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Tagesspruch. Zu dem Glücke braucht man nicht Immer goldne Wassen, Schöner ists aus Nichtigkeit Sich ein Glück zu schassen. Fischer-Friesenhausen. Oer Vaier -es Mausergewehres. Zur 5V. Wiederkehr von Wilhelm Mauscrs Todeslag. Am 13. Januar 1882 starb Wilhelm Mauser, der mit leinen, Bruder Paul das „Jnsanteriegewehr M. 71" er- iunden hatte. Jnsanteriegewehr M. 71 hieß das Gewehr "n deutschen Heere, wo es eingeführt war, das Volk aber nannte es einfach „Mausergewehr", und unter diesem Namen ist es in der ganzen Welt bekannt geworden. Wilhelm und Paul Mauser, die aus Oberndorf am Neckar stammten, waren von Berus Schlosser und wurden dann Vewehrtechniker. Sie arbeiteten in der Oberndorfer Ge- vehrfabrik und bastelten, da sie „anstellige" Leute waren, so lange an den damaligen Handseuerwassen herum, bis ste eine neue brauchbare Gewehrkonstruktion yerauS- bekommen hatten, das war in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Nach dem Kriege von 1870/71 wurde ihre inzwischen mehrfach verbesserte Gewehrkonstruktion für das deutsche Heer erworben. Sie selbst erwarben bald daraus die Oberndorfer Gewchrfabrik und richteten sie zur Anfer tigung des M. 71 ein. Ihr Verdienst um die Bewaffnung der deutschen Infanterie wurde durch eine ReichSdo-anon anerkannt. 1879 folgte dem Mausergewehr ein Mauser- tevolver und bald gab es in der halben Welt Mauser- tvaffen: die Türkei, Serbien, Belgien, Argentinien, Spa nien, Brasilien, Meriko, Chile, Schweden usw. — alles war mit Mausergcwehren und Mauserpistolen von ver schiedenstem Kaliber ausgerüstet. Paul Mauser, der jün/^re der beiden Brüder, war nach dem Tode Wilhelms rin paar Jahre lang Reichstagsabgeordneter. Rücktritt des sranzöfischen Ministeriums. Das französische Kabinett Hal auf Vorschlag des Ministerpräsidenten Laval beschlossen, dem Staatspräsi denten Doumer das Nücktritlsgesuch zu unterbreiten. Über den Rücktritt wird aus Paris folgende amtliche Mit teilung verbreitet: „Der Ministerpräsident hat das Kabinett über die Lage unterrichtet und über die Absicht, von der er sich am Vorabend der großen internationalen Konferenzen leiten lasse, die Gesamtheit der Regierungsparteien zur Leitung der Ttaatsgeschäfte heranzuziehen. Der Kabinettsrat billigte einstimmig Lavals Entschluß und sicherte ihm volle Handlungsfreiheit zu. Sämtliche Minister und Unterstaatssekretäre stellten dem Minister- Präsidenten ihre Portefeuilles zur Verfügung." Ter Rücktritt des Kabinetts Laval kommt der Öffent lichkeit etwas überraschend. Nach dem Tode des französi schen Kriegsministers Maginot und dem vor einigen Tagen erfolgten Rücktrittsgesuch des französischen Außen ministers Briand hatte es den Anschein, daß Laval be müh! sei, die Ergänzung seines Kabinetts ohne Rücktritt der französischen Gesamlregterung vorzunebmen. Da eine Hinzuziehung neuer Parteien zu seiner Regierung nicht möglich schien, hatte Laval die Absicht, selbst die Leitung des Außenministeriums zu übernehmen, das Krtegsmtni- sterium mit dem seinem Kabinett angehörenden Ackerbau- Minister Tardieur zu besetzen, und den frei werdenden Posten des Äckerbauministers dem Unterstaatssekretär dieses