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Ottendorfer Zeitung : 23.08.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191408232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19140823
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19140823
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-08
- Tag 1914-08-23
-
Monat
1914-08
-
Jahr
1914
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 23.08.1914
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Vie Melt m flammen. Aus Peking kommt das Gerücht, Japan, das wir im Beginn der Krise wenige Stunden lang als Helfer gegen Russland feierten, hat an Deutschland ein Ultimatum wegen Kiaut- schou gerichtet. Noch ist es nur ein Gerücht: aber es wird von einer deutschen Kabelgesell schaft mitgeteilt und durch den halbamtlichen Telegraph weitergegeben. Man mutz also mit der Wahrscheinlichkeit rechnen, datz Japan sich unsern Gegnern — seinem einstigen Feinde Rutzland — zugeiellt und die Hand nach Kiautschou ausstreckt. Die doppelsinnige Neu tralitätserklärung, Japan werde handeln, wie es seine Interessen fordern, hätte so eine klare und nicht deutelbare Auslegung gefunden. Natürlich wird Deutschland, sollte das Ultimatum gestellt werden, Japans Forderung mit derselben Energie zurückweisen wie die englische Einmischung in die belgische Frage. Nur werden wir im fernen Osten unsere energische Ablehnung nicht mit Truppenmacht wie in Belgien unterstützen können. Also müssen wir vorläufig verzichten! Vorläufig nur, denn es kann nicht oft genug wiederholt werden und nicht stark genug be tont werden, datz die endgültige Entscheidung über den Ausgang des Weltkrieges nicht in Afrika oder Asien, sondern auf europäischer Erde fallen wird. Hier aber werden wir siegen und dann Mutze und Kraft haben, um mit den Freunden unserer Feinde abzurechnen, die die augenblickliche Lage Deutschlands be nutzen, um sich zu bereichern. Kein Wissender hat je einen Augenblick daran gezweifelt, datz im Falle eines Krieges unsere Kolonien — mit Einschluß Kiautschous — vorläufig nicht zu halten sein werden. Das Vorgehen Eng lands und nun auch Japans kann uns also nicht überraschen. Wir haben Kiautschou im Jahre 1898 durch Vertrag mit der chinesischen Regierung auf 99 Jahre mit allen Rechten der Oberhoheit für Deutschland gewonnen. Wir mußten da mit rechnen, daß im Falle kriegerischer Ver wicklungen Kiautschou entweder von England oder von seinen Bundesgenossen bedroht werden würde. Manchem mag es seltsam er scheinen, daß Japan im Begriff sein soll, sich auf uns zu stürzen, anstatt die Restrechnung aus dem Jahre 1905 mit Rutzland zu be gleichen. Aber man darf nicht vergessen, datz Japan zu dieser Abrechnung immer noch Zeit zu haben glaubt. Japan will unter allen Umständen die Vor macht in Asien sein, will die gelbe Rasse von der Umklammerung durch die weiße zumindest in Ostasien befreien und bedarf deshalb der Gefolgschaft Chinas. Durch den Besitz Kiaut- fchous ist Japan allzeit in der Lage, auf China einen starken Druck auszuüden. Kiautschou ist für Japan ein Stützpunkt auf der Schantung- balbinsel, von wo sich die Engländer seit der Preisgabe Weiheiweis zurückgezogen haben. Sie wollen sich also den Zugang zum Gelben Meer und zum Golf von Tschili sichern und letzten Endes den Weg nach — Peking von der Seeseite her. Wenn also auch das Vorgehen Japans einem Verlangen Englands entspricht, so glaubt das Jnselreich doch in erster Linie seine eigenen Interessen zu wahren. Es nimmt seinen Vorteil wahr in dem