Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 11.10.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191410112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19141011
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19141011
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-10
- Tag 1914-10-11
-
Monat
1914-10
-
Jahr
1914
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 11.10.1914
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
6reys VölkerWau. Marseille, der Hafen Frankreichs, von dannen einst Goten und Franken über das Meer zogen, um Wettgebiete zu erobern, bat seinen großen Tag. den „jour äs xloirs", ge habt: die braunen Söhne Indiens sind, von England herbeigerusen. gelandet, um das Volk Napoleons vor dem Niederbruch zu retten, das siolze Frankreich vor der deutschen Faust zu schützen, die es -u zerschmettern droht. Der Maharadscha von Newa und sein Freund, der Maharadscha von Kiule, haben auf schwarzen mit Diamanten geschmückten Rossen ihren Einzug auf französischer Erde gehalten, und die Jugend Frankreichs wie die Regie rung in Bordeaux durften den edlen Helfern den Saum des Kleides küssen. Tausende sangen die Marseillaise: Allons, vukanis äs la pstAs! Die Inder als Kinder des Vaterlandes! Sehr stilvoll und taktvoll gegen den englischen Bundesgenossen, der ja die Fürsten und ihre Vasallen für sich in An spruch nimmt. Aber jetzt, wo es gilt Deutsch land niederzuwersen. ist alles gleich. Da hat man in Frankreich die hundertfältige Schmach vergessen, da ist der Tag von Faschoda aus gelöscht, und in England, wo man sonst über den Drtiverbandsgenossen die Nase rümpfte, ist man ängstlich bemüht. den Kanalsreund bei guter Laune zu erhalten, damit die Ruhe der Kaffee-Corner in Manchester und das Behagen der Baumwollspinner in Liverpool nicht ge stört werde. Die Krämerseelen müßen — so denkt Herr Grey — in dem Glauben erhalten werden, daß Frankreich für ihre Interessen gern verblutet. Und Frankreich muß glauben, daß es von dem Nachbar überm kas äs Oalais dis zur äußersten Grenze der Möglichkeit unter stützt wird. Deshalb bot, im Gefühle eigener Unzu länglichkeit. Mister Grey eine Völkerschau aus fünf Weltteilen auf, um den Wettbewerber auf dem Festland zu erwürgen, darum müssen Hindus und Gurkhas, Kanadier, Australier, Buren, Hottentotten, Bondelzwarts und Hereros, Mongolen. Beludschen, Kirgisen und Japaner, kurz, die ganze Völkerschau, die sich in fünf Welten zusammentrommeln ließ, das Schlachtroß satteln. Sie wissen ja nicht, daß sie Kanonenfutter sind, das England braucht, um wenigstens notdürftig den zehnten Teil der Mannen zusammenzubringen, die Herr Grey und seine Busenfreunde Asquith. Churchill und George dem bedrängten Frank reich versprachen. Herr Grey mag heut noch triumphieren. Eine neue Völkerwanderung soll nach seinem Willen über Europa Hereinbrechen. Die ganze Welt, die England vorgab mit der Zivilisation der weißen Raffe zu beglücken, soll Zeuge sein, wie die Völker Europas sich für das Wohl Ler Londoner Krämer und für den gefüllten Geldbeutel der russischen Großfürsten zer fleischen. Freilich, das hat Herr Grey nicht bedacht, daß die Braunen, Gelben und Schwarzen die Geschlagenen in diesem heißen Ringen Europas mit unsagbarer Verachtung betrachten werden, und daß möglicherweise England unter diesen Besiegten sein kann. Die Übermacht muß gewinnen, jo rechnet der trockene ZahIenMenfch und vergißt, daß hinter den Mafien eine große lebendige heilige Idee stehen muß. Weiß Loch nicht einmal