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11 L Bezugspreis: Vierteljährlich 1,20 Mark frei «nr bfau-. In -er Geschäftsstellc adgeholt viertel jährlich ; Mk. Einzelne Nummer 40 pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag uiü> Sonnabend Nachmittag, H UnierünktunW" l«nä Anzeigeökatt Anzri-eitpreit: Lür dir kleinspalttge rt»rpur-z,ile »d«r deren Raum w pfg. — Im Reklametttl für die kleinspaltige Petit-Heile ss Pfg. Anzeigenannahme bi» ;s Uhr mittag«. Netlagegedühr nach VereindarunH. Alit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Dneck miL Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Dkrilla. verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in Groß-GkrAa. Kummer W Mittwoch, den 25 November M 13. Jahrgang Neuestes vom Tage. Großes Hauptquartier, 23. Novbr, vormittags. Die Kämpfe bei Nieupon unb Ipern dauern fort. Ein kleines englisches Geschwader, das sich zweimal der Küste näherte, wurde durch unsere Artillerie ver- trieben. Das Feuer der englischen Marine geschütze blieb erfolglos. Im Argonnerwald gewannen nur Schritt für Schritt Boden, ein Schützengraben nach dem anderen, ein Stützpunkt nach dem anderen wnd den Franzosen entrissen. Täglich wird eine Anzahl Gefangener gemacht. Eine ge waltsame Erkundung gegen unsere Stellung östlich der Mosel wurde durch unseren Gegenangriff verhindert.. In Ostpreußen ist die Lage unverändert. In Polen schiebt das Auftreten neuer russischer Kräfte aus Richtung Warschau die Entscheidung noch hinaus. Ju der Gegend östlich Czenstochau und nordöstlich Krakau wurde der Angriff der verbündeten Truppen fortgesetzt. Oberste Heeresleitung. London. Die „Times veröffentlichen Briefe von englischen Offizieren, die an der Front stehen. Ein Artillerieosfizier schreibt: Von See kommen schwere Stürme und eisiger Regen. Die Straßen sind un passierbar. Automobilfahrien stellen große Abenteuer dar Es ist das reinste Wunder wie die Motorradfahrer noch rhre Aufgabe erfüllen können. Ter Briefschreiber tadelt die Schweigsamkeit der amtlichen Setllen in London und sagt: Es muh den B- hörden zu Hause doch einleuchten, daß sie dem Publikum mehr Nachrichten geben müssen, damit nicht eines Tages der Zu sammenbruch eintritt. — Ein anderer Offizier schreibt: Ich wünsche beinahe, daß die Schar unfirer Feinde Englands Küste betritt. Ich glaube nicht, daß irgend etwas anderes unsere öffentliche Meinung von der Tatsache überzeugen kann, die eine sehr, sehr dünne Reihe Soldaten in den Laufgräben hier unter harten Kämpfen dem Lande zu ersparen sucht. Ein feindlicher Fliegerangriff auf die Zeppelinwerft. Ueber einen Fliegerangriff auf die Luft schiffwerst wird folgendes gemeldet: Die beiden englischen Flieger wurden am Sonnabend nachmittag 12 Uhr von Konstanz aus gesichtet, als sie tu dec Richtung gegen Friednchshafen flogen. Die Militär verwaltung wurde schort verständigt. Als die Flieger nm st, 1 Uhr über Friedrichs hafen erschienen und einen Rundflug üö<r der Stabt unternahmen, begann sofort Schrapnell- und Maschinengewehrseuer von dem Ballonabwehrkommando unter Ober leutnant Holzer. Es waren englische Zwei decker, Ueber der Zeppelinhalle kam der erste im Gleilfluge auf 30 Meter herab und warf Bomben aus, ohne schaden an zurichten. Der Benzinbehälter des Flug zeuges wurde durch Maschinengewehrseuer durchlöchert, so daß das Benzin auslie und dec Flieger sich zur unfreiwillige! Landung auf cem Zeppelingelände nur 100 Meter von der Halle