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Ottendorfer Zeitung , 1 g Bezugspreis: vierteljährlich 1,20 Mark frei in: Hrms. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel jährlich , Mk. Einzelne Nummer >0 pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sottnabend Nachmittag, I z.. - — Unterüaktung«- unä Änzeigeökatt Anzetienprei»: Für die Neinftkalttge rl»rx«-H«üe »der deren Raum w pfg. — Im BeNamMl für die «einspaltige Petit. Heile 2S psg. Anzeigenannahme btspwfr mittag». Beilagegedühr nach VmindarmH. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel UN- Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Dn»ck und Vertag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Dkrilla. Verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in Groß-Gküla. Nummer ss? Freitag, den 2. Oktober M 13 Jahrgang Neuestes vom Tage. Großes Hauptquartier. Nördlich und südlich von Albert vorgehende überlegene feindliche Kräfte sind unter schweren Ver- lüsten für sie zurückgeschlagen worden, Aus der Front der Schlachtlinie ist nichts Neues zu melden. An den Argonnen geht unser Angriff stetig, wenn auch langsam vorwärts. Vor den Sperrforts an der Maaslinie keine Veränderung. In Elsaß- Lothrmgen stieß der Feind gestern in den mittleren Vogesen vor. Seine Angriffe wurden kräftig zurückgeworsen. Vor Ant werpen sind zwei der unter Feuer ge nommenen Forts zerstört. Vom östlichen Kriegsschauplatz ist noch nichts Besonderes zu melden. — Der Generalstabsarzt der Armee und Chef des SanitätSwesens v. Schjerning hat Seiner Majestät dem Kaiser die folgende Meldung erstattet' Vor einigen Tagen wurde in Orchies ein Lazarett von Frank tireurs überfallen. Bei der am 24. Septbr. gegen Orchies unternommenen Straf expedition durch das Landwehrbataillon Nr. 3b stieß dieses auf überlegene feindliche Truppen aller Gattungen und mußte unter Verlusten von 8 Toten und 36 Verwundeten zurück. Ein am nächsten Tag ausgesandtes bayrisches Pionierbataillon stieß auf keine Feinde mehr und fand Orchies von den Einwohnern verlassen. Im Ort winden 20 beim Gefecht am vorhergehenden Tage verwundete Deutsche grauenhaft verstümmelt ausgefunden. Ohren und Nasen waren ihnen abgeschnitten. Man hatte sie durch Einführen von Sägemehl in Mund und Nasen erstickt. Die Richtigkeit des darüber aufgenommenen Befundes wurde von zwei französischen Geistlichen unterschriftlich be stätigt. Orchies wurde dem Erdbod.n gleich gemacht. Rotterdam. Um einen Versuch deutscher Truppen, bei Termande den Ueber- gang über die Schelde zu erzwingen, zu vereiteln, machte das Antwerpener Festungs heer einen großen Ausfall. Es gelang den Deutschen, die Antwerpener Festungslruppen dreimal zurückzuschlagen, die nach den gestrigen Abenddepeschen mit über 70000 Mann in das Gefecht verwickelt wurden. Auf beiden Seilen traten starke Abteilungen Artillerie und zahlreiche Maschinengewehre in Aktion. Die Belgier halten sich in der Ortschaft Oodeghem festgesetzt, die in Brand geschossen wurde. D>e Belgier bezeichnen den Kampf selbst als unentschieden, mit anderen Worten: sie sind mit blutigen Köpfen zurückgeschlagen worden. Auch scheinen sie durch das deutsche Granatfeuer starke Ver luste gehabt zu haben. Rotterdam. An der holländischen Grenze macht sich jetzt die von den Deutschen eingeleitete Belagerung von Antwerpen deutlich bemerkbar. Aus BaarU-Nassau, einem Städtchen an der südlichen Grenze der Provinz Brabant, trafen Tausende bel gischer Flüchtlinge ein. Sie erzählen, daß die Deutschen bei ihrem Vorrücken gegen Antwerpen die