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Ottendorfer Zeitung I I o Bezugspreis: vierteljLhrlich l,2a Mark fr»! >nr In der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jichrlich z Mk. Einzelne Nummer w Pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag, — ö Untertiaktung8" llNlt Anzeigeökatt I , Lnzei-eft-ktt»: Für die Neinspaltt-e U»rpu«.A«ile »der deren Raum zo pfg. — Im Reklameteil für die kleinspalttge Petit-K«U» r« pfg. Anjttgenannahme bi»wsr mit^ß». j> "«LT«. A7it wSchentüch erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode", Druck wiL Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Gkrilla. verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in Groß-Gkrilla. Nummer 123 Freitag, den 16. Oktober M 13. Jahrgang Neuestes vom Tage. Großes Hauptquartier Von Gent aus befindet sich der Feind, darunter auch ein Teil der Besatzung von Antwerpen, in eiligem Rückzüge nach Westen zur Küste, Unsere Truppen folgen. LiUe ist von uns besetzt. 4500 Gefangene sind dort gemacht worden. Die Stadt ist durch chre Behörden den deutschen Truppen gegenüber als „offen" erklärt worden. Trotzdem zog der Gegner bei einem Umfasfungsversuch von Tün kirchen her Kräste dorthin vor mit dem Auftrage, sie bis zum Eintreffen der Um fassungsarmee zu halten. Da diese natürlich nicht eintraf, war die einfache Folge, daß die zwecklos verteidigte Stadt bei der Ein nahme durch unsere Truppen Schädigungen erlitt. — Von der Front des Heeres ist nichts Neues zu melden. Dicht bei der Kathedrale von Reims sind zwei schwere französische Batterien festgestellt worden. Ferner wurden Lichtsignale von eimm Turm der Kathedrale beobachtet. Es ist selbst verständlich, daß alle unseren Truppen nachteiligen feindlichen Maßnahmen und StreUmittel bekämpft werden, ohne Rück sicht auf die Schonung der Kathedrale. Die Franzosen tragen also jetzt wie früher selbst die Schuld daran, wenn der ehrwürdige Bau noch weiter ein Opfer des Krieges wird. — Auf dem örtlichen Kriegsschauplätze sind in Kämpfen bet Schirwindt die Russen geworfen worden und haben 3000 Gefangene 26 Geschütze und 12 Maschinengewehre ver loren. Lyck ist wieder in unserem Besitz. Bialla ist vom Feinde geräumt. Weiter südlich sind beim Zurückwersen russischer Truppen auf Warschau 8000 Gefangene gemacht und 2b Geschütze erbeutet worden. Amtlich wird gemeldet: Auf dem östlichen Kriegsschauplätze verlief der 11. Oktober im allgemeinen ruhig. Am 12. Oktober wurde ein erbitterter Umfasfungsversuch der Russen bei Schirwindt abgewiesen, Sie verloren dabei 1500 Gefangene und 20 Geschütze. In Südpolen wurde der russische Vortrupp südlich von Warschau durch unsere Truppen zurückgeworsen, Ein Uebergaugs versuch der Russen über die Weichsel süd lich Iwangorod wurde unter Verlusten für die Russen verhindert. Vom westl chen Kriegsschauplatz liegen Nachrichten von be. sonderer Bedeutung nicht vor Heftige Angriffe des Feinoes östlich Soissons sind abzewieün worden. Jin Argonner Wald finden andauernd erbitterte Kämpfe statt. Unsere Truppen arbeiten sich im dichten Unterholz und in äußerst schwierigem Ge lände mit allen Mitteln des Festungskrieges Schritt für Schrill vorwärts. Die Fran zosen leisten hartnäckigen Widerstand, schießen von Bäumen und mit Maschinen gewehren von Baumkanzeln, und haben neben etagenweise angelegten Schanzgräben starke festungsartige Stützpunkte angelegt. Unsere Kriegsbeute von Antwerpen läßt sich auch heute noch nicht Übensehen Die Zahl der in Holland Entwaffne en ist auf an nähernd 