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Ottendorfer Zeitung um! Knzeigeökatt Unterüattung8 o- Mit wöchentlich «sch-m-nd-r Sonntagsbeilage „Illustrierter UntechaltungsblaU", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „handel und Wandel« Anz«igtftpre§k: Für dir Nttn^Mge Rorpx»-Heile »s« deren Raum io pfg. — Im ReklamMl für die kleinspaltige Petit-Heile rs pfg. Anzeigenannahme biupUhr mittag». Seilagegebühr nach vereindaru«^. Bezugspreis: vierteljährlich l.A, Mark frei in: Lf-us. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jährlich i Mk. Einzelne Nummer so pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag. „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". v»-r und v«tag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Gkrilla. verantwortlich für die Redaktion h. Rühle in Groß-Gkrilla. Nunimec j08 Freitag, den ss- September M Jahrgang Neuestes vom Tage. — Zwiscben Sr. Majestät dem König und Sr. Majestät dem Kaiser hat folgender Telegrammwechsel stattgefunden: Sr. Majestät dem Kaiser im Felde. Ich und mein Volk begleiten die Kämpfe und Siege der deutschen Wacht im Osten mit unseren heißesten Wünschen. In solcher Anteilnahme hat meine Regierung dem Dankesopfer des deutschen Volkes für die treue Ostmark zweihundertfünfzigtausend Mark überwiesen. Gott führe unsere tapferen Truppen auch weiterhin zum Siege. Friedrich August. Sr. Majestät dem König von Sachsen, Wachwitz. Die hochherzige Beteiligung Deines treuen Sachsenoolkes an dem vaterländischen Dankesopfer für die schwer heimgesuchten Ostpreußen hat mich lief gerührt. Dir und Deiner Regierung meinen innigsten Dank dafür. Welch erhebendes Bild: die deut schen Stämme, Schulter an Schulter im blutigen Kampfe gegen die Feinde des Vaterlandes unerschütterlich zusammen stehend, hinter den Schlachtfeldern Hand in Hand bemüht, gemeinsam die tranrigen Folgen des Krieges zu lindern und aus» zugleichen. Ein Volk, von solchem Einheits willen zum Siegen und zum Fortwirken für deutsche Kultur und deutsches Wesen erfüllt, darf des Beistandes des allmächtigen Lenkers der Schlachten und der Geschicke der Menschheit gewiß sein und kann nicht untergehen unter dem Neide und Hasse seiner Gegner. Wilhelm, 1. R. — Amtlich wird gemeldet: Maubeuge hat am Montag kapituliert. 40 000 Kriegs« gegangene, darunter vier Gemrale. 400 Ge schütze und zahlreiches Kriegsgerät sind in unsere Hände gefallen. Berlin. In einem Briefe des ge fallenen sozialdemokratischen Reichstags abgeordneten Dr. Frank bezeichnet dieser als Motiv seiner Meldung als Freiwilliger durch die Tat zu zeigen, daß der Beschluß seiner Partei vom 4. August nicht änßerem taktischen Zwange, sondern einer inneren Notwendigkeit entsprang, daß es der Sozial demokratie also mit der Pflicht zur Ver« teidigung der Heimat bitter ernst sei. Paris, 9. September. Nach einer Rotterdamer Meldung des „Berl. Tagebl." aus Paris tobt gegenwärtig bei Paris eine allgemeine Schlacht. Die Mitteilung be sagt weiter, daß der französische linke Flügel mit dem deutschen rechten Flügel Fühlung nahm. Auch englische Truppen hatten sich bei dem Angriff auf die deut schen Armeen beteiligt. Nach dem Meffa- gero sei die große Schlacht, von der die französische Regierung Mitteilung machte, südöstlich von Paris imgange. In dieser Richtung werde in der Hauptstadt Geschütz feuer vernommen. Eine andere Meldung besagt, eine schlacht sei imgange auf der Linie Auteuil — Meaux — Sezanne — Vitry. — Am