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Vas Lehnert spricht.... Gegen Osten und Westen! Mit einer beispiellosen Frivolität bat Ruhland einen Krieg begonnen, dessen Folgen unübersehbar sind und der, obwohl man seit Jahren seine Möglichkeit und Wahrscheinlich keit erwogen hat, nun doch mit der Unerbitt lichkeit und Plötzlichkeit eines vernichtenden Naturereignisses über Europa hereingebrochen ist. Man sagte sich immer noch, ob es möglich ist, daß der Zar, derselbe Zar, der 1898 die Völker zur Friedenskonferenz nach dem Haag berief, der Urheber dieses Weltbrandes sein kann, daß der Zar einer solchen Doppel züngigkeit fähig war, derselbe Zar, dessen Land 1905 von Japan zerschmettert worden wäre, wenn wir ihm nicht in letzter Stunde diplomatischen Beistand gewährt hätten. Es ist jetzt überflüssig, unsere Freundschaft und unser Wohlwollen, unser Vertrauen und unsere Gutmütigkeit zu bedauern. Wir müssen uns mit der harten Tatsache abfinden und alles daran setzen, um denen heimzuzahlen, die die Früchte der Arbeit unseres Volkes mit Hilfe einer beispiellosen Niedertracht aufteilen wollten. Die Russen find über unsere Ost- grenze gekommen! Das hatte nach den Er fahrungen der letzten Tage und nach der Auf deckung ihres verräterischen Spieles iedermann erwartet. Sie werden uns jeden Mann be zahlen müssen, den ihr Einfall gekostet hat. Hier sieht ein Volk in Waffen, das in diesen Krieg, der über sein weltgeschichtliches Daseinsrecht entscheiden soll, mit einer glühenden einstimmigen Begeisterung zieht, die alles hinter sich läßt, was man bei dem schwachen Deutschland vor hundert Jahren und in den deutschen Freiheitskämpfen er lebte. Der kulturfeindliche, staatlicher Freiheit abholde Russe und der revanchedürstige auf der Höhe der Kultur stehende Franzose ver bunden gegen ein Volk, das in 40 Jahren einen Weg in die Höhe ohnegleichen ge nommen hat. Eine stumpfe Masse im Bunde mit einer durch den Geburtenrückgang ge kennzeichneten Nation gegen ein Volk, dessen Kraft jung ist, dessen Willen zur Tat unge lähmt, dessen Opferwilligkeit schrankenlos, dessen Heimatliebe einzig ist. Wie sollten wir zagen! Wer in diesen Tagen sich im Lande umsah, wo aus jedem Hause ein Vater. Gatte, Sohn oder Bräutigam zog. kampfesmutig, zuversichtlich und zum Tode bereit, der ward unwillkürlich an die Fechter des Altertums erinnert: Heil Kaiser, die Sterbenden grüßen dich! Der Gott der Schlachten wird die Lose werken. Wir wollen zu ihm beten, denn die Kriegstrompete, die schmetternd durch die Lande ruft, hat alle Rassen und Klassen, alle Stände und Be kenntnisse recht eindringlich ermahnt, daß droben über den Sternen ein gütiger Vater wohnt, auf den allein wir in dieser schweren Zeit all unsere heimliche Sorge werfen können. Die Würfel sind gefallen! Und unter unseren Feinden findet sich — auch das haben wir erwartet! — Frankreich! Jst's nur ein Märchen, daß der Vogesen nachbar unser Erbfeind ist, der immer wieder auf uns einstürmen wird, wenn er sich stark geglaubt! Was sagen nun die Werber des deutsch-französischen Freundschaftsbündnisses? Deutschs Treue würde gegen gallische Ränke list und Abenteuerlust immer schlecht ab- schneiden — und wollen wir Frieden haben, endlich einen Frieden, der unsern Kindern das Besitztum ihrer heimatlichen Erde und unsern Enkeln neue Entwicklungsmöglichkeiten sichert, dann müssen wir dem übermütigen Nachbar hinter dem Rhein in diesem heiligen Kriege endgültig die Wehr aus der Hand winden. Das Vaterland fordert Ungeheueres von uns: Die große Treue zueinander, die opfer willige Entsagung, den heldenmütigen Mut und den unwandelbaren Gehorsam. So hat denn dieser entscheidungsoolle