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Ottendorfer Zeitung : 30.08.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191408308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19140830
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19140830
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-08
- Tag 1914-08-30
-
Monat
1914-08
-
Jahr
1914
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 30.08.1914
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Die Deutschen in Rußland. In dem Wunsche, der Wahrheit zum Siege ÜU verhelfen, ist der mit dem Schuhe der französischen, russischen und belgischen Staats angehörigen beauftragte Berliner spanische Botschafter, Herr Polo de Bernabö, vor einigen Tagen öffentlich in ritterlichster Weise den von der Deutschland feindlichen Presse im Auslande verbreiteten Verleumdungen ent gegengetreten, wonach Angehörige der mit Deutschland im Kriege befindlichen Staaten in Deutschland unmenschliche Behandlung, Verfolgung und Beraubungen zu erdulden hätten. Der Botschafter betonte demgegenüber aus drücklich, daß nach den freiwilligen eigenen Versicherungen seiner Schutzbefohlenen die Fremden von feiten der Deutschen mit aller ihrer mißlichen Lage schuldigen Rücksicht und Achtung behandelt werden. Die strenge Un parteilichkeit, die die neutrale Haltung Spaniens seinem Vertreter zur Pflicht macht, hat Herrn Polo de Bernabö veranlaßt, dem Auswärtigen Amt mitzuteilen, daß der mit dem Schutze der Deutschen in Rußland betraute Geschäfts träger der Ver. Staaten von Amerika wörtlich erklärt habe, ihm seien keinerlei Klagen über Mißhandlungen der 20V 000 in Rußland wohnenden Deutschen zugegangen, er erhalte vielmehr täglich Briefe und Telegramme, in denen er gebeten werde, dahin zu wirken, daß den Russen in Deutschland ja kein Leid geschehe. Der spanische Botschafter bittet, auch diese Erklärung zu veröffentlichen. Wir entsprechen dem berechtigten Wunsche des Herrn Bot schafters um so lieber, als sich die deutsche Presse von feder unbegründeten und sensatio nellen Verdächtigung Rußlands in bezug auf Behandlung der in Rußland wohnenden Deutschen freigehalten hat und als diese Ver sicherung des amerikanischen Geschäftsträgers zur Beruhigung aller derer dienen wird, die seit Wochen in Sorge und ohne Nachrichten über das Los ihrer noch in Rußland befind lichen Angehörigen find. (W. T. B.) was unsere Truppen brauchen. Die Hilfsbereitschaft unserre deutschen Be völkerung ist groß, jeder — auch der Ärmste — will zu seinem Teil und nach seinen Kräften beitragen, unsern braven Jungen in Feindes land eine Freude zu bereiten. Daß unter solchen Umständen auch einmal Liebesgaben unterlausen, die zwecklos find, ist wohl kaum zu verwundern. Um allen Spendern einen Fingerzeig zu geben, hat jetzt der stellvertretende Militär-Inspekteur der freiwilligen Kranken pflege folgende Bekanntmachung erlassen: ^Unseren kämpfenden Truppen sind nach stehend aufgeführte Gegenstände dringend er wünscht: 1. Zigarren, Zigaretten, Tabak (Pfeifen), Konserven, Schokolade, Kakao, Tee, Kaffee, Bonbons, Bouillonkapseln, Suppenwürfel, Ge müsekonserven, Dauerwurst, geräucherte Fleisch- waren, alkoholfreie Getränke, Mineralwasser, Trockenmilch, kondensierte Milch, Lebkuchen. 2. Wollene Strümpfe, Unterjacken, Hosen träger, Halsbinden, Leinewand (zur Fußbeklei dung), Taschentücher, Hemden, Unterbeinkleider, wollene Leibbinden. 