festen Glauben, unter dem Schutz des Stärkeren, des Siegers in diesem gigantischen Kampfe zu stehen. Noch hält man England für unbe- sieglich, noch glaubt man, daß Englands Flotte der Welt Gesetze diktieren kann. Die nächste Zukunft schon wird lehren, ob diese Rechnung stimmte und ob die schlauen Japaner nicht bei ihrem Vorstoß diplomatisch übel be raten waren: denn auch das Reich des Tenno hat Feinde, die sein neues Erstarken miß trauisch machen könnte. Für uns aber bedeutet, wenn Japan sich zu unseren Feinden schlägt, dieser Zuwachs nichts. Wir Haven, als wir unsere Waffen schmiedeten, alle Möglichkeiten erwogen und waren, als wir das Schwert zogen, fast ge wiß, daß eine Welt von Feinden wider uns aufstehen würde. Sollten wir darum jetzt verzagen, da sich die Dinge erfüllen, die in der Zeiten Schoße sich als Möglich keiten bargen? Das Schicksall will, daß alle Rechnungen in diesem heiligen Kriege be glichen werden, es will, datz Deutschland seine Im I)ocdgedirge. 8s Novelle von C. Vorn. lgonwtzung,! „Nun, dann hat sich die hartnäckige Sach' auf die schönste Weise abg'sponnen," erwiderte der Doktor mit unverhehlter Freude. „Ich und die Sefferl werden ein Paar: wir ziehen in die Stadt, du, Prokop, führst ruhig die Wirtschaft im Grubhof fort, und bist du amal der wirkliche Herr, dann verkaufst' den schönen Hof samt allen Liegenschaften, kommst zu uns und verbringst deine alten Tage in Lust und Fröhlichkeit. So, jetzt will ich aber hinaus ins Dorf, um die frohe Nachricht überall zu verkünden. Adies, Herr Schwiegervater! AdirS. mein schönes Bräutchen!" Mit diesen Worten verbeugte er sich vor den beiden und ging triumphierend davon. Als er fort war, brach Sefferl zusammen. Ihrs ganze Kraft, die sie bis zum letzten Augenblicke nicht ohne Anstrengung zu erhalten gewußt, verlieb sie nun mit einemmal; wie ein dusterer, unheimlicher Abgrund gähnte ihr die weite Zukunft ihreS Lebens entgegen: ewig freudenlos, voll Jammer und Ver zweiflung ! 5. Der Peter-und Paulitag. Ein heiterer Frühllngshimmel lachte über dem Gebirgsdorfe. Vereinzelte Nebelballen, die sich von den höchsten Bergkuppen los geirennt hatten, durchsegelten, vom frischen Morgenwind getragen, gleich lichten Schwänen das durchsichtige Blau des ÄtherS, — und abermals schmetterte das Volk der Sperlinge letzte und höchste Mission erfüllt: der Erde einen dauernden Frieden und einem Weltteil Richtlinien der Kultur zu geben. Sollten wir zagen und zaudern, wenn uns Gottes Stimme ruit, um Wahrheit und Recht gegen Lüge und Sklaverei zu verteidigen? Vastmann. * * Das japanische Ultimatum überreicht. Der Berliner japanische Gechäftsträger hat im Auftrage seiner Regierung dem Aus wärtigen Amt eine Note übermittelt, worin unter Berufung auf das englisch-java nische Bündnis die sofortige Zurück ziehung der deutschen Kriegsschiffe aus den japanischen und chinesischen Gewässern oder die Abrüstung dieser Schiffe, ferner bis zum 15. September die bedingungslose Übergabe des gesamten Pachtgebietes von Kiautschou an die japanischen Behörden und die unbedingte Annahme dieser Forderungen bis zum 23. d. Mts. ver langt wird. (W. T. B.) * * verschiedene Uriegsnachrichten. Der Reichskanzler im Hauptquartier. Der Reichskanzler v. Bethmann Hollweg und der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes v. Jagow werden an der Seite des Kaisers im Hauptquartier verblei en, ebenso wie dies auch Fürst Bismarck mit dem Aus wärtigen Amt 1866 und 1870/71 tat. Die oberste Leitung der Reichs- und Staats geschäfte