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Ottendorfer Zeitung Bezugspreis: vierteljährlich Mark fr»! ins Hrm-, I« brr Geschäftsstelle abgeholt viertel jährlich i Mk. Einzelne Nummer w pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag »«d Sonnabend Nachmittag, Unterk>aktung8- unä Änzeigeökatt Anzeigenpret»: Für die kl einspaltig« Äorpus-Zeile »der deren Raum w pfg. — Im Beklemetetl für die kletnspaltige Petit-Zeile 2k pfg. Anzeigenannahme bi« ;r Uhr mittng». Beilagegetühr nach vereinbar»««. II Nit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Leid und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche No-e". Di«k nnö Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Dkrilla. verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in GroK-GkrUa. Nummer 97 Sonntag, den sL. August M 13. Jahrgang Amtlicher Teil. Familien-Nnterstützungen. Gesuche um Unterstützungen für Familien in den Dienst eingetretener Mann schaften werden jetzt entgegengenommen. Tie Anträge sind von den Ehefrauen persönlich unter Vorlegung der vom Truppenteile gestempelten Abschnittes der Kriegsbeorderung anzubringen. vttendörf'Moritzdorf, am 15. August 19 l4. Der Gemeindevorstand. Richter. Neueftes vom Tage. Berlin. Nach einem englisch-russischen Marine-Abkommen sollten, wie Professor Schiemann in der Kreuz-Ztg. aus unbedingt zuverlässiger russischer Quelle erfährt, russische Truppen auf englischen Schiffen in Pommern landen. Die Verhandlungen darüber wurden in London dem Marine-Bevollmächtigten Wollkow übertragen, und der Botschafter von Benckendorff über den ganzen Plan unterrichtet. Der Abschluß der Konvention sollte erfolgen, wenn Prinz Ludwig von Battenberg im August in Petersburg ein treffen werde Der Prinz ist jedoch nicht nach Petersburg gefahren, da der von Rußland uns aufgezwungene Krieg es un möglich machte. — Vor dem Kaiserpalast in Straßburg (Elsaß) stehen seit Donnerstag nachmittag die vier ersten den Franzosen in der Schlacht bei Mülhausen abgenommenen Geschütze, die von Mannschaften unter dem Jubel der Bevölkerung eingebracht wurden. Ebenso stehen vor dem Generalkommando in Allenstein vier eroberte russische Geschütze. OertlicheS und Sächsisches. Dttrndorf-Vkrtlla, ^S. AugustM. — In der gestern Abend stattgefundenen Frauen-VereinSversammlung wurde be schlossen, dem Roten Kreuz einen Betrag von 100 Mark zur Verfügung zu stellen. Wetter wurde beschlossen, Strickabende ein zurichten und eventuell auch für Beschaffung von Leibwäsche Sorge zu trageu — In der am 12. d. M abgehaltenen Mitgliederversammlung des Stenographen vereins „Gabelsberger" wurde u. a. be schlossen, die Uebungsabende vom 17. d M. an wieder aufzunehmen, (Anfänger um 8, Fortgeschrittene um 9 Uhr abends), dem Landesverbände „Gabelsberger" beizutreten und trotz der nicht gerade glänzenden Kassenverhältnisse dem Httfsausschuffe zur Linderung der Kriegsnot 10 Mark zu überweisen. — Herr Schuldirektor Endler richtet unter Bezugnahme auf unsere in letzter Nummer unter Dresden gebrachten Angaben, den Volksschulunterricht betr. ein Schreiben des Inhalts an uns, daß für hier der Schul betrieb vorläufig voll und ganz aufrecht erhalten werde, da das hiesige Kollegium die Stunden, welche ausfallen würden, un entgeltlich als Ueberstunden erteilt. — Die große, aber schwere Zeit, die wir durchleben, stellt aneinZeitungSunternehmen wie das unsere Ansprüche, und die Annahme ist irrig, als bringe das Interesse des Volkes an den kriegerischen