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Ottendorfer Zeitung , ! 0 Bezugspreis: vierteljährlich 1,20 Mark frei »sus. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel jährlich 1 Mk. Einzelne Nummer 10 pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag »nd Sonnabend Nachmittag, — Ü Unterüaktungs- unä Anzeigeökatt , I . — 1 , Anzeigenpreis: Für die kletnspaltigr Korpus-Zeile oder deren Raum 40 pfg. — Im Reklameteil für die kleinspalttge Petit-Zeile rs pfg. Anzeigenannahme di» p Uhr mittags. Bellagtgetühr nach Vereinbarung. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Dm2 und Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Gkrilla. verantwortlich für die Redaktion H. Rühl« in Groß-Gkrilla. Nummer 95 Mittwoch, den s2 August (M s3 Jahrgang Amtlicher Leit. Mittwoch, den 12. August, abends ^2 9 Uhr ösfmü. Kemeinderais-Sihung in der neuen Säule. Die Tagesordnung hängt am Amtsbrett im Gemeindeamt aus. OttendorfrMoritzdorf, am 11. August 19l4. Der Gemeindevorstand. Richter. Neuestes vom Tage. — Die Grenzschutzabteilung in Bialla 10 Kilometer östlich von Johannisburg, hat den Angriff einer russischen Kavalleriebrigade zurückgemirsen Acht Geschütze und mehrere Munitionswagen sind in unsere Hände ge fallen. — Ziemlich sicheren Gerüchten zufolge ist der von der kaiserlichen Marine übernommene Bäderdampfer „Königin Luise" beim Legen von Minen vor dem K iegshafen in der Themsemündung von einer englischen Torpedo bootsflottille unter Führung des kleinen Kreuzers „Amphion" angegriffen und zum Sinken gebracht. Die „Amphion" selbst ist auf .eine von der „Königin Luise" gelegte Mine gelaufen und gesunken. Von der eng lischen Besatzung sind, dem Vernehmen nach, 130 Mann ertrunken und 150 gerettet. Von der sechs Offiziere und 114 Mann zählenden Besatzung der „Königin Luise" ist ebenfalls ein Teil gerettet. — Der von Belfort ins Oberelsaß nach Mühlhausen vorgedrungene Feind, an scheinend da- 7. französische Armeekorps, eine Jnfantriedivision der Besatzung von Belfort, sind heute von unseren Truppen aus einer verstärkten Stellung westlich von Mühlhausen in südlicher Richtung zurück geworfen worden. Die Verluste unserer Truppen sind nicht erheblich, die der Franzosen groß. — Vor der Hauptstadt von Togo, Lome, ist eine starke, englische Truppenexpedition von der benachbarten englischen Goldküste erschienen. In Abwesenheit der kleinen Polizeitruppe und sämtlicher militärfähiger Weißen, die sich mit dem stellvertretenden Gouverneur zum Schutze wichtiger Stationen ins Hinterland begeben hatten, nahmen die Engländer von der Hauptstadt Besitz. — Im Bereiche de» 4. Armeekorps hatten sich bis Sonnabend 60000 Kriegsfreiwillige zum Eintritt in das Heer gemeldet. — Wie der „Voss. Ztg." von zuverlässiger Seite mitgeteilt wird, beläuft die sich Zahl der Kriegsfreiwilligen, sich die bisher ge meldet haben, auf 1300000 Personen. Das Bezirkskommando Dortmund hat eine Bekannt- machung erlassen, nach der infolge riesigen Andrangs erst vom 1. September ab wieder Kriegsfreiwillige angenommen werden. - Eutgegen der in Zeitungen gebrachten Notiz, daß Kriegsfreiwillige sich vorläufig bei den Militärbehörden nicht mehr melden sollen Sibt