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Ottendorfer Zeitung : 04.09.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191409047
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19140904
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19140904
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-09
- Tag 1914-09-04
-
Monat
1914-09
-
Jahr
1914
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 04.09.1914
- Autor
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Sie werden unruhig. Die edlen Verbündeten, die in emsiger Arbeit den famosen Überfall auf Deutschland vorbereitet haben, sind nicht nur einigermaßen enttäuscht, sondern beginnen unruhig zu wer den, wie der Wetterprophet, von dessen ge nauen Vorhersagen auch nicht die kleinste Kleinigkeit, und sei sie noch so genau berechnet, eintrifft: den Leuten an der Themse, Seine und Newa ist das Kartenhaus zusammen gefallen, das sie durch Lüge zu stützen ver suchten. Und in der bitteren Not, die nun über sie gekommen ist, greisen sie nicht, wie es des Rechts bewußte Männer täten, an ihr Herz, um es zur letzten Anstrengung zu entflammen, sondern sie machen allerhand Mätzchen und »ersuchen noch immer die Welt zu täuschen. Ader hinter ihren großen Reden verbirgt sich die schlotternde Angst vor der strafenden Ge rechtigkeit, die nun hereinbricht. Wie anders wäre sonst der Ausruf zu verstehen, den das französische Ministerium an das Volk richtet und der folgendermaßen lautet: Franzosen! Die Regierung hat von ihrem Kampfplatz Besitz genommen. Das Land weiß, daß es auf ihre Wachsamkeit und Energie zählen kann. Es weiß, daß ihr ganzer Geist dem Lande gilt. Die Regierung weiß, daß sie auf das Land zählen kann. Seine Söhne vergießen ihr Blut sür Vaterland und Freiheit an der Seite der englischen und der belgischen heldenmütigen Armee. Sie hatten, ohne zu zittern, den furchtbarsten Sturm von Eisen und Feuer aus, der je ein Volk über schüttet hat. Alle bleiben aufrecht. Ruhm den Lebenden und Ruhm den Toten! Die Menschen fallen, aber die Nation bleibt bestehen. Der end gültige Sieg ist gesichert! Ein sicher großer, «der nicht entscheidender Kampf beginnt. Wie auch der Erfolg sein wird, der Krieg wird sortdauern. Frankreich ist nicht eine leichte Beute, wie es sich ein unduldsamer Feind ein gebildet hat. Franzosen! Die Pflicht ist tra gisch, aber einfach: den Eindringling zurück zuwerfen, ihn zu verfolgen und unseren Boden von seiner Gegenwart und die Freiheit von seinen Fesseln zu befreien und auszuhalten bis zum möglichsten, bis zum äußersten auszu halten, salls nötig, bis zum Ende; unseren Geist und unsere Herzen zu erheben über die Gefahr hinaus.Herr unseres Geschicks zubleiben. Während dieser Zett marschieren unsere Verbün deten, die Ruffen, mit entschloffenenSchritten auf die Hauptstadt des Deutschen Reiches (!), die von Angst beherrscht zu werden beginnt (!!), und bringen den Truppen, die sich zurückziehen, viele Niederlagen bei. Wir werden vom Lande alle Opfer, alle Hilfskräfte verlangen, die es an Menschen und Kraft geben kann. Seien wir daher fest und entschlossen! Das nationale Leben, unterstützt von finanziellen und administrativen Maßnahmen, wird nicht unterbrochen. Laßt uns Vertrauen haben zu uns selbst und alles vergessen, was nicht das Vaterland betrifft, wenden wir das Ge sicht gegen die Grenze! Wir haben die Methode und den Willen und werden siegen." Kann man sich etwas Hilfloseres, aber auch etwas