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Ottendorfer Zeitung I > o Bezugspreis: vierteljährlich ^20 Mark frei krs tzsss. I» der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jllhrvch t Mk. Einzelne Nummer ,o pfg. Erschetut am Dienstag, Donnerstag Sonnabend Nachmittag, Unterkmktung8- unä Anzeigebkatt Anz»i§»Ü^e«N: Mr b«, kleinspalttge rlerpv-Aeil« ober bereu Xmm w pfg. — Im Reklameteil Pir bi« kletnfpalttge Petit.Heile -r pfg. Anzeigenannahme bi» j» Ahr mttÄg». Betlagrgebtihr nach verembereng, Mil w-chentüch erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Veutsche Mode". imd Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Dkrilla. verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in Groß-GkriSa. Nunlmer s50 Freitag, den s8 Dezember tM s3. Iahryang Amtlicher Teil. Freitag, den 18. Dezbr. abends ^9 Uhr öffenll. Kemeinderais-Sihung in der Nktien Schule. Die Tage^orduung hängt am Amtsb.ett im Gemeindeamt aus. OttendorfaMoritzdorf, am 17. Dezember 1914. Der Gemeindrvorstand. Neuestes vom Tage. — Aus dem Westen kommt die Kunde von neuen deutschen Waffenerfolgen: Französische Angriffe, die auf verschiedene Stellen unserer Front erfolgten, wurden sämtliche abgewtesen, znm Teil unter schweren Verlusten der Feinde. Man geht wohl nicht fehl, wenn man hinter der plötzlichen Tätigkeit unserer Gegner bei Ipern, Suippes, Verdun und Aprömont einen einheitlichen Willen vermutet. Durch das neutrale Ausland sickerten in den letzten Tagen mehrfach Gerüchte durch, die eine allgemeine französisch-engltche Offensive in nahe Aussicht stellten. Wenn auch die jetzigen Angriffe kaum den allgemeinen Vorstoß der Verbündeten darstellten, scheinen sie doch mit dem Offensivplan in engem Zusammenhang zu stehen. Man wird sich erinnern, daß im feindlichen Auslande Nachrichten in Umlauf waren, denen zufolge starke deutsche Kräfte aus dem Westen nach dempolnischenKriegSschauplatz transportiert sein sollten. Anscheinend sind nun die letzten frnnzösischen Angriffe mit erheblichem Kraftaufwand unternommene Aufklärungs versuche, um festzustellen, an welcher Stelle unsere Front geschwächt ist. Darauf deutet vor allem, daß die französischerseitS ge wählten Angriffspunkte Stöße in unsere sämtlichen Hauptstellungen darstellen. Denn eS ist doch wohl anzunehmen, daß der französische Generalslab, wenn eS ihm wirklich ernst um die gemeldete Offensive ist zunächst versuchen wird, an einer Stelle mit überlegenen Kräften uusere Front zu durchbrechen, nicht aber aus allen Punkten gleichzeitig vorzugehen. Hierzu würden Truppenmassen nötig sein, die unsere Gegner heute nicht mehr zur Verfügung haben. Der völlig Mißerfolg aller Angriffe ist nun nicht ein erfreulicher Beweis dafür daß unsere Front allerwärts ungeschwächt ist, er wird vielleicht auch zu weiteren Angriffen die Lust genommen haben. Zu- erst wenigstens. Immerhin ist aber nicht gänzlich ausgeschlossen, daß General Joffre versuchen wird, sein Wort einzulösen und Frankreich die angekündigte „Weihnacht- überraschnng" zu bereiten. Die Ablehnung deS päpstlichen Vorschlages, da» Fest durch allgemeine Waffenruhe zu feiern, gewinnt in diesem Zusammenhänge an Bedeutung. Die nächsten Tage werden zeigen, ob man im jenseitigen Lager in der Tat die letzten