ruht bis zum Ende des Krieges in den Händen des Staatssekretärs und Staats ministers Dr. Delbrück, in dem das preußische Staatsministerium seit dem Tode Miquels zum ersten Male wieder einen Vizepräsidenten erhalten hat. Ein zweiter Ritter des Ordens Kaiser Wilhelm hat dem Generalmajor und Brigadekommandeur Ludendorff für sein tapteres Verhalten bet der Erstürmung der Festung Lüttich den Orden kour Is mörits verliehen. Das deutsche Unterseeboot „U. 15" verunstt. Von einer Fahrt mehrerer Unterseeboote nach der englischen Küste ist das Boot „U. 15" nicht zurückgekehrt. Englischen Zei tungsnachrichten zufolge soll „U. 15" im Kampfe mit englischen Streitkräften vernichtet worden sein. Ob und welche Verluste diese hierbei erlitten haben, ist nicht zu ersehen. Sollte die englische Meldung zutreffen, so darf man annehmen, daß der Untergang des „U. 15" nicht ohne englische Opfer erkauft worden ist; sonst würden die eng lischen Zeitungsnachrichten als ganz besondere Ruhmestat hervorgehoben haben, datz der „U. 15" ohne englische Verluste vernichtet worden sei. Man würde, wenn die Mit teilung zutrtfft, den Tod von 20 mutigen Blaujacken zu beklagen haben. Der materielle Verlust wäre selbstverständlich von unerheb licher Bedeutung, unsere Kriegsmarine würde nicht geschwächt sein, insbesondere, da bekannt lich neue Unterseeboote im Bau sind. Neue Niederlagen der Franzosen! Die französische fünfte Ka valleriedivision wurde unter sehr schweren Verlusten bei Perwez nördlich Namur von unserer Kavallerie zurückgeworfen. (W. T. B.) Bayrische und badische Truppen schlugen die bis Weiler, fünfzehn Kilometer norwestlich Schlettstadt, vorgedrungene fran zösische 55. Jnfanteriebrigade, brachten ihr große Verluste bet und warfen sie über die Vogesen zurück. (W. T. B.) Deutscher Sieg bei Stallupönem 8000 Russen gefangen. Am 17. d. Mts. fand ein Gefecht bei Stallupönen statt, in dem Truppenteile des ersten Armeekorps mit unvergleich licher Tapferkeit kämpften, sodast ein Sieg erfochten wurde. Mehr als dreitausend Gefangene und sechs Maschinengewehre sind in unsere Hände gefallen. Viele und Finken seinen Morgengrutz in den schattigen Wipfeln der Steinbuchen. Im Gärtchen hinter dem Hause stand Sefferl, den Spaten in der Hand. Zeitweise arbeitete sie ein wenig in den Beeten, dann hielt sie wieder, in Gedanken versunken, inne und blickte nach dem Schwalbenpärchen, welches ohne Rast hin- und herfliegend das Material für sein Nestchen herbetschaffte, das im Hinteren Teile des Hauses an einem ge- schützten Orte angelegt wurde. Sefferl dachte an Leni, deren Hochzeitstag immer näher heranrückte, und malte sich in Gedanken die glücklichen Tage aus, welche die Freundin an der Seite ihres geliebten Jakob verleben werde. Dann kam ihr Vinzenz un willkürlich in den Sinn, der schlanke, muntere Bursche mit den roten Wangen und den treu herzigen Augen, der schon seit mehreren Tagen auf der Alm in der Alpenhütte verweilte. Plötzlich ertönte es hinter der Gartenplanle: „Du blondhaarig's Dirndl, Di hab i so gern, I möcht' weg'n dein Flachshaar A Spinnrad'! wer'n. Hollalala! Hollalia!" Als der gewohnte Jodler nicht zur Ant wort folgte, erklang das: „Hollalala! Hollalia!" nochmals und zwar viel kräftiger als vordem. Allein auch jetzt blieb alles ruhig. Dessen ungeachtet schwang sich der Burfche über den hohen Gartenzaun und stand kurz darauf vor dem Mädchen. „Wart', wart', du kloaner Schelm," lachte er, mit dem Finger drohend, „wollt'st mi hintergehn: aber der Zenz hat gute Augen. Dei