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Ottendorfer Zeitung unä Anzeigebkatt Untergattung« o verantwortlich für die Redaktion H. Rühl« in Groß-Okrilla. Druck rmd Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Gkrilla. 13 Jahrgang Nunrmer HO Mittwoch, den 16 September 1M chaugts dö Daitsch'n an, Kinder, an machts Anztigeilptrkt: Für die kleinspaltige Rorp»r.K«ile »der drr«n Raum pfg. — Im ReNameteil für die kleinspaltige Petit-Zeile 2s Pfg. Anzeigenannahme bi« ;s Uhr mittag». Vetlagegebühr nach Vereinbarung. Bezugspreis: vierteljährlich ^20 Mark frei in: ^ans. I« der Geschäftsstelle abgeholt viertel jährlich l Mk. Einzelne Nummer 10 Pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag. Oertliches und Sächsisches. Ottendorf-Dkrilla, <5. September — Ein gewaltiger Sturm brauste am Sonn» lag vormittag und auch noch nachmittag — wenn auch da in geminderter Stärke — über unser Ort und Umgebung einher. Es war ein Sturm, wie wir ihn in vieler Heiligkeit seit langem nicht erlebt haben. Fast schien es als ob den schönen Tagen, die wir jetzt in schier ununterbrochener Reihenfolge gehabt haben und dis wir nur nicht genießen konnten, weil unser Sinnen und Denken sich mit anderen Dingen zu beschäftigen hatte, mit einem Schlage ein gewaltsames Ziel gesetzt werden sollte. Großen Schaden erlitten dann auch die Gärten nament lich solche, in dencn man Obstbäume hat. Der gerade in diesem Jahre, reiche Ertrag dieser Bäume wurde zu Boden geschleudert, und es wurde nun schwer halten, den mit Sicherheit erwarteten Nutzen aus dem Obst zu ziehen. An den mit Odstbäumen bepflanzten Land straßen ist der Schaden ein großer. Gegen Abend legte sich der Wind. Dagegen ließ der Regen, trotz des Sturmes während des ganzen Tages nur selten ganz ausgesetzt halte, durch aus nicht nach, und die schweren Regenmassen ließen das Laub, das trotz des Sturmes noch auf den Bäumen geblieben war, in unheim, lichen Mengen zur Erde niederfallen. Die Temperatur sank zudem merklich — kurz der Tag des bösen Unwetters hatte aus dem Hoch" somnur Herbst gemacht. So vergeht die Herrlich keit der Natur . . . — Die Verlustliste Nr. 9 11 der König lich Sächsischen Armee ist erschienen und kann in unserer Geschäftsstelle eingesehen werden. In der Liste sind verzeichnet Angehörige vom Generalkommando des XII. Armeekorps, vom Reserve-Jnsonterie-Regiment Nr. 101, vom 6. Jnsanlerie«Regiment Nr. 105 in Straßburg, vom 3. Feldortillerie Regiment Nr. 32 in Rieia, vom 8. FUdartillerie-Rcgiment Nr. 68 in Riesa, von der Flieger-Eisatz-Ävteilung 1. Der Ver lustliste ist eine Berichtigung früherer Vrr- tusülsten, sowie ein Verzeichnis gefallener und verwundeter sächsischer Staatsangehöriger in außersächsischen Truppenteilen, sowie die Ver- lustliste Nr. 3 der Kaiserlichen Marine angeführt. Die Verlustliste Nr. 10 enthält nur die Mann schaften vom Landwehr Infanterieregiment Nr. 102. — Zu den Verzögerungen in der Feldpost- bestellung. Das stellvertretende General kommando des XIX. (2. königl. sächsischen Armeekorps) teilt mit; Unter den Angehörigen der im Felde stehenden Truppen herrscht, wie zahlreiche Anfragen bei dem Generalkommando dies beweisen, vielfach Beunruhigung darüber, daß Feldpostbriefe von der Front her aus bleiben, bezw. sehr lange Zeit bis in die Heimat gebrauchen. Es hat sich die Meinung verbreitet, daß das Hauptpostamt Leipzig als Sam melstelle für Felpostsendungen wegen Überlastung nicht imstande sei, die Feldpost briese den Angehörigen rechtzeitig