Frankreich, sür was es sich hinopfert, für was es sich schlägt. »Um Elsaß-Lothringen!" schreit Herr Clemen ceau und glaubt es nicht. „Um Elsaß- Lothringen!" schreit die große Masse und piappert gedankenlos das Schlagwort einiger Politiker nach, die den Gedanken vierzig Jahre lang genährt haben.' In Wahrheit aber stirbt die Jugend auf dem Felde der Ehre für Englands Interesse, in Wahrheit blutet Frankreich, weil es den Versuch machte, den Krieg auf dem Festland zu führen, den England zu führen zu ohnmächtig ist. Und alle die Söhne aus Kanada, wie aus Indien, aus dem Sudan, wie aus Neu-Südwales, sie alle verbluten für dasselbe Ziel: die Stärkung der englischen Weltmacht. Herrn Greys Völkerschau, die ein Deutsch land schreckender und vernichtender Heerbann sein soll, hat einen dreifachen Sinn: sie soll der Welt zeigen, daß alle Völker England untertan sind, ihre Maste soll Deutschland erdrücken und endlich soll sie verhindern, daß in irgend einem Teil der von England be herrschten Welt sich unbotmäßige Elemente erheben können. Sie alle hat man klüglich zum Kanonenfutter bestimmt und verkündet nun der aufhorchenden Welt, daß die Liebe aller von England unterjochten Völker und der Haß gegen Deutschland die seltsame Kampsgenofiensckast gebar, die nun gegen das Deutsche Reich aufgeboten ist. Für Herrn Greys Völkerschau, für diesen Zirkus, der alles in den Schatten stellt, was geschäftskundige Kunstreiter und Manege häuptlinge bisher der schaulustigen Menge boten, betet nun der ehrsame König Georg. Eduards des Ehrlichen „ehrlicher" Sohn. Er betet in allen Sprachen und zu allen Göttern, damit die Zivilisation bei den Hereros und Bafutos ihre Stütze finde, damit Japaner und Kirgisen, Bondelzwarts und Gurkhas die christliche Idee in Europa beschützen. Und Frankreich, das „intelligenteste Volk", die „Orsnäs Nation", deren Stolz einst sprich wörtlich war, beugt die Knie vor Greys Völkerschau, denn wenn es gegen Deutschland geht, dessen Aufstieg und Fortschritt man be neidet, sind alle Mächte der Finsternis und des Rückschritts als Helfer willkommen. Armes Frankreich! Dein Ruhm wird schnell vertan von jenen, die sich deine Führer nennen. U. v. Oer kommenäe I^anätag. Kriegstagung des preußischen Parlaments. Durch Erlaß aus dem Großen Haupt quartier hat der Kaiser genehmigt, daß der preußische Landtag zur Fortsetzung des Tagungsahschnittes zusammentrete. Darauf hin hat der Präsident des Abgeordneten hauses die Plenarsitzung auf den 22. Oktober 1914 anberaumt. Am 16. Juni wurde der preußische Landtag vertagt, und zwar auf den 10. November. Aber besondere Ereignisse erfordern besondere Maßnahmen. So hat denn auch der Krieg einen Zusammentritt der Abgeordneten not wendig gemacht. Wenn auch die Festsetzung der Tagesordnung noch nickt erfolgt ist. kann man doch schon jetzt als sicher annehmen, daß sich das Haus mit Entwürfen über die Ab kürzung des Enteignungsversahrens, über die Milderung des Arbeitermangels und die Ein richtung eines Zentralarbeitsnachweises, vor allem aber über die Hilfe für die schwer heim gesuchte Provinz Ostpreußen besonders be schäftigen wird. Schon vor einiger Zeit wurde Lon infor mierter Seite mitgeteilt, daß für die Provinz Ostpreußen ein Betrag von hundert Millionen Mark gefordert werde. Inzwischen verlautet, daß die Vorlage über diese Summe noch erheblich hinausgehen wird. Das preußische Staatsministerium hat bereits den zuständigen Regierungspräsidenten für Fälle dringendster Not je eine Million Mark zur Verfügung ge