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WdrilfferAMati Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, für Sürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8 gegoltene Naumzeile 20 Rpsg., die ^gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 1» Beicht Pfennige, die Sgespattene Beklamczeiie im textlichen Teile 1 RWK. Nachweifungsgebühr 20 Reichspfennige. Vor» g-schrieb-neErscheinnngr» cx-e,. .. er tage und Platzvorschrifte« werden nach Möglichkeit HkrNfprkchLk; Atttl LBtlSopUff Nk. 6 berücksichtigt. Anzeigen» annahmebisvorm.lvUhr. - ' ' - Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Radattanspruch erlisch», wenn der Betrag durch Klage eingczogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerüt. Da» Wil-drusier Tageblatt» erjcheint an allen Werktagen nachmittag» S Uhr. Bezugspreis monatlich 2,- SiM. MenHaus, bei Postbefiellung 1,8b NW. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummer» 10 Rpjg. Alle Poftanstallcn, Post» mchmen""» i°d"«^°i, Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend st^gen^-^g^ ' >Fall. Höhner E-walt, — Krieg oder sonstiger De- Mevsnorungen oe^ryt Kew Anipruü aut L'eferurp der Leitung oder Kürzung des Dezugspreijes. — Rücksendung eingesandter Echriststücke erfolgt nur, wenn Porto befliegt. „ . Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts- gerimts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 17 — 91.Jahrgang Telezr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 21. Januar 1932 Das wahre Gesicht. Staatsmann selbst, also jemand, der „Zum kürzlich sein Urteil dahin zusammenfaßte: pessimistisch, was die Männer anlangt, die lMchichte machens so schöpft Winston Churchill, i , " len,angem als führender Politiker und Staatsmann Men Pessimismus aus den Erfahrungen der lehren ^ahre, besonders wohl aber der jüngsten Zeit. Daß wir ^cusschx den gleichen, vielleicht noch mit drasti- >^ren Erfahrungen aufwarlen können, zwang uns auch ö» poiHmistischau Erwartungen aus das, was der fran- Ministerpräsident L a v a l vor der Kammer uver die der Tributrevision sagen würde. Vor er sich zu der Erklärung Brünings über die -ia sb Zahlungsunfähigkeit stellen würde, und wie nun eigentlich ganze Sache mit der Neparationskonferenz verlausen solle. . Nach den Erfahrungen, die wir Deutsche vor allem mit "km Auftreten Briands vor der Kammer anläßlich des Breits um die deutsch-österreichischen Zollunionspläne ge macht haben, rechnete man mit einer scharfen Erklärung Lavals über die gegenwärtige Haltung Deutschlands zum Aoung-Plan und der Tributfrage überhaupt. Darüber uch zu äußern, hat Laval aber fast ganz vermieden; er hat "ur Andeutungen gemacht. Das ändert aber nichts an der absoluten, immer wieder drastisch unterstrichenen Starrheit des französischen Stand punktes selbst, den Laval in dem Satz zum Ausdruck brachte, daß Frankreich „das Recht aus die Re parationen nicht Versalien lassen" werde und man von den Franzosen keine „moralische Liquidie rung" zugunsten ihrer Schuldner verlangen könne. Und daß Frankreich nichts von seinem Guthaben opfern wolle »ohne einen gleichmäßigen Nachlaß der eigenen Schulden". Da würde also selbst bei einem völligen Streichen der interalliierten Kriegsschulden an Amerika immer noch der unbedingt von Deutschland zu zahlende Teil der Uoung- Plan-Verpflichtungen und noch einiges andere für uns ubrigbleiben, jener Teil also, den die Franzosen als die eigentlichen '.Reparationen", als die Kosten der „Wieder gutmachung" des Kriegsschadens betrachten oder zum min desten als solche behandelt wissen wollen. Gerade an diesem Punkt setzte der Redner der Sozia- iistischen Partei, Löon Blum, ein. Vor allem und zuerst Märte auch er, Frankreich könne aus das „Prinzip" d/r Reparationen nicht