Verlogeneres vorstellen? Dieser Auf ruf erscheint an demselben Tage, an dem in Ostpreußen, nicht in der Nähe von Berlin, die Russen nach schwerer Niederlage aus dem Lande gejagt, in die masurischen Seen ge drängt und völlig vernichtet werden. Das geschieht an dem Tage, da man in Paris er fährt, daß Englands hilfreiches Söldnerheer aus den Kämpfen an der französisch-belgischen Grenze ziemlich ausgeschaltet und Belgiens Heer zur Tatenlosigkeit in Antwerpen ver dammt ist. Die faustdicke Lüge, die die Unruhe be mänteln soll, ist auch Rußlands und Englands letzte Stühe. Der englische Ministerpräsident will Versammlungen abhalten, damit sich recht viele seiner Landsleute zum Heeresdienst ver pflichten. Zugleich lügt er den Franzosen vor, daß er aus Indien ein neues Heer heran- fchaffen werde. Wie traurig und aller Größe ermangelnd sind alle diese Lügen. Während sich Paris und Petersburg auf die Beschießung und Belagerung einrichten, nachdem Deutsch lands eiserner Besen dreingefahren ist, glaubt man in England immer noch mit Taschen- spieierkniffen das Strafgericht aufhalten zu können. lliu— s Oock glücklich geworden. 2j Roman von Otto Elster. l Fortsetzung.) „Wozu braucht der Vater die sechs arabischen Hengste, die er in den letzten Jahren laufie? Pferdezucht wolle er treiben! Ja. hat sich was! Jetzt stehen die Tiere nutzlos im Stalle und fressen sich nudel dick. Was brauchte er das Motorboot, das ihn fünfzehntausend Mark kostete? Kaum drei Mal sind wir in ihm gefahren. Jetzt ver kommt es im Hafen des Sees. Und so geht es mit allem. Schulden stehen jetzt schon auf denr Gut. Wenn der Alte so fortfährt, ist er in zehn Jahren bankrott." „Herbert, du übertreibst!" .Na, wir werden ja sehen. Jetzt kannst du mir helfen, meine Sachen zu packen." »Wohin willst du denn gehen?" „Zuerst nach Berlin. Tann werde ich mich nach einer Stellung umfehen. Für die erste Zeit ist gesorgt. Ich habe ja die dreitausend Mark, die ich von Mutter geerbt habe. Damit läßt sich schon etwas anfangen." „Ach, Herbert, ich wollte, ich könnte mit dir gehen." „Beruhige dich, Trude. Wenn ich eine Auskömmliche Steilung gesunden habe, oder wenn ich selbständig geworden bin, dann kommst du zu mir. Der Vater mag dann sehen, wir er allein fertig wird." Nachdem die Geschwister einen Handkoffer mit dem Notwendigsten gepackt hatten, hielt Herbert inne. „Weißt du, Trude, das Packen ist ein lang weiliges Geschäft, und alle die Sachen tann Nein, stolzes Albion. Du hast's gewollt und sollst als der Verachtungswürdigste unserer Gegner endlich einmal selber einen Krieg führen bis ans Ende, und auf den Trümmern deiner Herrlichkeit sollst du er kennen, daß Lüge und Heuchelei vielleicht hier und da einmal bei Krämergeschäften triumphie ren können, daß aber ihre Künste versagen, wenn es um die höchsten Güter der Mensch heit geht. Das Wort Kaiser Wilhelms: „Nun wollen wir sie dreschen!" gilt auch für dich, England, und für dich vor allem. verschiedene Uriegsnachrichten. Neue Siege im Westen! Im Osten 60 000 Russen gefangen. Amtlich wird aus dem Grosten Haupt quartier durch W. T. B. gemeldet: Die Armee des Generalobersten v. Kluck hat den durch schwache französische Kräfte unternommene» Versuch eines Flanken angriffs in der Gegend von Combles durch ein Armeekorps zurückge schlagen. Die Armee des Generalobersten von Bülow hat eine überlegene fran zösische Armee bei St. Quentin vollständig geschlagen, nachdem sie im Vormarsch bereits einenglifches