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in die Hände der Amerikaner. Weit berühmt war die prachtvolle Kathedrale von Santiago, die einem noch unbestätigten Gerücht zufolge jetzt gleichfalls zerstör, worden sein soll. 10 Tote, 200 Verwundete in Guantanamo. Washington. Der Kommandant der Seestreitkräfte der Vereinigten Staaten in der Guantanamobucht meldete, daß das Erdbeben aus Kuba in Guantanamo 10 Tote und 200 Verwundete gefordert hat. Guantanamo ist der Flotten stützpunkt der Vereinigten Staaten aus Kuba. Gens in Erwartung des Reichskanzlers. Deutsch italienische Übereinstimmung. Die in Gens üblichen Besuche und privaten Besprechungen zwischen den Abordnungsführern haben eingesetzt. Zwischen dem italienischen Außen minister Grandi und dem deutschen Abordnungsführer Nadolny fand eine längere Unterredung statt. Von italie nischer Seite wird hervorgehoben, daß in der Abrüstungs frage vollkommene Übereinstimmung zwischen dem deut schen und dem intalienischen Standpunkt bestehe. Bis auf Deutschland sind die europäischen Großmächte durch führende Kabinettsmitglieder vertreten. Man hält es jedoch allgemein sür selbstverständlich, daß der grund sätzliche Standpunkt der deutschen Negierung zur Ab rüstungsfrage vom Reichskanzler Brüning, als dem verantwortlichen deutschen Staatsmanns, persönlich abgegeben wird. Die Abreise des englischen Außen ministers Sir John Simon zur Abrüstungskonferenz ist aus Freitag festgesetzt. Er beabsichtigt, am kommenden Montag eine große Rede in Genf über die englische Abrüstungspolitik zu halten. Gefährliche Verschleppung. Zur beabsichtigten Vertagung der Tributkonferenz. Der englische Schatzkanzler Neville Chamberlain hat gleichzeitig mit der Empfehlung einer allgemeinen Streichung der Reparationen und Kriegsschulden im Unterhaus mitgeteilt, daß sich die englische Regierung bereit erklärt habe, dieRegierungskonserenzauf Mai oder Juni zu vertagen. Die englische Presse erklärt in diesem Zusammenhang, wenn nicht bald eine weise Entscheidung durch die Staatsmänner getroffen werde, so bleibe nichts anderes übrig als eine Rebel lion der Schuldnermüchte. Die Entscheidung über die Vertagung der Konferenz werde die politische Stellung Brünings stark beeinflussen. Das Fortbestehen der Unsicherheii um weitere sechs Monate müsse als ernster Rückschlag für jeden Wiederaufbauplan ge wertet werden. Hoffentlich werde sich in diesen sechs Monaten die Ansicht in den Ländern ändern, die bisher den englischen Standpunkt bezüglich der völligen Tribut- nnd Schuldenstreichuug noch ablehnten. Anhaltender Besuch auf der „Grünen Woche". Das außerordentliche Besucherinteresse sür die „Grüne Woche Berlin" besteht auch weiterhin. Dabei ist die be deutsame Feststellung zu machen, daß der Prozentsatz ländlicher Besucher gegenüber dem Vorjahre weiterhin nicht unerheblich zugenommen hat und daß auch die Landbevölkerung aus der näheren Umgebung Berlins stark vertreten ist. Die ausstellenden Firmen sind, soweit sich das bis zur Stunde übersehen läßt, mit dem bisherigen Ergebnis durchaus zufrieden und übereinstimmend an genehm überrascht durch den starken und interessierten Besuch. * Der ehemalige sächsische König aus der GrSnen Woche. Der srühere König Friedrich August von Sachsen hat sich in Begleitung seines Adjutanten nach Berlin begeben, wo er die Grüne Woche besuchen und sich hier insbeson dere die Geweihausstellung ansehen wirb. Bierstreik in Bayern? Bayerische Bauern erklären die Zahlungsunfähigkeit. Nachdem erst vor einigen Tagen vier große Ver sammlungen schwäbischer