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Cme ärmgenäe Ebnung äer Heeresleitung. Es wird noch einmal nachdrücklichst darauf klingewiesen, daß das ins Unvernünftige aus- geartete AushaÜen der Kraftwagen auf den Landstraßen unbedingt aufhören muß. Unsre Grenzen sind jetzt abgesperrt, und es ist nicht anzunehmen, daß noch fremde Kraftwagen herein- oder herauskommen. Die Maß nahmen, die die Ortspolizei und an vielen Stellen auch die Bevölkerung selbst zum Auf halten und Ermitteln feindlicher Spione ge troffen haben, sind gewiß gut gemeint, aber sie dürfen nicht über das Ziel hinausschießen und dazu führen, daß selbst Offiziere und Kuriere aufgehalten werden, die Nachrichten oder Befehle befördern, von deren rechtzeitiger Ankunft viel für das große Ganze abhängt. Vor allem müssen die von den Militär behörden gestempelten und beglaubigten Aus weise beachtet und ihre Inhaber ungehindert durchgelassen werden. nalisten haben beschlossen, 500 Mar? dem Generalkommando des 1. Armeekorps zur freien Verfügung zu stellen. Vorgeschriebenes Gewicht für Back waren. Die Polizei in Steglitz hat, wohl als erste, bestimmt, daß Bäcker und andere Verkäufer von Backwaren (in Gemüse- und Milchgeschäften) die Verpflichtung Haden, ein vorgeschriebenes Gewicht ihrer Backwaren inne zuhalten, dies Gewicht und die Preise auf einem im und am Geschästsladen deutlich sichtbar aufgehängten Plakat zu vermerken und außerdem eine Wage aufzustellen, damit sich die Käufer von der Richtigkeit des Ge wichts der Backwaren überzeugen können. Acht Brüder Roon im Felde. Ein großer Lordeerkranz mit schwarzseidener und ist von einer Anzahl deutscher Männer unterzeichnet, die stolz darauf find, dem Feinde bereits um viele Meilen näher gerückt zu senr. Hochherzige Stiftung. Der Charlotten burger Fuhrunternehmer Robert Hennecke hat den bedürftigen Familien ins Heer gerückter Soldaten die gesamte Kartoffelernte seines Rittergutes geschenkt. Die Kartoffeln sollen von den Familienmitgliedern der ins Feld ge rückten Soldaten selbst gegraben werden. Der Transport der geernteten Kartoffeln soll durch das Entgegenkommen der Königlichen Eisen bahnverwaltung unentgeltlich bis zum Char lottenburger Bahnhof erfolgen. Hilfsaktion städtischer Beamter. Zu ¬ gunsten für die Familien der ins Feld ge Viläer von äer ruMlcken Grenze. 1. Vorposten an der Prosna. 2. Bauernhaus in einem russischen Grenzdorf. 3. Ein Viehstall. 4. Russischer Steuerbeamter vor seinem Zouhäuschen. poUMcbe Kunälckau. Deutschland. "Die Kaiserin und Königin hat fünf tausend Mark als vorläufige Gabe für die Zwecke des Vaterländischen Frauen vereins bestimmt. Das Kaiserin-Auguste- Viktoriahaus zur Bekämpfung der Säuglings sterblichkeit im Deutschen Reiche teilt mit, daß es seinen Betrieb in jeder Beziehung verstärkt hat. — Großfürstin Kyrill von Ruß land hat 3000 Mark für das deutsche Rote Kreuz gestiftet. Die Großfürstin, eine geborene Prinzessin von Sachsen-Koburg und Gotha, ist durch ihre Verheiratung mit dem Großfürsten Kyrill nicht nur russische Staats angehörige, sondern auch Mitglied des russischen Kaiserhauses. "Das RoteKreuz in Washington hat beschlossen, seine Dienste allen kriegfüh- rendenNationen anzudieten. Frankreich. * Der Mini st er fürKroatien Graf Theodor Pejacsevich v. Veröcze ist in Vicky, wo er zum Sommeraufenthalt weilte, bei seiner Abreise von den französischen Be hörden als Kriegsgefangener zurück behalten worden. England. * Ministerpräsident Asquith kündigte dem Unterhaus den Kriegszustand zwischen Groß britannien und Deutschland an. Er sagte unter lautem Beifall, daß er das Haus um Annahme eines Kredits in Höhe von hundert Millionen Pfund Ster ling bitten würde. Holland. * Die Niederländische Regierung hat fremden Luftfahrzeugen das Über schreiten der Grenzen des Königreichs ver boten. Von nncl f^ern. Beschränkung dos Postverkehrs nach dem Ausland. Der Postverkehr zwischen Deutschland und England ist gänzlich einge stellt und findet auch