Krieg noch einmal die herrlichsten Tugenden der Deutschen ge weckt, auf daß sie im Glauben an Gott und an die geschichtliche Aufgabe unserer Heimat, ein Hort der Freiheit und der Kultur zu sein, mit der Tatkraft der Väter die Feinde im Osten und Westen aufs Haupt schlagen. Wenn aber die Armee vor dem Feinde Erfolge erringen soll, so muß sie allzeit wissen, daß das ganze Volk hinter ihr steht, daß jeder der Daheimgebliebenen, gleichviel in welcher Weise an seinem bescheidenen Teil mit arbeitet. Sammelt Geld und anderes, Heist Verbandsachen und dergl. anfertigen, nützt dem Nachbar, der seine Ernte nicht herein bringen konnte, rüttelt die Lauen auf und tröstet die Schwachen und Wankenden! In den Arbeiten werktätiger Liebe müssen wir uns zusammen finden: Ein Gott, ein Kaiser, ein Heer, ein Vaterland, ein Volk! Das walte Gott! K.L..V. Politische Armcilckau. Deutschland. * Für Deutschland ist während des Kriegs zustandes die Paßpflicht eingeführt. Bis auf weiteres ist jeder, der aus dem Aus land im Reichsgebiet eintrifft, verpflichtet, sich schwierigen Augenblicken mit seiner Partei im Interesse des Friedens alles getan hat, was möglich war. In dieser schweren internatio nalen Krists vertraut die Regierung auf den Patriotismus der gesamten arbeitenden Klassen. Von uncl fern. Sechs Monate Arrest für Lebensmittel wucher. Die Verhängung des Kriegszu standes hat, namentlich in den Großstädten, verschiedene Händler veranlaßt die Preise für Lebensmittel bis zu Wucherhöhen hinaufzu schrauben. So wurden beispielsweise in Berlin teilweise für Mehl 70 Psg„ für Salz 45 Pfg. für das Pfund verlangt. Einige dieser „Menschenfreunde" sind bereits verhaftet worden. Einer hat Selbstmord begangen. — Auch in Österreich hat die Regierung Maß- Xriegstrauung äes Prinzen Oskar von PreuKen. Gräfin von Nuppin. Im Schloß Bellevue tn Berlin hat an dem Tage, an Lem der Kaiser die Kriegsbereitschaft befahl, die Kriegstrauung des Prinzen Oskar von Preußen mit der Gräfin Bassewitz stattgefunden. Das Kaiserpaar und die nächsten Familienmit glieder waren mit den dazu befohlenen Hof- Prinz OSkar von Preußen. chargen anwesend. Der Minister des Königlichen Hauses Graf zu Eulenburg vollzog im Beisein des Kaiserpaares und des Elternpaares der Braut die standesamtliche Trauung, der sich im Garten saal die kirchliche Trauung anschloß. Der Braut wurde der Name Gräfin von Ruppin beigelegt. durch Patz oder Patzkarte über seine Person auszuweisen. Von dieser Verpflichtung ist be freit, wer sich durch Militärpapiere, Heimat- fchein oder sonstige Bescheinigungen einer deutschen Behörde über seine Eigenschaft als Deutscher oder als staatsloser ehemaliger Deut scher ausweisen kann. Jeder Ausländer, der sich in einem in Kriegszustand erklärten Be zirk aufhält, ist verpflichtet, sich durch Patz oder Paßkarte über seine Person auszuweisen. *An der Berliner Universität haben die Professoren die Vorlesungen mit einem Hinweis auf die drohende Kriegs gefahr und die in Aussicht stehende Schließung der Universität beendet. * Der bayrische Landtag ist infolge des Kriegsausbruchs vertagt worden. *Jn Apenrade wurden aus der Reaktion des „Heymdal" heraus die beiden Re dakt eure dieses Dänenblattes Forst und v. Hansen verhaftet. Frankreich. "Zur Ermordung Jaurös hat die französische Regierung eine Proklamation er lassen, die von dem Ministerpräsidenten Vivian! unterzeichnet ist und in der es heißt: Ich und mit mir meine Amtsgenossen ver neigen uns vor dem Andenken dieses repu blikanischen Sozialisten, der eine so edle Sache verfochten, und der in den gegenwärtigen nahmen gegen den Lebensmittelwucher ge troffen. Die Bezirkshauvtmannschaften in Böhmen haben