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Adelgunde nickte. „Alander hätte es nie fertig gebracht, daß ich hierbliebe. Aber ich dachte an Sie." „An mich?" „An Siel Ich dachte, vielleicht lernten Sie mich ein wenig Krankenpflege." Elisabeth lächelte über das naive Teutsch und die naive Art der anderen. „Das geht nicht so schnell." „Ich weiß." „Auch bedarf es dazu vor allem der Erlaubnis oes Chefs." „Oh, dieser Doktor van Delden! Ich habe ihn nur von Weitem gesehen. Er sieht so gut aus, und würde es gewiß erlauben." Doktor Elisabeth Degeener sann nach. Das Mädchen tat ihr leid. Sie erkannte, daß unter der rustikalen Hülle ein Mensch steckte, der der Berfeinerung — in edelstem Sinne — fähig war. „Aber Sie sollen hier — weltförmiger gemacht werden", sagte sie nicht ohne Scherz. „Und Krankenpflege..." „Diese Frau Lasar will mich zum Affen machen", unter brach Adelgunde die Aerztin. „Jetzt liegt sie mir in den Ohren, daß ich mich anders kleiden soll." „Sie gehen in der Tat auffallend unmodern." ——- „Das sagen auch Sie? Sie sind doch auch einfach an gezogen!" „Hier im Beruf..." „So raten Sie mir, wie ich mich anziehen soll. Der Lasar trau' ich nicht." „Liebes Kind, dazu habe ich keine Zeit; auch nicht Uebung und Geschmack genug. Ich bin recht gleichgültig meiner eigenen Toilette gegenüber." Aber das traurige, fast hoffnungslose Gesicht der anderen sehend, fuhr sie sort: „Nehmen Sie, möchte ich sagen, dunklere, seidene Kleider, nicht gar so lang und weit — schlicht und einfach, nur von schönem Stoff und — versuchen Sie eine andere Frisur. Diese Haartracht ist zu —" Elisabeth suchte nach Worten — „kindlich für Ihr schon reiferes Gesicht." „Die Lasar", warf Adelgunde trotzig ein, „nennt mich vas Ramamädchen." Doktor Elisabeth Degeener lachte herzlich. „Dem ist doch leicht abzuhelfen." „Ach, Fräulein Doktor..." „Frau!" verbesserte Elisabeth, leise erinnernd. „Ach, Frau Doktor! Sie — zu Ihnen habe ich ein so großes Vertrauen, vom ersten Sehen an. Von Ihnen möchte ich lernen." „Sind Sie nicht ein bißchen überschwenglich, liebes Fräulein?" mahnte Doktor Elisabeth Degeener in schwesterlicher Güte. „Ueberschwenglich? — Wo sollte ich das her haben? Von unseren Kühen? Nee! Wissen Sie, ich bin eher schreck lich nüchtern." „Fürs Leben jedenfalls besser", sagte Doktor Elisabeth Degeener, und reichte ihr verabschiedend die Hand. * * * Gisela nahm die Rechte Leys zwischen ihre beiden kleinen, schneeweißen Hände. „Du sollst mir einmal etwas sagen, hörst du? Aber ganz, ganz ehrlich." „Mußt du das erst extra fordern, Kind?" Sie saßen wieder an Leys Lieblingsplatz, von dem aus er den See stundenlang, in wortloses Sinnen vertieft, be trachten konnte. „Also sag' — bist du mich leid?" „Leid? Dich? Aber warum denn, Gisela?" „Du bist anders als sonst." „Kind, mich quälen schwere Gedanken." „Sag', bist du arm?" „Ja, das bin ich allerdings." „Bist du deshalb traurig?" „Deshalb? — Nein!" „Aber traurig bist du! Quält es dich, daß du krank bist?" „Warum meinst du das?" „Weil es mich manchmal quält. Deshalb..." (Fortsetzung folgt.) Vie 7. ürüne Asche re r Das vcutschr ForsthauS aus der Grünen Woche. WA >ruff sW t>S 8 er ¬ eilt ei >7. ! in am. "7? K> L n Dienst an nm rittet bei züge dc nmungs Monat- bestimm die ihn ch erhal der füi gsbezüg« gen odk! d Lchrei Lehrer» minder freiwillig zu Städtern gewordenen Dorfbewohner ver traten, ausgelöst. Man wird sich auch darüber hinwegsetzen müssen. Es ist ja ohnehin so manches nicht eingehalten worden, was man den Dörfern an der Peripherie der Stadt versprochen hatte, um ihnen die Eingemeindung schmackhaft zu machen. Trotz der Vergrößerung des territorialen Umfanges Dres dens erlebten wir am Jahresschlüsse die unangenehme Über raschung, daß die Einwohnerzahl Dresdens zurückgegangen ist. Das immer in scharfer Konkurrenz stehende Leipzig wird dar über eine gewisse Freude empsinden Von 633 453 am Jahres anfang sind wir auf 630 481 zurückgcsallcn, wobei der sogen. Wanderungsverlust die Zahl 2546 erreicht hat, während durch das weit bemerkenswertere überwiegen der Sterbesälle über die Geburten ein Rückgang um 426 Personen eingetreten ist. Es ist auch nicht anzunehmen, daß nach Lage der Dinge das neue Jahr andere Ergebnisse bringen wird, man rechnet viel mehr mi« einem weiteren Geburtenrückgang und infolge Über- av di» sli cen !