Vorgängen und damit an der Zeitung, die sie ihm über mittelt, eine günstige Geschäftslage der Zeitungsindustrie mit sich. Ganz im Gegen teil: durch das Vrachliegen des Geschäfts- lebens im ganzen Deutschen Reiche und in den benachbarten Staaten werden die Zeitungen schwer geschädigt. Wir werden unsere finanzielle Kraft für die volle Auf rechterhaltung unseres Betriebes, für die Sorge der Angehörigen unserer im Felde stehenden Angehörigem und Arbeiter sowie für die Erfüllung unserer publizistischen Pflichten aufwenden. Die zahlreichen Bitten um Gratislieferung von Zeitungen und um kostenlose Aufnahme von Inseraten können wir aber nicht berücksichtigen. — Der Kommandierende General in Dresden erläßt folgenden Aufruf: Das Vaterland braucht die Kräfte seiner alten gedienten Unteroffiziere, um die junge, in das Heer eintretende Mannschaft im Waffen handwerk auszubilden und zu erziehm. Es ergeht deshalb an cklle gedienten ehemaligen Unteroffiziere, die zur Ausbildung der Mannschaften mitzuwirken bereit sind, der Aufruf, sich bet den Ersatztruppenteilen zur Einstellung zu melden, um ihr Teil zur Verteidigung des Vaterlandes beizutragen. — Ueber die Verluste in dem Kampf um Lüttich sind bei dem ZeutralnachweiS- bureau des Kriesministeriums Berlin dlW. 7 Dorotheenstraße 48, bereits sehr viele An fragen eingegangen. Ihre Beantwortung wird, wie wir hören, leider erst nach einigen Tagen möglich sein, da die Berichte der Truppen noch nicht eingetroffen sind. Im allgemeinen Interesse ist es wünschens wert, daß die Anfragen recht kurz gehalten werden, denn ihre Durchsicht erfordert sonst sü viel Zeit, daß die Auskunft erheblich verzögert wird. Die vorgeschriebenen, bet der Post erhältlichen Doppelkarten werden zunächst beantwortet. Sie sind also das beste Mittel, schnell die gewünschte Aus kunft zu erhalten. Der Gesamtheit wird es ferner zugute kommen, wenn Anfragen auf solche Fälle beschränkt werden, wo die Vermutung wirtlich begründet ist, daß der Familienangehörige, um den eS sich handelt anch in der Tat an einem Gefecht teil genommen bat. Es versteht sich von selbst daß das Zentralnachweisbureau, sobald es Nachrichten hat, mit unbedingter Offenheit Auskunft erteilt und nichts verheimlicht. — Unser Abschiedsgruß. Nicht wahr, eS mag nicht über eure Lippen, das alte welsche Adieu, ihr Eltern, Frauen, Bräute Brüder und Schwestern, wenn ihr jetzt den Tapferen die Hände zum Abschied reicht? Es zu gebrauchen, war uns eine alther gebrachte Gewohnheit, bei der wir uns leider nichts dachten, aber in diesen ernsten Stunden heißt es gut deutsch: „Gott mit Dir!" und „Gott befohlen!". Französische Schilder mußten Gasthöfe und Geschäfte herunternehmen So war's recht! Wohlan laßt uns durch unser Vorbild fortan dafür sorgen, daß auch der Deutsche Händedruck beim Abschied von einem deutschen Worte begleitet wird. „Gott befohlen l", denn das heißt Adieu. Um so lächerlicher wirkt dieser französische Brauch, da ihn der Franzose gar nicht beim Abschiede anwendet. Bald werden wir uns an den deutschen Abschieds gruß gewöhnen, und mit uns andere, und es wird uns selbstverständlich sein: Wie wir mit Gott auf den Sieg rechnen, so werden wir in Zukunft uns auch ver abschieden: Gott befohlen!" Wer aber diesen Abschtedsgruß nicht gebrauchen will, der sage, wie das ja vielerorten schon Brauch ist, auch beim Abschiednehmen: „Guten Lag!", „Guten Abend!", meinet- wegen auch „Auf Wiedersehn!", „Leben Sie wohl!" Auf jeden Fall ist eS eine