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Ottendorfer Zeitung. Erscheint Dienstags, Donnerstags und Sonnabends abends. Bezugspreis: monatlich pfg., zweimonatlich 80 Pfg., vierteljährlich 1,20 Mark. O Einzelne Nummer io Pfg. o 8- - g Unterhaltungs- und Anzeigeblatt Wochenblatt und Anzeiger Neueste Nachrichten Bezirks- und General-Anzeiger 8 - « Annahme von Anzeigen bi, spätestens Mittags 12 Uhr des Lrscheinungstazes. Preis für die Spaltzeile w pfg. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach besonderem Tarif. Bet Wiederholungen Preisermäßigung. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt" sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Druck und Verlag von H. Rühle, Inh.: R. Storch in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich R. Storch in Groß-Gkrilla. No. 9. Freitag den 21. Januar 1910. 9. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. Vttendorf-Vkrilla, den z8. Januar ^o. —* Lege nicht jedes Wort aus die Goldwage. Gewiß heißt es ja im Volksmunde ganz richtig: „Bedenke was du sprichst I" — Aber daß man diesen gut-n Rat schlag im alltäglichen Leben nicht so wörtlich nehmen kann und darf, wird wohl ein jeder zugeben, der halbwegs mit dem geschäftlichen Leben und seinen Anforderungen, die dasselbe an uns stellt, vertraut ist. Wie schnell ent- schtüpjt uns mal ein Wort, dessen Tragweite wir uns im ersten Augenblick nicht bewußt waren. Der Mensch von Heuzutage, nament lich der Geschäftsmann und Angestellte muß sich so manches Wort sagen lassen, das auf die Goldwage gelegt, oft schwer wiegen würde. Man muß eben in dieser Angelegenheit zu jeder Zeit einen Pflock zmückst.cken, will man nicht Haß und Feindschaft herausbeschwören. Wie oft ist durch ein unbedacht ausgesprochenes Wort im Leben eine klaffend- Lücke entstanden, die selbst noch über das Grab hinaus seinen Fortgang fand; eben dadurch, weil wir dieses kleine Wort zu sehr auf di- Goldwagr legten I Darum lieber Leser, gleichviel in welcher Sache, ob im geselligen, freundschaftlichen Ver kehr oder geschäftlichen Angelegenheiten, sei stets noch rechtzeitig der Mahnung bedacht: „lege nicht jedes Wort auf die Goldwage und du wirst damit — gut tun!" —* Freie Badekur. Zum Gebrauch säch sischer und böhmischer H itquellen. sowie von Luftkurorten sind auö der unter der Verwaltung der vierten Abteilung des Ministeriums des Innern stehenden Sächsischen Stiftung zum 26. Juli 1811, sowie aus sonstigen zur Ver fügung stehenden Mitteln an arme Kranke auch für das laufende Jahr eine Anzahl Unter stützungen und Freistellen zu vergeben. Insbe sondere können zum Gebrauche von Bad-Eister bedürftige Personen durch 1. Gelvbeihllfen, mit deren Bewilligung auch der Genuß freien Badens auf die Dauer eines Monats, freie ärztliche Behandlung und Befreiung von der Kurtaxe verbunden ist. 2. bloße Bewilligung freien Bades auf die Dauer eines Monats, freie ärztlich- Behandlung und B-fceiung von der Kurtaxe unterstützt w-rden. Die Unler- stützungsgesuche sind längstens bis zum 15 März laufenden Jahres bei dem Ministerium des Innern, IV. Abteilung in Dresden einzu- r-ichen. —* Röntgenkcastwagen. Im Laufe des Monats Februar stellt die Fabrik für Röntgen- Apparate, Koch und Sterzel Dresden-A., einen Röntgenkraftwagen in Dienst. Dieser Wagen wird zur Verfügung der A-rzle, w-lche sich Mit dem Röntgenverfahren beschäftigen, ge halten und