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Das erste Bild vom Kamps um Schanghai, um das jetzt die Entscheidungsschlacht zwischen Japanern und Chinesen tobt: ja panische Marinetruppen transportieren ihre verwundeten Kameraden aus ver Kampfzone zum Verbandsplatz. Bildbericht vom Kamps um Schanghai. Oben: Japanische Marinetruppen beim Angriff auf den chinesischen Stadtteil Tschapei, rechts im Vordergrund das Odeon-Theater. Tschapei ist bekanntlich in ber Zwischenzeit — die Aufnahmen find ja vor mehr als zwei Wochen gemacht worden — von ben japanischen Bomben in einen Trümmerhaufen verwandelt worden. — Unten: Japanische Verschanzung an der Bahnlinie Schanghai—Wu- sung, um die noch immer erbittert gekämpft wird. - Zwei neue Riesen der Lust stellen sich vor. eingesetzt werden. Man rechnet mit einer Reisedauer von neun Tagen. Allerdings muß man dafür beinahe 2600 Mark aus geben, um doppelt so schnell als mit dem Schiff die Südspitze Afrikas zu erreichen. Bild links: Dr. Dornier stellte vor einigen Wochen seine neue ste Schöpfung vor. Das neue Großflugzeug der Dornier-Wer ke „Do. K", wurde bei seiner Abnahme durch die Behörden in Berlin-Tempelhof von seinem Erbauer, Dr. Dornier, vor- gestellt und die Konstruktion des Lustriejen erläutert. — Bild rechts: Das größte englische Flugzeug, eine 36sitzige Maschine, ist jetzt in ben Dienst gestellt worden. Der Apparat wird in den jetzt ausgenommenen Dienst zwischen London und- Kapstadt Der Urenkel der .Königin von Snba. Aus Schatzsuche in Abessinien. — Ein exotischer Kronprinz beehrt Europa mit seinem Besuch. — Der Kaiser von Aethi- opien und die Vorderladekanone. Von Fred Hutter. Der Kronprinz von Abessinien reist augenblicklich mit seiner Schwester und einem verhältnismäßig kleinen Gefolge durch Europa. Angeblich soll er im Auftrage seines Vaters, des Kaisers Makonnen, den einzelnen Staatsoberhäuptern und Regierungen für die mehr oder minder herzlichen Glück wünsche danken, welche diese gelegentlich der Krönung dem dunkelhäutigen und krauslockigen Beherrscher Aethiopiens ehrerbietigst — die meisten schielten dabei nach dem Gold vorkommen des Landes — zu Füßen legten. Er sieht nicht uninteressant aus, dieser abessinische Prinz. Zu seinem Samtmantel und seinen engen Weißen Leinen hosen paßt zwar der europäische Filzhut nicht im geringsten, sodaß man glauben könnte, er hätte den Geschmack irgend eines Kaffernhäuptlings. Aber vielleicht ist dieser etwas sonderbare Anzug wohlbcrechnct, vielleicht soll der Eindruck geweckt oder erhalten werden, als hätten es die Europäer hier mit einem noch etwas primitiven exotischen Volke zu tuu, das von der hohen Politik nicht viel ahnt. Europa weiß ja im großen und ganzen auch nicht viel von diesem sonderbaren Lande, wo die Mörder nicht hingcrichtet werden, sondern sich freikaufcn können lind wo die einfachen Schuldner wiederum in Ketten gelegt werden. Vor sechzig Jahren war das Land den Europäern noch fast unbekannt. Eigentlich erst die Kämpfe mit den Italienern, deren Nieder lage und das Wettrennen der Großmächte um die Gunst des Kaisers vermittelten der Außenwelt eilt wenig Kenntnis von diesem Lande, dessen Fürstenhaus sich der Abstammung von der sagenhaften Königin von Saba rühmt. Damals hielten cs auch die Franzosen für richtig, dem Kaiser Menelik ihre Aufwartung zu machen, und