Nationalpflicht, daß unser Abschiedsgruß deutsch ist. — Keine öffentlichen Tanzmusiken in Sachsen. Das sächsische Ministerium des Innern macht das folgende bekannt: „Bei dem Ministerium des Innern ist von verschiedenen Seiten der lebhafte Wunsch zum Ausdruck gebracht worden eS möchte bei den gegenwärtigen Zettläufen die Abhaltung öffentlicher Tanzmusiken sowie privater Vergnügungen unterbleiben. Das Ministerium des Innern glaubt indes von einem allgemeinen Verbot derartiger Ver gnügungen absehen zu können, denn es ver traut dem gesunden Sinn und dem gerade in den letzten Tagen so wohltuend hervor getretenen allgemeinen Taktgefühl der Be völkerung, daß sie sich nicht Vergnügungen hingeben werde, die mit dem Ernst der Zeit und dem in Tausenden von Familien herrschen den Kummer in schreiendem Widerspruch stehen würde" — Krieg und Geschäftswelt. So hoffnungs- sroh und siegesfreudig unsere in das Feld ziehenden Krieger in ihrer Gesamtheit sind, und ein so großes Zutrauen man zu ihrer Leistungsfähigkeit Haden kann, so pessimistisch denken weite Kreise der Bevölkerung über unsere geschäftliche Lrge während der Daner des Krieges, und ganz besonders Aengstliche malen sich schon bangenden Herzens bevor- stehende Hungersnot und wer weiß was aus. Aber auch hier ist die von uns immer und immer wiederholte Mahnung zur Ruhe und Besonnenheit vonnöten. Betrachten wir doch einmal die Dinge wie sie liegen. Es gibt doch so zahlreiche Industriezweige, die gerade in Kriegszeiten blühen, so ganz besonders die Nahrungsmittelindustrie und die Konserven- herstellung und alles, was damit zusammen hängt. Weiter aber auch die Waffensabrikation Bekleidungsindustrie, Sattlerei, Lederindustrie, Verbandstoffabrikation und so vieles andere mehr. Was die Nahrungszusuhr anbesangt, so haben wir gottlob gerade in diesem Jahre eine so reiche Ernte wie lange nicht, sowohl an Kartoffeln, wn an Getreide und Zucker- rüden, und noch Feststellung des Landeskultur rates ist auch unser Viehbestand ausgezeichnet. Also Hungersnot ist Gott sei Dank nicht zu befürchten. Nun wird man sagen können, dos Geld würde knapp werden. Dabei ist aber zu bedenken, daß unsere im Felde stehenden Mannschaften nebst ihren Offizieren und Unteroffizieren recht ansehnliche Kciegslöhnung beziehen, die doch zum überwiegenden Teil, wenn nicht vollständig, wieder nach Deutsch land abfließt und womit der Kreislauf des Geldes hergestellt wird. Wir fassen daS Bor gejagte kurz dahin zusammen, daß Pessimismus durchaus fehl om Platze ist, die im Lande gebliebenen etwa 91 Prozent des deutschen Volkes mögen sich an den 9 Prozent, welche gegen den Feind gezogen sind, ein Beispiel nehmen an Mut, Entschlossenheit und froher Zuversicht. — Unser wichtigstes VolksnahrungSmitttel, die Kartoffel, verspricht in diesem Jahr wieder eine reiche Ernte, sodaß eine außergewöhnliche Preissteigerung, welche namentlich dir ärmere Bevölkerung fühlbar treffen würde, glücklicher- weise nicht zu erwarten ist. Im Durchschnitt der letzten drei Jahre betrug unsere Kartoffel- ernte 900 Millionen Zentner für das Jahr, von denen 270 Millionen Zentner zur mensch lichen Ernährung gebraucht und etwa 300 Millionen Zentner für Viehsutter verwendet wurden. In diesem Jahre rechnet man mit einem Ernteergebnis von mindestens lb,7ö auf den Hektar. Da insgesamt etwa 3^, Millionen Hektar als Kartoffellaud dienen, so haben wir, gering geschätzt, mit einer Ernte von mehr als einer Milliarde Zentner zu rechnen. Unser Bedarf