bekanntgegeben, daß diejenigen Geschäftsleute, die den Verkauf ihrer Waren verweigern oder ihre Vorräte verheimlichen, oder die über die amtlichen Höchstpreise hin ausgehen, mit Arrest dis zu sechs Monaten bestraft werden. Tödliche Strahenunfälle in Berlin. Von einer Kraftdroschke wurde die Telephonistin Klara Limburg in der Charlottenstraße erfaßt. Die Räder gingen ihr über den Kopf. Sie starb aus dem Transport zum Krankenhause. In der Lortzingstraße wurde die neuntährige Tochter des Schankwirts Köpp von einer Kraft droschke überfahren und sofort getötet. Acht Söhne unter die Fahne gerufen. In der steiermärkischen Stadt CM brachte der slowenische Bauer Joseph Princic aus Sachsen feld selbst seine sämtlichen acht Söhne zur Fahne. Alle acht sind zu den Fahnen gerufen worden; sie sind sämtlich verheiratet und Familienväter. Stockung des Seeverkehrs. Sämtliche Hamburger Reedereien haben ihre aut See befindlichen Dampfer angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anMaufen und weitere Order abzuwarien. Aus Hamburg wird vorläufig kein Schiff mehr abgelassen. Einstellung des Briestelegrammver kehrs. Infolge starker Überlattung der Tele graphenleitungen ist der Brieftelegrammverkehr und der Wochenendtelegrammverkehr bis auf weiteres eingestellt worden. Me AuMancl seinen Ofsiriersbeäarf äeckt. (Zu der Mobilisierung in Rußland.) Im Gegensätze zu andern Ländern hat Rußland bekanntlich große Schwierigkeiten, seinen Offiziersbedarf zu ergänzen. In Deutsch land und in Frankreich z.B. ist der Zustrom ge rade aus gebildeten Kreisen durchaus be friedigend, in Rußland dagegen wird im all gemeinen wenig Lust zum Reserveosstzierstand verspürt. Diese besonderen Verhältnisse zwingen Rußland neuerdings zu ganz besonderen Maß nahmen. Zwischen die Unteroffiziere und Mannschaften einerseits, und die Offiziere anderseits wird in Gestalt der „Unterleutnants der Reserve" eine besondere Kategorie ein geschaltet. Diese Offiziers-Stellvertreter sollen im Mobilmachungsfalle die Ofstziersstellen ihrer Waffe ergänzen, und sie werden aus jenen Dienstpflichtigen gebildet, die entweder eine Universität besucht, oder zum mindesten das Abgangszeugnis eines Gymnasiums oder Realgymnasiums erlangt haben und damit die sogenannten „Bildungsvorrechte" erster Ordnung besitzen. Die Bevorrechtigten diene« bet freiwilligem Eintritt nur ein Jahr, sonst zwei Jahre bei der Fahne und 12 bis 16 Jahre in der Reserve, denn die Dienstzeit im stehen den Heere dauert in Rußland bekanntlich 18 Jahre, von denen je nach der Waffe drei bis vier Jahre aktiv, der Rest in der Reserve abgeleistet wird. Werden diese Offiziers-Stellvertreter zu Unteroffizieren ernannt, so müssen sie die Prüfung zum Unterleutnant der Reserve machen. Zu diesen Prüfungen werden sie in besonderen Lehrgängen vorbereitet, und die jenigen. welche die Prüfung nicht bestehen, müssen eine um sechs Monate längere Dienst zeit im aktiven Heere ableisten. Nach Be stehen der Prüfung und nach der Ernennung zum Unterleutnant der Reserve können die betreffenden tn diesem Dienstgrade verbleiben, bis ihre Reseroepflicht abgelaulen ist. In der ganzen Zeit haben sie nur zwei sechswöchige Übungen abzuleisten. Diese Unterleutnants der Reserve können auch den eigentlichen Reserveoffiziergrad erringen, doch ist hierzu die Ablegung einer besonderen Prüfung not wendig. Wie jedoch schon betont, besteht eine Verpflichtung zur Ablegung dieser Prüfung nicht, vielmehr können die Offiziers-Stellver- treier bis zur Beendigung ihrer Reservepflicht in diesem Dienstgrade verbleiben. Übungen find nur dann abzuleisten, wenn die Beförde rung zum eigentlichen Reserveoffizier oder in höhere Dienstgrade