eimöglicht, da er eigene Stromquelle besitzt, die Ausübung des RöntgenverfahrenS in der Wohnung des j-w-ils zu behandelnden Mas äu kühlst im Derren» Was du fühlst im Herzen. Gibs nicht allen preis, Trage deine Schmerzen, Daß -S niemand w-iß. Wo für Lieb und Güt- Man dir Feindschaft bot. Schließ tief ins Gcmüte Deines Herzens Not. Doch was du zu tragen. TragS obn' Bitterkeit. All das Zürnen, Klagen Schafft nur neues Leid, WaS dich immer quäle, Wohl bist Du daran, Wenn nur eine Seele Dich verstehen kann. oder aufzunehmenden Patienten. Schwerkranken und schwer transportablen Patienten werden damit nicht nur im Bereiche der Stadt Dresden, sondern auch in der weiteren Umgebung Dresdens die Errungenschaften des Nönigen- verfahrens zugängig gemacht. Patienten, die sich von einer Röntgenaufnahme oder einer Röntgenbehandlung Erfolg versprechen, haben sich durch Vermittlung ihres Hausarztes an einen mit Röntgenverfahrcn vertrauten Arzt zu wenden. —* Fortbildungsschulen für Arbeiterinnen unter achtzehn Jahren. Durch die geltende Gewerbeordnung ist den Gemeinden und weiteren Kommunalverbänden die Möglichkeit gegeben, für männliche Arbeiter unter 18 Jahren d-n Schulzwang zum Besuch der Fortbildungsschule durch Statut cinzuführcn, soweit diese Ver pflichtung nicht landeSgesetzlich geregelt ist. Schon im Jahre 1906 hatte der Reichstag be schlossen, einer Petition wegen Einführung des orlsstatutarischcn ForibildungSschulzwonges für Arbeiterinnen unter t 8 Jahren Folge zu geben. Ursprünglich ließ die Reichsgewerbeordnung diesen FortbildungSschulzwanz auch für Arbeiter innen zu; jedoch durch die Novelle vom Jahre 1891 wurde der Schulzwang auf männliche Arbeiter unter 18 Jahren beschränkt. Daraus wurde durch eine weitere Novelle vom Jahre 1900 diese Einschränkung in Bezug auf dir weiblichen Handlungsgehilfen wieder außer Kraft gesetzt. Bei der in Aussicht genommenen völligen Gleichstellung der weiblichen gewerblichen Arbeiter mit den weiblichen Handlungsgehilfen und da auch die Handlungsgehilfen in Bezug auf d-n Fortdildungsschulzwang den gewerblichen Arbeitern gleich gestellt sind, wird beabsichtigt, durch die dem Reichstag demnächst zugehendc GewerbeordnungSnovelle, die weiblichen Arbeiter unter 18 Jahren in Bezug auf die Verpflich tung zum Besuche einer Fortbildungsschule den männlichen gleichzustellen. Dresden. Der Hauptgewinn der zweiten Klasse der 157. sächsischen LandeSlotlerie im Betrage von 40 000 Mark fiel bekanntlich nach Dresden. Fortuna hat diesmal wieder Leute bedacht, die den glücklichen Zufall sehr zu schätzen wiss-tt. Zwei Zehntel des Gewinnloses nämlich wurden in 50 Psennig-Ableilen von den im Verlag der „Dresdner Nachrichten" angestellten Korektoren gespielt. Wohl noch nie haben die Korektoren ihre Arbeit so gern ge tan, wie am Donnerstag, wo sie die Lolterieliste fürs Blatt zu „lesen" halten, Es hat sich denn auch kein Druckfehler in die Gewinn nummern eingeschlichen. — Zum Mord an dem Lehrling Höch wird so.den gemeldet, daß sich der Verdacht, die Tat begangen zu haben, auf einen beim Guts besitzer Zieger in Ockerwitz bedienstet gewesenen Knecht Heinze gelenkt hat Dieser hat nach seinem EingeständiS kürzlich bei einem Guts besitzer in Ockerwitz einen Einbruch verübt. Die Mordtat ist seiner Zeit mit einem Hammer oder Beil verübt worden. Am Abend des 9 Oktober, an d-m Höch getötet wurde, wucde bei einem Gastwirt in