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Znlpracke Kaiser Milkelms. Der Chef des Generalstabes der Armee abteiluna von Woyrsch übermittelte der .Schlesischen Zeitung' mit der Bitte um Ver öffentlichung folgende Ansprache, die der Kaiser bei seiner Anwesenheit im Osten vor den Ab ordnungen der zur Armeeabteilung Woyrsch gehörenden Truppenteile und der österreichi schen Truppen gehalten hat: Kameraden! Ich habe Mir Deputationen der im Osten kämpfenden Truppen hierher bestellt, weil es Mir nicht möglich ist, euch alle vorn in den Schützengräben begrüßen zu können, überbringt euren vorn kämpfenden Kameraden meine herzlichsten Grüße sowie Meinen kaiserlichen Dank und den Dank des Vaterlandes für eure heldenhafte Haltung und Ausdauer, die ihr in den letzten drei Monaten der russischen Übermacht gegenüber bewiesen habt. Bei uns zu Haus spricht man mit Recht, daß jeder im Osten kämpfende Mann ein Held ist. Ihr habt die Ehre, Schulter an Schulter mit dem Heere Sr. Ma jestät des Kaisers Franz Joseph, Meines Freundes und geliebten Vetters, zu kämpfen für eine gerechte Sache, für die Freiheit, für die Daseinsberechtigung einer Nation und einen zukünftigen langen Frieden. Wenn es auch noch lange dauern kann, wir dürfen dem Feinde keine Ruhe lassen. Wir werden weiter kämpfen mit dem Erfolg wie bisher, denn der Himmel ist auf unserer Seite. Mit Gott werden wir uns einen langen Frieden erkämpfen. Denn unsere Nerven sind stärker als dieunsererFeinde. Mein kaiserlicher Freund hat Mir schon mehr fach die Tapferkeit der mit unseren öster reichischen Brüdern zusammen kämpfenden Truppen hervorgehoben, und wie Ich sehe, euch durch allergnädigste Verleihungen von Auszeichnungen seinen Dank gezollt. Wenn ihr jetzt,zurückkehrt in eure Stellungen, nehmt euren Kameraden Meine herzlichen Grüße mit und sagt ihnen, daß, wenn Ich auch wieder nach dem Westen muß,'Meine Gedanken stets bei euch sind und Meine Augen stets auf euch ruhen, als wenn Ich hinter euch stände. Und nun zum Schluß laßt uns unserem brüder lichen Gefühl Ausdruck geben, indem wir rufen: Seine Majestät Kaiser Franz Joseph und sein Heer Hurra, Hurra, Hurra! Volksn>lr1lckaiMekes. Die Verwertung der Küchenabfälle. Der Lanbwirtschastsmimster Freiherr v. Schorlemer und der Minister des Innern v. Loebell haben an die Verwaltungen der preußischen Städte ein umfangreiches Rundschreiben gesandt, in dem die Mittel und Wege gezeigt werden, wie die Küchen abfälle, die in den Städten zum größten Teil ver loren gehen, für die Industrie und ganz besonders für die Landwirtschaft verwendet werden können. Die Minister weisen darauf hin, daß die weitere Verwertung der Küchenabsälle nur dann erfolgen könne, wenn in den einzelnen Haushaltungen von vornherein eine Teilung der Abfälle oorgenommen werde. Die Absälle, dis zur Futterbereitung dienen können, müssen geschieden werden von Mesall-, Leder- und Papierresten, ebenso von Kehricht und Schlacken. Der volkswirtschaftlich wichtigste Teil der Verwertung von Küchenab.ällen ist die Gewinnung von Trockenfutter. In dem Rundschreiben wird ausgesührt, daß man jährlich etw 2,5 Millionen Doppelzentner Trockenfutter aus den Abfällen gewinnen könne, und daß es, abgesehen von der Unwirtschaftlichkeit des bis herigen Verfahrens, an sich unverantwortlich wäre, in den fetzigen Kriegszeiten von der Mög lichkeit, diese Werte auszunutzen, keinen Gebrauch zu machen. Neugeprägte Münzen. An Reichsmünzen wurden ausgeprägt im Monat November für 4 532 910 Mk. Einmarkstücke, 2 292 211 Mk. Fünf zigpfennigstücke, 426 952 Mk. Zehnpfennigstücke, 274j762,55 Mk. Fünfpfennigstücke, 8069,58 Mk. Zweipfennigstücke, 1000 Mk. Einpfennigstücke. Einschränkung des