28000 Mann gestiegen. Der Ge bäude- und Materialschaden in Antwerpen fft gering. Die Schleusen und Fähraulagen find vom Feinde unbrauchbar gemacht worden. Im Hafen befanden sich vier englische, zwei belgische, ein französischer ein dänischer, 32 deutsche und zwei öster reichische Dampfer, sowie zwei deutsche Segelschiffe. Soweit deutsche Schiffe bisher untersucht morden sind, scheinen die Kessel unbrauchbar gemacht worden zu sein. Dem Berliner „Lok-Anz." wird ans Rotterdam gemeldet, daß die Deutschen uvch in der Richtung nach Ostende vor- dringrn, Die Ueberreste der belgischen Armee machen noch verzweifelte Versuche- die Deutschen bei Exaerde, Roeselaene, Sasselaere und Desteldonck aufzuhalten, vodurch sie schwere Verluste, besonders an Kavallerie erlitten. Vor der Besetzung von Gent durch die Deutschen war Gent, ob gleich die Engländer es zuerst verteidigen vollten, zur offenen Stadt erklärt worden. Falls es den Ueberresten der verbündeten Armeen nicht gelingt, Ostende an Bord der Schiffe zu verlassen, laufen sie Gefahr, zwischen den Deutschen in Belgien und den Nordfrankreich in eine Klemme zu geraten. Rotterdam. In Harderwijk traf nach dem B. L.-A. am Montag abend ein Sonderzug mit rund 1600 belgischen Soldaten ein, unter denen sich 52 Offiziere und die Generäle Verbruck und Janothe befanden. Sie wurden in zwei Kasernen untergebracht. In Middelburg wurden mehr als 200 verwundete belgische Soldaten m Krankenhäusern ausgenommen. Allein von Vlissiugen wurden am Montag 10000 süchtige Soldaten aus Antwerpen ab transportiert. In Terneuzen befinden sich noch 10 000 Belgier und 2000 Engländer. Es sind Truppen aller Waffengattungen, hauptsächlich Leute älterer Jahrgänge. Viele tragen Zivilmützen, einige vollständige Zivilkleidung. — Der „Nieuwe Rotterdamsche Courant" meldet aus Breda: Der Direktor der bel gischen Strafkolonie Hoogstraeter erklärt, daß dis belgische Regierung nach Bordeaux übergesiedelt sei. — Der Nieuwe Rotterdamsche Courant meldet aus Sas van Gent vom 13. Oktober: Die belgisch-englischen Truppen, die aus Gent in der Richtung auf Brügge ab marschiert waren, sind von den Deutschen verfolgt und am Montag abend eingeholt worden. Am Dienstag vormittag war der Kampf in vollem Gange. Berlin. Nach vorliegendem Telegramm verbreitet die russische amtliche Telcgraphen- agentur zu dem Untergang des russischen Panzerkreuzers Pallada folgende Nachricht: Am N. Oktober 2 Uhr nachmittags, russische Zett, griffen feindliche Unterseeboote von neuem unsere Kreuzer Bajan und Pallada die in der Ostsee auf Vorposten waren, an. Obgleich die Kreuzer sofort ein starkes -tirtilleriefeuer eröffneten, gelang es gleich wohl, einem Unterseeboote, gegen die Pa ada zu schießen Auf dieser entstand eine Explosion und der Kreuzer versank mit seiner ganzen Besatzung senkrecht in die Tiefe. Berlin. Bürgermeister Klein aus Lyck wurde nach dem Berliner Tageblatt nach Petersburg gebracht. Rastenburg. Die russischen Streit kräfte haben ihre Stellung von Schirwindt entlang der Grenze bis in die Gegend gegenüber von Lyck. Ihre Truppenzahl w rd auf 6 bis 8 Armeekorps geschätzt. Die Angriffe oer Russen, die wiederholt vergebliche Turchbruchsvecsuche unter nommen haben, erfolgen zumeist des Nachts und brechen im mörderischen Feuer der deutschen Maschinengewehre zusammen. Ihre Verluste sind als sehr umfangreich festgestellt worden, indes auf deutscher Seite die Verluste als außerordentlich gering, stellenweise beinahe als Null bezeichnet werden können. Von einer Gefahr für