflückt wurde. * Aber selbst wenn die allgemeine Abrüstung durchzu- jetzen wäre und der Kriegsgott wirklich totgcschlagen würde, so ist damit der Krieg doch noch nicht „abgeschasft", wie unsere Bundesbrüder im Donauland sagen, also aus der Welt „per Schub" hinausbesördert. Denn der Wirt- lchastskricg fordert ja kaum weniger Opfer als der Krieg mit Kanonen, Bomben und Giftgas. Jener Krieg rast aber heute auf dem ganzen Erdball und jedes Volt wehrt sich seiner Hani, weil es auch hier um Leben und Sterben geht. Und wenn jetzt in der Berliner „G r ü n e n -bloche" gezeigt wird, welch riesige Wirtschaftüwerle "Were Landwirtschaft erzeugt, wie aber diese Erzeugung "och gewaltig ausgedehnt werden könnte, dann gehl all- sioi > rum vielen Zehmausenden städtischer Besucher krip Ausstellung sehr bald auf, was in dem Wirtschafts- "eg, den auch Deutschland um Leben und Sterben führen MlizWer Mstch in Gens Auf in den Kamps! Der Kanzler reist nach Genf. Der Reichskanzler fährt am Sonnabend abend nach Gens. In seiner Begleitung befinden sich Staats sekretär von Bülow, Ministerialdirektor Zechlin und Ober regierungsrat Planck. Die Reihenfolge der am Montag beginnenden grundsätzlichen Erklärungen der Großmächte über die Ab rüstungsfrage ist jetzt endlich festgelegt worden. Die fran zösische Abordnung hat erreicht, daß Tardieu seine Er klärung am Montag unmittelbar nach dem englischen Außenminister abgeben wird. Dr. Brüning wird voraus sichtlich am Dienstag vormittag nach Tardieu den deutschen Standpunkt darlegen. Er wird ge zwungen sein, zu den Ausführungen Tardieus unmittel bar Stellung zu nehmen. Man nimmt daher an, daß die Rede des Kanzlers erst nach der Rede Tardieus fertig- gestellt werden wird. In Konfcrenzkreisen steht man der Rede Brünings mit größter Spannung entgegen, da diese Erklärung die Haltung der deutschen Negierung auf der Abrüstungs konferenz grundsätzlich für die weiteren Verhandlungen festlegen wird. Vildung einer Völkerbundarmee. Frankreichs Abrüstungsvorschläge. Über den Inhalt der französischen Abrüstungsvor schläge, die dem Präsidium der Abrüstungskonferenz über reicht worden sind, werden folgende Einzelheiten bekannt: Die französische Regierung schlägt die Bildung inter nationaler Streitkräfte vor, zu denen jedes Land ein Kon tingent stellen soll, und die dem Völkrrbundrat für die Durchführung seiner Beschlüsse gegen diejenigen Staaten zur Verfügung stehen sollen, die sich weigern, die Ent schließungen des Völkerbundrates durchzufüüren. Die großen Kriegsschiffe und Flugzeuge unterstehen dem Völkerbundrat direkt. Die Flugzeuge und Kriegs schiffe mittlerer Größe unterstehen der Hoheit der einzelnen Staaten, müssen jedoch dem Völlerbundrat im Falle des Sanktionsvcrfahrcns nach Artikel 16 des Völtcrbundpaktcs zur Verfügung gestellt werden. Die Tanks, schwere Ar tillerie, Unterseeboote, größere Kreuzer, sonstige Panzer- und Linienschiffe sind gleichfalls dem Völkerbundrat ge gebenenfalls zur Verfügung zu stellen. Luftangriffe werden außerhalb einer bestimmten noch fcstzulcgendcn Zone untersagt. Diese Maßnahmen sind in den französischen Vor schlägen als der Ausbau der gegenwärtig bestehenden Sicherheitsgarantie aufzufassen und sollen das Sanktionsverfahren des Völkerbundrates weiter stärken. Die französischen Vorschläge sehen ferner weitgehende gegenseitige Sicherheitsverpflichtungen der Staaten zur Aufrechterhaltung der gegenwärtigen Lage vor. Die französischen Vorschläge zur Abrüstungs- und Sicherheitsfrage sind der erste amtliche Vorschlag, zu dem die Konferenz nach der Geschäftsordnung Stellung nehmen muß. Das Präsidium der Abrüstungskonferenz. Die Abrüstungskonferenz wählte in geheimer Ab stimmung das Präsidium, das aus dem Präsidenten Hen derson und 14 Vizepräsidenten besteht. Abgegeben wurden insgesamt 54 Stimmen. Zu Vizepräsidenten wurden gewählt die Vertreter von England (53 Stimmen), Frankreich (54 Stimmen», Italien (54), Deutschland (5tt), der Vereinigten Staaten (52), Schweden (48), Japan (47), Spanien (43), Argentinien (39), Belgien (36), Sowjetrußland (36), Tschechoslowakei (35), Polen (33) und Österreich (32). Gegen Deutschland haben somit von 54 Staaten vier Staaten gestimmt. * Tardieu erläutert die neuen Vorschläge. Der französische Kriegsminister Tardieu erklärte de r in Genf versammelten internationalen Pressevertreter. , daß die französische Regierung bereit sei, den vom Ab rüstungsausschuß ausgcarbcitcten Abkommrnsentwurf zu. unterzeichnen. Die von ihr jetzt eingereichtcn Vorschläge gingen jedoch über diesen Entwurf weit hinaus und ent hielten eine Reihe neuer Anregungen. Die französische Regierung wolle ihren guten Willen durch Taten beweisen. Sic sei nicht der Ansicht, daß man jetzt noch warten könne. Der Vorschlag der französischen Regierung