Rübenbaues. Die Königliche Ansiedtungskommission in Posen hat in Rücksicht auf die Nahrungsmitteloersorgung den Zuckerrübenanbau auf den Ansiedlungsgütern für das Jahr 1915 eingeschränkt und dafür den An bau von Winterroggen und Sommerweizen ver stärkt. Die meisten beteiligten Zuckerfabriken sind dabei der Ansiedlungskommisfion noch dadurch entgegengekommen, daß sie auf einen Teil des Pflichtrübenbaues für 1915 verzichtet haben. Von rmÄ fern. Fahrpreisermäßigung zum Besuche kranker und verwundeter deutscher Krieger. Die zum Betuche kranker und verwundeter deutscher Krieger vorgesehene Fahrpreis ermäßigung wird, wie amtlich bekanntgegeben wird, nunmehr auch bei Reisen bis zu den deutsch-österreichischen Grenzstationen gewährt. wehr bleiben und den Krieg mitmachen wolle, und bat, ihm etwas Geld zu schicken. Ganz gegen seinen Willen wird er wohl die Heim reise antreten müssen. Turnergräber am Völkerschlachtdeuk- mal. Die Deutsche Turnerschast beabsichtigt, die beiden inzwischen verstorbenen Festturn warte des 12. deutschen Turnfestes in Leipzig, Rudolf Witzgall und Bernhard Striegler, nach einer am Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig gelegenen Stelle des Südfriedhofes umzubetten und dort den beiden um das deutsche Turnen hochverdienten Männern ein Ehrenmal zu er richten. Die an das Denkmal sich anschließende Abteilung des Südfriedhofes ist für die Zu kunft als Ruhestätte für verdienstvolle Turner vorgesehen. Ser Suezkanal mit dem Überschwemmungsgebiet. Zur Verteidigung des Suezkanals gegen die vordringenden türkischen Truppen haben die Engländer an der nördlichen Ausmündung des Kanals in das Mittelländische Meer den östlichen Kanaldamm durch stochen und dadurch eine Über schwemmung des bereits trockenge legten Bodens des ehemaligen Sees von Pelusium herbeigesührt. Da das Überschwemmungsgebiet fast bis El Kantara reicht, wird dadurch eine Annäherung der türkischen Truppen an das Nordende des Suezkanals zur Unmöglichkeit. Die Engländer sind sich bewußt, baß sie Herren des Suezkanals nur bleiben können, wenn sie ihn auf seiner ganzen Länge verteidigen können. Da hierzu aber ihre Streitkräfte in Ägypten nach Zurückziehung der englischen Truppen zu schwach sind, haben sie zu dem verzweifelten Mittel gegriffen, den alten Seeboden von Pelusium, den sie unter Aufwendung nicht geringer Geldmittel trockengelegt haben, wieder unter Wasser zu sehen, um die zu verteidigende Strecke des Suezkanals säst um ein Drittel seiner Länge zu verkürzen. wenn die zu Besuchenden in österreichischen oder ungarischen Lazaretten liegen. Ferner ist die Fahrpreisermäßigung auch auf Reisen ausgedehnt worden, die im Falle des Ab lebens kranker oder verwundeter Krieger zu ihrer Beerdigung von Angehörigen unter nommen werben. Die Rückkehr nach Ostpreußen. Der Landeshauptmann in Königsberg gibt be kannt, daß die Rückkehr der ostpreußischen Flüchtlinge in die Kreise Allenstein. Osterode und Rössel jetzt unbedenklich ist. Bon einem deutschen Kreuzer in Grund gebohrt. Der deutsche Hilfskreuzer .Prinz Eitel Friedrich" hat bei Corral. an der chilenischen Küste, den englischen Dampfer „Charcas" in den Grund gebohrt. Er landete die Besatzung in Papudo bei Valparaiso. Ein „kriegsfreiwilltger" Schuljunge. Mit der Landwehr ausgerückt ist ein 13 Jahre alter Schüler Großkopf aus Berlin, der bei seiner Mutter wohnte. Vor einigen Tagen erfuhr er, daß eine Landwehrabteilung nach dem Osten ausrückte. Schnell machte er sich ein paar Butterbrote zurecht, eilte nach dem Bahnhof und schmuggelte sich in den Sol datenzug ein. Erst unterwegs entdeckten ihn die Lanbwehrmänner und nahmen ihn mit. Jetzt schrieb der Vermißte aus Schönsee bei Gollup an seine