Bauern in Buchloe beschlossen hatten, ab 1. Februar nur noch die allerwichtigsten Zah lungen zu leisten, erklärte auch in Rosenheim eine Ver sammlung von 800 oberbayerlschen Bauern die Zahlungsunfähigkeit. Nur solche Lasten würden noch mit dem verfügbaren Bargeld bezahlt werden, die zur Aufrechterhaltung des bäuerlichen Betriebes notwendig seien. Von der Reichs- und Landesregierung werde die Einsicht verlangt, daß sie freiwillig die Steuer freiheit der Landwirtschaft verfüge. Es handele sich nicht um einen Steuerstreik oder um böswillige Zurück haltung des Geldes, sondern um eine Selbsthilfe der Bauern, die vor ihrem Ruin ständen und zu diesem letzten Mittel greifen müßten, um ihre Existenz zu erhalten. Ab 15. Februar soll der Bierstreik proklamiert werden, wenn bis dahin keine stärkere Bierpreissenkung erfolgt. SeratmWpIan des preußischen Landtages Der Ältestenrat des Preußischen Landtages wird am 11. Februar vor Wiederaufnahme der Vollsitzungen zu sammenkommen, um den Beratungsplan festzulegen. Die erste Lesung des Haushalts kann nicht, wie ursprünglich in Aussicht genommen war, schon am 16. Februar be ginnen. Es wird damit zu rechnen sein, daß die erste Lesung erste Ende Februar bezw. Anfang März stattfindet, nachdem zuvor der Staatsrat beraten hat. Es besteht die Absicht, die Beratungen erheblich abzukürzen, um möglichst im März bereits den Haushalt verabschieden zu können. Kommunistische Zersetzungsversuche bei der Reichswehr. Mehrere Personen verhaftet. Der Berliner Polizeipräsident teilt mit: Am 20. Januar 1932 wurde in Berlin-Falkensee eine Reihe von Personen festgenommen, die in dem dringenden Verdacht standen, die Zersetzung der Reichswehr in Elsgrund im Auftrage der KPD. zu betreiben. Bei den Durchsuchungen wurde umfangreiches kommunistisches Zersetzungsmaierial bei einem der Beschuldigten und außerdem drei Pistolen, Munition, ein MG- Schloß, Handgranatenköpfe und -zünder gefunden. Die Festnahme eines der Täter gelang gerade in dem Augenblick, als er in einem Kaffee in Berlin mit einem Reichswehrangehörigen saß und versuchte, von diesem über militärische Dinge etwas zu erfahren. Die von ihm hierüber gemachten Notizen hatte er vor sich liegen. Gegen die Beschuldigten ist ein Strafverfahren wegen Vorbereitung zum Hochverrat eingeleitet worden. Vom Vernehmungsrichter wurde gegen sechs Beschuldigte Haftbefehl erlassen. Die amerilanijche Gcsandtschastswache in Peking bei einer Übung. Hk.MsWßMM« k^omsn von iRgnIjss Lonnsbonn ^opyrj^kt dv Martin ttalle (8as1e) f41 In Elisabeth Degeener klangen die eigenen Worte nach. Ich kann nicht mehr!? Das hatte sie noch nie im Dienst gesagt. „Gute Nacht, Schwester!" Auf dem Wege zu ihrem Kabinett kam Elisabeth an einer Tür vorüber, vor der sie ihre Schritte unwillkürlich hemmte. Gisela schlief in einem kleinen, von Doktor van Delden mit aller Sorgfalt hergerichteten Zimmer aus der Kinder station. Nichts hatte diese so gern, als wenn Elisabeth, blieb sie nachts im Sanatorium, einmal zu ihr hereinschaute. So öffnete Doktor Elisabeth Degeener die Tür zu Giselas Zimmer und ließ die rosa abgedämpfte Birne auf leuchten. Gisela schlief. Ihre schmale, flache Brust — die Brust einer Schwind süchtigen — hob und senkte sich regelmäßig, ihr Köpfchen war leicht zur Seite geneigt, die langen Wimpern be schatteten die zarte Wange, die vom Schlaf sanft und lieb lich gerötet war. Die Festpracht, die sie am Abend getragen, lag, in aller nur denkbaren Unordnung, achtlos auf dem Boden, aus Stuhl und Tisch verstreut. Es sah fast aus, als sei sie in