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MMOrfkWM mm ReWMinett Berlin, 29. Juli. In seiner Sitzung am Donnerstag be schäftigte sich tzas Reichskabinett mit Wirtschaftsfragen. Dabei stauch wie die Börscn-Zeitung erfährt, die Zinssenkungcn für !in- und ausländische Schulden die Zusammenfassung der Be triebe Her öffentlichen Hand und schließlich die Frage, ob in der deutschen Handelspolitik das System der Meistbegünstigung durch das Kontingentsystem ersetzt werden soll, zur Erörterung. Die Reichsregierung beabsichtigt, diese Frage nach Möglichkeit nicht generell unH mechanisch durch Zwangseingriffe zu lösen- sondern den Versuch zu machen, durch direkte Verhandlungen zwischen Gläubiger und Schuldner eine Zinssenkung zu er reichen, wobei die Reichsregierung bereit sei, Hurch die Ein richtung von Spruchstellen den Vermittler und Schiedsrichter zu spielen. In gleicher Weise ist beabsichtigt, an die ausländischen Gläubiger heranzutreten. Was die Zusammenfassung der Be triebe Her öffentlichen Hand betreffe, fo gehe man regierungs seitig von dem Grundsatz aus, daß der Einfluß des Reiches auf solche Betriebe im Interesse einer planvollen Wirtschaftspoli tik zur Anwendung und Wirkung gebracht werden müsse. Bei grundsätzlicher Anerkennung des Prinzips privatwirtschaftlicher Rentabilität sei die Regierung dem Vernehmen nach der An sicht, daß gewisse Teile der Privatwirtschaft in ihrer Struktur reformbedürftig seien, und daß es hier Aufgabe Hes Reiches sei, seinen wirtschaftlichen Einfluß im Sinne eines Umbaues struk turell reformbedürftiger Weise zur Anwendung zu bringen. Be züglich der Handelspolitik sei eine Entscheidung darüber, ob mit dem Meistbegünstigungsprinzip zugunsten des Kontingentssy stems gebrochen werden soll oder nicht, noch nicht gefallen. Im ganzen gingen die Sympathien der Reichsregierung zweifellos in der Richtung einer Bejahung des Kontingentssystems. Oie Eriüchiigung -er Jugend. Die Absichten der Reichsregierung. Die Reichsregierung hat die Absicht, sich besonders Mr Betreuung der Jugend anzunehmen, und zu diesem Zwecke werden Leitsätze zusammengestellt, um mit den vorhandenen geringen Mitteln eine möglichst weitreichende -Wirkung zu erzielen. Gerade mit Rücksicht aus die ge ringen Mittel wird es sich um keine neue Organisation handeln, sondern es wird zurückgegriffen auf die Ver bände, die alle, soweit sie sich dem Plane der Regierung zur Verfügung stellen, an dem Ausbau Mitarbeiten können, wobei selbstverständlich die kommunistischen Verbände iwegen ihrer Gesamtcinstcllung nicht in Frage kommen. Der Grundgedanke des Planes ist, den Volkssport und Wehrsport gewissermaßen positiv abzugrenzen und bestimmte Richtlinien zu geben, in welcher Form die krcküchtigung der Jugend durchgeführt werden soll. Dabei Herden nicht einzelne Verbände subventioniert und auch kein neuer Verband gegründet. Man wird auf einem anderen Wege vorgehen, indem man den Unter- führern der verschiedenen Verbände Gelegenheit gibt, sich «ach den von der Reichsregierung anfzustellcnden Grund sätzen auszubilden. Im Lause der nächsten Woche werden die Richtlinien der Regierung und nähere Einzelheiten ükxr die umfassende Organisation bekanntgegeben werden. Herrioi erkun-igi sich. Frankreich und die Rundfunkrede Schleichers. Botschafter von Hoesch wurde vom Ministerpräsident Herriot empfangen. Obgleich über die Unterredung eine amtliche Verlautbarung nicht herausgegebeu wurde, nimmt man in unterrichteten Kreisen an, daß die Rundfunkrede General von Schleichers Gegenstand eines eingehenden Meinungsaustausches gewesen ist. Die