«d au. -- s 2 Romsn von kVispliss Lonnsbonn ^opvrijM bv LtsrNn keuUUvsnAer, NsUe <8ssle> lttuz auen. baod rumbacb iKlN§ Ike, ssig, Wilsdruff -7ee ilggsghlie alterung der Bevölkerung mit einem Steigen der Sterbesälle. So dürfte uns die nächste Zeit weitere Überraschungen in be völkerungspolitischer Hinsicht bescheren. Von der allernächsten Zeit aber erwarten wir Dresdner weniger Betrübliches. Wir hofsen sogar, von dem Frohsinn der Faschingslaune den Sorgen des Alltages cmsührt und in glücklichere Sphären gehoben zu werden. Künstlcrschast, Presse, Studentenschaft und andere Korporationen planen wie alljähr lich ihre Fastnachtsvergnügungen in mehr oder minder großem Stile abzuhalten. Diesmal stehen sie alle im Zeichen der Wohl tätigkeit. und wenn das zugunsten der studentischen Freitisch- Hilse beabsichtigte Faschingssest mit dem unaussprechlichen Namen „Kallaballük" sich als Werbemittel eine besondere Devise ge sucht hat, so können und müssen auch wir übrigen diese Devise, ob wir nun wollen oder nicht, jetzt zu der unseren machen. Sie lautet: „Notverordnung — wir schippen weiter!" Leo. Grüne Woche Berlin 1932. Die diesjährige „Grüne Woche", schon die siebente ihrer Art, welche die riesigen Hallen am Kaiserdamm füllt, stellt sich die v o l k s w i r t s ch a f l l i ch w i ch t i g e A u f - gäbe, in einer Zeit, wo zwangsweise unsere Einfuhr möglichkeiten aus dem Auslande immer weiter zurück- gehen, den Beweis zu liefern, in wie hohem Maße die eigene Erzeugung unserer Landwirtschaft das Nah- rungsmittelbedürfnisdeseigenenLandes schon jetzt befriedigen kann, und ferner, welche Steigerungen durch organisatorische und technische Ver besserungen noch möglich sind. Von größter Bedeutung ist da angesichts der gegenwärtigen wirtschaftspolitischen Kämpfe die Abteilung der Milch-, Butler- und Käsewirt schaft. Der gerade in der letzten Zeit so fühlbar gewordenen Not der Waldwirtschaft und des Holzabsatzes trägt die Schau „Deutscher Wald" Rechnung, die fast eine ganze Halle ausfüüt und besonders auch für vermehrte Verwendung des Holzes im Wohn- und Siedlungsbau werben will. Den Möglichkeiten einer noch stärkeren Ausbreitung der Fische als Volksnahrungs- mittel will eine andere Abteilung dienen, die gleich zeitig den Landwirten Anregungen zur vermehrten Massenzüchtung edelster Fische geben soll. Eine der wichtigsten Aufgaben aller dieser Berliner Grünen Messen ist stets die Vorführung der neuesten maschinellen Hilfs mittel gewesen, welche die Industrie derLandwirtschaft dar- bieten kann. Hier wird noch mehr als schon in den ver gangenen Jahren die Preisfrage eine entscheidende Rolle spielen. Gartenbau und Kleintierzucht, letztere dies mal durch eine Kaninchen- und eine Geflügelzuchtaus- stellung besonders betont, haben sich von jeher als das Bindemittel zwischen Stadt und Land bewährt, wo das Verständnis aus beiden Seiten sich zwanglos findet. Die Nasseh undeschau bildet dann schon den Übergang zum Sport, diesmal durch eine Pferdeausstellung, welche die besten Turnierpserde Deutschlands vereinigt, und dann wieder durch die im Nahmen des Berliner Svortkalenders UM ovntag, Uhr im Wilsdruffer' Tageblatt I L.Nlatt. Nr 25 — Sonnabend, de» 30. Januar 1932 Nie gabs auf Erden bleibend Glück und nie Mirds eines geben; was man erreicht hat, tritt zurück cor ewig neuem Streben. Erfüllter Wunsch dem größern weicht; nie zieht ins Herz Genüge ein; und wenn du je dein Glück erreicht, io hört es auf, dein Glück zu sein. uno wirtlich beugte sich der ungeschlachte Mann herab und küßte das duftende Händchen, vas bereit war, aus reiner Freude am Intrigieren in sein Leben entscheidend elnzugreifen. Dresdner Epiegelbilder. Krühlingsahncn? — Autler, die ihren „Knigge" nicht kennen.