entfernt ent schließen mußte. Die Zeppelin-Mannschaften und die Militärwache sprangen auf den Flieger zu, hoben ihn aus dem Flugzeug und nahmen ihn fest. Sie führten ihn zum Portierhaus, wo er bewußtlos zu sammenbrach, jedoch bald wieder zum Be wußtsein kam Ern Arzt stellte leichte Verwundungen am Kopfe des Fliegers fest In einem Automobil wurde er nach der Gefa.tgenenstelle des Krankenhauses gebracht. Der Apparat des Fliegers trug die Be- eichnung „Auro" an dem Vorderteil des iumpfes und die Nummer 874 am Schwanzsteuer, auf der unteren Seite der Tragfläche zwei große rote Ringe. Der andere Flieger warf eine Bombe in der Nähe des Stadlbahnhofes herab. Ein Arbeiter des Luftschiffbaues Zeppelin wurde von einem Bombensplitter ins Herz ge troffen, so daß der Tod auf der Stelle eintrat. Einer Dame wurde der linke Arm abgeschlagen und eine Frau und ein Kind erhielten Kopfverletzungen. Drei Häuser wurden beschädigt. Auch der zweite Flieger näherte sich der Zeppelinwerft und warf Bomben ab, ohne jedoch Schaden zu verursachen. Er entkam dem Feuer der Abwehrgeschütze und flog seeeinwärls. Der Flugapparat des ersten Fliegers wurde abgerüstet und nach Manzell gebracht. K o n st a n t in o p e l. Ausführlichere Meldung aus dem Hauptquartier: Mit Gottes Hilse sind unsere Trupptn am Suezkana! angelangt. In dem Kampfe, der zwilchen Kataw und Karteve, einige 30 Km. östlich von KaMara stattfand, sind der englische Hauptmann Wilson, ein Leutnant und viele Soldaten gefallen und ehr viele verwundet worden. Wir haben ziemlich viel Gefangene gemacht. Die eng lischen Truppen haben sich in regelloser Flucht zurückgezogen. Englische Kamel reiter, die sich bei den Vorposten befanden, und Gendarmen, die bisher in englischen Diensten standen, haben sich uns ergeben. K onstantinopel. Lie Erfolge der türkischen Waffen im Kaukasus und auf ägyptischem Boden haben begreiflicherweise eine hoffnungsfrohe Stimmung in der Be völkerung erweckt. Die einsichtsvollen Leute täuschen sich nicht über die Tragweite dieser Waffenbahn, aber sie unterschätzen auch nicht ihre moralische Bedeutung. Denn so ganz einmütig ist das türkische Volk in dielen Krieg nicht gegangen. Das ist ja schon durch den Rücktritt dreier Minister zum Ausdruck gekommen, und man darf anmhmen, daß insbesondere die am Erwerbsleben beteiligten Kreise, die in den letzten drei Jahren empfindlichen Schaden gelitten haben, nicht ohne Bangen dem unvermeidlich gewordenen Ausbruch der Feindseligkeiten entgegen gesehen haben. Um so wichtiger ist es, daß der Krieg zu Wasser und zu Lande mit einer Reihe von wertvollen Erfolgen eingesetzt hat. Lie Leute blicken nun zuversichtlicher in die Zukunft und die Hoffnungen des ganzen Volkes sind mal in erster Linie auf die Vertreibung der Engländer aus Aegypten gerichtet. — An der kaukasischen Grenze finden fortgesetzt für die Russen sehr verlustreiche Einfälle persischer Bergstämme statt. Die Lage ist dort äußerst ernst. Es verlautet, daß die Statthalterschaft durch ein Zivil- und Militärgouvernement ersetzt werden «oll und als Anwärter wird General Rennenkampf genannt. Russische Blätter beurteilen den Krieg mit der Türkei pessimistisch, da Rußland daraus nicht ge faßt gewesen sei. — Die Budapester Zeitung „Ujsag" ver öffentlicht eine Erklärung des Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch, welche in einem russischen Blutte erschienen sein soll. Der Oberbefehlshaber der russischen Armeen habe erklärt: „Ich pflege