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Ottendorfer Zeitung I o Bezugspreis: vierteljährlich r,2o Mark frei in; In der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jährlich > Mk. Einzelne Nummer m pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag, I b- g unä Anzeigeökatt Anzei-eftprekB: Für die kleinspaltige Äorpur-Zeile oder deren Raum w pfg. — Im Reklametdil für die klrinspaltige Petit. Zeile rs pfg. Anzeigenannahme bi« j« Uhr mittag». Reilagegedühr nach v vinbarung. rNit wvchenüich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Dr»ck und Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Okrilla. verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in Groß'Gkrilla. Nummer P3 Sonntag, den 8 November sM s3. Jahrgang Neuestes vom Tage. GroßesHauptquartier, 5. Novbr Gestern unternahmen Belgier, unlerstiitzt von Engländern und Franzosen, einen hefligen Ausfall über Nieuport zwischen Meer und Ueber chwemmuugsgebiel. Sie wurden mühelos abgewieien. Bei Ipern und südwestlich Lille sowie südlich Berry au Bac, in den Argonnen und Vogesen schritten unsere Angriffe vorwärts. Auf dem östlichen Kriegsschauplatz hat sich nichts Wesentliches ereignet. Oberste Heeresleitung. GroßesHauptquartier, 6. Novbr. Unsere Offensive nordwestlich und südwestlich Ipern macht gute Fortschritte. Auch bei Labasss, nördlich von Arras und in den Argonnen wurde Boden gewonnen. Unter schweren Verlusten für die Franzosen er oberten unsere Truppen einen wichtigen Stützpunkt im Bois Brulö südwestlich Sl. Mihiel. Auf dem östlichen Kciegschauplatze hat sich nichts Wesentliches ereignet Oberste Heeresleitung. — Am 3. November machten unsere großen und kleinen Kreuzer einen Angriff auf die engliche Küste bei Jarmouth, be schossen die dortige I Nüstenwerke und einige kleinere Fahrzeuge, die in der Nähe vor Anler lagen und augenscheinlich einen An griff nicht erwarteten. Stärkere englische Sireitkräfte waren zum Schutze dieses wichtigen Hafens nicht zur Stelle, Das unseren Kreuzern scheinbar folgende Unter seeboot v 5 ist, wie die englische Admiralität bekanntgibt, auf eine Mine gelaufen und gesunken. Dec Chef des Ädmiralstabs: gez. v. Pohl. Berlin. Nach Meldungen des amt lichen englischen Pressebureaus ist am 1. November durch unser Kreuzergeschwader in der Nähe der chilenischen Küste der englische Panzerkreuzer Monmouth vernichtet und der Panzerkreuzer Good-Hope schwer beschädigt worden. Der kleine Kreuzer Glasgow ist beschädigt entkommen. Auf deutscher Seite waren beteiligt S. M. Große Kreuzer Scharnhorst und Gneisenau und S. M. Kleine Kreuzer Nürnberg, Leipzig und Dresden. Unsere Schiffe haben anscheinend nicht gelitten. Derstellvertretende Chef des Admiralstabst v. Behncke. — Nach neueren Meldungen der eng lischen Blätter über die Seeschlacht an der chilenischen Küste fand die Schlacht unweit der Insel Santa Maria auf der Höhe von Caronel statt. Die englischen Schiffe hatten in Caronel Kohlen eingenommen und scheinen von der Anwesenheit der deutschen Schiffe nichts gewußt zu hoben. Eine Stunde vor Eintreten der Dunkelheit er öffneten die deutschen Schiffe, die unter dem Befehl des Admirals Spee die eng lischen Schiffe bei der Insel erwarteten, das Feuer. Die Engländer hatten nicht einmal Zeit, eine Schlachtlinie zu bilden. Als es dunkel wurde, war der Kampf be, endet. An Bord der Good Hope wurde eine Explosion beobachte!. Monmouth ging unter, nachdem mehrere Schüsse auf