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Ottendorfer Zeitung : 09.12.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191412097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19141209
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19141209
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-12
- Tag 1914-12-09
-
Monat
1914-12
-
Jahr
1914
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 09.12.1914
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Englands Selbstvernichtung. Wirtschaftlicher Milltardenschaden. Ganz anders, als man in England ge träumt hat. ist es mit der Vernichtung des deutschen Welthandels geworden, und es muß jedem Deutschen eine besondere Genugtuung gewähren, an der Hand des englischen Außen handels Ziffern seskzubeilen, welche Verluste die bolze Kausmannschait des Jnselreiches bereits in einem Vierteljahr erlitten hat. Während nämlich Englands Außenhandel im Vierteljahr August-Oktober 1913 in der Einfuhr 189 Millionen Pfund betrug, konnte der Markt 1914 in derselben Zeit nur 139 Millionen verzeichnen, und während das Land 1913 von August bis Oktober für 133 Millionen aussührte. konnte es jetzt nur 79'/2 Millionen erreichen. Diese Ziffern reden eine so unzweideutige Sprache, daß selbst dem größten Kriegshetzer jenseits des Kanals bei ihrem Anblick ein Angstgefühl aussteigen wird, denn jeder neue Monat des Weltkrieges enthüllt in -unehmendem Maße seinen ver derblichen Einfluh auf das Schicksal der eng lischen Handelstätigkeit. Das tollt schon deshalb schwer ins Ge wicht, weil England gerade seinem Handel seine Weltstellung verdankt. Der überaus klägliche Abschluß der englischen Handels bilanz am Ende des ersten Kriegsvierteljahrs, besonders der ungeheure Rückgang der Aus fuhr um rund 1100 Mill. Mk. im Laufe dreier Monate, läßt, so schreibt der .Reichsbote', deutlicher als alle anderen Anzeichen eng lischer wirtschaftlicher Schwäche ahnen, welche ungeheure und unübersehbare wirtschaftliche Katastrophe über diesen scheinbar so unver letzlichen Industrie- und Handelsstaat herein gebrochen ist, während die Meister der Heuchelei in London durch plumpe Drohungen und Lusthiebe > gegen unseren Sandel die Aufmerksamkeit der Welt von dem eigenen Handelselcnd abmlenken suchen. Gewiß, auch unser deutscher auswärtiger Handel erleidet durch die Unterbindung der Seeschiffahrt schwere Verluste, die vorläufig nickt abm- schätzen find, da bekanntlich von der Ver öffentlichung der Außenhandelsziffern während der Tauer des Krieges bei uns abgesehen wird. Aber wir in Deutschland können uns wenigstens auf einen großen und verhältnis mäßig sehr aufnahmefähigen Jnlandsmarkt stützen, der zum gewißen Grade die Auställe des Ausfuhrhandels wettmacht, während Eng land sozusagen vom Ausfuhrhandel lebt. Sicherlich hat man ja auch in England ge wußt, daß man um des Zieles willen, den verhaßten deutschen Wettbewerb niederzu ringen, viele wirtschaftliche Opfer in Kauf nehmen müsse: daß aber diese Op'er so groß, daß die Verheerungen, die unserem deutschen Handel zugedacht waren, in so einschneidender Weise auch in dem eigenen Wirtschaftsgebiet zu verspüren sein würden, das hätte man sich jenseits des Kanals niemals träumen lassen, wie man fick ja oort überhaupt den Verlauf des .Vernichtungskrieges" gegen uns ganz anders ausgemalt hatte, als er sich tatsächlich bisher dargestellt bat. Die. Mär vom.weltbeherrschenden Eng land" ist durch den außergewöhnlichen Rück gang des Außenhandels ebenso deutlich wider