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Bezugspreis: vierteljLhrlich r,ro Mark frei in: ^mrs. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jährlich i Mk. Einzelne Nummer zo Pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag »ad Sonnabend Nachmittag, Unterüaktungs- unä Anzeigeökatt I ! — --M—.. l>Wl« MN'" «' '«« l I , «nrriMpe«»: Für die kleinstpeltige Aorpn».Keile »der deren Raum w psg. — Im Reklameteil fiir die kleinspalttge Petit-Keile ss psg. Anzeigenannahme bi» ;s Uhr mittag». Vellagegedlihr nach verend«r»nß. Mit w-chentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Doick »t Vertag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Dkrilla. Verantwortlich für di« Redaktion H. Rühle in Sr»ß>Okrt8a. Nummer M Sonntag, den s3 Dezember M s3. Jahrgang Neuestes vom Tage, k GroßesHauptquartier, 11. Dezbr. vormittags. Amtlich wird gemeldet: In F andern machten wir Fortschritte. West lich und östlich der Argonnen wurden feind liche Artilleriestellungen mit gutem Erfolg bekämpft. Französische Angriffe im Bois de Prstre westlich von Pont-ä-Mousson wurden abgewiesen. Oestlich der masurischen Seenlinie keine Veränderung. In Nord polen schreitet unser Angriff vorwärts. AuS Südpolen nichts Neues. Oberste Heeresleitung. Berlin. Laut amtlicher Reuter- Meldung aus London ist unser Kreuzer geschwader am 8- Dezember 7»/, Uhr morgens in der Nähe der Falkland-Jnseln von einem englischen Geichwader unter dem Kommando des Vizeadmirals Sturdee gesichtet und angegriffen worden. Nach der englischen Meldung sind in dem Ge fecht S. M. S Schiffe „Scharnhorst", „Gneisenau" und „Leipzig gesunken. Zwei Kohlendampfer sind in Feindeshand gefallen. S. M. Schiffen „Dresden" und „Nürnberg" gelang es, zu entkommen Sie werden angeblich verfolgt. Unsere Verluste scheinen schwer zu sein. Eine An- zahl Ueberlebender der gesunkenen Schiffe wurde gerettet. Ueber die Stärke des Gegners, dessen Verluste gering sein sollen, enthalten die englischen Meldungen nichts. Der Chef des Admiralstabs der Marine. Amsterdam. Das Reuiersche Bureau meldet offiziell aus London, daß die See- schlacht am 8. Dezember mit Unterbrechungen fünf Stunden damrte. „Scharnhorst" sank nach dreistündigem Kampfe und „Gneisenau" folgte zwei Stunden später. Tie leichten deutschen Kreuzer entwichen und wurden von der Kreuzerflottille verfolgt. Kein britisches Schiff ging verloren. In einem Leitartikel schreibt die „Times" über die Schlacht; Es fehlen noch Einzelheiten, aber wir zweifeln nicht daran, daß die deutschen Seeleute mit ihr.m üblichen Mut gekämpft haben. Zweifellos hat diesmal die Ueber- macht ebenso den Sieg davongetragen, wie es im November an der chilenischen Küste der Fall wär. Berlin. Nach weiterer amtlicher Reutermeldung aus London ist es den ver folgenden englischen Kreuzern gelungen, auch S. M. S. „Nürnberg" zum Sinken zu bringen. Der stellvertretende Chef des Admtralstabs: gez. Behncke. 's Graven Hage. Von dem Unter gang de» Kreuzers „Nürnberg sind gestern und heute noch keine Einzelheiten von der britischen Admiralität veröffentlicht worden. Obgleich anfänglich eine gehobene Stimmnug in England herrschte, ist, einer Londoner Privatdepesche zufolge eine un verkennbare Beunruhigung der Bevölkerung festzustellen da die Mitteilung der Eng länder, sie hätten keine Schiffe verloren, bezweifelt ivird. Die Unruhe wächst, weil die offiziöse „Westminster Gazette" mit- teilt, die Admiralität werde über die Zu sammensetzungen des englischen Ge schwaders bei den Falkland Inseln voraus sichtlich bis zum Kriegsende keinerlei An gaben veröffentlichen. Wien. Amtlich wird gemeldet' In Polen verlief der gestrige Tag an unserer Front ruhig. Ein vereinzelter Nachtangriff der Russen - im Raume südwestlich Nowo Nadomsk wurde abgewiesen. In West- gaiizten brachten beide Gegner starke Kräfte in den Kampf. Bisher wurden über 10000 Russen gefangengenommen. Die Schlacht dauert auch heute fort. Unsere Operationen in den Karpathen führten be reits zur Wiedergewinnung erheblicher Teile! des eigenen Gebietes. Der Stellvertreter des Chefts des Generalstabs: v. Höfer, Generalmajor. London. Ein Vertreter der „Daily Mail" in Nordflandern berichtet, mit welch bewundernswürdiger Genauigkeit die deutsche Artillerie jede Bewegung der feind lichen Kraftwagen verfolge. Sowie des nachts Kraftwagen mit offenen Lichtern fahren, werden sie sofort beschossen Als vor einigen Tagen, eine große Anzahl solcher Fahrzeuge in einem Orte versammelt war kam telephonischer Befehl, sofort die Wagenlaternen abzublenden, da sonst un weigerlich der Ort von den Deutschen be schossen werden würde. Bevor der Befehl ausgeführt war, regnete es schon deutsche Granaten. Eine Granate traf ein Haupt gebäude des Ortes, wo mehrere Hundert Mann untergebracht waren, und zerstörte es vollständig. Auf jeden Kraftwagen, der den deutschen Artilleristen oder Fliegern zu Gesicht kommt, wird geschossen; eine große Anzahl Wagen ist auf diese Art und Weise von den Deutschen bereits vernichtet worden. Amsterdani. Der Berichterstatter der Daily Mail meldet aus Nordfrankreich: Obwohl die Verbündeten über das über schwemmte Flamland vorrücken, haben die Deutschen doch einen langen Arm, der sicher über alles hinwegreicht, fast bis nach Calais und der in unerwarteten Augenblicken schwere Hiebe austeilt, Dieser Arm ist die deutsche Motorkanone, die sich jetzt wieder fühlbar macht und die Hartnäckigkeit der Deutschen zeigt. Furnes wurde bombardiert. Gegen 11 Uhr schlugen eine Anzahl Granaten auf der Bahnstation ein, Granaten die über die weite Wasserfläche gekommen waren, abgeschossen von einer Kanone, die irgendwo im Nordosten stand. Dies ist das erstemal, daß FurneS angegriffen wird was ohne diese neue Kanone unmöglich gewesen wäre. Das Geschütz muß aber mindestens zehn Meilen entfernt stehen, irgendwo auf dem Wege von Ostende nach Thouront. Petersburg. Die russische Diplo matie gibt zu, mit ihrem ursprünglichen Plan zur Rettung Serbiens Schiffbruch er litten zu haben. Bulgarien sei für eine Erneuerung des Balkanbundes nicht zu haben, und ohne dieses Land wäre der Bund zwecklos. Auch sei das Verhalten Griechenlands und Serbiens gegenüber den russischen Vorschlägen zu mißbilligen. Der einzige Erfolg, den die russische Diplomatie bisher errungen habe, sei die Zusicherung Bulgariens an Rumänien, daß cs von seiner Seite keine Gefahr zu befürchten habe, wenn eS gegen Oesterreich-Ungarn zu den Waffen greife, aber auch dieser Er folg sei ein rein theoretischer, da Rumänien keine Miene mache, in den Krieg einzutreten und Serbien zu helfen. Man sei hier mit dem Verhalten Rumäniens sehr unzufrieden. Lyen. Bei der erneuten Untersuchung der früheren Ausgemusterten und Zurück gestellten der Jahresklassen 1898 bis 1907 wurden in einem Bezirk von 789 Ge stellungspflichtigen 202 flediensttauglich befunden, 79 den Hilssiruppen zugeteilt 26 zurückgestellt und 490 endgüldig aus- gemustert. In den übrigen Bezirken war der Verhältnis ähnlich. Konstantinopel. Am Mittwoch machten die Russen unter dem Schutze von Kriegsschiffen einen Landungsversuch südlich voit Batum, um unsere Truppen in der Flanke anzugretfen, wurden aber unter schweren Verlusten zum Rückzug ge zwungen. Wir nahmen ihnen zwei Ge schütze weg. In Vilajet Wan warf unsere Kavallerie einen Angriff der russischen Kavallerie zurück. An der persischen Grenze östlich Wan wiesen wir einen russischen Angriff ab. Oertliches und Sächsisches. Dttendorf-Dkrilla, ;2. Dezember M. — Dank der in diesen schweren Tagen überwältigend großartig zutage tretenden Vaterlandsliebe und dem dmch die Presse so nachhaltig geförderten Interesse der gesamten Bevölkerung an der Entwicklung unserer wirtschaftlichen Kräfte hat der Goldbestand der Reichsbank laut ihrem Ausweise vom 7. Dezember zum ersten mal seit Bestehen der Reichsbank die zweite Milliarde überschritten. Damit wird dieser 7. Dezember zu einem der denkwürdigsten Tnge des Wirtschaftslebens, doppelt denkwürdig im Hinblick aus die ge waltige Zeit, m die er fällt. Umsomehr soll das deunche Volk an ihm nicht unberührt vorübergehen, sondern sich der Bedeutung dieses Ereignisses freuen und sich dessen Mahnung n'cht verschließen. Der Golobestand der Reichsbank, der vor Jahresfrist noch nicht 1 Milliarden Mark betrug, hat heute schon eine Höhe erreicht, wie sie in sorglosen Tagen niemals auch nur im entferntesten erzielt worden ist und erhofft werden konnte. Unsere Reichsbank vermag dafür, daß ihr diese Summe Goldes in die Hand gegeben ward, über 6 Milliarden Mark Reichsbanknoten auszugeben, in Höhe vieles Betrages unserem wirtschaftlichen Leben durch Ankauf von Wechseln finanzielle Hilfe zu leisten auf solche Weise den größten Teil der deutschen Unternehmnungen vor einschneidenten geldlichen Schwierigkeiten zu bewahren und eine gewaltige Zahl von Arbeitnehmern vor dem Brotlos- werden zu schützen. Dank dieser finanziellen Wehr sind zum Ingrimm nnd zum Staunen der neutralen Mächte alle Voraussagungen, Deutschland werde schon nach kurzer Zeit wirtschaftlich zusammenbrechen und sich den schmählichen Forderungen seiner Gegner fügen müssen, kläglich zunichte geworden. In dem gegenwärtigen Ringen aus Tod und Leben, durch daö England den deutschen Handel zer schlagen, die deutsche Industrie vernichten, die deutsche Bevölkerung dem Hungertode weihen will, ist der Sieg auf Wirtschaft- lichem Gebiete von der gleichen Wichtigkeit, wie der Sieg aus dem Schlachtfelde. Als sich die Grenzen der deutschen Lande schlossen, öffneten sich die Herzen und mit ihnen die Geldbeutel der deutschen Bevölkerung. Die Vaterlandsliebe ward zum Schlüssel, der auch die sorgsamst verwahrten Truhen ausspringen li.ß. Ein jeder, der sein Gold der Reichs bank zum Umwechseln brachte, trug nicht nur völlig gleichwertige Reichsbanknoten in der Brieslasche heim sondern noch das stolze Ge- sühl im Herzen: „Die goldene Wehr des Vaterlandes, sie ist auch ein Werk." Niemand sollte denken: Was kann Dein Goldstück helfen? Nur dadurch, daß Goldstück zu Gold stück kam, vermochte sich die Golddecke der Reichsbank machtvoll und immer machtvoller za dehneu. Zwei Milliarden Gold in den Kellern der ReichSbauk: Das einzelne Gold stück hat dies getan! „Ueber 2 Milliarden Mark in Gold!" Eine gewaltige Summe und doch nur ein Teilbetrag der in Deutsch land vorhandenen Goldmünzen Mehr als 5 Milliarden Mark sind zu deutschen Münzcn ausgeprägt worden. Ungeheuer groß ist daher die Summe gemünzten Goldes, die in der Jetztzeit