— Starker Verkehrsrückgang zu Luft und zu Lande. — Sprechende Zahlen. — Überraschungen. — Kallaballük. Kommt schon der Frühling? Oder sollen die Vorboten, die er uns geschickt, hat, den rauhen Händen eines Nachwinters zum Lpfcr fallen? Ter warme Sonnenschein dieser letzten Januariage hat sie herbeigelockt, die Stare, die schon da und dort in den Vorgärten pfeifen, und sogar schon die Weiden kätzchen, die der Volksmund als Maikätzchcn bezeichnet, und die demnach vier Monate zu früh in den Weidenbüschen am Strande der Elbe ausschlagen. Wir wissen es nicht, aber eins wissen wir, nämlich, daß mit den wärmeren Tagen auch etwas anderes, für den früh lingsuchenden Fußgänger weniger Erfreuliches, zum Vorschein kommen wird: die vielen, vielen Autos, die jetzt „abgemeldet" in den Garagen trauern, weil ihr Herr die Steuern sparen will oder muß. Und mit dieser Aussicht auf Verstärkung des Kraftverkehrs tritt auch schon das Polizeipräsidium aus den Plan, das trotz der Abnahme des Verkehrs im Winter eine Hausung der Verkehrsunsalle tm Stadtgebiete in erschreckendem Matze jetzgestellt hat. Die Polizei spricht es auch offen aus, datz nach shreq Beobachtungen zum größten Teile rücksichtslose und übermäßig schnell sahrcnde Kraftfahrer die Schuld an wachenden Vcrkchrsunsichcrhcit tragen. Noch immer gilt Stadtgebiet eine Höchstgeschwindigkeit von 35 Stunden- lilontclern und vermehrte Geschwindigkeitskontrollen sollen da- sU beitragen, den Autlern und Motorradsahrern das beizu- ^Ngen, was viele von ihnen scheinbar allein nicht lernen können. Einen Rückschritt zeigt der Verkehr ans Straßenbahnen w>d Kraftomnibussen. Während im Jahre 1930 noch 185 Mil lionen Menschen auf diesen Verkehrsmitteln ihr „Fortkommen" suchten, waren es im vergangenen Jahre nur uoch 160 Mil lionen Fahrgäste. Mit oder ohne Rechenschieber kann der geübte Mathematiker hiernach seststellen, daß im Durchschnitt täglich 67 000 Personen weniger ihren Lbulus an die Kasse der Slraßenbahndirektion entrichtet haben. Auch nach auswärts haben die wirtschaftlich beengten Dresdner weniger reisen können als sonst. Aus 10,1 Millionen Eisenbahnrcisenden, die noch 193g von den Dresdner Bahnhöfen aus hinaus in die Ferne fuhren, sind 8,6 Millionen geworden, und selbst das Fliegen ist uns vor lauter Sorgen vergangen. Nur 2872 Flug- gäste kamen gegen 3598 in Dresden an, während es statt 3M anno 1930 im letzten Jahre nur noch 2642 Menschlein »den Schwalben nachmachten", und von Dresden aus den Flug in die Ferne ausnahmcn. Daß an diesem rapiden Verkchrsrückgang in der Tat die Wirtschaftslage die Hauptschuld trägt, sei nur aus zwei Zahlen bewiesen. Dresdens Arbeitslosenzisser stieg im Laufe des ver- anngenen Jahres um 57 000, nämlich von 31 000 auf rund ^VVO Tie Zahl der von der Stadt unterstützten Wohlfahrts- ^werbslosen hat sich in dem Notjahr 1931 mehr als verdoppelt ging mit 34 900 ins neue Jahr. Kein Wunder, daß diese Tatsachen zu den einschneidensten Maßnahmen der Sladt- ""wastung führten. Als besonders schwer wird es empfunden, A silbst der den Heranwachsenden Erdenbürgern dienende Mütterberatungsdienst, der doch überaus segensreich wirkt, sich ^'»e empfindliche Einschränkung gefallen lassen mußte. Ebenso man eine den vielen eingemeindeten Ortschaften gegebene Zusage plötzlich fallen lassen und die in den einzelnen Bezirken gebildet Ausschüsse, die gewissermaßen als Verbindungsstellen iwischen eingemeindeten Ortschaften und der städtischen Zentralvern>altung dienten und die Wünsche der mehr oder -s- * Wenige Tage später begegnete Doktor Degeener Adel gunde Knacke auf dem Hofe des Sanatoriums, als sie, nach einer Besprechung mit Doktor Delden, aus dem Haupt gebäude zu dem großen Pavillon zurückging, der die Kin derstation enthielt. Sie erkannte sie sofort wieder. „Noch hier?" fragte sie freundlich. Ueber das leich, gereizte Gesicht des Mädchens flog ein Schein von Freude, als die Aerztin sie anredete. „Ja! jagte ne. „Mein Verlobter wünscht, daß ich mich lasse. 