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Ottendorfer Zeitung I > v Bezugspreis: vierteljLhrlich 1,20 Mark fr« inr kßnrs. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel- Mrltch i Mk. Einzelne Nummer ,o pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag >n» Sonnabend Nachmittag, — Ü Unterkiaktung8" unä Anzeigebkatt AnzeigeflpresH: Für die Netnfpalttge A»rp»-KM »lttr deren Xanm w pfg. — Im ^«klüMtÄl für die kleinspalttge Petit-Seile rs ssfg. Anzet-en-nnahme bi» ;r Uhr mittag». Beilagtgedühr nach vereindarnng. Nit w-chenüich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Node". Dimk »d Verla- von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Vkrilla. verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in Oroß-GkrBa. - ' - -- - o Nunlmer PY Sonntag, den 22. November sM s3. Jahrgang Amtücber Teil. Anmeldung zur Rekrutierungs-Stammrolle für das Kriegsersah-Geschäft 1915. Unter Bezugnahme auf die am 12. d. M. erlassene Bekanntmachung über die An meldung zur Rekrutierungs-Stammrolle für das Kriegsersatzgeschäft wird weiter bestimmt, daß sich zu diesem Ersatzgeschäft außer den im Jahre 1895 geborenen auch noch diejenigen Militärpflichtigen zur Stammrolle anzumelden haben, welche beim Krtegsersatz-Geschäft in diesem Jahre zurückgestellt worden sind, überhaupt alle diejenigen, über deren Militär verhältnis bis heute eine endgültige Entscheidung noch nicht getroffen worden ist. Die Anmeldefrist wird bis zum 28. dieses Monats > ausgedehnt. Im übrigen wird auf die bereits am 12. d. M. erlassene Bekanntmachung hingewiesen. Ottenvorf-Moritzdorf am 21 November 1914 Der Gemeindeoorstand. Neuestes vom Tage. Großes Hauptquartier, 19. Novbr. vormittags. In Westflandern und Nord frankreich ist die Lage unverändert. Ein deutsches Flugzeugge'schwader zwang auf einem Erkuudnngsfluge zwei feindliche Kampfflugzeuge zum Landen und brachte ein feindliches zum Absturz. Von unsren Flugzeugen wird eins vermißt. Ein heftiger französischer Angriff in der Gegend von Servon am Westrande der Argonnen wurde unter schweren Verlusten für die Franzosen zurückgeschlagen. Unsere Verluste waren gering. Auf dem östlichen Kriegsschauplätze sind die erneut eingeleiteten Kämpfe noch imgange. Oberste Heeresleitung GrüßesHauptquartier, 20. Novbr. vormittags. In Westflandern und Nord frankreich keine wesentliche Aenderungen. Der aufgeweichte, halbgefrorene Boden und Schneesturm bereiteten unseren Bewegungen Schwierigkeiten. Ein französischer Angriff bei CombreS südöstlich Verdun wurde ab- yewiesen. An der Grenze Ostpreußens ist die Lage unverändert Oestlich der Seen platte brmächtigten sich die Rnssen eines unbesetzten Feldwerüs und der noch darin stehenden alten unbeweglichen Geschütze. Die über Mlawa und Lipno zurück- gegangenen Teile des Feindes setzten ihren Rückzug fort, i Südlich Plozk schritt unser Angriff fort. In den Kämpfen um Lodz und östlich Tschcnstochau ist noch keine Ent scheidung gefallen. Oberste Heeresleitung. — DaS Aortschreiten der deutschen Offensive auf der Linie Ipern —Dixmuiden wird in einem Telegramm der „Morning Post" zugegeben. Der Berichterstatter des Blattes telegraphiert aus Nordostfrankreich: Am Mittwoch brachen starke Truppen der Deutschen in der Richtung Ipern-Dix- nmiden vor und gewannen bei diesem