blaues Kopftuch und die blonden Gold- zöps', die i zwischen den Planken Lurch weitere russische Maschinengewehre, die nicht mitgeführt werden konnten, wurden unbrauchbar gemacht. Wenn dieser Sieg auch nicht die Opera tionen entscheidend beeinflussen kann, so zeigt er doch, welcher Geist bei unsern Truppen herrscht. Bestrafung feindseliger Ortschaften. Weil in Mülhausen von Französlingen auf deutsche Truppen geschossen wurde, hat der Bezirkspräsioent des Oberelsatz auf Befehl des Kommandierenden Generals folgendes öffentlich bekannt gemacht: „Wenn Einwohner einer Gemeinde sich am Kampf gegen unsere Truppen beteiligen, so werden nicht nur sie, sondern auch der Bürger meister der betreffenden Gemeinde erschossen, de Ortschaft zerstört. Unsere Truppen haben Befehl erhalten, jeden Hausbesitzer, der Angehörigen der französischen Wehrmacht in Uniform oder Zivilkleidung bei sich Aufenthalt gewährt oder von der Anwesenheit franzö sischer Soldaten in seinem Haus Kennt nis erhält, ohne dies den Behörden oder unseren Truppen bei deren Herannahen anzuzeigen, sofort zu erschießen. Wer eine Telegraphen- oder Telehponleitung zerstört, wird verhaltet und mit der härtesten Strafe belegt. Jeder Bürger hat alle in seinem Besitz befindlichen Waffen, auch Jagd gewehre und Munition, aw dem Bürgermeister amt abzuliefern. Ich mache die Herren Bürgermeister für die strengste Durchführung dieser Maßregel persönlich verantwortlich. Alle Waffenfcheine werden hiermit aufgehoben. Das Betreten der Schlachtfelder ist auf das strengste untersagt und nur den von den Bürgermeistern hierzu ausdrücklich ermächtigten Personen erlaubt. Das Berauben der Leichen wird mit sofortigem Er schießen geahndet. Ich bedaure auf das tiefste, daß nerabscheuungswürdige Verbrechen einzelner Schandbuben zu dieser Bekannt machung zwingen und so den guten Namen der Elsässer schänden." Die Haltung Italiens. Der italienische Botschafter in Berlin, Bollati, der in Rom eingetroffen ist, um mit seiner Regierung persönlich die Kriegslage zu besprechen, hat mit dem Ministerpräsidenten Salanüra mehrfach Unterredungen gehabt. Man nimmt allgemein an, datz die Be- sprecbungen an der neutralen Haltung Italiens nichts ändern werden. Serbienfeindliche Stimmung in Bulgarien- Die Nachricht von den Erfolgen Osterreich- Ungarns in Serbien wurde in Sofia allge mein mit großer Genugtuung ausgenommen: das Publikum bespricht sie lebhaft und kann die Niederlage Serbiens kaum er warten. Die in Sofia eingetroffenen türkischen Minister sind mit ungeheurem Jubel ausge nommen worden. Es heißt, datz zwischen den maßgebenden Persönlichkeiten hochbedeutsame Besprechungen statlfinden. Oer Geilt äer Teit. Dieses Jahr wird man sehen, was Preußen ist und wie wir durch unsere Kraft und unsere Mannszucht mit dem Ungestüm der Franzosen, mit der Wild heit der Russen und der Überzahl all derer fertig werden, die uns entgegen treten. Friedr, d. Große. 1756. Ein tiefes Unbefriedigtsein ging durch die Herzen der deutschen Menschheit. Von jedem Gesicht war die Salomonische Weisheit zu lesen: es ist alles eitel in der Welt. Die Lust am Leben war eine Last geworden, die Freude an der Arbeit eine Bürde, die Hoffnung aus die Zukunft eine müde Gleichgültigkeit. Und was einst dem Deutschen Lebensinhalt war: Gott, König, Volk, Vaterland schien über wunden und vergessen. Wir waren müde und krank. Und nannten unsere Krankheit und Müdigkeit den Geist der neuen Zeit, die moderne Weltanschauung. Was ist nicht alles versucht worden, um unsere politische