zorniger Ungeduld herumgeworfen. Elisabeth hob das hübsche Kleidchen vom Fußboden auf und breitete es über den Stuhl. Kopfschüttelnd mußte sie doch lächeln. Welch ein unberechenbarer Wildfang dies Kind war. Ihre Launen, ihre Sprunghaftigkeit lagen zu einem guten Teil mit an der bösen Krankheit. Sonst — ohne Zweifel — war Gisela so gut, wie sie schön war. Mil leichter Hand strich Elisabeth über die wirren Locken der Schlummernden. So leise vie Berührung war — Gisela spürte sie, warf sich, ohne zu erwachen, unruhig und abwehrend herum. „Geh! Laß!" murmelte sie. „Ich mag dich nicht! Weg, du! Weg!" Doktor Elisabeth Degeener weckte das Kind. „Gisela! Ich bin's! Mama Elisabeth!" „Katze — falsche!" Gisela fuhr in die Höhe. Mit weit geöffneten Augen starrte sie die Aerztin an. Es war noch Unbewußtheit in diesen Augen — die Ueberraschung der Jäherwachten, aber auch ein böser, zischender Haß. „Närrchen, du träumst!" „Ach ja! Oh, ich habe wirklich schlimm geträumt!" „Schlaf, mein Liebling! Schlafe nun weiter!" Elisabeth drückte das Köpfchen des Kindes sanft in die Kissen. Sie beugte sich herab, wollte die Stirn des Mädchens küssen, aber heftig warf sich Gisela herum, barg ihr Gesicht in das weiße Leinen. Elisabeth wunderte sich flüchtig über dies Gehabe. Sonst war die Kleine leichter wach geworden als sie sollte, und hatte sie flehentlich gebeten, bei ihr zu bleiben. Sie ist zu lange aufgeblieben und nun überreizt und nervös. „Diesmal hat .Kollege Alander'" — so nannten die anderen Aerzte wohl scherzhaft den gewichtigen Herrn — „restlos recht gehabt", dachte Elisabeth. Sie drehte das Licht aus und ging. Als ihr Schritt verhallt und die Türklinke ihres schräg gegenüberliegenden Raumes niedergedrückt war, sprang Gisela aus dem Bett, eilte zur Tür und verriegelte sie. Auf ihrem schönen Gesicht stand ein Zug, der seine Reize stark beeinträchtigte. „Alte, eklige Person! Wie ich sie hasse — wie. wie ich sie hasse", dachte sie. Und sie lag noch lange wach, mit großen, heißen Augen an die Decke starrend, die aus dem Morgendämmern all mählich sichtbar wurde. Die Liebe Doktor van Deldens hatte sie mit lustigen, bunten Gestalten bemalen lassen. Maismonopol und Eiereinfuhr. Im Haushaltsausschuß des Reichstags wurde da» Mais Monopol von verschiedenen Seiten als eine kost" spielige Zwangswirtschaft, die nur Verteuerungen mit sich bringe, bekämpft. Ein Regierungsvertreter teilte mü, das Monopol habe sich dahin ausgewirkt, daß die Eier einfuhr seit 1927 von 2,1 Millionen Tonnen auf 360 000 Tonnen zurückgegangen sei. Es seien infolge de» Monopols von den nordwestdeutschen Schweinemästcrn 600 000 Tonnen Roggen und 250 000 Tonnen Kartoffel' flocken verfüttert worden. Ser Schadenersatz für den Kapp-puW Kapitän Erhardt gewinnt seinen Pensionsprozeß. In dem Prozeß, den Kapitän Ehrhardt mehreren Jahren wegen seiner Pension gegen da§ Reichswehrministerium führt, Hal das Kammergericht erneut ein Urteil zugunsten Ehrhardts erlassen. Nachdem Kapitän Ehrhardt eine Reihe von Jahren im unangefoch' tenen Besitz seiner Pension geblieben war, wurde W vom Neichswehrministerium mitgeteilt, daß er wegen des Permögensschadens, der dem Reich durch de« Kapp-Putsch erwachsen sei, in voller Höhe heran' gezogen werde. Das Landgericht I Berlin hat seinerzeit die Einbehaltung des pfändbaren Teiles der Pension als zu Recht erfolgt bezeichnet. Das Kammergericht hatte da' gegen die Schadenersatzansprüche des Reiches zurück' gewiesen. Das Reichsgericht hob dann das Urteil aus und verwies die Sache zur erneuten Verhandlung a» das