An griff ungefähr vier Kilometer. Das Feuer gefecht war furchtbar und die Verluste auf beiden Seiten bedeutend. Die Deutschen hatten scheinbar Verstärkungen erhalten Und es ist ihnen gelungen, ihre Artillerie in. günstige Stellungen zu bringen. Auch die deutschen Laüfgiäben schieben sich immer weiter vor, aus denen die Deutschen un ermüdliche Angriffe gegen die Stellungen der Verbündeten richten. Am Dienstag wurde von den Verbündeten dec Versuch gemacht mit Maschinengewehren, die auf Booten angebracht waren, die deutschen Stellungen voM Wassir aus unter Feuer AU nehmen. Das heftige Feuer der Deut schen vertrieb aber die Boote in kurzer Zeit. Köln. Nach einem Züricher Telegramm der „Köln. Ztg." versichert der militärische Fachmann des Berner „Bundes", daß sich die Front in Frankreich langsam in der Richtung auf die französische Hauptstellung verschiebe. Die strategische Lage scheint ihm, ähnlich wie im Osten, auch im Westen zu gunsten Deuschlands und seines Ver bündeten zu spechen. Nur durch eine äußerst aktive Kraftanstrengung, die im Osten wie im Westen dem Dreiverband das Heft wieder in die Hand gäbe, könnte die Kriegslage auf dem Kontinent sich wieder zu gunsten des Dreiverbandes wenden. Das italienische Blait „Perse- veranza" meint, Serbien würde wahr scheinlich genötigt sein, einen Sonderfrieden zu schließen, da ihm keine englische oder französische Hilse zukommen könne. — Der am linken MaaSufer komman dierende französische Geueral hatte um 3 Uhr nachmittags Meldung erhalten, der deutsche Angriff genen den französisch gebliebenen Teil des bei St. Mihiel gelegenen Ortes Ehaurontourt scheine nachzulassen, als eine Explosion, eine Folge der unter den Lauf gräben gelegenen deutschen Minen, die ganze französische Stellung zerstörte. Die Zahl der Opfer ist sehr bedeutend. Die Deutschen besetzten mit lautem Hurra auch die Ehauronneourt benachbarten Punkte. 's Gravenhage. Die Lebensmittel knappheit Belgiens nimmt allmählich einen unbestreitbar ernsten Charakter an. Eine große Anzahl Beigier ist jetzt ausschließlich auf unentgeltliche Beköstigung angewiesen. Der Personen-AnwuchS in Belgien ist jetzt bereits auf über 400 000 gestiegen. Die amerikanische Hilfe umfaßt bislang die Verteilung von insgesamt 1 000 400 Kilo gramm Lebensmittel und 80000 Stück Kleidungsstoffe. In ganz Nordbelgien herrscht völliger Kohlenmangel. — Aus London wird gemeldet! Lord Newton sagte am 18. d. M. in einer Werbeversammlung, daß er die englischen Verluste, die nach dem Premierminister bis zum 31. Oktober 57000 Mann betrugen, jetzt auf etwa 80 000 Mann schätze. Einige Bataillone hätten ihre sämtlichen Offiziere verloren. Ein Bataillon Elifftruppen habe unlängst unter dem Befehl eines Feldwebels gestanden. Zwei Divisionen, die zusammen etwa 37000 Mann zählten, seien auf 5300 Mann zusammengeschmolzen. A— Die „Frankst. Ztg." erfährt aus London: Im Unterhause wurden die Ver luste der englischen Marine bis zum 17. November miigeteilt. Sie beliefen sich an Offizieren auf 222 Tote, 37 Verwundete und 5 Vermißte; an Matrosen auf 3455 Tote, 428 Verwundete und einen Vermißten. Nicht mitgerechnet sind 1000 Vermißte der Flottendioifion von Antwerpen, 875 Mann von dem Kriegsschiff „Good Hope" und eine in Holland internierte Flottendioifion. Berlin. Am 