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Kurze politische Nachrichten. Der Reichsstädtebund teilt mit, daß über die Fort- erhebung der Bürger st euer für das letzte Ka lendervierteljahr 1932 eine Entscheidung bisher noch nicht getroffen ist. Das Reichskabinett hat sich mit dieser Frage noch nicht beschäftigt. Unabhängig von der Forterhebung der Bürgersteuer auf Grund der bisherigen Durchfüh rungsbestimmungen ist die Frage der Bürgersteuer für 1932, für welche neue Durchführungsbestimmungen er lassen werden müssen, da wesentliche Reformen notwendig erscheinen. Eine Entscheidung über diese Frage wird in Kürze getroffen werden. * Der deutschnationale Fraktionsvorsitzende, Dr. Ober fohren, hatte den Reichstagspräsidenten Göring ersucht, die schwarz-rot-goldene Fahne in der Wandelhalle des Reichs tages entfernen zu lassen. Reichstagspräsident Göring hat darauf geantwortet, daß er zur Zeit keinen Anlaß habe, diesem Ersuchen stattzugeben. Göring erinnerte die Deutschnationalen daran, daß auch der deutschnationale f Reichstagspräsident Wallraf vor einigen Jahren die i Fahne nicht habe entfernen lassen. Der Untersuchungsausschuß des Preußischen Land tages zur Nachprüfung der Geschäftsgeba rung des früheren F > n a n z m i n i st c r s Dr. Klepper bei der Pächterkreditbonk und der Domänen betriebsgesellschaft, der von der oeutschnationalen Frak tion gefordert worden ist, ist jetzt gebildet worden. Der Vorsitzende, Abg. Dr. putzte (Dtn.), beabsichtigt, den Aus schuß zu einer konstituierenden Sitzung für die nächste Landtagstagung einzuberufen. Hk VauHner Kommunisten unter SoSverratSverdacht. Unter dem Verdacht des Vergehens gegen H 86 des Neichsstrafgesetzbuches, der verbrecherische Handlungen zur Vorbereitung des Hochverrates unter Strafe stellt, wurden in Bautzen sieben Mitglieder der Kommunistischen Partei verhaftet, darunter der Stadtverordnete Güttler. Sie werden beschuldigt, Zersetzungsschriften in der Reichswehr verteilt zu haben. Oie Republikanische Beschwerdestelle ein privaluniernehmen. Nach einer Antwort des kommissarischen preußischen Innenministers handelt es sich bei der Republikanischen Beschwerdestelle um eine privateEinrichtung ohne jeden amtlichen Charakter, über ihre Beziehungen zu Privatpersonen Ermittlungen anzustellen, fehle daher der Staatsregierung die rechtliche Handhabe. Es ist aber Vor sorge getroffen, daß der Verkehr der Republikanischen Beschwerdestelle mit amtlichen Stellen auf das Matz be schränkt bleibt, das sich aus der Gewährleistung des Pe titionsrechts in Art. 126 RV. ergibt. Eine Anmatzung ihr nicht zustehender Aufsichtsrechte über Be hörden oder Beamte wird nicht geduldet werden. Eine Schließung der Republikanischen Beschwerde stelle ist aus rechtlichen Gründen jedoch unzulässig. Geographie schwach. Jo einer Kleinen Anfrage der kommunistischen Frak tion im Preußischen Landtag wurde Beschwerde ge führt über die Polizei in Bingen am Rhein. Das preußische Staatsministerium wurde gebeten, Polizei beamte ohne Pension sofort zu entlassen und entsprechende Maßnahmen gegen den verantwortlichen Leiter der Polizeiverwaltung einzuleiten. Die Antwort des kom missarischen preußischen Innenministers auf diese Be schwerde lautete kurz: „Bingen liegt nicht in Preußen". Mor- aus Mitte,'-. Mutter erdrosselt ihren 13jährigen Sohn. Ein furchtbares Drama hat sich im Ort Hüttblek zu getragen. Dort erhängte die Ehefrau des Arbeiters Blunk ihren 13jährigen Sohn aus dem Boden des Hauses und begab sich dann zum Gemeindevorsteher, um die Tat zu melden. Die Tat hat sich wie folgt abgespielt: Der 13jährige Sohn der Eheleute Blunk ist geistig nicht normal. In der letzten Zeit war er aus einer Anstalt auf Ferien nach Hause gekommen. Dort bekam der Sohn einen Tob suchtsanfall, lief die Treppe zum Boden hinauf und begann dort zu toben. Die Mutter eilte ihm nach, nahm eine Schlinge und erdrossel« damit das