Kammergerichl zurück. Nunmehr Hal das Kammer' gerichl wiederum festgestellt, daß das Reich nicht be' rechtigt ist, mit etwaigen gegen den Kläger Ehrhardt zustehenden Schadenersatzansprüchen aus dem Kapp-Putsch gegen dessen Pensionsansprüche auszurechuen. Katzenellenbogens EffeNenkonsortium. Die Geschäfte um Schuftheitz-Patzenhofer. Im Schultheiß-Patzenhofer-Prozeß wurde die Grün' düng der Effektenkonsortium G. m. b. H. erörtert. Hierbei wird Katzenellenbogen der Vorwurf der Untreue gemacht. Katzenellenbogen erklärte, daß er sich unschuldig fühle. Die Ludwig-Katzenellenbogen-G. m. b. H- habe sechs Millionen Mark aufbringen sollen, um junge Aktien zu beziehen. Damals habe nu» der Konzern ihm, Katzenellenbogen, sechs Millionen Mal!, für dieses Geschäft zur Verfügung stellen wollen. Gen e' raldirektor Dr. Sobernheim, Herr vo» Stauß und Jakob Goldschmidt hätten ihm in Namen des Konzerns diese Zusage gemacht. Er habe dam von der Deutschen Bank drei Millionen und von der Eid genössischen Bank ebenfalls drei Millionen Mark in Ain spruch genommen. Der Konzern aber habe versprochen, zu gegebener Zeit für ihn einzuspringen, denn zwischen dem Konzern und dem Großaktionär, wie es die Ludwig' Katzenellenbogen-G. m. b. H- war, habe unbedingt eiM innere Interessenvertretung bestanden. In der Folgezeit hätten dann wegen des Absinkens des Kurses der Schult' Heiß-Aktien den Banken gegenüber Nachschüssc geleistet werden müssen. Die Staatsanwaltschaft steht nun auf dein Standpunkt, daß hier die untreue Handlung Katzenellen' Vogens zu erblicken sei, weil er die Gefahr der Nachschuß' Pflicht auf den Schultheiß-Patzenhofer-Konzern abgewälz« habe. Die Verhandlung wurde aufFreitag vertagt. Grenzland Chronik. Gera. Unglücksfall oder Selbstmord? In der Nähe der Milbitzer Heilanstalten wurde ein junges Mädchen von einem Personenkraftwagen überfahren uR durch Zertrümmerung des Hinterkopfes sofort getötet. Dß polizeilichen Erhebungen ergaben, daß dem Kraftwagen' führen wahrscheinlich kein Verschulden trifft; vielmehr iß das Mädchen selbst in die Fahrbahn des KraftwageB gelaufen. Man nimmt an, daß es selbst den Tod gesucht hat Aber Gisela hatte für die fröhlichen Bilder keinen Sinn in ihrer augenblicklichen Verfassung. Elisabeth hingegen war sogleich entschlummert. Sie hatte ihre Kleider nur gelöst, nicht abgelegt. Es war schon fast drei Uhr, und man konnte ihrer jeden Augenblick wieder bedürfen. * * * Seine Exzellenz, der Herr Staatsminister außer Dienst Herbert Degeener, konnte sich der Höflichkeiten gar nicht erwehren, mit denen man ihm von allen Seiten die Schritte hemmte, als er jetzt, in aller Herrgottsfrühe, im Sanatorium vorsprach. „Ich bitte Sie, Schwester! Nein, nein, machen Sie sich keine Umstände! Zeigen Sie mir nur das Schlafkabinen meiner Frau. Eine eilige Sache — ich würde sie sonst so früh nicht aus ihrem Schlummer reißen. Nein, was Sie sagen! Um drei Uhr erst ist sie zur Ruhe gekommen? Und Sie, Schwester? Wie bleich und übernächtig schauen auch Sie aus! Hier? Hier also! Danke." Er pochte leise. Elisabeth fuhr empor. Sie hatte den leisen Schlaf derer, die wissen, daß die Pflicht vor ihrer Ruhe nicht respektvoll halt macht. „Ja? Schwester?" „Elisabeth - ich." „Du?" tönte es von innen. „Herbert, ich öffne sofort." Nach Sekunden fuhr der Riegel zurück. Elisabeth, in nur flüchtig geordneter Toilette, machte Vie Tür auf. „Komm herein — es ist eng hier!" „Oh — nur einen Augenblick!" „Ist etwas?" Degeener nickte. „Wir wollen die Tür schließen. Kann hier jemand lauschen?" „Hier? Nein!" Gortfetzung folgte