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Ottendorfer Zeitung > >— v Bezugspreis: Vierteljährlich r,2o Marl frei in: Hrnrs. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel jährlich i Mk. Einzelne Nummer w pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag- Untertwktung8- mut Anzeigebkatt Anzrt-est^r«^»: Für die kletnspaltige Aorpns-Zeile oder deren Raum w Pfg. — Im ReNametetl für die Neinspaltige Petit-Zeile 2k pfg. Anzeigenannahme bi« ;2 Uhr mittag». Veilagegedühr nach vereindaru^. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Dank imö Verlag van Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Vkrilla. Verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in Groß-Okrilla. Nummer (06 Sonntag, den 6. September M (3. Jahrgang Neuestes vom Tage. — Amiens ist in deutschen Händen Das Sommetal wurde aufgegeben. Nach dem ein blutiger Kampf geliefert und die Engländer aus La Före zurückgezogen worden waren, wurde dieses Fort von den Deutschen genommen. Der dreitägige Kampf bei Amiens erreichte seinen Höhe punkt in einem blutigen Treffen bei Moreuil wo der Erfolg wieder auf deutscher Seite war. Deutsche Truppen zeigten sich schon bei Ereil und sogar bei Senlis, sodaß der Kanonendonner bereits in Paris zu ver nehmen sein dürfte. — Die Armee des Generalobersten von Bülow hat bis Ende August 6 Fahnen, 233 schwere Geschütze, 116 Feldgeschütze, 79 Maschinengewehre, 166 Fahrzeuge er beutet und 12934 Gefangene gemacht. — Nachträglich wird gemeldet: Die Armee von Bülow hat in der für sie sieg reichen Schlacht bei St. Quentin gegen vier französische Armeekorps und drei Reserve division gekämpft. Die Schlacht war heiß und hat fast zwei Tage gedauert. — Angesicht der ununterbrochenen Sieges meldungen kann erneut versichert werden, daß kein Mißerfolg der Deutschen an irgend einer Stelle eingetreten ist, der etwa ver schwiegen worden wäre. Auf die zahlreichen Anfragen muß erneut die Auskunft gegeben werden, daß es unmöglich ist, die durch die Schlag auf Schlag folgenden Kämpfe auf beiden Seiten eingetretenen Verluste schon gleichzeitig mit der Mitteilung über den AuSgang der Kämpfe einigermaßen zu verlässig bekannt zu geben. Die Verluste des Feindes an Toten nnd Verwundeten sind in allen Schlachten ganz erheblich größer als die unsrigen. Dazu kommen die großen Verluste des Feindes in Ge fangenen, die sich noch täglich enorm steigern. So wachsen die Zahlen über die von den Preußen gefangenen Ruffen von Tag zu Tag so, daß sich die ganze Größe der ruffischen Niederlage erst nach einiger Zeit wird erkennen lassen. Großes Hauptquartier. Bis zum S. September sind untergebracht in Lagern Festungen usw. Franzosen 283 Offiziere und 153232 Mann, von Russen 70 Offiziere uud 10126 Mann, von Belgiern (?) Offiziere und 12126 Mann. Hierzu kommen noch Engländer, insbesondere die auf dem Trans port befindlichen bei St. Quentin gefange nen nnd schließlich die rund 90000 gefange nen Russen aus der Schlacht bei Neidenburg. Berlin. Ueber das Verhalten der bel gischen Zivilbevölkerung gegenüber unseren Truppen schreibt im Berliner Tageblatt Professor Dr. Bteckel aus Brüssel, daß selbst nachts der Revolver umgeschnallt sein müsse weil man seines Lebens nicht sicher sei. Am Schluffe eines Artikels über das Dumdum-Geschoß im Tag meint General major Keim: Wer die erbitterte Stimmung in den weitesten Kreisen unseres Volkes Über die neuesten Schandtaten unserer Feinde kennt, wird auch wissen, daß jede falsch angebrachte Humanität nach dieser Richtung als ein Verbrechen