stellt, über die weitere Verwendung der an geforderten Mittel ist näheres noch nicht be kannt. Es besteht wohl keinerlei Zweifel, daß die Bewilligung der hundert Millionen einmütig erfolgen wird, wie in der Reichstags sitzung vom 4. August die Milliardenanleihe von allen Parteien genehmigt wurde. Handelt es sich doch auch hier um eine vaterländische Kundgebung, die der Stimmung des ganzen Volkes entspricht, das die Not unserer ost- preußischen Brüder zu lindern gewillt ist. Die hisher schon gezeichneten freiwilligen Spenden haben dafür Len Beweis erbracht. Ob nun die Regierungspräsidenten die Verteilung der Hilssgelder vornehmen oder, wie der Abgeordnete Frhr. v. Zedlitz es fordert, die Landräte der heimgesuchten Kreise, ist eine Frage von untergeordneter Bedeutung. Die Hauptsache ist, daß unsern schwer heim gesuchten Ostpreußen Hilfe wird und das so schnell als möglich. Denn wer schnell gibt, gibt doppelt. L. V. Vas ent-ührte Unterseeboot. Die Firma Fiat-San Giorgio in Muggiano bei Spezia hat das Kommando von Spezia benachrichtigt, daß ein auf seiner Werft in der Ausrüstung begriffenes Unterseeboot plötzlich während einer Probefahrt nach unbekannter Richtung abgefahren ist. Das Boot war unbewaffnet und unter der Führung eines Angestellten der Firma und hatte eine aus Ingenieuren und Ar beitern der Firma bestehende Mannschaft von 15 Personen. Es war auf Rechnung einer auswärtigen Macht — .Corriere della Sera'sagt: für Rußland - gebaut worden, die es aber nach dem Ausbruch des Krieges wegen der italienischen Neutralität nicht ab nehmen konnte, und die Direktoren der Firma hatten der italienischen Regierung formelle Versicherungen gegeben, daß sie die Entfernung des Bootes ohne die ausdrückliche Erlaubnis des Kriegsministers nicht zulassen würden. Das Ministerium bat sofort eine strenge Unter suchung und Bestrafung aller Mitschuldigen angeordnet. Das Boot ist in Ajaccio (auf Korsika) vor Anker gegangen. Die Entführung des Unterseebootes hat sich zu einer internationalen Angelegenheit zwischen Frankreich und Italien entwickelt, dis allerdings in beide Teile befriedigender Weise gelöst werden dürfte. Die römische .Tribuna' sagt, ihr sei auf der französischen Botschaft erklärt worden, daß das in Ajaccio (Korsika) vor Anker gegangene Unterseeboot alsbald der Schiffswerft, auf der es erbaut worden ist, wieder zugestellt werd n wird. Es bleibe nur noch die Art der Wiedererstattung zu überlegen, da es sich um einen in der Geschichte des internationalen Rechts neuen Fall handle. * Der Entführer des Bootes, Leutnant Belloni, wird, wie die.Tribuna' erfährt, vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Die Be stimmungen des Strafgesetzbuches über die Neutralitätspflichten sehen ein Mindestmaß von sechzehn Jahren Gefängnis und den Ver lust der Rechte eines italienischen Bürgers vor. Belloni hat in einem Briefe an die Firma gebeten, jedes Urteil über seinen Schritt zu vertagen bis zur Ankunft seines Brieses, den er in dem ersten Hafen, den er berühren werde, ausgebenwerde: bis dahin bittet er, ihn nicht etwa als verrückt ansehen zu wollen, auch nicht annehmen zu wollen, daß er im Einverständnis mit der Besatzung handele, die von nichts wisse, oder mit irgend einer Privat person oder Behörde im In- > oder Auslands. Verschiedene Uriegsnachrichten. Die Kämpfe in Ost und West. Sowohl im Gouvernement Suwalki, wie in Polen und Galizien sind die Russen jetzt erneut geschlagen worden. Wenn nicht alles trügt, so steht auf dem östlichen Kriegsschau