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Wilsdruffer Tageblatt : 24.05.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193205246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19320524
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19320524
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-05
- Tag 1932-05-24
-
Monat
1932-05
-
Jahr
1932
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 24.05.1932
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Der-remen öchmWllWt «le Meteore? Mensch und Geschwindigkeit. — Die Blutleere des Gehirns i« de» Kurve». — Wenn der Propeller nicht mehr zieht. Von Franz Hegeler. Prahlerisch verkünden die Franzosen, daß es ihnen ge lungen sei, ein Auto zu bauen, mit dem man Geschwindig keiten bis zu 800 Kilometern erreichen könne. Das heißt, achthundert Kilometer in der Stunde! Man kann den Mund unmöglich voller nehmen; denn bisher wurde für Kraftwagen noch nicht einmal die Vierhundert-Kilometergrenze über schritten. Das liegt nicht an der mangelnden Leistung des Motors. Die viel schwereren englischen Rennwasserflugzeuge, die als die bisher schnellsten — ganz gewiß aber auch kürzst- lebigen — menschlichen Bewegungsmittel zu betrachten find, zieht der Motor durch die Propellcrbewegung schon bis zu der abenteuerlichen Schnelligkeit von 724 Stundenkilometern durch die Lüfte. Das heißt wiederum: Auf die Stunde u m - gerechnet. Der tapfere Mann, der in dem Flugzeuge saß, der ^uegerleutnant Stainforth, flog mit dieser un geheuren Geschwindigkeit wenig mehr als drei Minuten. Mehr ist schon deswegen nicht herauszuholen, weil der Benzinverbrauch bei diesen Schnelligkeiten so stark ist, daß die größten Mengen mitführbaren Treibstoffes in denkbar kürzester Zeit aus den Behältern verschwinden und sogar durch besondere Vorrichtungen in das „Herz" des Motors gepreßt werden müssen, damit er nicht aussetzt. Beim Kraftwagen ist nun noch ein unvorstellbarer Ver schleiß von Reifen zu berücksichtigen. Bei den Rekordfahrten Campbells und anderer Helden der Geschwindigkeit kam es niemals darauf an, daß der Mensch in der Maschine sich den mancherlei Geschwindigkeitsphänomenen, wie der rasch vorbei flitzenden Landschaft, dem Ausgleich der geringsten Ab- tveichungen von der geraden Linie durch entsprechende Hand habung der Steuerung gewachsen zeigt. Die größte Gefahr »regt bei der mangelnden Widerstandskraft der Reifen. Selbst bei geglückten Rekordfahrten bestanden sie stets nur noch aus Fetzen, so daß man sagen mußte, daß gerade noch zur richtigen Zeit gebremst worden war, um ein Unglück zu verhüten. Flugzeuge dürfen sich von der Reibung mit der Erde Klückllcherweise völlig frei fühlen. Das ist ihr größter Vor steil gegenüber dem Kraftwagen. Während das Rekordauto überhaupt nur an wenigen Stellen der Erde, an lang gestreckten geraden Küsten mit sehr feinkörnigem, ohne die Leiseste Höhenabweichung verteiltem, aber wiederum auch festem Sand bis zu seiner Leistungsgrenze ausgeprobt werden kann, findet das Flugzeug in der Lust unbegrenzte Pewegungsmöglichkeiten in der Geraden und in der Höhe. Und doch sind auch die schnellsten Flugzeuge dem Punkts schon sehr nahe, an dem ihnen die Reibung mit der Luft zum Verhängnis werden müßte. Es gibt Techniker, die der Auffassung sind, daß schon bei knapp 900 Stundenkilometern die Flugzeuge