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Ottendorfer Zeitung 11 s Bezugspreis: vierteljährlich 1,20 Mar? fr»! ins Hsus. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel jährlich l Mk. Einzelne Nummer m pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag, —— — Ü Nnterkmktung8- unä Anzeigeökatt Anzet-e«pr«lt: Für die kleinspaltige Äorp»». Keile oder deren Raum 40 pfg. — Im Reklametetl für die «einspaltige Petit-Kelle -5 Pfg. Anzeigenannahme bi» ,2 Uhr mittag». Ltilagegedühr nach vereintarnnü. Nit w-chentüch erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Drmk mid Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Dkrilla. verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in Groß-Gkrilla. Nunimer s05 Freitag, den q. September sM s3. Jahrgang Deutscher Sieg über 1v französische Armeekorps. Großes Hauptquartier, 2. Septbl' Tie mittlere Heeresgruppe der Franzosen (etwa 10 Armeekorps) wurde gestern zwischen Reims und Verdun van unseren Truppen zurückgeworfen. Die Verfolgung wird heute fortgesetzt. Ein französischer Vorstoß aus Verdun wurde abgewiesen. Se. Majestät der Kaiser befand sich während des Gefechts bei der Armee des Kronprinzen und verblieb die Nacht in mitten der Truppen. Generalquartiermeister v. Stein. Sieg der Oesterreicher in der polnischen Rieseuschlacht. W i e n, 2. September. Die einwöchige erbitterte Schlacht im Raume von Zanoso —Tyszowcze führte gestern zu dem voll- ständigen Siege der Armee Auffenberg. Scharen von Gefangenen und bisher 160 Geschütze wurden erbeutet. Tie Russen be finden sich im Rückzug über den Bug Auch bei der Armee Dankl, die nun Ljublin angreift, sind ununterbrochen Erfolge zu verzeichnen. In Ostgalizien ist Lemberg noch in unserem Besitz, gleichwohl ist dort die Lage gegenüber dem starken und über legenen russischen Vorstoß sehr schwierig. Der Stellvertreter des Generalstabes: Höfer, Generalmajor, — Die Feste Givet ist am 31. August gefallen. Givet liegt an beiden Ufern der Maas an der belgischen Grenze und ist eine Stadt von 7000 Einwohnern. Sie liegt längst im Rücken unserer Truppen. — Das Reutersche Bureau meldet aus Paris vom Dienstag abend 7^/, Uhr: Wiederum flog ein deutsches Flugzeug über Paris, warf zwei Bomben ab, wurde be- schossen, entkam aber unbeschädigt — Die bisher bekannt gewordenen Er gebnisse der Schlacht von Tannenberg scheinen immer noch nicht abschließend zu sein. Es steht zu erwarten, daß die Zahl der Gefangenen sich noch weiter erhöht. Immerhin bedeuten aber die vorliegenden Resultate einen kolossalen Gewinn, wenn man berechnet, daß ein russisches Armee korps aus zwei Infanterie-Divisionen zu zwei Infanterie-Brigaden besteht und jeder Infanterie-Division eine Artillerie-Brigade zugelellt ist. Die Brigade besteht aus zwei Abteilungen und entspricht etwa dem deut schen Arlillerieregiment. Eine Abteilung hat drei Batterien. Die Geschützstärke der Gesechtsbatlerie beträgt acht Geschütze, so daß die russische Artilleriebrigade über 48, das Korps über 96 Geschütze verfügt. Da die bei Tannenberg mit vollständigem Vertust der Artillerie geschlagene russische Armee fünf Armeekorps zählte, und da die Berechnung der Artillerie die normale ist, wird die russische Truppenmacht 480 Ge schütze verloren haben. Der geschlagenen Armee waren jedoch drei Kavallertedivisionen beigegeben worden, und da jede Kavallerie diviston über eine reitende Artillerieabteilung zu zwei Batterien oder 12 Geschützen ver füg!, so beläuft sich demnach der Gesamt verlust der