platz eine große Schlacht hevor, die über Las fernere Schicksal der russischen Armeen in Polen und Galizien, sowie über das Schicksal der Streitkräfte, die gegen Ostpreußen ange setzt sind, entscheiden muß. Nach allem, was aus dem Hauptquartier gemeldet wird, dürfen wir dieser Entscheidung zuversichtlich entgegen setzen. — Im Westen hat sich die Schlacht front weiter nach Norden ausgedehnt. Mit stetigem Erfolge kämpfen hier die deutschen Truppen. Hier wie vor Antwerpen steht die Entscheidung unmittelbar bevor. * Kampf vor Tsingtau. Beim ersten Sturm auf die Infanterie- werte von Tsingtau wurde» die ver einigten Javaner und Englän der mit einem Verlust von Ä50V Mann zurückgeschlagen. Die Wirkung der deutsche» Minen, Geschütze und Ma schinengewehre war vernichtend. Der rechte Flügel der Verbündeten wurde von dem österreichisch - ungarischen Kreuzer „Kaiserin Elisabeth" und dem deutschen Kanonenboot „Jaguar" wirksam be schossen. Die deutschen Verluste sollen gering sein. Die Japaner warten Ver stärkungen ab. Ganz anders, als die vereinigten Eng länder und Japaner gedacht haben, vollzieht sich der Kampf , um Tsingtau. Wir wissen, daß unsere Braven durchaus ihre Pflicht tun und beten jür ihr Heil und ihren Sieg. Der Krieg der Überraschungen. Unter der Überschrift „Vor dem Fall von Antwerpen" schreibt der militärische Mit arbeiter der Zeitung .Aftenposten': Auf dem Gebiete der Festungskriege ist dieser Krieg eine einzigeÄ eih e von Überraschun gen gewesen. Die deutschen Belagerungs heere haben sich über die früher geltenden Grundsätze hinweggesetzt, und die modernen Begriffe über Schutzmittel gegen Artilleriefeuer sind von den Kanonenschüssen der phäno menalen 42-Zentimeter-Mörser weggefegt wor den. Diese neueste Methode, mit der die stärksten Festungen sozusagen von den deut schen Belagerungsheeren weggepflückt werden können, kann man mit Ehre als „Nacks in Vsrman/' bezeichnen. Sendungen an Kriegsgefangene. Seit einigen Tagen sind allgemein Post sendungen im Verkehr mit Kriegsgefangenen zugelassen. Es werden deshalb einige Winke über die Behandlung solcher Postsachen von Wert sein. Am meisten interessiert sind dabei Familien, deren Angehörige als Verwundete oder unverwundet in Feindeshand geraten und in einem Lazarett oder Gesangenenlager untergebracht sind. Von unterrichteter Seite wird dazu im Anschluß an die amtlichen Ver öffentlichungen geschrieben: Um diesen Personen Nachricht zukommen zu lassen, ist Vorbedingung, daß der Absender des Briefes weiß, wo der Angehörige sich be findet. Wenn nicht direkte Nachrichten von ihm vorlisgen, so empfiehlt es sick, eine An frage an eine der Auskunftsstellen über Kriegs gefangene zu richten. Solche Auskunftsstellen bestehen in Berlin bei dem Zentralnachweise bureau des Kriegsministsriums, bei dem Zentralkomitee der Vereine vom Roten Kreuz (Abteilung sür Gefangenenfürsorge) und beim Internationalen Komitee des Roten Kreuzes in Genf. Ist die Adresse ermittelt, so ist für schrift liche Mitteilungen erlaubt der offene" Brief und dis Postkarte. Alles geht vollständig portofrei, dafür hat das Haager Abkommen gesorgt. Es empfiehlt sich, Adresse und Inhalt deutlich abzufassen, aber mit lateini schen Buchstaben zu schreiben. Oben auf dem Briefe oder der Postkarte muß stehen „Kriegs gefangenensendung", darunter die genaue Adresse und der Bestimmungsort. Auf der Rückseite muß der Absender (Name und Wohnort) angegeben werden. Der Inhalt wird möglichst unverfänglich sein müssen, also nichts über die