Kind, um es von seinen Qualen zu befreien. Die Staatsanwaltschaft hat die Frau bereits ver nommen. Sie ist ruhig und gefaßt und erklärte nur, sie habe es nicht länger mit ansehen können, wie ihr Kind leide. Gewaltiges Großfeuer bei Stettin. Ein vier Stockwerke hoher Silo vernichtet. In der im Stettiner Vorort Züllichow gelegenen Mahlmühle der Pommerschen Hauptgenossenschaft brach nachts ein Brand aus, der in den Holzteilen des großen Gebäudekomplexes und in den großen Getreidevorräten reiche Nahrung sand. Obgleich sofort die Feuerwehren mit allen verfügbaren Kräften zur Stelle waren, stand bald ein Flügel der Mühle in Brand. Das Feuer wütete mit ungeheurer Kraft und gefährdete infolge der starken Hitze und des Funkcnflnges die benachbarten Häuser. Die Dächer dieser Häuser waren in weitem Umkreis mit Menschen besetzt, die die aufprallenden Funken löschten. Nach stundenlangen Bemühungen wurde die Feuer wehr Herr der Flammen. Die Brandstätte bietet ein Bild völliger Zerstörung. Ein vier Stockwerke hoher Silo ist völlig abgebrannt, ein Speicher zum Teil ausgebrannt und eingefallen. Der Schaden, der sehr groß sein dürfte, ist durch Versicherung gedeckt. Oas „Ltranusspiel" in Pörtschach. Der Ort Pörtschach in Kärnten ist unverhofft zu einer kleinen Sensation gekommen. Die Polizei entdeckte nämlich zum Entsetzen der ehrsamen Ortsansässigen ein Spielkasino, zu dem nur ortsfremde Kurgäste Zutritt hatten. Den Bürgern von Pörtschach war wohl weislich das Betreten dieser „Lustbarkeitsstätte" verboten worden. Die Polizei, die den Spielern das „Handwerk" legte und den Betrieb schloß, behauptet, daß das Direkto rium des Spielkasinos aus drei reichsdeutschen Anwälten bestanden habe, und zwar aus den Herren Dr. Held und Dr. Wanow aus Berlin und einem Dr. Kerbl aus Bremen. Gespielt wurde das sogenannte „Uranus spiel", eine Abart des Roulette. Das Direktorium des Kasinos hatte, wie weiter bekannt wird, der Gemeinde Pörtschach 10 Prozent des Reingewinnes zugesichert. Die Kärntener Landesbehörde, die die Schließung des Betriebes verfügte und auch die Beschlagnahme der Spielautomaten anordnete, behauptet, daß die Erlaubnis zum Spielen von dem zuständigen Ministerium noch nicht erteilt worden sei. Gegen die drei reichsdeutschen Rechtsanwälte wurde ein Strafverfahren wegen Hazardspiels sowie ein Zollstrafverfahren eingeleitet, weil angeblich der Spiel apparat unter falscher Bezeichnung aus dem Auslande eingeführt worden sei. Das Bezirksgericht Pörtschach hat nun das deutsche Reichsgericht ersucht, ein Gutachten darüber abzu geben, ob das „Uranusspiel" ein Geschicklichkeits- oder ein Glücksspiel sei. ZniernattomKe GchMMgrerV<m-e verhaftet. Schlupfwinkel in Ostoberschlesien ausgehoben. Die Polizeibehörden von Deutschland, Österreich, der Tschechoslowakei und Polen verfolgten schon seit längerer Zeit die Spur einer Bande, die sich mit dem Schmuggel von Seidenwaren aus Wien über die Tschechoslowakei nach Polen befaßte. Der Kattowitzer Kriminal polizei ist es gelungen, eine Anzahl von Mitgliedern dieser Schmugglerbande zu verhaften. Inzwischen ist es auch geglückt, die Schlupfwinkel der Bande auszuheben. So^ konnten in Kattowitz, Warschau, Czenstochau und an deren Orten Polens mehrere Zentner geschmuggelter, Seidenwaren beschlagnahmt werden. Der Wert der be-> schlagnahmten Waren beträgt mehrere hunderttausend^ Zloty. Neuer sur sNer weil „Stierkampf" in Stellingen. Zu einem schweren Kampf mit einem Stier, der geschlachtet werden sollte, kam es in Stellingen. Als zwei Schlächter den Stier von der Weide abholen wollten, griff das Tier sie an. Beide er litten schwere Verletzungen, ebenso eine dritte Person, die hinzukam. Die Polizei streckte schließlich das wütende Tier, nachdem man mehrere Stunden lang versucht hatte, es zu überwältigen, durch mehrere Schüsse nieder. Aus den Armen der Mutter gerissen. In Pinzgau wurden die Ortschaften Rauris und Bucheben