noch überflüssigerweise von Hand zu Hand läuft oder unnütz im Kasten ruht Du, Leser, bist der Mann, mitzuhelfen, daß sich die deutsche wirtschaftliche Rüstung immer mächtiger gestalte. Welchem Stande Du auch angehören mögest, erkenne, daß es eine für- war heilige Pflicht ist, in dieser Zeit der Anspannung aller Kräfte das Gold zu sammeln um es der Reichsbank zu bringen, wo allein eS nutzbringend wirkt und dem Vaterlande dienstbar gemacht wird. — Erneute Warnung vor Versendung feuergefährlicher Gegenstände! Am 6. Dezember ist ein Poslkraftwagen mit Post für das 18. Armeekorps auf der Etappenstraße wahr scheinlich insolge von Selbstentzündung von Postsendungen (Streichhölzer, Feuerwerkskörper oder ähnliches) in Brand geraten. Zwei Drittel der Ladung sind verbrant. Amtlicher seits ist wiederholt vor der Versendung feuer- gesährliche Gegenstände durch die Feldpost ge warnt worden. Diese Warnung wird dringend wiederholt. Wer sich darüber hinwegsitzt und leiche entzündbar» Gegenstände versendet, kann die Allgemeinheit auf das empfindlichste schädigen und die Wohltaten zunichte machen, die Liebe und Opfersinn unseren Soldaten im Felde zugedacht haben. M.J. Speisekarloffelln sorgfältig behandeln! Von großer Wichtigkeit ist eS, daß dieses wertvolle Nahrungsmittel während der Kriegs zeit doppelt sorgsam behandelt wird, denn auch der kleiiM Vorrat, der etwa verdirbt, bedeutet einen wirtschaftlichen Schaden für uns. Die Hauptsache ist, daß man gleich nach dem Ein- auf die angefaulten Knollen, also solche, die d.e feuchte oder bläuliche, eingesunkene Flecken mit braun verfärbtem Fleische aufweisen, ent- ernt, sowie angefresseue, gedrückte oder an- rcfrorene Kartoffeln baldigst aufbraucht Weiter bewahre man Kartoffeln in dunklen nicht warmen, aber frostfreien Räumen so aus, daß die Luft immer genug Zutritt hat und sehe sie während des Winters öfters nach ob Knollen darunter sind, die zu verderben cheinen oder deren Triebe abgekeimt werden müssen. Schandau. Von den seinerzeit auS Dresden ausgewiesenen feindlichen Ausländer begaben sich auch eine größere Anzahl nach Schandau, um hier Wohnung zn nehmen. Sie wurden aber hier durchgängig abgewiesen; demzufolge mieteten sie sich in Ostrau, Alten dorf, Rathmannsdorf, Wendischfähre, Porsch dorf usw. ein. Nun ist es in den letzt vergangenen Wochen wiederholt vorgekommen daß diese Ausländer die Schandauer Stadt« lur betraten, daraufhin gab der Stadtrat be« !annt daß man künftighin diese Ausländer anzeigen und abführen wird. Liebertwolkwitz. Nun hat sich das Gerücht, doch bestätigt. In den Waldungen von Oberholz haben Soldaten des 107. Jnfanterie-Regiment am Donnerstag früh gelegentlich einer Felddienstübung am Waldes- rande tatsächlich den Kopf eines Frauen leichnams gefunden. Nicht weit von der Fundstätte sah man noch andere kleinere Leichenteile und außerdem Papier liegen, in das die Teile wahrscheinlich eingeschlagen ge wesen sind. Man wird sich erinnern, daß am 19. November in Cröllnitz bei Halle der Leichnam einer Frau zerstückelt vorgesunden wurde, dem der Kopf fehlte. Man nimmt nun an, daß der jetzt bei Oberholz gefundene Kopf zu diesem Leichuam gehört. Vermutet wird, daß die Tote identisch ist mit der am 4. März 1876 geborenen und unverheiratet gebliebene» Alma Bennewitz, die seil längerer Zeit aus Leipzig vermißt wird. Plauen i. V. In einem hiesigen Ver» kaufsladen mußte von der Polizei der gesamte Wurstvorrat (61 lc§) beschlagnahmt werden, weil die Wurst verdorben war.