ein Haupt mann erhielt den Auftrag, dem abessinischen Napoleon im Namen des Präsidenten der Republik ein paar Geschenke zu überreichen. Diese bestanden aus Dingen, die europäischem Ermessen zufolge einem schwarzen Potentaten große Frende bereiten mußten: Eine alte Vorderladekanon'e, ein altes Militärgewehr und eine Spieluhr. Menelik empfing den Abgesandten sehr liebenswürdig und ließ sich voller Interesse die Handhabung der Kanone, des Gewehrs und der Spieluhr zeigen: „Sehr schön!" Daun meint er lächelnd: „Wir wollen die Sachen gleich in meine Waffensammlung schaffen lassen. Kommen Sie mit!" Dann führte er den verblüfften Offizier durch eine Flucht von Räumen, in denen Tausende der neuesten Mehrladcgcwehre, Dutzende von modernsten Geschützen und alle sonstigen Waffen lagerten, die ein europäisches Heer nur besitzen konnte. Der Kaiser lächelte auf das erstaunte Gesiebt des Franwsen bi" nur ein wenig und bewies dem Offizier durch ein paar Hand griffe, daß er mit den modernen Waffen mindestens ebenso gut umzugehen verstand wie der Abgesandte mit der Vorder- ladekanone. Dieses etwas unergründliche Lächeln des alten Kaisers Menelik kräuselt auch die Lippen des heutigen abessinischen Kronprinzen, wenn er sich in seiner sonderbaren Aufmachung von den Europäern anstaunen läßt. Es sieht ein wenig ver ächtlich aus, als wollte der Kronprinz sagen: „Glaubt nur, was über die Gründe zu meiner Reise amtlich verlautbarte. In Wirklichkeit kam ich ganz anderer Dinge wegen her." Mancher Europäer ist der gleichen Ansicht. Besonders in England munkelt man, der Kronprinz sei nicht aus lauter Höflichkeit sondern deshalb gekommen, um einigen Persönlich keiten seiner Umgebung unausfällige geschäftliche Verhand lungen zu ermöglichen. Im Vordergründe der Vermutungen stehen die schon eingangs erwähnten Goldvorkommen in Abessinien, die fast ohne Ausnahme noch der Erschließung harren. Eine Reihe von europäischen Staaten bewirbt sich seit einigen Jahren um Konzessionen, und dem Kaiser selbst ist daran gelegen, sich hier eine neue Einnahmequelle zu ver schaffen, doch bisher hörte man nichts von einem Abschluß in dieser Richtung. Eine andere Vermutung, die in diesen Tagen anftauchte, hängt mit den ein wenig phantastisch klingenden und doch von mancher Seite durchaus ernst genommenen Berichten des Engländers Frank Hayter zusammen. Dieser hielt sich einige Jahre in Abessinien auf, nm den sagenhaften Schatz der Königin von Saba zu suchen. Er traf dort mit einem anderen Engländer zusammen, der auf eigene Faust den gebirgige« Westen des Landes durchstreift und dort einen von den Ein geborenen „Brüste der Königin von Saba" genannten Dvppel- gipfel gesehen hatte. Er meinte nun, zu wissen, warum der Berg so hieß: „Dort gibt es Gold!" Die beiden rüsteten gemeinsam eine Expedition aus. Ihre Mittel waren beschränkt, und zudem verfolgte sie das Unglück. Bevor sie ihr Ziel erreichten, verendeten 41 von ihren 43 Tragtieren. Noch hundert Kilometer von dem Doppelgipfel entfernt, blieb Hayters Kamerad erschöpft liegen. Der andere Engländer zog allein weiter. - Nach unsäglichen Mühen und nach Durchquerung eines Urwaldes von verdorrten Bäumen erreichte er den Fuß des Doppelberges. Hier stieß er nach längerem Suchen auf eine anscheinend mit Steinwerkzeugen in die Bergwand geschlagene Höhle. Hayter drang mit einer