zuzustellen. Diese Meinung ist vollkommen irrig. Das Hauptpostamt Leipzig ist Sammelstelle für Sendungen vom Inland nach der Front, nich aber von der Front nach dem Inland De Verkehr dieser Sammelstelle wickelt sich dan zahlreich eingestellter Hilfskräfte glatt ab. Als Grund der Verzögerung ist lediglich die Lage aus dem Kriegs'chauplatz, d. h. das rasck Vordringen unserer Armeen im nordöstliche nach! Wenn mir morng aufn Feind treffen, n.issn mirn vaplösch'n (verhauen) sonst is nix mehr mit uns. Sonst missn mir uns vor die Daitschn'n in Grund und Bod'n schämen. Mir missen vora machen, sonst lachn uns nacha bö Daitsch'n aus. Also, Kinder, kimmt! Sonst — und er erhob drohend den Finger — wenns nacha zan Teil'n geht, soag'n dö Daitschn sie Ham aolles alloans erobert un mir krieng (kriegen) nix! Desweng (Deswegen) miss» mir zoang (zeigen), daß mir aa wer an (daß wir auch wer sind) un so schnell wie meglich unsere Klopfer (Prügel) austeiln!" Sprache, wischte sich den grauen Schnauzbart und wünschte uns eine geruhsame Nacht, — die freilich bloß bis ein Uhr dauerte, denn dann gabs ein Nachtgrfecht und wir teilten unsere Klopfer aus. Königsbrück. Das von neugierigen Gaffern überlaufene Kriegsgefangenenlager ist seit Sonnabend, wie uns mitgeteilt wird, auch ür die Besichtigung durch den absperrenden Drahtzaun vollkommen gesperrt. Die zuständige Amtshauptmannschaft hat aus Ansuchen der Militärkommandantur den Verkehr durch die Steinborner Straße, der einen Blick in das Gefangenenlager aus nächster Nähe ermöglichte verboten. Der Grund ist das unbegreifliche Verhallen mancher Gaffer und besonders groß städtischer Frauenzimmer, die in irgendwelche Verbindung mit den Gefangenen zu kommen suchen. So hat man ihnen Schachteln mit Zigaretten und Lebensmitteln über den Zaun geworfen, obgleich die Verpflegung eine gute und zureichende ist. Ueber das Verhalten der Gefangenen konnte bisher Klage nicht geführt werden. Außer einigen kleinen Disziplinar strafen ist weder bei den Russen noch bei den Franzosen irgendwelches ernstliche Einschreiten der Wachtmannschasten und der Verwaltung nötig geworden. Aber wie straft man jene meist gutgekleideten Frauenzimmer, die ihre Würde gegen die Gefangenen fortwersen? Am letzten Sonntag wurde ein junges Mädchen, das den Franzosen Weißbrot zugeworfen hatte von der eigenen Mutter kräftig geohrfeigt. Dresden. Bei der städtischen Sparkasse wurden im Monat August 245410,14 Mark mehr eingezahu, als Auszahlungen erfolgten. Die Summe der Einlagen belief sich auf 4293670,42 Mark und die Summe der Rück» nahmen auf 4048260,28 Mark. Im gleichen Monat des Vorjahres betrugen die Mehr- einzuhlungen gegenüber den Rücknahmen nur 36577,04 Mark. Durch die Haussparbüchsen wurden im Monat August dieses Jahres allein 58131,35 Mark vereinnahmt. Esseg Die slawonische Presse bringt olgende Mitteilung aus Ruma vom 9. )ieses Monats: Die serbischen Truppen überschritten gestern mittag in Stärke einer Division die Save und drangen in unser Gebiet ein. Die österreichisch-ungarischen Truppen waren sofort zur Stelle und nahmen den Kampf mit dem Feinde auf. — Schaugts dö Daitsch'n an, Kinder un machts wach!" Von einem Münchener Kunst maler, der als österreichischer Landwchrmann einem Tiroler Kaiserjägerregiment zugeteilt worden ist, wird dem „Tägl. Korr." die olgende lustige Geschichte erzählt: Es war am Abend des 24. August, im Lager wurden eifrig die deutschen Erfolge besprochen, nur unser allzeit lustiger Hauptmann ging ernst aus und ab, als