an den vor dem Feinde stehenden Söhnen unseres Volkes gehalten würde. Rom. Das Giornale d' Italia erhält folgende Meldung aus Alexandrien: Die Mohamedaner sind vom Siege Deutschlands überzeugt und jubeln in der Hoffnung, die Türkei werde Aegypten seine Freiheit wieder verschaffen. In Aegypten sind 20000 eng "sche Sodaten angekommen. Man erwarte noch weitere 70000. England bereitet sic auf den drohenden ägyptischen Aufstand vor. Kopenhagen. Nationaltidendemeldet us Ottawa: Die deutsche Bevölkerung 'anadas bekundet offen, daß sie auf feiten Deutschlands steht. Dies erweckt großen Inwillen bei der übrigen Bevölkerung. Man befürchtete Unruhen. — England will uns aushungern, so chreibt die Voffische. Aus zuverlässiger Stockholmer Quelle verlautet, daß die eng- ische Regierung abermals und in bestimmter Form an die nordischen Länder das An- nnen gestellt habe, die Lebensmittelzufuhr rach Deutschland einzustellen. Schweden jabe in ebenso bestimmter Form die von en Engländern gewünschte Verletzung des Zölkerrechts abgelehnt. Wien. Die einwöchige erbitterte Schlacht im Raume Zamoß-Tyszowoce führte gestern um vollständigen Siege der Armee Auffen- »erges. Scharen von Gefangenen und bis- >er 160 Geschütze wurden erbeutet. Die Bussen befinden sich im Rückzug über den Bug. Auch bei der Armee Dankls, die nun Lublin angreift, sind ununterbrochen Er- olge zu verzeichnen. In Ostgalizien ist Lemberg noch in unserem Besitz. Gleich wohl ist dort die Lage gegenüber dem starken und überlegenen russischen Vorstoß sehr chwierig. Amsterdam. Wie eine Reuterdepesche aus Peking meldet, hat die chinesische Re- sterung das Anerbieten Japans, während )er Zeit des europäischen Krieges jede Be wegung gegen die Regierung mit Truppen >u unterdrücken, abgewiesen. OertlicheS «nd Sächsisches. Vttendorf-Vkrilla, S. September IM. — Die in den Jahren 1893 und 1894 geborenen Militärpflichtigen, über deren Militärverhältnis noch nicht endgültig ent- chieden ist, haben sich umgehend erneut zur Stammrolle anzumelden. Die gleiche Mel dung haben diejenigen zu bewirken, welche auf Grund des Berechtigungsscheines zum Einjährig-freiwilligen Dienste zurück geschrieben worden sind. — Steuerbefreiung für Kriegsteilnehmer. In wie weil sind Kriegsteilnehmer nach den zeietzltchen Vorschriften m Sachsin von den Steuern befreit? Auf dieje Frage mögen nach- tehende Sätze als Antwort dienen: 1. Von der Slaalseinkommensteuer sind befreit: alle Kriegsteilnehmer hinsichtlich ihres Militärdinst- emlommens. 2. Von den Gemeindeeinkommen sind befreit: alle Kriegsteilnehmer hinsichtlich ihres nicht aus Grundbesitz oder Gewerbebetrieb herrührend Einkommens. 3. Von den persön lichen Kirchenanlagen und Schulanlagen sind befreiet die Kriegteilnehmer, die nicht im Haupt ¬ manns- oder einem höheren Range stehen, ebenfalls hinsichtlich ihres nicht aus Grundbesitz oder Gewerbebetrieb heriührenden Einkommens. 4. Bei der Ergänzung steuer, dem Wehrbettrag dec Miet- nnd Pachtstempelsleuer, den Grund steuern, den Besitzwechjeladgaben und der Za- wachssteuer bestehen für die Kriegsteilnehmer keine Ausnahmen von den allgemeinen gesetz lichen Vorschriften. 