Gegend der Kempen (Campins) und den ganzen Norden Belgiens von belgischen Soldaten säubern. Die holländische Dampfstraßenbahn Breda— Antwerpen, welche bisher den Verkehr mit Belgien unterhielt, gab ihren Dienst in belgischem Gebiet aus und fährt nur noch b>S zur Grenzstelle Wernhout. Von dort snüssen die Reisenden mit einem Omnibus wetterfahren. Nach Meldungen aus Turn hout treiben die deutschen Truppen die bel- üffche Feldarmee aus drei Richtungen nach dem Antwerpener Festungsgürtel zu vor pH her. Die neue Beschießung Mechelns steht mit diesen Operationeu im Zusammen hänge. Die Beschießung der vorgeschobenen Forts der Antwerpener Festungslinie richtete große Verheerungen an. Mit großer Ge schicklichkeit hatten die Deutschen ihre Ge schütze hinter ihren scharmützelnden Vor truppen herbeigeschafft, ohne daß die von Antwerpen aus in starken Abteilungen vor gehenden Belgier dies verhindern konnten. Tags darauf stellte sich heraus, daß sich die schweren Kanonen schon in Schußweite be fanden, und die Beschießung jener ForlS fing an, Die Dorfbewohner strömen scharen weise nach Antwerpen. An der holländischen Grenze hört man fortwährend das Prasseln des Gewehrfeuers und das Donnern der Kanonen. In der Nacht rückten die deut schen Regimenter mit großen Verstärkungen gegen Aalst (Alost) vor und beschaffen den Ort heftig. Am Montag nachmittag ver teidigten sich die Belgier noch an der Brücke über den Denderfluß. Auch in Gent treffen zahlreiche Flüchtlinge ein, welche im Aus stellungsgebäude untergebracht werden. Amsterda m.j, Der „Nue Rotterdamsche Courant" meldet, daß deutsche Truppen Moll in Belgisch-Lemburg besetzt haben. Die Belgier seien nach Turnhout zurückgetrieben worden. Ein Versuch der Belgier, nach dem Eintreffen von Verstärkungen Moll zurückerobern, sei durch die deutsche Artillerie abgeschlagen worden. Turnhout liegt etwa 20 Kilometer nordwestlich von Moll und nur etwa 10 Kilometer von der holländischen Grenze, sodaß die Belgier in eine üble Lage gekommen zu sein scheinen. Wien. Amtlich wird bekanntgegeben. Am 28. September ist nach mehr als vier zehntägigen hartnäckigen Kämpfen, während denen unsere Truppen die Drina und die Save neuerdings überschritten haben, auf dem südöstlichen Kriegsschauplätze eine kurze Opemtionspaufi eingetreten. UnsereTruppen stehen insgesamt auf serbischen Gebiet und behaupten sich vorerst in den blutig errung- ungenen Stellung gegen unausgesetzte hart näckige Angriffe. Die Angriffe enden stets mn bedeutenden Verlusten des Gegners. In den letzten Kämpfen wurden insgesamt 14 Geschütze und mehrere Maschinengewehre erbeutet. Die Zahl der Gefangenen ist be deutend, ebenso die der Deserteure. Die Nachrichten über die serbisch-montenegrinische Offensive nach Bosnien siud durch den Ein fall untergeordneter Kräfte in das Gebiet an der Sandschakgrenze heroorgerufen worden. Maßregeln zur Säuberung dieses Gebietes wurden unvorzüglich getroffen: Potiorek, Feldzeugmeister. Konstantinopel. Wie der Jkdam erfährt, hat sich zwischen den Russen und dem persischen Stamme der Kardar ein Zusammenstoß stattgefunden. Ein Angriff der Russen wurde abgeschlagen, ein russischer Offizier und etliche Soldaten wurden getötet. Derselbe Stamm hat den Scheich vonBarzam und seine Anhänger als russische Partei gänger, die vor längere Zeit geflüchtet waren festgenommen und den türkischen Behörden ausgeliefert' — Aus persischen Blättern übernimmt Jkdam folgende Meldung: Die Russen ziehen sich aus Persien zurück. Die russischen Kosaken sind aus Mesched über Aschabad abgerückt, haben