Kriegslage enthalten dürfen, da alle Sendungen an Gefangene von der Aufsichtsbehörde vor der Aushändigung ge prüft werden. Ferner wird sich empfehlen, Geldsendungen und Pakete erst aufzugeben, nachdem von dem Angehörigen die Nachricht eingegangen ist, daß er Geld oder Sachen braucht und daß Sicherheit für die richtige Aushändigung vor handen ist. Für Postanweisungen nach Frank reich ist das Auslanüsformular zu verwenden. Auf der Vorderseite ist der Absender, der Betrag in Frank und als Adresse anzugeben: Oberpostkontrolle in Bern (Schweiz). Oben rechts ist zu schreiben: Kriegsgefangenen sendung. Taxfrei. Die genaue Adresse des Geldempfängers ist auf der Rückseite des Ab schnittes deutlich zu vermerken. In der Schweiz wird dann die Postan weisung an den Empfänger ausgefertigt und der Betrag ohne jeden Abzug portofrei nach Frankreich überwiesen. Pakete und Wert briese sind unmittelbar an den Empfänger zu adressieren. Die Pakete sind recht dquerhaft zu verpacken und werden ebenfalls . nur ganz unverfänglichen Inhalt haben dürfen. * * * Zur Entgegennahme und Verteilung von Liebesgaben für die Kaiserliche Marine ist in Kiel, Wilhelmshaven und Cuxhaven je eine „Adnatzmestelle für freiwillige Gaben" ein gerichtet worden. Es wird gebeten, die der Kaiserlichen Marine zügedachten Liebesgaben an eins dieser Abnahmestellen, und zwar un mittelbar zu senden. Mit der Bezeichnung „Freiwillige Gaben" an die . Abnahmestellen gerichtete Frachtstücke werden bis dahin auf allen Bahnen frachtfrei befördert. Vock glücklick geworäen. 18j Roman von Otto El st er. iForlseyimg.I „Ihr Entschluß macht mick so glücklich, Trude, daß ich gern bereit bin, das Vergangene vergangen sein zu lassen." „Es handelt sich nicht um die Vergangen heit, sondern um die Zukunft. Wollen Sie meine Bedingungen hören?" „Sprechen Sie." „Wenn ich Ihre Gattin werden soll, muß eine vollständige Aussöhnung mit Herbert er- 'folgen. .." ' „Ich war ihm nie feindlich gesinnt." „Er muß in seine Rechte als Erbe wieder eingesetzt werden." „Das liegt doch nicht in meiner Macht." „Sie wissen, daß mein Vater mir Ham mersau vermachen will?" „Ja..." „Nun gut, dann werden wir Hammersau nach unserer Verheiratung an Herbert zedieren und auf Martinikenfelde wohnen." „Das in unmöglich!" „Weshalb?" „Weil Ihr Vater das niemals zugeben wird. Weil Herbert eine schwere Schuld auf sich geladen hat, die ihn vollständig in die Hände seiner Feinde gibt." „Dieke Schuld muß vernichtet werden," ent gegnete Trude, in der Erinnerung an die Mit teilung Martinis erbleichend. „Sie soll vernichtet werden — ich gebe Ihnen mein Wort darauf," versetzte er ernst und er sprach dieses Mal nack teiner Über zeugung. „Aber bestehe» Sie nicht auf Ihrer anderen Bedingung, die zu erfüllen nicht in meiner Macht liegt. Glauben Sie mir, Ihr Vater und auch der meinige sind zu gewiegte Geschäftsleute, um Ihnen oder mir das volle Verfügungsrecht über Hammersau abzutreten. So viel ich gehört habe, soll Ihnen Ihr Erbe bis zum Tode Ihres Vaters nur zur Nutznießung überlassen werden, das Eigentumsrecht behält sich Ihr Vater vor. Sie sehen daraus, baß die Erfüllung Ihrer Bedingung unmöglich ist, wenn meinerseits auch der seste Wille vorhanden ist." „Ist er das in der Tat?" fragte sie zwettelnd. „Ich schwöre es Ihnen, Trude! Und um Ihnen zu beweisen, wie bereit ich bin, auf Ihre Wünsche einzugehen, will ich Ihnen meinen Plan mitteilen." „Ich bin begierig, ihn zu hören .. ." Eine Weile sah Franz nachdenklich in die Ferne. Er mußte die Gedanken, die