das kgl- sächsische Kriegsministerium be kannt, daß jederzeit Kriegsfreiwillige ihre Dienste dem Vaterland zur Verfügung stellen, können. Ihre Einstellung erfolgt nach Be darf. Meldungen zu freiwiillgem Eintritt sind bei den Ersatztruppenteilen anzubringen. Dortmund. Seit Mitte vorieger Woche treffen unausgesetzt Eisenbahnzüge mit den aus Belgien geflüchteten Deutschen hier ein, von denen die meisten gänzlich mittellos sind. Etwa 300 Kinder, deren Eltern vermißt werden, wurden teils in Asylen teils in Familien untergebracht. Frankfurt a. M. Etwa 200 Ver- mundete sind hier eingetroffen und in hiesigen Krankenhäusern untergebracht worden. — Ein französischer Flieger, der über Diedenhofen fliegen wollte, wurde bei Amman- weiter heruntergeschoffen. — Zum Sturm auf Lüttich. Eine Depesche des Generalquartiermeisters besagt u. a.: „Nach französischen Nachrichten sollten 20000 Deutsche vor Lüttich gefallen und der Platz überhaupt noch nicht in unserem Besitz sein. Durch die theatralische Ver leihung des Kreuzes der Ehrenlegion an Lüttich sollte dies bekräftigt werden. Wir müssen mit Nachrichten zurückhalten, so lange sie unsere Pläne verraten können. Heule können wir ohne Nachteil berichten: Wir hatten bei Lüttich überhaupt nur schwache Kräfte, die Schwierigkeiten lagen in dem überaus ungünstigen Berg- und Waldgelände und der heimtückischen Teil nahme der ganzen Bevölkerung, selbst der Frauen, am Kampfe. Aus dem Hinterhalt Ortschaften und Wäldern feuerten sie auch auf Aerzte und Verwundete. Ganze Ort- schiften mußten zerstört werden, bis die tapferen Truppen durch den Fortsgürtel gedrungen nnd im Besitze der Stadt waren Ein Teil der Forts hielt sich noch, aber sie feuerten nicht mehr Se. Majestät wollte keinen Tropfen Blut durch die Erstürmung unnütz verschwenden. Man konnte das Herankommen der schweren Artillerie ab warten und die Foris zusammenschießen, ohne einen Mann zu opfern. Ueber alles dieses durste eine gewissenhafte Heeres verwaltung nicht ein Wort veröffentlichen, bis starke Kräfte nachgezogen waren, daß es uns kein Teufel wieder entreißen konnte. In dieser Lage befinden wir uns jetzt. Die Belgier hatten zur Behauptung der Festung mehr Truppen gehabt, als von uns zum Sturm anlraten. Jeder Kundige kann die Größe der Leistung ermessen; sie steht einzig da, Das Luftschiff 2 6 hat sich an dem bei Lüttich entsponnenen Kampfe in hervor ragender Weise beteiligt und konnte sehr wirksam eingreifen. Aus einer Höhe von 600 m wurde die erste Bombe geworfen. Es war ein Versager. Darauf ging das Luftschiff bis auf 300 m hinunter und schleuderte weiter 12 Bomben, die sämtlich sofort explodierten. Infolgedessen stand die Stadt Lüttich an mehreren Stellen in Flammen. Die sämtlichen Bomben hat ein Unteroffizier von der Besatzung aus der Hinteren Gondel geworfen. Er war nach der Landung des Luftschiffes unter den Tausenden Gegenstand begeisterter Kundgebungen. Oertliches und Sächsisches. Ottendorf-Vkrilla, p. August MH. — Am heutigen Mittag fand in hiesiger Kirche die Taufe eines Töchterchens des hier in Quartier befindlichen früheren Gardereiters jetzigen Landwehrmannes Reinhard Große statt. Vier Kameraden alles Landwehrmänner übernahmen