Berliner Sonderberichterstatter der Pariser Presse wollen außerdem aus gut unterrichteter Quelle erfahren haben, daß der französische Botschafter in Berlin gelegent lich seines Beileidsbesuches über den Verlust der „Niobe" beim Reichsaußenminister seiner persönlichen Überraschung Wer die Ausführungen des Generals von Schleicher Aus druck gegeben und gleichzeitig im Auftrage der französi schen Regierung um Aufklärung über gewisse Punkte dieser Ausführungen gebeten habe. An zuständiger Stelle in Ber lin war abends eine Stellungnahme hierzu noch nicht zu erbalten. Lausanne-Krise in Men. Keine Mehrheit für die Regierung? Im Nationalrat begann die erste Lesung des Lau sanner Protokolls. Auffallenderweise blieben die Plätze des Hckmatblockes nicht voll besetzt. Man glaubt darin eine Bestätigung dafür zu sehen, daß, wie gerüchtweise verlautete, die Abgeordneten Minister a. D. Hueber und Hainzel des Heimatblockes entgegen den Anweisungen der Parteileitung das Lausanner Protokoll ablehnen und zum Zeichen dafür nicht an der Sitzung teilnehmen wollen. Der Bundeskanzler verteidigte das Lausanner Proto- Loll. Er schloß seine Ausführungen mit dem Hinweis, daß, wenn das Protokoll angenommen werde, es nicht völkischer Verrat, sondern eine völkische Tat für die Erhaltung des Deutschtums in Österreich sei. Die Hände in den Schoß zu legen, wäre Verrat, nicht aber, danach zu trachten, Österreich für eine bessere politische ZÄunft zu erhalten. Den Worten des Kanzlers folgte starker Beifall auf den Bänken der Christlich-Sozialen. Von den Groß deutschen wurde gerufen: „Das ist doch eine österreichische Schande!" Es folgten lärmende Kundgebungen der «Christlich-Sozialen und Zwischenrufe, wie „Volkverräter!". Sie MW MWWM gegeil Ms MM. Genf, 28. Juli. In maßgebenden Dölkerbunbskreisen werden die aus polnischen Regierungskreisen stammenden Ge rüchte, nach denen der Rücktritt des Danziger Völkerbundskom- missars Graf Gravina mit vollster Bestimmtheit unmittelbar be vorstehe und der Leiter der Danziger Abteilung Hes Völker bundssekretariats, der Däne Rosting, zum Völkerbundkommissar ausersehen sei, mit großer Entschiedenheit in Abrede gestellt. Man betont ausdrücklich, daß diese Gerüchte in keiner Weise den Tatsachen entsprechen. Vielmehr habe der Völkerbundsrat be- reits im vorigen Jahre den 1932 ablaufenden Vertrag des Danziger Völkerbundskommissars Graf Gravina um drei Jahre bis 1935 verlängert. Weiter habe der Völkerbundsrat noch auf feiner letzten Tagung im Mai Gravina einstimmig feine beson dere Anerkennung für die großen Verdienste ausgesprochen. Die Gerüchte über einen bevorstehenden Rücktritt des Grafen Gravina gehören damit zu der seit längerer Zeit von maßgeben den polnischen Kreisen eingeleiteten Hetzpropaganda. Schwerer Zusammenstoß In der Lust. Sportflugzeug fliegt in die siegreiche „Ju. 52« hinein. Das dreimotorige Junkersflugzeug „Ju. 52" der Deutschen Lufthansa, das in dem Schweizer Alpenrund slug-Wettbewerb für Verkehrsflugzeuge unter Führung des Flugkapitäns Polte den ersten Preis errungen hat, wurde auf dem Rückfluge von Zürich nach Ber lin kurz nach dem Start in München-Ober wiese nfeld von einem durch ein anderes Flugzeug verursachten Unfall betroffen. Ein über dem Flughafen Schleitzheim fliegendes Flamingo-Sportflugzeug der Deutschen Verkehrsflieger schule , . flog in den linken Propeller und die linke Kabinen- scite der „Ju. 52" hinein. Hierbei wurde das linke Fahrgestell der „Ju. 52" abge rissen und das Flugzeug zu einer Landung in einem Korn feld' in der Nähe des Flughafens Schleißheim gezwungen. Die