Russen auf 516 Geschütze. — Aus Petersburg wird gemeldet: Auf Befehl des Zaren lautet der Name der russischen Hauptstadt künftig nicht mehr Petersburg, sondern Petrograd. — Die B. Z. am Mittag meldet aus Wien: Nach einer Meldung aus Kielce stürzte ein vollbesetzter russischer Militärzug beim Passieren der letzten vor der Festung Jwangerod über die Weichsel führenden Brücke durch Brückeneinsturz in die Weichsel. Etwa 1000 Mann und mehrere Offiziere ertranken. Mehrere Maschinengewehre gingen zugrunde. Der die Brücke be wachende Beamte wurde verhaftet, da man an böswillige Beschädigung glaubt. — Ueber die erbeuteten Geschütze schreibt die B. Z.: Sie sind sämtlich allerneuesten Modells, namentlich die russischen Kanonen scheinen erst vor ganz kurzer Zeit dem Truppenteil überwiesen worden zu sein. Der Fabrikationsort ist Perm. Die zwei Kanonen der Franzosen unterscheiden sich von den russischen ganz erheblich sowohl durch spielerische Form wie auch durch die Anordnung der Schutzschilde und der Sitze für die Kanoniere. Die fünf belgischen Kanonen stammen aus Tirlemont Sie sind von dem Etappenkommando v-rsteckt aufgefunden worden. Ihre Protzen waren voll Munition. Nicht ein einziger Schuß ist aus diesen Geschützen abgefeuert worden. Es sind zwei verschiedene Modelle, die von den zahlreichen erbeuteten Kanonen am ehesten der deutschen Waffe gleichen. Die Russen haben ihre Kanonen recht unrühm lich in die Hände des Feindes fallen lassen. Als die preußische Mannschaft die Batterie stürmte, gaben sie zwei Schüsse ab, ohne das Geschütz überhaupt zu richten und zu zielen, dann streckten sie die Hände hoch und ergaben sich ohne Widerstand. Drei bis vier Reiter flüchteten in den Wald, es waren Offiziere. Die Kanonen sind sämt lich in der Schlacht bei Tannenberg in unsere Hände gefallen. Auch hier sind wieder die Protzkästen und Munitionswagen bis oben hin mit Munition gefüllt. In den Protzkästen finden sich allerhand ergötz liche Dinge, u. a. eine Feldapotheke, deren Hauptbestand Rizinusöl und Jnsektensalbe waren. Auch wurde in einem der Kästen merkwürdigerweise Damenwäsche gesunden, was den preußischen Kanonieren beim Auf räumen besonderen Spaß bereitete. Petersburg. Ein Communique aus dem Stabe des Generalissimus besagt: Im südlichen Ostpreußen führten die Deutschen erhebliche Verstärkungen von ihrer ganzen Front heran und griffen mit erheblich überlegenen Kräften unsere beiden Armeekorps an. Diese erlitten schwere Verluste durch die schwere Artillerie, die die Deutschen aus den benachbarten, an der Weichsel gelegenen Festungen herangebracht hatten. In diesem Kampfe fiel General Samsonow. Wir sind weiter in Fühlung mit dem Feinde und führen neue Ver stärkungen heran. Auf der österreichischen Front werden die hartnäckigen Kämpfe fortgesetzt. — Eine Antwerpener Meldung besagt, daß die französische Regierung voraussicht lich noch in dieser Woche nach Bordeaux übersiedeln wird. Damit wären wir denn schon nach einem Monat da angekommen, wohin unsere Heere 1870 nach einem Vierteljahr gelangten; dabei nämlich, daß die französische Regierung, um nicht in einer belagerten Festung abgeschnitten zu sein, ihr Gewerbe sozusagen im Umherziehen betreiben muß. Dieser Entschluß des französischen Ministeriums wird freilich weisentlich von dem Wunsche befördert sein, sich mit der eigenen Person außerhalb des Bereiches von Kundgebungen des süßen Pariser Pöbels zu befinden. Köln. Die Franktireurs von Löwen sind nach dem Truppenübungsplatz Münster