in bereitwilligster Weife Paten stelle. Die Mutter des kleinen Erdenbürger«, welche am Sonntag zum Besuch ihres Manne» von Spremberg hierhergekommen war, hat hier bei Frau Hebamme Wirth Wohnung genommen. — Maßnahmen des Bundesrats zur Ver hütung des Konkurses. Wiewohl Deutsch land die finanzielle Kraftprobe bisher ohne Schwierigkeiten bestanden hat, werden in Handel und Gewerbe gewisse Stockungen eintreten, Hierdurch können solide Ge schäftsleute vorübergehend in Zahlungs schwierigkeiten geraten. Eine Liquidation im gegenwärtigen Zeitpunkt würde nur mit großen Verlusten durchführbar sein und eine außerordentliche Härte bedeuten. Um hier zu helfen, hat der Bundesrat neben den andern in der letzten Zeit ge troffenen Maßnahmen bestimmt, daß wer infolge des Krieges zahlungsunfähig wurde beim Konkursgericht die Anordnung einer Geschäftsaufsicht unter Abwendung des Konkursverfahrens beantragen kann. — Wieder zugelaffen sind geschloffene Briefe 1. nach Elsaß-Lothrtngen, 2. nach den zum Regierungsbezirk Trier gehörigen Kreisen St. Wendel, Ottweiler, Saarbrücken (Stadt), Saarbrücken (Land), Saarlouis, Merzig und Saarburg (Bz. Trier), 3. nach Orten im Fürstentum Birkenfeld, 4. nach den zum Befehlsbereiche der Festungen Straßburg (Elsaß) und Neubreisach ge hörigen badischen Postorten, das sind al im Bereiche der Festung Straßburg die Orte: Altenheim, Appenweier, Auenheim (Amt Kehl), Bodersweier, Diersheim, Dunden heim, Ichenheim, Kehl, Kork, Legelshurst, Leutesheim, Lichtenau (Baden), Linx, Marlen, Meißenheim (Baden), Memprechts- hofen (Amt Kehl), Neufreistett (Amt Kehl) Rheinbischofsheim, Scherzheim (Amt Kehl), Schutterwald, Sundheim (Baden), Urloffen, Wagshurst, Willstätt (Amt Kehl), Wind schläg, b) im Bereiche der Festung Neu breisach die Orte: Achkarren, Breisach, Burkheim, Gottenheim, Jechtingen, Ihrin gen, Königsschaffhausen (Kaiserstuhl), Kro zingen, Mengen (Baden), Merdingen (Baden) Munzingen, Oberbergen (Kaiserstuhl), Ober- rimsingen, Oberrotweil, Opfingen, Sasbach (Kaiserstuhl), Schallstadt. 5. nach der Rheinpfalz. Die Rückgabe einzelner Sen dungen an die Absender, die sich zweck mäßig auf den Umschlägen zu bezeichnen haben, bleibt vorbehalten. — Auf Wiedersehen! So rufen wir all den Männern zu, die, dem Rufe des Kaisers folgend, hinausziehen — den Feinden ent gegen, zu kämpfen für Deutschlands Existenz Größe und Ruhm. Wievtele aber werden nicht zurückkehren! Da gibt es nur den einen Trost: das Leben dieser Braven steht in Gottes Hand! Und wen das TrennungS- weh übermannen will, der denke daran, daß die stolzeste Aufgabe des Mannes der Kamps um die höchsten Güter der Mensch heit ist, denke an das schöne Wort: „Süß und ehrenvoll ists zu sterben für das Vaterland! Königsbrück. StandeSherr Dr. Nau mann hat das ihm gehörige Schloß Königs brück dem Roten Kreuz als Vereinslazarett zur Verfügung gestellt. — Auf dem hiesigen Truppenübungsplätze ist der Finanzamtmann und Oderleuinant d. R. Herbert Node bei der Verfolgung eines verdächtigen Automobils tödlich verunglückt Radeburg. Der hiesige Schulvorstand hat mit Genehmigung der König!. Bezirks- ichulinspeltion beschlossen, die Sommerferien an der Bürgerschule und der Fortbildungs