3. Taschenmesser, Löffel, Notizbücher, Post karten, Briefpapier, Bleistifte mit „Schonern", Zahnbürsten, Zahnpulver, Zahnseise, Seife, Seifendosen, Stearinkerzen, zusammenlegbare Handlaternen, Haarbürsten mit Futteral, Taschenspiegel, Streichhölzer mit Metall hülse, kleine Nähkästen (enthaltend Zwirn, .Knöpfe, Band, Nadeln, Fingerhut), endlich Sicherheitsnadeln. Ich bitte um schnelle und reichliche Gaben an die bekanntgegebenen Sammelstellen des Roten Kreuzes und der Ritterorden." TMÄ f'ern. Ein Gestellungsbefehl mittels Fnnken- shruchs. Der Sohn des Pastors Ryssel in Seisersdorf bei Lauban in Schlesien, Leutnant Hans Ryssel, hatte sich vor etwa zwei Mo naten als Freiwilliger zum Heer des Fürsten von Albanien nach Durazzo begeben. Ais der Krieg in Deutschland ausbrach, wurde der iunge Offizier von der Militärbehörde zurückgerufen. Da aber der Hasen von Durazzo schon geschlossen war, wurde der Mobilmachungsbefehl durch Funkenspruch in die Stadt von einem deutschen Schiffe aus vermittelt. Herr Ryssel befand sich gerade einige Tagereisen weit im Innern des Landes, um den Aufstand vollständig niederzuwerfen. Er mußte daher Tag und Nacht reiten, um dem Mobilmachungsbefehl nachkommen zu können. In Durazzo wurde er noch kurz vor seiner Abreise vom Fürsten Wilhelm mit dem albanischen Orden „Für Ehre und Tapferkeit" ausgezeichnet. Leutnant Ryssel ist inzwischen wieder in sein Regiment in Kamenz i. S. eingetreten. Russische Arbeiter als Brandstifter. Auf dem Gut Giesenslage bei Stendal brach ein Brand aus, der das ganze Wohnhaus einäscherte. Der Besitzer Palm befindet sich im Feldzuge. Seine Frau war ebenfalls ab wesend. Wie verlautet, soll sich der Vor arbeiter der russischen Sachsengänger vor längerer Zeit ausgelassen haben, er werde sich rächen. Drei der Brandstiftung verdächtige Sachsengänger wurden verhaftet. Die zur Zeit des Brandes im Hause befindlichen Personen, die den Haushalt führende Stütze, zwei Dienstmädchen, der Verwalter und noch ein junger Mensch, konnten nur das nackte Leben retten. Das gesamte Mobiliar im Hause, sowie Hab und Gut der Angestellten sind verbrannt. Bemerkt sei noch, daß sich in dem benach barten Kannenberg über hundert und in Giesenslage ungefähr vierzig russische Arbeiter befinden. Im Beruf tödlich verunglückt. Bei einem Riesenfeuer in Dresden stürzte der Brandinspsktor Mittmann in einen Schacht und war sofort tot- Verhängnisvoller Irrtum. In dem sächsischen Dorfe Ablaß hatte die Ehefrau eines Arbeiters zum Anrichten einer Mahlzeit statt Petersilie Schierling genommen. Eine zu Besuch weilende Arbeiterfamilie aus Leisnig erkrankte sehr schwer, sieben Personen sind be reits gestorben. Die „feindlichen" Brüder. In Erlen- brunn in der Pfalz ereignete sich der merk würdige Fall, daß im gegenwärtigen Kriege zwei Brüder im Felde gegeneinander tämpfen. Der Gipsermeister Röckel hat eine Französin zur Frau, die aus erster Ehe einen Sohn be sitzt, der in einem geistlichen Seminar in Frankreich seinen Studien obliegt und nun laut Brief zu den französischen Fahnen einbe rufen ist. Desgleichen ist der Sohn aus der zweiten Ehe mit Röckel in Erlenbrunn ge stellungspflichtig, so daß die beiden Brüder sich gegebenenfalls gegenseitig bekriegen werden. Amerikas Weltausstellung verschoben. Infolge des Krieges soll die für das nächste Jahr in San Francisco geplante Weltaus stellung auf das Jahr 1916 verschoben werden. Der Vorstand der Gesellschaft für deutsche Kunst im Auslande hat beschlossen, auch 1916 die Ausstellung zu beschicken, so daß auf eine erfolgreiche Vertretung unserer Kunst im fernen Westen zu rechnen ist. Volkswirtschaftliches. Der deutsche Viehbestand. Mahnungen und Ratschläge in ernster Zeit erläßt der Bund der Landwirte, da das deutsche Volk auch von der einheimischen Landwirtschaft