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Ottendorfer Zeitung , >— o Bezugspreis: vierteljährlich ^2» Mark frei i-« der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jährlich 1 Mk. Einzelne Nummer ,0 pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag, a— - ü unä Anzeigebkatt Anzet-eitpreit: Für die kleinfhalttge Rorp»»-Keile »der deren Raum w pfg. — Im Reklamettil für die «einspaltige Petit-Keile rs pfg. Ansrigenannahme bi» Vhr mittag». Äetlagegebühr nach Vereinbarung. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Druck und Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Okrilla. verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in Groß-Okrilla. Nummer s)2 Freitag, den 6. November sW 13. Jahrgang Neuestes vom Tage. GroßesHauptquartier, 3. Novbr. Dre Ueberschwemmungen südlich Nieuporl schließen jede Operation in dieser Gegend aus. Die Ländereien sind sür lange Zeit vernichtet. Das Wasser steht zum Teil über mannshoch. Unsere Truppen sind aus dem überschwemmten Gebiet ohne jeden Verlust an Mann, Pferd, Geschützen und Fahrzeugen herausgezogen worden. Unsere Angriffe auf Ipern schreiten vorwärts. Ueber 2500 Mann, meistens Engländer, wurden zu Gefangenen gemacht und mehrere Maschinengewehr; erbeutet. In der Gegend westlich Roye fanden erbitterte, iür beide Setten verlustreiche Kämpfe statt, die aber keine Veränderung der dortigen Lage brachten. Wir verloren dabei in einem Dorfgcfechte einige hundert Mann als Ver mißte und zwei Geschütze. Von gutem Ge folge waren unsere Angriffe an der Aisne, östlich Soissons. Unsere Truppen nahmen trotz heftigsten feindlichen Widerstandes mehrere stark befestigte Stellungen un Sturm, setzten sich in den Besitz von Chavonne und Soupir, machten über 1000 Franzosen zu Gefangenen und erbeuteten drei Geschütze, sowie vier Maschinengewehre. Neben der Kathedrale von Soissons brachten die Franzosen eine schwere Batterie in Stellung, deren Beobachter auf dem Turm der Kathedrale erkannt wurden. Die Folgen eines solchen Verfahrens, in dem ein System erblickt werden muß, liegen auf der Hand. Zwischen Verdun und Tont wurden verschiedene Angriffe der Franzosen abgewiesen. Die Franzosen trugen teilweise deutsche Mäntel und Helme. In den Vogesen in der Gegend von Markirch wurde ein Angriff der Franzosen abgeschlagen. Unsere Tcupen gingen hier zum Gegen angriff über. Im Osten sind jetzt d>e Operationen noch in der Entwicklung. Zusammenstöße fanden nicht statt. Zur Fortnahme einer zur Sprengung vor bereiteten Brücke trieben am 1. November die Russen (1. sibirisches Armeekorps) Zivil bevölkerung vor ihrer Vorhut her. Oberste Heeresleitung. Großes Hauptquartier, 4. Novbr. vormittags. Unstre Angriffe auf Ipern, nördlich Arras und östlich Soissons schritten langsam, aber erfolgreich vorwärts. Süd lich Verdun und m den Vogesen wurden französische Angriffe abgewiesen. Aus dem östlichen Kriegsschauplätze hat sich nichts wesentliches ereignet- Oberste Heeresleitung. Rotterdam. Ter heftige Kampf um Ipern dauert unvermindert fort. Je mehr der Kampf der Stadt näherrückt, desto mehr fürchtet man für das Schicksal der be» rühmen Iperner Tuchhalle. Die Belgier dehnen die Ueberschwemmung noch aus. Dadurch verändert sich die Lage stündlich Rotterdam. Nach einer Meldung aus Aardenburg wird schon 13 Tage unweit West