17. November haben Teile unserer Ostseestreitkräfte die Ein fahrten des Libauer Hafens durch versenkte Schiffe gesperrt und die militärisch wichtigen Anlagen beschossen Torpedoboote, die in den Jnnenhafen eindrangen, stellten fest, daß feindliche Kriegsschiffe nicht in dem Hafen waren. Der stellvertretende Chef des Admiralstabs: v. Behncke. Wien. Amtlich wird verlautbartDie Schlacht in Russisch-Polen nimmt einen günstigen Fortgang. Nach den bisherigen Meldungen machten unsere Truppen 7000 Gefangene. Sie erbeuteten 18 Maschinen gewehre und auch mehrere Geschütze. Der Stellvertreter des Generalstabes. v. Höfer, Generalmajor. — Nach einem Londoner Telegramm der Petersburger „Rossija Wjedomoste" lnf das englische Torpedoboot „Druand" an der Küste Schottlands auf eine Mine. Die Mannschaft wurde gerettet. Kopenhagen. Eine amtliche russische Meldungaus Unnia besagt: Kurdenscharen beunruhigen überall unsere Truppen. Die Kurden, die wie bei Teruhever zerstreuten sammeln sich wieder bei Schalidinav und bilden neue Scharen für einen Guerillakrieg. — Aus Konstantinopel wird gemeldet: Das türkische Hauptquartier meldet: Unsere Flotte, die ausgelanfen war, um nach der russischen Schwarzen Meer-Flotte, die Trapezund beschossen hatte, zu suchen, traf diese auf der Höhe von Sewastopol. Die feindliche Flotte bestand aus zwei Schlacht schiffen und fünf Kreuzern In dem Kampfe der sich entwickelte, wurde ein russisches Schlachtschiff ernstlich beschädigt. Die übrigen russischen Schiffe ergriffen, von unseren Kriegsschiffen verfolgt, tue Flucht in der Richtung auf Sewastopol. Oertliches und Sächsisches. Gttendorf-Vkrilla, November — Am Totensonntage. Der Herbst mit den entblätterten Bäumen, mit den öden Fluren mit seinem todmüden "Gepräge, spricht eine deuliche Sprache, er ist ein ernster Mahner, ein unverkennbares Uemento mori. Die Natur rüstet sich zum winterlichen Schlafe uud ruft uns mit eindringlichen Worten zu: „Warte nur, balde ruhest dn auchl" Wohl soll der Mensch stets auf siinen Heimgang gerüstet sein, aber der Totensonntag richtet unsere Gedanken ganz besonders auf unser Ende. Wohl mancher denkt: „Bet mir hat's noch gute Wege, ehe ich an mein Ende zu denken brauche," aber „heute rot, morgen tot!" Gar mancher stand in kurzer Zeit in der Blüte und Vollkraft seines Lebeus, und heute ruht er in kühler Erde. Unsere Erdenpilgerschaft ist eine kurze; die zukunfts freudige Jugend begreift dies nicht, der ge reifte Mann aber blickt mit BeiorgniS auf die ihm so . schnell enteilende Zeit. Je älter der Mensch wird, desto schneller ent fliehen ihm die Tage, Wochen und Monate das Llemento mori tritt mit jedem Tage deutlicher vor ihn und mahnt ihn: Schaffe solange es noch zum Schaffen Zeit ist! Das Schaffen ist der Zweck unseres Erden wandelns, die nutzlos v-rbrachte Zeit ist nimmer wieder einzuholen, das sieht erst derjenige ein, dem die Lebenskraft erschlafft ist, der nicht mehr schaffen kann und doch noch so viel zu schaffen hätte. Wie der Herbst in der Natur in manchem Jahre sich vorzeitig einstellt, so auch im menschlichen Leben, und Er mahnt zum stillen Einkehrhalten Und lehrt die Menschrnbrust, Daß, sowie Blüt' und Blatt verwehren Im Feld, an Baum und Strauch, Auch unser Leben muß vergehen Vor kaffen Todeshauch. Dem kalten Todeshauche aber ist