im gegenwärtigen Kriege den restlos zu führenden Befähigungs nachweis erwartet. Der Aufruf warnt vor vor zeitiger Abstoßung des Viehes, die mit der Ge samtheit der Verbraucher auch der Masse der Vieh züchter später nur schweren Nachteil brächte. Er warnt ferner vor vorzeitiger Veräußerung Macht« unreifen Viehes, diese verbiete den Vorteil des Viehzüchters ebenso wie die schuldige Rücksicht auf dis Verbraucher. Es heiße mit den vorhandenen Viehstapeln Hauszuhaiten und alles zu späterer Schlachtung bestimmte Vieh zum wenigsten aus das bisher übliche Schlachtgewicht, wenn irgend möglich aber noch darüber hinaus zu bringen. Zuchtvieh werde hoffentlich selbst in Requisitionsgebieten die gebotene Schonung erfahren. Die Gegenwart und die nächste Zukunft entscheiden über das Ge lingen des großen Wurfes, wie im Winterhalb jahr 1914/15 die Fleischversorgung des deutschen Volkes und damit zu einem großen Teil die Sicherheit des Vaterlandes in der Hauptsache durch eigene Kraft zu gewährleisten ist. Der Mangel an Zugpferden der sich durch die Aus hebung für das Militär in vielen Orten sehr störend für die Ernte und die Bestellung geltend mache, müsse zunächst ausgeglichen werden durch die Nächstenliebe und das Zusammengehörigkeits gefühl. Im weiteren Verlauf mutz natürlich daran gedacht werden, sobald als möglich die verminderten Zugviehbestände wieder aufzufüllen. Dazu gehört die Anschaffung von Ochsen, deren Vermittlung die Viehzentrale Berlin übernimmt, ferner die Einstellung von Ersahpferden, für welche etwa vom Feinde erbeutete Pferde sehr willkommen' sein dürften. Da die russischen Pferde durchschnittlich kleineren Schlages sind, wird es unter Umständen notwendig sein, an Stelle eines starken und großen Pferdes zwei „Russen" zu nehmen. Oie äeutscke Seele. Italienische Stimmen zur Lage. Ein gewisser Umschwung der Stimmung macht sich bereits in den italienischen Blättern, die jetzt hier eintreffen, bemerkbar. Da ist z. B. die.Stampa' vom 17. August, die also vor den großen Kämpfen bei Metz erschienen ist. Wenn bisher in diesem stark zu den Fran zosen neigenden Blatte die Pariser Depeschen das Feld beherrschten, so kommen jetzt auch die deutschen Meldungen mehr zu Worte: wichtig scheint es auch, daß in einem Tele gramm des in Basel sitzenden Korrespondenten vom 16. August, das als Leitartikel verwendet ist, den Italienern die Stimmung der „deutschen Seele" mit klaren Worten geschil dert wird: „In Lörrach ist von den Militär behörden eine Mitteilung angeschlagen worden, die besagt: „Freiwillige können nicht mehr angenommen werden." In Deutschland sind alle, die kriegstüchtig waren, zur Verteidigung des Vaterlandes herbeigeeilt. Es sind Hunderttausende von neuen Rekruten, die die ungeheure Macht des deutschen Heeres vermehren. Auch Moissi, der bekannte italienische Schauspieler, der in Berliner Theatern wirkt, hat sich als Deutscher naturalisieren lassen und ist als Freiwilliger eingetreten; er hat so seine tiefe Liebe zu seinem Adoptiv - Vaterland, in dem er seine schönsten Lorbeeren geerntet hat, bekunden wollen. In den Krieg sind auch vtele Schrift steller, Dichter und Künstler gezogen; aber auch die armen und weniger gebildeten Klassen des Volkes haben eine genaue Vorstellung von dem, was für Deutschland auf dem Spiele steht. Ein deutscher Soldat, dem ich wenige hundert Meter von Ler Grenze des Groß herzogtums Baden entlernt ein Glas Bier, das Lteblingsgetränk jedes deutschen Bürgers, anbot, antwortete mir: „Unmöglich! Wir haben alle versprochen, bevor wir auszogen, daß wir während des Krieges nicht einen Tropfen Alkohol