Tante, daß er bei der Land- Einstellung der russischen Schiffahrt. Wegen der letzten Minenunglücke wird in den finnischen Schären die Schiffastrt von den schwediichen Häfen nach Raumo in Finnland eingestellt. Damit hat die letzte Seeverdin- dung Rußlands mit Europa ausgehört. Oer Krieg unä äas Mets- verkältms. Vielfach ist die Meinung verbreitet, daß der Ausbruch des Krieges von der Miets zahlungentbinde, oder daß man die Wohnung vorzeitig räumen dürfe. Diese Ansicht ist irrig, denn an sich ändert der Krieg an den Rechten und Pflichten des Mieters und Ver mieters gar nichts. Dieses gilt sogar sür den Fall, daß einer von beiden Teilen zum Heere eingezogen ist. Ist der Vermieter im Felde, so kann er die Mietszahlung durch einen Be vollmächtigten einziehen lassen. Ist der Mieter im Kriege, so bleibt auch dann die Weiterentrichtung seine Pflicht: kann er jedoch hieriür nicht sorgen, so würde allerdings eine gerichtliche Klage des Vermieters deshalb einen Erfolg nicht haben können, weil das Gericht gegen abwesende Kriegsteilnehmer eine Verurteilung nicht aussprtcvt, vielmehr eine Aussetzung des Prozesses bis zur Rück kehr des Mieters anorünen würde. Selbst wenn also in dem Mietsvertrage die sogenannte Exmissionsklausel enthalten sein sollte, d. h. das Recht des Vermieters im Falle nicht pünktlicher Mietszahlung die so- sortige Räumung der Wohnung zu verlangen, könnte eine Exmittierung des im Felde be findlichen Mieters niemals stattstnden. Daran ändert auch nichts der Umstand, daß der im Felde Stehende Frau und Kinder in der Wohnung zurückgelassen hat. Die Ehefrau als solche hastet natürlich nicht für die Miete: wenn sie also nicht freiwillig die Miete weiter entrichtet, wird der Hauswirt gegen sie weder mit Klage noch mit Pfändung oder Exmission vorgehen können. Der einzige Weg, der dem Hauswirt in solchen Fällen übrig bleibt, ist vielleicht noch der, daß er sich an die Behörde wendet, die die Unterstützungen sür die be dürftigen Angehörigen der Krieger nach dem Kriegsfürsorgegesetz vom 4. August 1914 aus zahlt, und dort den Antrag stellt, daß die direkte Zahlung der Unterstützung an den Hauswirt für restterende Miete erfolgt. Doch ist auch dieser Erfolg zweifelhaft, da ja meist der Lebensunterhalt den Betrag der Unter stützung vorweg in AnsvruÄ nehmen wird. Es läßt sich nicht verkennen, daß den Haus wirten, namentlich in ärmeren Wohnvierteln, eine schwere Belastung auserlegt wird. Doch muß sie der Gedanke trösten, daß sie damit ein patriotisches Opfer bringen, und daß wir in dieser schweren und doch wieder so großen Zeit nur dann zu einem glücklichen Ende kommen können, wenn einer des anderen Lasten willig tragen Hilst. Es steht ja wohl zu erwarten, daß man den Hausbesitzern noch durch besondere Schutzvorschristen, Stundung von Hypothekenzinsen u. dergl. unter die Arme greisen wird. Die erste Sorge blieb doch immer, daß die Familien unsrer wackeren Krieger vor Not und vor der Gefahr ge schützt sind, auf die Straße gesetzt zu werden. Eine besondere Erwähnung verdient noch im Rahmen dieser Betrachtung der Fall, d«ß, was von Öen Hausbesitzern beim Mieten der Wohnung häufig verlangt wird, die Ehesrau ven Mtetsvertrag mit unterschrieben hat. Dann ist sie allerdings neben dem Ehemann zur Zahlung der Miete verpflichtet und könnte von dem Hauswirt Qerhalb gerichtlich belangt werden. Ein etwa dahin ergehendes gericht liches Urteil könnte jedoch nicht vollstreckt werden, da eine Zwangsvollstreckung gegen die Ehefrau nur zulässig ist, sobald auch deren Ehemann gerichtlich verurteilt worden ist, die Zwangsvollstreckung in die Samen der Frau zu dulden. Eine folche Verurteilung des im Felde stehenden Ehemannes ist aber nicht