ihm durch den Kopf geschossen waren, erst ordnen. Die Hauptsache war, das Vertrauen Trudes zu gewinnen : daß er sie in der Brie ange- legenheit hintergangen, durfte jetzt wenigstens nicht an Las Tageslicht kommen: wenn er erst der Gatte Trudes und dadurch Herr über ihr Vermögen, dann konnte ihm nichts mehr geschehen, dann mochte selbst sein Betrug ent deckt werden, er schadete ihm nichts mehr. Es galt deshalb vor allem eine Verbindung zwischen Trude und Herbert zu hintertreiben. „Es fällt mir schwer, zu sprechen, Trude." sagte er nach einer Weile scheinbar verlegen und gedrückt. „Ich muß da Dinge berühren, die sür Sie schmerzlich sind und auch ich gerne mit dem Mantel des Vergehens verhüllen möchte." Trude erbebte. Sie dachte an die Schuld Herberts. Franz wußte davon, das gab ihm eine Waffe in die Hand. „Sprechen Sie nur," sagte sie mit leiser Stimme. „Ich weiß, auf was sie hindeuten." „Nun ja — sehen Sie — diese — wie soll ich sagen? — diese unbedachte Tat Herberts macht es uns vorläufig — ich bitte dieses Wort zu beachten, Trude! — wacht es uns vorläufig unmöglich, für Herbert öffentlich ein zutreten." „Weshalb?" „Weil Ihr Vater dann sofort seine Gegen maßregeln ergreifen würde, die sehr verderb lich sür Herbert ausfallen würden." „Weiß denn mein Vater . . .?" „Ja — er weiß alles." „Aber Ihr Vater hat mir versprochen, den belastenden Schuldschein zu vernichten." „Ja — nach unserer Verheiratung, Trude..." Trudes Augen füllten sich mit Tränen. Sie fühlte sich macht- und hilflos den Männern gegenüber, die ihr und Herberts Geschick in der Hand hielten. Ihre natürliche Schwäche, die sie bislang gewaltsam unter drückt hatte, kehrte zurück. Franz bemerkte es und triumphierte im stillen. Jetzt hatte er gewonnenes Spiel. „Ich spreche ganz offen, Trude," sprach er heuchlerisch, weil ich Ihnen und Herbert gern helfen möchte." „Was tit da zu machen?" fragte sie mit bebender Stimme und einem hilflosen Blick. „Helfen Sie mir ... ich allein fühle mich zu schwach .. „Ich sagte Ihnen schon, daß ich alles tun werde, was in meiner Macht steht, um Ihnen und Herbert zu helfen. So hören Sie mich denn ! Wir müssen vorläufig alles vermeiden, was den Verdacht Ihres Vaters erregen könnte, wir ständen mit Herbert in Ver bindung,. Auch mein Vater darf nichts ahnen, denn ich gestehe es ihnen offen, er würde eK> sofort Ihrem Vater hinterbringen, und dann wäre alles verloren. Ich werde Herbert un sere Verlobung mitteilen und ihm schreiben, daß wir ihm gern nach unseren Kräften Helsen würden, ihn aus seiner abhängigen Stellung zu befreien. Das ist vorläufig alles, was wir tun können." „Ich bin im Besitz einiger Geldmittel," sagte Trude rasch. „Mein mütterliches Erbe beträgt fünftausend Mark — mein Vater hat mich öfter reich beschenkt — alles in allem verfüge ich über zehntausend Mark — ich will sie Herbert übergeben i" ' „Das ist sehr edel. Indessen . . ." „Ich gebrauche das Geld nicht mehr, wenn wir . . ." Sie stockte und errötete. „Wenn wir veryeiratet sind, Trude," vollen dete er ihre Worte mit einem Lächeln. „Das ist wahr und gerade auf diesen Umstand gründe ich meinen Plan. Wenn wir ver heiratet sind, verfügen Sie über noch weit größere Mittel, und es ist Ihnen dann ein Leichtes, Herbert zu helfen, ihn selbständig zu machen, ihm behilflich zu sein, sich ein Gut zu kaufen oder irgend ein Geschäft zu über nehmen. DaS hat dann gar keine Schwierig- leit mehr." „Und Sie wollen mir dabei Helsen, Franz«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)