nehmen wollen!" Ein Bauer sagte mir: „Wir müssen siegen, wir müssen siegen; wenn nicht, so sind wir verloren!" Dieses ist der Seelenzustand der deutschen Soldaten, aller deutschen Soldaten. Diese patriotische Leidenschaft kann große Taten und überraschende Wirkungen hervorbringen." Interessant ist es auch, daß derselbe Korre spondent die Tatsache, daß der französische Generalissimus Joffre über Mülhausen von Flugzeugen die bekannten Aufrufe an die Elsässer herabwerfen ließ, eine Handlungsweise „von einer nicht leicht zu verzeihenden Leicht fertigkeit" nennt. Vermischtes. Jericho-Kanone. Für das „unbekannte Geschütz", das die gewaltigen Panzersorts von Lüttich in Schutt legte, von dem die Forts von Namur wie weggeblasen wurden, ver langt ein Berliner „einen beflügelten Namen, der dem Angriff vorauseilt und den Feind das kommende Unheil ahnen läßt. Man be nenne das neue Geschütz die „Jericho-Kanone". Mögen bei ihrem Schall die stärksten Mauern der Feinde zusammenbrechen." Ein hübsches Wortspiel. Die neue feld graue Uniformierung des deutsches Heeres hat ein hübsches Wortspiel mit sich gebracht. Am Grund der Berichte gefangener Franzo en, daß sie während des Gefechtes nie recht gewußt hätten, wo sich die in Stellung liegenden deut schen Truppen befanden, da sich die Uniform vom Erdboden nicht abhob, entstand das Wort spiel: „Die Feldgrauen verbreiten im Feld Grauen!" Zu Viel Luft. Unter den in Berlin ein getroffenen Verwundeten befindet sich ein junger Gardedragoner, dem eine Kugel beide Wangen durchbohrt hat, ohne sonst viel Schaden anzurichten. Auf die Frage, wie er sich denn fühle, erwiderte er ganz vergnügt: „Och, sonst jeht's mir ja janz jut, bloß de „Wacht am Rhein" kann tck nich mehr pfeifen, ick hab' zu ville Luft!" Ver Alkokol im Kriege. Des öfteren ist jetzt von den militärischen leitenden Kreisen davor gewarnt worden, den Kriegern bei ihrem Durchmarsch irgend welche alkoholischen Getränke zu reichen, weil ihre Ausdauer und Tüchtigkeit dadurch geschwächt wird. Welch schwere Schädigungen der Genuß von Alkohol für die Disziplin und die Leistungs fähigkeit eines Heeres mit sich bringt, ist von fachmännischer Seite in jüngster Zeit beson ders hervorgehoben worden. So sagt ein er fahrener Sachkenner: „Der Alkohol schläfert ein und steigert den Durst, Tee und Kaffee aber stillen ihn. Und ein Heer, das keinen Alkohol verbraucht, ist immer an Willens stärke, Ausdauer und moralischem Werte dem Heere überlegen, wo er reichlich genossen wird. Die Ausdauer gegen Kälte und große Hitze, sowie die während des Marsches war immer größer bei Abstinenten." Auch die Treffsicherheit der Soldaten wird durch den Alkohol beeinträchtigt und die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten ist, wie hervorragende Ärzte gezeigt haben, bet Trinkern sehr viel geringer. So betrug zum Beispiel der Prozentsatz der Erkrankung im indischen Heere bei Abstinenten 5,5 und. bei Nichtabstinenien 10. Eingehende interessante Mitteilungen zu diesem Thema hat auf Grund seiner Erfahrungen im Balkankriege der ferbiiche Stabsarzt Popovic in einem Aufsatz der.Umschau' gemacht. Ein Paragraph der serbischen Kriegsgesetze bestehlt, „jeden Ge brauch von Alkohol vom Heere vollständig fernzuhalten". In den andern Balkanländern besteht diese Vorschrift nicht, und ebenso geben sich die türkischen Soldaten dem Älkoholgenuß hin, denn wenn der Koran auch den Wein ver bietet, so glauben sie doch, Schnaps und Bier ruhig trinken zu können. Die serbischen Sol daten lebten während des Krieges fast abstinent, weil sie sich alkoholische Getränke nur schwer verschaffen