auf dem Wege über andere Länder nicht mehr statt. Es werden daher keinerlei Postsendungen nach dem an gegebenen fremden Lande mehr angenommen, bereits vorliegende oder durch die Briefkasten zur Einlieferung gelangende Sendungen werden den Absendern zurückgegeben. Der private Telegraphen- und Fernsprechverkehr zu und von diesem Lande ist ebenfalls eingestellt. Richter als Erntehelfer. Der Vorsitzende einer Berliner Strafkammer hat die Organi sation der Beschaffung von Erntearbeiten für vier Rittergüter in der Mark übernommen, die dringende Not an Arbeitskräften leiden. Die beiden Söhne des Richters haben sich ebenfalls zu diesem Dienste gemeldet. Spenden der deutschen Presse. Der Verein deutsche Sportpresse in Berlin hat 200 Mark für das Rote Kreuz gestiftet. Die tm Verbände der ostpreußischen Presse und dem Königsberger Ortsverbande der Münchner Pensionsanstalt Deutscher Journalisten und Schriftsteller vereinigten Redakteure und Jour Schleife wurde an dem auf dem Königsplatz in Berlin stehenden Denkmal des General feldmarschalls Roon ntedergelegt. Auf der Schleife liest man folgende Inschrift: „In ernster Zeit gedenken Kinder und Enkel ihres Großvaters, der einst das deutsche Schwert schärfen half." Und: „Acht Brüder kämpfen für ihren Kaiser: Generalleutnant z. D. Graf Waldemar v. Roon, Major Albrecht v. Roon, Hauptmann Walter v. Roon, Hauptmann Gerhard v. Roon, Rittmeister Moritz v. Roon. Oberleutnant Wilhelm v. Roon, Leutnant Waldy v. Roon und Leutnant Günther von Roon. — Feldprediger Wolf v. Roon." Die erste Feldpostkarte. Von einer nicht weit von der Grenze gelegenen Mittelstadt ist in Berlin die erste Feldpostkarte eingetroffen. Sie bringt „Den Berlinern herzliche Grüße" zogenen Krieger haben die nichtkriegspflichtigen städtischen Lehrer in Nürnberg auf 3 Prozent, die Oberbürgermeister von Nürnberg und Fürth auf die Hälfte ihrer Gehälter verzichtet. Die eigene Mutter getötet. Der bei seiner Mutter, einer 63 Jahre alten, ver witweten Zeitungshändlerin, wohnende 36 Jahre alte Arbeiter Robert Wilhelm in Berlin tötete im Einverständnis mit seiner Mutter erst diese und dann sich selbst. Er durchschnitt mit einem scharfen Messer der Mutter die Kehle und die Pulsadern und tötete sich dann auf dieselbe Weise. ^anäwirtlckaMickes. Die Maulwurfsgrillen oder Werren richten da, wo sie in Mengen auftreten, durch das Benagen der Pflanzenwurzeln großen Schaden an. Nachdem sie sich im Mat und Juni gepaart haben, legen sie 10 Zentimeter tief unter der Erdoberfläche kleine Höhlen an, die mit zwei- bis dreihundert Eiern besetzt werden. Die Bekämpfung der Werren ist nicht leicht. Die Höhlen müssen aufgesucht und zer stört werden. Auf den Beeten gräbt man glatte Blumentöpfe ein. worin sich die auf den Beeten herumlaufenden Tiere nachts sangen lassen. Rriegskarten. Eine Erinnerung an 1870. Wie in diesem Jahre, so lebte Deutschland auch zu Anfang Juli 1870 im tiefsten Frieden; Regierende und Regierte erfreuten sich ihrer Sommererholung, und wer den Staub der Städte noch nicht von den Füßen geschüttelt, hoffte es doch bald tun zu können. In den Buchläden waltete sommerliche Stille: Kurs bücher, Reisehandbücher und Eisenbahnlektüre herrschten vor. Und dann begannen auch damals die Tage gewaltiger Aufregung: die Flucht aus den Bädern setzte ein, der Geld verkehr nach den Westprovinzen stockte, Post und Eisenbahn versagten die gewohnte Pünkt lichkeit, und voller Sorgen blickte man in der Welt umher. Müssen wir heute unsere Blicke nach Osten und Westen richten, so schaute man damals nach Westen mit der bangen Frage, wo wohl die ersten Kämpfe slattfinden würden, und ein Ruf nach Karten wurde laut, nach Karten unserer westlichen Provinzen um jeden Preis. Die Verleger beeilten sich, die Nachfrage zu befriedigen. Eine Fülle von Karten er schien in den verschiedensten Größen und Preisen, zumeist sehr schnell und deshalb mangelhaft gedruckt. Auch solche, die mutig in die Zukunft blickten, erwarteten den Sieg