tnKriegsgefangenschafttransportiertworden. Es befinden sich unter ihnen ein 8jähriger Knabe, Jungen von 13 bis 16 Jahren und zwei eyemulige Heidelberger Studenten. Auf der Fahrt von der Westqrenze ins Hannoversche wollte sich ein Franktireur durch einen Sprung aus dem Zug befreien. Er wurde durch einen V-Zug auf dem liebengleis zermalmt. Ein hünenhafter Bauer warf Goldstücke und seine goldene Ihr durchs Fenster; dann wollte er einen Wachtposten erwürgen. Er mußte durch mehrere Bajonettstiche und eine Kugel ge tötet werden. OertUches und Sächsisches. Vttcndorf-Vkrtlla, z. September — Schmiede, die im Hufeisen-Schmieden geübt sind, auch solche, die nichi mehr selddienst- iähig sind, werden aufgesordert, sich als Kriegs- reiwillige bei den berittenen Truppenteilen der Garrison Dresden zum Eintritt zu melden. — Feldpost. Von amtlicher Seite wird geschrieben: Wie aus zahlreichen Anfragen ftrvorgeh', ist im Publikum vielfach die Meinung verbreitet, bei der Feldpostsammel telle bestehe eine große Anhäufung von Feld» wstsendungen an Angehörige des Heeres, so daß die Sendung bei der Sammelstelle un verhältnismäßig lange liegen bleiben und in- olgedessen mit erheblicher Verzögerung an die Empfänger gelangten. Das ist nicht der Fall. Eine Ansammlung der Feldpostsendung hat bei der Sammelstelle nur während der Auf marschbewegungen der Heere stattgefunden, wo im Interesse der Verschleierung der Absichten der obersten Heeresleitung dir Zuführungs- stellen für Sendungen an die Truppen un bedingt geheimgehalten werden mußten und daher für die Post keine Möglichkeit bestand, die Sendungen an die Truppenteile zu be- föid-rn. Nachdem jedoch der Postverwaltung die erforderlichen Unterlagen für die Glie derung der einzelnen Armeen gegeben worden waren, sind von der Postsammelstelle die vor liegenden Sendungen regelmäßig und pünktlich an die Feldpostanstalien abgesandt und gering fügige, infolge des ganz gewaltigen Anlchwellens des Feldpostverkehls hervorgerufene Stockungen in der Bearbeitung der Sendungeu stets so fort durch Einstellung weiterer Kräfte mit Er folg behoben worden. Das Publikum kann alio überzeugt sein, daß die Ober-Postdirektion im Bewusstem der Wichtigkeit eines geregelten NachrlchtenverkehrS zwischen Heer und Heimat alles aufbietet, um einen geordneten und ge sicherten Betrieb bei der Postsammelstelle mit allen Mitteln und ohne Ansehung der Kosten auch weiterhin ausrecht zu erhalten. — Lie Jagd in Kriegszeiten. Die Aus übung der Jagd in Revieren, auf denen militäische Posten stehen, hat im Gesichtskreise des Postens im allgemeinen zu unterbleiben. Sie ist aber unter der Bedingung gestattet, daß jeder Jäger sich bei jedem in Betracht kommenden Posten zuvor durch Vorz igen seines Jagdscheines ans weist und dem Posten die Beendigung der Jagd anzeigt. — Die Kriegskreditbank für das Königreich Sachsen. Die Vorarbeiten für dieses gemein nützige Unternehmet! sind in Anbetracht der Dringlichkeit so beschleunigt worden, daß be reits am 5. September iu einer Gründer- oersammlnng im Ministerium des Innern die Begründung der Kriegkreditbank für das König- reich Sachsen als einer Aktiengesellschaft wird erfolgen können. Das Grundkapital der Aktien gesellschaft jdll 10 Milionen Mark betragen. Die Aktien lauten über je 1000 Mark und sind auf den Namen gestellt. Zur weiteren Stärkung des Unternehmens haben die Handels- und die Gewerbekammern Sachsens eine Garantie in Höhe des Aktienkapitals übernommen. Die Reichsbank hat in Aussicht gestellt, bei Vor- Händen