5. Kriegsteilnehmer sind alle Militärpersonen, die zu einem mobilen Truppenteile oder zur mobilen JußarUllerie. zu Ersatzabteilungen mobiler Truppen oder zu Besatzungen im Kriegszustände befindlicher Festungen gehören. — Darlehnskassenscheine zu 2 und 1 Mark. Obwohl die Stlberauspcägung in der letzten Zeit stark vermehrt und erhebliche Beträge kleiner Geldmünzen aus den Kassen der Reichs bank in den Verkehr geleitet worden sind, so laut „B. T." doch gemäß dem Bundesrats v-schluß vom 31. August mit der Ausgabe der kleinen Darlehnskassenscheine, zunächst der za 2 Mark in den nächsten Tagen begonnen werden. Liese Darlehnskassercheine weiden, gleichwie d'e schon im Verkehr befindlichen 20- und 5- Mark-Darlehnskassenscheins, von der Reichs chuldenverwaltung ausgegeben nnd gelten als tcsctzliches Zahlungsmittel. Da es jetzt viel- ach an kleinem Silbergeld mangelt, kann die lusgabe der kleinen Darlehnskassenscheine nur von Vorteil sein. — Hebt die Zeitungen ani! Die Ereignisse die sich in den letzten Wochen abgespielt haben und die in der nächsten Zeit bevorstehen, find weltgeschichtliche Vorgänge. Jede einzelne Zei- tungönummer ist ein geschichtliche-' Erinnerungs stück an die großen Tage. Versäume daher niemand, die Zeitung aufzubewahren. JnS- ondere werden auch die aus dem Kriege zurück ehrenden Angehörigen dafür sehr dankbar sein. Auch sie wollen über die Vorgänge in der Heimat und auf dem Gesamt-Kriegsschauplatze unterrichtet sein; sür die Heranwachsende Generation wird die Zeitung.ein interessantes Geschichtswerk sein, und nur wenige aus dem Volke sind in der Lage, sich späterhin das Generalsiabswerk oder ähnliche Zeitfchriften zu schaffen. — Weg mit dem Aberglauben! Gewissen- lose Schwindler, die das Land durchziehen, versuchen in der gegenwärtigen Kriegszeit sogen. „Himmelsbriefe" zu verkaufen. Meist werden sie solchen Familen angeboten, in denen der Ehemann oder Söhne zum Heeresdienst ein- gezogen sind. Selbstverständlich enthalten diese Himmelsbriefe krassen Blödsinn. Leider sollen sie, obwohl neulich in Leipzig aus vor dem Unfug gwarnt wurde, immer noch zahlreiche Käufer finden. — Mangelhafter Verschluß von Feldpost sendungen. An Angehörige des Feldheeres gelangen kleine, fabrikmäßig hergestellte Papp kartons in Briefform zu Tausenden und Aber tausenden zur Auflieferung. Bei vielen dieser Feldpostsendungea mit Schokolade, Zigarren, Zigaretten usw. ist der Verschluß der zur Ver packung verwendeten Kartons und Päckchen derart mangelhaft, daß die Sendungen sehr ost ihren Inhalt verlieren, bevor sie zur Feldpostsammelstelle gelangen. Dadurch er wächst aber dem Personal, das nach Möglich keit bestrebt ist, die Schäden durch Zusammen suchen des Inhalts und durch Verschnürung der Pappkartons pp. mit Bindfaden zu be seitigen, eine ganz erhebliche Arbeitslast, die mit großem Zeitverlust verknüpft ist und Ver- zögerungen in der Beförderung der Sendungen herbeisührt, Im Interesse der Absender und Empfänger der Liebesgaben wird dringend ge beten, für einen zweckmäßigen und sicheren Verschluß derartiger Sendungen — am besten durch kreuzweise Umschnürung mit Bindfaden — zu sorgen und ungeeignete PappkartonS beim Einkauf zurückzuweisen. Königsbrück. Auf dem hiesigen Truppenübungsplatz sind jetzt noch 8500 Russen aus der Schlacht von Tannenberg angekommen. 5000 Franzosen sind schon anwesend. Man will das Gefangenenlager in Königsbrück auf 15000 Mann bringen, vielleicht aber muß es auch noch mehr aufnehmen. Auch viele ver wundete Franzosen und Russen sind mit unter- gebracht. Die beiden ersten Transporte russischer Kriegsgefangener, etwa 3000 Mann, sind in der Mittwoch-Nacht tn Zittau in zwei Güterzügen angekommen und sogleich nach dem benachbarten Orte Großporitsch weiterbesöidert worden, wo sie ein umfangreiches, von einem mehrere Meter hohen Breiter- und Stachel drahtzaun umgebenes Baracken- und Feldlager beziehen. Jeder Güterwagen enthielt drei