schule um vierzehn Tage zu verlängern, um allen Gelegenheit zu geben, sich beim Ein dringen der Ernte zu betätigen. Dresden. In dem Gartenkonzerte im Stadtwaldschlößchenrestaurant am Postplatz in Dresden waren am Sonnabend auch zahreiche Landwehrleute erschienen, um sich vor dem AuSmarsche in Feindesland noch einen musikalischen Genuß zu gönnen. Die Kapelle spielte wiederholt patriotische Weisen, wobei auch die „Wacht am Rhein" zu Gehör ge bracht wurde. Natürlich stimmte das Publikum begeistert ein und in patriotischer Laune schwang sich ein Landwehrmann auf das Musikpodium, wo er den Taktstock ergriff und das Lied dirigierte, Kein Mensch erblickte in dieser Harmlosigkeit etwas Ungehöriges, sondern man freute sich über den Soldaten, der mit dem Taktstocke so wacker dreinschlug. Da plötzlich stürzte der wohlbeleibte Wirt des Restaurants auf das Podium, verabreichte dem nichtsahnenden Landwehrmann ein paar schrllende Ohrfeigen und stieß ihn von dem Podium hinab. Im Augenblick erhob sich das anwesende Publium, bemächtigte sich des brutalen Wirtes und traktierte ihn derart mit Schlägen und Puffen, daß er wie tot vom Platze getragen werden mußte. Dann stürmte das Publikum die Restaurationsräume und zertrümmerte alles, was vorhanden war. Erst nachdem eine starke Polizeiabteilung eingetroffen war, konnte das Schlachtfeld geräumt und die wütende Menge vertrieben werden. Die Ver wüstung des Restaurants war eine so totale, daß die Polizei eS noch am Sonntag ge schlossen hielt. Man kann nur annehmen, daß der Wirt, uamens Wolf, der das Restaurant seit etwa 10 Jahren bewirtschaftet und in dieser Zeit ein schwerreicher Mann geworden ist, das Empfinden für volkstümlichen Patriotismus vollständig eingebüßt hat. Wohl ist diese Art Volksjustiz ganz und gar nicht zu billigen, aber eine temperamentvolle Sühne einer unerhörten Brutalität ist sie doch zu nennen. Großdobritz. Von einem Pferde an die Stirn geschlagen wurde bei unserem Orte aus einem Transport von Mustsrungspferden von Meißen nach Dresden ein Landwehrmann aus Großenhain. Der Getroffene stürzte aus der Stelle tot nieder. Berbersdorf. Von einem bedauerlichen Unfall wurde das dreijährige Mädchen des Gutsbesitzers Barthel in BerbsrSdorf bet Roß wein, der dem Rufe der Fahne gefolgt ist, betroffen. Das Kind hatte sich unbemerkt in ein zum Abmähen bestimmtes Weizenfeld ge setzt und das Herannahen der Mähmaschine überhört, sodaß ihm von dieser ein Füßchen glatt abgeschnitten wurde. Chemnitz. Festgenommen wurde ein 18 jähriger Handarbeiter von Chemnitz, der geständigermaßen, um sich einen Spaß zu machen, falsche beunruhigende Gerüchte ver breitet hatte. Der Betreffende bleibt inhaftiert wird der Königlichen Staatsanwaltschaft zu geführt und sieht wegen seines verwerflichen Gebarens strengster Bestrafung entgegen. Tchlachtviehmarkt zu Dresden am 10. August 1914. Aus trieb Stück Tiergattung Marktpreis für bv üx Lebend- Schlacht- Gewicht s 35 Ochsen 50-60 93-105 219 Bullen 48-60 91 -105 208 Kalben und Kühe 42-60 86-105 161 Kälber 40—60 80-100 229 Schafe 43—51 87-102 1430 Schweine 50- 58 68-74 Ge Schafe langsa schäftsg ang: l n flott, bet Kälbern n m. 3ei Rind itittel, bei ( :rn und Schweinen