mich der Presse gegen über sonst nicht zu äußern, diesmal jedoch freue ich mich über die Gelegenheit, die auf den Antlitzen russischer Untertanen sitzenden Fragezeichen zu beantworten. Ganz Rußland lebte m dem Glauben, die russischen Armeen würden binnen einigen Wochen sowohl in Berlin als auch in Wien sein. Ich leugne nicht, daß auch ich und mein ganzer Generalstab solche Gedanken hegten nur lag der Zeitpunkt des Einzugstages in die beiden feindlichen Hauptstädte nach unserer Schätzung weiter. Wir haben die österreichisch-ungarische Armee unterschätzt und zu sehr auf die Nationalitäten der Monarchie und die Gegensätze zwischen Oesterreich und Ungarn vertraut. Diese Hoffnungen sind verflattert. Die ungarischen Soldaten bereiten uns die nämliche Ueber- raschung wie seinerzeit die Japaner. Wir glaubten fest daran, daß die Monarchie unter Franz Josef keinen Krieg führen werde, da ihre Politik immer eine fried liche war, niemand ahnte ihre militärische Stärke. Mit Deutschland haben wir ge rechnet, doch uns in den Kräften der Ver bündeten getäuscht." Deutliches und Sächsisches. GttenLors-Vkrilla, 24. November W4- — Dos M inisterium des Innern ei läßt eine Bekanntmachung über die Aufnahme von Vonättn von Getreide und Mehl am 1 Dczember 1914. Die Ausführung der Er hebung liegt den Gemeindebehörden ob und ettolgt durch Ortrlisten. Die Aufnahme er- sücckk sich auf die landwirtschaftlichen Unter nehmungen und solche, die Getreide, und Mehlvorrüie aus Anlaß ihres Handels- oder G.wubedetriebes in Gewahrsam haben. Für d e Aufnahme der Vorräte kommen in Betracht »ämüicke landw rnchacklichen sowie die in F-age kommenden gewerblichen Handels- und Verkehrsbetriebe, außerdem sind die Vorräte >m Gewahrsam von Gemeinden und sonstigen öffentlich rechtlichen Körperschaften und Ver bänden in die Otvslisten einzutragen. Ein Eindringen in Einkommens- und Vermögens- vechältmsfe ist ausgeschlossen. Die Angaben werden nur für die Zwecke der amtl ichen Statistik veröffentlicht. — Ergänzung der Paketadressen durch die Post. Von anulicher Strlle wird darauf aufmnkwm gewacht, daß in der Zeit vom 28. ^is 30. November Weihnächtepaktte tüc alle im Felde stehenden Heeresangehörigen, daß heißt für alle zum Kriegsdienst emgezogenen Persone.'! Mt Ausnahme der im festen Standort der Heimat befindlichen, abgesandl werden können. Vermag der Absender des Armee-, Reserve, Landwehrkorvs oder die Armee, denen der Pakctempfängsr anaehört, nicht anzugeben, so kann bei der Post ohne einen solchen Zusatz aufgelüfett werden, Das Pakeidepot wird durch die Post nachgetragen. Dies gilt insbesondere auch für die mit Namen bezeichneten Verbände wie Kavalleiisdivisionen undLandsturmformalionen. An die im Inlands in festen Standorten stehenden Truppen sind Pakete jederzeit nach den allgemeinen Post- vorschriften zulässig. — Wirtschaftliche Spionage! Von amtlicher Seite weroen d e Industriellen darauf auf merksam gemacht, daß von England HandelS- tachverständige noch Deutschland und Oester reich gesandt werden, d e Muster und Preise von Waren, die sich für dm Export eignen, einholen sollen, damit an Hand dieser Unter- ogen Deutschlands und Ocsürreichs Handel nicht nur noch England selbst, sondern auch nach dem andern Auslände unterbunden und ausgeschlossen werden kann. Jedenfalls werden d e englischen Hanvelsipione versuchen, unter en harmlosesten Vorwänden an den deutschen Erzeuger Hera; zukowmen und seine Muster and Pieise kennen zu