übereinanderliegende Lager mit 60 bis 75 Ge fangenen, während in der Milte des Wagens eine Wache von fünf bis sechs Mann stand. Alle Gefangenen hatten gleich bei ihrer Ge- fangennahme die Achselklappen von Uniform und Mantel auf Befehl der Offiziere herunter- gerissen. Im Laufe des Donnerstages wurden alle Gefangenen nach dem Neißebad gebracht und einer gründlichen Wäsche unterzogen, der die ärztliche Impfung folgte. Die Bewachung rfolgt durch eine Kompanie der einheimischen Gruppen. Radeburg. Der hiesige Bezirkslehrer verein hat beschlossen, der König!. Amts- auptmannschast demnächst 100 Mark zn Kriegsunterstützung zuzusühen. — Das Lehrerkollegium gibt während der Zauer des Krieges monatlich 50 Mark zum Kciegsunterstützungsfond hiesiger Stadt. Radeberg. Der Feldmessergehilfe Krauß erschoß die 15jährige Tochter des Kaufmanns Schreiner und versuchte sich dann ebenfalls zu erschießen. Da ihm dies nicht gelang, ließ er sich von einem Zuge überfahren. Dresden. Gestern vormittag */, 12 Uhr ist auf der Königsbrücker Straße eine Arbeiter ehefrau mit ihrem 2 Jahre alten Kinde von einem Automobil überfahren worden. Die Frau war tot und wurde nach dem St.-Pauli- Friedhof überführt, während das Kiud in der Diakonissenanstallt Ausnahme fand. Bischofswer dfa. Ein eigenartiger Un fall ereignete sich aus der Wiese am Gaswerk, wo Jungen vergnügt über die Heuschober sprangen. Ein Junge sprang aber mit dem Fuße auf den im Heu liegenden hölzernen Rechen, so daß die Zinken in den Fuß ein drangen. Ein Zinken faß so fest, daß er beim Herausziehen abbrach und vom Arzt entfernt werden mußte. Pirna. Die Raupe des Kohlweißlings ist in der näheren und weiteren Umgebung der Stadt in großen Mengen aufgetreten. Auf manchen Kraulfeldern sind alle Blätter voll ständig zerfressen, sodaß der Schaden recht be trächtlich ist. Sebnitz. Hier brannte das zur Winkler- schen Weberei gehörige Wohnhaus, (genannt die alte Friedlichschenke) nieder. Der Brand stifter wurde dem Amtsgericht Sebnitz etn- geliesert. Meißen. Ein gutes Geschäft hatte ein Gastwirt in der Gerbergasie in einer letzteu Nächte zu machen gehofft, als ein dort er schienener Gast für die sich später dort ein- findenden Gäste, in der Mehrzahl Landsturm leute, eine Runde Bier nach der anderen an fahren ließ. 50 Mark, so hatte der freigebige Fremde gesagt, wollte er mal aufgehen lassen. Später erhöhte er die Summe aus 100 Mark. Als die Zeche über 44 Mark betrug, drängte man erst auf Zahlung. Bald war aber der noble Heer aus der Gaststube verschwunden und man mußte ihn im 2. Stock des Grund stückes aus einem Abort hervorholen, wo er sich versteckt hatte. Geld besaß er nicht einen Pfennig Cs stellte sich heraus, daß man sich von einem 26 Jahre alten, wegen Betrugs und Einbruchsdiebstahls vorbestraften und des halb aus dem Heere entfernten Bäckergehilsen aus Reichenbach i. V. hatte foppen und frei- halten lassen. Döbeln. Nachts ging beim Dorfe Ziegra bei Döbeln ein Strohfeimen in Feuer auf. Bei den Ausräumungsarbeiten wurde die an gekohlte Leiche eines jungen 15—17jährigen Mädchens mit durchschnittenem Halse auf gefunden. Offenbar liegt hier ein Verbrechen vor, bei dem der Täter sein Opfer in den Feimen gebracht und diesen, um seine Tat zu verwischen, dann in Brand gesetzt hat. Maxen. Der herrschaftliche Reviersörster ertappte hier je zwei Einwohner aus Mügeln und aus Heidenau, die in dem zum Ritter guts gehörigen, sogenannten Sürßteich angel ten. In den Rucksacken der Männer wurden als gestohlenes Gut noch 45 Pfund Aepfel und Kohlrabi gefunden.