legt worden wie durch die Unternehmungen unserer Flotte. Der englische Außenhandel wird aber notgedrungen noch weiter zurück gehen, da sich naturgemäß mit jedem Tage die Weltwirtschaftskrise mehr bemerkbar macht, die durch den europäischen Krieg zum Schaden des Dreiverbandes heroorgerufen worden ist. Die meisten überseeischen Länder, die ihre Rohstoffe gegen europäische Erzeugnisse auszu tauschen pflegen, befinden sich ja zurzeit in überaus bedrängter Wirtschaftslage. Ihre Rohstoff- und großenteils auch ihre Nahrungs mittelausfuhr nüch den europäischen Ver- braucksländern liegt seit Ausbruch des Krieges völlig danieder: alle diese Länder kommen in folge ihrer gesunkenen Kaufkraft nur noch in sehr geringem Maße als Abnehmer Englands in Betracht. Dazu kommt, daß die Ausfuhr englischer Erzeugnisse nach Frankreich, Rußland und Belgien fast um 7S. Prozent gesunken ist. d. h. selbst die England befreundeten Mächte sind wirtschaftlich lahmgelegt und können daher 6s braust ein Kuf. 12j Erzählung von Max Arendt-Denart. (Fortsetzung.) Nur in Schiffmoor, Alttornei und Grabow war von der großen Bestürzung nichts zu spüren. Ta war unmittelbar nach dem Auf tauchen des ersten Gerüchts der Gutsherr er schienen und hatte die Einwohner mit seiner weithin schallenden Stimme und in seiner klaren, ruhigen Art zur Ruhe ermahnt. Und neben ihm halte der Bauer vom Einödhof gestanden und hatte erklärt- .Wer gleichwohl für sich, fürchtet oder sein Eigentum bedroht glaubt, warte wenigstens solange, bis die Militärbehörde zum Verlassen der Heimat auffordert. Erst dann ist wirklich Gefahr vor handen, und erst dann aber ist auch Aussicht, daß a! er etwaiger Schaden ersetzt wird. Wir find alle in Gottes Hand. Aber wir dürfen nicht müßig sein und den Gang der Ereig nisse abwarten. Das Vaterland zählt auf uns alle, auch auf die, Lie daheim bleiben. Das Wirtschaftsleben darf nicht stillstehen, und darum soll niemand Haus und Hof verlassen, ehe nicht die dringende Notwendigkeit dazu vorliegt. Im übrigen wißt Ihr alle, daß der Einödhof, wie das Herrenhaus in Hohenlindow einem jeden von euch Tag und Nackt offen steht. Und nun geht jeder an seinen Posten und mehr noch als sonst ist es jetzt eine Bürgerpflicht, den Anordnungen der Behörden unbedingt Folge zu leisten." Damit ging die Versammlung auseinander, und es war wohl niemand unter Len Lörk- den englischen Markt nickt beleben. England wird daher mit der Waffe geschlagen, die es eür uns geschmiedet hat. Wir können also die weitere Entwicklung der Dinge auch auf diesem Gebiete in aller Ruhe abwarten: Eng lands Handelswelt, die den schwersten Schaden erleidet, wird am meisten dazu beitragen, den für den grauenvollen Krieg Verantwortlichen in London Vernunft beizubringen. * * verschiedene Uriegsnachrichten. Holländische Blätter berichten aus Amster dam : Einzelnachrichten über die neuen Kämpfe an der User fehlen noch, aber zahlreiche Transporte sind in Brügge angekommen. Seit Tagen hört man stündlich zunehmenden Kanonendonner. Der ununterbrochene Zug von Automobilen, Munittonskarren, Wagen mit Materialien und Proviant erstreckt sich bis Marialerke, wo die Grenze des Ope rationsgebietes ist. Die Küste ist jetzt vollkommen im Verteidigungszu stand, Die strengsten Maßregeln sind gegen Spionage getroffen. Mehrere Hunderte Flüchtlinge, die aus dem Kampfgebiet kamen und nach Holland durchwollten, sind zurück- gewiefen. 