Rosebeke, 10 km von Roussclaere ge- kämpft. Tag und Nacht donnern die Ge. schütze. Allein im französischen Kollegium in Rousselaere, das mit vielen anderen Gebäuden als Lazarett eingerichtet worden ist, wurden in 8 Tagen 5000 Verwundete ausgenommen. Täglich kreuzen deutsche, französische und engliche Flieger über der Stadt. Die deutschen Flieger entwickeln, wenn sie beschossen werden, mittels einer neuen Erfindung, gewaltige Rauchwolken, die sie unsichtbar machen. Ronsselaere hat von der Beschießung schwer gelitten. Gravenhage. Abendtelegrammen zufolge wird die Aktion der feindlichen Flotte an der belgischen Küste immer stärker. Zunächst griffen dort nur vier Kanonen boote in den Kampf ein, später waren 11 Lch ffe beieiligt und am Mittwoch sind 22 englische und 5 französische Kriegsschiffe aller Gattungen an der Küste versammelt. Nach Telegrammen des „Daily Chronicle" wurden in einzelnen Gefechtsphasen am Dienstag 200 Lhdditgranaten in einer halben Stunde verfeuert. Die Verbündeten unternahmen wiederholt Versuche, die ins gesamt schan siebenmal von beiden Parteien eroberte Stadt Rousselaere wieder ein zunehmen. Ditse Versuche blieben jedoch bisher erfolglos. Rotterdam. Am Dienstag früh wurde in der Nordsee das englische Kanonen boot Halcyon von der deutschen Flotte an gegriffen uud vernichtet. Ändere englische Kriegsschiffe eilten herbei und verfolgten die deutschen Kriegsschiffe, die Minen streuten. Das englische Unterseeboot 0 5 stieß auf eine Mine und versank. Nur vier Engländer konnten davon gerettet werden. Wie groß die Gesamtverluste der Engländer bei dem Untergang der beiden Schiffe waren, verrät jedoch das Reuter- Bureau nicht. — Der „Köln. Bolksztg." wird aus London gemeldet: Ein umfangreicher Bericht des britischen Kreuzers „Arethusa", der am 29. August an dem Seetreffen bei Helgoland beteiligt war nach den damaligen amtlichen Bericht, n nur leichte Beschädigungen er halten haben sollte, ist er jetzt erschienen. Aus dem Bericht ergibt sich, daß der Kreuzer von den Deutschen, die in der Minderheit waren, in Wirklichkeit zum Wrack geschossen wurde. Eine Munitions kammer flog vurch ein deutsche Granate auf. Ein schwerer Brand wütete on Bord. Der Kommandant gibt die Präzision des deutschen Feuers zu, das die engliche Flottille in eine „etwas kritische Lage" brachte; sie mußte sich die Hilfe von Schlacht kreuzern erbitten, um die zerschossene „Areihusa" nicht aufgeben müssen. Diese wurde nach Chatham geschleppt. Ihr trauriger Zustand machte um so mehr Eindruck, als sie funkelnagelneu erst vor wenigen Tagen ausgelaufen war. London. Die Times melden aus Amsterdam: An der Iser sind die Ver« hältnisse für die Deutschen durch die Ueber- schwemmungen sehr erschwert. Es liegt noch keine Entscheidung vor, Der Rückzug des deutschen Heeres, von dem man sprach, ist nicht erfolgt, im Gegenteil sind neue Truppen nach der Front abgegangen. Die Stellungen an der Küste sind zwischen Ostende und Knocke durch die Geschütze bei Blankenberghe und Heyst weiter verstärkt worden. — Aus London wird, dem „Berl. Tgbl." unterm 1. November amtlich gemeldet: „Das Schlachtschiff „Venerable", das vier zehn Tage lang die Belgier durch ein Bombardement gegen den Feind unterstützt hat, ist, begle tet von einer Kanonenboots flotte, nach England zurückgekehrt." Der Grund dieser auffälligen