Volltext Seite (XML)
MdmfferÄWblatl Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, L-geb!v»' e-Ich-in! an allen Werktagen nachmittag- 8 Uhr. »e,ng,preis monatlich 2,- RM. dol'destellung 1,80 AW. zuzüglich Bestellgeld. Linzeluummern 10 Rpl,. «Ile Poftanstalten, Post- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend «-Walt, — Krieg -der sonstige, De. «.cvsiiorunLeu destehl keiu Anfpruct. auf L,r,nona de» /eiwny oder Kürzung des BezugsxreijeL. — Nülkjcnduug eingefandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis! die 8«e1pvltene Aaumzeile 20 Rpjg., dir «gespaltene Zeil« der amtlichen Bekanntmachungen «0 Aeich»» Pfennige, die Sgespaltenc Aetlamezeil« im textlichen Teil« 1 AWK. Nachweisung-gebühr 20 Aeichspsennige. «v»» Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 annahmedi»»orm.10Uhr. Für die Nichtigkeit de» durch Fernruf Ldermilteltcn Anzeigen Ldern. wir keine Garantie. Wieder Aadattanipruch erlischt, «nm der Netra, durch Klage eingezogen werden mutz oder der Austraggeder in Konkur» gerL». Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts- genchts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 20 — 91. Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden LK40 Montag, den 25. Januar 1932 » Fördert die Ortspresse » Lavals endgültige Absage. Man scheint in Paris oer Ansicht zu sein, es gehe — mit Ausnahme Frankreichs — der Welt immer noch nicht schlecht genug. Ebenso stellt man sich in Paris aus den naiv-einfachen Standpunkt: „Was gehi's uns an, wenn die Welt sich in wirtschaftlichen Krämpfen windet!" Das sagi man zwar nicht, sondern spricht von der „Notwendig keit einer Verständigung", — aber eini*solche „Verständi gung" erblickt Frankreich eben nur darin, daß die ver traglich festgelegten deutschen Tribuwerpflichrungen sest- gelegi bleiben, bis aus den letzten Buchstaben und bis deutscherseits der letzte Heller be zahl, ist. Das hat am Ende der französischen Kammerdebatte Ministerpräsident Laval noch einmal mit genau derselben unzweideutigen Präzision herausgestellt, wie er dies erst in der Zeit der Baseler Sachverständigenarbeit und dann wieder beim Beginn der jetzt erfolgten Aussprache in der Pariser Depulienenkammer getan Hal. Hane sein Vertrete, i» Lasel bereits eine sehr viel deutlichere Stellungnahme der Kommission durch Austrittsdrohung sabotieren können, so machte es sich Laval noch viel bequemer, indem ei auf Vie wichtigsten Feststellungen des Baseler Berichtes in seiner Rede überhaupt nicht einging. Er warf diesen Bericht in den Papierkorb Wie eine Feder bläst er die Erklärung der Sachverständigen fort, daß der Young- Plan mehrfach von falschen Voraussetzungen ausgegangen sei. Und faßt den französischen, auch von der Opposition gebilligten Standpunkt zusammen, daß der Young- Pla« so weiterbe stehen müsse, wie er fei, daß der unbedingte Teil der Zahlungsverpflichtungen als definitiv, als unabänderlich betrachtet werden müsse, daß eine Herabsetzung der bedingten deutschen Verpflichtungen nur in dem Verhältnis erfolgen werde, wie sich Amerika zur Schuldenstreichung entschließen könne, und daß schließlich nur ein Moratorium während der Dauer der Wirtschaftskrise eine Erleichterung bringen dürfe. Der Versuch Englands, diese vier reparattonspolitischen Dogmen zu erschüttern, ist von Paris einfach beiseitegeschobeu Worden. Die Erklärung Dr. Brünings, Deutschland könne die Noung-Plau-Vcrpflichtungen nicht erfüllen und werde sie nie erfüllen können, wurde in Paris genau so be handelt wie das vermittelnde Bemühen Englands. Wobei es aber durchaus nicht fair zuging, weil Laval bei der Darstellung der Schritte Brünings zwar das Märchen Zerstörte, Frankreich sei durch jene Erklärung Brünings überrascht worden — dem französischen Botschafter wurde sie als erstem mitgetcili —, aber doch unterließ, die be kannte und berüchtigte Reutermeldung als das zu be zeichnen, was sie war: eine Fälschung nämlich. Und er den scharfen Protest des Finanzministers Flandin Andrem noch für berechtigt hält, obwohl er aus jener Mischling beruht, daß Dr. Brüning die Zahlungsver- tzigerung Deutschlands proklamiert hätte. Und di« , Amer zollte diesem politischen Jongleurspiel ebenso zy hasten Beifall wie seiner Anspielung auf die juristischen un^Wel, die nach einer „Zerreißung des Young-Plans' deren Feststellung durch das Haager Schiedsgericht AA der französischen Regierung „die volle Hand- iAgsf r e i h e i t" wiedergeben. Das hatte schon Her- wn ^"ker stürmischer Zustimmung der Kammer mit be- Deutlichkeit in den Vordergrund der Aussprache Mes andere, was von ein paar nüchternen ^ANern an vernünftigen Vorschlägen dargelegt worden wurde von Laval mit absoluter Nichtachtung vom des Hauses hcruntergefegt. derselben Nichtachtung ging Laval an der weiteren ^.atsache vorbei, daß - abgesehen von den Regierungen, die sManzjxg oder politisch im Gefolge Frankreichs stehen 7T ^esm absolut negative Standpunkt der französischen Regierung und Volksvertretung gegenüber jeden Versuch einer Revision des Young-Plans nun zu einer ebenso absoluten dabei ganz bewußten und gewollten Isolierung Frankreichs von den andern Großmächten geführt hat. Adurch läßt man sich nicht im geringsten irgendwie darin am "" jene vier reparationspolitischen Dogmen bis ""k d°n i^ren Buchstaben festzuhalten. Die immer neuen AgMchen Verminlungsvorschläge Englands stoßen darum auf ein lühles Nein in Paris, — und damit befolgt man L "r bin? Politik, die bisher in ähnlichen Situationen Ichueßlich immer die Nachgiebigkeit der Londoner Re- glerung erzwungen Hal. Man kann auf der englischen Seite nicht mehr das stolze Liedchen singen: Wir haben die Schiffe, Wir haben die Männer, Wir haben das Geld dazu — Aber die Franzosen können jetzt das Verslein mit noch viel größerer Berechtigung der ganzen Welt ins Gesicht werfen und tun das auch. Amerikas Verlangen, daß sich Europa über die Tributfrage einigen solle, ist erledigt und England - dräng, danach, mit Frankreich ins reine einem Frankreich, das nicht einen einzigen ^Sntt in Richtung aus die Revision zu tun ausdrücklich rrklart hat. „MWs KMMMMIl VV1932". Regelung für ein weiteres Jahr. Das nach langwierigen Verhandlungen zwischen Ver tretern ausländischer Gläubigerbanken und Mitgliedern des deutschen Schuldnerausschusses zustande gekommene „deutsche Kreditabkommen 1932" wird von den Vertretern ihren Ausschüssen zur Annahme empfohlen. Es ist zwar formell und inhaltlich nicht die bloße Fortsetzung des am 29. Februar 1932 ablaufendcn Abkommens über die kurz fristigen deutschen Auslandsschulden, es regelt aber die Rechtsbeziehungen zwischen den ausländischen Bankcngläubigern und den privaten Schuldnern kurz fristiger Kredite im Sinne einer Aufrechterhaltung dieser Kredite f ü r e i n w e i t e r e s Jahr. In diesem Sinne äußerte sich auch der Leiter der Stillhalteverhandlungen, Albert H. Wiggins-New- york, in seinen Schlußfolgerungen: Die Gläubiger haben alles, was sie konnten, aufgeboten, um dafür zu sorgen, daß die nächsten zwölf Monate für Deutschland eine Periode der Erholung gewährleisten. Der Ausschuß Hai einen tiefen Eindruck gewonnen von den überaus großen Anstrengungen und Opfern, die die deutsche Negierung und das deutsche Volk auf sich nehmen, um ihre Stellung inmitten nie d a - gewesener Schwierigkeiten zu behaupten. Tie Hemmnisse einer Entwicklung der Wiederausbaukräsle müssen beseitigt werden. Das wird nicht eintreten ohne positives Handeln der Regierungen und Völker aus