Maschine wurde beschädigt. Besatzung und Insassen der „Ju. 52", insgesamt sechs Personen, blieben unver sehrt, während der Flugzeugführer der Deutschen Ver kehrsfliegerschule, Cruse, schwere Verletzungen erlltt. Der Flieger des Großflugzeuges, der eben als Sieger vom internationalen Alpenrundflug zurückgekehrte Flugkapitän Polte, hatte mit dem Flug Zürich—München am Don nerstag sein millionstes Kilometer zurückgelegt. Neue deutsche Höchstleistung im Dauer- segetflug. Wasserkuppe, 28. Juli. Bei dem Segelflugwett bewerb auf der Wasserluppe gelang es am Donnerstag dem Po- lizeioberleutnant Hentschel aus Kassel, eine neue deutsche Dauer- flughöchstleiftung im Segelfliegen aufzustellen Hentschel war am Donnerstag früh um 4 Uhr 1 Minute mit seiner „Max Ke gel" gestartet und kreuzte die ganze Zeit über dem Dörnberg. Nach einer Flugdauer von 16 Stunden 13 Minuten erfolgte um 2V Uhr 14 Minuten die Landung. Hentschel hat damit die bis herige Höchstleistung von 14 Stunden 7 Minuten um zwei Stun den sechs Minuten überboten. Amerikanische Veteranen stürmen Regierungsge-äu-e. Drei Tote, 18 Verletzte. Bei der von der Polizei angeordneten Räumung eines sonst leerstehenden Negierungsgebäudes in Washing ton, in dem Veteranen Unterkunft gefunden hatten, kam es zu einem blutigen Zusammenstoß, wobei insgesamt 1S Personen verletzt wurden, darunter zwei Polizeibeamte tödlich. 20V Veteranen stürmten das Gebäude und bewarfen Vie Polizisten mit Ziegelsteinen. Die Polizei, die Ver stärkung erhalten hatte, drängte die Veteranen unter Zu- hilsen chmc des Gummiknüppels wieder zurück. Eine Vor sichtsmaßregel wurde dadurch getroffen, daß die Potomac- Zugbrücke hochgezogen wurde, wodurch der Anmarsch der im Anacosta-Lager befindlichen Veteranen abgefchnittcn Wurde. Das Weiße Haus steht unter starker Bewachung. Außerdem hat das Kriegsdepartement die Bundes truppen angewiesen, sämtliche Regierungsgrundstücke in der Nähe des Weißen Hauses von den Kriegsveteranen zu räumen. Im Feuergefecht gegen die aufrührerischen Veteranen wurde ein Veteran getötet und zwei verwundet. Erst als der Korpskommandant Militär, und zwar ein Bataillon Infanterie, eine Schwadron Kavallerie und eine Tank- abteilung, eingesetzt hatte, wurde wieder Ruhe. Gasbomben gegen die Kriegsteilnehmer. Washington, 28. Juli. Die Bunbeslruppen begannen die Säuberung des von den Kriegsteilnehmern besetzten Gelän des mit Gasbomben, deren erstes Opfer der Korpskommandant General Macarthur war, der das Unternehmen persönlich leitete, Eine Schwadron Kavallerie vertrieb die Zuschauermenge von den Bürgersteigen. Infanterie im Stahlhelm ging mit Tränen gasbomben gegen die zurückgehenden restlichen Veteranen vor. Sie steckten außerdem die auf dem Bundesgelände errichteten Holzbaracken in Brand. Feuerwehr mußte alarmiert werden, um ein Uebergreifen des Feuers auf in der Nähe liegende Ge bäude zu verhindern. Zahlreiche Polizisten, Soldaten und Kriegs teilnehmer wurden durch die Tränengasbomben überwältigt. In Washington wieder Nahe, nachdem Tanks eingesetzt. Washington, 28. Juli. In Washington konnte die Ruhe wieder hergestellt werden, nachdem die Polizei, die sich in Notwehr befand, von den Schußwaffen Gebrauch machen mußte, Im Feuergesecht gegen die aufrührerischen Veteranen wurde ein Veteran getötet und zwei verwundet. Die zuerst gemeldeten 16 Verwundeten waren alles Polizisten. Nachdem die Zivilbehör- den ihre Machtlosigkeit zugegeben hatten, setzte der K'orpskom- mandant Militär ein, und zwar ein Bataillon Infanterie, eine Schwadron Pavallerie und eine Tankabteilung. Hoover rechtfertigt