430 Einwohner Ostendes, darunter zahlreiche Franzosen und Engländer, wurden verhaftet unter dem Verdacht, zum Feinde Beziehungen unterhalten zu haben und nach angestellter Untersuchung nach Deutschland transportiert. In Gent wurde eine Anzahl angesehener Bürger als Geiseln sestgenommen wegen eines Bombenanschlags, der gegen das Benzindepot versucht worden war. Von der Ostfront. Kein Schlachtbericht konnte klarer die Stimmung widerspiegeln, die im russischen Hauptquartier herrscht, als die Absetzung des Generals Rennenkampf, der des Oberbefehls enthoben wurde, weil er angeb lich bei der Bewegung zur Einschließung der Deutschen zwei Tage zu spät gekommen sein soll. Man beginnt also bereits nach einem Sündenvock zu suchen — wenn nicht alles trügt, ein Zeichen des nahenden Zusammen bruchs. * Nach dem Falle Belgrads. Jetzt geben endlich auch die Londoner Zeitungen zu, daß die Lage in Serbien außerordentlich ernst sei. Sie er klären, Österreich-Ungarn habe setzt in Serbien eine halbe Million Soldaten, einschließlich 30000 Bayern. Serbien hat sehr große Verluste erlitten. Mehrere Regimenter haben nur noch acht Offiziere statt 75. Die einzige Hoffnung ist die Hilfe Rußlands. Die russischen Armeen mü ten schleunigst ihren Vormarsch nach Budapest sortsetzen. — Das läßt sich von London sehr leicht raten: die Russen wissen aber, daß dieser Vormarsch nicht so einfach, ja, daß er unmöglich ist. * Niesenverluste der Engländer. DermilitärischeMiterbeiter der Times' gibt die Verluste auf 81 ONO Mann an, was ungefähr der ursprünglichen Stärke des englischen Heeres entsprach, als es ins Feld rückte. Wir müssen z,»geben, datz die deutschen Truppen zahlreicher sind als wir, und dast sie starke Stellungen einnchmen.. Sie besitzen eine fnrcktbare Artillerie, die zerstreut ausgestellt und wohl verborgen ist. Ihr schweres (Be schütz hat noch die Oberhand und begräbt beständig unsere Leute, indem ganze Ab teilungen der Laufgräben zerstört werden. Die englischen Offiziere und Unteroffiziere sind in schrecklichem Maste geschwächt. Wir haben fast die ganze reguläre Re serve und den besten Teil der Sveztal- rcscrve vieler Korps an die Front ge bracht. Wrr brauchen jeden Mann, den wir finden können und werden bald er wägen müssen, wie wir die neuen Aus hebungen am besten an der Front ver wenden können, ob als Armeen, Divi sionen und Brigaden, in Einheiten oder zur Auffüllung. Der Heilige Krieg. Konstantinopeler Blätter berichten, in Indien sei ein Aufruf erschienen, der er klärt, das Kalifat werde niemals mit den englischen Verbrechern Hand in Hand gehen. Der Ausruf fährt dann fort: .Jetzt aber, Mohammedaner, ist es an derZeit, daß wir auf stehen und Indiens alte große Geschichte wieder zu neuem Leben er wecken. Die niedrigen Geschöpfe, die den Islam hassen und verfolgen, lasset uns vernichten. Seien wir bereit, Grausam keit mit Grausamkeit zu ver gelten." — Die Mobilisierung derafghani- schenTruppen unter dem Emir Habibullah ist vollendet. Die afghanischen Truppen wur den durch den Eintritt zahlreicher Soldaten aus Beludschistan verstärkt, wo überhaupt die Neigung zum Anschluß an Afghanistan im Zunehmen begriffen ist. Ein afghanisches Blatt erklärt, die Scharen des Emir Habib ullah würden für das Unrecht, das die Eng länder seit langer Zeit an Afghanistan be gangen hätten, furchtbare Rache nehmen. Politische Kunälckau. Frankreich. * Der Ministerrat unter dem Vorsitz des Präsidenten PoincarS beschloß, die Kam mern zu einer außerordentlichen Session auf den 22. Dezember in Paris einzuberusen. Die Minister reisen in einigen Tagen nach Paris, um dem