unserer Sache erst nach vorübergehendem Mißerfolg, und so war es denn der Ausdruck des allgemeinen Gefühls, wenn der Karten zeichner die Gefechtsfelder der nächsten Wochen auf deutschem Boden suchte. Wie Karl Buckner in seinen hübschen Erinnerungen erzählt, erschienen Karten von der Pfalz, von Baden und Württemberg: ein Ver leger suchte vorsichtigerweise dis Tummel plätze unserer Heere zwischen Nürnberg und Paris, zwischen Basel und der Nord- und Ostsee: ein anderer dehnte seine „Scklachtenkarte" von Chalons bis fast an die böhmische Grenze und von Zürich über die Mainlinie hin aus. Die Generalstabs karten wurden in photographischer Verkleine rung empfohlen und Stecknadeln mit bunten Fähnchen waren bereit, damit der Bürger am friedlichen Familientisch die strategischen Operationen sich anschaulich markieren könne. Auch Karten zur Statistik der Garnisonen und Landwehrbezirke fanden reichen Absatz. Als dann die ersten Schlachten gewonnen waren, die Deutschen wieder als Herren aus dem einst verlorenen Boden ihrer Väter standen, da wollte man die neuen Besitztümer genau studieren, und alle Welt verlangte nach Karten von Elsaß und Lothringen; die Karten zeichner beeilten sich auch, aus neuen Blättern den Vormarsch unserer Truppen genau ver folgen zu lassen; sie ließen Karten der Nord- und Ostsee erscheinen, weil man dort den Er folgen unserer jungen Flotte entgegen harrte. Kühne Hoffnungen auf eine starke Veränderung der Landkarte Europas erhoben sich; da ent warf ein Kartograph ein Phantasiebild „Deutschland, wie es ist und wie es werden muß", ein anderer brachte in geschmackvoller Ausführung und zu billigem Preise „die deutsche Grenze gegen Frankreich" auf den Markt, wobei 25 kernige Merksprüche hinzu gefügt waren. Die bedeutendste Leistung aus dem Gebiet der Kartenkunde war die historische Karte von Elsaß-Lothringen, die R. Böckh im Verein mit Heinrich Kiepert erscheinen ließ. Und weiter begleiteten Kartenfabrik und Kartenverkauf den Siegeszug unserer Heere durch Frankreich, bis dann die Karten von Paris und Um gegend hoch im Preise stiegen, bis man die Gegend an der Loire studierte und mit dem Frieden das treuliche Studium aller Erfolge auf dem Papier, im Vollgefühl der vollbrachten Taten, ein Ende fand. - """" „I woaß, die Landluft tut dir nit gut, Peokop. Ha, ha, ha! Möcht'st gern in die Stadt zieb'n? Freili, dort is an ander's Leben! Möcht'st bald frisch und g'sund werden! Aber so lange der Blasi, der B'sttzer vom Grubhof, lebt, da geht's nit! Du mußt ja den schönen Bauernhof, der amal dir zu fallen wird, gut verwalten! Kann noch lang' dauern: der Trottel hat a zäh's Leben! Zu was solche Kreaturen eigentlich auf der Welt sind? Hi, hi, hi! Die sollt' man gleich nach der Geburt umbringen!" „Wenn der Blasi nit wär', so hält' i längst den Grubhof samt Zub'hör verkauft uud wär' fortg'zogen aus der Gegend, die mir verhaßt is. Aber — der Bub überlebt mi, — dös sag' i dir. Doktor!" „Du behandelst ihn halt z'gut. Hi, hi, hi!" „Wenn i noch laug' hier bleib', so muß i ins Grab beißen: mi bringt der Zorn und Arger um." „Dann kriegt die Sefferl den schönen Grubhof," versetzte der Doktor, wobei seine Augen aufleuchteten. „Aber du darfst nit so bald sterben, alter Freund! Du mußt noch viele Jahre leben, ha, ha, ha! Wer würde mir denn sonst meine Pension auszahlen?" Bei diesen Worten wurde Prokops Gesicht, das sich während des Sprechens etwas ge rötet hatte, abermals blaß. „Wieviel brauchst wieder?" fragte er zögernd. „Schau, Prokop, das Leben in der Stadt is bei den jetzigen Zeiten verdammt teuer. Mein Magenletden verschlimmert sich von Tag m Tag. Was da allein schon die Ärzle und Medizinen kosten! Dann muß i den Sommer »och in a Bad —" „Mack's kurz! Red'! Wieviel brauchst?" unterbrach ihn mürrisch der Bauer. „Tausend Gulden!" lautete die Antwort. „Tausend Gulden?" rief Prokop, von seinem Sitze aufspringend und im erben Zorn feinen Stuhl gegen den Doktor erhebend. Als ob er sich eines