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Ottendorfer Zeitung : 21.01.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191001211
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19100121
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19100121
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-01
- Tag 1910-01-21
-
Monat
1910-01
-
Jahr
1910
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 21.01.1910
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„Und jetzt dürfen wir wohl auch daran denken, daß wir sterbliche Menschen find, die vom Essen und Trinken leben. Wo wollen wir den Abend verbringen?" „Wirst du nicht in der Familie deiner Braut — * „Ich habe heute Urlaub bekommen, u,nd du begreifst, daß ich denselben ausnützen will." „Sind die Urlaube so selten?" „Ich werde systematisch mit sanfter Energie zum gehorsamen Ehemann erzogen. — O alte Burschenherrlichkeit, wie bald bist du ver schwunden!" „Der Maler hatte die Genugtuung, daß sein wehmütiges Gesicht dem Freunde ein Lächeln — das erste seit dem Wiedersehen — entlockte. Die Freunde hatten viel zu besprechen — Man wollte auch seinen „Urlaub" ausnutzen — und so war es ziemlich spät geworden, als sie endlich das Restaurant, in dem sie gespeist hatten, verließen und den Heimweg antraten. In einer Straße kam ihnen eine Gruppe von lachenden und laut plaudernden Herren ent gegen, denen sie ausweichen wollten, als plötzlich einer derselben Cromer den Weg vertrat. „Ah, da ist ja der Auskneiferi" Es war Herr v. Ballun, der dies sprach. Cromer erkannte ihn nicht gleich und fragte etwas barsch: „Was wünschen Sie von mir?" „Ah, haben wohl wieder mal falsch gespielt, nicht wahr?" „Mein L>err, ich dulde keine Beleidigungen." „He, dulsen nichi? Sehr aut! Ein Mensch ? der fatiSfaltionsunfähig ist —" „Geben Sie den Weg frei oder —!" - Cromer, den der Zorn erfaßte, trat eine» Schritt vor. . „Äh, wie frech der Feigling ist! Muß ihn mal etwas züchtigen!"' Herr v. Ballun hoste mit dem Stocke zu einem Schlage aus. Cromer hatte die Bewegung bemerkt, blitzschnell packte er die Faust des Angreifers mit seiner kraft» vollen Hand, ein Ruck, und mit einem Wehruf ließ Herr v. Ballun den Stock fallen. Cromer hatte ihm fast den Arm ausgerenkt und die Finger schmerzten von dem gewaltigen Drucke. „Haltet den Kerl fest,'" schrie v. Ballun. Der laute Wortwechsel in der stillen Straße hatte einen Schutzmann herbeigelockt, der in dem Augenblick erschien, als die Gruppe lärmend Cromer und den Maler umdrängte, welch letzterer vergeblich die Herren zu beschwichtigen suchte. „Nehmen Sie diesen Menschen da fest," rief Herr von Ballun dem Schutzmann zu, „ist Lin Schwindler, ein Falschspieler. Ein Skandal, daß man solche Leute frei herumlaufen läßt. Werde mich beschweren." DerSchutzmann bat um Ruhe undverlangtedie Ursache des Streites zu hören, Herr von Ballun stellte die Sache natürlich in einem Lichte dür, daß Cromer als der Schuldtragende erschien, dieser und Fian konnten sich kein Gehör ver schaffen. Zuletzt übergab Herr von Ballun seine Karte und forderte auch seine Genossen auf, das gleiche zu tun, um dem Schutzmann mit Namen und Titel zu imponieren. Dennoch zögerte dieser, da rief ihm Herr von Ballun zu: „Wenn Sie Ihre Pflicht nicht erfüllen, werde ich mor gen bei dem Präsidenten mich beschweren." 