Jnfanteriebataiilon gefangen ge nommen hatte. Die Armee des General obersten v. Hausen hat den Gegner auf die Aisnc bei Rethel zurückgedrängt. Die Armee des Herzogs von Württem berg batte bei Fortsetzung deS Übergangs über die Maas den Feind zunächst mit Vortrupps» überrannt, musste aber beim Vorgehen stärkerer feindlicher Kräfte teilweise wieder über die Maas zurück. Die Armee hat dann die Maasübergänge wieder gewonnen und befindet sich im Vorgehen gegen die Aisne. Das Fort Les Apvelles hinter dieser Armee ist gefallen. Die Armee des deutschen Kronprinzen setzt den Vormarsch gegen und über die Maas fort. Nachdem der Kommandant von Montmedv mit der ganzen Be satzung der Festung bei einem Ausfall gefangen genommen worden war, ist die Festung gefallen. Die Armeen des Kronprinzen von Bayern und des Generalobersten von Heeringen stehen »o b in fortgesetztem Kampfe in Französisch-Lothringen. Im Osten ist der gemeldete Sieg der Armee des Generalobersten v. Hinden burg von weitaus grösserer Bedeutung, als zuerst übersehen werden tonnte. Trotzdem neue feindliche Kräfte über Neidenburg eiugriffen, ist die Niederlage des Feindes eine vollständige geworden. Drei Armeekorps sind vernich tet. Sechzigtausend Gefangene, darunter zwei kommandierende Generale, viele Geschütze unv Feldzeichen sind in unsere Hände gefallen. Die noch im nördlichen Ostpreussen stehenden russischen Truppen haben den Rückzug »»getreten. v. Stein, Generalquartiermeister. Geisel» für Brüssels Kriegsrate. Da der Bürgermeister von Brüssel Max erklärte, die Gemeindekasse sei nach Antwerpen gebracht und die Kriegsrate könne nicht be zahlt werden, wurden der Großindustrielle Solvay und Baron Lambert Rothschild als Geiseln gefangengenommen. Einmarsch deutscher Truppen in Belgisch- Kongo. Eine Depesche aus Libreville, der Haupt stadt von Französisch-Kongo, meldet den Ein marsch deutscher Truppen in Belgisch-Kongo. Wenn auch nicht in der Meldung gesagt ist, woher die deutschen Truppen stammen ich Loch nicht gleich mit mir nehmen. In einer Stunde geht der Zug nach Berlin, den will ich benutzen. Ich nehme nur Len Hand koffer mit, alles andere kannst du mir nach schicken, wenn ich dir meine Adresse geschrieben Habs." „Ja, Herbert, ich will es gern tun." „Und nun komm. Ich will dem Kutscher sagen, daß er meinen Handkoffer zur Bahn bringt, ich werde zu Fuß gehen — willst du mich begleiten?" „Ja, von Herzen gern." „So komm." Arm in Arm verließen die Geschwister das väterliche Haus, Trude mit Tränen in den Augen, Herbert mit finsterem Gesicht, die Lippen fest aufcinandergepreßt. 2. Herbert hatte in Berlin bei den Garde dragonern sein einjährig-freiwilliges Jahr ge dient und besaß eine Menge Bekannte der großen Stadt. Als Sohn des reichen Guts besitzers auf Hammersau in der Altmark ward er in allen Kreisen willkommen geheißen und nicht nur die Gesellschaft öffnete sich ihm be reitwillig, sondern auch Lieferanten, Kaufleute, Handwerker und — andere, minder ehren werte Leute gaben dem reichen Erben von Hammersau reichlichen Kredit. Sie wußten nicht oder wollten nicht wissen, daß der alte Hammer seinem Sohn trotz seines Millionen- desitzes nur eine knappe Zulage bewilligte und rechnete damit, daß der reiche Vater schon die Schulden seines Sohnes bezahlen würde. Herbert semsrss^4 machte sich auch leine großen Sorgen um seine Schulden: die den Einfall in die belgische Kolonie ge macht haben, so ist doch wohl aus dem Ur sprungsort