Finanzausschuß des Senates und dem Budgetausschuß der Kammer zur Verfügung zu stehen. Präsident Potncarä wird ebenfalls dann in Paris sein. England. "Ganz England ist in eine Art Kriegs zustand verletzt. Die Admiralität und das Armeeoberkommando können ohne Beschrän kung alle Verfügungen treffen, die sie lür die Sicherheit des Landes als nötig erachten. Sie können alle Rechte, die sich auf privates Besitztum beziehen, ausheben. In vielen Slädten der Nordseeküste hat die Obrigkeit bereits Verordnungen erlassen, wie sich die Einwohner im Falle-einer feindlichen Landung zu verhalten haben. Italien. * Der deutsche Botschafter von Flotow wurde vom König empfangen und weilte drei Viertelstunden bei ihm. Die Ge rüchte von einem Rücktritt des deutschen Bot schafters in Rom v. Flotow wollen nicht ver stummen, und verschiedene Blätter wissen neuerdings zu melden, daß Herr v. Flotow bestimmt seinen Posten verlassen werde. Es dürfte für diesen Fall der frühere deutsche Reichskanzler Fürst, Bülow seine .Vertretung übernehmen. Mit ihm würde ein in Italien gern gesehener Mann den Posten des Bot schafters bekleiden. * In der Tagung der Kammer erklärte Ministerpräsident Salandra, daß Italien nach den bestehenden Vereinbarungen nichbver- pflichtet war, an dem. Ga mpf Deu t s ch - lands und Dsterreichs gegen Frankreich und Rußland teilzunehmen. Italien besitze- aber in den Ländern und Meeren des alten Erdteils, dessen politische Gestaltung vielleicht im Begriffe ist, sich zu ändern, Interessen, die es zu schützen habe. Italien müsse seine Stellung als Großmacht behaupten und sie nicht nur unversehrt erhalten, sondern- auch so, daß sie nicht durch die möglichen Vergrößerungen anderer, Staaten gemindert werde. Daher müsse und wird notwendiger weise seine Neutralität keine untätige' und lässige, sondern eine tätige und wachsame sein, nicht eine ohnmächtige, sondern eine stark gewappnete, die jeder Mög lichkeit gewappnet ist. Holland. "Der Haager Korrespondent der .Göte borger Handels- und Schiffahrts-Zeitung' kann aus bester Quelle mitteilen, daß die englische Regierung schon 1906 m i t Holland Verhandlungen einleitete zum Abschlusse einer militärischen Ver einbarung für den Fall, daß Deutschland in einem zukünftigen Kriege mit Frankreich die Neutralität Hollands verletzen sollte. Während dieser Verhandlungen wurde bec kannt, daß ein gleichlautendes Übereinkommen zwischen den Regierungen von Brüssel und London in Vorbereitung sei. Die holländische Regierung lehnte den englischen Vorschlag mit der Begründung ab, die sicherste Art für Holland, in einem zukünftigen Kriege seine Stellung zu schützen, sei, sich streng derartiger militärischer Abmachungen mit anderen Mächten zu enthalten. Ruhland. * In Warschau hat sich ein polnisches Komitee gebildet, das eine Einigung Polens unter russischer Oberhoheit proklamiert. Ihm sind Mitglieder der Duma, des Staats rats und der Verwaltungskörperschaften bei getreten. In einem Aufruf bezeichnet das Komitee Deutschland als den größten Feind des Polenvolkes und sagt, das galizische Freiwilligenkorps habe keinen Aufstand der Polen gegen Rußland hervor- gedracht, (Sonderbare Schwärmer! Das Komitee wird sich kaum eines großen Anhanges im Volke erfreuen. D. Red.) Kriegserelgnisle. 27. November. Zwei englische Handelsschiffe werden im Ärmelkanal von deutschen Unter seebooten versenkt. 