Zwietracht, unsere religiöse Zerrissenheit, unseren gesellschaftlichen Zerfall aufzuhalten und zu heilen! Vereine, Gesell- schaiten und Sekten, Versammlungen und Kongresse Haden Millionen Worte ver schwendet und Berge von Papier mit schimmern g'seh'n hoab, kenn' i z gut. — Wer Sefferl!" rief er, einen Schritt zurück tretend, mit erstaunter Stimme aus. „Sefferl! wie schaust denn heut' aus? Was fehlt dir denn?" „Nichts," antwortete das Mädchen klein laut. „Dös kann nit die Wahrheit sein. I seh dir's an, Dirndl, daß du krank bist!" „I bin nit krank, Zenz," sagte sie mit ge preßter Stimme. „Oder is, während i fort war, sonst' was im Haus g'scheh'n, weil du gar so traurig d'reinschaust und dei Kopferl hängen läßt?" „Zenz," erwiderte das Mädchen, dem die Hellen Tränen über die Wangen rieselten, „vieles bat sich ereignet, während du fort warst! Sehr vieles! Du wirst's noch früh g'nug erfahren, denn jedes Kind weiß 's im Dorf. Aber versprich mir's, daß du mi nie mals d'rüber fragst. Niemals, Zenz! Kannst' mir's versprechen?" fügte sie, ihre Hand hin reichend, mit zitternder Stimme hinzu. Der junge Bursche, betroffen über die ein- getretene Veränderung ihres Aussehens und Benehmens, sowie über den Ernst, mit welchem diese Worte gesprochen wurden, legte unwill kürlich seine Hand in die ihrige. „Vergiß nit, was du versprochen hast! Und jetzt leb' wohl, Zenz!" Damit fiel sie ihm unter einem Strom von Tränen um den Hals, und ehe er sich's versah, war ihre leichte Ge stalt zwischen dem dunklen Buschwerk ver schwunden. Wenige Tage später stand Sefferl am Fenster des Dachstübchens, das sie in den Vormittagsstunden, während der Abwesenheit Strömen von Tinte begaffen. Umsonst! Der Geist des Auseinanderstrebens ließ sich nicht bannen. Es war eine eitle Sucht in uns, jeder für sich sein Leben zu zimmern, jeder ein Eigner, ein Besonderer zu sein, und es galt als unmodern nnd überlebt, etwas mit dem Volksganzen gemein zu haben. Da trifft plötzlich ein Laut aus überirdischer Höhe das Ohr der deutschen Menschheit: „Wehr dich, der Feind ist über dir!" Und wie ein Spuk ist alle Lauheit, Müdigkeit und Krankheit zerstoben. Eine gigantische Woge echter Vaterlandsliebe flutet durch das Reich: sie brandet gegen das Kaiserschloß in Berlin und rauscht dort das alte Lied, das dem modernen Ohr schon fast fremd geworden war „Deutschland, Deutschland über alles!" — In der Stunde der Gefahr haben wir unser Vaierland wieder liebgewonnen, haben wir plötzlich entdeckt, daß die Volksgemein schaft eine göttliche Kulturerrungenschaft ist, find wir inne geworden, datz nicht der Zufall blindwütend unser persönliches Schicksal und das der Völker lenkt, sondern datz Gott selbst, die mächtige Hand des Allgewaltigen, uns diese Prüfung sendet. Wir nehmen sie nicht als ein Strafgericht, sondern als eine Läuterung. Im Glauben an Gott, in der Liebe zu unserer Heimat und in der Hoffnung auf unsere Wehrmacht sind wir in den Kampf getreten, umrauscht vom wahrhaften Geiste der neuesten Zeit, der Starke und nicht Müde, der Gläubige und nicht Zweifler, Mutige und nicht Zagende braucht. Und nicht nur.die äußere Gestaltung der Ereignisse, daß auch jetzt eine Welt von Feinden gegen Preußen-Deutschland anstürmt, sondern vor allem die innere Erstarkung unseres Volkes, die Wiederbelebung echt ger manischen Kriegergeistes weist gebieterisch in die Krne Zeit des einzigen Friedrich, dessen Wort auch heute gilt, wenn auch mit einer gewissen Erweiterung. Wahrlich, in diesem Jahre wird man in der Welt sehen, was