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MdmfferÄlgeblatl für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anikiaenprei«! die «oejpoHtHk R»»>n,eile ro Rxfg., die 4,esp»lte»e Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 «^ch» p,innige, die Sgespaltene Siedlamezeile im trztlicheu Teile 1 BW». NachweisungsgedLhr W «eichrpsenni,^ »ff» Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 »W'WL anuahmebisnorm.lvUhi. 8^« die Richtigkeit der durch Fernrus übermittelten Anzeigen übern, wir »ein« Garantie. Jeder Aadattanipruch erlisch«, wen» dee Betrag dnrch Klage -ingezogen werden mutz oder der Austraggeber in Konkur» gerat. Nationale Tageszeitüng für die landwirtschofi, S°LL"L§ M°a°»blat, wrWU-denffn. Umgegend S.'.rrL°L^ ttikd-iierungen besteht »ein Anspruch au, Lieserung der Leitung oder Kürzung de» Bezug-preUe»?- RLcksenLung erngesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto drittelt. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 26 — 91. Jahrgang Tslegr.-Abr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 1. Februar 1932 Oie Feuerprobe. Selbst wenn man all die nur zu berechtigten Gefühle ausschaltet, die die Erinnerung an das frühere Verhalten des Völkerbundes Deutschland und etwa noch den deutschen Minderheiten gegenüber in jedem Deutschen auslösen mutz, wenn man sich also an die einfachen Tatsachen hält, dann kommt man sofort zu der Feststellung, daß hier ein denn doch allzu großer Abgrund zwischen Wert und Wirklichkeit, zwischen Zwecken, Statuten und Nelen des Völkerbundes einerseits und der Politik dieser ^"Aluüon andererseits immer geklafst Hal und heute ./"er denn je klafft. In der Mandschurei wird eine japa- UM „Säuberungsaktion gegen chinesische Banditen", und Mr,zum Schutze der japanischen Interessen" geführt, die Kriege so ähnlich sieht wie ein Ei dem andern, — Ak Krieg, nein. Krieg wird nicht geführt! Und da man Mn bej Pen „Eiern" ist, — stundenlang betätigen sich panische Flugzeuge über dem Volksgewimmel des Msjschen Teiles von Schanghai mit „Eierlegen". Aber Arg, nein, Krieg wird nicht geführt! Und das geht nun Mn seit Monaten so. Inzwischen hat Japan die Sanze Mandschurei besetzt und übt dort die Hohcitsrechte aus, deren es sich einfach mit Waffen- gewalt bemächtigt hat und mit Waffengewalt fcsthäll. Das Vorgehen in Schanghai ist eine „Gegenmaß nahme" gegen den Wirtschaftskrieg, den China als einzig mögliche Verteidigung gegen Japan führt. Die chinesischen Forts an der größten Handelsstraße Chinas, dem Jangtsekiang, liegen unter schwerstem japanischen Granat- nnd Bombenfeuer, — aber ein Krieg soll das alles nicht sein und Japan hat es jedenfalls erreicht, daß sein Vorgehen in der Mandschurei bisher vom Völkerbund nicht als „Krieg" betrachtet, sondern zunächst einmal von einer internationalen Kommission -untersucht" wird. Wie das — neben vielen anderen — mit dem Artikel 10 des Völkerbundstatuts zu vereinbaren ist, wonach der Völkerbundrat verpflichtet sei, „die geeig neten Schritte zu tun, um die Unversehrtheit des Gebietes und die bestehende politische Unabhängigkeit aller Bundes- Mitglieder zu achten und gegen jeden äußeren Angriff zu wehren", darüber schweigt man sich aus. China, das ja selbst Mitglied ist, hat schon im Mandschureikonflikt den Völkerbundrat veranlassen wollen, auf Grund dieses Artikels gegen Japan einzuschreiten, hat sich aber von den Mächten bereden lassen, vorläufig davon abzusehen. Und der Völkerbund darf sich den Kopf darüber zerbrechen, Mie die tatsächliche Abtrennung der Mandschurei mit der «Unversehrtheit des Gebietes" Chinas zu vereinbaren ist. Jetzt aber, nach den Ereignissen in Schanghai und am Jangtsekiang, verlangt China, daß nun der Völkerbund rat entsprechend den Bestimmungen des Artikels 11 handelt, zur „Exekution" der darin ausgesprochenen Verpflichtung schreitet. China verlangt aber außerdem, daß das Vorgehen Japans als eine „Gefahr für den Völkerfrieden" be trachtet wird und nun der Artikel 15 des Statuts An wendung finden soll; denn ein offizieller Bruch der Be ziehungen zwischen zwei Mitgliedern des Völkerbundes stehe unmittelbar bevor. In einem solchen Falle genügt cs aber, daß eins der beteiligten Mitglieder von diesem Streit dem Völkerbundsekretariat Kenntnis gibt. Und das Sekretariat muß sofort alle Vorbereitungen für eine Untersuchung und eine erschöpfende Feststellung des Streitfalles*trcffen. Man hat über die Durchführung der beiden erwähnten Artikel des Statuts ein Verfahren aus- gcarbeitet, das mit allen möglichen „Finessen" und diplo matisch-staatsrechtlichen Spitzfindigkeiten vollbepackt ist. So etwas gibt denn einen prächtigen Stofs für lange Aus einandersetzungen ab, mit denen sich die Vertreter der im Völkerbund, d. h. der in der Weltpolitik entscheidenden Mächte, herumamüsieren können und werden, — aber die Völker selbst werden das nicht verstehen. Sie nennen Arieg eben Krieg. Und halten Gewalt nicht sür Acht, auch wenn sie sich mit noch so vielen Paragraphen verhüllen sucht. Sie vermögen stundenlanges Bombar- von Städten, die mit Hunderttauscnden ahnungs- Menschen gefüllt sind, nicht als eine Art Polizei- Elon zu betrachten. Und wir Deutsche denken besonders daran, daß der Mnze Völkerbundrat mitsamt seinem Statut sich scharf und schneidig im vorigen Jahr gegen Deutschland und Öster reich einsetzte und den Zollunionspakt als eine Bedrohung des Völkerfriedens erklärte. Jetzt ist eine solche Bedrohung in Wirklichkeit da; der Ferne Osten steht in Hellen Flammen und nun gibt es für den Völkerbund kein Zurückweichen, kein Nusreißen mehr vor einer wirklichen Feuerprobe. Jetzt naht für ihn die Entscheidungsstunde, ob er wirklich den Völkersrieden schützen und wehren kann oder ob auch diese „Friedens- chce" Wilsons genau so mit Füßen getreten und zum Völkcrspoit wird, wie es mit seinen vierzehn Punkten ge schehen ist. Denn noch weit mehr als nur Idee und Orga nisation des Völkerbundes werden durch dieses Feuer im Osten auf die ernsthafteste Probe gestellt. Der Reichspräsident auf der Grünen Woche »„«Merlin, 1. Februar. Reichspräsident von Hindenburg langnen^^ „Grünen Woche" einen Oer kranä im Die „Gelbe Gefahr". Da es sich jetzt beim besten Willen nicht mehr ver heimlichen läßt und der Völkerbundrat der einzige ist, der es noch nicht wissen will, daß das, was sich im Fernen Osten absptelt, einKriegim wahrsten Sinne des Wortes ist, sucht Japan nach einer Begründung für sein Vorgehen in Schanghai, das ihm wenigstens den Schein des Rechtes geben soll. Wie immer in solchen Fällen, hat natürlich nicht Japan angegriffen, sondern die Chinesen haben angefangen. Im Anschluß an die amerikanischen und englischen Schritte in Tokio hat die japanische Regierung eine Mitteilung herausgegeben, in der als ersteUrsache des japanischen Vorgehens in Schanghai der Boykott japanischer Waren und die Veröffent lichung beleidigender Artikel gegen den japanischen Kaiser bezeichnet werden. Der Kamps sei von den Chinesen entfesselt worden, die auf eine japa nische Patrouille an der Grenze der internationalen Niederlassung geschossen hätten. Die Japaner würden die Lage nicht dazu benutzen, um territoriale oder politische Kontrollrechte über Schanghai zu erwerben. Das einzige Ziel der Japaner sei, das Leben und Eigentum ihrer Staatsangehörigen zu schützen. Hierzu verlautet noch, daß die japanische Regierung von der Industrie und den großen Handelsfirmen zu ihrem Vorgehen in Schanghai gezwungen worden sei, da diese durch den chinesischen Boykott große Verluste erlitten hätten. Außenminister Joschisawa habe dem amerikanischen