aber einen Teil ihrer Waffen zurückgelassen. Die Ruffen haben aus Angst vor dem Ausbruche eines Aufstandes über alle von Muselmann be wohnte Gebiete Rußlands den Belagerungs zustand verhängt. Die Nachricht, daß die Russen von den Oesterreichern und Deutschen geschlagen worden seien, hat eine heftige Strömung gegen Rußland heroorgerufen. In Turkestan dauert der Transport von Truppen nach Rußland fort. Post und Handelsverkehr sind eingestellt. Die Russen verstärken ihre Befestigungen an der afghanischen Grenze bei Kuschk. Die Afghanen haben einen Hügel angegriffen der den nach Afghanistan führenden rusischen Tunnel beherrscht. Der Tunnel soll ein gestürzt und es sollen mehrere Russen darin verschüttet worden sein. Der Emir von Afghanistan hat 180000 Mann an die Grenze von Turkastan entsandt. Diese Truppen sollen noch verstärkt werden. Die Russen sollen auch befürchten, daß die Per- sier der Provinz Aselbeidschau und Chorassen gegen sie marschieren würden. London. Die Admiralität gibt be kannt, daß während der letzten Tage der Kreuzer Emden im -Indischen Ozean die Dampfer Tumerico, Cinglud, Riberia und Toyle weggenommen und in den Grund gebohrt, sowie ein Kohlenschiff weg genommen hat. Die Bemannungen der Schiffe wurden auf den Dampfer Gyfedale der ebenfalls genommen, aber wieder frei gelassen wurde, nach Colombo gebracht, wo sie am Dienstag früh eintrafen. — Die griechische Firma A. A. Embericos teilt der englischen Regieruog mit, daß der Kreuzer Emden ihren Dampfer Kpntopores zwang, ihn mit Kohlen zu versorgen. Rotterdam. Der englische Dampfer Monna mit einer Ladung Kopra wurde nach einer Depesche aus Sidney von den Deutschen bet den Marschallinseln erbeutet. Bu dapest. Laut amtlicher Meldung waren die Kämpfe, die am Montag und Dienstag um Uzack stattfanden, erfolgreich. Die Ruffen wurden zurückgedrängt. Der Uzsocker Paß befindet sich wieder in unseren Händen. Die Russen erlitten sehr schwere Verluste. — Der Pester Loyd meldet aus Kon stantinopel, daß die türkische Regierung auf die Forderung des englischen Botschafters, dem Rußland sich anschließen dürfte, die Sperrung der Dardanellen aufzuheben, er klärt habe, die Dardanellen blieben gesperrt bis England die Flottenpolizei vor den Dardanellen aufgehoben und seine Kriegs fahrzeuge zurückbeordert habe. Frankfurt. Die Franks. Ztg. meldet aus Konstantinopel: Die Sperrung der Dardanellen trifft auch aufs empfindlichste die Getreideausfuhr Rußlands und auch Rumäniens nach England. Gewöhnlich unternehmen die französischen Messagerte- dampfer nur einmal wöchentlich die Fahrt Marseille—Odessa. Seit einem Monat verkehrten täglich kaum irgendwelche Passagiere, während starke Sendungen Kriegsmaterial und Goldladungen für Ruß land befördert wurden, was nunmehr auf hört. OertttcheS und Sächsisches. Gttendorf-Mkrilla, >. Oktober — Gefallen auf dem Felde der Ehre . . . Täglich sieht man in den Zeitungen die schwarzgeränderten Anzeigen mit dem schlichten und doch so vielsagenden Tapferkeitskreuze. Es ist eine erschütternde, sich nnerbitilich wieder- holende Sprache: Er starb den Heldentod fürs Vaterland, er siel aus dem Felde der Ehre. . . Oder, was ja auf dasselbe hinauskommt, die in der Schlacht oder aas einem Strsiszuge oder sonstwie im Vaterlandsdienste empfangenen Wunden ließen sich nicht zur Heilung bringen und es ward ein schweres Siechtum zum Tode. Wie viele wackere deutsche Streiter weilen nun schon im stillen Land! Tausende sind es, und neben den Jüngeren und ganz Jungen sind Keltere und Ergraute dahingegangen, die