ausführbar, da Prozeße gegen ihn überhaupt nicht verhandelt werden. Mithin ist auch die jenige Ebefrau eines Kriegsteilnehmers, die den Mietsvertrag des Mannes mit unter- ichrieben hat, gegen Zwangsmaßregeln des Vermieters geschützt. Gegen Mieter, die nicht zum Kriegsdienst einberuien sind, gelten die regulären gesetz lichen Vorschriften, sie können allo verklagt und erforderlichenfalls auch exmittiert werden. Doch hat das Kriegsnotgesetz auch in diesen Fällen eine Milderung zugelassen: statt so fortiger Räumung der Wohnung kann das Gericht dem in Not geratenen Mieter eine angemessene Frist gewähren, binnen welcher er die Wohnung zu verlassen bat. GerrcktskMe. Leipzig. Ein Schwätzer hat wieder einmal die gerechte Strafe erhalten. Der Geschirrsührer Friedrich Radtner erörterte in einer Gat!Wirt schaft in Leipzig-Reudnitz die Kriezsereignisse. Dabei kam die Rede auch auf Verwundungen. Radtner äußerte sich nun dahin, die Verwundungen und Verstümmelungen unserer Krieger rührten nicht allein von den Feinden, sondern auch von unseren eigenen Soldaten her. Auch das Rote Kreuz tue das seinige dazu. Er habe es von Leuten gehört, die es ganz genau wüßten. Als Radtner aufgesordert wurde, doch zu erklären, wer ihm das gesagt habe, weiqerke er sich, seine Gewährsmänner zu nennen. Es wurde dann wegen dieser Äußerungen Anklage gegen Radtner wegen Beleidigung erhoben. Das hiesige Gericht verurteilte den Angeklagten, der dabei stehen blieb, daß ihm das, was er in der Gastwirtschaft gesagt habe, auch tatsäch lich erzählt worden fei, zu einer Woche Ge- Fragen, wie es stünde. Aber der Mann, der noch niemals in seinem Leben eine Ant wort schuldig geblieben war, und der kaum vom Dorsbader in der unermüdlichen Weiter gabe von Neuigkeiten übertroffen wurde, war schweigsam. Sein Antlitz war fahl und die Augen flackerten in einem seltsamen Schein. Er schüttelte nur immer wieder den Kopf und murmelte, während er den Sanitätssoldaten bei der Überführung der Verwundeten behilf lich war: »Es ist schrecklich! Es ist schrecklich!" Erst als er nach etwa einer Stunde am Schenktisch stand und mehrere Schnäpse ge nossen hatte, schien ihm die Zunge gelöst. Er sah sich scheu um und flüsterte dem Dors- schulzen zu: »Die Hundertdreiundfiebziger sind von deutschem Maschinengewehrfeuer vollständig aufgerieben worden. Vom ganzen Regiment, das über Gebweiler—Aarberg—Segenheim vorgegangen ist, sind noch etwa 300 Mann unverwundet. Wenn mich nicht alles trügt, bereiten sie den Rückzug vor." »Warum kommen denn zu uns keine Osfi- ziere?" fragte der Dorfschulze. »Die können doch auch nicht auf Len Verbandplätzen an der Front bleiben." Der Kaufmann nahm einen tüchtigen Schluck. „Sie sind alle nach dem Einödhof hinauf- gekommen. Der Ferchhammer hat auf seine eigenen Kosten ein Lazarett in seinem Hause errichtet. Es heißt, er habe es im Einverständ nis mit der deutschen Militärverwaitung ge tan; aber nun hat er es auf Veranlassung des französischen Oberkommandos den Offt- riereu Ler 173er zur Verfügung gestellt. 19 Mann sind seit heute Morgen hinaus gekommen; für 24 hat er Platz." „Wie hat er das bloß so schnell bewerk stelligen können? Er ist und bleibt doch ein Teufelskerl!" „Ja," bestätigte der Kaufmann, und aus seinen Augen strahlte ehrliche Bewunderung, „das ist er; aber doch in ganz anderem Sinne, als Ihr meint." Das Gespräch der beiden wurde durch einen wüsten Lärm unterbrochen, der vom Ende der Straßehereinscholl. Als der Schulze gerade an das Fenster treten wollte, öffnete sich die Tür, und ein Dragoner kam hereingestürzt, schreckens bleich, außer Atem, mit Blut bedeckt und voller Staub. „Was gibt's?" fragten alle Anwesenden. „I-ss Lllemkmäs! Sie 