Ockerwitz ein Hammer v-rmißt und später von Kindern in der Nähe des Ziegerschen Gutes, wo Heinze diente ge funden. — Ein Tapezierer aus Leipzig sprang auf der Ncustädt-r Seite von der JnterimSbrücke herab und blieb aus einer Kopfwunde blutend, auf dem Elb-Vorlande liegen. Er wurde im Krankenwagen nach dem Friedrichstädtcr Kranken haus- übergeführt. Die Ursache zu der Tut ist noch unbekannt. Leipzig. Ein frecher Raub wurde vor gestern mittag im neuen Rathause hier auSge- führt. Ein Dieb entwendete während der Rats sitzung aus dem Vorzimmer den Dienstmantel und das Seitengewehr des wachthabenden Nats- dienerS, als dieser für einen Augenbick das Zimmer verlaffen hatte. Gleichzeitig stahl er aus einem Schranke eine Geldkassette, die aller dings uur 10 Mark enthielt. Einem Diener der zufällig das Zimmer betrat und ihn sest- halten wollte, versetzte er einen derartigen Fußtritt an den Unterleib, daß er bewußtlos zusammenbrach und schwerverletzt später ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Der Dieb entkam. ES ist anzunehmen, daß er Mant-i und Seitengewehr zur Ausführung eines bestimmten verbrecherischen Planes ge raubt hat. Leipzig. In den nächsten Tagen wird im Völkerschlacht-Museum des Grundstücks Monarchenhügel bei Leipzig eine Sammlung historischer Gegenstände aus den Zeiten von 1806 bis 1813 öffentlich versteigert. In der Hauptsache handelt es sich um Bilder, Schriften, Armeebefehle, Waffen, Fahnen, Dekorationen, Münzen und Monti-rungSstücke von zum Teil großer Seltenheit und hohem geschichtlichem Wert. Grimma. Eine hiesige Acbeitersfrau hatte ihr zehn Wochen altes Knäblein zum Stillen in ihr Bett genommen und war darüber eingeschlafen. Als sie erwachte, fand sie zu ihrem Schrecken das Kind, das unter die Belt- Secke gerutscht war, erstickt vor. Glauchau. Der hiesige Stadtrat beab sichtigt im laufenden Jahre einen Gas erweiterungsbau auszusühren. Dis Gasabgabe beträgt jetzt täglich zirka 8- bis 10000 jKubik- meter und soll auf eine Tagesleistung von etwa 20000 Kubikmeter erhöht werden. Die Umbauten und Apparatebeschaffung dürften einen Kostenaufwand von 90- bis 100 000 Mk. erfordern, welcher aus dem über 200000 Mk. betragenden Kaffenrückhalt des Gaswerkes ge deckt werden wird. Das Gaswerk hat in den letzten Jahren fast immer einen Reingewinn von über 100 000 Mk. erzielt. H o h e n st e i n - E. Auf der nach Ober lungwitz führenden Paßstraße wurden dieser Tage abends zwei heimkehrende Frauen aus Ober lungwitz von einem aus dem Straßengraben springenden unbekannten Manne räuberisch überfallen Ec entriß einer der Frauen aus der Hand eine Ledertasche, in der sich ein größerer Geldbetrag befand und verschwand da mit schnell in der Dunkelheit. Trotzdem einige von der Arbeit kommend- Männer sofort die Verfolgung des Wegelagerers, ausnahmen, konnten sie ihn nicht ermitteln. Zschopau. Seminaroberlehrer Seidel Itritt am 1. April nach fast 4g jähriger Schullätigkeit von der fast 43 Jahre auf den Seminardienst entfallen' in den Ruhestand. Herr Seidel ist gegenwärtig der älteste aktive sächsische Seminar lehrer. Nauwalde. Nachdem bereits im vorigen Jahre die Familie d-S Gutsbesitzers H. Klunker hier, vom Typhus befallen worden war. ist t-tzt auf demselben Gehöft abermals der Typhus auSgebrochen. Auf bezirksärztliche Untersuchung des Brunnenwaff-rs hier wurde die Zuschüttung der Brunnen angeordnet. Die neuerdings