der Schrecken genommen, wenn wir des Herbstes Mahnung recht beherzigen. Es wandeln an diesem Tage und am Tage zuvor Tausende nach den Friedhöfen, der stillen Ruhestätte unserer Toten, und schmücken derer Gräber mit duftenden Gaben der Liebe. — Weihnachtspaketwoche. Vom 23, bis 30. November werden wieder Pakete für unsere im Felde stehenden Krieger angenommen. Falls die Pakete nicht unmittelbar bei dem Paketdepot sondern bei einer Postanstalt aufgeliesert werden, müssen sie dieses Mal mit gelber Begleitadesse (Paketkarte), dis mit 25 Pfennig zu frankieren ist, aufgeliesert werden; Mitteilungen auf dem Abschnitt der Vegleitadresse sind nicht gestattet. Die Pakete dürfen bis 5 Kilogramm wiegen, sie dürfen nicht verderbliche oder feuergefährliche Sachen z. B. frisches Fleisch, Streichhölzer Feuerzeuge mit Benzin richt enthalten. Die Verpackung muß fest und dauerhaft sein, am besten sind widerstandsfähige Kisten. Pappkartons müssen mit Leinwand umnäht werden. Um die Pakete als Wechnachtspalete besonders kenntlich zu machen, können sie mit einem grellroten Zettel beklebt oder mit einem roten Farbstrich ver sehen werden. Waren die zerdrücklich werden können (Obst, Pfefferkuchen Flüfsigkeiien) sind nur in Kisten zu verpacken. Die Pakete sind unterwegs einem starken Druck ausgesetzt, da in jeden Eisenbahnwagen ungefähr 3000 Stück verladen werden müssen. Die Pakete müssen mit starkem Bindfaden umschuiirt sein. Die Adresse wird bei Kisten auf den Deckel ge, ichrieben; bei eingenähten Paketen muß sie ausgeschrieben oder aufgenäht werden, Hierzu werden am besten die im Handel zu habenden Paketadressen aus festem Papier verwendet. Pakete, aus denen die Adressen ausgellebt sind, müssen auf Vorder- und Rückseite mit Adresse beklebt werden. Falls der Adressat einem Armeekorps, oder einem Reserve- oder einem Landwehrkorps angehört, ist das t etr. Paketdepot, über das auch am Paketschalter Auskunft erteilt wird, anzugeben. Für daS 12. Armeekorps und 53. Division deS 27. Armeekorps ist Dresden Paketdepot, für das 19. unv 39. Armeekorps Leipzig. Ab kürzungen jeder Art sind verboten; es sind also auch die Worte Reserve und Landwehr vollständig auszuschreiben. Auf jedem Paket und jeder Begleitadresse ist der Absender anzugeben. Die Pakete werden postseitig nur diszum Pakeldepot besördert und dort der Militärverwaltung übergeben. Diese über nimmt kein Paket, das diesen Vorschriften nicht genau entspricht. Pakete, die aus irgend einem Grunde nicht bestellt werden können, werden nicht zurückgesaadt, sondern den Truppenteilen zur freien Verfügung überlassen. Dies ist beispielweise der Fall, wenn der Adressat verwundet ist oder vermißt w>rd, oder wenn die Adresse ungenügend ist. Er satzansprüche, Adressen-Aenderungen und Ad ressen - Berichtigung sind ausgeschlossen. Die Auslieferung dec Pakete soll steis möglichst bis Nachmittag i/zb Uhr erfolgen. Die Be stimmungen über den WeihnachlS-Paketverkehr werden noch in der Schalterhalle ausgehänüigt werden. Heernökretschen. Am Dienstag früh nach 7 Uhr fuhr sich am linken Elbuser gleich oberhalb des Wachschiffes, der mit Gerste be ladene Deckkahn Nr. 29 der Neuen Deutsch- Böhmischen Gesellschaft fest. Ein Dampfer brachte das Schiff aus seiner Lage, sodaß es mittags die Talfahrt wieder fortsetzen konnte.