wurmte ihn etwas. Schließ» ich ließ er sich mitten in unserem Kreise nieder, schluckte ein paarmal und begann dann chlafenden Truppen und Kolonnen ge- chossen haben. Der ganze Vorgang war auf einen wohldruchdachten Plan zurück- Usühren. Besonders der Geistliche des Dries Bontin hatte durch Verbreitung von alschen Nachrichten die Bewohner aus- gehetzt und ihnen verkündet, daß die deut- ' chen Truppen sich auf der Flucht vor den i Irrsten befänden (I!), und es sei recht, die Deutschen zu töten, wo man sie fände. Bontin ist zum größten Teil zerstört und 30 Einwohner, darunter auch der Geistliche, wurden standrechtlich erschossen. — Ueber die Verluste des deutschen ?eeres sind in der Oesfentlichkeit vielfach alsche Vorstellungen verbreitet, indem man ;anz außerordentlich hohe Zahlen nennen ^ört. Um dies richüg zu stellen, sei eine lebersicht nach den bisher vorliegenden 22 Verlustlisten gegeben: Es sind gefallen 258 Offiziere und 3063 Mann (bemerkens wert die hohe Zahl der gefallenen Offiziere) verwundet find 571 Offiziere und 12658 Mann, vermißt werden 43 Offiziere und 4633 Mann. Die Gesamtverluste sind also 872 Offiziere und 20354 Mann. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß etwa 20 Prozent der Vermißten allmählich sich wieder ein finden und 40 Prozent in Gefangenschaft (meist verwundet) gefallen sind, von den Vermißten sind rund 2800 als lebend ab zurechnen, so daß nur etwa 1900 als tot (teilweise ermordet) zu gelten haben. Von den 13 229 Verwundeten sind 27 Prozent leicht verwundet und nach Wochen wieder verwendungsfähig, so daß 8500 Mann als Schwerverwundete nur dauernd aus fallen. Der dauernde Gesamtverlust für das Heer beläuft sich also auf 5300 Tote (einschließlich der als tot zu geltenden Ver mißten und 8500 Schwerletzte, insgesamt 13800 Mann. — Dem Kommandanten der Festung Longwy hatte der Kronprinz bekanntlich bei der Einnahme der Festung für die tapfere Verteidigung des Platzes den Degen belassen. Wie jetzt der „Lokalanz." berichtet gab der Kronprinz Befehl, dem Kommandeur den Degen wieder abzunehmen, nachdem sich herausgestellt hat, daß bei der Ver teidigung von Longwy Dum-Dum-Geschosse verwendet worden sind. Der Kommandeur will von dem Vorhandensein der Dum-Dum- Geschosse nichts gewußt haben. Mailand. Corriere della Sera läßt sich aus Paris vom 9. September nachts melden: Deutsche Flieger, die Paris seit Donnerstag nicht mehr besucht haben, er schienen jetzt über der Stadt Troyes, wo sie Bomben warfen. Stockholm. Ein englisches Kriegs schiff hat im Atlantischen Ozean einen oeulschen Kohlendampser, der deutsche Kreuzer Kreuzer „Karlsruhe" bei Barbados den englischen Dampfer „Cowes Castle" versenkt. — Wie die britische Admiralität mit teilt, sind am Freitag und Sonnabend von zahlreichen starken Geschwadern und Flottillen Erforschungsfahrten durch die Nordsee bis nach der Helgoländer Bucht unternommen worden. Unterwegs wurden Kirchennachrichten. Donnerstag, den 17. September 1914. Ottendorf-Okrilla. Abends r/,8 Uhr: Kriegsbetstunde. Medingen. Abends 7 Uhr: Kriegsbetstunde. Mittwoch, den 16. September 1914. Großdittmannsdorf. Abends */,8 Uhr: Kriegsbetstunde, wohnern in der freundlichsten Weise aus genommen und bewirtet. Jeder einzelne glaubte an die Ehrlichkeit der gezeigten freundlichen Gesinnung. Der Abend kam heran, der Ort lag im tiefsten Dunkel. Plötzlich in der Nacht wurde das Dor elektrisch beleuchtet, und wie auf Kommando wurde aus den Häusern nnd versteckten Winkeln auf die Truppen in