6g 12 (Fortsetzung solgt.) weniger zu -gszahlung schrist der- gekommen, hon außcr- anch noch !lus diesen die unab- clage eines er Privat- h bemühen, werde be- bin, einen beschlossen, stets wohl- Uen gcgen- nicht recht i Mut der mit einer nicht eine isordnung. ging eines ig noch in tehen nach diese Ver- ,llen keine . daß die em Stand» Herung an angliedern , daß eine ar Privat- ^ernng ist. zeit, Alter rlich und k i (Pole), n (Zentr.) ieivrechung erpellation tsloser lesetz, wo- ene Unter wird. rpellation. d verwirk- >00 Unter- Zahl aus t der he ben. 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Dieser ist in der königlichen Porzellamnanufaktur her gestellt und zeigt acht weibliche Gestalten, die, in den Händen Girlanden tragend, einen Reigen tanzen, während in der Mitte auf einem Posta ment Amor und Psyche diesem heitern Spiel zuschauen. Die einzelnen Figuren find von außergewöhnlicher Feinheit. Der Tafelaufsatz, der sich infolge seiner leichten Zerbrechlichkeit unter einem eigens hierfür gearbeiteten Glas kasten befindet, ist zurzeit im Gartensaale des herzoglichen Schlosses in Braunschweig neben den übrigen Hochzeitsprälenten für, das fürst liche Päar öffentlich ausgestellt. ' ' Fer« von der Heimat verunglückt. In Deulkch-Südwestastika ist beim Brunnenbau der 24jährige Gras v. Moltke aus Wilhelmshaven tödlich verunglückt. X Auf den Untergang des Hamburger Dampfers „Capua" läßt ein Leichensund schließen, der vor kurzem an der dänischen Küste bei Ninkkjöling gemacht wurde. Man fand dort die Leiche eines deutschen Seemannes, aus dessen Papieren festgestellt werden konnte^ daß der Tote als der erste Offizier der „Capua", Gösche aus Schwerin, erkannt wurde. Die Leiche ist inzwischen auf dem Friedhöfe in Ninkkjöling beerdigt worden. Es steht somit außer allem Zweifel, daß die „Capua", die am 2. Dezember v. von Kuxhaven aus in See gegangen ist, Schiff bruch erlitten hat und mit Mann und Maus untergegangen ist. Über das Schicksal der übrigen Besatzung des Dampfers ist noch nichts bekannt. Zusammenstoß zweier Güterznge. Beim Rangieren auf dem Bahnhöfe Lemathe bei Hohenlimburg lösten sich 22 Güterwagen, die mit rasender Schnelligkeit auf der abschüssigen Strecke einem Güterzuge entgegenfuhren. Die Zugbeamten merkten rechtzeitig Lie drohende Gefahr und sprangen ab. Mit voller Kraft prallten beide Züge aufeinander, wobei sich die Wagen äu feinandertürmten uyd 12 Güterwagen völlig zertrümmert wurden.. Glücklicherweise kamen bei dem Zusammenstoß keine Menschen leben in Gefahr. X Die Raubmordaffäre Kämpf hat jetzt eine Aufsehen erregende Wendung erfahren zugunsten des vom Schwurgericht in Braun schweig im Jahre 1908 wegen Ermordung und Beraubung des sogenannten Weihnachtsmannes zum Tode verurteilten, kürzlich aber vom Herzog-Regenten zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigten Schlossers Wilhelm Kämpf. Dieser hatte seinerzeit das Wiederaufnahmeverfahren beantragt, indem er sich auf einen in der Welt umherziehenden Zeugen namens Haake berief. Da die Nachforschungen nach diesem damals erfolglos blieben, wurde das Wiederaufnahme verfahren vom Gericht abgelehnt. Jetzt ist in, Osnabrück der gesuchte Haake ermittelt und nach Braunschweig berufen worden, wo er durch den Untersuchungsrichter einem mehrstündigen Verhör unterzogen wurde. Er hat hierbei die den Kämpf entlastenden Bekundungen, die er schon dessen Rechtsbeistande machte, wiederholt und sich bereit erklärt, seine Aussagen eidlich zu be kräftigen. Dem Zeugen, der nach dem Verhör wieder abgereist ist, wurde seitens des Gerichts zur Pflicht gemacht, über elwaige Veränderungen seines Wohnsitzes sofort Mitteilung zu machen, damit er auf Erfordern zü weiteren Ver nehmungen und dem zu erwartenden Wieder aufnahmeverfahren jederzeit erreicht werden könne. X Revolverattsntat eines Lehrlings auf fernen" Meister. Eine aufregende Szene spielte sich in der Wohnung des Schneider meisters Stillig in Smjum, Landkreis Hildes heim, ab. Der Meister und seine 16 jährige Tochter faßen mit dem Lehrling ganz gemütlich am Tisch und waren »ü; Lesen beschäftigt. Plötzlich sprang der Lehrling auf, zog einen verborgen gehaltenen Revolver und feuerte, ehe ihn jemand hieran hindern konnte, mehrere Schüsse auf seinen Meister und dessen Tochter ab, durch die beide schwer verletzt wurden. Als infolge der Schießerei die Ehefrau Stilligs herbeieilte, und den Lehrling festhalten wollte, wurde sie von diesem mit großer Wucht zur Seite gestoßen, sodaß die Fran gegen eine Kommode fiel und eine Verletzung am Auge daoontrug. Hierauf ergriff der jugendliche Revolverheld schleunigst die Flucht. Meister Stillig erlitt eine Verletzung der Lunge und die Tochter eine solche am Kopf; beide mußten sofort in das Krankenhaus nach Hildes heim gebracht werden. Die Ursache zu der Schießerei soll darin zu suchen sein, daß der Lehrling von seinem Meister eine Ohrfeige er ¬ steckt zu haben, um die Versicherungssumme zu erhalten. I-uftlckiffakrt. betreffenden Lehrers, nachdem ein Schreiben an den Kultusminister erfolglos geblieben ist. Mit vielen Grüßen 4634 Arbeiter." Ler Bursche erhielt 3 Wochen Gefängnis. — In Bitterfeld wurde der Bau zweier Parsevalballons „6" und „7" begonnen. Beide sind von Auftraggebern, deren Namen nicht ge nannt werden, in Bestellung gegeben. — In Los Angeles (Kalifornien) hat der Franzose Paulhan einen Flug von beispielloser Verwegenheit gemacht. Der junge Muglechniker erhob sich am Morgen bei gutem Wetter auf seinem Zweidecker in die Lust und verließ, nach dem er auf etwa 200 Meter gestiegen war, das Das brennenäe königsleklok in Atken. - - - - ' . > r Eine furchtbare Feuersbrunst hat den Palast des Königs der Hellenen zum größten Teile zerstört. Vermutlich ist das Feuer auf dem Dache des Palastes entstanden. Der Brand verbreitete sich sehr schnell. Schon nach einer halben Stunde stand der Ostflügel und auch der östliche Teil des Gebäudes in Flammen. Falt die ganze Nacht hindurch tobte das Feuer. Am Morgen waren die Löscharbeiten endlich beendet, und man konnte den Umfang des Schadens feststellen. Der mittlere Teil des Palais war völlig vernichtet und sein wertvolles Mobiliar zerstört. hielt, weil er infolge Unaufmerksamkeit ein teures Stück Zeug verschnitten hatte. Die schwarzen Pocken. In Briesen, Marienburg und Elbing haben sich in wenigen Tagen zwanzig Erkrankungsfälle an schwarzen Pocken xreignet, wovon ein Fall tödlich ver laufen ist. Die Seuche scheint aber ihren ge fährlichen Charakter verloren zu haben, da es sich bei den jüngsten Erkrankungen um ver schleppte Fälle handelt. Ein entarteter Sohn. Der 15 jährige Sohn des Landwirts Meoer in Asbach (Kreis Witzenhausen) hat seinen Eltern das Gehöft über dem Kopfe angesteckt. Die Scheunen sind vollständig eingeäschert. Das Wohnhaus wurde gerettet. Eine Hundertjährige. IN Flosfing in Oberbayern hat die Privatiers Elisabeth Eberl ihr hundertstes Lebensjahr vollendet. Groß feuer in Paris. In der Baum- wollsvinnerei von A. Gocatre in Paris brach plötzlich aus unbekannter Ursache Feuer aus. Trotzdem der Brand nur zwanzig Minuten dauerte, wurde doch in dieser kurzen Zelt das ganze Baumwollager zerstöri. Der Schaden wird vorläufig au; über 200 000 Frank geschätzt. Die Bemühungen der Feuerwehr, Herr des Brandes zu werden, waren vergeblich. Nach wenigen Stunden bildete bas große Geschäfts haus nur noch einen rauchenden Trümmerhaufen. Menschenleben sind nicht zu beklagen. Ein Flugtechniker als Brandstifter verhaftet. In Reims (Frankreich) wurde der Luftichiffer Pasquier unter dem Verdacht ver hafte!, stiueit in der Ortschaft Weiz errichteten, MzliH nebst einem neueroauten Zweidecker durch Feuer zerstörten Schuppen selbst m Arand ge Flugfeld, um die Richtung nach dem Meere zu nehmen. Sehr bald war der Flieger den Augen der Zuschauer entschwunden. Er blieb lange außer Sehweite und wendete erst angesichts der weit von der Küste entfernten Insel Catalina. Als der Flugtechniker endlich wieder über dem Flugplatz erschien, brach das von der kühnen Ausfahrt über das Meer benachrichtigte Publi kum in wilden Beifall aus. Die neue Glanz leistung Paulhans erregt in Frankreich besonderes Jnterefse, da einige der flugspoptlichm Wochen wie die von Cannes und Nizza Flüge über das Meer in ihr Programm ausgenommen haben und man nun hoffen darf, das sich für diese Flüge Bewerber finden werden, was bekanntlich im vorigen Jahre, als Monako einen großen Preis für einen Flug über Meer ausschrieb, nicht der Fall war. Gericktskatte. Bamberg. Mü anonymen Drohbriefen eines Fünfzehnjährigen hatte sich vor einigen Tagen der Jugendgerichishof zu beschäftigen. Ein 15jähriger Fortbiloungsfchüler hatte sich wegen anonymer Drohbriefe vor dem Jugend- gerichtshof zu verantworten. Er war wegen Zeugnisfälschung um eine Klasse zurückoerfetzt worden und nun hatte das Bürschchen dem Kultusminister mit dem Aufmarsch von 4600 Arbeitern gedroht, die nach russischer Art alles vor sich niedermetzelu würden, wenn der bar barische Klassenlehrer nicht binnen drei Tagen entlassen würde. Auch an den Prinz-Regenten hatte dec junge Mensch einen anonymen Brief gerichtet; m dem Schlußpässus des Briefes hieß es: „Ihre Majestät wird dringend um Abhilfe gebeten durch sofortige Entlassung des K bsrUnrr Junior vor Gericht. Das abgerissene „Schlafittchen". „Hier, meine Herren!" sagt der Angeklagte Lehmann nach seinem Eintritt in den Schöffengerlchtssaal, und legt dabei ein unbestimmbares Etwas, das beinahe aus sieht wie ein mittendurch gerissener Frack, auf den Zeugentisch. „Hier haben Sic det Korjus konflikti. Betrachten Sic sich der, und denn sagen Sie mir, ob der Mann, der det jemacht hat, mit die eene Ohrscije, die er von mir jekriejt hat, schon abje- funden is, oder ob er noch zwee Backfeifen ver dient hat." — Vors.: Machen Sie hier keine