Ministeriums zu übertragen. Aus diese Weise wäre es ihm auch möglich gewesen, keine neuen Männer in das Ministerium hineinneinnen zu brauchen. Die Gründe des jetzt ersolgten Gesamtrücktritts liegen Noch nicht klar zuraae Nach Pariser Meldungen soll die Gefamtdemlssion auf Meinungsverschiedenhei» t e n zwischen Laval und Briand zurückzuführen sein, der sich geweigert haben soll, allein aus dem Kabinett aus zuscheiden, obwohl er dem Ministerpräsidenten vor einigen Tagen sein Demissionsgesuch überreicht Hane. Man rechnet im allgemeinen damit, daß Laval mit der Neubildung des Kabinetts beauftragt werden wird, der dann nochmals den Versuch machen wird, seine Regierung auf eine weitere Grundlage als bisher zu stellen und ein „Kabinett der nationalen Einigung" zu bilden. Dieses „Kabinett der nationalen Einigung" hält man in der französischen Öffentlichkeit im Hinblick auf die kommenden großen Konferenzen für unbedingt notwendig. Ministerpräsident Laval. politische Morde in Sofia. Über 100 Schuß aus Maschinengewehren. Die bulgarische Hauptstadt Sofia war wieder ein mal der Schauplatz eines aufsehenerregenden Mord anschlages, der diesmal dem Mazcdonierführer Popto- dorosf galt. Er wurde mitten im Zentrum der Stadt beim Verlassen eines Hauses vom Fenster eines gegenüber liegenden Gebäudes und von der Straßenecke her unter Kreuzfeuer zweier automatischer Ge wehre genommen. Zwischen den Angreifern und Popto- doroffs Leibwächtern, die das Feuer sofort erwiderten, entstand eine heftige Schießerei, wobei über hundert Schuß gewechselt wurden. Poptodoroff konnte unverletzt entkommen. Die Angreifer flüchteten. Am Tage daraus wurde der ehemalige Wojewode Totzkoff aus der Straße durch sieben Nevolver- schüsse getötet. Der Mörder wurde von der Polizei ergriffen. Er gehört der mazedonischen Geheimorgani sation „Jmro" an. Kein Lebenszeichen von den noch eingeschlossenen Bergleute«. Schwierige Arbeit der Rettungsmannschaften. Noch immer sind in dem eingestürzten Stollen aus der Karsten-ZentrumGrube bei Beuthen sieben Bergleute eingeschlosscn, über deren Schicksal man nichts weiß. Sind sie tot oder sind sie noch am Leben? Es ist leider nicht richtig, daß die Eingeschlossenen sich durch Klopfzeichen bemerkbar gemacht hätten, wie gerüchtweise gemeldet worden war. Irgend ein Lebenszeichen von ihnen war bisher nicht zu vernehmen. Um nichts un versucht zu lassen, hat man SS--.E""' Oie vom k'IieäerkMZ komsn vou Osrl kotkberZ ! Lopvrigdt bv Barlin »alle <8aale) 1931 s40 „Frau Gräfin, ich möchte nach Hause. Nur um eine Barmherzigkeit bitte ich: Wie geht es dem Herrn Grafen?" „Die Kugel ist entfernt. Sein Leben hängt an einem Faden, der jede Sekunde zerreißen kann. Darf ich fragen, Fräulein Beringer, was Sie mit meinem Sohne verband? Es ist doch wohl kaum noch ein Zweifel daran, daß die Morvkugel um Sie abgcschossen wurde. Was hatten Sie, die Braut des Oberförsters Melenthin, in dieser Nacht im Walde zu suchen? Hatten Sie sich mit meinem Sohn ver abredet?" „Nein, Frau Gräfin, wir hatten uns nicht verabredet. Ein Zufall, weiter nichts. Der andere Herr wird es be stätigen müssen. Was ich im Walde zu tun hatte, war allein meine Angelegenheit. Wäre es doch gelungen, viel