Botschafter erklärt, kein japanisches Kabinett würde länger als eine Woche an der Negierung bleiben, das es ablehne, den Boykott japanischer Waren mit Gewalt zu unterdrücken. Mit anderen Worten, Japan will und muß sich den großen chinesischen Markt als Absatzgebiet für seine industriellen Erzeugnisse sichern. Seine insulare Lage und sein natürlicher Mangel an Rohstoffen zwingt ihn dazu, zu exportieren. Zwei Wege dazu stehen ihm offen. Nach Osten über den Stillen Ozean mit Hilfe seiner Flotte nach den Pazifikstaaten Amerikas, die aber sür die Abnahme japanischer Waren nicht in Frage kommen und wohin Japan bisher in der Hauptsache Menschen exportiert hat, und nach Westen in die Mandschurei und in das Absatzgebiet der unbegrenzten Möglichkeiten, China. Hierhin weist Japan auch seine geographische Lage. China ist gewissermaßen das „gelobte Land", das es vor seinen Augen ausgebreitet liegen sieht, and die alte japanische Forderung: „Der japanische Ueist im chinesischen Körper" lebt immer wieder mit elementarer Gewalt aus. Sie hat schon einmal an »er Jahrhundertwende die „Gelbe Gefahr" für Europa heraufbeschworen und heute wieder droht aus oem Fernen Osten eine nicht zu unterschätzende Gefahr für Völkerbund, Völkerfrieden und Abrüstung. * Das Flammenmeer in Schanghai. Die brennende Chinesenstadt. In Schanghai setzten sich die Kämpfe trotz eines Waffenstillstandes, der angeblich zwischen den chinesischen and japanischen Truppen vereinbart werden sollte, mit verstärkter Heftigkeit fort. Nach einem kurzen Nachlassen »er Beschießung der Chinesenstadt CHap ei verstärkte sich das Feuer wieder außerordentlich. Im Anschluß »aran teilten die Japaner mit, daß die ersten chinesischen Ler stärkungstruppen von Nanking eingetroffen seien und in den Kampf eingegriffen hätten. Die Chi- resen eröffneten ein schweres Artilleriefcuer vom Nordbahnhof her, unterstützt durch einige Lanzerzüge. Die japanischen Marinesoldaten waren dar- luf gezwungen, zurückzuweichen. Mehrere chinesische Nranaten fielen in der internationalen Nieder lassung zu Boden, woraus - — eine große Panik mtstand, da man zunächst glaubte, daß dke Chinesen die internationale Niederlassung angreifen wollten. Eine hinesische Granate traf den japanischen Tempel in der Niederlassung und richtete beträchtlichen Schaden an. Der Brand in der Chinescnstadt Chapei wütet ununterbrochen weiter, Hunderte von Häusern sind ihm zum Opfer gefallen. Die Zahl der hinesischen Todesopfer an Männern, Frauen und Kindern ist gar nicht abzuschätzen. Sie wird auf mehrere Lausend geschätzt. Während der ganzen Nacht wurde das schaurige Flammenmeer von der internationalen Niederlassung aus von Tausenden oon Neugierigen beobachtet. Ganz Schanghai stand in einem Hellen Flammenschein. Dazwischen ertönte immer wieder das unheimliche Geknatter der Ma schinengewehre und die Schüsse der chinesischen Feldgeschütze. Weiter wurde eine Brücke zerstört and die Eisenbahnverbindung zwischen Hunghau und Chapei lahmgelegt. Der chinesische Kommandeur meldete, daß Zwei japanische Flugzeuge durch Maschinengewehre Lernen Olten avgeschossen worden feien, und zwar seien die an den Flugzeugen hängenden Bomben getroffen und da durch zur Explosion gebracht worden. Ferner wollen die Chinesen vier japanische Panzerwagen erobert haben. * Krieg oder Waffenstillstand? Vor neuen Verwicklungen. Im englischen Konsulat in Schanghai fand eine Kon- serenz statt, an der neben dem englischen und amerika rischen Konsul die chinesischen und japanischen Befehls haber teilnahmen. Bei Beendigung der Konferenz wurde nitgeteilt, daß der Waffenstillstand weiter anhaltcn werde, »atz die Lage aber nach wie vor äutzerst gespannt bleibe. Im Zusammenhang mit den Gerüchten, wonach China Japan den Krieg erklärt habe, wird mitgeteilt, »aß dieses Gerücht durch einen Befehl des Kommandeurs >er 18. Kantoner Division entstanden ist, die in Tschapei ünquartiert war und sich weigerte, dem Befehl der Nan kingregierung, ihre Stellung zu räumen, nachzukommen. Der Komandeur wiederholte darauf den Befehl mit der Begründung, daß China Japan den Krieg erklärt habe, and daß alle chinesischen Soldaten dem Vaterlande gegen über ihre Pflicht tun müßten. Darauf scheinen die Ge rüchte über die Kriegserklärung zurückzuführen zu sein. Japanische zuständige Stellen erklären, Japan würde eine Kriegserklärung Chinas einfach ignorieren und nicht zum Kriege gegen China schreiten, aber die not wendigen Strafmaß nahmen zur Durchsetzung seiner Rechte ergreifen. Die Armeebehörden wünschen vielmehr die Tätigkeit der Armee auf die Mandschurei zu beschränken und sind der Ansicht, daß eine Flottendemon- ftration vor Schanghai ausreiche, um die japanischen Forderungen durchzüsetzen. Kriegsbegeisterung in Nanking. In Nanking herscht sieberhafte Aufregung und große Kriegsbegeisterung. Mehr als 50 000 Menschen umlagern sie Eisenbahnstationen, von denen die Truppen nach Schanghai abfahren. Sie rufen in voller Begeisterung den Truppen ein Lebewohl zu. „Haltet Schanghai!" Es werden Gelder für einen Kriegsfonds gesammelt, zu dem die Bevölkerung opferwillig Beiträge leistet. Die chinesischen Regierungsbehörden haben ihren Sitz von Nanking nach Loyang in der Honanprovinz verlegt. Die Vorbereitungen hierfür waren schon seit einigen Monaten getroffen, und die Staatsarchive waren bereits vor einiger Zeit dorthin übergeführt worden. Neues Flugzeugbombardement Schanghais. Die japanische Telegraphenagentur teilt mit, daß nach starker Beschießung der japanischen Truppen durch die Chinesen japanische Fluggeschwader einen neuen Luft angriff auf Schanghai unternahmen. Es wurden etwa 100 Bomben abgeworfen. Die von chinesischen Truppen befestigten Teile der Stadt Schanghai wurden vollkommen vernichtet. Es gab Tote und Verwundete. Die Zahl der Opfer ist noch unbekannt. Auch das Fort Usun wurde mit Bomben belegt. Der amerikanische Botschafter in Tokio hat dem japanischen Außenminister Joschisawa eine Protestnote wegen der Beschießung der bei Schanghai gelegenen Funk station der amerikanischen Gesellschaft Radio Corporation durch japanische Bombenflugzeuge überreicht. Die amerikanische Regierung mache Japan für den entstandenen Schaden verantwortlich. Der chinesische Kricgshafen Wusung bei Schanghai wurde durch die japanische Marine besetzt. Dort ist ein Geschwader, bestehend aus einem Panzerkreuzer und vier Zerstörern, eingelaufen. Die chinesischen Behörden leisteten keinen Widerstand. Japan überfällt die Fremdenniederlassung. Unter dem Vorwand, daß chinesische Scharfschützen in einem Hotel im nördlichen Teile der Fremdennieder lassung versteckt seien, forderten die Japaner die Hotel gäste zum Verlassen des Gebäudes auf und steckten dieses mit Petroleum in Brand. Das ist der erste Fall einer japanischen Aktion innerhalb der internationalen, nicht japanischen Niederlassung. Die Stadtbehörden der internationalen Niederlassung haben dagegen protestiert, daß japanische Soldaten die Polizeitätigkeit im Hongkew-Vezirk ausgenommen haben. Unter großen Schwierigkeiten gelang es englischen Frei willigen, japanische Reservisten von einem Platz zu ver treiben, der in den englischen Verteidigungssektor fällt. Neuer Protest Amerikas und Englands. Die Vereinigten Staaten und Großbritannien haben erneut in Tokio wegen der weiteren Truppenlandungen in Schanghai und das Eindringen japanischer Truppen in die internationale Niederlassung protestiert. Admiral Pratt erklärte, die Entsendung der ge samten Asien flotte, die in Manila stationiert ist, sei möglich. Die Asienflotte der Vereinigten Staaten he-