konnten und offiziell nur Tee und Zucker oder durch das serbische Rote Kreuz „Polanka-Mineralwasser" erhielten. Häufiger schon tranken die serbischen Offiziere Wein; die nüchternsten waren die Artillerie- Offiziere. Durch das Trinken der Offiziere sind übrigens mehrere schwere Schädigungen der serbischen Armee im Kriege vorgekommen, von denen Popovic zwei anführt, den Über fall der Bulgaren am 30. Juli 1913, bei dem der serbische Führer, ein Alkoholist, seine Stellungen ohne Widerstand aufgab, und daS Bombardement des türkischen Kriegsschiffes „Hamidie", das nur deswegen glückte, weil die serbischen Offiziere durch ein Trinkgelage das Ausschiffen ihrer Mannschaften um drei Stunden verzögerten. Im bulgarischen Heere wurde auch von den gemeinen Soldaten täg lich Branntwein getrunken, und die Soldaten erhielten sogar vor einem gefährlichen Angriff Kognak. Ihre Leistungen blieben deshalb hinter denen der nüchternen serbischen Sol daten vielfach zurück; die Disziplin und die Operationsergebnisse des bulgarischen Heeres wurden dadurch schwer geschädigt. So erlitt zum Beispiel die Armee des Generals Ratintscher, die sich vor dem ent- scheidenden Kampfe betrunken hatte, eine ver nichtende Niederlage. Nach den Beobachtungen vieler Ärzte wüteten alle Epidemien viel mehr bei Mannschaften, die aus wein« und schnaps reichen Gegenden stammten, als bei denen aus nüchiernen Provinzen. Auch die Heilung von Wunden wurde durch Alkoholgenuß ge hemmt, so daß den Verletzten nur warmer Tee gereicht werden sollte. °'°°"" Die Ausrottung der Wälder. Der Waldbestand in Europa nimmt ständig ab. In Deutschland mit seiner trefflichen Forstverwaltung, die nur von der schwedischen vielleicht noch übertroffen wird, merkt man davon nicht allzuviel, aber in anderen Ländern steht es schlimm um die Erhaltung des Waldes. In Tirol beispielsweise, wo nach dem italienischen Kriege den Bauern die Aus nutzung der Wälder gestattet wurde, ist furchtbar damit aufgeräumt worden, ebenso im Karst, und hier wie dort ist die Wiederaufforstung unmöglich, weit die Winde den lockeren Boden fortgetragen und nur den nackten Fels übrig gelassen haben, auf dem keine Bäume mehr zu wachsen vermögen. Der Holzverbrauch nimmt zu, die Wälder nehmen ab, und man muß sich fragen, was schließlich daraus werden soll. In Europa sind nur noch Skandinavien, Rußland und Österreich imstande, Holz auszusühren, denn selbst Deutschland muß noch sür 280 Millionen Mark Holz jährlich vom Aus land beziehen. An der Vernichtung .der Wälder arbeitet nicht nur der steigende Be darf an Nutzhölzern, sondern auch der an Zellulose, deren Ausfuhr aus Norwegen un geheuer gestiegen ist. Ein wenigstens einigermaßen wirksames Mittel, dieser Waldvernichtung entgegenzu arbeiten, wäre die Bepflanzung der in den meisten Ländern reichlich vorhandenen öden Strecken, die nur mit Sand und Steinen be deckt sind und nutzlos daliegen. Von sach kundiger Seite wird jetzt darauf aufmerksam aemachch wie solche Odländereien einer tüch tigen Ausnutzung zugeführt werden könnten. Das ganze Gebiet muß in Quadrate eingeteilt und diesemit Mauern umschlossen werden, damit der Wind den leichten Boden nicht fortträgt. Dann sind Baumschulen von Schwarzföhren anzulegen, deren Schößlinge, nachdem sie eine genügende Höhe erreicht haben, verpflanzt werden müssen. Für eine gewisse Düngung des Bodens, sür die aber in den meisten Fällen Torfmull genügt, und für die Be wässerung wird man allerdings einige Sorge tragen müssen. Die Pflanzung kann zwei bis drei Jahre nach Anlage der Baumschule ge schehen, und in absehbarer Zeit könnte man