lernen. Darum Vorsicht — Jagdverbot für feindliche Ansländer im Königreich Sachsen. Mit Rücksicht auf den bsstehe! d n Ktieg> zustattd und aus sicherheits polizeilichen Gründen ist den Angehörigen feindlicher Staaten, wie in anderen Bunoes- staaten, so auch im Königreich Sachsen, die Ausübung der Jagd von den obersten Militärbehörden verboten worden. Das Ver» bot gilt für die Dauer dcS Kriegszustandes. Jagdkarten werden demensprechend während dieser Zeit Angehörigen feindlicher Staaten nicht ansgestelll und bereits erteilte wieder cingezogen. — Fünf Grad Kälte und an ungeschützten Stellen noch mehr zeigte am Sonntag früh das Thermometer. Noch bis vor einigen Tagen hatten wir nasses und unbeständiges Wetter, das auf einen so schnellen Eintritt des Frostet durchaus nicht hinwies. Die jetzt eingetretene Kälte ist aber für die all gemeine Gesundheitslage besser als das vorhergegangene naßkalte Wetter. Der Frost hat die Wege hart gefroren. Dresden. Die Zahl der Kriegsaufgebote hier betrug im ersten Kriegsmonat, im August d. I, nach dem Monatsberichte des Statistischen Amtes der Stadt Dresden insgesamt 860. Radeburg. Der sür Mittwoch, den 25. November, festgesetzte Viehmarkt wird wegen der Senchengefahr nicht abgehalten. Dagegen findet an diesem Tage Ferkelmarkt und bis auf weiteres jeden Mittwoch am Marklplatze statt. Königsbrück. Im hiesigen Gefangenen, lager hat man kürzlich eine Entdeckung gemacht, die wieder einmal ein grelles Schlaglicht auf die verwahrlosten Zustände im Zarenreiche Wirst. Schon seit einiger Zeit war eS aus gefallen, daß eine Anzahl von Russen sich stets m Besitz reichlicher Geldmittel befand. Man maß dieser Tatsache jedoch keine allzu große Beteutung bei, um so mehr ja auch in den nderen Lagern es stets Gefangene aller Nationalitäten gibt, dis über größere Summen Geldes verfügen. In der vergangenen Woche brach unter einigen russischen Kriegsgefangenen ein Wortwechsel aus, sodaß sich das Wach- kommando zum einschreiten veranlaßt sah. Bei dem Verhör stellte es sich heraus, daß die braven Russen, als sie seinerzeit das Aussichtslose ihres Widerstandes gegen unsere Truppen sahen, nach bewährten Muster die Kriegskasse ihres Regiment haben mitgehen heißen, selbstverständlich nur „aus Pflicht gefühl", damit sie nicht den Deutschen in die Hände fiel. Die weitere Untersuchung der Kommandantur des Truppenübungsplätze Königsbrück förderte nun die Rubelscheine aus den seltsamsten Verstecken zutage. Ueberall fand man Nwerq so in der Erde vergraben, zwischen Mantel und Futter, in den Feldflaschen und an anderen Orten. Einem Muschik, der sich besonders schlau wähnte, wurden die Rubelscheinchen aus dem Riegel der Weste herausgezogen, wo er sie sein und säuberlich eingcnäht hatte. Die Gesichter der ehrlichen Soldaten von Väterchen Zar sollen nicht be sonders geistreich gewesen sein, als man die Kriegskaffe des russischen Regiments nun doch noch in deutsche Verwahrung nahm. Kaschau. In der Dorfgemeinde Kaschau ist durch eine unifangreiche Sammlung in der Gemeinde erreicht worden, daß jeder der 211 Krieger ein Weihnachtspaket im Werte von 7 Mark und jedes der 271 Kinder der Krieger ein Weihnachtsgeschenk im Werte von 2 Mark erhalten kann. Die Sammlung ist noch nicht geschlossen. Mrchennachrichten. Dvnnelsmg, den 26. November 1914. Ottendorf-Okrilla. Abends >/z8 Uhr Kriegsbetstunde. Medingen. Abends i/z? Uhr Kriegsbetstunde. Mittwoch, den 25 November 1914. AbsndS >/,7 Uhr Kriegsbetstunde.