über flüssigen Redensarten, sondern warten Sie, bis ich Ihnen das Wort erteile, «sie haben dann noch Gelegen heit genug, sich zu verantworten. Sie sind in einem Vergnügungslokal mit dem Kläger Vogel in Kon flikt geraten. Wie kam das? — Angekl.: Schr überraschend. Et war bei d,et Jahrcsfcsd von unsern Berufsverein, wo man selbstverständlich nich fehlen derf; wir waren riesij jemütlich, erst war Eisbeen- Essen, denn Vorträje und nachher wurde jedanzt. Ick walzte jerade mit die eheliche Hälfte von ccnxn Kollejen durch den Saal, da krieje ick bei eenen Seitenblick nach dic Düre eenen Schreck, del ick.un willkürlich aus-den Takt sterate unb'-Mine .Jame uff ihr Hühnerooge trete. „Ach SivJrobiaw!^ "«ernte sie, „lassen Sie mir los, ick mutz uffhören!" — An die Düre stand breetwurij der Kläjer Bogel und machte triumphierende Oogen nach mir hin. Der Mann kam mir in dem Momang vor wie eene dicke Spinne, die im Befrist is, uff eene in ihr Netz jefangene Fliese lvszujehen. Ick wär'- in dem Falle det un- jlückliche Opfer ... — Vors.: Sie ichcinen also so etwas wie Angst vor dem Kläger Vogel gehabt zu haben. — Angekl.: Det will ick nich jerade sagen, aber ick hatte meine uuanjenehmen Erfahrungen mit dem Mann jemacht, deshalb fiel er mir uff die Nerven. — „Der Anjcklachte is mir seit Jahr Und Dach 300 Mark schuld«,s-bemerktdtzer Kläger Vogel dazwischen, „ick habe ihm wiederholt pfändest lassen, aber jedesmal verjcblich, er is nämlich von die böswillije Sorte', die sich drückt vor't Schulden bezahlen, aber det Jeld lieber vajubelt." — Angekl.: Eenen schnauzbärtijen Mann, der neben Vogel'n stand, hielt ick sor eenen verkappten Jerichtövollz eher. An meine Weste bammelte die joldene Kette und die Uhr, die mir meine auswärts wohnende Braut zur Verlobung jeschonken hatte l Wenn dieset Ze- schenk in Vogels Hände,fiel, denn war't aus und ick konnte mir ohne Zöjern usfhängen. Det jing mir durch den Kopp und deshalb steuerte ick direkt uff de Herren-Toalette zu, von-.wo aus,' wie ick wußte, een Fenster uff den Hof raus jing. Zu meinen Schrecken seh' ick, als ick hinter die Toalettcttdüre verschwand, det Vogel mit jroße Schrille hinter mir hcrgesetzt kam. Ick hatte nur bereits zur Hälfte durch det man sehr schmale Fenster je- klemmt — eene Viertel-Minute später und ick wäre in Sicherheit jewesen, da trat Vögel zur Düre 'rin, übersah mit eenen Blick die Situivation und er wischte mir mit beede Hände an't linke. Schlafittchen. „Lasten Sie den Frackschob los, Sie Unjeheuer.!" schrie ick, „ick mutz hier raus.!" — -„Nee!" lchxje er, „Sie müssen hier rin !" — Een verzweifelter Ruck von mir, een hestijer Jcjenruck von Ihm — dann jing's: Ritz! Ratz! Und ick lach /draußen ust'n Hofe, während er den abgerissenen Frackschloß in die Hände hielt. Als der Mensch sich durch det Fenster beujte, um zu sehn, wo ick jeblieben wäre, riß ick ihm den Tuchfetzen wieder aus de Hand, jab ihm eene mächüje Knalstchoote un flüchtete. Dabei hörte ick noch, wie er um Hilfe s rief. — Vors.: Herr Vogel, war der Hergang. so, ! wie ihn der Angeklagte schildert? — „So ziemlich," i erwidert Vogel, „bloß hat er meinen Freund Emil, ! mit den ick janz zufällig in det betreffende Lokal ! jeraten war, fälschlich sor eenen Jerichisvollzieher je- ! halten. Aber det kommt