froh das Leben packende Jugend wetteiferte mit den vom Leben Gereisten, und das Sterben kam über sie alle, so plötzlich so ganz vor der eigent lichen Zeit . . . Und die Angehörigen sind 'n tiefer Trauer. Der Gatte der Vater, der Sohn, der Bruder der Bräutigam — ach, eS ist eine Lücke gerissen, eS ist ein unersetzlicher peisönlicher Verlust, und man fühlt ein armes Menschenwort kann hier nur wenig trösten. Es gehört viel innerste religiöse Kraft zum kapieren Obenaufbleiben in solchen Kummertagen aber sie ist eben doch bei ungezählten Menschen vorhanden, und sie vereint sich aufs schönste mit dem stolzen und starken Bewußtsein, daß es ein Opser galt fürs liebe, teure Vaterland. Ueber den Gräbern der Gefallenen geht's wie rin mahnender Heldensang, anseuerend zu neuem Hoffen und Kämpfen bis zum endgültigen siege. „Auf, Deutschland, aus — und Gott mit dir! Ins Feld! Der Würfel klirrt! Wohl schnürt's die Brust uns, denken wir des Bluts, daß fließen wird — dennoch das Auge kühn empor!" .... Immer wand man denen die auf dem Felde der Ehre sielen, einen beson deren Ruhm- und Dankes-Kranz Die deutsche Geschichte ist reich an solchen Helden, und auch diesmal ushören sie allen Bernsen und Ständen an; der Mann aus fürstlichen Geblüt fiel neben dem einfachen Arbeiter. Wir wollen sie nicht vergessen, diese tüchtigen Söhne des Vaterlandes. Wir wollen ihr Andenken in höchsten Ehren halten, und es soll ein leuchtendes Vorbild für alle fein, denen ihr Deutschtum eine heilige, persönliche Verpflichtung bedeudet .... — Der Kriegskomet hat sich eingestellt. In klaren Nächten ist jetzt Mitie Oktober der im Dezember 1913 entdeckte Komet „Delavan" zu sehen. Er steht gegen 10 Uhr abends fast nördlich vom Beschauer, südlich des Wagens vom „Großen Bären" und wandert bis Mitte Oktober allmählich gegen den nordwestlichen Horizont auf den helleuchtenden Stern „Arkturus" im „Bootes" zu. Der „Arkturus" Ueht in der Verlängerung des Schweifes de» Großen Bären. Der Komet ist als ein diffuses Sternchen 3,—4. Größe mit einem Opern glas schon deutlich zu erkennen. Wer scharfe Augen besitzt, kann ihn sogar mit unbewaffneten Auge beobachten. Der Komet dürste im ersten Drittel des Oktober noch klarer werden, wahr scheinlich bis zur Erkennbarkeit eines Sterne» 2. Größe. Er besitzt einen deutlichen Kern und zwei von der Sonne abgewendete Schweife von denen der eine etwas Heller als der andere ist. Dresden. Stadtbaurat Erlwein ist in das freiwillige Automobilkorps eingetreten und hat sich gestern mit dem Zuge, der die Dresdner Liebesgaben den Truppen im Felde zugesührl, nach den westlichen Kriegsschauplatz« begeben. — Postverkehr der Kriegsgefangenen. Von jetzt ab können Postsendungen von Kriegs gefangenen und sür solche angenommen und befördert werden. Zunächst werden nur offene Briessendungen ohne Nachnahme, und zwar offene gewöhnliche Briese, Postkarten, Druck sachen, Warenproben und Geschäsispapiere, ferner Briefe und Kästchen mit Wertangabe ohne Nachnahme sowie Postpakete bis 5kx ohne Nachnahme innerhalb Deutschlands, nach und aus Oesterreich-Ungarn und den neutralen Ländern sowie im Verkehr mit Belgien, Frank reich, Großbritannien und Rußland zugelassen. Postanweisungen sind in demselben Bereiche mit Ausnahme von Belgien, Großbritannien und Rußland zulässig. Im Verkehr mit dem Auslande werden die Sendungen, die von Kriegsgefangenen abgefandt werden oder für sie bestimmt sind, gebührenfrei befördert. Krrchenuachrichten. Ottendorf-Okrilla. Donnerstag, den 1. Oktober 1914. Abenos */,8 Uhr: Kriegsbetstunde.