ihn abgegeben waren, aber versuchte untergehend noch einen der deutschen Kreuzer zu rammen. Der deutsche Admiral äußerte in einer Depesche an die chilenische Behörde sein Be dauern, daß er wegen des stürmischen Wetters keine Boote zur Rettung der Schiff brüchigen niederlaffen konnte. Man ver mutet, daß Glasgow und Ortrando nur leicht beschädigt wurden. Beide Schiffe be- nutzten mit Good Hope die Dunkelheit, Um zu fliehen- Gneisenau, Scharnhorst und Nürnberg konnten Velparaiso schon wieder verlassen. Leipzig und Dresden blieben m t vier bewaffneten Transportschiffen außerhalb des Hafens. Man vermutet, daß das deulsche Geschwader mittels draht loser Telegraphie von den Bewegungen der Engländer verständigt wurde. New Jork Herald meldet, daß Good Hope schwer be schädig! auf die Küste ausgelaufen sei: Berlin, Zwischen der deutschen und der britischen Regierung schwebten seit längerer Zeit Verhandlungen wegen Be handlung der beiderseitigen Staats angehörigen, die sich seit Ausbruch des Krieges im Gebiet des anderen Teiles auf hielten. Einen Vorschlag der deutschen Regierung, die beiderseitigen unverdächtigen Staalsangehörigen abreisen zu lassen, lehnte die britische Regierung ab, doch wurde eine Vereinbarung getroffen, daß alle Frauen und alle männlichen Personen bis zu 17 und über 55 Jahren, sowie alle Geistlichen und Aerzle unbehinderrt abreisen dürfen. — Nach zuverlässigen Nachrichten hat nun mehr die britischeMegierung die in England zurückgehaltenen Deutschen als Kriegs gefangene festgenommen und diese Maß nahme auf fast alle wehrfähigen Deutschen ausgedehnt. Daraufhin hat die deutsche Regierung eine Erklärung übermitteln lassen, daß auch die wehrfähigen Engländer in Deutschland festgenommen würden, falls nicht unsere Angehörigen bis zum 5. November aus der englischen Gefangenschaft entlassen werden sollten. Die britische Regierung hat aber diese Erklärung un beantwortet gelassen, sodaß nunmehr die Festnahme der englischen Männer zwischen 17 und 55 Jahren angeordnrt worden ist. Diese Anordnung erstreckt sich vorläufig nur auf Angehörige Großbritanniens und Irlands, würde aber auch auf Angehörige der britischen Kolonien und Schutzgebiete ausgedehnt werden, falls die dort lebenden Deutschen nicht auf freiem Fuß belassen würden. Die in Betracht kommenden britischen Staatsangehörigen werden in dos Lager Ruhleben bei Berlin übergesührt werden. Berlin. General Pierson, General- quartienneister der Buren wahrend ihres Kampfes gegen England, erklärte einem Vertreter der AUantir-Times, daß die Dinge für die Engländer in Südafrika sehr schlecht ständen, Ganz Südafrika werde die ver haßte englische Herrschaft abwersen. Eine vorläufige Regierung sei bereits eingesetzt, ein Beweis, daß die Aufständischen nicht die geringsten Befürchtungen für den Er folg ihrer Sache hegen. — Der Brüsseler Korrespondent der „Köln. Ztg." meldet, daß belgische städtische Polizeibeamte gegen einen deutschen Soldaten Ausschreitungen begingen. Es wurden infolgedessen beide Polizisten von einem ordentlichen deutschen Kriegsgericht zu 5 resp 3 Jahren Gefängnis verurteilt. Außerdem winde die Stadt Brüssel vom Gouverneur General Luettwitz für die Handlungsweise ihrer Polizei zu einer Geld buße von 5 Millionen Francs verurteilt die unverzüglich zu erlegen sind. Ferner wurde die Eniwaffnung der städtischen Polizei angeordnet, sämtliche Schußwaffen wurden im Rathause abgegeben.! Durch ein besonderes Schreiben