Erkrankten wurden dem Riesaer Krankenhaus zugejührt und behördlicherseits strenge Maßregeln ungeordnet, um einer weiteren Verbreitung der gefährlichen Krankheit oorzub-ugen. Mügeln bei Pirna. In seiner letzten Sitzung beschloß der hiesige Gemeinderat, sich der in Aussicht genommenen Uebertlandzentrale an- zusch ießen, Man gedenkt sich an dem Werke mit ewa 300000 Mark zu beteiligen. As ZMsm Zick ämck ^ZMsrss m äs? rMskäsrisr IMWZ" M MUSN UZZS WSSZS MMKU WEUDGWWDG Gansgrün. Ihren schweren Brand wunden erlegen ist im Stadlkrankenhause die zwölf Jahre alte Tochter H-lene d-S Hof arbeiters Albin Pippig. Das Schulmädchen hatte die Brandwunden am 5. Januar erlitten, als es eines seiner jüngeren Geschwister auf dem Rittergute GanSgrün zu Bett brachte, wo bei die Petroleum-Lampe umgefallen und explo diert war. Einsiedel. Im königlichen Wald des DitterSdorfer Reviers wurde die Leiche der bereits seit Milte Dezember vermißten ledigen Schneiderin Olga Meta Hentsch aus Chemnitz aufgefunden. Bei der Auffindung war die Leiche noch fast völlig frisch; indessen ist ein Verbrechen völlig ausgeschloffen. Die Un glückliche, die bei ihrem Weggange aus Chemnitz erklärte, sie wollte Verwandte in Zschopau be suchen, wollte jedenfalls über Einsiedel nach der Zschopaustraße gehen, wurde im Walde müde und schlief ein, wobei sie erfror. Die Leiche wurde nach Einsiedel gebracht. Zittau. Einen gräßlichen Selbstmord verübte vorgestern morgen das bei einem hiesigen, Lessingstraße wohnhaften Arzte in Stellung be findliche Dienstmädchen Ida Möse. Das Mädchen stürzte sich zwei Stock hoch zum Fenster hinaus in den Hof und starb bald darauf. Bei dem Mädchen sollen sich in letzter Zeit Spuren von religiösem Wahnsinn gezeigt haben. Elterlein i. E. In der Epperleinschen Löschpapierfabrik explodierte am Sonnabend der Minder einer im Gange befindlichen Dampfmaschine. Die Eisenteile flogen unter mächtigem Getöse umher. Dabei wurde der Maschinist Solbrig von dem ausströmenden Dampf zu Boden geschleudert und trug so schwere Verletzungen davon, daß sich seine U-bersührung in das Kreiskrankenstift Zwickau nötig machte. Reinsdorf. Im hiesigen Wilsonsschacht ist der Bergarbeiter Hermann Oehlschlegel von unerwartetem GestrinSfall getroffen und schwer verletzt worden. Er wurde nach dem Königl. Krankenstift Zwickau gebracht. Sim Ichn! Gutachten. von Herrn Wilhelm Richter in Rade berg ging dem Unterzeichneten zur Prüfung und Begutachtung der von ihm unter dem Namen: „vacksksrAor Vitter Ickqrieur" hergestellte Liqueur zu. Derselbe ist eine klare Flüssigkeit von dunkler Malagawein- färbe und angenehm aromatischem Geruch. Der Geschmack des Likörs ist neben reichen Juckergeschmack angenehm und charak- teristisch gewürzig. Line Prüfung auf gesund- heitsschädliche Stoffe ließ solche nicht er kennen. Soweit die Analyse Ingredienzen des Liqueurs festzustellen gestattete, wurden nur zur Fabrikation von Magenliqueuren «ohlgeeignete Stoffe vorgefunden. Zch darf somit mein Gesamt gutachten dahin abfassen, daß der Radeberger Bitter'Liqueur aus der Liqueurfabrik von Wilhelm Richter in Radeberg ein vor- trsküiedss Präparat ist, das ähnlich süßenMagenliqueuren, die zugleich Bitterstoffe enthalten, mindestens ebenbürtig erscheint. Berlin, am 3, Juli WZ. vr. L. Bischoff, vereideter Gerichtschemiker. Die Literflasche 1S8 j)fg. echt zu haben in UMM LMsm vAMMssMLÜM L» ttttileberK. "ME