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MMuffer Tageblatt I Montag, den 3. Oktober 1932 Wilsdrufs-DreSden Postscheck: Dresden 2640 Telegr.-Adr.: .Amtsblatt' Nr. 232 — 91. Jahrgang Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das .WUsdruffcr Tageblatt' erschein, an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich „2,— AM. Ne- Haus, dei Poilbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpig. Alle Postanstallen, Poft. nehmens« i°d"e,'"ei^B-I Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend st-^üng-n -Nig-gen. Hm Falle „Sherer «ewatt, — Krieg oder Nmstiser Be- riebsslörunaen besteht Kem Anspruch aus Llejcrnug der Heilung oder Kürzung de» Bezugspreises. — Ltüeksendung eingesandter Schriftstücke «rsolgt nur, wenn Porto beiliegt. A für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis; die 8ge1poll«vr Aavnizeile 2V Npfg.» die 4gespalteneZeile der amtlichen Bekanntmachungen 4V Meicdr« Pfennige, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RMK. ^achweisungsgebühr 20 Aeichspfennige. Dor« geschriebeueErscheinungs- tage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. b berücksichtigt. Anzeigen. ? annahmebisvorm.10Uhr. Für die Richtigkeit de, durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Gefesselte Hände. Der Krieg ist durchaus nicht, wie ein griechischer Philosoph behauptet, der „Vater aller Dinge"; aber bis weilen kommt bei dem auf Zerstörung gerichteten Streben auch etwas heraus, was für die Menschheit einen zum mindesten technischen Fortschritt bedeutet. Die geistige Höchstanspannung setzt sich um in t a t s ä ch l i ch e Höchst leistungen, und man kann sich schwer vorstellen, daß die Entwicklung des Flugzeuges in einem so rasenden Tempo vor sich gegangen wäre, wie es tatsächlich geschehen ist —, wenn eben nicht der Krieg mit der Peitsche dahintergestanden hätte. Gerade vor zwanzig Jahren ist die deutsche Fliegerei erst aus der Taufe gehoben worden, und ein Jahr später, also nur zehn Monate vor Ausbruch des Weltkrieges, wurden in der deutschen Armee die ersten Flieger-Bataillone aufgestellt. Wie gewaltig die Entwick lung der Fliegerei vorwärtsgepeitscht wurde in den nun folgenden vier Jahren, davon gewinnt man am besten ein Bild aus der Gegenüberstellung von zwei Zahlen: am l. August 1914 standen für die Front 232 Flugzeuge zur Verfügung, und am 1. Oktober 1918 rund 5000. Bei Be ginn des Weltkrieges gab es 8 Flugzeugfabriken, und Ende 1918 nicht weniger als 53 mit 48 000 Arbeitern, die während des Krieges etwa 47 600 Flugzeuge hergestellt hatten, tlnd nun noch eine wirkliche Gegenüberstellung: im Oktober 1918 kämpften jene 5000 deutschen Flugzeuge gegen eine mehr als sechsfache Übermacht. Versailles zertrümmerte alles. 2600 Flugzeuge und ebensoviele Motoren mutzten abgeliefert, 14 000 Flugzeuge und die doppelte Anzahl von Flug motoren vernichtet werden. Und sieben Jahre hindurch durfte es in Deutschland nur eine Verkehrsfliegerei geben, argwöhnisch kontrolliert, genauestens beobachtet und über all gehemmt durch die offene oder geheime Überwachung der Feindmächte. Aber auch dieser Krieg nach dem Kriege wurde insofern der Vater der weiteren Entwick lung, als nun deutscher Erfindungsgeist und deutsche Organisationstraft innerhalb der uns gesteckten Grenze« zu Höchstleistungen emporgepeitscht wurden. Was uns aber nach wie vor verboten blieb, die Militärfliegerei, erlebte rings um Deutschland einen vielleicht noch größeren qualitativen und quantitativen Aufschwung, dem Deutschland nichts, aber auch gar nichts entgegenzustellen vermag, nicht einmal einen aktiven Luft schutz von der Erde aus. Denn selbst die artilleristische „Flak", die Flugzeugabwehr, ist beschränkt und muß im provisiert werden. Und in ein bis zwei Stunden können ganzeFlugzeugschwärme von Süden oder Süd osten her über der Reichshauptstadt sich in aller Sicherheit „betätigen". So viel Zeit braucht ein Gegner aus dem Westen gar nicht, um unser rheinisch-westfälisches Jn- dustrierevier restlos zu „erledigen". Es ist kein Witz, sondern