Tatsache, daß das einzige Schlachtschiff, das an dem Bom bardement auf die deutschen Linien zwischen Ostendt und dem Kanal teilgenommen hrt plötzlich nach England zurückkehrt, wird nicht angegeben. Man vermutet, daß „Venerable" von einer deutschen Granate oder einem Unterseeboottorpedo kampf unfähig gemacht worden ist. London. Die Mocningpost meldet daß nach Pripatnachrichten aus Liverpoo vom 1. November die Behauptung un- lichtig ist, daß der Kreuzer Emden unter japanischer Flagge in den Hafen von Pulo Pinang eingefahren sei. Er habe vielmehr den Ueberfall mit dem Unternehmungsgeist und Schneid ausgeführt, die er bei seinen früheren Taten bewies. Berlin. Die Franks. Ztg. meldet aus Konstantinopel: Am Dienstag eröffnete nach Sonnenaufgang ein aus 9 Schiffen bestehendes englisch-französisches Geschwader auf 15 Kilometer das Bombardement auf die Dardanellenforts. Die Beschießung wurde von den türkischen Werken erwidert und dauerte 20 Minuten, sie richtete keinerlei Schaden an. London. Der „Daily Telegraph" meldet aus Peking vom 30. Oktober: Die chinesischen Pressemeldungen aus Schantung berichten, daß das deudche Artilleriefeuer planmäßig alle vorgeschobenen japanischen Verschanzungen vernichtet und damit deren Angriff auf unbestimmte Zeit hinauszieht. Das gesamte Glacis hinter Tsingtau ist mit Mimn übersät, die elektrisch geleitet werden. — Nach brieflicher Meldung aus China st ein Transport mit japanischen Kern- ruppen vor Tsingtau auf eine Mine ge laufen und mit Mann und Maus unter gegangen. — Der englische Botschafter in Peters burg hat am Dienstag nach London be richtet: Der englische Konsuliu Noworossijsk m Schwarzen Meer meldet, daß am 30. Oktober zwei türkische Kreuzer der Hafen und die Stadt bombardierten und dabei den britischen Dampfer „Frederica" in Brand geschossen uud in Grund gebohrt hätten. — Der in Ansbach erscheinenden „Frank. Ztg." wird eine Feldpostkarte eines Offiziers vom 28: Oktober zur Verfügung gestellt, in der es u. a. heißt-. „Gestern abend hatten wir ein sehr hübsches Fest. Wir waren eingeladen von einer Fliegerabteilung die eben die Rückkehr zweier Flieger aus London feierte. Diese Herren haben in Dover Bomben geworfen ..." Oertliches und Sächsisches. Mttendorf-Bknlla, s. November WH. — Das neue Kriegsbrot. Das Reichs- Gesetzblatt veröffentlicht jetzt die neue Ver ordnung über den Verkehr mit Brot vom 28. Oktober. Danach darf vom 4. November ab Weizenbrot in den Verkehr nur gebracht weiden wenn zur Bereitung auch Rozgenmehl ver wendet ist Der Gehalt an Roggenmehl muß mindestens zehn Gewichtsteile auf neunzig Gewichtsteile Weizenmehl betragen. Roggen brot dagegen darf vom 1. Dezember ab in deu Verkehr gebracht werden, wenn zur Be reitung auch Kartoffeln verwendet ist. Der Kartoffelg'halt muß bei Verwendung von Kartoffelstöcken, Kartoffelwalzmehl oder Kar toffelstärkemehl mindestens fünf Gewichtsteile auf sünsundneunzig Gewichtsteile Roggenmeh betragen. Sind zu dem Brote mehr Ge wichtsteile Kartoffeln verwendet werden, so muß das Brot mit dem Buchstaben L be zeichnet werdln. Beerägt der Kartoffelgehalt mehr als zwanzig Gewichtsteile, so muß dem Buchstaben L die Zahl der Gewichtsteile in arabischen Ziffern hinzngefügt werben. Zuwiderhandlungen gegen die Verordnung werden mit Geldstrafen bis zu 1500 Mark bestraft. Für Brot, das