Dienstag abend lauteten die letzten Berichte dahin, daß die Verbündeten nicht imstande zu sein scheinen, die jbis- herigen Erfolge ihrer Offinsivbewegungen ausrechtzuerhallen. Man wird nicht fehl- gehen, wenn man hiernach annimmt, daß in Kürze Nachrichten von einer französischen Riedertage erwartet werden. — Der französische Generalissimus hat an di« Truppen folgenden Tagesbefehl er- lassen: Es ist jetzt nicht mehr der Augen blick, rückwärts zu schauen, sondern an zugrr'fen, den Feind zurückzudrängen und das gewonnene Terrain, koste es was es wolle, zu behaupten. München, 9. September. Nach der Meldung eines bayrischen Offiziers teilt heute die München-Augsburger Abendzeitung mit, daß bei Nancy einige französische Flieger h^runtergeschofsen worden seien. Unter diesen befinde sich auch ein Pilot, der einen Bericht an den Zaren von dem Präsidenten Poincarö bringen sollte, worin der Präsident den Zaren ersucht, die kräftigste Offensive zu ergreifen, damit Frankreich für acht Tage ruhen könne, da es sich sonst nicht mehr zu halten vermöge. — Der Korrespondent des Corrtere della Sera beschreibt seinen Besuch in der Um gegend von Paris, die heute ein Bild des Jammers biete. Ueberall, sagt er, sind Fenster, Haustüren und Läden geschlossen. Die durch belgische Greuelmärchen genährte Angst vor den Deutschen ist furchtbar. Alle fürchten den Augenblick, wo sie die schreck lichen Ulanen herantraben hören. Ans der Landstraße hinter den Lchanzgräben zwischen Beauvais und Clermont sah der Korre spondent abwechselnd Truppen und dichte Flüchtlingsschwärme entlang ziehen. Die Soldaten sind von langen Märschen, Kämpfen und Hunger völlig erschöpft und machen in den Ortschaften halt, um Essen, Trinken und sonstiges zu bekommen. Als Hauptschuldiger an den Mißerfolgen von Charleroi wird General Persan bezeichnet, der zwei Tage länger, als er sollte, ver siegelte Orders in der Tasche behielt. Die französischen Reservisten seien zum Teil mit alten Gewehren bewaffnet. — Auch italienische Blätter verbreiten jetzt die Meldung von größeren Truppen transporten don Archangelsk aus über England nach Frankreich. So meldet das „Giornole d'Jtalia", daß etwa 250 000 Mann auf französischem Boden gelandet seien, während dagegen die „Vila" die Zahl auf ein Zehntel herabsetzt. Wenn die Russen in der Tat derartige Absichten haben, dann ist allerdings Archangelsk der einzige Ort, von dem aus eine Beförderung der Truppen stattfinden konnte, da die Ost see für die Russen gesperrt ist, ebenso wie die Dardanellen. Technisch möglich ist ein soscher Transport, wenn auch, je größer die Zahl wird, die Schwierigkeiten der Sicherung der Transportschiffe immer mehr wachsen. Ist aber in der Tat ein solcher Transport erfolgt, so wäre damit der schlagende Beweis erbracht worden, daß schon seit Monaten alle Vorbereitungen für diesen Krieg getroffen worden sind. Eine wesentliche Unterstützung der fran zösischen Streitkräfte mürde allerdings ein solches russisches Lilfskorps nicht bilden- Köln. Die Turmer Siampa erklärt die Nachricht von der Landung russischer Truppen in Frankreich für unrichtig. Berlin. Der Kaiser hat dem Sieger in der Schlacht Lei den masurischen Seen Generaloberst v. Hindenburg den Orden. Pour le merite verliehen. London. Zwei weitere Schlepper sind in der Nordsee auf Minen gelaufen und gesunken. Es handelt sich um die Schlepper The Imperialist und Nevigo. Zwei Mann der Besatzung des Imperialist werden vermißt. — Der kleine