Libreville zu schließen, daß die deutschen Truppen von unserer Kolonie Kamerun gekommen sind. Trifft diese An nahme zu, so mußten unsere Truppen, um von Kamerun aus in den alten Kongostaat zu gelangen, das Gebiet von Französisch- Kongo durchqueren. Dies ist ihnen dann anscheinend gelungen, ohne daß sie auf fran zösischen Widerstand gestoßen sind. Paris vor der Einschliessung. Die .Kölnische Zeitung' veröffentlicht eine Pariser Meldung des .Amsterdamer Tele- graas', wonach der französische Generalstab binnen einigen Tagen die völlige Ab schließung von Paris zu erwarten scheint. Eingeweihte wissen, daß die Lage höchst kritisch werden kann. Sobald die Deutschen sich Amiens genähert, ist die Ab sperrung von Paris auf der Nordseite voll zogene Tatsache. Eine Dum-Dum-Maschine. In Longwq ist eine mas chinelle Ein richtung vorgefunden worden, die dazu gedient hat, die Gewehr- und Karabiner geschosse oben abzuplatten und mit einer von der Spitze ausgehenden trichterförmigen Aus bohrung zu versehen. In den Taschen franzö sischer und englischer Soldaten hat man bereits zahlreiche Dum - Dum - Geschosse, d. h. Hohl- oder Bleispitzengeschoffe gefunden. Durch die Entfernung eines Teiles der aus Hartmetall bestehenden Geschoßmantelspitze tritt beim Ausschlagen der weichere Geschoß- kern nach vorn heraus, schlägt sich breit und verursacht besonders grausame und mit un nötigen Leiden verbundene Verwundungen. Deutschland sieht fick genötigt, mit den allerschärfsten Maßregeln vorzu gehen, wenn diese durch das Völkerrecht verbotenen Geschosse von unseren Feinden noch weiter verwendet werden sollten. (W. T. B.) Die Franzosen in, Elsass. Verwaltungsmaßregeln. Nach und nach werden immer weiters Einzelheiten über den Einbruch der Franzosen im Elsaß bekannt. In Langd wurden, als der Angriff der bayrischen Truppen drohte, der Bürgermeister und der Lehrer gebunden. Bei der dann entstehenden Verwirrung ist es ihnen gelungen, zu entfliehen. In Schneckenburg wurden reiche Bürger in die Kirche einge schlossen und dann beschossen. Wieoiele Bürger aus Mülhausen, Saarburg und anderen Orten weggesührt worden sind, ist noch unbekannt. Bei der zweiten Besetzung Mülhausens durch die Franzosen am 19. Au gust (die nur wenige Stunden dauerte) zogen mit den Truppen sofort der neuernannte Präfekt und die Unterpräfekten ein. Die Pariser Zeit wurde sofort eingeführt. Eine Bekanntmachung des Generals Vautier be drohte jeden, der deutsche Truppen versteckte, mit Erschießung. Die Franzosen brachten eine große Wagenladung französischer Ge setzbücher mit, sowie weitere Bagage mit französischen Schulbüchern und At lanten, in die Elsaß-Lothringen als — ein Teil der französischen Republik eingedruckt war. Im Mülhauser Rathaus war bereits ein französisches Aushebungsbureau einge richtet und das französische Wappen an gebracht. General Joffre verlangt seine» Abschied. Pariser Blättermeldungen, die über Rom nach Kopenhagen gelangten, besagen, General Joffre habe seinen Abschied als Oberst kommandierender verlangt und als Grund das schlechte Zu sammenarbeiten unter den Generalen angegeben. Die Festung Litte vreisgegebe»! Aus Antwerpen wird der.Köln. Ztg/ ge meldet: Die französische Besatzung von Lille, ungefähr 50 000 Mann stark, hat die Stadt verlassen, um sich weiter südlich nach der Ostfront zu wenden. Sie nimmt dabei den Weg, daß sie unter den Geschützen von Maubeuge vorbeizieht. Die Folge da von ist, daß L i 1 l e eine offene Stadt