sein dieser Mittel einen Diskontkredi Höhe des vier- bis fünffachem vom Kapita und Garantie zu gewähren. Nach Beendigung des Krieges soll die Bank liquidiert werden. Ein etwa vorhandener Ueberfluß wirb zur Unterstützung der Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen aus dem Königreich Sachsen Ver wendung finden. Der Königlich Sächsische Staatsfiskus hat 2 Millionen Mark Aktien kapital übernommen. In opferwilliger Weise haben ferne: auch die sächsischen Gemeinden, die in Sachsen ansässigen Banken und Bank iers und zahlreiche Firmen und Privatpersonen Aktien übernommen, so daß das bisherige Er gebnis schon als höchst erfreulich zu bezeichnen ist. — Verwundeten-Pflege. Nicht lange mehr wird es dauern, bis manch tapferer Streiter, der siegesgewiß und frohen Mutes in den Kampf zog, mehr oder minder schwer verwundet aus dem Schlachtgetümmel heimkehrt. Schon jetzt rüsten Hunderttausende von Händen, in liebe voller Pflege diese Helden vergessen zu lassen, was der Krieg ihnen schreckliches tat. Ein wichtiges Kapital in der Verwundeten-Pflege bildet nicht zuletzt die Beschaffenheit der Kranken« wasche. Diese sollte unter allen Umständen nur mit dem bekannten selbsttätigen Waschmittel Persil gewaschen werden; sie bleibt dadurch nicht allein stets irisch und duftig, sondern, was viele noch nicht wissen sollten, sie wird dadurch auch gleichzeitig desinfiziert. Dazu kommt noch, daß das Waschen mit „Persil" viel schneller geht, als mit Seife, Seifenpulver etc. also ein weiterer nicht zu unterschätzender Vor teil. Gleichzeitig mag darauf hiugewiesen werden, daß auch der Preis von Persil von dem jetzt allgemeinen Hochgang der Preise für Konsumartikel unberührt geblieben ist, da die fabrizierende Firma Henkel u. Co. in Düssel dorf, infolge ihrer großen Vorräte in allen Rohmaterialien in der Lage ist, sowohl „Persil" als auch „Henkels Bleich-Soda" zu bisherigen Preisen und Bedingung weiter zu liefern. Dresden. Eine polizeiliche Revision der Brotverkaussstellen fand hier auf Anregung der Kgl. Kommandantur statt. Es wurden 366 Bäckereien und 515 Produktenhandlungen revidiert, wobei in 123 Fällen Mindergewichte die sich zwischen 20 und 160 Gramm bewegten festgesiellt wurden. Bei einer weiteren Durch sicht in 140 Verkaufsstellen wurden in 13 Fällen Mindergewichte meist geringfügiger Art festgestellt. In den leichteren Fällen sind zu nächst meist Verwarnungen, in den schwereren Fällen aber empfindliche Strafen gegen die Schuldigen ergangen mit dem Hinweis, daß im Falle wiederholter grober Vorstöße gegen die Gewichtsvorschriften bei der Kgl. Komman dantur die Schließung der Geschäfte beantragt werden soll. Kamenz. Am Sonnabend mittag gegen r/,1 ereignete sich in Skaska ein recht be dauerlicher Unglücksfall. Der 12 Jahre alte Schulknabe Paul Walther von dort hantierte auf dem Hofe des Wirtschaftsbesitzers Andreas Matheschke mit einem Teschin, wobei er im Scherz auf das Schulmädchen Klara Kubin aus Skaska anlegte, den Hahn spannte und abdrückte. Der Schuß ging in die rechte Brust seite. Das Mädchen ist nach etwa 30 Minuten gestorben. Gottleuba. Ein Dammbruch am Moor- schlammieich bei Gottleuba erfolgte kürzlich nach einem starken Regenguß. Von der Heilstätte näherten sich die Schlammassen der Stadt und drohten, in die Häuser einzudringen. Durch Errichtung von Brelterschutzwänden gelang es, den Schlamm in das Belt der Gottleuba zu leiten. Mrchennachrichten. Donnerstag, den 3. September 1914. Ottendorf-Okrilla. Nachm. 5 Uhr: KrirgSbetstunde.