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Redaktioneller Teil. 54, 6. März 1916. Was es aber heißen soll, sich seines Deutschtums wegen auf die Fraktur zu versteifen, ist einem einfachen Geiste überhaupt nicht klar. Wo ist denn bewiesen, daß die Fraktur eine deutsche Schrift ist? Und inwiefern kann von »nachlaufen nnd herumdienern« die Rede sein, da die Antiqua weder speziell englisch, noch französisch, oder italienisch, oder sonst die Schrift eines unserer Feinde ist. Sie stammt aus dem Altertum und ist von den meisten Kulturvölkern als praktisch und allein ausreichend angenommen. Weil wir das nicht getan haben, also darin rückständig sind, brauchen wir uns darauf nichts einzubilden. Jedenfalls ist das Deutschtum davon nicht abhängig. Danken wir Gott, daß dem so ist! Auch die Ansicht des genannten Blattes, daß es für ein Weltpolitik treibendes Staatswesen empfehlenswert sei, sich in solchen Fragen mit Kraft und Entschlossenheit und, wenn nötig, mit Rücksichtslosigkeit durchzusetzen, wird nicht überall geteilt werden. Alle Kraft und Entschlossenheit wird uns in dieser Sache nichts nutzen. Wir werden damit die übrige Welt nicht zwingen können, sich mit »unserer« Schrift vertraut zu machen. Sie wird ihr also, und damit das Deutschtum, etwas Fremdes bleiben, von dem sie sich ab- gestoßen fühlt. Abgestoßen gerade durch die von der genannten Zeit schrift so sehr empfohlene Rücksichtslosigkeit, die darin liegt, sich mit seinen Gewohnheiten der Mehrheit gegenüber durchsetzen zu wollen. Der Gebildete paßt sich an und vermeidet alle Rücksichtslosigkeiten. Tut er es nicht, so hat er den Schaden zu tragen! Nach Beweisen hierfür braucht man garnicht lange zu suchen. Alle Sprachen der Kulturvölker, die sich der Antiqua bedienen, sind auch dem Durchschnittsmenschen mehr oder weniger vertraut oder doch nicht ganz fremd. Jedenfalls hat er bei Gelegenheit Interesse daran, sich damit bekannt zu machen, sei es auch nur für einzelne Worte. Ganz anders aber ist es mit den übrigen Sprachen. Sie bleiben dem Aus länder ewig ein Buch mit sieben Siegeln, an das er sich überhaupt nicht heranwagt. Am besten sehen wir das am Russischen. Rußland be nutzt die Antiqua und hat nur einige Buchstaben geändert. Aber wer nicht einen besonderen Zweck damit verfolgt, denkt garnicht daran, sich der kleinen Mühe zu unterziehen, das russische Alphabet zu er lernen, um wenigstens lesen zu können. Lieber läßt er's ganz. Ähnlich verhält es sich mit dem Deutschen. Lediglich der Schrift wegen bleibt ihm der Ausländer fern. Den Schaden aber haben wir zu tragen! Er ist wahrscheinlich größer, als meistens angenommen wird. Vielleicht ist sogar ein nicht geringes Teil der Abneigung, ans die wir im Anslande stoßen, hierauf zuriickznftthren. Kleine Ursachen, große Wirkungen! Soviel über die Druckschrift. Nun erst gar unsere Schreib schrift! Berge von Gründen lassen sich hier zugunsten der Latein schrift anführen. Nehmen wir nur die einfachsten. Warum sich mit zwei Schriften quälen, wenn mit einer aus zukommen ist? (Auch etwa des Deutschtums wegen? Das mag ein anderer begreifen!) In allen Dingen des täglichen Lebens ist Zweck mäßigkeit ausschlaggebend. Mit der deutschen Schreibschrift allein ist unbestritten nicht auszukommen. Wohl aber mit der lateinischen. Das Ausland beweist es! Wir quälen uns also unnötig damit ab, zwei Schriften zu er lernen. Da das schon für eine schwer ist, lernen wir keine ordent lich. Jedenfalls wird im Auslande wesentlich besser geschrieben, als bei uns, was keiner bestreiten wird, der Gelegenheit gehabt hat, viel Auslandschrift zu sehen. Das ist aber ganz natürlich und hat mit besserer Bildung oder größerer Gewandtheit nicht das geringste zu tun. Denn abgesehen davon, daß deutsch für die meisten schwerer zu schreiben ist als lateinisch, bringt man es in e i n e r Schreibart natürlich leichter zu größerer Gewandtheit und Schnelligkeit, als in zweien. Den Nachteil haben natürlich wieder wir. Er besteht in Schwierigkeit und Zeitverlust für uns und in Entfremdung mit dem Ausländer. Denn wenn es für diesen schon nicht mühelos ist, sich mit unserer Druck schrift vertraut zu machen, so wird ihm unsere Schreibschrift immer hieroglyphisch sein. Außerdem muß ihm der Deutsche — was garnicht verkannt werden sollte — nur seiner ungewandteren Schrift wegen weniger gebildet erscheinen, als andere Ausländer. Und das alles für nichts! Denn daß ein gut geschriebenes Latein schwerer zu lesen sein sollte als ein schlecht geschriebenes Deutsch, wird keiner behaupten wollen. Also nur unseres Deutschtums wegen muß eins der wichtigsten Dinge des täglichen Lebens außerordentlich er schwert und mit einem sicheren Nachteil für uns belastet werden. Hat das