vom Auslande eine- geführt wird, gelten die neuen Bestimmungen nicht. Dresden. Zu den mehrfach laut- gcwordenen Klagen des Publikums über mangelhafte Sicherheit und Verluste bei Pakettransporten nach den Kriegsschauplätzen teilt das Ministerium des Innern heute mit aß die Sendungen, soweit sie durch die Wilärbehörde befördert werden, auf An ordnungderstellvertretenden Generalkommandos n verschlossenen Wagen und möglichst unter Aussicht von Begleitern erfolgen, die die Sen dungen überwachen und für das richtige Eintreffen ani Bestimmungsort besorgt sind. Wenn trotzdem Sendungen hin und wieder nicht bei dem Adressaten angekommen sind, so ist das an sich sehr bedauerlich, aber nie ganz zu vermeiden, denn abgesehen von ver- inzelten verloren gegangenen Sendungen und leider auch von vereinzelten Diebstählen ist der weitaus größte Teil von vorgekommenen Fehlern auf falsche Adressirung oder auf Aenderung der Lage des Empfängers zurück- zuführen, z. B. nach Ersatz ins Feld, zeitweiser Verwendung bei einem andern Truppenteil Abgang ins Lazarett usw. Vielfach wird auch die Zeit unterschätzt, die Lie Transporte brauchen. Eine Verantwortung für jede einzelne Sendung kann in Kriegszeilen mit gutem Gewissen überhaupt von keiner Behörde zugesagt werden, ebenso wie es leider nicht möglich ist dem Schicksal eines einzelnen Paketes nachzu gehen, wie es ungeduldige Klagen vielfach verlangen. — Der König hat am Sonnabend den Kriegsschauplatz verlassen und sich im Kraft wagen nach Wiesbaden begeben, um den noch wrt zur Kur nullenden Generalobersten von Hausen zu besuchen. Bei dieser Gelegenheit verlieh der König dem Armeeführer die Schwerter zum Großkreuz deS sächsischen Verdienstordens. Für Montag war die Reise von Wiesbaden nach Dresden in Aussicht genommen. Lommatzsch. In der Sandgrube in Meschwitz wurde der 7jährige Sohn deS Steinarbeiters Birke von niedergehenden Sandmassen verschüttet und getötet. Wurzen. Auf der Eisenbahnstrecke in Bennewitz bei Wurzen wurde in der Nacht der Streckenaufsichtsführende Arbeiter Teich aus Roitzsch überfahren. Der Tod trat nach kurzer Zeit ein. Zittau. Mit Maßnahme zur Lebensmittel versorgung bei längerer Dauer des Krieges beschäftigte sich die letzte Stadtverordneten- Versammlung Von dem Bezug ausländischen Fleisches will man absehsn, da nach Ansicht des städtischen Schlachthofinspektors Encke eine Not nach dieser Richtung hin nicht eintreten werde; auch seien die jetzigen Fleischpceise normal. Vom Reichseinkauf sollen jedoch durch die Stadt 10000 Zentner Reis zu 44 Mark sür den Doppelzentner und 4000 lcx Erbsen zu 62 Mark für den Doppelzentner bezogen werden. i — Aus einer hiesigen Gastwirtschaft und aus einer Gastwirtschaft im nahen Ober lichtenau wurden dieser Tage gutgesüllle Sammelbüchsen der Kriegshilfe entwendet. Frankenberg. In unserer Stadt sind bisher über 30000 Mark für die Kriegshilfe gespendet worden, und zwar 18 330 Mark für die hilfsbedürftigen gewordenen Einwohner 11720 Mark sür das Rote Kreuz. Für letzteres wurden außerdem in reichem Maße Sachensvenden gegeben. U. a. stiftete die hiesige Zigarrenfabrik der Großeinkauss- genossenschaft deutscher Konsumvereine in Hamburg zweimal je 500 Mark und 10000 Stück Zigarren. Kirchennachrichten. Donnerstag, den 5. November 1914. ^Ottendorf-Okrilla. Abends »/,8 Uhr Kriegsbetstunde.