8»«. ich had- -s Ä " UN'--»" -uww-'. längst unentbehrlich gewordenen Reit- und Fahrturnicre vertreten. Dazu kommt dann noch, um nur das wichtigste zu nennen, die Jagdausstellung mit den schönsten Trophäen aus dem ganzen Reiche, und auf dem Freigelände die Modellschau der Siedlungshäuser. Die zur Vorbesichti gung der Ausstellung für Freitag nachmittag eingeladene Presse wurde im Blauen Saal der Halle ll von Albert Wischek, dem Direktor des Ausstellungs-, Messe- und Fremdenverkehrsamies der Stadt Berlin, und Hans Jürgen von Hake, dem Leiter der Ausstellung, begrüßt und nach kurzen Ansprachen durch die Hallen geführt. Dem Gebote der Zeit entsprechend, hat der Reichs landbund, dessen Massenheerschauen im Zirkus Busch früher immer den Auftakt zur Grünen Woche ergeben haben, dieses Jahr von einer solchen Veranstaltung ab gesehen und ersetzt sie durch eine Führertagung im Reichs landbundhause. Auch die Deutsche Landwirtschaftsgesell- schaft hat die Zahl ihrer Arbeitstagungen stark verringert. Immerhin werden in der Zeit vom 2. bis 6 Februar über 70 Ausschußtagungen beratend und beschließend zu- sammentreten, und in einer Reihe großer Versammlungen werden u. a. Minister Schlange-Schöningen, Kammer direktor von Flemming-Paatzig und Professor Dr. Brink- mann-Bonn über die Schicksalsfragen und nächsten Zukunftsfragen der deutschen Landwirtschaft sprechen. Der erste Rundgang. Am Eingang der Ausstellung begrüßt die Besucher die diesjährige Hauptsonderausstellung „Deutscher.Wald — deut sches Holz" die für eine veruuüftgemäße Verwertung von deutschem Holz wirbt. Im Mittelpunkt der Halle steht ein ganz aus Holz hergerichtetes Forsthaus und zwei für verschie dene Ansprüche vorgesehenen Siedlungshäuser, außerdem werden die Verwendungsmöglichkeiten des deutschen HolzcS sowohl für alle Ansprüche der Praxis wie für die feinsten kunst gewerblichen Arbeiten vor Augen geführt. Die besten Arbeiten werden auf der Ausstellung vorgesührt. Das Institut für land wirtschaftliche Marktforschung zeigt eine Verpackungsschau, und zwar Verpackungsmittel aus allen Ländern der Welt, um die deutsche Landwirtschaft anzuregen, aus diesem Gebiete vom Auslande zu lernen. Schon heute herrscht ein Massenandrang nach der Geflügel- und Kaninchenschau, besonders aber nach der Rassepferdeausstellung. Mit ihren über 400 Tieren und nach den Vorführungen des Internatio nalen Reit- und Jagdturniers. Die ZagdsussteituNg^ die in Halle III untergebracht ist, zeigt Trophäen des Jahres 1931. Ostpreußen hat das beste deutsche Rot hirschgeweih geliefert. Einen ungeraden Sechszehnender, der vom Hegemeister Roegler im Kreise Goldap erlegt worden ist. Bei einem Gewicht von stark 15 Pfund ist es ganz normal gebaut und weist auch eine weite Auslage auf. Die nächstbesten Geweihe, ein ungerader Achtzehn- ender ist vom Grafen Arnim-Muskau und ein ganz kapitaler Zwölfender vom Freiherrn von Ditfurt-Leuen- berg aus der Mark Brandenburg erbeutet worden. Aus Rumänien stammt das kapitalste Rothirsch geweih -der Ausstellung, das von dem Fürsten Hohen- ien 1 Uhr -m Frau Lasar lachte hell auf. »Bestärkt? Liebster Doktor, darauf lasten Sie es ruhig ankommen. Ich glaube eher, diese Schwärmerei wird ihr hier gründlich ausgetrieben. Sie mag einmal in der Kin- derablcilung helfen — bei schweren Fällen." Doktor Alander nickte. glaube wirklich, Sie haben recht." D^so sehxn Sie zu, was zu machen ist." c»» ihm ihre zierliche, wohlgepflegte Hand. W ^"°Ue sie heftig. „-wie varbaxssch^ lachte sie kokett. „Was macht .iavalier, wenn eine Dame ihm einen Dienst leistet?"