wurde die Stadt verwaltung verständigt, daß im Falle neuer gesetzwideriger Handlungen diensttuender Polizisten die ganze städtische Polizei ab gesetzt würde und durch eine aus Deutschland zu berufende Polizei ersetzt werde. Oertliches und Sächsisches. Gttendorf.Vkrilla, 7. November — Die Gemeinde Ottendorf-Moritzdorf will ebenso wie viele andere Gemeinden eine Anleihe aufnehmen, diese soll zur Milderung der durch den Krieg eingetretenen Not dienen. Die Abstoßung soll nach und nach durch Gemeindesteuern wieder getilgt werden. — Es war vorauszusehen, daß der Krieg mancherlei Not btionders Arbeitslosigkeit zur Folge haben würde. Deshalb bilden sich kurz nach Ausbruch des Krieges ein Hilfs ausschuß zur Linderung dieser Kriegrnot. Er besteht aus Gemeinderatsmitgliedern der drei hiesigen Gemeinden. Zugewählt sind der Orls- pfarrer und der Schuloirekcor. In der kurzen Zeit seines Bestehens hat genannten Ausschuß schon außerordentlich segensreich gewirkt, «eine Fürsorge wendet er zunächst den Familien der Kriegsteilnehmer zu. Durch seine Vermittlung wird den bedürftigen An gehörigen die staatlich geordnete Reichsbeihilse gewährt, (00m 1. November ab monatlich l2 Mark für die Ehefrau und 6 Mark für ein Kind). Auch der 50°/g'ge Zuschlag, den die Kgl. Ämtshauptmannschaft zu der Reichs- beihilw hinzuzahlt, wird auch ihn übermittelt. Solche Tätigkeit ist zeitraubend und mühevoll besonders bei zweifelhaften Punkten, wo es gilt die Interessen der Beiteiliglen mannhaft zu vertreten. Durch den Ausschuß sind serner vielen Unbemittelten Beihilfen zum Mietzins hezohlt worden, weiterhin sind zahlreiche andere Unterstützungen an Geld und Lebens mittel gewährt worden. Ueber der Sorge für tue Kriegsteilnehmer sieht der Ausschuß seine Hauptaufgabe in der Fürsorge für die Arbeits losen. Sie ist nach ganz bestimmten Grund sätzen geregelt, die seinerzeit in der Ottendorfer Zeitung bekannt gemacht worden sind. Es werden zur Zeit ungefähr 60 Arbeitslose unterftützk. Wichtiger aber als Unterstützung ist die Beschaffung von Arbeitsgelegenheit. Der Ausschuß hat sich zu diesem Zwecke mit dem Zenlral-Arbeitsnachweis in Dresden in Verbindung gesetzt, der telephonisch Arbeits gelegenheit ansagt. Zahlreichen Arbeitslosen ist Arbeit in Ostpreußen verschafft worden. Viele dorthin Ziehende wurden mit Reisegeld unterstützt. Auch im hiesigen Orte selbst be steht auf dem Gemeindeamts zu Ottendorf ein Arbeitsnachweis, der hierdurch zur Benutzung empfohlen wird Nächstens wird unter Leitung des Hilfsausschusses ein Haushaltungs- und Kochkursus für arbeitslose Frauen und Mädchen abgehalten, über den noch Näheres berichtet werden soll. Es ist vorauszusehen, daß die Tätigkeit des Ausschusses bei weiterer Dauer deS Krieges sich noch bedeutend erweitert. Zu solch umfassender Wirksamkeit gehört freilich viel Geld. Die hiesigen Vereine haben Mittel deigesteuert, ebenso die Gemeinden. Da aber trotzdem die vorhandenen Geldbestände für die Dauer nicht ausreichen, so wendet sich der Hilfsausschuß, wie es auch anderwärts ge- ichieht, zunächst an die private Wohltätigkeit und erhofft aus der Sammlung für morgen ein reiches Ergebnis zur Erreichung seiner Ziele. -- Herr Kommerzienrat Türpe, Besitzer der Fabrik für Möbel auS gebogenem Holz in Ottendorf, zahlt für seine arbeitslosen Fabrik arbeiterinnen an den hiesigen Hilfsausschuß monatlich 160 Mark, wofür ihm auch hier durch herzlicher Dank ausgesprochen wird. — Vor einigen