leicht läge dann der Herr Graf nicht so da." „Sie sprechen in Rätseln. Doch e.ins werden Sie mir klar beantworten: Hatten Sie ein Liebesverhältnis mit meinem Sohn?" Verene wand sich unter diesen Worten wie unter einem Hieb. Ihre Augen waren unnatürlich weit geöffnet. „Ich — habe ihn über alles geliebt!" Verene meinte, es laut geschrien zu haben, aber es war doch nur ein Flüstern gewesen. Die Gräfin-Mutter aber hatte es verstanden. Sie fragte: „Trotzdem Sie die Braut eines andern Mannes waren?" „Ich war es ja noch nicht. Ich sollte es am heutigen Sonntag werden. Weil ich es nicht konnte, wollte ich diese Nach, aus dem Leben gehen. Und — da haben mich die Herren gehindert." Groß, durchdringend ruhten die Augen der Gräfin Maria auf dem wunderschönen Mädchengesicht. Die ganze Tragödie dieser Nacht sprach zu ihr aus den goldbraunen Augen. Die kleinen, feinen Hände waren ineinander ge schlungen, und Verene setzte flüsternd hinzu: „Ich habe ihn namenlos geliebt! Aber ich habe immer gewußt, daß er eines Tages um seines Standes willen wieder aus meinem Leben gehen müsse. Ich hätte mich auch beherrscht, hätte ihm meine große, große Liebe nicht mehr gezeigt; nur das andere, das konnte ich nicht. Und weil sie mich nicht in Ruhe ließen damit, wollte ich sterben." Gräfin Maria stand auf. Prüfend, durchdringend ruhte ihr Blick auf dem Mädchen. Wahrheit war jedes Wort. Und Wahrheit leuchtete aus den reinen, leiderstarrten Zügen. „Wer schoß auf meinen Sohn? Haben Sie wirklich nichts gesehen?" Verene sah sich ängstlich um, dann flüsterte sie: „Es — war — wie ein Tier! Aber es hatte die Gestalt eines Menschen." Gräfin Marias Blick wurde eisig. „Das klingt phantastisch. Klingt fast, als ob Sie jetzt reuevoll den Mann schützen wollten, den Sie nicht heiraten mochten. Es wird Ihnen jedoch kaum etwas nützen. Man hat den Oberförster Melenthin bereits festgenommen. Grund zu der unseligen Tat ist Eifersucht. Sie gaben dem Manne Veranlassung dazu." Wie kalt und hart die Frauenstimme klang! Gräfin Maria, die allzeit Gütige, Verstehende, Ver zeihende war wie verwandelt. Weil es sich um den ge liebten Sohn handelte! Weil sie das Mädchen für eine Kokette, für eine schlau Berechnende hielt. Sie glaubte, daß Verene Beringer nur noch schnell umkehren wollte, weil ste glaubte, den Grafen ganz und gar betören zu können. Wie sollte nach solchen Erwägungen im Herzen der Gräfin Maria noch ein Funken Mitleid sein? „Der Oberförster Melenthin?" fragte Verene ver ständnislos. „Er war es nicht!" eine Abhörvorrichtung, wie sie im Sappenkrieg an der Westfront verwendet wurde, mit in den Stollen genommen, in der Hoffnung, auf diese Weise vielleicht etwaige Zeichen besser vernehmen zu können. Ob diese Vorrichtung, deren Wirksamkeit im Kohlengcstein noch nicht erprobt ist, einen Nutzen haben wird, weiß man nicht. Das Schwergewicht der Bergungsarbeiten liegt nach wie vor bei den Nettungskolonnen, die in Stärke von etwa 30 Mann mit dem Abbauhammer dem Gestein zu Leibe gehen. Bohrmaschinen konnten nicht in Tätigkeit treten, und das Sprengen wurde wegen der damit ver bundenen großen Gefahren für Verschüttete und Retter vom Oberbergamt verboten. Am Dienstag nachmittag war die