geworden ist. Von großer strategischer Be deutung, fügt man von französischer Seite hinzu, ist das nicht, da die Festung Lille sehr veraltet und zum Teil abgebrochen ist. er war in dem Bewußtsein aufgewachsen, der Sohn und Erbe eines reichen Mannes zu sein, hatte doch selbst sein Vater dieses Bewußtsein in ihm genährt, indem er stets, wenn Herbert gebeten hatte, ihn ernsthaft in der Verwaltung des großen Besitztums zu be schäftigen oder ihn auf eine Universität zu schicken, um Landwirtschaft und Nationalöko nomie zu studieren, geantwortet hatte: „Wozu? — Du bist reich genug, um andere Leute für dich arbeiten zu lassen." Nur dem verständigen Charakter Herberts war es zu danken, daß er kein oberflächlicher, geldstolzer, liederlicher Mensch geworden war. Er hatte sich selbst weiter gebildet, hatte die Landwirtschaft gründlich kennen zu lernen ge- fucht und durch das Studium wissenschaftlicher Werke seine Kenntnisse vertieft und erweitert. Indessen kamen doch auch Zeiten, in denen er seinem jugendlich überschäumenden Drang nach Wohlleben die Zügel schießen ließ, hatte ihn doch sein Vater selbst zu einer leichtsertigen Auf fassung des Lebens angehalten. In Berlin suchte er den Sohn eines reichen Großindustriellen und Kommerzienrats auf, mit dem er zusammen bei den Gardedragonern gedient hatte. Artur Wernicke lebte nicht bei seinen Eltern, sondern bewohnte mehrere hochmodern und reich eingerichtete Zimmer in der Kur fürstenstraße nahe dem Zoologischen Garten. Er hielt sich zwei Reitpferde, besaß ein präch tiges Automobil, mit dem er große Reisen zu unternehmen pflegte, und lebte überhaupt auf großem Fuße. Er war ein gutmütiger, aber inhaltsloser Charakter, der ganz in den Nußer- Die Schlacht in Südvolen. Tagelang wogt die Schlacht bei Lemberg zwischen unseren Bundesgenossen und den Russen hin und her. Das österreichische Kriegspreffequartier meldet darüber: Die Kämpfe zwischen Weichsel und Dniester, die Mitte der vorigen Woche auf einer Front von annähernd 400 Kilometer begonnen haben, dauern fort. Die österreichisch-ungari schen Truppen operieren weiter glücklich; wir hoffen auf einen guten Ausgang der Schlacht. Östlich unserer trotz mehrfacher befestigter Stellungen des Feindes unaufhaltsam gegen Lublin vordringenden Armee Dankl hatten unsere zwischen Bug und Wieprz vorge- geführten Kräfte am 26. August den Angriff auf die aus dem Raume von Cholm ent gegengerückte starke russische Armee begonnen. Hierauf entwickelten sich nach der Schlacht bei Krasnik weirere hartnäckige, für unsere an griffsfreudigen Truppen siegreich verlaufende Kämpfe. In diesen Kämpfen wurden ebenso wie in den Schlachten bei Krasnik Tausende von Gefangenen gemacht. In Ostgalizien be«' haupten sich unsere Truppen mit hervor ragender Bravour und Zähigkeit. Man darf deshalb annehmen, daß auch hier, wo die Russen anscheinend außer der großen Mehrzahl auch eine sehr gute Führung haben, das Schicksal nicht aufzuhalten sein wird. In dem beispiellosen Ringen werden unsere Bundesgenossen endlich den Sieg da vontragen. Österreichische Verwaltung in Russisch- Polen. Noch im Laufe dieser Woche übernehmen zehn höhere Ministerialbeamte aus Wien die Verwaltung in den von österreichischen Truppen besetzten Gebietsteilen im Innern Russisch- Polens. Das erforderliche Hilfspersonal stellt dem unter Führung eines Ministerialrats aus dem Landesoerteidigungsministerium reisenden Beamtenkörper die Lemberger Statthalterei bei. — In