Ostpreußen kann keine Rede sein. Wien Amtlich verlautbart: In der Linie Stary—Sambor—Madyka (?) sind befestigte Stellungen des Feindes, die von unseren Truppen angegriffen werden. Diese Kämpte nehmen an Ausdehnung zu. In den Karpathen nahmen wir Toronya nach viertägigen Kämpfen und verfolgten die Russen gegen Wyfkow. Kleinere erfolg reiche Gefechte mit zurück sehenden feindlichen Abteilungen fanden auch im Viffotale statt. Der stellvertretende Chef des Generalstabes: v. Hoefer, Generalmajor. Oertliches und Sächsisches. Dttendorf-Vkrilla, ;5. Oktober -M. — In unsrer große» Zeit, die für das Vaterland alle Kräste einsetzt, zeigen auch unsre Kinder lobenswerten Opsersinn und an zuerkennendes Bestreben, an ihrem Teil zur Linderung der Not und des Elends mitzuwirken. In den einzelnen Schulklassen sind auf Ver- langen der Kinder Sammelbüchsen ausgestellt worden, in die dann und wann ersparte Pfennige eingelegt werden können. Im Monat September hat diese Sammlung die hohe Summe von 54 Mark ergeben. Der größte Teil des Betrages wurde nach Straßburg geiandt zum Ankauf von Liebesgaben für unsre sächsischen Truppen, die von dort aus ins Feld gerückt sind, von dem anderen Gelbe sind Spiele gelaust wor den für verwundete Krieger in Zeithain, damit sie, die für uns gelitten Haven, bei unterhaltendem Spiel ihre Schmerzen vergessen und vor trüben Gedanken bewahrt ll.iben. Von beiden genannten Stellen aus ind den „heldenhaften Kindern" warme Dankschreiben zugesandt worden. — Feldpostbriefe mit Flüssigkeiten sind fortan zur Beförderung zugelossen, wenn die Flüssig- leit in einem starken Behälter enthalten und dieser in einem ausgrbohrten Holzblock oder ln einer Hülle von starker Pappe fest verpackt ist. Dabei sind die Zwischenräume der Papphülse mit Baumwolle, Sägespänen oder einem schwammigen Stoffe so auszusüllen, daß beim Schadhafiwerden des Behälters der Flüssigkeit sie ausgesaugt und das Eindringen in andere Sendungen vermieden wird. Ungenügend verpackte Flüssigkeiten werden zurückgewiesen. — Für Landwirte! Von den Erträgnissen Les 250000 Mark betragenden Sliftungs- vermö ens der Mehnert-Stiftung sollen auch in diesem Jahre mittleren und kleinen Land wirten, die Mitglieder des Landwirtschaftlichen Kredilvereins sind, Beihilfen zur Ausbildung ihrer Söhne nnd Töchter in der Landwirt'chaft gewährt werden. Die Gesuche sind spätestens tiö zum 20. November bei dem Landwirtschaft lichen Kreditvercine zu Dissden einzureichen. — Freigabe von Benzin. Alle Benzin- lager und Vorräte, die bisher für Staatszwecke mit Beschlag belegt waren, sind mit sofortiger Wirkung freigegeben. Benzol, nnd zwar so wohl Leicht wie Schwerbenzol, wird unter nachstehenden Bedingungen und Einschränkungen freigegeben: 1. Für den Bedarf der Heeres verwaltung sind ständig im ganzen 3000 Tonnen vorrätig zu halten, über die die Inspektion des Militär-Luft- und Kraftsuhrwesens ver fügt. Welche Lager hierbei in Betracht kommen, wird von der genannten Inspektion mitgeteilt werden. 2. Von den darüber hinansgehenden Mengen haben die Benzoljabrrkeu mindestens ihren Lagerhaltern, (Kleinhändlern) oder unmittelbar den unter 3 aufgesührten Zwecken zuzusühren, während der Nest chemischen Be trieben zur Weiterverarbeitung überlassen werden kann. 3. Die unter 2 genannten Lager! alter dürfen Benzol nur für land wirtschaftliche, staatli-ye und kommunale Zwecke und für gewerbliche Betriebe und zwar ledig lich als Motcrenbetriedsstoff abgeben. Radeburg. Am Freitag abend gegen 11 Uhr zeigte sich am westlichen Himmel ein helleuchtender Feuerschein. Der in den oberen Räumen reichlich mit Erntevorräten gefüllte Wageuschuppe:-. des Haußmannschen Gutes in Oberröderu stand in Flammen. Das Feuer wurde bald aus seinen Herd beschränkt. Die Radeburger Feu.rwehr war als erste aus wärtige Wehr zur Hilfeleistung zur Stelle. Moritzburg. Am 19. und SO. Oktober wird der Ober-Großteich und am 22. und 23. Oktober der Mittelteich abgesischt. Kleinverkauf findet von 8 bib 2 Uhr statt. Pirna, Ein totgesagter aber dann nur als schwer verwundet augegebener Soldat, Lehrer Goldberg von hier ist völlig geheilt worden, so daß er bald wieder ins Feld zieht. Bischofswerda. Die Glasfabrik von Sucker und Co., die seit Ausbruch deS Krieges ihren Betrieb eingestellt hatte, nahm ihn von Montag ab zum großen Teile wieder ans. Fischbach. Ein gefährlicher Schwindler ist der Arbeiter Friedrich Max Otto. Er war zu der Ehefrau des Bandwebers Frenzel in Niedersteina gekommen, er hatte gewöhnliches Gipsmehl als „Emalie-Kittpulver" angeboten und sich anheischig gemacht für 5 Mark das blöde Kind der Frenzel zu heilen; dabei hatte er erk ärt, sein Mittel stamme von der Königin Luise, er habe kürzlich in Pulsnitz einen Menschen von Krämpfen geheilt, er habe alle Krank heiten in sich ausgenommen und er werde einmal eines schmerzlichen Todes sterben. Nach Erhalt der 5 Mark spuckte er kräftig in seine Hände und schmierte den Speichel an den Kopf, das ganze Gesicht und die Hände des Kindes. Dann verordnete er dem Kinde „Choleratropfen mit Kandiszucker" und ver schwand. Jetzt wurde der rückfällige Schwindler vom Landgericht Bautzen mit 7 Monaten Gefängnis und 3 Jahren Ehrenrechtsverlust bestraft. Schandau. Am Montag hat die elektrische Straßenbahn Schandau—Kirnitzschtal—Großer Wasserfall für dieses Jahr den Betrieb end gültig eingestellt. — Vom 13. August bis mit 12. Oktober sind 65 mit Obst beladene Kähne von Böhmen nach Deutschland eingefahren worden. Freiberg. Hier hat die ArbeiterSehcsrau T. Selbstmord begangen, nachdem sie vorher ihrem zwei Jahre alten Söhnchen mit einem Taschenmesser die Halsschlagader durchschnitten und das Kind dadurch getötet hatte. Der Grund zu dieser unseligen Tat ist bis jetzt einwandfrei noch uicht festgestellt. Der Ehe mann der Täterin ist zurzeit zum Militär eingezogen. — Der hier wohnhafte Lohnfuhrwerks besitzer Uhlmann wurde vom Freiberger Garnisonkommando mit 25 Mark Geldstrafe belegt, weil er sich aus Gründen der Be quemlichkeit trotz mehrfachen Bittens entschieden weigerte, einen schwer verwundeten Offizier vom Bahnhof nach dessen Wohnung zu fahren. Reibersdorf. Entfernt hat sich am 7. d. M. ein 13jähriger Schulknabe von hier unter Umständen, die darauf schließen lassen, daß er sich nach dem Kriegschauplatz gewandt hat. Plauen i. V. Ein Reserveunterosfizier wollte einer ihm befreundeten Familie in der Windmühlenstraße die Handhabung eines Revolvers erklären. Dabei entlud sich die Waffe und der Schuß traf den 14jährigen Sohn des Hauses in die Brust. Schwer verletzt murde er ins Krankenhaus gebracht. Annaberg i. E. Durch die Vermittlung des Evangelischen Arbeitervereins und unter Führung des Nrbeitersekrctärs Fleischer sind 400 Arbeiter nach dem Osten abgereist. Vorige Woche sind bereits 275 Arbeiter abgegangen. Da die Posamentenindustrie vollständig da» niederliegt, ist in den Ardeiterkreisen diese Ge legenheit zum Verdienst mit Freuden begrüßt worden. Kirchennachrichten. Donnerstag, den 15. Oktober 1914. Ottendorf-Okrilla. Abends l/,8 Uhr KriegSbetstunde.