das Vorgehen der Bundesregierung. Washington, 28. Juli. Präsident Hoover hat eine Erklärung abgegeben, in der er betonte, das scharfe Vorgehen der Bundesregierung sei notwendig gewesen, um die Staats autorität aufrecht zu erhalten. Außerdem seien viele Teilnehmer an dem „Veteranenmarsch" gar keine Kriegsteilnehmer, sondern Kommunisten und vorbestrafte Elemente. Wilsdruff, am 29. Juli 1932. Merkblatt für den 3V. Juli. Sonnenaufgang 4" I Mondaufgang V-« Sonnenuntergang 19^ s Monduntergang 18°° 1898: Fürst Bismarck gest. —1914: Mobilmachung in Nuß- crnwrdet. Generalfeldmarschall von Eichhorn in Kiew WaMrg 'N den SommerfkkHn. So ganz genau können wir das nicht feststelK«» Wb» man könnte beinahe wetten, daß es eine große Wahl in- den heißesten Tagen des Sommers noch nicht gegeben, hat. Es ist zwar nicht ganz richtig, daß die hohe Politik in der Zeit der Hundstage früher völlig ausgeschaltet- war, wie man das behaupten hört, aber eine so wichtige Sache, wie es eine Parlamentswahl, noch dazu eins Reichstagswahl, immerhin ist, ist denn doch Wohl kaum je zuvor in den Hochsommer verlegt worden. Im Hoch sommer waren, von seltenen Ausnahmen abgesehen, die Parlamente immer geschlossen. Die Minister waren auf Urlaub, die Abgeordneten konnten wieder ihren häus lichen Privatbeschäftigungen nachgehen oder sich, von den Strapazen der vorangegangenen Tagungen erholen, und der Herr Wähler und die Frau Wählerin hatten mehr oder minder Ferien. Politik, das war bestimmt das wenigste, womit sie sich im Sommer befaßten. Und nun ist das alles anders geworden,' und wir sind an der Juli-August-Scheide und bleiben wahrschein lich bis tief in den August hinein mittendrin im schärfsten politischen Getriebe. Ferien? Ja, die gibt es Wohl, aber eigentlich nur noch nominell, denn wer hätte große Lust, in dieser aufgeregten Zeit, in der es hart auf hart geht, sich sorglos und harmlos holder Ferienmuße hinzugeben und sich frei zu fühlen von allen ernsten politischen Ge- i danken? Ganz abgesehen davon, daß es diesmal mit den I Ferien ohnehin schon ein bißchen „verkehrt" zuging, weil s sie uns durch die wirtschaftliche Lage so erschwert wurden, daß viele von uns sie aus ihren Wunschträumen weg radierten, noch ehe sie richtig begonnen hatten. Aber da die hohe Politik nun einmal ihr Recht ver langt, auch im Hochsommer ihr Recht verlangt, müssen wir uns Wohl damit abfinden und Ferienträume Ferien träume sein lassen, um uns für den Gang zur Wahl urne vorzubereiten. Da darf es keine sommerliche Lässig keit, keine feriale Gleichgültigkeit geben, da heißt es aus dem Wahlrecht eine freiwillige Wahlpflicht machen. Die Ferien mindestens dürfen kein billiger Vorwand werden für Zuhausebleiben. Wer das, was man Ferien nennt, und was ja eigentlich nur für einige wenige eine wirk liche Ferienzeit ist, dort verbringt, wo er ansässig ist, für den dürfte es überhaupt keine Wahl geben, d. h. Wahl zwischen „Geh' ich oder geh' ich nicht?" Für solch einen müßte es also unbedingt die Wahl geben, d. h. die aktive Beteiligung an dieser Mittferienwähl. Ein klein wenig anders liegen — so könnte man meinen — die Dinge für diejenigen, welche fern von ihrem Hause an irgendeinem Strande oder in irgendeiner Gebirgslandschaft Ferien freuden schlürfen. Sie — so könnte man meinen — brauchten ihre mühsam errungene Ferienruhe nicht ohne weiteres zu unterbrechen und fern vom Heimatsort poli tisch in Erscheinung zu treten. Aber wer das meint, meint entschieden falsch! Das bißchen Ferienstörung, die kurze Unterbrechung einer Kur oder eines Strandidylls sollte man schon in Kauf