verzichten; wenig stens vorläufig nicht —, bis von einer internationalen Kommission erst einmal festgestellt worden ist, ob Deutsch land tatsächlich die Kosten des Wiederaufbaus im Kriegs gebiet bezahlt habe. Blum hält französische Regierungs ausrechnungen hierüber allein für nicht genügend, nicht ausreichend für eine solche objektive Feststellung. Falle dann die Entscheidung zugunsten der Deutschen aus, dann uwn die französischen Sozialisten für die Befreiung ^Mchlands von allen weiteren Zahlungen. Irgendein -Ederspruch zu der Haltung Lavals ist auch bei diesem *^PPositions"sührer nicht zu sehen oder zu hören. , . In politisch höchst raffinierter Weise hat Laval bei 'v'aer Abwkwung der Weltforderung, die Reparationen ""d Kriegsschulden endlich zu beseitigen, mit seiner Rede lik? k'den Ball aufgesangen, der ihm aus gewissen cng- Kreisen zugeworfen worden ist: Hat Deutschland rinn l . mehr zu zahlen, dann ist es mit sehr viel ge- geren öffentlichen und privaten Schulden belastet als dcm""d"e" Staaten und werde daher wirtschaftlich auf auitr i ^'"arkt gewaltiger, fast ungehemmter Kraft Ge v " können. Davor wolle Laval „die kommende zu- dü Frankreichs bewahren". Damit gibt er offen die«»« logenannten, die angeblichen „Reparationen" iinv Mittel zur fortgesetzten Schwächung also m;H?acherhaltung Deutschlands, sind V i-i n., . H and in Wahrheit nichts anderes als uii - n °' d"nnt wir auch wirtschaftlich nicht weniasicns Kräften kommen. Das ist doch pincr niwi Gütlich und unzweideutig! Laval ruft, um 5-c ',7^ ungefährlichen, zum mindesten unangenehmen - Frankreichs entgegenzuwirken, die wirtschaft- "cho Clsersuchl namentlich Englands und Amerikas aus als Zundesgenossju gegen Deutschland. Das zer - reißt den letzten Schleier, der als „moralische Pflicht der Wiedergutmachung" den brutalen Charakter der Kriegstribute verhüllen sollte. Jetzt stehen diese in ihrer ganzen schamlosen Nacktheit da. Sie sind das Werk zeug und sollen es bleiben, Deutschland auf Generationen 'Maus nicht wieder hochkommen zu lassen. so ist das einzige, das Kümmerliche, was au eino der Rede Lavals zu entnehmen ist, nur abkon "e Zusage, daß „die in Krafl befindlichen Schuld- anacu^eu an die Periode der wirtschaftlichen Depression schon werden" sollen. TaS wußte man längst auch nicht gMerhalb Frankreichs! Aber die Entwicklung steht später uu wenn nicht heute, so doch morgen oder vollstän^ man das oben zitierte Wort Churchills ver- oplim-mc^l können mit dem zweiten Satz, daß er „seh: nicht öpÄ "der den von den Staatsmännern meist " geahnten Ausgang ihrer Unternehmungen". Sabotage der Endlösung Die gefährdete Tn-utregeluog. Deutschland zahlungsunfähig mit oder ohne Konferenz. Der Versuch des französischen Ministerpräsidenten Laval, eine Verschiebung der Lausanner Konferenz dadurch herbeizuführen, daß Amerika von sich aus eine Verlängerung des Hoover-Moratoriums veranlaßt, hat sehr schnell eine scharfe Ablehnung von feiten der Vereinigten Staaten erfahren. Das Staatsdepartement hat den amerikanischen Bot schafter in Paris, Edge, ermächtigt, Laval mitzuteilen, daß die Vereinigten Staaten augenblicklich eine verbind liche Stellungnahme zur Frage einer Verlängerung des Schuldenmoratoriums ablehnten. Die Initiative müsse von den europäischen Staaten aus gehen, die unter sich eine Einigung erzielen und dann wieder an Amerika herantretcn sollten. Sowohl die demokratischen als auch die republika nischen Parteiführer im Abgeordnetenhaus gaben Er klärungen ab, in denen sie sich erneut gegeneineVer- längerung des Moratoriums aussprachen. In amtlichen amerikanischen Kreisen ist man nach wie vor der Meinung, daß die meisten der Schuldner staaten Amerikas, Frankreich an der Spitze, sehr wohl in der Lage seien, ihren Verpflichtungen nachzukommen, wenn