angestrebt wird. Die eigentlichen Reserveoffiziere ergänzen sich entweder aus diesen Unterleutnants der Reserve oder aus ehemaligen aktiven Osst- zieren. Sehr zum Rächtest der russischen Mili- tärverhältnifse besteht keine besonders innige Verbindung mit den Truppen. Es gibt näm lich keine Reserveoffiziere an bestimmten Truppenteilen, sondern die Offiziere, einschließ lich der Unterleutnants, unterstehen den Kreis truppenchefs, welche etwa mit unseren Bezirks kommandeuren zu vergleichen find. Ganz ähn lich wie bet uns ist auch in Rußland Lie un erläßliche Vorbedingung für die Beförderung der Reserveoffiziere die Ableistung und Übun gen, deren Gesamidauer mindestens vier Jahre im jeweiligen Dienstgrad beträgt und auch dis Teilnahme an einer vollständigen Lagerübung in sich schließt. Eine Beförderung ist bis zum Stabshauptmann möglich, der ungefähr in der Mitte zwischen unseren Oberleutnant und unserem Hauptmann steht. Die Erreichung Höherer Grade ist nur Offizieren des aktwsn Dienststandes möglich, die in ihren Dienst graden zur Reserve übertreten. Die Reserve offiziere verbleiben nur bis zur Vollendung ihrer gesetzlichen Dienstpflicht in der Reserve, nach Ab leistung ihres Dienstes werden sie in den Ruhestand versetzt. Auf ganz besonderen Wunsch können jedoch auch die Leutnants, Oberleutnants und Hauptleute bis zum vierzig sten Lebensjahre, die Stabsoffiziere bis zum süwzigsten Lebensjahre in der Reserve ver- Jnzwischen begann sich im Hofe ein reges Leben zu entfalten. Ein Teil der Knechte und Mägde ging den häuslichen Beschäftigungen nach, ein anderer, mit Sensen und Rechen versehen, trat den Weg nach den fernen Alpenwiesen an. Mit einem Male ließ sich «ine rauhe, kräftige Stimme an der Vorder seite des Hauses vernehmen: .Himmeltausend! Hat schon wieder jemand den Riegel offen g'lassen! Wart'!" I werd' dem Volk schon die Lust dazu versalzen!" Dann hörte man ein leises Geräusch, das von dem Zuschieben eines schweren Riegels in der Haustür herzukommen schien, dem ein heftiges Zuschlägen des Haustores folgte. Kaum war der erste Ton dieser Stimme an des Mädchens Ohr gedrungen, so zogen sich ihre Brauen zusammen, und ein Anflug finsteren Trotzes lag auf den Gesichtszügen. In die Nähe des Fensters tretend, überzeugte sie sich, daß die Person, die die scheltenden Worte gesprochen, vom Hause fortgehe, worauf der sanfte, kindliche Ausdruck ihres Gesichts wieder zurückkehrte. Dann wurde das Frühstück, das aus einer kleinen Tonschüssel Milch bestand, mit einem jungen, schneeweißen Kätzchen geteilt, das sich schmeichelnd an des Mädchens Seite schmiegte, und hierauf mit dem Aufräumen des Stübchens begonnen. Während dieser Arbeit öffnete sich die Limmertür ein wenig und eine Helle Stimme rief: „Gut'n Morgen, Sefferl (Josepha), darf ma' herein?" »Ah, e Leni, bist du's? Nur herein!" lautete die Antwort. Gleich darauf schlüpfte km starkes, rotwangiges Mädchen herein. welches ein Bündel am Arme trug. Sie mußte mehrere Jahre älter sein als Sefferl, denn sie war schon vollständig entwickelt. Während sich beide zum Gruße die Hände reichten, sagte die Ältere: „Sefferl, i bin a rechter Plag'geist. I bring' schon wieder an Pack Wäsch' mit; aber i woaß, daß du mir gern hilfst, nit wahr? — Denn allein kann i's nit schaffen." „Sei nit kindisch, Leni, i tu's von Herzen gern; wir waren ja von jeher die zwoa besten Freundinnen im Dorfe, und dann hast' mt ja auch zu dein' Krarneljungfer g'wählt." „Das hast' ja vorausg'wußt, Sefferl; wir haben's ja einander so versprochen: welche von uns Zwoa'n früher heirat', der muß die andere als Krameljungfer beisteh'n." „Ah, wie freu' i mi schon auf den Tag!" rief Sefferl