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«uf dem Stocke ruhte, und deckte sich mit seinem Mantel zu. Nachdem er unge fähr fünf Minuten so gelegen hatte, kam eine Kugel aus Aspern geflogen und schlug ihm den Kopf samt dem Stocke in die Erde. Sein Pferd wollte davon- laufen, aber die Kameraden hielten es auf. Die Husaren trugen den Leichnam fort, legten ihn auf einen freien Platz, ileideten ihn aus und deckten ihn mit feinem Mantel zu. Nach dieser Begebenheit ging in Aspern wieder ein Pulver magazin in die Luft. Die iOesterreicher zogen sich nun aus dem befestigten Aspern heraus und mutzten ihre Geschütze samt den Verwundeten im Stiche lassen. Nur eine Batterie blieb noch in den Verschanzungen zurück und hielt tapfer stand. Wir mutzten nun wieder vorrücken, und jetzt entstand auf den Flügeln ein furchtbarer Kampf von beiden Seiten. Wieder rissen die feindlichen Kugeln siele Menschen darnieder, eine Granate gleich drei Mann neben mir. Ich wurde mit noch drei andern Kameraden und einem Korporal kommandiert, die Verwundeten fortzutragen. Wir sollten unsern Blessierten, welchem ein Fuß fast ganz abge schossen war, so datz er blotz noch an der Haut hing, nach Aspern tragen Da bei mutzten wir die Schlachtlinie ein grotzes Stück passieren, wo viele Tausende von Verwundeten und Toten lagen. Als wir nur noch eine halbe Stunde von Aspern entfernt waren, kam ein Transport von der Kaisergarde. Eine Bahre wurde vcrbeigetragen, die von Offizieren und Aerzten begleitet war. Ungefähr fünfzig Schritte von uns entfernt wurde die Bahre niedergesetzt. Wir gingen mit unserm Verwundeten hin, legten ihn nieder und suchten zu erfahren, wer aus der Bahre fortgeschafft wurde. Es war ein schwerverwundeter Marschall der Franzosen. Welche Verwundung er erlitten hatte, konnten wir nicht sehen, weil sie einen großen Mantel über ihn gedeckt hatten. Während wir dabei standen, kam der Kaiser Napoleon geritten. Wir traten noch etwas näher hinzu, und die Offi ziere nahmen den Mantel weg. Es bot sich uns ein trauriger Anblick dar, denn dem Marschall waren beide Beine weggeschossen. Napoleon, der einen Schimmel ritt, stieg vom Pferde, fiel nieder auf die Knie und rief: „O Lannes! O Lannes!" Er drückte ihm mit Wehmut die Hände, küßte ihn und trocknete ihm die Tränen aus den Augen. Obgleich der Kaiser ein hartes Herz hatte, weinte er doch über seinen tapferen und treuen Marschall. Napoleon rief wieder aus: „Mein guter Lannes, mein guter Lannes!" Sodann schlug er ein Kreuz über dem Marschall und nahm Abschied von ihm. Er befahl seiner Garde, daß sie den Marichal! nach Wien tragen sollten. Nun erfuhren wir, daß es der französische Marschall Lannes gewesen war. "Seine Leute deckten den Mantel wieder über ihn und irugen ihn weiter. Wir schafften unsern Verwundeten an einem österreichischen Karree vorbei, welches von der französischen Reiterei zusammengehauen worden war. Hier machten wir Halt, weil unser Kamerad sehr über Schmerzen klagte. Dabei sahen wir einen schwerverwundeten Soldaten von den Oesterreichem, dem ein Bein abgeschossen war. Die Wunde wie den Mund hatte er voller Kot und er kratzte mit den Händen in der Erde herum. Der Korporal sagte: „Wer den Mann totschietzt, dem gebe ich acht Groschen." Ich gab ihm zur Antwort: „Tun Sie es doch selber, denn Sie verdienen Gottes Lohn daran." Der Korporal sagte: „Ich kann es nicht." Von uns vier Kameraden mochte es auch keiner tun. Wir ließen den Soldaten liegen und trugen unseren Kameraden nach Aspern hinein, das vor zwei Tagen in Brand geschossen worden war. Wir konnten aber kein Logis für unseren Kameraden in der Vorstadt finden. Wir gingen darum noch weiter hinein in die Stadt, fanden aber immer noch keine Unterkunft. (Fortsetzung folgt). Vie Nrpoleonkcven Ksmpke. (Fortsetzung.) Als wir nach acht Stunden von Regensburg entfernt waren, be kamen wir Gegenbefehl, daß wir unseren ursprünglichen Marsch nach Linz wieder sortsetzen sollten, weil Napoleon die Schlacht mit seinen Leuten selbst gewonnen hatte. Plötzlich kam ein Adjutant gesprengt mit dem Befehle vom Kaiser Na poleon, daß wir so schnell wie möglich und ohne Aufenthalt Tag und Nackt marschieren sollten, weil eine Armee Oesterreicher aus Böhmen her im Anmarsch wäre, die der großen Armee bei Wien in den Rücken kommen sollte. Damit diese in Linz nicht über die Brücke gehen könnte, sollten wir die Brücke besetzen. Es war ein großer Fehler von den Oesterreichern, daß sie sich nicht genug beeilten, uns zu vorzukommen. So kamen wir eher nach Linz als sie. Als wir eingerückt waren, bekamen wir Befehl, daß sich ein jeder sechst einquartieren sollte. Wir hatten zwei Tage nicht viel zu essen bekommen und sollten uns erholen. Mein Kamerad Stange und ich liefen schnell in ein großes Haus hinein. Die Leute fragten -uns, was wir wollten. Wir hatten jedoch nicht lange Zeit, mit den Leuten zu reden, weil wir nicht wußten, wann die Oesterreicher ankommen würden. Wir schoben sie einfach beiseite, eilten die Treppe hinaus und traten in ihre Stube. Die Leute fragten uns wieder, was wir wollten. Wir sagten: „Esten und Trinken, weiter wollen wir nichts haben". Sie behaupteten, sie hätten nichts. Wir achteten jedoch nicht darauf und suchten es uns selbst. Wir machten eine Türe auf und fanden bald, was uns schmeckte. Ehe wir aber einen Bissen zu uns nahmen, steckten wir den Brotbeutel voll. Wir fragten nach Wein; die Leute sagten wiederum, sie hätten keinen Wein, Wein aber gibt es in dieser Gegend in Menge. Es dauerte auch gar nicht lange, so hatten wir den Weinkeller gefunden und füllten wiederum zu erst unsere Feldflaschen. Nun sagten wir zu den Leuten: „Jetzt wollen wir erst essen und trinken". Aber kaum hatten wir damit angefangen, da singen die Trvm peter auf de« Markte an zu blasen, und die Tamboure schlugen die Trommeln. Wir stürzten schleunigst die Treppe herunter, und als wir auf den Markt kamen, sahen wir die Oesterreicher jenseits der Donau, sie waren drei Stunden zu spä! angekommen. Nun gingen wir über die Brücke hinüber auf das andere Donau- üfer. Die Brücke war so baufällig, daß wir dachten, sie müßte einstürzen, als di. Artillerie mit den Kanonen darüberfuhr, denn sie schaukelte hinüber und her über. Als wir die Brücke überschritten hatten, bemerkten wir, daß der Pest lingsberg mit Oesterreichern besetzt war, welche durch die alten Verschan zungen des Berges gedeckt wurden.