besseren besonnen hätte, setzte er ihn jedoch bald wieder nieder, indem er vor sich hinmurmelte: „I hab nit Lie Hälfte von dem Geld im Haus!" Inzwischen war der Doktor ruhig auf seinem Sitze verblieben, ohne jedoch den Bauer aus den Augen zu lassen. „Du mußt mehr Geld im Haus haben," versetzte er, nachdem, wie er vorausgesehen, der Zom Prokops sich rasch wieder gelegt hatte. „Vor vierzehn Tagen is das Geld für die Holzlieferung aus Triest 'kommen, und vorgestern hat der Tal müller den Pachtzins für die Wiesen und Felder g'zahlt!" „Das Geld g'hört nit mir, i hoabs an's G'richt abg'liefert." „Du hast seit zwei Wochen das Dorf nit verlassen, Prokop." „Was hast du di um mei Ang'legenheiten z'kümmern!" rief der Bauer, abermals in Zorn ausbrechend und mit feiner knochigen Faust auf den Tisch schlagend, daß das Gebet buch herabfiel, „tzimmelfapperment! Wer is hier Herr im Haus? I oder du?" „Keiner von uns beiden," sagte der Doktor, die zwei Reiben gelbbrauner Zähne weisend. „Der Herr vom Haus is der Blast. Aber schau'," setzte er, das herabge allene Gebetbuch aushebend, in ruhigem Tone fort, „bist wgar fromm g'worden auf deine alten Tag', Prokop! Lustig g'lebt und selig g'storben, hat'n Teufel sei Spiel oft verdorben! A gut's Sprüchwort, Prokop, nit wahr?" Der Bauer, der abermals seine Fassung erlangt hatte, ließ sich wieder aus seinen Stuhl nieder und antwortete nicht. Er schien in Gedanken versunken. Der Doktor hatte in zwischen eine Zigarre hervorgezogen und brannte ie in aller Seelenruhe an. Dann ließ er die blauen Wölkchen mit sichtlichem Behagen gegen die dunklen Eichsnbalken der Zimmerdecke emporsteigen und trommelte dazu mit den Fingern auf die Tischplatte. Nach einer langen, peinlichen Pause hob der Bauer abermals an: „Also sei g'scheidt: sag', wieviel verlangst'?" „Tausend Gulden, keinen Kreuzer weniger." „I hab' das Geld nit, i fchwör' dir's bei Ehr' und Seligkeit!" „Der Prokop , der Kurator vom grö'ten Bauerngut auf zehn Meilen im Umkreis, wird den Bettel von tausend Gulden nit im Haus haben? Ha, ha, ha! Dös mach' an andern woab, aber nit mir!" „Du kannst's Haus vom Dach bis zum Boden durchsuchen, du find'st noch nit hunüert Gulden." „Warst immer ein schlauer Fuchs, Prokopchen!" antwortete der Doktor pfiffig blinzelnd; „wir kennen uns schon lang'. Deine blanken Gulden ruhen an einem sicheren Plätzchen, he?" „Jetzt hab' i das G'red satt! Scher' di zum Tenf'l, du elender Blutsauger!" „Denk' an Peter- und Paulitag, Prokop," entgegnete der Doktor mit gedämpfter Stimme, indem er den Bauer mit seinen kleinen, durch bohrenden Augen fixierte. Die Worte machten einen sichtbaren Ein druck auf letzteren. Seine stieren Augen traten fast aus ihren Höhlen, er ließ die Hände schlaff herabsinken und lehnte den Kopf an die Wand, während ein eiskalter Schweiß seine Stirn überzog. Nachdem der Doktor sein Opfer eine Zeit lang wohlgefällig betrachtet hatte, stand «s auf und legte seine Hand auf dessen Sch ul iE mit den Worten: „Prokop, was fehlt dir?" Allein Prokop gab keine Antwort. Unbe weglich, gebrochen saß er auf seinem Platze, bloß das heftige, kurze Atmen verriet, daß der Lebensfunken in ihm noch nicht erloscken sei. Der Doktor ging zum Wandschrank, holte ein Glas hervor und füllte es beim Brunnen im Hofe. Dann besprengte er das Gesicht LsK Bewußtlosen mit dem eiskalten Ouellwaffe^ und nachdem dieser die Augen aufgeschlagen, gab er ihm das Glas in die Hand, indem er sagte: „Trink', Prokop, das wird dir gut tun." Hierauf öffnete er bie kleinen, niedrigen Fenster, damit der Tabakrauch leichter ent weichen könne, und schritt mit auf der Brust gekreuzten Armen im Zimmer auf und ab, als ob er nachsinne oder einen Plan entwerfen wolle. Wieder hörte man geraume Zeit hindurch nichts als das Ticken der Uhr und den Ruf des Kuckucks. „I will das Geld auftreiben, Doktor," unterbrach des Bauers schwache Stimme endlich die Stille. „Du hast Kredit!" sagte der Doktor köpf- nickend. H, s (Fortsetzung jolgU