auflachend, indem sie Ler Freundin um den Hals fiel. „Ihr werd's auch a glück- lich's Paar sein, du und dei Jakob, denn ihr habi's euch gern, und dös is ü' Hauptfach'." „Dös is wahr, Sefferl; aber wir müssen uns tüchtig z'sammennehmen bei den schlechten Zeiten. Der Grund, den der Jakob g'pacht hat, is stark verschuldet und durch die frühere schlechte Wirtschaft herav'kommen; mit 'n Viehstand steht's auch nit am besten; dazu die hohen Steuern . . ." „Der Jakob is a fleißiger, arbeitsamer Mensch; dem wachst alles untern Händen, und La kann's nit fehlen." .Gib's Gott!" versetzte di« andere, ernst vor sich hinblickend. „Is der Hochzeitstag schon b'sttmmt?" fragte Sefferl. .Sonntag über vier Wochen iS die erste Ausbietung, und zu Peler und Pauli die Hochzeit, 'n Brautführer hab' ma schon aus- g'suckt, — 'n rechten säubern," lachte Leni schelmisch. „Er wird dir g'wiß gut zu G'sicht steh'n, Sefferl. Was glaubst, wer's epper sein kunt?" „I woaß nit," versetzte die Jüngere, sanft errötend, indem sie sich etwas zu schaffen machte." „Du kannst di nit verstell'n, Sefferl: mir gegenüoer am allerwenigsten! Du wirst's g'wiß schon erraten Haden!" „Epper der Vinzenz?" fragte Sefferl, hoch erglühend, mit kaum vernehmbarer Stimme. „Richtig, der Vinzenz is's! Ihr seid's ja das schönste Paar im ganzen Dorf! Sefferl, wie vorig's Jahr die Kronbäu'rin g'heirat' hat, da war i Lie Krameljungfer, und der Jakob der Brautführer. Wer woaß, was in a paar Iahr'ln g'scheh'n kann!" „Leni, i bitt' di, red' nit so!" „Warum nit?" „Der Vinzenz is arm, und du kennst ja mei' Voaia." „Da müßt dei' Voaia nit reckt bei Sinnen sein, wenn er nein sagen möcht. Wer be kommt denn amal den schönen Grubhof mit all' den schönen Grundstücken, Waldungen und Alpenweiden? Niemand anderer, als du, Sefferl! Und da sollt'st du nit amal an Mann wählen können, den du gern hast?" „I kenn' mei' Voata," versetzte Sefferl, traurig vor sich hinblickend; .der schlagt mi eher tot." .Laß's gut sei', Sefferl, wann'S Ernst wird, dann wird er schon nachgeden. übrigens iS noch lang' Zett bis dahin; ihr seid'S ja beide noch blutjung und könnt's noch hübsche paar Jahr'ln warten. Aber i plaudr' da schon am srühen Morgen, und hab z'Haus alle Hand' voll z'tun. B'hüt di Gott, Sefferl, und laß' dir deshalb koa grau's Haar wachsen!" Da mit reichte sie ihr die Hand und eilte davon. Sefferl stand noch eine Weile in Gedanken versunken da, dann setzte sie die begonnene Arbeit fort und begab sich später in die unteren Räumlichkeiten. Als sie hierauf nach dem an der Rückseite des Hauses befindlichen Garten gehen wollte, ließ sich in dem Haus flur ein dumpfer, dem Grunzen eines Tieres ähnlicher Ton vernehmen. Das Mädchen näherte sich einer niedrigen Tür, von wo aus der Ton kam, schob den großen, eisernen Riegel zurück und trat einen Schritt in den finsteren, kellerartigen Raum, dem ein dumpfig- feuchter, modriger Geruch entstieg, mit den Worten: „Blast, der Voata ist forl'gangen» komm 'a btßl 'raus l" Als Antwort erfolgte ein ähnlicher Ton wie vorher, worauf eine plumpe, unförmliche Gestalt aus der Öffnung heroorkroch, an welcher man im Halbdunkel der Hausflur nicht unter schied, ob sie einem Menschen oder einem Tier« angehöre. Erst später, als sich diese dem Hof raum näherte, konnte man wahrnehmen, daß es ein Kretin war, eines jener unglückseligen Geschöpfe, denen die Natur schon in frühester Jugend den Keim des Elends eingeimpft hat, Zum Glück für die meisten dieser Bedauerns werten sind ihre Geisteskräfte so wenig ent» wickelt, daß st«, ost ein hohes Alter erreichend, fortvegetieren, ohne von dem erschreckenden Jammer ihrer Existenz eine Ahnung zu habe» s« r lüsttievmü ivtab-