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I I s Bezugspreis: vierteljährlich l,2o Mark fr?< >nr Hars. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jährlich i Mk. Einzelne Nummer w Hfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag, — S Unter^aktung8- unä Änzeigeökatt Anzri-tNpretB: Für die »einspaltige Korpus. K^le »der deren Raum zo Pfg. — Im Reklatnettil für die »einspaltig« Petit-Keile rr Psg. Anzeigenannahme bi« ;r Uhr mittag». Beilagegebühr nach Vereinbarung. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wan-el" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Dmck und Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Vkrilla. verantwortlich für die Redaktion H. Rühl« in Groß-Gkrilla. Nummer 102 Freitag, den 28 August sW 13 Iahraang Neuestes vom Tage. Berlin, 26. August. Bei Namur sind sämtliche Forts gefallen, ebenso ist Longwy nach tapferer Gegenwehr genommen. Gegen den linken Flügel der Armee des deutschen Kronprinzen gingen aus Verdun und östlich starke Kräfte vor, die zurückgeschlagen sind. Das Ober-Elsaß ist bis auf unbedeutende Abteilungen westlich Colmar von den Franzosen geräumt. Wien, 26. August. Das Kriegsquariier meldet amtlich: Tie dreilätige Schlacht bei Krasnik endete gestern mit einem völligen Siege unserer Truppen Die Russen wurden auf der ganzen, etwa 70 Km breiten Front geworfen und haben flucht artig den Rückzug gegen Ljublin angetreten. Das Gefecht bei Krasnik brachte den siegr-ichen österreichischen Truppen 3000 Ge fangene ein, darunter zahlreiche russische Offiziere, die den japanischen Krieg mit gemacht hatten. Diese erklärten, daß di- Angriffe der österreichisch-ungarischen Truppen viel heftiger waren, als seinerzeit die der Japaner. Die russischen Gefangenen berichteten fernrr, daß große Unzufriedenheit unter den russischen Truppen herrsche. Viele küßten den österreichischen Offizieren die Hände, da ihnen die gute Behandlung ganz ungewohnt war, und schienen sich über ihre Gefangennahme ganz glücklich zu fühlen. Eines unserer Luftschiffe unternahm einen Flug durch russisches Gebiet, der 12 Stunden dauerte. Das Luftschiff hielt sich durch schnittlich in einer Höhe von 2000 Metern In der Nähe von Iwangorod und dann südlich von Ljublin geriet das Luftschiff in feindliches Gewehrfeuer. Südöstlich von Ljublin wurde der Luftkreuzer in beiden Flanken durch Infanterie und Artillerie beschossen. 25 Gewehrkugeln durchschlugen den Hinterteil. Eine Anzahl von Geschossen prallte an der Gondel ab. In weiterer Entfernung explodierten Schrapnells, trotz dem fiel ein Sprengstück in die Gondel. Der geringe Schaden wurde ausgebessert. Die Besatzung blieb unverletzt. Abends landete der Luftkreuzer wieder in unserem Hauptquartier. London, 26. August. Nach einer Meldung des Reuter-Büros machten die Deutschen aus Südwestasrika einen Einfall in die Kapkolonie. Ihre Stärke sei un bekannt, doch sei bereits ein Zusammenstoß mit den Afrikanern erfolgt. — Die Deutschen haben d.r Stadt Lüttich eine Kriegsschatzung von 10 Millionen und der Provinz eine solche von 50 Millionen auserlegt. Um ein Hauptpsand in Händen zu haben, haben sie das Eigentum der Banken und Finanzgesellschaften in Lüttich Mit Beschlag belegt. Der Geldumlauf stockt deswegen, und die Banken haben be schlossen, Geldbons in Umlauf zu setzen. — In Antwerpen macht sich bereits sehr heftige Unzufriedenheit mit dem Verhalten der Regierung bemerkbar. Am Mittwoch Mittag trafen in jämmerlichem Zustande die ersten