Lage so, daß man hoffte, in kürzester Zeit an die Verschütteten herankommen zu können. Je näher die Rettungsmannschaften dem Ort kamen, an dem man sie vermutete, desto vorsichtiger mußte gearbeitet werden. Die Rettungsmannschaften, deren Tätigkeit immer wieder höchstes Lob gezollt werden muß, waren sich des Ernstes der Lage voll bewußt und leisteten fast übermenschliches. Was überhaupt geschehen konnte, um das Rettungswerk einem glücklichen Ende entgegenzuführen, wurde getan. Leider war die Anwen dung der technischen Hilfsmittel, wie Rammen, Bohr maschinen usw. beschränkt, da sie die Gesahr für Einge schlossene und Retter nur erhöhen konnte. Störungen durch Gebirgsbewegungen sind in der letzten Zeit nicht mehr eingetreten. Trotzdem war ein schnelleres Vorwärts kommen nicht möglich, da zuviel Gestein durch die Gebirgs einschläge zu Bruch gegangen ist. Selbst erfahrene Berg leute, die schon mancherlei Grnbenunfälle miterlebt haben, können sich auf Streckeneinbrüche von solchem Ausmaße nicht entsinnen. * Wieder drei Bergleute eingeschlossen. Auf der Zeche „Roter Stollen" im Habichtswald bei Kassel wurden drei Bergleute durch eine einstürzende Wand abgeschnitten. Die Bergungsarbeiten wurden so fort eingelcitet. Das Revieramt hoffte binnen kurzem die Hindernisse beseitigen und die abgeschlossenen Bergleute unverletzt bergen zu können. Die Geretteten vcr Karstcn-Zcntrums-Grube lm Knappschaftslazarett Beuthen, wo sie nach ihrer Wunderbaren Rettung die erste Aufnahme fanden. „Das wird sich ja herausstellen. Darf ich Sie bitten,' vas Schloß zu verlassen?" „Ja! Doch — ich — möchte den Grafen noch einmal sehen." Verene hätte sich keine Rechenschaft darüber zu geben vermocht, wie es ihr möglich war, dieser Frau mit dem kalten, strengen Gesicht diese Bitte zu unterbreiten. Sie mußte ooch wissen, daß sie von ihr nichts zu erwarten hatte. Gräfin Maria richtete sich hoch auf. „Nein! Es ist Unglück genug angerichtet worden durch Ihre Schuld. Ich bitte Sie, das Schloß zu verlassen." Da ging Verene Beringer still hinaus. Gräfin Maria sank in sich zusammen. „Wenn er sie wirklich geliebt hätte? Sie ist sehr schön. Aber nein, nein, sie war nur seine Geliebte! Eine der leichtsinnigen Liaisons, wie deren so viele im Leben Karl- Christians waren. Wie durfte man mit einem solchen Geschöpf auch nur das geringste Mitgefühl haben? Wenn sich die Frauen den Männern nicht vor die Füße werfen würden, sich ihnen preisgeben, dann würden die Männer eben nicht so leichtsinnig sein. Gräfin Maria nahm wieder ihr Gebetbuch in die schönen, weißen Hände und betete für das Leben des Sohnes. Verene aber ging draußen über den Schloßhof. Und es war wie ein Spießrutenlaufen! Sie sahen sie alle an, als sei sie eine Verbrecherin. Verene kümmerte sich auch darum nicht. Sie blickte nach dem Schlosse zurück. Dori hinter einem der vielen Fenster lag der Mann, der so liebe Worte für sie gefunden hatte. Still und hilflos lag er dort, sonst hätte er nicht geduldet, daß man sie davonjagte. Verene blieb ein Weilchen stehen. Sie weinte nicht. Alles war in ihr erstarrt vor Schmerz und Grauen. Langsam ging sie weiter. Sie wußte nicht, wie sie daheim angekommen war. (Fortsetzung folgt.)