dem Gebiete der internationalen Zusammenarbeit. Die Ausländer haben an dem Abschluß die Voraus setzung geknüpft, daß keine besonderen finanzwirrschaft- lichen Ereignisse das Abkommen gefährden. Das Ab kommen bezieht sich nunmehr auch auf die erst nach dem >. März 1932 wahrend der Dauer des Abkommens fällig werdenden Verbindlichkeiten. Hierbei geht die Ver pflichtung der Auslandsbanken grundsätzlich vom Stande am 31. Juli bzw. 8 Oktober aus, und zwar dem kür den Schuldner günstigeren dieser beiden Termine. Jeder Gläubiger darf am 1 März die gesamten zugesagten Kre orte im Nahmen der unbenutzten Kreditlinien um 10 Pro zent kürzen. Zur technischen Durchführung dieser Bestim mung wird die G o l d d i s k o n t b a n k eingeschaltet. Eine Verpflichtung der Neichsbank zur Bereitstellung von Devisen ist nicht vorgesehen, woh! aber eine etwaige Erklärung der Neichsbank, daß die Aufbringung der nach dem Abkommen erforderlichen Devisen ihren Status ge fährden könnte. Hierdurch ist eine etwaige Modi fizierung des Abkommens möglich. Zusammenfassend wird festgestellt, daß das Abkom men einen tragbaren Ausgleich der Interessen darstelle, der den allseitigen ehrlichen Willen bekunde, an der Aufrechterhaltung und Fortführung der internatio nalen Handels- und Kreditbeziehungen mitzuwirkcn. * Ausschuß für Auslandsschulden. Aus dem Gutachten der Stillhaltegläubiger. Gleichzeitig mit der Veröffentlichung des neuen Still halteabkommens wurde ein Bericht des Stillhalteaus schusses der ausländischen Gläubiger der Qffenentlichkeit übergeben. Er betont als „allgemeinen Gesichts punk t", daß es der Ausschuß als das wichtigste Interesse der Gläubiger ansah, das Kreditsystem in Deutschland im allgemeinen und die Reichsbank im besonderen zu stärken. Seine Einstellung geht dahin, die Neichsbank und die Stabilität der Währung zu schützen. Nach einer Reihe banktechnischer Verfügungen im Zu sammenhang mit der Rückzahlung der kurzfristigen Kredite wird mit Genugtuung festgestellt, daß die Reichsbank den Ausschuß von der Absicht der deutschen Regierung unter richtet habe, unter Mitwirkung der Reichsbank einen „Ausschuß für Auslandsschulden" zu schaffen, der, ermächtigt von Regierung und Reichsbank, eine allgemeine Kontrolle über alle Zah lungen ausüben soll, die sich aus der gesamten deut schen Auslandsverschuldung, sowohl innerhalb wie außer halb des Stillhalteabkommens, ergeben. LGsnM verfahre»". Gustaf Cassel zum Scheitern der Lausanner Konferenz. Stockholm, 24. Januar. Im Sonntagleitartikel des Sven ka Dagbladet geht Prof. Gustaf Cassel auf die weltwirt schaftliche Bedeutung des Scheiterns der Lausanner Konferenz ein. Die ganze Kriegsschuldenfrage sei dadurch hoffnungslos verfahren. Bei der Vorbereitung der Konferenz habe man sich einseitig mit der Frage der Zahlungsfähigkeit Deutschlands be schäftigt und die ebenso wichtige Frage außer acht gelassen, ob und wie die Gläubigerländer eigentlich die Möglichkeit hätten, die Zahlungen entgegenzunehmen. Die politischen Machthaber hätten die Warnungen einsichtiger Nationalökonomen in den Wind geschlagen, als sie geglaubt hätten, durch Machtmittel ihre schweren wirtschaftlichen Fehler wieder gulmachen zu kön nen. Der innere Gegensatz zwischen den Tributforderungen und der Unwilligkeit, Zahlungen in normaler Form — in Waren — entqegenzunehmen, habe anfangs durch die großen deut'chen Anleihen überbrückt werden können. Als jedoch diese aufge hört hätten und infolge der Eoldanhäufung in Frankreich und in den Vereinigten Staaten eine allgemeine Goldverknappung eingetretcn sei, sei die ganze Weltwirtschaft in die Krise hinein- gezooen worden. Prof. Cassel kommt zu dem Schluß, daß die wirkliche Ursache der Wesiwirtschastskri'e in der Frage der