flüchtigen Truppen vom Schlacht felde ein. Die Schlacht bei Hannut und Löwen hatte drei Tage gedauert. Die Soldaten berichteten: Unser Vormarsch ist dreimal abgeschlagen worden. Wir haben gekämpft wie die Löwen. Aber wir konnten gegen die Uebermacht nicht an. Für jeden gefallenen Feind standen zehn neue auf. Und doch hätten wir ausgehalten, wenn Unsere Leute nicht von dem grauenhaften Feuer der deutschen Maschinengewehre buch stäblich niedergemäht worden wären. Ferner beklagten sich die Leute über den Mangel an Offizieren. Die Verzweiflung ist um so größer, qls die Truppen sich von den Engländernund Franzosen betrogenglauben. Mit allem Eifer werden die Befestigungen von Antwerpen verstärkt. Inzwischen rücken die deutschen Truppen vor. Sie haben alle Verbindungen mit Antwerpen durchschnitten. Man glaubt, daß die ersten Vorposten gefechte unmittelbar bcvorstehen. Deutsche Flugzeuge überflogen die Forts' Sie wurden beschossen, jedoch ohne Erfolg. Bei der Schlacht von Löwen sind, wie es scheint die Franzosen und Engländer zu spät ge kommen. Doch müssen auch sie an dem Kampfe teilgenommen haben, denn unter den nach Antwerpen gebrachten Verwundeten befinden sich auch Engländer und Franzosen. — General der Infanterie z D. von Oesterlep, Inhaber des Eisernen Kreuzes 1. Klasse schreibt im Berl. Lok.-Anz.: „Nach meiner Ansicht muß ganz Belgien deutsch werden — nicht etwa damit einige Millionen Gesindel die Ehre haben, dem Deutschen Reiche anzugehören, sondern da mit wir ihre vortrefflichen Häfen haben und damit die Möglichkeit, dem perfiden feigen England das Messer unter die Nase zu halten. Sollte es dann noch möglich sein, Holland unter Gewährung großer Vor teile zum Eintritt als selbständiger Bundes staat in das Deutsche Reich zu bewegen, dann würde die Seeherrschaft des infamen Krämervolkes wohl bald zu Ende sein und der weit vorausblickende Ausspruch unseres geliebten Kaisers: „Unsere Zukunst liegt auf dem Wasser" in herrliche Erfüllung gehen." -- Dem „Berliener Tageblatt" wird aus Aachen ein Brief zur Verfügung gestellt, der über die Veranlassung der belgischen Greuel einige Aufschlüsse gibt. Es heißt dort: Mir ist es ein Rätsel, wie ein ganzes Volk in zwei bis drei Tagen sich so ver wandeln kann. Man hätte am wenigsten von den deutschsprechenden Belgiern erwartet daß sie auf unsere Truppen schießen würden. Gestern wurde bekanntgegeben, daß die Ein wohner von Aubel erklärt haben, die belgische Regierung habe kurz vor dem Einmarsch unserer Truppen Zirkulare an alle Familien gelangen lassen, in denen die Bevölkerung aufgefordert wurde, auf die deutschen Truppen zu schießen, wenn sie einrückten. Das wurde auch befolgt, und die Folge war, daß jedes Haus niedergebrannt wurde, aus dem geschossen worden war. So steigerte sich der Haß aus beiden Seiten, und so kam es, daß man dann aus allen Häusern schoß. Wenn sich diese Angaben bestätigen, so ist es selbstverständlich, daß eine Regierung, die zum Meuchelmord auf fordert, nicht nur unschädlich gemacht, son dern in einer Weise zur Verantwortung gezogen werden muß, wie es die Welt geschichte noch nicht gesehen hat. — Ueber die neuen Kruppgeschütze, mit der jetzt zunächst die Belgier so grünolich Bekanntschaft gemacht haben, wird uns geschrieben: Die Tatsache, daß es möglich gewesen ist, im Frieden Geschütze von derartiger Wirkung völlig unbemerkt vom Auslande herzustellen, ist ein glänzender Beweis für die pflichttreue Vorbereitung des Krieges im Frieden. Es ist ja ohne weiteres