besteht aus einer Einleitung und fünf Teilen. In der Ein leitung wird erklärt, im Hinblick aus die gegenwärtigen wirt schaftlichen und moralischen Spannungen und die allgemeine Beunruhigung der Geister sei eine bessere Organisa tion der Welt dringend notwendig geworden. Der erste Teil der Vorschläge behandelt die Zivilluftfahrt und die Bombe geschwader. In diesem Kapitel wird die Internationalisierung der Zivilluftfahrt vorgeschlagen. Den Uuterzeichnerstaaten des kommenden Abrüstungsabkommens ist der Bau und die Ver wendung von Flugzeugen unterhalb noch festzusctzender Ton nagen verboten. Gleiche Regeln gelten für Luftschiffe, die im international-festländischen Dienst verwendet werden. Dem Völkerbundrat wird ein Recht aus Beschlagnahme eingeräumt, über die großen Militärflugzeuge aller Staaten mit weiten Aktionsradien wird dem Völkerbundrat das völlige Vcrfügungsrecht zugcbilligt. * Die Men Soldaten fordern gleiches stecht in der Wehrsrage Der Kyffhüuscrbund zur Abrüstungskonferenz. Der K y f f h ä u s e r b n n d hat ein Schreiben an den Reichsminister des Auswärtigen und den Reichswehr minister gerichtet, in dem nochmals ans den vom Deutschen Reichskriegerbund „Kyffhäuser" geführten Feldzug zur Internationalen A b r ü st u n g s k o n s e r e n z hingewiesen wird. Der Kysfhäuserbund mit seinen 30lM> Vereinen hat in monatelanger Aufklärungsarbeit der großen Masse unseres Volkes klar gemacht, daß Recht, Freiheit und Sicherheit unseres bartbedrängten deutschen Vaterlandes aus dem Spiele stehen. Die in den letzten Wochen von den Kyffhäuser-Verbänden und -Ver einen in allen Teilen des Reiches unter starker Beteiligung aller Schichten der Bevölkerung veranstalteten Versamm lungen und Kundgebungen klangen durchweg in einer Entschließung aus, in der einmütig mit Entrüstung die K r i e g S s ch n l d l ü g e erneut zurückgewicsen und gleiches Recht in der Sicherheits- und Wehrsrage gefordert wurde. Nach gewissenhafter Prüfung der unter genauer Au- gäbe der Teilnehmerzahl eingegangenen Entschließungen wurden diese von weit über zwölf Millionen deutscher Männer und Frauen anerkannt. Hiermit ist den deutschen Vertretern bei der Abrüstungskonferenz ein Material über geben, das die Stimmung der alten Soldaten und der Bevölkerung unzweifelhaft widcrgibt. muß, denn nun eigentlich an ungeheurem Mil liardenvermögen auf dem Spiele steht. Drinnen und draußen. Daheim und in Gens, wo auch ein ver nebelter Krieg tobt. Demgegenüber wird fast klein, was uns innenpolitisch beschäftigt. Auch hier kann man von einem — vorläufig — „vernebelten Krieg" sprechen: dem Geplänkel um die P r ä s i d e n t e n w a h l. Bald aller dings wird hier dieser künstliche Nebel sinken müssen, und wenn auch der Dichter Brentano mal gesagt hat: „Der Teufe! ist neutral", so sollte doch gerade in dem sehr viel notwendigeren, ja allein wichtigen Hinblicken aus den Krieg dort draußen jetzt beim Ringen um die Person des künftigen deutschen Reichspräsidenten daheim sich einmal ein Wort Bismarcks nicht wieder, wie bisher immer, bewahrheiten: „Wir haben die traurige Erfahrung ge macht, daß die Parieileidenschaft höher steht als das Interesse sür irgendeine nationale Einrichtung!" Dr. Pr. SeslWand zu Englands Zollpolitik. Vorläufig keine deutschen Gegenmaßnahmen. Die Mitteilungen des englischen Schatzkanzlers über die neue englische Schutzzollvorlage haben in Berlin keineswegs überrascht, da man auf Grund der durÄ- gestckerten Meldungen Über die vorycrgegangenen Be ratungen des englischen Kabinetts bereits mit solchen Maßnahmen rechnete. Enttäuscht Hai in Berlin jedoch die Tatsache, daß die vor einiger Zeit vom englischen Kabinett verfügte Notverordnung zur Beschränkung der anormalen Ei ns uhren nicht gleichzeitig auf gehoben werden soll. Bekanntlich haben die Engländer diese Maßnahmen als von vorübergehendem Charakter bezeichnet. Die Neichsrcgicrnng hat, wie verlautet, nicht dis Absicht, zu den Mitteilungen des englischen Schatzkanzlers Stellung zu nehmen, da es sich vorlausig lediglich um Ankündigungen handelt. Erst nach Annahme der Vorlage durch das englische Parlament — woran nicht zu zweifeln ist — wird die Reichsregieruna über geeignete Maßnahmen beraten. Es entspricht selbstverständlich nicht den Tatsachen, daß bereits irgendwelche deutschen Gegenmaßnahmen beschlossen worden sind. Ins besondere ist die auch in einem Teile der englischen Presse verbreitete Auffassung irrig, daß die Drosselung der englischen K o h l e n e i n f u h r als deutsche Gegen maßnahme anzusehen sei. Es ist zwar richtig, daß die Einfuhrkontingente neu festgesetzt worden sind <nnd zwar um durchschnittlich 3v Prozent niedriger). Diese Maß nahme entspricht jedoch durchaus dem Rückgang des deutschen Verbrauches. In Berliner politischen