28. November. Französische Vorstöße im Ar- gonner Walde werden zurückgewiesen. — Bei Apremont und in den Vogesen werden französische Schützengräben genommen. — Russische Angriffe werden westlich Nowo- radomsk abgeschlagen, bei Lowicz greifen die Unseren an. 29. November. Kaiser Wilhelm auf dem öst lichen Kriegsschauplatz. — Generalfeld marschall Freiherr v. d. Goltz geht nach Konstantinopel als besonders entsandter, der Person des Sultans zugeteilter' Gene raladjutant. Sein Nachfolger als General gouverneur von Belgien wird Generäl' der Kavallerie Freiherr v. Büsing. — Bei Dpern und Lens weisen unsere Truppen feinotiche Angriffe ab. — Russische Vorstöße bei Lodz scheitern. — Die Österreicher schlagen die Russen in den Karpathen und machen 150b Russen zu Gesangenen. Auch in Serbien nehmen die Österreicher etwa 1800- Feinde gelangen. 30- November. Die deutsche' Regierung er hebt Einspruch gegen das ungerechte Urteil eines französischen Kriegsgerichts-,-—-das- deutsche kriegsgefangene Arzte ms Gefängnis schickt. — Südlich der Weichsel starke Er folge der Deutschen.— Ein versuchter Über fall der Russen auf deutsche Befestigungen östlich DarkehMen scheitert unter schweren Verlusten für die Russen., -- 1 . Dezember. In Nordpoten steigert sich unsere Kriegsbeute um weitere 9500 russische Gegangene, 18 Geschütze, 26 Maschinen gewehre und zahlreiche Munilionswagen.— .MoHer---Sieg.-Le^ DLMscheu^-stÜa..iu.Lrei- täMen-Kämpfen-Lis. ruMchen Linien durch brechen GeMgene -machen. — Kaiser Wilhelm besucht,., unsere- TruppLn- stellungen.bei Gumbinnen und Därkeh'nien. — Die Österreicher weisen' bei Przemysl einen rusnfrhen Vorstoß zurück. 2 .-.Dezember., Zweite Kriegstagung deSr Deutschen Reichstages, Bewilligung vpn weiteren 5. Milliarden..Kriegskredit. — IM " Argonner Walde ein wichtiger französischer Stützpunkt genommen. — Die Österreicher belegen. Belgrad. — Die deutsche Oberste --- Heeresleitung gibt bekannt, daß bei den Kämpfen von Wloclawek, Kutno, Lodz und Lowicz vom 11. November bis 1. Dezember im ganzen über 80 000 Russetr gefangen wurden. Die Österreicher werfen in Süd- poten einm-Angriff-der Russen bei Wotdrom zurück, — Zusammenkunft Kaiser Wilhekms mit dem Oberslkommandierenden des öster reichisch-ungarischen Heeres Erzherzog Frie drich und dem Thronfolger Erzherzog Karl Franz Joseph in Ärestau. 3. Dezember. Beim Vordringen im-Kaukasus besetzen die Türken die Stadt Ardanutsch. Nach italienischen Berichten marschieren 100 000 Türken gegen den Suezkanal. lern, der an Abreise gedacht hätte. Am Dienstag blieb alles unverändert. Zwar war jetzt auch behördlicherseits bekannt gegeben worden, daß die Franzosen noch in der Nacht nach der Kriegserklärung bei Markirch, Metzeral und Gottesthal die Grenze überschritten hatten, aber merkwürdigerweise hatte Ler Zug der Flüchtlinge völlig aufgehört, nachdem Lie französische Militärbehörde einen Erlaß an die Bevölkerung gerichtet hatte, daß sie jede Härte vermeiden werde, wenn die Einwohner schaft der besetzten Städte und Dörfer keinerlei Feindseligkeiten zeigen. Am Mittwoch aber kam neue Aufregung. Am Morgen hatte der Kanonendonner schon näher geklungen, und nachdem dte Kanonade etwa vier Stunden ununterbrochen gewährt hatte, kam das Hu- sarenregtment des Oberst von Rauppach kriegs mäßig ausgerüstet durch die Stadt. Vergeblich erklärte der Kommandeur, daß er aus der Festung abgelöst sei. Man glaubte allge mein, die Feste sei gefallen, und schnell ver breitete sich das Gerücht, daß der Vormarsch der Franzosen unaushaitsam sei. So kam es, daß am Donnerstag morgen aufs neue eine Abwanderung aus dem bedrohten Gebiet be gann. Nicht