Kreuzer Karlsruhe hatte wie die englischen Blätter melden, in diesen Tagen ein kleines Scharmützel mit englischen Kreuzern zu bestehen. — Iw Raume von Lemberg hat eine neue Schlacht begonnen. Oertliches und Sächsisches. Oltendorf-Vkrilla, zo. September — Auf ein Rundschreiben des Herrn Gemeindevorstand Richter an sämtliche hiesigen Vereine sind bis jetzt annähernd 2000 Mark dem Hilfsausschuß zur Ver fügung gestellt worden. — Kriegszeiten, schwere Zeiten. Allent halben ist in der letzten Zeit so oft schon Abschied genommen worden, der Gatte von der Frau, der Vater von leinen Kindern, der Bräutigam von der Braut und die Söhne von ihren Eltern und Geschwistern. Sie alle zogen hinaus, um das Vaterland zu schützen mit der frohen Hoffnung aus ein Wiedersehen. Das Schlachtfeld fordert aber auch Opser und die Zahl der Ge fallenen wird noch mehr übertroffen durch die Zahl der Verwundeten. Es heißt da Pflegerinnen zu finden, um den verwundeten Kriegern die Wunden zu verbinden, sie zu pflegen und die Schmerzen zu stillen. Zu diesem Berufe ist jetzt auch unsere unter der Einwohnerschaft allgemein beliebte Ge meindeschwester Louise nach dem Lazarett Zeithain gerufen worden. Mit wehem Herzen sehen wir heute ihrer Abreise ent gegen. Schwester Louise hat seit nahezu 8 Jahren in segensreicher Weise in unserer Mitte geweilt. Sie war allen eine treue Beraterin und Helferin, unermüdlich durch eilte sie unseren Ort, um allen, wo es nottat, Hilfe zu leisten, kein Weg war ihr zu weit, keine Nachtwache zu viel' Sie half wo Krankheit und Not war, doch sand sie auch noch Zett für die armen betagten Frauen unserer Gemeinde, sie gründete auch einen Großmütterchen-Verein und 14-tägig einmal kamen diese alten Frauen in dec Diakonie zusammen, um im Verein mit Schwester Louise einen sorgenfreien Nachmittag zu verleben. Auch der Jungfrauen-Verem wurde von Schwester Louise ins Leben gerufen und zwei Jahre hindurch geleitet. Nichtminder werden auch die kleinen Strickschülerinnen, denen sie die ersten Anfangsgründe beibrachte, vermissen. Dem Frauenverem war Schwester Louise eine treue Mitarbeiterin und wird es von allen schmerzlich empfunden, Ler Vereins schwester heute Abschied zu sagen, wo selbige stets mit so großer Liebe und Treue mit- gewirkt hat. Es gilt ja auch nicht blos auf ein Abschiednehmen während der Kricgszeit, nein Schwester Lomse verläßt unseren Ort für immer, da das Diakonissen haus den Vertrag mit unserer Gemeinde gekündigt hat. Der allgemeine Wunsch ist aber der, daß Schwester Louise nach der schweren Aufgabe, die ihrer jetzt harrt, doch noch später wieder zu uns zurückkehrt. Wir aber alle, die Ihr wohlgesinnt sind, wünschen ihr Gottes Segen zu Ler schweren Arbeit, die ihrer wartet, und sagen herzlich sten Dank für die Liebe und Aufopferung die sie uns in hundertfältiger Weise be wiesen hat. — De? September meint eö noch immer herzlich gui. Er beschert uns Tag sür Tag den heitersten Sonnenschein unv säst hundstags- mäßige Hitze, und doch sehnt sich Feld unv Flur nach Regen, nach einem erfrischenden Landregen, der den Boden durchweicht und das dürstende Erdreich ladt. Der Wasserstand der Elve geht langsam zurück. Es ist kaum noch genug Wasser vorhanden, dis Schiffahrt kann ihren regelmäßigen Betrieb kaum noch ausrecht erhalten. Bei dem Mangel jeglichen Zuflusses gehen wir den Zeiten von 1904 und 1911 entgegen. — Die neuen Darlehnskassenscheine zu zwei Mark sind bereits auSgegeben worden. Sie sind elf Zentimeter