sie ihre Rüstungsausgaben einschränken. Amerika hat es also, wie nach den Vorgängen der letzten Wochen nicht anders zu erwarten war, erneut ab gelehnt, sich in die europäischen Verhältnisse noch einmal einzumischen und behält sich seine Stellungnahme vor bis nach einer Tribut- und nach der Abrüstungskonferenz. Diese Stellungnahme Amerikas dürfte Laval von An fang an bei seinem Vorschlag klar gewesen sein, und es handelt sich dabei anscheinend nur um einen Versuch die Verantwortung für ein Scheitern der Lausanner Konferenz von Frankreich abzuwälzen. Das dürfte Laval aber nicht gelingen, denn wenn die Tributkonferenz jetzt nicht zustande kommt, wie es immer mehr den Anschein gewinnt, so weiß alle Welt, daß es Frankreich ist, das sie zu Fall gebracht hat, und zwar nicht aus wirtschaft lichen oder finanziellen Erwägungen heraus, wie es sich so gern den Anschein geben möchte, sondern ans macht- politischen Gründen, um Deutschland weiter in den Fesseln der Tribute knechten, knebeln und niederhalten zu können. Die Reichsregierung hat eindeutig ihren Standpunkt festgelegt, daß eine Weiterzahlung der Re parationen für Deutschland nicht in Frage kommt. Sie mutz jetzt, will sie sich nicht selbst aufgeben, bei ihrem Wort bleiben, ob mit oder ohne Tributkonferenz. Die Zahlungs unfähigkeit Deutschlands ist durch das Baseler Gutachten festgestellt worden. Jede Wiederaufnahme der Zahlungen wäre nicht nur ein Verbrechen an Deutschland, sondern auch ein Ver brechen an der ganzen europäischen Wirtschaft, denn sie würde den völligen wirtschaftlichen Zusammenbruch Deutschlands und damit Europas besiegeln, das dadurch eine leichte Beute würde für westlichen Hochkapitalismus oder östlichen Bolschewismus. * Die englische Regierung hat durch ihren Botschafter in Berlin, Sir Horace Numbold, sondieren lassen, ob die deutsche Negierung mit einer Verlängerung des Hoover- Moratoriums um ein Jahr, d. h. bis zum 30. Juni 1933, einverstanden sein würde. Reichskanzler Dr. Brüning hat in ablehnendem Sinne geantwortet. Lausanne geplahi? Frankreich will nicht hingehen. Die Londoner Kabinettssitzung, in der die Ent scheidung fallen sollte, ob die Einladung nach Lausanne aufrechterhalten werden soll oder nicht, ist erneut vertagt worden. Die französische Regierung hat die Ein ladung Englands noch immer nicht beantwortet und zeigt sich entschlossen, nicht nach Lausanne zu gehen. Daß die Lausanner Konferenz abgesagt werden wird, ist jetzt fast schon eine Gewißheit. Kommt die Tributlonfcrenz nicht zustande, so wird es Ausgabe der Reichsrc- gierung sein, auf anderem Wege zur Endlösung der Tributfrage, die jetzt, und zwar schnell aus jeden Fall er folgen muß, zu gelangen. * Lausanne nun am 28. Januar? In Pariser politischen Kreisen verlautet, datz der Be ginn der Lausanner Tributkonscrenz vom 25. auf den 28. Januar verschoben werden solle. Grundsätzliche Be schlüsse seien jedoch weder in London noch in Paris ge faßt worden, da man den AuSgang der Abstimmung in der französischen Kammer abwarten wolle. Tatsächlich bleibt die Frage also noch vollkommen in der Schwebe. Am 2Z. Lanuar „technisch nicht mehr mögliche England bemüht sich weiter um Vorvereinbarungen. Das englische Kabinett befaßte sich mit der Tribnt- frage und beschloß, die weitere Erörterung hierüber auf einen anderen Tag in der Woche zu verschieben. Die Ver bandlungen der englischen Diplomatie mit Paris und Ber lin, um einen Ausgleich zwischen dem deutschen und sran zösischen Standpunkt zu schaffen, in der Hoffnung, daß die Lausanner Konferenz doch noch zustande kommt, sind fortgesetzt worden. Ein Ergebnis wurde nicht erzielt. Da sich diese Verhandlungen mindestens bis Freitag Hinziehen werden, da auch die parlamentarische Lage in Frankreich hierbei zu berücksichtigen