durch eine Unwetterkatastrophe heimgesucht. Alle Brücken wurden fortgeschwemmt, viele Bauernanwesen zum Einsturz ge bracht. Einer Frau, die mit ihrem sechs Monate alten Kind ins Freie stürzte, wurde das Kind vom Wasser aus den Armen fortgespült. Die Frau konnte sich retten, das Kind verschwand in den Fluten. Große Effektenschiebungen aufgedeckt. Bei eine« Bücherrevision bei dem Hamburger Bankier P., dem In haber einer Devisenbank, kam die Hamburger Zollfahn» dungsstelle einer großen Effektenschiebung nach dem Aus-* land auf die Spur. Es wurde festgestellt, daß der Bankier, mit Unterstützung eines ins Ausland geflüchteten Ban» kiers M. und eines Kaufmanns H., beide aus Hamburgs Effekten im Betrage von 200 000 Mark ins Ausland ver-H schoben hat. Nach längerem Leugnen legte der Bankier P.s ein Geständnis ab, daß er durch Scheinverträge und falsch« Quittungen seine Bücher gefälscht habe. Das schwedische Nachtpostflugzeug abgestürzt. Das schwedische Nachtpostflugzeug Amsterdam—Malmö ist bei Tubbergen in der Nähe der holländisch-deutschen Grenz« verunglückt. Dabei wurde der Führer des Flugzeuges auf der Stelle getötet. Der Mechaniker ist kurz nach der, Einlieferung ins Krankenhaus gestorben. Die Ursache solL in einem Motorschaden zu suchen sein. Der Führe« dürfte versucht haben, im Nebel zu landen. Dabei streift« das Flugzeug die Dächer zweier Häuser, estrige Bäum« und Telegraphenmasten und stürzte dann ab. Von einem! der Häuser wurde das Dach abgerissen. Drei darunter? schlafende Kinder blieben unverletzt. i Nervenzusammenbruch Jimmy Walkers. Gegen de» Newhorker Bürgermeister Jimmy Walker, der vor einige« Zeit auch Deutschland einen Besuch abgestattet hat, wirH gegenwärtig dtzrch den Gouverneur des Staates Newyork, Roosevelt, ein Disziplinarverfahren durchgeführt, das Aufklärung über die Gerüchte bringen soll, in denen Wal» ker schwere Vorwürfe gegen seine Amtsführung in finan» zieller Hinsicht erhoben werden. Walker hat, da der Prozest für ihn sehr ungünstig steht, einen Nervenzusammenbruch erlitten, der die Unterbrechung des Verhörs notwendig machte. Die Ärzte erklärten Walker aus längere Zeit ver handlungsunfähig und fordern die Aussetzung des Disziplinarverfahrens auf unbestimmte Zeit. ^lissdstk oeobset sieb äas Stück Koman von I^ai-ganoto tlnkolmann Oopzatgüt dlartia keuodtvauger Halls (Lsals) s30 Elisabeth hörte Eckertsburgs Sitmme und erbebte. Dann trat sie ein. Eckertsburg und der andere Herr, der noch im Zimmer saß, sprangen auf. Eckertsburg begrüßte Elisabeth, dann sagte er vorstellend: „Erlauben Sie, Fräulein Pfilipp, daß ich Ihnen den Maler Kurt Lampert vorstelle. Es ist der Künstler, der das Bild Ihres Vaterhauses gemalt hat." Elisabeth gab dem Maler die Hand und sagte herzlich: „Oh, wie ich mich freue, Sie kennenzulernen! Wunder voll haben Sie das gemacht; ich kann mich gar nicht satt sehen an dem Bild. Mir ist oft, als stände ich wirklich vor dem kleinen Hause am Wassergraben." Sie sah den Mann mit ihren strahlenden Augen, die jetzt von einem leichten Tränenflor umzogen waren, an. Der Maler nahm die kleine Hand und führte sie galant an die Lippen. Verwirrt zog Elisabeth die Hand zurück. Es hatte ihr geschienen, als ob der Kuß des Malers ein wenig zu feurig gewesen wäre. Scheu streiften ihre Augen Eckerts burgs Gesicht. Dieser schien indes von der ganzen Szene nichts ge sehen zu haben, tat, als ob er interessiert die Bücherreihen hinter der Glaswand des Bücherschrankes mustere. Als er sich umwandte, um sich mit den anderen zusammen niederzusetzen, sah sein Gesicht unnahbar aus und eisig wie immer. Während der ganzen Unterhaltung blieb eine tiefe Falte zwischen seinen Augenbrauen stehen, und Elisabeth kam es vor, als ob er der Unterhaltung nicht richtig folgte. Frau Schelmer hatte Tee servieren lassen, kleine Brötchen und leichtes Gebäck. k Ker-Maler war ein ausgezeichneter Gesellschafter, der , amüsant