einen Sinn? Was wir an Zeitverlust, Kraft und Ansehen hier durch einbiiken, ist jedenfalls gewaltig. Bei dieser Gelegenheit mag noch ein zweiter Zopf erwähnt werden, den wir uns leisten. Und zwar das Großschreiben der Haupt wörter. Es ist nicht anszudenken, welch haarsträubender und jeden Deutschen tief beschämender Unsinn auf diesem Gebiete verzapft wird. Verantwortlicher Redakteur: Emil Thomas. — Verlag: Der Börsen Druck: Ramm L Seemann. Sämtlich in Leipzig. — Adresse der 244 Nicht nur vom kleinen Manne, sondern selbst von Gebildeten, oder was sich so nennt. Aber ist das ein Wunder? Man muß doch mindestens Professor sein, um sich in dieser Sache sattelfest zu zeigen Selbst fcdergewandte Leute werden hier verwirrt, kommen ins Stocken, ärgern sich, und die ganze Arbeit leidet darunter, vom Zeitverlust abge sehen. Und wozu das alles? Kommt doch die andere Kulturwell auch ohne dem aus! Das Großschreiben der Anrede-Fürwörter würde vollständig genügen. Alles andere hält nur auf und stört. Also über Bord auch mit diesem Ballast! Wir werden ein gut Teil besser segeln! öpreWal. Organisation. (Vgl. Nr. SS. 34. 40, 41, 4L u. 4S.) Als Normal-Format für Buchhändler-Fakturen empfehle ich ent weder Quart (22^ om breit und 29 om hoch) oder Quer-Oktav (22^ em breit und 14l4em hoch). Mit diesen Größen ist sowohl den Kollegen gedient, die noch das alte System des Ordnens zwischen Pappen oder auch in Kästen benutzen, als auch denen, die sich der Briefordner bedienen. Ich möchte allen Kollegen, die noch keine Briefordner benutzen, dringend empfehlen, zu dieser Art der Aufbewahrung ihrer Buch Händler-Fakturen überzugehen: die unerhebliche Ausgabe für die Orb ner wird überreich ausgeglichen durch die größere Bequemlichkeit und Leichtigkeit sowohl beim Einordnen, als auch beim Herausnehmen von Fakturen. Leider eignen sich die Fakturen in ihrer heute fast durchweg noch üblichen Form nicht so ohne weiteres zum Einordnen in die Brief ordner; man muß jedesmal eine Menge der gerade jetzt so kostbare»' Zeit damit vergeuden, durch kunstvolles Beschneiden und Abpellen der Rechnungen ein brauchbares Format zu erzielen. Es ist beinahe unverständlich, wie die Herren Verleger eine der artige Verschwendung von Papier und Truck treiben können. Es wird immer über die Höhe der eigenen Unkosten geklagt, und dabet ist es so leicht, schon bei den Fakturen eine außerordentliche Ersparviv darin zu erzielen. Die meisten Bemerkungen auf den Fakturen find tatsächlich völlig überflüssig und wandern so wie so nur in den Papier korb. Was würden die Verleger ivohl dazu sagen, wenn ihnen ihre Papierliefcranten, Drucker oder Buchbinder Rechnungen von so u« gehcuerlichen Größen schicken wollten, die sie selbst den Sortimentern zumuten! Ich schlage also nochmals vor: a) entweder Quartformat von 22^ cm Breite und 29 om Höhe, ober L>) Quer-Oktav von 22)^ om Breite und 14^ om Höhe. Sp. LI. LI. Zeitschriften-Sorlsekung. Wir sehen uns zu unserem lebhaften Bebauern gezwungen, Nach- stehendes öffentlich bekanntzngeben. Die Firma Carl Winter's Universitätsbnchhanb lung (Vcrlags-Abteilg), Heidelberg, hat am 29. September 1915 Heft 7 der »Germanisch-Nomanischen Monatsschrift« in der Höhe unserer Kontinnation mit Barfaktur für das 3. Vierteljahr in Leipzig erhoben. Sie hat also, wie üblich, mit der 1. Nummer des Viertel jahres den Betrag für die sämtlichen noch zu liefernden Hefte im voraus nachgenommen. Die Nestliefernng hat jedoch bis znm heu tigen Datum nicht stattgefunden! Obwohl wir dreimal direkt, davon einmal durch Postkarte mit Rückantwort und einmal durch Einschreibebrief, reklamierten (die Korrespondenz liegt der Redaktion des Börsenblattes vor), hat die Firma nicht nur nichts gesandt, son dern uns überhaupt keiner Antwort gewürdigt! Wenn die Zeitschrift, des Krieges wegen, bis auf weiteres nicht mehr erscheint (was vielleicht möglich sein könnte), so ist genannte Firma, weil sie sich eben bereits das ganze Vierteljahr hat bezahlen lassen, verpflichtet, dies dem Sorti menter direkt mitzntcilcn, damit er seine reklamierenden Kunden befrie digen kann, oder aber den Betrag zurückzuzahlen, wenn sic außerstande ist zu liefern. N o st o ck i. M., 10. Februar 1916. Stiller'sche Hof- u. Univ.-Bnchh. Vorschuß-Neisender. Ein Reisender Hermann Karl Wetter bürg hat sich bei uns zürn Vertrieb von Büchern und Bildern angeboten. Wie wir jetzt festgestellt haben, ist die von ihm angegebene Berliner Adresse un richtig. Allem Anschein nach scheint W. es nur auf Heranslocknng von Mnstercxemplarcn nnd eines Neisevorschnsses abgesehen zu haben. verein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches Buchhändlerhaus. Redaktion und Expedition: Leipzig. Gerichtsweg 26 sBuchhändlerhaus).