Tagen richtete die Nachrichten stelle des sächsischen Ministeriums des Innern ein Zuschrift an die Zeitungen, die manchen Landwirten in bitteren Worten den Vorwurf mangelnden Opfermutes in dieser schweren Zeit machte. Der kurzgefaßte Sinn der Aus ¬ lassungen war, es genügte nicht, seinen Patriotismus äußerlich zu zeigen, sondern man dürfe dem Vaterland auch die Opfer nicht verweigern. Nun wollen die Landwirte einen solchen Vorwurf nicht ans sich sitzen lassen. Jetzt hat der Landeskulturrat für das Königreich Sachsen einstimmig beschlossen, gegen die Auslassung des Ministers des Innern Protest zu erheben und Verwahrung dagegen einzulegen, daß so schwere und un- berechtigte Vorwürfe in der heutigen Zeit gegen Glieder einzelner Erwerbsstände gerichtet werden. Die Einberufung des Sächsischen Landtages. Die Regierung hat ihre ursprüngliche Absicht über die Zusammenbcrufung eines außer ordentlichen Landtags geändert. War sie erst gewillt, ihm im Anfänge des nächsten Jahres zuiammentreten zu lassen, so soll der Land tag nun schon nach einer uns gewordenen Auskunft voraussichtlich am 2b, November zusammentreten, doch ist der TagdeS Zusammen trittes noch nicht genau bestimmt. Der Land tag wird sich lediglich mit den Maßnahmen für die Kriegshilfe und der Bewilligung weiterer Mittel zu diesem Zwecke beschäftigten. Die Regierung ist bestrebt, die entsprechenden Vorlagen so zu gestalten, daß sie einstimmtg und ohne längere Erörterungen, namentlich ohne Deputationsberatung, angenommen wer den können. Sie wird dem König den hier auf bezüglichen Gesetzentwurf bereits in den nächsten Tagen unterbreiten, woraus nach vollzogner Unterschrift den zuständigen Stellen die offizielle Mitteilung sofort zngehen wird. Es ist dringend zu wünschen, daß lange Aus einandersetzungen vermieden werden, und daß die Tagung sich zu einer kraftvollen Kund gebung, ähnlich der im preußischen Ab- geordnetenhause gestaltet. Vor dem Zusammen treten des Landtages müssen für den im 3. Dresdner Kreis gewählten nationalliberalen Abgeordneten Anders und sür den im letzten Landtag den 7. Leipziger Kreis vertretenden Abgeordneten Keimling Ersatzwahlen statt finden. Keimling ist bekanntlich schon vor längerer Zeit nach Berlin übergesiedelt. Anders ist kürzlich in eine Ministerialstellung gelangt, die ihm verhindert, ein Mandat wieder anzunehmen. Der Dresdner Kreis ist den Nationalliberalen sicher. Es tst wohl zu erwarten, daß beide Wahlen unter Wahrung des Burgfriedens kampflos vor sich gehen. Bekanntlich müssen ohnehin verfassungsgemäßig im nächsten Jahr die allgemeinen Wahlen stattfinden. Weinböhla. Ein LOjähriges Mädchen wurde hier am Sountag von der Ortspolizei wegen Unterschlagung festgenommen. Am Mittwoch vormittag erfolgte hier die Fest nahme eines 22jährigen Mädchens wegen derselben Verfehlung. DaS Mädchen war aus der Untersuchungshaft im Amtsgericht Meißen entwichen. Beide wurden dem Amtsgericht Meißen zugeführt. Cavertitz. Hier hing sich ein 13jähriger Knabe an ein abfahrendss Auto. Als das selbe anfing, etwas schneller zu fahren, wurde er heruntergeschleudert und mit zweimal ge brochenem rechten Beine anfgehoben. Kirchennachrichten. Sonntag den 8. November 1914. Ottendorf-Okrilla. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Zugleich Ehrengedächtnis für ihren Wunden erlegene Krieger auS hiesigem Orte. Medingen. Vorm. i/»9 Uhr Predigtgottesdieust. Großdittmannsdorf. Vorm, */,11 Uhr Predigtgotteedienst.