dürfte also mehr al- gedeckt sein. Dresden. Der Deutsch-Amerikaner, der chon im Jahre 1910 der Besatzung desjenigen »rutschen KriegsfahrzeugS, daS in einem eng lisch-deutschen Kriege ein englisches Kriegsschiff gefangen nimmt oder vernichtet, einen Preis von 6000 Mark aussetzte, hat bei der All gemeinen Deutschen Creditanstalt in Dresden aus Begeisterung über die Heldentat der Er- türmung der Festung Lüttich durch die deut- chen Truppen dreihundert Mark mit dec Be- timmung hinterlegt, daß nach beendigtem Kriege die oberste Deutsche Kriegsbehörde diesen Be trag als Belohnung für heldenmütige Leistungen nach freiem Ermessen verteilen soll. Er hofft, hiermit die Anregung für andere in Deufchland lebende Deutsch-Amerikaner ge geben zu haben, zu gleichem Zwecke Beiträge zu stiften. Werdau. Am Dienstag vormittag gegen V, 10 Uhr fiel der Wachmannschaft hier am Bahnhof ein stattlicher Marineoffizier mit flottem Spitzbart um deswillen auf, weil es erstens nicht aut möglich schien, daß sich jetzt ein solcher Offizier noch im Binnenland« auf halten könne, und weil die etwas defekten Beinkleider schlecht zu dem tadellosen Waffen rock paßten. Sie folgten daher diesem ver dächtigen Mann auf Schritt und Tritt und sahen ihn schließlich in Lustigs Ein- und Ver- kausSgeschäft an der Plauenschen Straße ein- treten, wo er, wie sich herausstellte, ein Paar blaue Beinkleider hatte kaufen wollen. Al der Pseudo-Marineoffizier herauskam, stellte ihn die aus zwei Reservisten bestehende Patrouille und verlangte seine Legitimierung. Da sich diese als ungenügend erwies, nahmen sie ihm den Degen ab, erklärten ihn für ver haftet und brachten ihn nach der Bahnhofs wache. Kurzerhand ließ der das Kommando führende Hauptmann eine Maschine vor einen Führerwagen spannen und diesen russischen Spion, der viel Geld, einen photographischen Apparat und andere Sachen bei sich führte, nach Zwickau bringen und an das dortig« Garnisonkommando abliefern. Penig. Tine Herabsetzung der Fleisch- Preise ist hier für alle Fleischsorten eingetrrten. Die hiesigen Fleischer haben die billigen Prrise durch besonderen Anschlag bekannt gemacht. Eibenstock. Kürzlich stand der Husar Emil Heymann, Sohn des hier wohnenden Stickmaschinenbesitzers Paul Heymann, in Grimma auf Posten. Nachts 2 Uhr wurde «r dreimal mit Steinen beworfen und zweimal ins Gesicht getroffen. Nach dreimaligem Halt rufen schoß der Husar, und nach zwei Tag«n wrrde ein Verwundeter gefunden, der kurze Zeit darnach gestorben ist. Die Genossen des Erschossenen wurden verhaftet, eS waren Russisch-Polen. Zwickau. Der Rat unserer Stadt hat große Posten Salz gekauft, sdas er den Sack mit 125 Pfund für 11 Mar! an die Händler abgibl, die nur iu kleinen Mengen und das Pfund nicht höher als für 12 Psg. abgrben. Elsterwerda. Lin herrenloses Auto ist seit etwa acht Tagen in Schlabendorf in einer Scheune untergebracht, das anscheinend aus Holland stammt. Das Auto, das ein« Panne hatte, war von den Besitzern im Stich gelassen worden. Kürzlich fand nun ein« nähere Besichtigung durch den Landrat Frei herrn von Manteuffel statt. In einem am Auto befestigten, verschraubten uud vernagelten Kasten, der gewaltsam geöffnet wurde, befand sich ein Sack mit Saccharin, und in den Polstern und im Boden in kleineren Paketen verpackt Saccharin in größeren Mengen tm Werte von zirka 12000 Mk. Das Saccharin das einer hohen Einfuhrsteuer unterliegt, scheint über die holländische Grenze nach Deutschland eingeschmuggelt zu sein.