wie Meteore aufleuchten, also verbrennen würden. Selbst die Ausstattung mit einer Außenschicht, die den beträchtlichsten Hitzegraden standhält, gelange dann zur Verbrennung. Das bezieht sich auf die unteren Luftschichten, in denen sich die Rennflugzeuge bisher bewegten. Vermutlich sind diese Berechnungen allzu ungünstig und berücksichtigen nicht die Umstände, die einer Erhitzung bis lur Verbrennung durch Reibung entgegenwirken. Auf jeden Fall behalten die Flugzeuge die Möglichkeit, sich in höhere und also dünnere Luftschichten hinaufzuschwingen und dort die Grenzen der Motortriebkraft, die bei 2000 Stunden kilometern liegen sollen, noch weiter als bisher auszuproben. Für die Nutzkraft des Propellers sind die dünneren Luft- Ichichten kein unüberwindliches Hindernis. Man würde sich mit verstellbaren Propellern versehen, die in beträchtlichen Höhen die dünnere Luft unter größeren Winkel fassen und bannt ihre Zugfähigkeit behalten. Wenn die Grenzen der Motorleistung erreicht sind, kann man mit der Rakete immer noch schneller werden, wenn — wenn der Mensch das aushält. Wo sind die Grenzen der menschlichen Fortbewegungs- Möglichkeit? Antwort: Es gibt keine! Der Mensch hält jede Geschwindigkeit aus, wenn man ihn gegen äußere Ein wirkungen, wie beispielsweise die Reibung der Luft, ent sprechend schützt. Schon im Ruhezustand bewegt sich jeder Mensch mit einer Schnelligkeit von mehr als 29 Sekunden kilometern, also mehr als 104 400 Stundenkilometern. So rasch fliegt die Erde durch den Weltenraum, und wir halten das nicht nur aus, sondern erhöhen für uns persönlich noch diese Geschwindigkeit, wenn wir gehen, laufen und rennen. Wir sausen so schnell, daß wir bei Entwicklung der gleichen Schnelligkeit auf der Erdkugel in weniger als vier Minuten von unserem Wohnorte in Deutschland über den ganzen Atlantischen Ozean nach New Aork gelangen könnten. Bisher behauptete noch keiner der Raketengläubigen, daß er die Ab sicht habe, uns so rasch zu befördern. Es kommt auf die Anfangsgeschwindigkeit und die Landeschnelligkeit an. Wir dürfen nicht auf einmal mit der Schnellkraft einer Granate beim Verlassen des Geschützrohrs fortgeschleudert werden. Das wäre nur möglich, wenn wir aus Granatenstahl be stünden. So hart sind aber gewiß die härtesten Schädel nicht. Voraussetzung ist ferner, daß es bei diesen Schnellig keiten immer geradeaus geht. Müßten wir dabei zu scharf um die Ecke, dann bekämen wir Schwierigkeiten mit unserem Körperinhalt, vor allem dem Blut. Selbst die Schnellst- slieger von heute machten bereits Bekanntschaft mit dem Gefahrenpunkt an der Kurve. Infolge der Fliehkraft wird dann auch bei ihnen das Blut aus dem Gehirn blitzschnell in die unteren Körperteile geschleudert und kommt bei Wieder aufnahme der geraden Richtung ebenso schnell in das Gehirn zurück. Das bedingt einmal Blutleere und das andere Mal Blutüberfüllung und damit Aussetzen der Denktätigkeit. Und hie kann man beim schnellen Fliegen nicht entbehren. Wett und Wissen > Karl von Linns. (Zum 225. Geburtstag.) In Lehrbüchern der Botanik steht hinter den Pflanzennamen meist ein latei nisches I^: das bedeutet Linns, den Ramen des großen schwe dischen Naturforschers, der vor 225 Jahren, am 23. Mai 1707, als Sohn eines Landpfarrers zu Rashult geboren wurde. Karl Linns (der Adelstitel wurde ihm erst später verliehen) hatte Medizin studiert und wirkte lange Zeit als Arzt: 1747 er- uannte ihn der schwedische König zum Leibarzt. Linns — er selbst nannte sich zuerst Carolus Linnäus — hatte sich aber fawn frühzeitig auch naturwissenschaftlichen, besonders botani schen Studien zugewandt. Auf dem Gebiete der Botanik schuf er Unvergängliches. Sein Hauptverdienst für die Pflanzen kunde ist darin zu suchen, daß er in seinem .System", dem oft genannten .Linnöschen System", das jetzt überholt ist und nur noch historisches Interesse hat, die Benennung jeder Pflanze mit zwei Namen, einem Gattungsnamen und einem Spezies- durchgesührt hat. Er hat — zumeist in mteunscher Sprache — zahlreiche bedeutsame Werke geschrieben. Jahre vor seinem Tode (1778) lebte Linns in die botanische Professur innehatte. Seine ^^^»jammlung, die über 7000 Arten enthielt, verlauste Mich fernem Tode feine Witwe heimlich »ach England. Dsrblmdsiag -er katholischen Beamtenvereine. Zum Verbandstag der katholischen Beamtenvereine Deutschlands, der in Aachen stattfand, hatten sich etwa 400 Delegierte aus allen Teilen des Reiches eingefunoen. Nach einem feierlichen Hochamt im Aachener Münster versammelten sich die Teilnehmer zu einem Festakt. Nach Begrüßungs ansprachen verschiedener anwesender Behördenvertreter hielt Dr. Weigel- Oppeln einen Vortrag über „Unsere volks politische Aufgaben". Der Generalsekretär des Verbandes, Dr. Zimmer- mann-Köln, erstattete den Jahresbericht, der eine grundsätz liche Stellungnahme zu den brennenden Problemen des Beruss- beamtentums darstellte. Stadtverordneter Rektor Klein- Köln, der Vorsitzende des Beamtenbeirates der rheinischen Zen trumspartei, berichtete über die beamtenpolitische Lage der Gegenwart. Professor Dr. Brauer-Köln forderte u. a. die Wiedereinsetzung der religiösen Gemeinschaften der Kirche in die Rechte, die sie jahrhundertelang zum Besten des Volles ae- habt habe. * Oer neue Erzbischof von Freiburg i. B. Der „Osservatore Romano", das amtliche Blatt des Vatikans, gibt die durch den Papst vollzogene Ernennung des Bischofs von Meißen, Msgr. Konrad Groeber, zum Erzbischof von Freiburg (Breisgau) be kannt. Anier der Anklage des Kindesmörder. Prozeß gegen die Lehrersfrau Elsa Ziehm. Vor dem Schwurgericht in Guben begann der Prozeß gegen die Lehrersfrau Elsa Ziehm aus Fürstenberg an der Oder und gegen deren Mutter, Frau Ladewig aus Potsdam, die beschuldigt werden, im November vorigen Jahres den achtjährigen Hans Georg Ziehm vergiftet zu haben. Elsa Ziehm-Ladewig trat früher als Konzertsängerin auf. Sie soll als junges Mädchen den Versucht gemacht haben, die Frau eines Potsdamer Fabrikbesitzers aus Eifersucht zu er schießen, aber die Sache soll damals vertuscht worden sein. 1920 heiratete sie den Lehrer Weißhaupt aus Küpern in der Niederlausitz; aber die Ehe ging schnell auseinander, nach dem der Lehrer unter Vergiftungserscheinungen erkrankt war und seine Frau des Giftmordversuches beschuldigt hatte. Elsa Weitzhaupt-Ladewig heiratete dann den Lehrer Ziehm, der von seiner Frau geschieden war und zwei kleine Kinder hatte. Das jüngere der beiden Kinder verbrannte eines Tages im Bett, und fast alle Einwohner des Ortes Kunzendorf bei Guben, wo Ziehm damals Lehrer war, maßen der Stiefmutter die Schuld an dem Tode des Kindes zu, so daß Ziehm stch nach Fürstenberg versetzen ließ. Hier soll dann Frau Ziehm das andere Stiefkind mit chlorsaurem Kali vergiftet haben, um sich in den Besitz von mehreren tausend Mart, die das Kind von seiner inzwischen verstorbenen Mutter geerbt hatte, zu setzen. Die Mutter der Frau Ziehm, deren Mann, der Regierungssekretär Ladewig in Potsdam, gleich falls unter verdächtigen Umständen gestorben sein soll, soll an dem Verbrechen der Tochter beteiligt gewesen sein. Die beiden Angeklagten leugneten anfangs jede Täterschaft. Später jedoch suchte tue Tochter die Mutter zu belasten. Neues aus aller Welt Ter er,.e ..^emmell, einer der bedeutendsten Forscher auf medizinischem Ge biete, beging am 22. Mai in Hamburg seinen 80. Geburts tag. Kuemmell hat als Oberarzt am Marienkrankenhaus in Hamburg 1889 die erste Blinddarmoperation aus geführt. Raubmörder Thomas begnadigt. Durch Beschluß des preußischen Staatsministeriums ist der Autoschlosser Thomas aus Kars, der wegen Raubmordes an dem Ge schäftsreisenden Herbert Walter aus Oels vom Schwur gericht Glogau zum Tode verurteilt worden war, be gnadigt worden. Die Todesstrafe wurde in lebensläng liche Zuchthausstrafe umgewandelt. Sechzehn Personen bei einem Autounfall verletzt. Ein mit sechzehn Personen besetztes Transportauto, das eine Fußballmannschaft befördert hatte, erlitt in der Ortschaft Meierhof einen schweren Unfall. Der Wagen fuhr beim Ausweichen gegen einen Gartenzaun und wurde schwer beschädigt. Fünf Personen, darunter der Wagenführer, wurden schwerverletzt in das Krankenhaus eingeliefert. Elf Personen erlitten leichtere Verletzungen. Fünfzehn Verletzte bei einem Zugunfall. Der Per sonenzug 1751 (von Wanne nach Dortmund) kam bei der Einfahrt in das Kopfgleis im Bahnhof Dortmund-Haupt bahnhof nicht rechtzeitig zum Halten und wurde durch die Prellbockgleitvorrichtung zum Stehen gebracht. Fünfzehn Reisende meldeten sich als leicht verletzt. Materialschaden ist nicht entstanden. Ein Toter, drei Schwerverletzte bei einem Motorrad unfall. Ein furchtbarer Motorradunfall ereignete stch bei Köln-Delbrück. Ein Motorradfahrer, der noch einen Bei fahrer auf dem Motorrad mitführte, fuhr in voller Fahrt in eine Fußgängergruppe. Hierbei stürzte das Motorrad um, und die beiden Fahrer wurden in hohem Bogen auf die Straße geschleudert. Der Motorradfahrer war sofort tot, während der Mitfaher einen doppelten Schädelbruch davontrug. Von den Fußgängern erlitt ein junger Mann einen Oberschenkelbruch und ein Mädchen einen Schädel- burch. Vicky Baum vom Pferd gestürzt. Die bekannte Romanschriftstellerin Vicky Baum stürzte im Midlandpark in Newyork vom Pferde. Sie trug erhebliche Kopf wunden und einen Rippenbruch davon. Ihr Begleiter, Kapitän Obrien, stürzte ebenfalls und brach stch ein Schulterbein. Feuer auf einem japanischen Truppendampfer. Auf dem japanischen Truppendampfer „Bombay Maru", der etwa 10 Kilometer flußabwärts vor dem Hafengelände der südmandschurischen Eisenbahn in Schanghai vor Anker liegt, ist Großfeuer ausgebrochen. Auf dem Schiff befindet sich eine große Ladung von hochexplosiven Granaten. Auf dem anliegenden Hafengelände liegen große Mengen von Munition und Benzin. Japanische Kreise vermuten Brandstiftung. Dreizehn chinesische Kulis, die aus dem Hafengelände arbeiten, sind verhaftet worden. Unwetter über Kiel. Über Kiel und Umgebung tobte ein heftiger Gewittersturm, der mit starkem Platzregen verbunden war. Dreimal schlug der Blitz in den Rathaus turm ein, ohne jedoch zu zünden. Der Sturm richtete an Gebäuden und in den Grünanlagen großen Schaden an. Die Gewitterböen brachten auf der Kieler Förde mehrere Segelboote zum Kentern. Ein Bootsinsasse ist ertrunken. ? Zehn Familien durch Großfeuer obdachlos geworden. Die Stadt Woldegk in Mecklenburg wurde von einem ver heerenden Großfeuer heimgesucht, das in der Waschküche eines Töpfers ausgebrochen war. Das Feuer griff mit so großer Geschwindigkeit um sich, daß in kurzer Zeit zwei angrenzende Häuser mit ihren Stallungen in Flammen standen und das ganze Stadtviertel von dem wütenden Element bedroht wurde. Als das Wasser bei den Lösch arbeiten zur Neige ging, wurde vom Rat der Stadt der Verbrauch von Leitungswasser untersagt. Durch den Brand sind zehn Familien obdachlos geworden. Originelle Devisenschmugglertricks. Die tschechischen Zollbehörden sind einigen originellen Devisenschmuggler tricks auf die Spur gekommen: ein Kaufmann versuchte unter einem Gipsverband mehrere hunderttausend Kronen über die Grenze zu bringen, eine Dame hatte in zwei verklebten Seiten ihres Passes mehrere tausend unter gebracht und ganz raffinierte Devisenschmuggler schmug gelten Banknoten unter den Etiketten von Mineralwasser flaschen. ' Neuer Ausbruch eines Anden-Vulkans. Der Anden- Vulkan Descabczado ist erneut zum Ausbruch gekommen. Die hohe Rauchsäule, die aus dem Krater aufsteigt, kann meilenweit gesehen werden. In Malargue ist Aschenregen niedergesallen. Der Descabezado war das Zentrum der großen Vulkanausbrüche, die vor kurzem Südamerika heimgesucht hatten. Erkättung bei großer Hitze. In der Münchener medizinischen Wochenschrift weist Dr. Kurt Klare darauf hin, daß viele Menschen, besonders Kinder, bei größter Hitze sich leichter erkälten als im Winter. Dr. Klare bezeichnet solche Erkältungen bei einer Sonnenglut, wie wir sie in den letzten Tagen hatten, als „Sonnenbronchitis". Der Ursachen solcher Frühlings katarrhe gibt es viele. Wird es plötzlich warm oder gar Heitz, so wird der Mensch sofort nachlässig oder fahrlässig und zieht leichte Kleider an, obwohl er vielleicht gestern noch Wintersachen getragen hat. Die „Vorbedingungen" für eine anständige Erkältung sind also gegeben, und wenn man sich dann noch schweißgebadet dem Zugwinde aussetzt — was nur die wenigsten vertragen können —, so ist die Erkältung selbst da. Dazu kommt, datz viele Menschen die Sonne zwar immer im Herzen haben möchten, der auf die Haut wirken den Sonne aber nicht gewachsen sind. Man hat festgestellt, datz brünette Menschen sich mit der Sonne viel besser abfinden als blonde mit zarter Haut. Das gilt vor allem wieder für die Kinder. Werden zarte blonde Kinder allzu stark von der Sonne bestrahlt, so verschlechtert sich nicht selten ihr Allgemeinbefinden, und es kommt zu fieber- haften Bronchialkatarrhen. Kinder mit blonden Haaren, grauen oder blauen Augen und Heller, durchscheinender Haut sollen am meisten gefährdet sein. Wenn gelegent lich einmal dunkelhaarige Kinder von der „Sonnenbron chitis" befallen werden, so darf man überzeugt sein, daß diese Kinder mindestens graublaue Augen und die wieder holt erwähnte zarte Haut haben. Bei besonders reizbare« Kindern wird die dem Sonnenlichte allzustark ausgesetzte Haut nicht braun, sondern rot, d. h. sie