Wochen deS Jahres benützen will, den lange angekündigten Schlag zu führen, der unter Umständen die Entscheidung im Westen bringen kann. Mr sind auf jeden Fall darauf gefaßt. Und die Ereignisse am Montag beweisen, daß wir allen feind lichen Unlernehnungen gewappnet gegen- überstehen werden. — Mit der knappen Mitteilung, daß in Südpolen unsere dort im Verein mit den Verbündeten kämpfenden Truppen Boden gewinnen, bestätigt die Mitteilung der deutschen Obersten Heeresleitung, daß der Sieg in Galizien schon seine Wirkung auf die Kämpfe in Südpolen auszuüben be ginnt. Wie weit diese Wirkung geht, da von wird noch nichts gesagt. Und das ist begreiflich, da die Aenderung der beiden Fronten, die durch den Erfolg in Süd galizien voraussichtlich bedingt werden wird, erst in ihr AnfangSstadzum eingetreten ist. Man wird also noch vierzehn Tage warten müssen, um sehen zu können, welche Folgen sich an die letzten Ereignisse in Galizien anschließen werden. Auch auf dem inken Flügel unserer Stellung südlich der Weichsel bet Lodz-Lowicz-Jlow geht unsere Offensive erfreulich weiter. Mehrere starke Stützpunkte der Russen wurden genommen und dabei 3000 Gefangene gemacht und vier Maschinengewehre erbeutet. Ueber den Ort und Einzelheiten dieser Kämpfe ver lautet noch nichts Näheres. Bekanntlich haben die Russen sich gerade an dieser Stelle der Front durch Heranziehung sehr tarier Truppenmassen auf den äußersten Widerstand eingerichtet. Es gewinnt aber doch immer mehr den Anschein, als ob es ihnen trotzdem nicht glücken wird, den -rutschen Vormarsch aufzuhalten, wenn sie hn vielleicht auch etwas verzögern können. Und gerade die große Zahl der Gefangenen die auch bei solchen Kämpfen nicht ent scheidender Natur immer wieder gemacht werden, läßt darauf schließen, daß all mählich auch bei den Russen ein immer größerer Mangel an geschultem Soldaten material eintreten muß, der auf die Dauer verhängnisvoll für die weitere Widerstands fähigkeit werden wird. Kopenhagen. Nach einer Pariser Meldung aus Brüssel werden der Material schaden und die Verluste Belgiens infolge des Krieges bis zum 24. Oktober 5400 Millionen Franes geschätzt. Davon ent- fallen auf Löwen 186 Charleroi oi5 und Lüttich 173 Millionen. Kopenhagen. Aus Barcelona wird gemeldet: Ein spanisches Geschwader wurde nach Marokko gesandt. Noch herrscht Ruhe in der spanischen Zone. Der Auf ruhr der Eingebornen droht aber sich dort hin auszubreiten. Die Lage der Franzosen in Marokko ist sehr schierig. Fez ist von 20000 Beduinen eingeschlossen. Stockholm. Fünf Petersburger Ze tungen sind wegen unehrerbietigen Kritiken des Generalissimus Großfürsten NieolauS Nikolajewitsch verboten. Athen. Die Agence d'Athenes ist er mächtigt worden, die Nachricht aufs Ent schiedenste zu dementieren, daß Gerüchten nach die griechische Regierung die Absicht hätte, zur Besetzung des Gebietes von Monosttr zu schreiten, sowie daß hierfür bestimmte Truppen schon jetzt bereit- gehalten würden. ^Stockholm, Das Dagblad bringt interessante Einzelheiten über den Umfang der in Petersburg aufgedeckten Verschwörung welche die Verhängung des verschärftrn Kriegszustandes über Petersburg zur Folge 'hatte. — Tin Berichterstatter des „Allgemeinen Handelsblad" von Amsterdam, der sich an der