Fackel und einem seiner Schwarzen dort ein. Ein Wasserlauf hatte sich seinen Weg durch den labyrinthartigen Gang gegraben. Hayter folgte ihm mit Mühe. Plötzlich machte ihn sein Fackelträger schreiend aus ein glitzerndes Etwas aufmerksam: „Sieh!" Der Engländer glaubte das gierige Auge eines Raubtieres zu sehen und schlug mit der Fackel danach. Da blitzten Hunderte von ähn lichen Lichtern auf, Hayter griff nach einem und hielt einen Rubin in der Hand. Er stand aus emem wahren Teppich vor Edelsteinen aller Art. Er glaubte, wahnsinnig geworden zu sein, und lief wieder ins Freie. Am nächsten Tag untersuchte er die Höhle von neuem. Die Rubinen waren noch dort. Er stopfte sich die Taschen damit voll. Er wollte den Gang weiter untersuchen, doch plötzlich stieg das Wasser, als hätte ein unterirdischer natür licher Stausee seinen Damm gesprengt. Das Wasser griss nach dem fliehenden Engländer, und vollkommen erschöpft, ein dntzcndmal dem Tode nahe, gewann Hayter das Freie. Aller Nahrungsmittel entblößt, mußte er mit dem kranken Landsmann umkehrön. Er fuhr nach England zurück und legte hier amtlichen Stellen einen genauen Bericht und Kartenskizzen des Gebietes um die „Brüste der Königin von Saba" vor. Seiner Ansicht nach hat er die Edelsteinbergwerke entdeckt, aus denen die sagenhafte Königin ihre Schätze schöpfte. Er glaubt, die von ihm gefundenen Rubine und anderen Steine seien durch das Wasser zu Tal gespült worden und die wahre Schatzkammer harre noch der Erschließung. Hierbei sollen ihm amtliche englische Stellen durch Gewährung von Geldmitteln behilflich sein. Sollte der Kronprinz von Abessinien wirklich — wie gemunkelt wird — auch dieser „Schatzkammer" wegen nach England gekommen sein? Sein kaiserlicher Vater würde es ja sicher nicht gern sehen, wenn die Schätze seiner Ahnfrau aus dem Lande gingen. Blattläuse zeichnen Tulpen. Die Tulpe, eine unserer schönsten Frühlingsblumen, besitzt an sich eine einfarbige Blüte, mag diese rot, gelb, weiß oder purpurn sein. Neuerdings erfreuen sich aber auch Arten, deren Blütenkelch gestreift, gesleckt oder sonstwie gezeichnet ist, wachsender Beliebtheit. Neuere Untersuchungen über das Wesen dieser Zeichnungen haben nun ergeben, daß es sich bei ihnen um Krankheitserscheinungen handelt, die, ähnlich wü die verschiedenen Infektionskrankheiten des Menschen, durch einen Bazillus von mikroskopischer Kleinheit ausgelöst werden- Träger dieser Keime sind zwei Blattlausarten, durch deren Rüssel die Bazillen in die Blüte gelangen, während das Gast" tier an den Tulpen frißt. Eine dieser Blattlausarten wurd^ bei zwei Dritteln der untersuchten Blumen nachgewiesen. Zeichnung erfolgt auf zweierlei Weise. In dem einen Falle wird von den Bazillen die äußere, meist rote oder purpuft farbene Blütenblatthaut der Tulpe zerfressen und damit dü innere Weiße oder gelbe Schicht zum Durchscheinen gebracht- im anderen Falle wird die Stärke des Anthyocyanins, des Farbstoffes, erhöht, wobei die Streifen oder Flecken als vel" schiedenartige Tönungen derselben Farbe auftreten. Währet man nun zwar weiß, daß zwei verschiedene Arten von Blatt" läusen als Keimträger in Betracht kommen, ist darüber, ob ein und derselbe Bazillus die verschiedenartigen Zeichnung^' der Tulpen veranlaßt oder ob jede Blattlausart ihren be" sonderen Bazillus beherbergt, noch nichts bekannt.