hohnvoller Zynismus, wenn Herriot die deut schen „Verkehrsflugzeuge" als neue Friedensgefahr bezeichnet: denn man könne sie leicht und schnell zu Bom bengeschwadern umgestalten. Dabei würde jedes bessere Jagdflugzeug mit solchen langsamen, solchen „lahmen Enten" schnell fertig werden! Vielleicht wird Herriot wieder ein neues Geschrei erheben, wenn ihm von den Sportflugzeugen berichtet wirb, die jetzt auf der Berliner „Dela", der Deutschen Luftsport-Ausstellung, zu sehen sind. Denn genau so „richtig" wt« jene andere Behauptung wäre die, man könne doch mm einfach aus diesen Sportapparaten z. B. Kampfflugzeuge machen! Dann wäre auch die fliegerische Ausbildung etwa im Kunstflieaen auch nichts anderes als eine Vorbereitung für den Ernstfall des Flugkampfes! Natürlich ist das alles Unsinn, aber trotzdem führte man auf der Abrüstungskonferenz — sie nennt sich immer noch so — derartiges als Begründung dafür an, daß auch die ganze Zivilluftfahrt „internationalisiert" werden müsse, und zwar unter der Leitung des Völkerbundes. Man gönnt es uns Deutschen ja nicht einmal, daß wir uns im europäischen Luftfahrtwesen an die erste Stelle vorgekämpft haben trotz unserer furchtbaren finan ziellen Bedrängnisse und ganz ohne die Unterstützung, die in allen Ländern die zivile Flugzeugindustrie durch ihre Verbindung mit der keinerlei Kosten sparenden militä rischen Fliegerei erhält. Ist eS doch z. B. auch für die Motorenindustrie ein gewaltiger Unterschied, ob sie für das Luftfahrtwesen des eigenen Landes nur ein paar hundert oder ob sie Tausende von Motoren zu bauen und zu liefern hat. Und weder Flugzeuge noch Motoren lasten sich in ein paar Tagen sertigstellen oder gar kampffähig machen, geschweige denn die Menschen, die mit ihnen kämpfen sollen. Befinden sich in Deutschland doch über haupt nur 175 Flugzeuge in Pridathänden. All dies, vornehmlich aber die Wirtschaftsnot in Deutschland haben verhindert, daß selbst die Sportfliegerei bei uns auch nur im entferntesten den breiten Umfang erreichen konnte, den sie in den europäischen Weststaaten und in Amerika genommen hat. Mit gefesselten fänden stehen wir da und müssen fast untätig jener Entwicklung zusehen, die in rasend schnellem Tempo vor och geht. Aber auch noch so lautes Geschrei dort draußen bürd uns nicht irremachen an dem Versuch, an diesen nesteln nicht nur zu rütteln, sondern sie zu sprengen^, um uns auch hier dir Freiheit wieder zu erobern. Jes ReMMtM 83. Geburtstag. Glückwünsche an Hindenburg. Anläßlich des 85. Geburtstages Hindenburgs sind im Hause des Reichspräsidenten zahllose Glück wünsche, Telegramme und Briefe eingetroffen, darunter auch Kundgebungen verschiedener ausländischer regieren der Persönlichkeiten. Die Teilnahme Deutschlands und der Welt an dem diesjährigen Geburtstag des Reichs präsidenten war außerordentlich stark. Reichskommissar Dr. Bracht hat an den Reichs präsidenten folgendes Telegramm gerichtet: „Euerer Exzellenz beehre ich mich namens des preußischen Staatsministeriums zum 85. Geburtstag aufrich tigste Glückwünsche auszusprechen. Möge der Allmächtige Euere Exzellenz dem deutschen Volke noch lange Jahre in bester Gesundheit erhalten". Der Präsident des Preußischen Land tages, Kerrl, hat folgendes Glückwunschschreiben an den Reichspräsidenten gesandt: „Hochzuverehrender Herr Generalfeldmarschall und Reichspräsident! Zu der Vollendung des 85. Lebensjahres bitte ich Eure Exzellenz namens des Präsidiums des Preußischen Landtages, und auch in meinem eigenen Namen, sehr ehrerbietigste Glückwünsche aussprechen zu dürfen. Möge das kommende Jahr Eurer Exzellenz un entwegte Rüstigkeit und Gesundheit erhallen und die politischen Erfolge bescheren, die unserem schwergeprüften deutschen Volke den endgültigen Wiederaufstieg sichern. In ehrerbietigster Hochachtung Eurer Exzellenz sehr er gebener gez. Kerrl." Die nationalsozialistische Fraktion des Preußischen Landtages telegraphierte: „Dem Generalfeldmarschall des großen Krieges herz liche Mückwünsche und die Bitte: Mit Adolf Hitler für ein starkes Pre«tzen und Deutschland. Gott segne Sie! Die nationalsozialistische Fraktion des Preußischen Land tages. Wilhelm Kube." Der bayerische Ministerpräsident Dr. Held hat dem Reichspräsidenten namens der bayerischen Staatsregierung die wärmsten Glück- und Segenswünsche ausgesprochen. In dem Glückwunschschreiben heißt es unter anderem: „Euer Exzellenz waren der ruhmreiche Führer und Retter Deutschlands im Weltkriege und in den bangen Tagen des Zusammenbruchs. Euer Exzellenz haben Ihre Lebensjahre in selbstloser Hingabe und beseelt vom höchsten Verantwortungs- und Pflichtbewutztsein in den Dienst des deutschen Vaterlandes gestellt. In höchster Verehrung gedenkt das bayerische Volk an dem Jubeltage Ihrer unvergänglichen Verdienste." Der sächsische Ministerpräsident Schieck hat in einem Schreiben dem Reichspräsidenten zu seinem 85. Geburtstag die Glückwünsche der sächsischen Regierung ausgesprochen. Der württembergische Staatspräsident hat an den Reichspräsidenten ein Glückwunsch schreiben gerichtet, in dem es u. a. heißt: „In dem Bekenntnis unwandelbarer Treue zum Reich wird sich auch das ganze württembergische Volk an Ihrem Geburts tag um Euer Exzellenz scharen als dem getreuen Ekkehard des Deutschen Reiches und dem ehr würdigen Hüter seiner Verfassung. Möge es Ihnen ge lingen, unser geliebtes Vaterland mit glücklicher Hand durch all die Stürme zu steuern, dir es in seinen Grund festen erschüttert haben. Möge der Schutz des Allmäch- tigen_mit Ihnen sein!" Hindenburg verMyl daS Ehrenmal für die Gefallenen. Das tyyrin gische Staatsmtnisterium Hal an den Reichspräsidenten folgendes Telegramm gerichtet: „Zur Vollendung des 85. Lebensjahres bringen wir dem allverehrten Herrn Reichspräsidenten unsere herzlichsten Glückwünsche dar. Möge ihm auch weiter beste Gesund heit zur Führung des schweren Amtes beschieden sein. Landesregierung Thüringen." * Die Feldzeichen der alten Hindenburg-Regimenter weiÄMj in daS Rcichspräsidcntenpalais gebracht. * Hindenburgs Geburtsiagsfeier. Aus Anlaß des 85. Geburtstages des Reichspräsi denten und Generalseldmarschalls von Hindenburg sind Telegramme und schriftliche Glückwünsche von frem den Staatsoberhäuptern, von Länderregterungeu, von den Präsidenten des Reichstages und des Preußischen Land tages, von Provinzen, Städten, Behörden, Verbänden und Persönlichkeiten auS dem In- und Auslande insehr großer Zahl eingelaufen. Die beim Reiche beglaubigte« Botschafter und Gesandten, ebenso die Mitglieder des Reichsrats und zahlreiche füh rende Persönlichkeiten trugen sich am Sonntag in das im Hause des Reichspräsidenten ausliegende Besuchsbuch ein. Der Reichspräsident empfing lediglich zur Entgegen, nähme der Glückwünsche der Reichsregierung den Reichs, kanzler und anschließend den Reichswehr. Minister und die Chefs des Heeres- und der Marine- leitung, die die Glückwünsche der Wehrmacht aussprachery vorher hatte Staatssekretär Dr. Meißner die Glückwünscht der Beamten und Angestellten des Büros des Hauses dargebracht. Am Sonntag vormittag nahm der Reichspräsident am Gottesdienst in der Alten Garnisonkirche teil, bei dem der Feldprobst v. Schlegel die Festpredigt hielt. Der Predigt war zugrunde gelegt der Spruch 2. Tim. 1, Vers 3, den der Reichspräsident der von ihm aus Anlaß des heutigen Tages der Alten Garnisonkirche gestifteten Altarbibel als Widmung gegeben hat: „Ich danke Gott, dem ich diene von meinen Voreltern her in reinem Gewissen." Auf der Rückfahrt von der Garnison kirche legte der Reichspräsident am Ehrenmal Unter den Linden in Gegenwart des Reichswehrministers und der Chefs der Heeres- und der Marineleitung persönlich einen Kranz nieder. Um 11,40 Uhr traf vor der alten Reichskanz lei, in der der Reichspräsident zur Zeit Wohnung ge nommen hat, eine Fahnenlompagnie der Wachtruppe Berlin ein, die die Fahnen der ehemaligen Regimenter deS Generalseldmarschalls überbrachte. Der Reichspräsident, gefolgt von seiner militärischen Begleitung, schritt die Front der Ehrenkompagnie ab. Sodann wurden dis neun Fahnen in das Haus getragen, WS Le tue