einleuchtend, eine wie große Zahl von Personen bei dem Zustandekommen eines derartigen Geschützes beteiligt werden muß, ehe die neue Einrichtung fix und fertig in die Erscheinung treten kann. Der deutschen Heeresverwaltung ist es gelungen, dies Geheimnis so vortrefflich zu wahren daß der Feind erst durch die Wirkung der einschlagenden Geschosse davon erfuhr. Das ist ein beweis für die Pflichttreue aller in Betracht kommenden Persönlich keiten. Es tut jedem deutschen Herzen wohl, das in aller Oeffentlichkeit festzustellen. Auch unserer größten deutschen Waffen fabrik gebührt für ihre Leistungen der Dank des Vaterlandes. Sie hat sich in diesen schweren Tagen getreu ihren Ueberlieferung glänzend bewährt. Die Leistungen unserer deutschen Geschütze vor Lüttich und in den gesamten Kämpfen im Westen >und Osten berechtigen das deutsche Volk zu der Zuversicht daß die deutsche Artillerie allen Anforderungen und Aufgaben gewachsen sein wird, die der weitere Krieg uns stellt. — In Frankfnrt (Main) hat die Polizei ein Lager mit vielen tausend Zentnern Kartoffeln des Großgrundbesitzers Schult heiß wegen wucherischer Preisforderungen geschlossen. Oertliches und Sächsisches. Gttendorf-Vkrilla, 2?. August WH. — Musterung und Aushebung der un ausgebildeten Landsturm-Pflichtigen des I. Aufgebots. Nachdem die Musterung und Aushebung der Landsturmpflichtigen des I. Aufgebots vom 31. August dieses Jahres ab angeordnet worden ist, wird hierdurch Folgendes bestimmt: Zur Gestellung im Landsturm-Musterungstermtne sind ver pflichtet alle unausgebildeten Landsturm pflichtigen des 1. Aufgrbots aus den Ge burtsjahren 1876 bis 1894. Die Ge stellungspflichtigen haben sich zudem an den betreffenden Musterungstagen pünktlich und rein gewaschen im Musterungslokale einzufinden und die Militärpapiere (Land sturmscheine oder Ersatzreserve-Pässe) vor zulegen. Die Landsturmpflichtigen erhalten im Musterungstermine die abgegebenen Militärpapiere nach entsprechender Ver vollständigung zurück. Hiernach haben sich zu stellen: Mittwoch, den 2. September 1914, früh */, 7 Uhr im Kurhaus zu Klotzsche die Landsturmpflichtigen des Guts bezirks Albertstadt und der Ortschaften Boxdorf, Cunnersdorf bei Hermsdorf, Groß- oknlla, Grünberg mit Diensdorf, Herms dorf, Kleinokrilla, Klotzsche, Lausa mit Friedersdorf-Gomlitz und Weixdorf, Otten dorf mit Moritzdorf, Rähnitz, Schönborn und Wilschdorf. — Der kommandierende General des 12. (sächsischen) Armeekorps v. Broizem, erläßt folgende Bekanntmachung: Innerhalb des Korpsbereiches werden sämtliche dauernden Militärverbote von Gastwirtschaften pp. hiermit aufgehoben. — Für unsere Krieger! „Warum schreibt unser blos nicht", hörte man schon so ost fragen. Eine brennende Frage in dieser Kriegszeit sür Angehörige. Nun, warum? Dieie Frage kann wohl ohne große Ueberlegung beantworten. Wahrscheinlich fehlt es dem Krieger am allernötigsten zum Schreiben, am Briefbogen, Briefumschlag oder die Postkarte. Dieser Unannehmlichkeit ist jetzt abgeholfen worden, denn unsere Druckerei hat zu diesem Zwecke Feldpost-Briefmappen mit Feldpost karten, Feldpostbriefumschlägen mit inliegendem Briefbogen angefertigt und zum Verkauf ge bracht, die man aus der Heimat dem Krieger zusrnden kann! Diese Neueinrichtung wird von den Angehörigen der Krieger und diesem gewiß mit großer Freude begrüßt werden. Wenn das nötige Schreibmaterial mit hinausgeschickt wird, dürfte den Lieben daheim gar recht bald die gewünschte Nachricht zugehen. — Auszahlung der Gelder