nehmen, wenn es die Ausübung des wichtigsten Bürgerrechtes gilt. Wozu hätte« wir denn die bequemen Wahl- oder Stimmscheine? Also keine Ausrede: es wird gewählt und damit basta! Schon der Seltenheit oder gar Einmaligkeit einer Reichstagswahl in den Sommerferien wegen sollten jeder und jede das mitmachen, schon um später ihren Kindern und Kindes- kindern berichten zu können, daß sie dabeigewesen seien, als in Deutschland am Juliende der Reichstag gewählt wurde! . * Beginn des Noggenfchnittes. Jetzt ist auch in unserer Ge gend das Getreide in der Reife so weit fortgeschritten, daß nunmehr die Ernte in Angriff genommen werden konnte. Auf verschiedenen Feldern steht das Korn schon in Puppen und bald wird wieder der Wind über die Stoppeln wehen, wieder ei« Jahr seinem Ende entgegenführend. Ab 1. August Getränkesteuev in Wilsdruff. Wie nach 'der einstimmigen Ablehnung durch die Stadtverordneten zu erwar ten war, hat nunmehr die Amtshauptmannschaft die Erhebung einer Getränkesteuer in Wilsdruff angeordnet. Ab kommenden Montag sind deshalb in unserer Stadt beim Verschank von Wein, weinähnlichen und weinhaltigen Getränken, Schaum wein, schaumweinähnlichen Getränken, Trinkbranntwein, Mi-s neralwässern und künstlich bereiteten Getränken sowie Kakao, Kaffee, Tee und anderen Auszügen aus pflanzlichen Stoffen zum Verzehr an Ort und Stelle zehn Prozent des Verkaufs- Preises — das Bedienungsgeld gehört nicht dazu — als Ge tränkesteuer abzuführen. Nur in einzelnen Fällen kann die Steuerbehörde aus Billigkeitsgründen die Steuer ganz oder teilweise erlassen. Das Nähere ersehen unsere Leser aus der amt lichen Bekanntmachung in dieser Nummer. — Ob die Anord nung der Getränkesteuer seitens der Amtshauptmannschaft die städtischen Finanzen in der erhofften Weise stärken wird, muß allerdings stark bezweifelt werden, denn die in der Stadtver- ordnetensitzung gegen die Steuer von allen Rednern vorgebrach ten Bedenken sind nur zu berechtigt. Arbeitnehmerzählung Am 1. August dieses Jahres (Mon tag) findet, wie aus der Bekanntmachung des Stadtrates in der gestrigen Nummer zu ersehen ist, eine Arbeitnehmerzählung statt- Es werden Angestellte, technisches, Verwaltungs-, Büro- und kaufmännisches Personal und Lehrlinge dieser Art, sowie Ar beiter, Gesellen, Gehilfen und sonstige Arbeiter, einschließlich Lehrlinge 'dieser Art, gezählt. Die Zählblätter sind den in Frage kommenden Arbeitgebern bereits zugestellt worden. Die Zähl blätter sind nach dem Stande vom 1. August d. I. genau auszu füllen und unterschriftlich vollzogen bis spätestens zum 4. August dieses Jahres im Verwaltungsgebäude, Zimmer 8, wieder ein zureichen. Es wird noch besonders darauf hingewiefen, daß bei Betrieben, die an diesem Tag vorübergehend ruhen sollten, 'die Arbeitnehmerzahlen vom vorhergehenden Tage, gegebenen falls von der -Vorwoche anzugeben sind. Die Wahlversammlung der Deutschnationalen Volkspartei gestern abend im „Löwen" leitete Schuldirektor Thomas. Als Redner war ein schlichter Mann aus dem Volke, der Bergarbei ter I a c u l i aus Lobstädt bei Borna gewonnen worden, der in^- sonderheit das soziale Problem zum Gegenstand seiner Betrach tungen machte. Zunächst nahm er für seine Partei in Anspruch, daß sie die einzige sei, die Eigentum und Besitz garantiere. So zialismus bedeute immer Arbeitslosigkeit, und Enteignung sei immer die große Linie der Politik der Nachkriegszeit gewesen, vor allem auch in der Sozialversicherung. Dieselbe habe mck wirklicher Sozialpolitik nichts mehr gemein, sondern habe nur die Arbeiterschaft enteignet und viele Betriebe.zum Erstesten ge-