belgischen Küste aufgehalten hat entwirft ein düsteres Bild van den traurigen Zuständen, die in Ostende herrschen und die um so trüber stimmen, wenn man sich vorstellt, daß eS ehedem hier der unerhörteste Luxus geherrscht hat. Der Umstand, daß niemand die Stadt verlasten hat, macht eS erkärlich, daß bisher so wenig von dem grenzenlosen Elend bekannt geworden ist, das unter der Bevölkerung herrscht. Mehl ist überhaupt nicht zu haben. Das Brot, das man erhält, ist schwärzer als das, was zu gewöhnlichen Zeiten den Pferden gegeben wird. Von Petroleum leine Spur. Käse kostet 4, Kaffee 4»/, Francs das Kilo. Gas wird mangels Kohlen nicht erzeugt, nur wer an die elektrische Zentrale angeschlossen ist, hat Licht. Alle anderen müssen die langen Winternächte im Dunkeln verbringen. — Das holländische Blatt *Tijd" meldet aus Gent: Aus Thielt wird durch die deutsche Militärbehörde der Bevölkerung eine letzte Warnung über den Besitz von Waffen und Munition erteilt. Alle Per sonen, bei denen nach dem 15. Dezember noch Waffen gefunden werden, sollen zum Tode verurteilt werden, ebenso diejenigen, die vom Waffenbesitz anderer Kenntnis haben und dies nicht angeben. Die Be wachung der Grenze wurde auf das schärfste durchgeführt. Gestern sind auf der ganzen Grenze von Selzaete nach Assenede von Baum zu Baum Stachdrähte gezogen worden. Berlin. Die Nordd. Allg. Zeitung erfährt aus Bukarest: Der Kriegsbericht erstatter der Nowoje Wremja meldete aus Russisch-Polen, wie Universul aus Peters burg erfährt, daß die russische Offensive vollkommen gescheitert sei. Die russischen Truppen befinden sich in einer äußerst kritischen Lage. Dies ist der ungeheuren Wucht und Stoßkraft der Hindenburgschen Offensive zuzuschreiben. Die Verpflegung und Verproviantierung der russischen Truppen stößt auf beinahe unüberwindliche Schwierigkeiten, da die Truppen von den Deutschen östlich und westlich bedroht werden, Nur eine verzweifelte und un geahnt starke Anstrengung oder der voll ständige und allgemeine Rückzug kann die Russen aus dieser Lage retten. Auf jeden Fall aber wird es auch sehr große Opfer fordern. Diese Meldung des russischen Blattes, die der Zensur vor Erscheinen nicht vorgelegt wurde, hat in Petersburg die verzweifelte Stimmung noch vergrößert. Die Nowoje Wremja wurde auf Anordnung des Gonverneurs polizeilich beschlagnahmt OertttcheS und Sächsische-. Gttendorf-Vkrtlla, ;s. Dezember — Am vergangenen Montag nachmittag versammelten Herr und Frau Fabrikbesitzer Schisfl im Saale de» Gasthofe» zum Hirsch weit über 40 Kinder und einige Erwachsene au» den Familien ihres Personals, deren Väter zum Kriege eingezogen sind, zu einer schönen Weihnachtsfeier. Unter strahlenden Ehristbaume erklangen im festlichen Raume liebliche Weihnachtslieder und Herr Schisfl wies in einer herzlich und warm gehaltenen Ansprache darauf hin, wie in dieser gewaltigen, aber schweren Zeit der Vater fern von den Kindern weilen müsse, nicht mit seinen Lieben Weihnachten feiern könne, und wie daher auch bet manchen die Geschenke kläglich ausfallen würden. Er wolle ihnen deshalb den Bate ersetzen. Daß dies in vollem Maße Wahrhe wurde, sah man, als die Kleinen an die mr Gaben voll und reich besetzten langen Tafeln geführt wurden. Hier fanden die