'oben Nieder-Neuen dorf im Sturm genommen." Man verstand nicht allgemein, was der Franzose radebrechte; nur eines ward allen kiar: die Deutschen waren erfolgreich vorge drungen. Und wie zur Bestätigung tönte setzt der Kanonendonner immer deutlicher in dem Lärm. Der Wirt stieg auf das Dach seines Hauses. Nach wenigen Minuten tam er wieder herunter. «Sie beschießen von Nieder-Neuendorf aus Seeheim und Neuendorf! Bald wird auch hier bet uns die Feuerwirkung zu spüren sein!" Die Worte des Gastwirts waren das Signal zum allgemeinen Ausbruch. Ein jeder eilte in sein Haus, gleichsam, als ob damit die Gefahr vermindert würde. Aber die Gefahr stieg von Minute zu Minute, Und mit ibr natürlich die Auf regung der Bewohner dieser sonst so stillen Dörfer. Am Nachmittag gegen sechs Uhr ward es klar, daß die Franzosen auf ihrem weit vor geschobenen Vorposten bei Nieder-Neuendorf vollständig geschlagen waren. Von dort hatten sie ihre gesamte Artillerie in einem be klagenswerten Zustand hinter ihre Front zu rückgenommen. Aber es zeigte sich sehr bald, daß ihre Stellungen bei Neuendorf ebenfalls nicht zu halten waren. Die überlegene deutsche Artillerie hatte bereits nach wenigen Schüssen nicht nur die Schützengräben der Franzosen bezwungen, sondern auch ver schiedene Gehöfte, in denen sich einzelne Maschinengewehre festgesetzt hatten, um das unaufhaltsame Vordringen der bayrischen In fanterie aufzuhalten, in Brand geschossen. Martin Wehrlin war nach den ersten Schüssen, die wie die Verkündung eines neuen Abschnitts der Geschichte der Hoheniindower Dörfer klangen, wieder hinabgegangen zum Wirtshaus. Der Schänker hatte sich die Gelegenheit zunutze gemacht, denn Vinter seinem Hause er hob sich unmittelbar aus seinem kleinen Obst- unü Gemüsegarten heraus wie eine in den Himmel ragende Wand der „Große Bars", ein Berg, der mit den Ausläufern der Vo gesen nur in loser Verbindung stand, dessen Kegel aber an Hellen Tagen eine Aussicht weit ins Land gestattete. Hier oben hatte Meister Gerard in Friedenstagen eine Hütte gebaut, die bei schlechtem Wetter Reisenden zum Unterschlupf diente, auf deren Dach sich ein Ausstchtsturm befand, den man von weit und breit besuchte. Von hier aus konnte der Blick Hinüberschweifen zu den Vogesenpässen, wie zu allen Dörfern der Umgegend. Von hier aus sah man die ganze frucht bare Ebene, die ins Badensche hineinsührte, und aneinandergereiht wie die Perlen auf einer Schnur die vielen Dörfer, ein Wahr zeichen schaffender, friedlicher Menschen. Jetzt aber hatte der Hausknecht hier oben sein Reich aufgeschlagen. Er nahm fedem Besucher einen Groschen ab und machte ein Bombengeschäft. Denn von diesem Turm aus konnte man das ganze weite Schlachtfeld beobachten. Martin Wehrlin lenkte seine Schritte jetzt dorthin. Es waren finstere Gedanken, die ihn be schäftigten, während er die einhundertachtzig Stufen Hinaufstieg, dis zu dem Aussichtsturm sührten. Hatte sich sein Todfeind nicht wieder in den Mittelpunkt der Ereignisse gestellt? War er nicht wieder der einzige, der in dieser schlimmen Zeit von allen Widerwärtigkeiten verschont btieb, weil sein Gehöft jenseits des Hanges aus einem Bergplateau lag wie hier des Wirtes Ausstchtsturm? Und würde er nicht wieder aus allen Fährnissen unveiästigt heroorgehen, er, dessen Mörderhanü wie ge segnet vom Himmet schien? In ohnmächtigem Zorn biß der Buchwaldbauer die Zähne auf einander und seine Hände ballten sich wie i« einem Wutkrampf. Er hörte in seinem tiefen Sinnen nicht das schreckliche Krachen der Granaten und Schrap nells, er hörte nicht die fürchterliche Monotonie des Maschineligewehrfeuers, das jetzt ununter brochen aus beiden Lagern herübvffcholl. »» (Fortsetzung soiaO