breit und sieben Zenti ¬ meter hoch. Sie bestehen aus einem kräftigen Hadernpapier, das ein die ganze Fläch« be deckendes, sich wiederholendes Wasserzeichen jat. Die Vorderseite zeigt einen zweifarbigen aus vielfach verschlungenen Linien bestehenden Untergrund in rötlicher und grauer Farbe und von unregelmäßiger Gestalt. In der Mitte des Scheins befindet sich eine rötliche 2. Zu beiden Seiten, rechts und links, über den letzeln Ausläufern des Untergrundes steht je eine 2 und darunter je ein Ll, beides in rötlicher Farbe. Die Rückieile ist in rötlicher Farbe ;edruckt. Das Mittelstück besteht aus drei rbereinander geschobenen Kreisen und es ist aus vielfach verschlungenen Linienzügen gebildet. In der^Mille ruht innerhalb des inner» Kreises ein Reichsadler rot auf weißem Grunde. — Sächsische Staatszeitung statt Dresdner Journal. Das Geiamtministerium veröffent licht im amtlichen Teil des Slaatsanzeigers für das Königreich Sachsen folgende Bekannt machung: „Der Dresdner Journal, Königlich Sächsischer Staateanzeiger, Verordnungsblatt der Ministerieum und der Oder- und Mittel- Behörden, führt von jetzt ab die Bezeichnung Sächsische Slaatozrilung, Staatöanzeiger für das Königreich Sachsen. Alles was bezüglich des Dresdner Jurnals verordnet und bestimmt worden ist, gilt nunmehr für die Sächsische Staatszeilung." Es verdient gunz besonders hervorgehoben za werden, daß die Königliche Staatsregierung beschlossen hat, aus das fran zösische Wort Journal zu verzichten und da mit dem Zuge der Zett folgt, entbehrliche Fremdworte durch Ausdrücke unserer Mutter sprache zu ersetzen. Dresden. Im Militärlazarett liegen, wie wir schon meldeten, 120 Verwundete, und zwar Preußen. Gestern traf ein neuer Trans« Port Verwundeter ein, und zwar von der fran zösisch belgischen Grenze. 20 Unteroffiziere und Soldaten wurden ins Kgl. Lazarett an der Parkstraße und 126 Off ziere und Soldaten ohne Charge ins Carokahrus gelegt. Die Ver wundeten sind meistens Angehörige Dresdner Regimenter. Dresden. Am Sonntag früh zwischen 6 und ^7 Uhr erfolgte in dem Reitwege der Karchcrallee in der Nähe der Pikardie an der 700 nun weilen Druckrohrleitung ein größerer Rvhrbruch. Mit Hilfe der kurz nach V»? Uhr eintreffenden Feuerwehr und von Mannschisten der Altsiädter und Strießner Wasserwache wurde sofort die in Mitleiden schaft gezogene Rohrstrecke abgestellt. Durch cen im Rohre entstandenen Riß waren große Wassermengen ausgkflossen und hatten das naheliegende Gebiet des Großen Gartens über schwemmt, jedoch nennenswerten Schaden nicht angerichtel. Die Wiederinstandsetzung der betreffenden Rohrleitung war, trotzdem zur zeit ein großer Teil des ausgebildeten Rohr« netzpersonals der Wasserwerke im Felde steht, abends 3 Uhr beenoet. Die Wasserversorgung der Stadl hat durch den Vorfall, der ver mutlich durch Gußspannung im Rohre in Verbindung mit Erd- und Wasserdruck her« vorgerusen worden ist, keine Unterbrechung erfahren, wenngleich durch in den Rohren vor handene, aus früheren Zeiten stammende Manganablagernngen zeitweise Trübungen im Leiiungswasser hervorgerufen wurden. Ortrand. Der am vergangenen Montag hier abgehaltene Wochenschweinemarkt war mit einer geringen Anzahl Ferkelschweinen beschickt. Der Geschäftsgang war ein schleppender. Das Paar wurde mit 10—24 Mark bezahlt. Fette und Läuserschweine waren nicht aufgetrieven. Kirchennachrichten. Oltendorf-Okrilla. Donnerstag, den 10. September 1914. Abends i/,8 Uhr; Kriegsbelstunde,