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Ottendorfer Zeitung 11 — a Bezugspreis: vierteljLdrlich ^20 Mark frei ins der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jährlich 1 Mk. Einzelne Nummer >0 pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag, 0 — 0 Unterk»aktung8^ umt Anzeigeökatt Anzet-tNprer«: Für dir kleinspalttg« Äorp»»-Keile »der deren Raum w pfg. — Im Reklameteil für dir kleinspaltige Petit-Keile rs pfg. Anzeigenannahme bi» -2 Uhr mittng», Bellazegrdühr nach vereindernng. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Windel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Dr»ck mit Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Dkrilla. verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in Groß-Okrilla. Ilunrmsr M Freitag, den H Dezember M 13. Jahrgang Amtlicher Teil. Stiftungszinsen sind an zwei würdige und bedürftige Einwohner des Ortsreiles Moritzvorf zu vergeben. Gesuche sind bis zum 12. Dezember I. schriftlich oder mündlich im Gemeindeamt auzubringen. Ottendorf-Moritzdorf, am 3. Dezember 1914. Der Gememdevoryand. Neuestes vom Tage. Großes Hauptquartier, 1. Dezbr. vormittags. Auf dem westlichen Kriegs schauplätze ist nichts Neues. Auch in Ost preußen und in Südpolen herrscht im all gemeinen Ruhe. In Nordpolen südlich der Weichsel steigerle sich die Kriegsbeute in Ausnützung der gestern gemeldeten Er folge. Tie Zahl der Gesangenen ver mehrte sich um etwa 9500, die der ge nommenen Geschütze um 18. Außerdem fielen 26 Maschinengewehre und zahlreiche Munitionswagen in unsere Hände. Oberste Heeresleitung. Großes Hauptquartier, 1. Dezbr. Anknüpjend an den ruffischen Generalstabs bericht vom 29. Novembee wird über eine Episode in den für die deutschen Waffen so erfolgreichen Kämpfen bei Lodz sest- gestellt: Dir Teile der deutschen Kräfte die in der Gegend östlich Lodz gegen die rechte Flanke und den Rücken der Russen im Kampfe waren, wurden ihrerseits wieder durch starke von Osten und Süden her vor- gehende russische Kräfte im Rücken ernstlich bedroht Die deutschen Truppen machten angesichts des vor ihrer Front stehenden Feindes kehrt und schlugen sich in drei tägigen erbitterten Kämpfen durch den von den Russen bereits gebildeten Ring. Hier bei brachten sie noch 12000 gefangene Russen und 25 eroberte Geschütze mit, ohne selbst auch nur ein Geschütz einzubüßen. Auch fast alle eignen Verwundeten wurden mit zurückgeführt. Die Verluste waren nach Lage der Sache natürlich nicht leicht aber durch aus keine ungeheuren, wohl eine der schönsten Waffentaten Feldzugs. Oberste Heeresleitung. Großes Hauptquartier, 2. Dezbr. vormittags. Im Westen wurden kleinere Vorstöße des Feindes abgewiesen. Im Argonnenwalde wurde vom württem- bergischen Infanterie-Regiment Nr- 120, dem Regiment Sr. Majestät des Kaisers, ein starker Stützpunkt genommen. Dabei wurden zwei Offiziere und annähernd 300 Mann zu Gefangenen gemacht. Aus Ost preußen nichts Neues. In Nordpolen nahmen die Kämpfe ihren normalen Fort gang. — In Südpolen wurden feindliche Angriffe zurückgeschlagen. Oberste Heeresleitung. Großes Hauptquartier, 2. Dezbr. vormittags. Die in der ausländischen Presse verbreitete Nachricht, daß in der von uns gemeldeten Zahl von 40000 russischen Gesangenen die bei Kutno gemachten 23000 Mann enthalten seien, ist unrichtig. Die Ostarmee hat in den Kämpfen bet Wloc- lawek, Kutno, Lodz und Lowitsch vom 11. November bis 1. Dezember über 80000 unverwulidete Russen gesangengenommen. Oberste Heeresleitung. Wien. Kaiser Franz Joseph erhielt vom General Frank, Kommandanten der 5. Armee, eine Huldigungsdepesche, in der es heißt: Ich bitte Ew. Majestät am Tage der Vollendung des 66. Regterungs- ahres die Meldung zu Füßen legen zu Ürfen, daß die Stadt Belgrad heute von Truppen der 5. Armee in Besitz genommen worden ist. Kopenhagen. Obwohl das russische Hauptquartier davon warnte übertriebenen Meldungen englischer und frenzösischer Blätter über angebliche russische Siege in Polen Glauben zu schenken, setzten diese Blätter ungestört ihren Lügenfeldzug fort, und faseln andauernd von der völligen Vernichtung der deutschen nnd österreichischen Heere. Heute wird von ihnen gemeldet, Hindenburgs Heer sei in drei Teile zer. sprengt, es sei die größte Niederlage der Deutschen seit den Tagm Napoleon Bonapartes. General Rußkis strategisches Talent wird in hohen Tönen gerühmt, auch der unbezwingliche General Radio Dimilriem setzte seine ruhmreichen Taten fort. Deutsche Offiziere und Soldaten sollen in herzzerreißenden Worten zu Tausenden bitten, daß sie von den Russen gefangen genommen werden. Die Deuschen litten Not an allen, sie seien halbverhungert und notdürftig bekleidet. Die Russen machten täglich viele tausend Gefangene Ein anderes Bild zeigen dagegen die amtlichen russischen Nachrichten. Sie mel den, daß der Versuch der Deutschen, die russischen Reihen am linken Ufer der Weichsel zu durchbrechen, und einen Teil des russischen einzukreisen, zwar mißlungen sei, die Ruffen hätten aber den Rückzug unter ungünstigen Verhältnissen angelreten und unermeßliche Verluste erleiden müssen. Dieselben amtlichen Berichte des General stabs teilen mit, daß die Deutschen fest entschlossen scheinen den äußersten Wider stand zu leisten. Die Kämpfe würden fortgesetzt. Nach den letzten Ereignissen zu urteilen, befinden sich die Russen in kritischer Lage. — Von der belgischen Küste wird wieder Kanonendonner gemeldet. Ein beschädigtes englisches Kriegsschiff soll um oie Er. laubnis gebeten haben, in den Nieuwe Waternay Hoek van Holland einzufahren. Die Times schreiben: Seitdem diese Pest der Unterseeboote sich an der belgischen Küste bemerkbar gemacht hat, indem sie das die Küste beschießende Geschwader an griffen, gelang es ihnen, zwei britische Kriegsschiffe und mehrere Kauffahrteischiffe zu versenken. Ihre Wirksamkeit bei Havre in der letzten Woche, zeigten, daß sie einen noch größeren Aktionsradius haben. Daher ist gesteigerte Aufmerksamkeit geboten. Berlin. Der Reichstag nahm nach der mit überaus stürmischem Beifall auf genommenen Rede des Reichskanzlers die angeforderten 5 Milliarden Kriegskredit gegen die einzige Stimme des sozialdemokratischen Abgeordneten Liebknecht an. Tie nächste Sitzung stndet im März statt. Köln. Wie der Berliner Korrespondent der „Köln. Ztg." erfährt, beziehen sich die wegen der Verurteilung der deutschen Mili tärärzte durch Vermittlung der amerikanischen Botschafter in Berlin und Paris bei der französischen Regierung unternommenen Schütte auf die Aufhebung des unglanb lichen Urteils. Das ofsiziöse Blatt erklärt, die französische Regierung werde amtlich er- ahren, daß der Urteilsspruch auf einem Irrtum beruhe. Die französische Regierung jabe Gelegenheit, von amtswegen ein- illschreiten, um das irrtümlich ergangene Irteil aus der Welt zu schaffen. Ver neinendenfalls würde man deutscherseits die Folgerung zu ziehen wissen. — Eine Depesche des russischen Ober- befehlshabers vom 30 November meldet, daß die Russen auf ausgezeichnet verstärkte und von den Deutschen mit größter Hart näckigkeit verteidigte Stellungen stoßen. Dann und wann nehmen die Deutschen die Offensive wieder auf und es folgen Kämpfe von Leib gegen Leib, welche sich durch Hartnäckigkeit kennzeichnen. Die Deutschen erhielteu aus zwei Infanteriedivisionen und einer Kavalleriediviston bestehende Verstärkungen in der Nähe von Tschenstochau zwischen Klombutzky und Koalin entdeckten )ie Russen eine gewaltige verstärkte feind- iche Stellung, welche durch eine dreifache Reihe künstlicher Hindernisse gedeckt ist. — Nach in Sofia eingetroffenen ver läßlichen Nachrichten ist Belgrad von den Serben geräumt worden. Die Armee des Generals Stafonowitsch ist aus dem Rück züge. Die Verbindungen zwischen Belgrad und Nisch sind abgeschnitten. Die Bel egung der Hauptstadt nach Uesküb steht bevor, wenn die Serben angesichts des ge waltigen Ansturms nicht vorher kapitulieren. Konst antnopel. In Südvesan hat nach vorliegenden Meldungen ein Zu sammenstoß der Sennussis mit französischen Truppen statgefunden. Obwohl in diesem Kampfe der Scheich Abdula Tuar getötet worden ist, ist es den Sennussis doch ge lungen, die Franzosen in die Flucht zu schlagen, ebenso in dem Gebiete von Kanem Wadar kam es zu Kämpfen zwischen fran zösischen Truppen und Mohammedanern. 'sGravenhage. Der „Nieuwe Rotter- damsche Courant" erhielt einen Brief seines Korrespondenten in Kapstadt, der trotz der Knappheit aller durch die Zensur unterdrückten Meldungen melden zu können glaubt, daß im Freistaate 15 000 Auf ständisch unter sieben Komandos stehen, und daß die Engländer alle Kriegs gefangenen aus den deutschen Kolonien aus dem bisherigen Depot Maritzburg nach Durban abführen. Ferner sollen nack brieflichen Meldungen aus Pretoria 4000 Aufständische mit Geschützen vor dieser Stadt stehen. In ganz Südafrika ist ein äußerst großer Polizeidienst zur Ueber- wachung von Privatgesprächen eingerichtet. Es hagelt Gefängnis- nnd Geldstrafen. Oertliches und Sächsisches. Ottendors-Dkrilla, z. Dezember IM. — Einkauf von Liebesgaben. Dis ge waltigen Berge von Liebesgaben, die an unsere Truppen hinausgehen, legen ein schönes Zeugnis ab für die Opfersreudigkeit und tat kräftige Dankbarkeit unseres Volkes. Außer dem kommt aber diese rege Liebestätigkeit auch den Gewerbetreibenden aller Art zugute und damit auch wieder der Allgemeinheit. Aber eine Mahnung möchte doch beherzigt werden. Kaust Eure Liebesgaben in Eurem Heimats- orte! Denn es ist ein Vorzug des deutschen Handelslebens, daß man auch in kleinen Orten die meisten Waren in gleicher Güte beziehen kann wie in den Mittelpunkten der Handels tätigkeit. Die trotz der ernsten Kriegslage so gesunden wirtschaftlichen Verhältnisse be dingen zu ihrer Aufrechterhaltung nicht zu letzt, daß Einkauf und Verdienst möglichst gleichmäßig über das ganze Land verteilt wrden. Sollte es zuweilen vorkommen, daß man in einzelnen Gegenden dein Einkauf von Liebesgaben einen geringen Ausschlag mit bezahlen der vielleicht durch örtliche Ver hältnisse oder höhere Zuführungskosten bedingt ist, so lasse man sich dadurch nicht bestimmen dem Kaufmann seines Heimatsortes einen Verdienst zu entziehen, auf den er in der Kriegszeit besonders angewiesen ist. — Zur Verpackung von Zündhölzern. Wie uns vom Roten Kreuz mitgeteilt wird, st cs der Postbehörde ausgefallen, daß die Verpackung von den Sendungen an die mobilen Truppen bei gefügten Zündhölzern mehrfach zu wünschen übrig läßt und daß dadurch eine bedenkliche Gefahr von Ent zündungen durch Pressung und Stöße auf dem Transporte entsteht. In Anbetracht des gerade in der Front sehr stark empfunden Bedürfnisses von Zündhölzern, soll nicht von der Mitgabe solcher abgeralen werden, aber cs ist unbedingt zu fordern, daß das Verpacken von Zündhölzchen, in fisten gegen Druck widerstandsfähigen Behältern — am besten n Blechkästchen — und von dem übrigen Inhalte der Pakete gesondert geschieht. — Wechselproteste durch die Post. Nach, dem Bundesrat durch Bekanntmachung vom 23. November die Pcotestsrist für Wechsel, die in Elsaß-Lolhringen, in der Provinz Ost- vreußsn oder in einzelnen Kreisen Westpreußens zahlbar sind, sowie für solche im Stadtkreise Danzig zahlbaren Wechsel, die als Wohnort des Bezogenen einen in Ostpreußen oder in einem der beteiligten westpreußischen Kreise liegenden Ort argeben, um weitere 30 Tage also auf insgesamt 150 Tage, verlängert hat ist die Postordung vom 20. März 1900 ent sprechend geändert worden. — .Ferner hat die Postordnung solgenbe beachtenswerte Aendernng erfahren: Während der Geltung der Bestimmungen über die Verlängerung der ber Fristen des Wechsel- und ScheckrechtS mit kann der Austraggeber verlangen, daß der Wechsel mit dem Postportoauftrog schon am zweiten Werktage nach dem Zahlungstage vorgezeigt und, wenn auch diese Vorzeigung oder der Versuch dazu erfolglos bleibt, protestiert werde. Dieses Verlangen ist durch den Vrrmelk „Ohne die verlängerte Protest- frist" auf der Rückseite des Postprotestauftrags auszudrücken. Es können mithin künftig aufgeliefirt werden a) Postprolestaufträge mit dem Vermerk „Ohne Portofrist', d) Post- protestauslräge mit dem Vermerk „Ohne die veränderte Portosrist" und e) Postprotest« auslräge ohne jeden Vermerk. Während bei den unter a bezeichneten Postprotestauflrägen sogleich nach der ersten vergeblichen Vor zeigungen Prmest erhoben wird, sind die unter b) und c) aufgesührten Postprotestaufiräge, soweit nicht eine zweite Vorzeigung überhaupt ausgeschlossen ist. wie z. B. im Falle aus drücklicher Zahlungsverweigerung bei der ersten Vorzeigung, nochmals zur Zahlung vorzeigen und erforderlichenfalls zu pro testieren, und zwar die unter d am zweiten Werktage nach dem Zahlungstage des Wechsels, sie unter o bei Ablauf der verlängerten Wechselprotestsrist. Meißen. Am Montag früh in der fünften Stunde ging in der Scheune des dem Gutsbesitzer Kockisch in Nauendorf bei Zehren gehörigen Gutes Feuer auf, Der Brand, der auch noch auf eines der beiden Seiten gebäude übersprang, griff so gewaltig und schnell um sich daß beide Gebäude bis auf den Grund niederbrannten. Kirchennachrichten. Donnerstag, den 3. Dezember 1914. Ottendorf-Okrilla. Abends 7 Uhr Kriegsbetstunde und Abend kommunion,