ist, ist man in London der Ansicht, daß ein Zusammentritt der Lausanner Konferenz am kom menden Montag technisch unmöglich ist. Sollte es noch möglich sein, irgendwelche internationalen Vereinbarungen zustande zu bringen, so will die englische Regierung daran festhalten, daß die Konferenz von verantwortlichen Mini stern beschickt wird. * London amtlich: Kein Beginn am Montag. Eine vom englischen Auswärtigen Amt ausgegebene Verlautbarung besagt, datz die Besprechungen zwischen den an Lausanne hauptsächlich interessierten Mächten noch nicht beendet seien. Es sei jedoch klar, datz die Konserenz nicht am nächsten Montag beginnen könne, wie man es ur sprünglich beabsichtigt habe. Die englische Regierung hoffe, datz es möglich sein werde, zu einer zufriedenstellenden Einigung hinsichtlich des weiteren Fortganges der Ver handlungen während der nächsten Tage zu kommen. Wie sich Frankreich die Sicherung des Friedens denkt. Berlin zu Lavals Erklärungen. Lavals Erklärung vor der Kammer wird in Berliner politischen Kreisen lebhaft besprochen. Die Aufzählung der verschiedenen Vorschläge, die die französische Regierung bisher zur Sicherung des Friedens gemacht hat, wird hier dahin ausgelegt, daß es Frankreich nicht so sehr aus die Sicherung des Friedens ankomme als auf die Sicherung des Status guo. Die Ausführungen Lavals über die Abrüstungsfrage decken sich, wie festgestellt werden mutz, durchaus mit den Ansichten, die der französische Ver treter für die Abrüstungskonferenz, Fabry, vor einigen Tagen geäußert hat und die in Deutschland starke Ab lehnung erfahren haben. * Was hat Deutschland bereits gezahlt? Internationaler lffilersuchungsausschutz. Der französische Abgeordnete Leon Blum hat in der Kammer die Einsetzung eines internationalen Ausschusses angeregt, der feststellen soll, wie hoch die Schäden im fran zösischen ehemals besetzten Gebiet bzw. die dafür von Deutschland bereits geleisteten Zahlungen sind. Der sozialistische Abgeordnete steht auf dem Standpunkt, daß Deutschland noch nicht genug gezahlt hat. Es ist anzunehmen, daß der Ausführung dieses Vorschlages deutscherseits lein Widerstand entgegengesetzt wird. 10 Jahre Stillhaltung? Berlin, 20. Januar. Der Berliner Börsen-Courier mel det: Wie wir hören, ist bei den Berliner Stillhalteverhandlun- gen neuerdings überraschenderweise wieder der schon bei Kon- serenzbeginn erörterte Plan einer zehnjährigen Stillhaltung in den Vordergrund gerückt. Nach unseren Informationen soll sich dieser Plan nur auf die Barkredite beziehen, und zwar sollen diese in halbjährigen Quoten von je fünf v. H. in Devisen ge tilgt werden. Gleichzeitig ist aber in diese Konstruktion ein ge wisser Transferschutz für die Reichsbank eingebaut worden. Der Schutz ist in der Weiss gedacht, datz die Reichsbank das Recht haben loll, die Devisen bei Fälligkeit nur soweit zur Verfügung zu stellen, als es ihr auf Grund ihrer Devisenposition möglich ist. Im Falle eines solchen „TransferauMubs" soll ein Ge- meinschastskomitös der Gläubiger und Schuldner zusammen- tretsn und darüber besinden, ob und in welchem Umfange die Reichsbank Devisen für die Bezahlung der fälligen Quote ver- sügbar machen kann. Ferner enthält der Plan den Vorschlag, das vorher eine Sicherstellung der Barkreditforderungen in Hobe von 15 v. H. erfolgen soll. Bei Durchführung dieses Pla nes werden die jährlichen Devisenanforderungen an die Reichs bank sür die Tilgung der Barkredite auf etwa 120 Millionen Mark geschätzt. Die Rembourskredite bleiben außerhalb der Regelung. Sie sollen, wie schon früher geplant, so behandelt werden, datz die unausgenutzte Kreditlinie, soweit sie 10 v. H- der Gesamtlinie beträgt, auf die Tilgung angerechnet wird, wir mithin vorläufig nichts mehr zu zahlen hätten. An der einjäh-