wir sind und wie wir mit der Überzahl all derer sertig werden, die uns entgegenlreten. Das blutige Zeichen des Krieges ist über dem Erdteil aufgerichtet, in dem England, Rußland und Frankreich die Gerechtigkeit knebeln und die Gesetze ihres zügellosen Machtwillens allgemein geltend machen wollen. Ein Volk wie das deutsche aber, das so allgewaltig zu sich selbst zurück kehrt, das so plötzlich erwacht, ist dazu be rufen, mit eiserner Faust diesem Eingriff zu wehren. Wir nehmen unser Recht aus den Sternen und schmieden mit den Waffen Gottes unser Schicksal und damit die Zukunft Europas. Der Geist der Zeit ist kriegerisch und blutig, die Zukunft aber wird der Friede jein, den Deutschland schützt und schirmt. N. vengrt. Paplt Oius Papst Pius X. ist nach längerem Leiden in der Nacht zum Donnerstag gestorben. Er hat den päpstlichen Stuhl, den er, schon ein 68 jähriger Greis, am 4. August 1903 nach dem Ableben des Papstes Leo XHI. bestieg, über zehn Jahre innegehabt. Als er auf den Spruch des Konklave berufen ward, die höchste Würde zu übernehmen, ähnle Giuseppe Sarto, der damals Patriarch von Venedig war, datz schwere Jahre ihm bevorständen, denn er sagte damals mit Nachdruck, daß nicht erfüllter Ehrgeiz, sondern die Notwendigkeit der Pflichterfüllung ihn den Stuhl Petri be steigen lasse. Gerade als Nachfolger Leos XIII. hatte der Verstorbene eins verantwortungsvolle Erbschaft übernommen: denn Leo XIII. hatte das weltliche Ansehen der Kurie zu einer un geahnten Höhe gebracht, und es galt, dieses Ansehen zu erhalten. Dazu drohten in Spanien, Frankreich und Portugal Konflikte. Nun, Papst Pius X. hat bewiesen, daß er seiner Ausgabe gewachsen, daß er seines hohen Amtes würdig war. Das Amt, das er seinem Nachfolger übergibt, ist nicht in seiner Bedeutung geschmälert, die Stimme des Vatikans in ihrem Einfluß, der über alle Gebiete der Welt reicht, nicht ge mindert. des Fremden, aufzuräumen pflegte. Sie grübelte über eine Sache nach, die sie auf keinerlei Weise in Zusammenhang zu bringen vermochte. Seit sie den Fremden durch das Schlüsselloch belauscht, hatte sie ihn zu wieder holten Malen gesehen. Wie gewöhnlich, trug er auch jetzt noch den schönen, schwarzen Vollbart. Wer war also jene ihm so ähnliche Person, die, mit seinen Kleidern angetan, damals hier am Tische saß? Wie war sie hierhergekommen? Und warum ließ sie sich seither nicht mehr blicken? Diese Gedanken beschäftigten ihren Kopf, als sich aus der Ferne ein vielstimmiges Jodeln und Jauchzen vernehmen ließ, das immer lauter wurde. Bald darauf kam ein Trupp junger Burschen den Dorfweg einher gezogen. Alle waren sonntäglich gekleidet, und jeder trug einen Blumenstrauß nebst einem Papierzettel an dem Hute. Einzelne sprangen voll Übermut voran, andere hielten sich mit den Armen umschlungen und mar schierten laut singend in Reihen hinter ihnen: den meisten jedoch sah man an, daß der Wein ihre jungen Köpfe erhitzt hatte. Sefferl wußte, was dies zu bedeuten Habs. Die jungen Burschen zogen zur Rekrutierung nach der Stadt. Noch keiner hatte über sein Schicksal Gewißheit, und weil jeder voraussetzte, bei der Ziehung eine gute Nummer zu bekommen, so jubelten alle schon im voraus. Nur Wer davon, ein schlanker, hübscher Bursche, schien über seine Zukunft im Reinen zu sein, da er traurig und niedergeschlagen wenige Scheue hinter den übrigen ging und ein Bündel mu Habseligkeiten auf dem Rücken trug, zum Zeichen, daß er nicht mehr wiederkehren werde.
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