dadurch wurde die ruhige Zuver sicht der Bewohner der Hohenlindower Ge markung gemindert, aber es ward bald ruch bar, daß die Franzo en in den besetzten Ge bieten in geradzu vandalischer Weise gehaust hatten. So war aus Chavannes eine starke Ar tillerieabteilung nach Akt- und Neu-Münsterol vorgedrungen und hatte die Gehöste in den Vogesenpässen und auf dem Kamm gedrand- schatzt, ähnlich hatten es Dragonerschwadronen in den Bergabhängen nordöstlich von Lachapelle gemacht. Da merkten die Franzosenfreunde in der Kreisstadt, daß ihre Hoffnungen sich nie er füllen würden, daß die wahre Freiheit und die Möglichkeit kulturellen und wirtschaft lichen Fortschritts bei dem Reiche lag, dessen schlimmste Notstunde sie benutzt hatten, um es an den Feind jenseits der Grenze zu verraten. Freilich, die eigentlichen Verräter, die sich entweder beizeiten über die Grenze geflüchtet batten oder aber unter der Maske der Loyalität an ihrem Wohnsitz geblieben waren, standen sich nicht schlecht, sse wurden von Len französischen Befehlshabern mit aller Rücksicht behandelt, die man einem Werkzeug entgegen bringt, solange man seiner bedarf. Die Stunde, wo es weggeworfen wird, zeigt zu gleich, wie wenig es an sich Wert hatte. Die Kreisstadt war vereinsamt. Die Be hörden batten ihren Sitz verlegt, das Gym nasium war geschlossen worden, nachdem noch die Primaner, die sich ins Feld begeben wollten, das Notexamen gemacht hatten. Es war die höchste Zett gewesen, denn am Nach mittag des Donnerstags batten die Franzosen auch hier ihren Einzug gehalten. Der Mehlhändler Hannemann war an diesem Tage auf Hohenlindow erschienen, er war. Geschäftsmann wie immer. Was küm merte ihn die Not der Zeit und die Not des Vaterlandes, das sich von allen Seiten be droht sah, und an dessen Grenzen die Feinde sich bereits als die Herren im deutschen Ge- 'biet aussvlelten. .Herr von Carsten," sagte er, nachdem er sich nach dem Befinden der Hausbewohnex erkundigt hatte. .Sie wissen, daß mich nüi: dringliche Geschäfte veranlassen können. Sie in dieser Stunde, wo Sie selber doch alle Hände voll zu tuy haben, mit meinen Angelegenheiten zu behelligen. Aber es ist notwendig, daß wir unsere Sache noch in Ordnung bringen, ehe wir eine neue Regierung im Lande haben: Sie wissen, daß die Darlehen bereits- vor einigen Tagen sällig waren. Ich habe Sie nicht drängen wollen, weil ich ja wußte, daß in dieser Zeit die Geldbeschaffung für Ihren Freund, den Bauer vom Einödhof, sehr schwer werden wird. Und ich will auch heute nicht drängen. Ich will nur von Ihnen die Zu sicherung haben, daß alles so geht, wie ich es oft geträumt habe, und daß wir auch unter der neuen Regierung die alten bleiben." Um die Stirn des Hohenlindower wetter leuchtete es. Er hatte sich von diesem Geld protzen, dessen schäbige Gesinnung ihm leider erst bekannt geworden war, als er bereits mit ihm in unauflöslicher Verbindung stand, schon mancherlei sagen lassen müssen, was seinem geraden Sinn und feinem Ehrgefühl zuwider lief, beute aber kränkte ihn besonders die Art, mit der Hannemann immer wieder von der neuen Regierung sprach. In seinem Arger darüber hatte er noch nicht einmal daran ge dacht, daß jetzt wieder das Gespenst der Sorge' auftauchte, da es dem Einödbauern nicht ge lungen war, das Geld aufzubringen, da ja in den ersten Mobilmachungslagen alle Banken größere Zahlungen verweigerten. .Welche neue Regierung?" fragte er. Tür breites Lächeln lief über des andern
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