für ausgehobene Pferde, Kraftfahrzeuge usw. Bei der Aus zahlung der Gelder sür ausgehobene Pferde, Kraftfahrzeuge usw. hat sich herausgestellt, daß die Besitzer in vielen Fällen zum Heeresdienst cingezogen waren und vorher ihren Ehefrauen oder anderen Angehörigen keine Vollmacht zur Empfangnahme der Gelder ausgestelll haben. Um den Schäden abzuhelfen, welche die Betroffenen durch eine Verzögerung der Aus zahlung erleiden können, hat der Bundesrat am 24. August 1914 eine Verordnung erlassen, durch welche eine Rechtsvermutung aufgestellt wird, daß die Inhaber der über die Taxsummrn ausgestellten Anerkenntnisse von dem darin genannten Berechtigten zur Empfangnahme der Zahlung bevollmächtigt sind. Die Aus zahlung kann nunmehr ohne ausdrückliche Vollmacht der abwesende Besitzer gegen Vor legung des Anerkenntnisses erfolgen, — Auf Sendungen an im Felde stehende Militärpersonen darf kein Bestimmungsort vermerkt werden, die Aufschrift muß aber genau ergeben, zu» welchem Armeekorps, welcher Division, welchem Regiments, welchem Bataillon welcher Kompagnie pp. der Empfänger gehört, sowie welchen Dienstgrad und welche Dienst« stellung er bekleidet — Achtung! Mitbürger! Frauen! Töchter! Söhnel Alle, die es angeht: Wer eS über ich gewinnt, einem feindlichen Gefangenen Blumen oder Leckereien zu spenden, verfalle der öffentlichen Verachtung der ganzen Stadt! — So schreibt die „Schneidemühler Zeitung". Wir können dem nur hinzufügen: so soll eS hier und überall sein. Dresden. Das stellvertretende General kommando des Gardekorps fordert alle noch im Korpsbezirk des 12. Armeekorps vorhandenen Mannschaften des Beurlaubtenstandes der Garde-Jnianterie, Garde-Jäger und -Schützen Garde - Maschinengewehr - Truppen, Garde- Kavallerie, Garde-Feldartillerie und Pioniere auf, sich unverzüglich bei den Ersatztruppen teilen derjenigen Regimenter zu melden, bei denen sie aktiv gedient oder zu deren Be urlaubtenstand sie überwiesen worden sind. — Die bekannte Bergfeste Königstein soll 300 französische Offiziere aufnehmen. Freiberg. Ein seltener Vorgang spielte sich im Verhandlungssaale des hiesigen Land gerichts ab. Der Vorsitzende, Landgerichts direktor Dr. Mushacke, war mitten in der Verhandlung, als er plötzlich abberufen und die Sitzung unterbrochen wurde. Als sie wieder ausgenommen wurde, teilte Oberjustizrat Jakobi mit, daß Landgerichtsdirektor MuShacke eben Order bekommen habe und sich sofort stellen müsse. Unter diesen Umständen mußte die Verhandlung von neuem ausgenommen werden, Chemnitz. Für Notstandsarbeiten hat der Stadtrat in feiner letzten Sitzung über 500000 Mark bereitgestellt, um möglichst das Auftreten von Arbeitslosigkeit zu verhindern. Hohenstei n-E rnstthul. Die Er richtung einer Volksküche, durch welche Speisen an bedürftige Einwohner abgegeben werden sollen, ist vom Stadtverordnetenkollegium beschlossen worden. Zur Unterstützung Hilfs bedürftiger wurden außer den bereits bewilligten 10000 Mark noch 20000 Mark ausgesetzt, von denen namentlich Mietbeihilfen gewährt werden sollen. Chemnitz. Zur Vermeidung der Arbeite« losigkeit beschloß der Rat eine Anzahl von Baulichkeiten, die teilweise von den städtischen Kollegien bereits genehmigt waren, z B. die Erweiterung des Friedhof, der Bau einiger Straßen, die Erneuerung von Schleusen usw. mit einem Kostenaufwande von rund 280 000 Mark als Notstandsarbeiten ausführen zu lassen. Ltirchennachrichteu. Ottendorf-Okrilla. Donnerstag, den 27. August 1914. Abends 6 Uhr: Kriegsbetstunde.