fchon einen beträchtlichen Gewinn dieser Arbeit erwarten. Ein nachahmenswertes Beispiel einer solchen planmäßigen Waldbildung bietet die Bepflanzung der Odländereien bei Wiener Neustadt in NieüeröstSrreich. Durch Verpachtung der dort angelegten Fichtenwaldungen an die sogenannten Pechbauern weroen sowohl von diesen wie von der staallichen Forstverwaltung schöne Einnahmen erzielt. Die Pächter ge winnen das Harz, außerdem werden die Zapfen gesammelt und in besonderen Anstalten verarbeitet, um den Samen daraus zu ziehen, während die Rückstände als Brennmaterial verwandt werden. Außerdem bildet sich infolge der Düngung des Bodens durch die abiallenden Näseln unter den Bäumen ein treffliches Ackerland, das nach einigen Jahr zehnten mit Getreide und Kartoffeln bestellt werden kann. So ist in diesem früher gänzlich wertlosen Gebiete eine blühende Industrie mit der Er zeugung von Terpentinöl, Harz und Kolo phonium entstanden. Die Bäume werden zu 25 000 bis 50 000 Stück an einem Pechbauer oder Terpentinsammler verpachtet. Ein älterer Baum gibt im Durchschnitt jährlich 3'/s Kilogramm Rohterpentin, das filtriert und destilliert wird, um das Terpentinöl zu erhalten. Das zurückdleibende Weißpech wird in der Papierfabrikaiion und außerdem durch nochmalige vorsichtige Destillation zur Herstellung von Kolophonium verwandt. Die Einsammlung des Rohterpentins geschieht in den Monaten Mai dis Juli. Noch besser als die Schwarzföhre eignet sich die namentlich in Frankreich vielfach angepflanzte Stranüstchte. Däs französische Terpentinöl ist eins der besten und wird dementsprechend höher bezahlt. Gewonnen werden in Frank reich jährlich 450 000 Faß Rohterpentin, deren Verkaufswert über 20 Millionen Mark beträgt. Auch in Deutschland gibt es noch viel un fruchtbare Gebiete, die fich zur Anpflanzung der Schwarzstchten sehr wohl eignen und aus die beschriebene Weise einer Ausnutzung Les Bodens zugesührt werden könnten. grauen unä Männer. In einer Londoner Zeitschrift veröffentlicht ein eiwas skeptischer und philosophisch ange hauchter Mitarbeiter ein Bündel weiser Be trachtungen: Vieles spricht für dis Witwen. Wer eine heiratet, weiß vielleicht, waS er bekommt. Wer ein Mädchen heiratet, weiß mit Sicherheit nur, daß er das nicht bekommt, was er zu bekommen glaubt. Bald nach der Heirat entdeckt der Mann, daß er in der Verlobungszeit zu viel ge schwatzt hat. Zwei Drittel aller Männersorgen tragen Unterröcke. Der Mann, der vor seiner Frau keine Ge heimnisse hat, hat entweder keine Geheimnisse oder keine Frau. Eine Frau verbringt zwei Stunden am Toilettetisch, um einen Besuch auf zwei Mi nuten zu empfangen und ihm zu sagen, daß sie ihn nicht erwartet habe. Wenn ein Mann fich für ein Genie hält, läßt er sich das Haar lang wachsen; wenn eine Frau glaubt, eine Aufgabe zu habe«, schneidet sie es sich kurz. Wenn ein Mann in der Untergrundbahn sein Gegenüber nicht ansieht, ist die Dame, die neben ihm sitzt, seine Frau Gemahlin. Ein ungeheuerliches Maß von Klugheit und Lebenskunst gehört dazu, das Montagsfrüh» stück zu einer fröhlichen Mahlzeit zu machen. Die Frau begehrt alles, was die Männer besitzen, den Schnurrbart und die Glatze aus genommen. Die Welt beurteilt einen Mann nicht nach seiner Kleidung, sondern nach den Kleidern seiner Frau. Die einzigen sicheren Dinge in diesem Leben sind die, die sich bereits ereignet Haden. Die Frau, die um eines Heimes willen heiratet, zahlt eine teure Miete. Wenn der Mann erklärt: Das ist mein letztes Wort! dann hat die liebende Gattin immer noch ein allerletztes! r»
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