lebhafter Weise gefeuert. Die biwakierende Artillerie fuhr auf und beschoß den Ort. Das Franktireurfeuer verstummte und die Ein wohner suchten ihr Heil in der Flucht. Die Untersuchung ergab, daß die Einwohner den schlummernden Soldaten teilweise die Gewehre sortgenommen, einen Patronen wagen geplündert und dann aus die Neuestes vom Tage. Großes Hauptquartier, 13 Sepibr. Die Armee des Generalobersten v. Hinden burg hat die russische Armee in Ostpreußen nach mehrtägigem Kampfe vollständig ge schlagen. Der Rückzug der Russen ist zur Flucht geworden. Generaloberst v. Hinden burg hat in der Verfolgung bereits die Grenze überschritten und meldete bisher über 10000 unverwundete Gefangene. Etwa 80 Geschütze, außerdem Maschinengewehre, Flugzeuge, Fahrzeuge aller Art wurden erbeutet. Die Kriegsbeute steigert sich fortgesetzt. Generalquartiermeister v. Stein — Im Westen fanden am rechten Heeres flügel schwere, bisher noch unentschiedene Kämpfe statt. Ein von den Franzosen versuchter Durchbruch wurde siegreich zurück geschlagen. Sonst ist an keiner Stelle eine Entscheidung gefallen. — Im Osten schreitet die Vernichtung der russischen ersten Armee fort. Die eigenen Verluste sind verhältnismäßig gering. Die Armee von Hindenburg ist mit starken Kräften bereits jenseit der Grenze. Das Gouvernement Suwalkt wurde unter deutsche Verwaltung gestellt. Berlin. Am 13. Septbr. vormittags wurde S. M. Kleiner Kreuzer Hela durch einen Torpedoschuß einer feindlichen Unter seebootes zum Sinken gebracht. Fast die gesamte Besatzung ist gerettet. Der stell vertretende Chef des Admiralstabes gez.: Behncke. Berlin. Bis znm 12. September waren in Deutschland rund 220000 Kriegs gefangene untergebracht. Davon sind Franzosen: 1680 Offiziere und 86700 Mann Russen: 1830 Offiziere und 91400 Mann, Belgier: 440 Offiziere und 30200 Mann, Engländer: 160 Offiziere und 7350 Mann. Unter den Offizieren sind zwei französische Generale, unter den Ruffen zwei komman dierende und 13 andere Generale, unter den Belgiern der Kommandant von Lüttich. Eine große Anzahl weiterer Kriegsgefangener befindet sich auf dem Transport zu den Kriegsgefangenenlagern. In den obigen Zahlen find die bet Maubeuge gefangenen 40000 Franzosen und ein großer Teil der in Ostpreußen in der Schlacht bei Tannen berg kriegsgefangenen Ruffen nicht enthalten. — Sächsische Truppenteile und Kolonnen hatten im Vormarsch aus Dinant an der Meuse das Kirchdorf Bontin, etwa 7 Km nordöstlich von Dinant, erreicht und waren gezwungen, dce Nacht dort zuzubringen Ein Teil wurde einquartiert und ein Tei biwakierte vor dem Dorfe. Das Dor liegt tief an einem kleinen Wasserlauf, der sich durch Nebenbäche verstärkt und be Ivrir in die Maas ergießt. Die von Bontin über Dorinne nach Dinant führende Straße bildet einen Hohlweg, an dessen Anfang der Bahnhof liegt. Die an kommenden Truppen wurden von den Ein keine deutschen Schiffe angetroffen. Wien. AuS Athen wird gemeldet, daß beschädigte englische Torpedobootzerstörer in den italienischen Hafen Brindisi ge flüchtet sind. — Aus Krakau wird gemeldet: Zwölf Franziskanermönche haben ihren Eintritt zum aktiven Dienst bei der polnischen Legion gemeldet. Nachdem sie die kirchen- behördlicbe Erlaubnis hierzu erhalten hatten wurden sie in die Legion eingereiht. Frankreich und die sich daraus ergebende chwienge Ausrechierhaltung der Verbindung nach rückwärts anzusehen. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel un- Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode".