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bme strategische OroMat. Zu unserem Siege bei Lodz. Hindenburg bat seinen bisherigen Meister leistungen im Osten die Krone aufgesetzt. Das Genie eines Feldherrn zeigt sich naturgemäß am klarsten in den großen Siegen, die der Feldherr erringt. Aber es gibt noch eine höhere Art, Feldherrngenie zu offenbaren, die zwar dem Nichtsachmann weniger ausfällt, rber in Wirklichkeit von dem Lenker eines Heeres das Höchste verlangt, was ein Mensch d leisten vermag. Hindenburg hat mit kleinen Truppen die gewaltigen Ruffenheere vernich tend geschlagen und manchmal fast mehr Ge fangene gemacht, als er selbst an Truppen gehabt hat. Es waren schwere Kämpfe, aber leichte Siege. Die überlegene Führung des deutschen Heeres schien mit der russischen zu spielen. Bei Lodz war es aber etwas anderes. Glaubens 710 Eiserne Kreuze verliehen, darunter drei erster Klasse. Zu Offizieren befördert wurden bei den preußischen Kontingenten zwölf Juden, bei dem sächsischen und württembergischen Kon tingente je einer, bei dem bayerischen Kontingent wiederum zwölf Juden. — Die Aushebung der Rekruten wird dieses- mal nicht erst im Frühjahr, sondern schon etwas früher stattfinden. Im Auslande hat dieser Um stand zu den Behauptungen geführt, daß Deutsch land mit leinen Reserven am Ende angelangt sei. Das ist natürlich keineswegs der Fall; für die frühere Ansetzung des Aushebungstermins sind lediglich praktische Erwägungen maßgebend gewesen. Von lXab nnÄ fern. Kein Hallorcnbesuch am Kaiscrbofe. Alljährlich um diese Zeit findet die Wahl einer amtlichen Materials, im Kriege gefallen. Darunter befinden sich 6 Rechtslehrer, 212 Räte aus Ministerien, höhere Regierungs- und Verwaltungsbeamte, Richter, Staatsanwälte, 178 Rechtsanwälte, 260 Assessoren, 202 Re ferendare usw. Lehrer im Felde. Der ,Leipz. Lehrerztg.' zuiolge stehen von den deutschen Lehrern rund 40 000 im Felde, von denen mehr als 3000 Offiziere oder Offizier-Stellvertreter find. Bis jetzt sind etwa 1400 Lehrer gefallen. 26 Häuser eingeäschert. Durch eine große Feuersbrunst wurden in dem an der Isar gelegenen und durch seinen Geigenbau berühmten Marktflecken Mittenwald 26 Häuser eingeäschert. Der Schaden ist sehr groß. Menschenverluste sind nicht zu beklagen. Die Abgebrannten, die wenig versichert sind, konnten größtenteils nurdas nackte Leben retten. sucht, was mißlang; darauf leisteten andere Belgier den Anordnungen der Wachen Wider stand, und es entstand eine Meuterei. Schließ lich schossen die Bewachungstrupoen, töteten sechs Meuterer und verwundeten zwanzig, da runter einige schwer. Nun trat endlich Ruhe im Lager ein. Verurteilung deutscher Firmen aus Tahiti. Der Gouverneur von Tahiti hat die dort ansässigen deutschen Firmen zur Be zahlung einer Entschädigungssumme von drei Millionen Mark für den durch die Beschießung der Stadt Papeete durch die deutschen Kreuzer .Scharnhorst" und „Gneisenau" an gerichteten Sckmden verurteilt. Vermischtes. Ein Geschenk für Hindenburg. Der Markenkontrolleur Hammer von der Heinitz Hindenburg ist mit seiner kleinen Armee Über Lodz hinaus nach Westen und Süden stürmisch vorgedrungen, von seinem Stand punkte östlich von Lodz. Nun wurde er durch zwei russische Heeressäulen, die von Osten und Süden anmarschierten, im Rücken stark bedroht. Das deutsche Heer hatte also von mehreren Seiten feindliche Angriffe zu er warten. Vor der Front des deutschen Heeres stand der verfolgte Feind und im Rücken waren die neuen russischen Kräfte. Das war eine Ausgabe, die an die Führung und die Mannschaften des deutschen Heeres die aller größten Forderungen stellte. Galt es doch, sich nicht nur von dem Feind vor der Front abzulösen, sondern den eisernen Ring im Rücken zu durchbrechen. Diese schwere Auf gabe hat npn Hindenburg meisterhaft gelöst. Kurz entschlossen machte er angesichts des Feindes Kehrt und richtete eine heftige Offen sive gegen den Feind im Rücken. Die Schlacht hatte die günstigsten Vorbedingungen für die Russen. Trotzdem aber errang Hindenburg einen Erfolg, der fast wunderbar klingt. Es gelang ihm nicht nur den Feind zu schlagen und dadurch den eisernen Ring zu durch brechen, sondern er vermochte auch noch aus dieser gefährlichen Lage heraus 12 000 Ge fangene und nicht weniger als 25 russische Geschütze mitzubringen. Fast noch bedeutender als diese reiche Siegesbeute, die einem durch Zahl und gün stige Stellung übermächtigen Feind abge nommen war, ist die Tatsache, daß das deutsche Heer nicht ein einziges Geschütz verlor und selbst seine Verwundeten vollkommen unver sehrt mitnehmen konnte. Daraus kann man erkennen, mit welcher Wucht der Ring des russischen Heeres durch Hindenburg gesprengt wurde. Aus dem sicheren Stege der Russen wurde ihre entscheidende Niederlage, denn sie konnten auf ihrer eigenen Flucht, in die sie nunmehr getrieben waren, nicht einmal daran denken, unser Heer auch nur im geringsten zu schädigen. Diese Niederlage durch den Durch bruch des. deutschen Heeres hat naturgemäß für unser Heer wiederum eine sehr günstige Stellung dem fliehenden Feinde gegenüber zur Folge, gehabt, sodaß aus diesem einen Siege, der mit Recht von der obersten Heeres leitung als. eine der schönsten Waffentaten des ganzen Feldzuges bezeichnet wird, eine neue Überlegenheit und. die Vorbedingungen zu weiteren Siegen sich ergaben. Bei dieser Großtat des deutschen Heeres haben ebenso sehr., das überlegene Genie des Feldherrn, Kühnheit und schnelle Entschlossen heit, wie die todesmutige Tapferkeit unserer Truppen MÜgewirkt. - Jetzt ist es auch be greiflich/ warum der russische Generalstab sich veranlaßt fühlte,, die englischen und fran zösischen Siegesmeldungen zu berichtigen, denn die augenblickliche Lage des russischen Heeres gibt, wie der russische Generalstab genan weiß, zu besonders freudiger Auf regung unserer Feinde gewiß sehr wenig An laß. Der englische Jubel war verfrüht und hat nicht mit Hindenburgs Führung ge rechnet. t*)eei» unci flotte. — Über den Anteil der deutschen Juden am Kriege gibt eine private Statistik Aufschlüsse. Danach wurden bisher an Soldaten jüdischen Oer KeickskanLler über äie mllitäriseke rmä politische I^age im Keichstag. Der Reichstag hat es in seiner zweiten kurzen Kriegstagung so wenig an sich fehlen lassen wie in der ersten, er hat wie am 4. August die von der Regierung gestellten Forderungen, wieder fünf Milliarden Mark, ohne viele Worte zu Mächen, bewilligt. Aufs neue hat die Welt er fahren, daß das ganze deutsche Volk einmütig hinter der Regierung steht und zu allen Opfern, die von ihm verlangt werden, mit Freuden bereit ist. Zum ersten Male sprach der leitende Staats mann über die Lage Deutschlands im Kriege, und was er sagte, fand die Zustimmung des Hauses und seiner Gäste. Es war gut, daß der Reichskanzler selbst aus dem Hauptquartier kam, um die Forderungen der-Regierung zu vertreten, denn so konnte er sich am besten von der im Volke und im Parlament herrschenden Stimmung überzeugen. Ec wird gemerkt haben, daß alle mit ihm in England den eigentlichen Urheber des Weltkrieges' erblicken und daß sie mit ihm eins sind in der Beurteitung der Triebe, von denen sich dieser bestgehaßte Feind bei seinem Verhalten hat leiten taffen. Mit Genugtuung hörte man, baß Herr von Bethmann Hollweg mit ehrlichem Zorne die aller Kultur Hohn sprechende Behand lung der deutschen Gefangenen in den feindlichen Ländern verurteilt. Freudig ging man mit, als er den Bundesgenossen warme Worte widmete, als er der Verdienste unserer braven Truppen zu Wasser und zu Lande und ihrer Führer rühmte, aber am meisten wirkte es doch, daß der Kanzler nur einen „ruhmvollen" und glücklichen Frieden, ein „stärkeres Deutschland" will, und daß er, einem faulen Frieden abhold,- der Meinung ist, wir müssen durchhalten und ausharren bis zum letzten Hauch. Abordnung der Salzwirkerbrüderschaft im Tal zu Halle a. S. durch das Siederpersonal im. Beratungszimmer im dortigen alten Residenzgebäude statt. In Anbetracht des Krieges und des Umstandes, daß der Kaiser und die kaiserlichen Prinzen zum Jahres wechsel wohl schwerlich in Berlin sein werden, hat man für dieses-Matz von der Entsendung einer Abordnung abgesehen, jedoch beschlossen das übliche Geschenk, bestehend in Hallescher Schlackwurst und Soleiern an den Hof nach Berlin zu schicken. Auf dem Felde der Ehre gefallen. 948 Juristen sowie Reichs- und Verwaltungs- beamte sind bisher, nach einer Statistik der .Deutschen,'Juristen-Zeitung' auf Grund des Ein neuer französischer Justizmord. Das Kriegsgericht in Casablanca hat den ehemaligen deutschen Konsularagenten Brandt und seinen Geschäftsteilhaber Zell zum Tode verurteilt, weil sie spioniert und den Einge borenen Waffen verkauft haben sollen. Schwere Exvlosion in einer englische» Lvditfabrik. Bei einer Explosion in einer Lyditfabrlk in einem Dorfe bei Bradford wurden sechs Personen getötet und zahlreiche verwundet. Meuterei in einem holländischen Ge fangenenlager. In dem Lager für gepflüchtete Belgier in Zeist, in dem etwa 11000 belgische Soldaten untergebracht sind, brach ein Auf ruhr aus. Einige Leute hatten zu fliehen ver grübe in Oberschlesien hat auf eine Anfrage beim Generaloberst, jetzigen Generalfeld marschall v. Hindenburg, die Genehmigung erhalten, ihm ein Andenken an den ober schlesischen Bergbau zu stiften. Das Andenken besteht aus einer von Hammer aus Fettkohle kunstreich geschnitzten, reich gegliederten Säule, die von einem fliegenden Adler überragt ist. An der Vorderseite ist in sauberer, gold- gerändeter Schrift die Widmung angebracht: „Dem ruhmgekrönten Besieger der Russen, Sr. Exzellenz- Generaloberst v. Hindenburg." An den Seitenflächen tritt das Eiserne Kreu; hervor und auf der Rückenfläche des Unterbaus be findet sich die Inschrift: „Zur Erinnerung an das Kriegsjahr 1914." Gesicht. „Alle Welt weiß es schon und Sie, Herr von Carsten, sollten es noch Nichtwissen? Seit heute um vier Uhr ist in der Kreisstadt Frank reich Herrin der Geschicke, uttd ich weiß aus zuverlässiger Quelle, daß in wenigen Tagen die deutsche Herrschaft im Elsaß für immer be endet ist. Ich denke, da ist es notwendig, daß man sich seiner Freunde erinnert. Und ich, Herr von Carsten, bin immer Ihr Freund ge wesen." Der Hohenlindower hatte im Nu seinen Ärger vergessen. Die Mitteilungen dieses dunklen Ehrenmannes erfüllten ihn mit einer Art von grimmigem Humor. „Die neue Regierung," sagte er mit einem Anflug von Spott, „wird sich erst beseitigen müssen, ehe. man auf sie rechnen kann, ich möchte im Hinblick auf sie noch keinerlei Ver fügungen treffen." Hannemann zog die Augenbrauen hoch. „Deutschland kann gegen seine Feinde keinen Widerstand leisten, Herr von Carsten, aus sicherer Quelle weiß ich, daß die Russen schon weit in deutsches Gebiet eingedrungen sind. Sie werden in wenigen Tagen in un geheurer Überzahl Ost- und Westgreußen nehmen, und es fragt sich, ob Berlin zu halten ist." „Zum Donnerwetter," entfuhr es dem Hohenlindower, „wo meinen Sie denn, bleibt solange das deutsche Heer?" „Es wird geschlagen werden," antwortete der andere unbeirrt. „Herr!" brauste Carsten auf," glauben Sie denn, daß wir, geschlafen haben, als sich rings um uns eine Welt zurecht machte, um uns eines LaaeS zu überfallen? Meine ganze Klitsche gebe ich her, wenn die Russen jemals Berlin erreichen. Lassen wir das. Kommen Sie auf Ihr Geschäft." Hannemann räusperte sich. „Ich weiß, Herr von Carsten sind Offizier und müssen bis zum letzten Augenblick daran glauben, daß dis deutsche Armee unbesiegbar ist -" Ein flammender Blitz aus des andern Augen machte ihn verstummen. Nach einer Weile begann er aufs neue: „Also unser Geschäft, Herr von Carsten, ist so, daß ich eine Bedingung stelle, unter der ich weiterhin meine Forderungen hinausschieben will." Vergeblich wartete der Hohenlindower, daß er vollende. „Welter, wenn ich bitten darf, welches ist diese Bedingung?" „Mein Sohn liebt Ihre Tochter, Herr von Carsten. Geben Sie sie ihm zur Frau." Da war es heraus und Hannemann at mete befreit auf; denn wenn er auch glaubte, daß der Edelmann durch seine Wechselver pflichtungen in seinen Händen war, so kannte er den Hohenlindower Adelsstolz doch viel zu gut, um nicht zu wissen, daß seine Werbung auf einen ernsten Widerstand stoßen würde. Aber er hatte ja noch einige Trümpfe in der Tasche. Vom Fenster her, wo der Schloßherr stand, scholl ein dröhnendes Gelächter. „Herr Hannemann," klang es aus diesem Lachen, „wenn ich diese Ihre Werbung als Scherz ansehe, so habe ich unserm Gewräch die Wendung gegeben, die Ihnen noch am angenehmsten sein kann. Sollten Sie indessen darauf bestehen, daß ich Sie in dtesem Falle ernst nehme, so muß ich Ihnen erwidern, daß ich meine Tochter nicht um Wucher verkaufe, und daß ich den Mann, der mir einen solchen Vorschlag im Ernst macht, zur Tür hinaus werfe. Ich hoffe, ich war deutlich genug." „Ich habe Sie verstanden, Herr von Carsten, aber ich muß Ihnen noch eines zu bedenken geben. Ich muß es, damit mich nicht der Vor wurf treffen kann, daß ich nicht bis zum letzten Augenblicke versucht habe, für Sie zu tun, was in meinen Kräften steht. Ich habe nur den einen Jungen. Sein Glück ist mein einziges Bestreben, er hat sich in den Kopf gesetzt, Ihre Tochter zu heiraten und — er wird sie heiraten, oder —" „Oder?" „Sie gehen als Bettelmann oder noch als Schlimmeres aus Ihrem Schlosse." „Sie sind von Sinnen," rief der Hohen- lmdower, der nun seine ganze Sicherheit wiederhatte, denn er hatte anfangs bei den Worten des Mehlhändlers geglaubt, daß Edwin irgendwelche Dummheiten gemacht habe, die es nun gegolten hätte, mit der Tochter Freiheit und Glück wieder gutzu machen. „Ich bin Herr hier und Sie werden mich nicht vertreiben können. Das Majorat ist unanfechtbar." „Die neue Regierung wird sich um solche Dinge wenig kümmern." „Sie wird, wenn sie wirklich existiert, die Gesetze achten müssen." Da erhob sich Hannemann, und dem Hohen- lindower gerade ins Gesicht sehend, rief er: „Aber sie wird sich auch ihrer Freunde und Feinde erinnern. Herr von Carsten." Der Schloßherr verstand sein Gegenüber nicht. Was wollte er eigentlich? „Sind Sie denn der neuen Regierung, wie Sie sie nennen, so befreundet, daß Sie glauben dürfen, sie würde Ihnen zuliebe einen Rechtsbruch begehen?" fragte er endlich. „Herr von Carsten, es hätte keinen Zweck, jetzt noch die Dinge zu verheimlichen. Ich bin Agent der französischen Regierung und —" Weiter kam er nicht, da hatte ihn der Hohenlindower am Arm gepackt und schüttelte den Hünen so heftig, daß jenem die Besinnung zu schwinden drohte. „Schurke, elender niedriger Schurke, und du hast einen Augenblick glauben können, daß ich um der Scholle willen zum Verräter an meinem Kinde und am Vaterlande werden könnte? Pfui." Vor dem Schloßportal erscholl in diesem Augenblick Pferdegetrappel. Eine scharfe Kommandostimme forderte zum Absitzen auf. Es waren französische Dragoner. Wenige Sekunden später stand ein Leutnant im Zimmer, der sich Herrn von Carsten vorstellte und ihm mit teilte, daß Hohenlindow für heute französische Einquartierung bekommen würde. Vergeblich versuchte der Mehlhändler zu sprechen. Mit einer gebieterischen Handbewegung winkte der Offizier ihm Schweigen. Er wandte sich wieder mit einer tadellosen Verbeugung gegen den Schloßherrn. „Herr Baron, ich habe noch kein Wort Ihrer Zustimmung?" »»i» (Fortsetzung folgt.)