davon, wen^ man so'n ! schlichtet Jewisten hat." — Das Urteil gegen Lehmann ! lautet auf 50 Mk. Geldstrafe. " Kuntes Allerlei. Allerlei Wissenswertes. In Phila- delphia befindet sich im Besitz einer gewissen s Nirs. George Wilson eine Orchideensammlung, die 30 Treibhäuser umfaßt und einen Wert von 15 Millionen Mark repräsentiert. — Belgische Deputierte müssen mindestens 25 Jahre alt sein. — In den Lon ooner - Siraßen gibt es etwa 10 500 männliche und über Wo weibliche Slraßenhändlcr, die noch nicht 14 Jahre alt find. — Die Mitglieder der Shackleton-Expedition, waren sämtlich Engländer. --------------- -- ---- sei: der Nat machte sich Notizen und stellte ver schiedene Fragen, da Cromer sich in seinem Berichte kurz fassen wollte. „Sind Sie sicher, daß die Dame auch wirk lich Berta Mathon war?" „Ihr Benehmen war für mich Beweis genug. Meine ganz unbeabsichtigt gewesene Erzählung von Doktor Mathons- Tode hätte sie sonst wohl nicht so erschüttert, wenn sie nicht eben seine.Schwester wäre." „Die Erzählung des Engländers erscheint wir wenig glaubhaft," fuhr der Rat fort. „Ich habe darüber nicht nachgedacht. Ich hatte andre Dinge im Kopfe." „Glauben Sie, daß man die Dame noch dorn finden werde?" „Natürlich!" „Nun, so selbstverständlich ist dies nicht. — Immerhin haben wir jetzt eine Spur, die sich unter allen Umständen weiter verfolgen läßt. — Über das Testament selbst erhielten Sie keine weiteren Aufschlüsse?" „Ich sragte nicht danach. Mich hatte die Acichuldignng eines Mannes, den ich persönlich achten gelernt batte und dessen hohes Ansehen ich kannte,, voll ständig verwirrt." „Sie glauben wohl nicht daran?" „Offen gestanden, nein! Obwohl die Be hauptung so bestimmt ausgesprochen wurde und ich Fräulein Mathon doH keiner bewußten Lüge zu zeihen wagen wollte." „Das merkwürdige ist, daß diese Beschuldigung auch von einer andern Scue erhoben wurde. — - Doch darüber kann ich jetzt nicht sprechen. Sie, wüwchten einen Rat voii mir?" > „Ja es handelt sich um Fräulein Band, meine Braut. Man hat sie unter dem Vor wande, daß fie gemütskrank sei, in eine Heil anstalt gebracht, und verweigert mir den Zutritt." „Sie stehen in Beziehungen zu Fräulein Band?" „Ich sagte schon, daß die Dame meine Braut sei." „So?" Der Beamte überlegte eine Weile. „Ich selbst kann da direkt nichts veranlassen, ich werde mich aber der Sache annehmen und bitte, mich morgen mittag zu besuchen, dann werde ich Ihnen Bescheid geben." „Meinen herzlichsten Dank, Herr Rat!" „Sie bleiben jetzt Wohl hier?" ^Selbstverständlich, bis die ganze Angelegen heit geordnet ist." „Sie werden vor dem Untersuchungsrichter Ihre Aussage wiederholen müssen, und sich daher zur Verfügung halten." „Mein Wort darauf." Cromer empfahl sich und verließ das Bureau, in dem der Rat zurückblieb, um nach seinen Auszeichnungen noch einen kurzen Bericht ab zufassen. „Du bist hübsch lange drinnen gewesen," be merkte der Maler, als Cromer mü ihm die Treppe Hinabstieg. „Man hat mich des langen und breiten über Fräulein Berta Mathon ausgesragt. Übrigens war der Beamte sehr liebenswürdig, er versprach mir, sich der Sacke anzunehmen, und ich hoffe, morgen einen günstigen Bescheid zu empfangen." „Das freut mich zu hören," erwideue Fian.
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