Kriegsschulden und Reparationen zu suchen sei. Die Abzapfung der Tribute habe einen unerträglicben Blutverlust für die Welt wirtschaft bedeutet. Es sei vollkommen unmöglich, auf dem gleichen Wege weiterzugehen oder jemals die gleiche Methode wieder aufzunchmen. Die französi'che These, daß es sich nur um eine vorübergehende Krise handele und kein Grund für durchgreifende Aenderungen vorhanden sei, sei völlig falsch. Senator Borah gegen Laval. Washington, 24. Januar. Senator Borah veröffent licht folgende Erklärung: Der einzige sogenannte konkrete Vor schlag, der in dieser Woche aus den Verhandlungen in Europa hervorgegangen ist, besteht in der Verlängerung des inter nationalen Moratoriums. Dieser Vorschlag imponiert mir nicht, er bedeutet weder Erleichterung noch Erholung. Unter den be stehenden Verhältnissen bedeutet ein Moratorium einen Auf schub der Operation, bis der Patient so schwach ist, daß er sie nicht überleben kann. Herriot bedauert, daß es es die Vereinig ten Staaten ablchnen, an Frankreichs Seite zu treten. Wenn Frankreich ein Programm bieten würde, das uns eine bessere Zukunft, den Wiederaufbau Europas und die wirtschaftliche Erholung der Welt in Aussicht stellt, so würde er die Ver einigten Staaten außerordentlich interessiert sinden. Amerika hcrt von Beginn des Weltkrieges an nie gezögert, zu Helsen, wenn es sich um wirkliche Hilse für Europa handelte. Wer welche Ermutigung besteht für Amerika nach Lavals Rede mm Mittwoch, sich sür Europa zu interessieren? Laval stellte drei Forderungen auf: Erstens die Unantastbarkeit und volle Bezahlung der Reparationen, zweitens verlangte er, daß die Friebensverträge das geheiligte Statut Europas sein und bleiben sollten, drittens lehnte er die Abrüstung so lange ab, bis die Nationen einen Sicherheitspackt zur Verteidigung dieser Friedensverträge abschließen. Was nutzt bei einem der artigen Programm ein Moratorium? Wie kann dadurch irgend jemand geholfen werden, und warum sollte Amerika an der artigen Vorschlägen irgendwelches Interesse haben? Französische Absichten aus -as Gaargebiei« Als Faustpfand für rückständige Tributzahlungen. Die französischen Parteien beschäftigen sich mehr denn! je mit der Frage der Sanktionen, die Frankreich gegenüber) Deutschland ergreifen müsse, um die Durchführung des! Young-Planes zu erzwingen. Nachdem der „Matin" wahr scheinlich auf amtliche Anregung hin aus das Druckmittel, das Frankreich im Saargebiet auf der Hand habe, hinge wiesen hat, werden nunmehr auch in anderen Kreisen ähnliche Stimmen laut. Der ehemalige Minister Bonnefous' erklärte, Deutschland verletze mit der Ablehnung der Reparationszahlungen den Versailler Vertrag. Frankreich müsse den Völkerbund als Beschützer dieses Vertrages anrufen, denn es gehe nicht an, daß Deutschland zuerst freiwillig (?) Abkommen unterzeichne und sie dann nicht halte. 1935 solle im Saargebict die Volksabstimmung statt- findcn. Die Abstimmung müsse jedoch verschoben werde»», bis Deutschland sich seiner Neparationsverpflichtuugcn entledigt und auch die rückständigen Summen bezahlt habe. Frankreich baut Riesenbombenflugzeuge. Am Vorabend der Abrüstungskonferenz verzeichnet dis Pariser Presse mit besonderer Genugtuung die Verwirk lichung eines neuen Lnitflottenprogramms" das den Bau von vier Bombengeschwadern vorsieht, die an Tragfähig keit und Ausrüstung alles bisher Dagewesene in de« Schatten stellen. Das erste Bombenflugzeug ist bereits fertiggestelli worden Der Apparm ist mit vier Motoren ausgerüstet und hat neun Maschinengewehre und elf Bombenwerfer an Bord. Seine Tragfähigkeit an Bomben beträgt 1000 Kg. bei einem Aktionsradius von 2000 Km. Frankreich hätte seinen Friedenswillen wohl kaum besser unter Beweis stellen können!