entzündet sich. Und was von der äußeren Haut gilt, das gilt sozusagen auch von der Schleimhaut: auch aus sie wirkt die glühende Sonne in der gleichen Weise, und das ist dann die Schleimhautentzündung und der akute Bronchialkatarrh. Woraus man ersieht, datz selbst die Sonne Schattenseite« hat! Vermischtes Bulgarien erschließt Steuerquellen. Ledigensteuer, Burgersteuer, Krisensteuer, Beschäftigtensteuer, Umsatz steuer — das sind so ein paar besonders schöne Blüte« aus dem Steuerbukett, das der Vater Staat für uns gepflückt hat und uns freundlich überreicht. Es sind ganz gewiß sehr achtbare Stcuerarten, aber sie dünken uns doch etwas nüchtern und trocken und lassen keinen Hauch von Poesie und Romantik verspüren. Da ist der bulgarische Finanzminister denn doch ein bißchen erfinderischer. Auch Bulgarien braucht nämlich dringend etwas Geld, und so hat denn der Finanzminister dieses Balkanlandes seine Phantasie in Tätigkeit setzen müssen, um neue Steuer quellen — daß sie auch dort eine erkleckliche Anzahl alter haben, ist selbstverständlich — zu erschließen. Hier das Ergebnis der ministerlichen Denksportübungen. Es solle« eingeführt werden: für die Damen eine Bubenkopf-, eine Wasserwellen- und eine Dauerwellensteuer, die von de« Friseuren jedesmal bei der „Behandlung" der Damenköpf« einzuziehen und mit zehn Prozent Aufschlag auf de« Frisurpreis in Rechnung zu stellen wäre; für die Herren- und Damenwelt gemeinsam eine Fuß- und Handpflege steuer (Pedikür und Manikür); für die Männerwelt allein eine Kartenspielsteuer, die mit 5 Lewa für jede Stunde Kartenspiel zu entrichten wäre, und eine — Stehkragen steuer; sür die gesamte Geschäftswelt endlich eine Steuer auf hochtrabende ausländische Namen, wie „Exzelsior", „Splendig", „Elektrik" usw., auf den Firmenschildern. Da staunt der Laie, und der Fachmann wundert sich! Was sich Bulgariens Finanzminister von der originellen Steuer auf steife Kragen verspricht, ist in mystisches Dunkel ge hüllt, denn die bulgarischen Bauern haben in ihrem ganzen Leben kaum einen Kragen getragen, und die paar „Gecken" in den Städten dürften mit ihrem halben Dutzend Stehkragen die Steuerkassen auch nicht aufsülle« können. Die „Sehschule" von Fürstenberg. In Fürstenberg k, Mecklenburg gibt es seit etwa drei Monaten eine „Seh schule", in der kurz- und weitsichtige Brillenträger wieder ohne Glas sehen lernen sollen. Die neue Behandlungs methode verwirft die Brille als einen Notbehelf, der Seh- störungen nicht beseitige, sondern eher vergrößere. Das Auge müsse wieder durch methodische Übungen das richtige Sehen erlernen. Oft seien andere Krankheiten Ursache von Sehstörungen, so daß die Ergründung und Bekämpfung der Grundleiden im Vordergründe der Behandlung stehen. In ärztlichen Kreisen meint man hierzu, daß die an die neue Behandlungsmethode geknüpften Hoffnungen sich als Übertreibung herausstellen würden. Erfolge würden lediglich in Fällen geringer Sehstörung zu verzeichnen sein, während bei einem höheren Grad von Kurz- und Übersichtigkeit eine Heilung durch Sehübungen aus geschlossen sei. Daß aber bei schwacher Fehlsicktigkeit i« vielen Fällen auf das Tragen eines Glases auch ohne Seh- untcrricht verzichtet werden könne, sei eine Erkenntnis, der sich auch die Schulmedizin nicht verschließe.
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