vollkommenem Einvernehmen mit der österreichischen Verwaltung gehen auch die freiwilligen Organisationen der Polen tat- krästig an Werk, um Land und Volk nach Vertreibung der russischen Bedrücker neu aus zubauen. In einem Ausruf werden die Polen ersucht, alle russischen Schilder zu entfernen, in die polnischen Legionen einzutreten und den Anordnungen der österreichischen Behörden Folge zu leisten. Griechenland rüstet. Aus Konstantinopel wird amtlich gemeldet: Das griechische Generalkonsulat ließ eine Ver ordnung des griechischen Kriegsministers an schlagen, derzusolge sich die Reservisten und Landsturmmänner aller Waffen im Falle der Mobilmachung bei ihren Truppenteilen zu stellen haben. (W. T. B.) Mobilmachung der Türkei. Eine amtliche Mitteilung der Psorte besagt: Wegen Mobilisierung ist es ausländischen Flugzeugen verboten, über türkisches Gebiet zu fliegen. Die Militärposten sind angewiesen, auf Zuwiderhandelnde zu schießen. Infolge der Mobilisierung entfaltet der Rote Halb mond seit einigen Tagen eine eifrige Tätigkeit in Stambul. Drei große Schulen sind als Spitäler eingerichtet, und eine Kommission ist gebildet worden, deren Aufgabe es ist, die Mittel zur Sicherung und Ver proviantierung Konstantinopels, sowie zur Hereinbringung der Ernte und der Durchführung der landwirtschaftlichen Arbeiten des kommenden Jahres zu prüfen. Die Stadt präfektur teilt mit, daß die Einfuhr von Ge treide frei ist. Amerika bleibt neutral. Präsident Wilson veröffentlichte eine Er klärung, in der die Neutralität der Ver. Staaten in dem Kriege zwischenJapan und Deutschland und zwischen Japan und Österreich-Ungarn angekündigt wurde. * — Der Lemberger Gemeinderat hat 1Vz Mil lionen Kronen für den Kriegsschatz der polnischen Legionen gezeichnet. Dir meisten galizischen Städte sind diesem Beispiel ge« solgt. Die Stadt Krakau gibt eine Million für denselben Zweck, die jüdische Gemeinde m Lem berg 40 000 Kronen. lichkeiten eines bequemen, sorglosen Lebrws ohne Ziel und Aufgabe aufging. Als Herbert bei ihm eintrat, lag er auf einer Chaiselongue, rauchte eine Zigarette nach der anderen und sann darüber nach, wie er den Abend angenehm verbringen könne. „Na, Herbert," sagte er, indem er dem Freunde die Hand entgegenstreckte, „läßt du dich auch mal wieder in Berlin sehen? Hat dich der Alte endlich losgelassen? Ich hoffe, du bleibst einige Zeit hier?" „Ich denke wohl, Artur.... wenigstens bis ich eine Beschäftigung gefunden habe," ent gegnete Herbert ernsthaft, denn auf der Fahrt nach Berlin war er mit sich zu Rate gegangen und hatte einen festen Plan sür die Zukunsk entworfen. Der junge Lebemann richtete sich halb empor. „Eine Beschäftigung?" fragte er mit leichtem Gähnen. „Nun, an Beschäftigung fehlte es hier in Berlin nicht. Die Saison beginnt so eben wieder, die Theater sind geöffnet und die Herbstsaison auf dem grünen Rasen in Hoppegarten verspricht Gutes. Ich habe selbst schon dran gedacht, mir einen Rennstall anzu legen, aber der Alte will das Anlagekapital nicht Herausrücken." „Um Vergnügungen handelt es sich bei mir nicht," erwiderte Herbert, indem er leicht er rötete, „sondern um eine ernsthafte Be schäftigung, die ihren Mann ernährt." Arthur Wernicke erhob sich und sah den Freund mit erstaunten Augen an. „Was willst du damit sagen?" fragte er. „Daß ich von jetzt ab auf meine Arbeit an gewiesen bin, denn ich habe mich von meinem Vater losgesagt..
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