Kinder, was ihr Herz begehrte: nützliche KleidungS- tücke, ganze Anzüge, fein gearbeitete Kleidchen, Bilderbücher, herrliches Spielzeug, Stollen und süße Näscherei. Da strahlten die Ge- ichtchen fröhlich, die Augen leuchteten, und man merkte, welche Herzensfreude ihnen be reitet wurde, namentlich al» e» zum Schluß noch gar Kaffee und Stollen gab. Herr und Frau Fabrikbesitzer Schisfl konnten de« innigsten Dankes versichert sein, und sie, wie auch die erschienenen geladenen Gäste, fühlten sie Wahrheit des Wortes: Liebe erzeugt Gegenliebe. M.J. Da das Sortieren und Verladen der in ungewöhnlich großer Menge aufgelieferten Weihnachtspackete einen großen Aufwand an Zeit und Arbeitskräften verlangt, muß für die nächste Zeit die Annahme von Sendungen für die im Felde stehenden Truppen beschränkt werden: Es wird deshalb bekannt gegeben, daß außerhalb der Paketwochen für 5 kx Pakete, die voraussichtlich nach Weihnachten jeden Monat stottfinden werden, Sendungen nur ausnahmsweise und nur in geringen Um fange angenommen werden können. Diese Ausnahmen gelten für schwerere unteilbare AuSrüstungsgegenstände für Offiziere und Be amte und für Weihnochtsliebesgabcn für Trup penteile und Lazarette ohne Angabe eines persönlichen Empfängers. Zu solchen Sen dungen gehört die Genehmigung der immobilen Etappenkommandantur Nr. 1 Dresden, an die in jedem Falle ein Gesuch in kürzester Form mit Angabe der genauen Adresse des Empfängers Inhalt und Gewichtsangabe zu richten ist. Im Bereich des XII. Armeekorps sind dem nach solche Sendungen nicht an die Ersatz truppenteile zu richten, sondern nach erhaltener Genehmigung lediglich an die Sammelstelle der immobilen Etappenkommandantur Dresden N., Güterabfertigung, Versandboden I, Luke 16. Kirchberg. Der Kupferschmiedemeister Moritz Petzold hier erhielt von seinem Sohne Ernst, den er bereits zu den Gefallenen zählte einen Bries aus Novo Nikolajewsk (Sibirien). Der Brief, am 16. Oktober geschrieben, ent hält die Mitteilung, daß der Schreiber alv Gefangener dort unlergebracht sei. — In der Schlacht bei Goidap hatte Petzold einen Lungevschuß erhalten, der eine längere Be wußtlosigkeit zur Folge hatte. Die Kameraden hatten dies als Tod angesehen und demzufolge so der Kompagnie berichtet. Die Heilung der Verwundung nimmt guten Verlauf. Der Schreiber teilt seinen Eltern mit, daß er nicht zu arbeiten brauche, ganz gut lebe und was die Hauptsache sei, daß ihm das Essen schmecke. Bockwa bei Zwickau. Seit Jahren sind hier infolge des Bergbaues erhebliche Boden senkungen vorgekommen, die Gebäudeab- tragungcn, fortgesetzte Straßenreparaturen und dergleichen erforderlich machten. Ju diesem Frühjahr wurde sogar wegen der zu erheblichen Bodensenkung ein Teil der Zwickau-Schnee berger Staatsstraße mit der sie berührenden Zwickauer Straßenbahn völlig verlegt. Nun sind aber auch an diesem neuen Straßcntrakt Bodensenkungen hervorgetreten. Es wird auch die hiesige Kirche, unler der Kohlen überhaupt nicht adgebaut werden dürfen, einer sorg fältigen Untersuchung unterzogen werden um festzustellen, inwieweit auch auf sie die Ein flüsse des Bergbaues eingewirkt haben. Kirchennachrichte«. Donnerstag, den 17. Dezember 1914. Ollendorf-Okrilla. Abends 7 Uhr Kriegsbetstunde und Abend kommunion,