zu plaudern verstand. Er hatte viel von der Welt gesehen und erzählte gewandt und lustig von seinen Reise eindrücken. Begeistert hingen Elisabeths Augen an den Lippen des jungen Künstlers. Und es war auch, als ob der Maler nur für das blonde Mädchen erzählte. Die beiden anderen saßen stumm dabei. Frau Schelmer war mit einer Handarbeit beschäftigt, während Eckerts burg rauchte und stumm vor sich hin sah. Die beiden jungen Menschen merkten es nicht, daß Eckertsburg sie intensiv beobachtete und seine Blicke immer wieder von einem zum anderen gehen ließ. Elisabeth erschrak fast und kehrte erst zur Wirklichkeit zurück, als Eckertsburg plötzlich aufstand und den Maler bat, ihn in Auerbachs Keller zu begleiten. Der Künstler sprang auf und verabschiedete sich von den beiden Damen in seiner scharmanten, liebenswürdigen Weise, nicht ohne Elisabeth einen feurigen Augenaufschlag beim Handkuß zu widmen. Noch lange unterhielten sich Frau Schelmer und Elisabeth über die seltsamen Dinge, die der Maler berichtet hatte, und amüsierten sich über seine kecke, ungezwungene Art. Und später, als Elisabeth im Bett lag, war noch ein Lächeln um ihren Mund, als sie an die Sprache seiner Augen dachte. Diese großen, glutvollen Augen — übrigens das Schönste an dem Maler —, wie konnten sie glänzen! Richtige Feueraugen waren das, die einem ins Herz brennen konnten. Sonst war er eigentlich häßlich; aber er war sehr gut angezogen, und seine überschlanke Figur entsprach dem Geschmack der Zeit. Nun, er war ja ganz nett, aber ihr konnte er nicht gefährlich werden. Hübsch war er nur, wenn er herzlich lachte. Dann wirkte er stets wie ein großer Junge, dem man gut sein mußte. Elisabeth freute sich jedenfalls, bis sie ihn wiedersah. Er würde ein wenig Abwechslung und Unterhaltung bringen. Es war nett, daß Tante Schelmer ihn für den nächsten Tag zum Mittag essen geladen hatte. Pünktlich zur Mittagszeit erschien Kurt Lampert, mit Veilchen für Tante Schelmer und herrlichen Rosen für Elisabeth. Sie mußte den Besuch zuerst allein empfangen.- Frau Schelmer hatte sich hingelegt, weil sie an entsetzlichen Kopfschmerzen litt. Sie hätte dem Maler am liebsten ab» gesagt, wollte nur Elisabeth die Freude nicht Verderben- Kurt Lampert sagte Elisabeth viele Schmeicheleien, wurde so liebenswürdig, daß das Mädchen fast Angst bekam und sich zwang, so gleichgültig als möglich zu tun- Ablenkend nahm sie die Rosen in die Hand und roch daran- „Oh, gnädiges Fräulein, meine Blumen scheinen Ihnen Freude zu machen? Das beglückt wich sehr." Der Maler sagte es mit weicher, einschmeichelnder Stimme, sah Elisabeth heiß an. Elisabeth preßte die Lippen fest aufeinander und konnte es doch nicht hindern,- daß sie auf diese tiefe Stimme hören mußte, die einen so betörenden Klang besaß. „Ach, wenn Sie wüßten, Fräulein Pfilipp, was Ihr Anblick für mich bedeutet — von der ersten Minute an,§ als ich Sie sah. Sie können das kaum verstehen. Aber mein künstlerisches Auge sog sich an Ihrer Schönheit fest..." „Nein — Herr Lampert..." Elisabeth war dunkelrot geworden, suchte seinen Worten Einhalt zu tun. Der Maler ließ sich nicht beirren. Er hatte Elisabeths Hand erfaßt, fuhr leise fort: „Nein, nein, das ist keine Schmeichelei, das ist nichts als die Wahrheit. Sie sind schön, sehr schön." Wie süßes Gift drangen diese Worte in Elisabeths Ohr, beglückten sie, machten sie erbeben. Welche Frau hätte solche Worte nicht gern gehört! Und zudem, wenn sie von den Lippen eines Künstlers wmen, der schon an sing, berühmt zu werden, und von dem ME wußte, daß er von Frauenschönheit etwas verstand. Elisabeth ahnte in ihrer Unverdorbenheit nichts davon, daß Kurt Lampert nicht nur der Ruf eines Könners voran ging, sondern auch der eines Don Juans, dem es auf ein paar gebrochene Herzen mehr oder weniger nicht ankam. Der Mann küßte die zarte« Finger des Mädchens. Wieder schoß Elisabeth das Blut ms GestM. MortjetzM« jolM^