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I I 8 Bezugspreis: vierteljährlich r,2g Mark fr» !»- ^22;. In der GeschästLstellr abgeholt viertel- jährlich i Mk. Einzelne Nummer io pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag. v S um! Anzeigeökatt - »"«."»B» II AnzetgeÜpretZ: Lür die kleinspaltige Korpus-Zeile oder deren Raum io Pfg. — Im Reklametetl für die kleinspaltige Petit-Zeile 25 Pfg. Anzeigenannahme bis;2 Uhr mittag«. Beilagegebühr nach vereinbar»««. « 0 Alk wSchenÜich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Dneck und Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Dkrilla. verantwortlich für di« Redaktion H. Rühle in Groß-Gkrilla. Nummer Y2 Mittwoch, den 5. August sM §3. Jahrgang Amtlicher Teil. Pferde Aushebung. Es wird nochmals darauf hingewiesen, daß die Pferde zur Aushebung mit Halfter, Trense, zwei mindestens 2 m langen Stricken und gutem Hufbschlag versehen sein müssen. Sammlung an den, dm Pferdebesitzern eröffneten Tagen früh A Uhr am Rotz. Ottendorf-Moritzdorf, am 3. August 19 t4. Der Gemerndevorstand. Der Krieg hat begonnen. Der Feind auf deutschem Boden — noch ehe der Kaiser den Befehl erteilte, die Armee zu mobilisieren, brachen russische Truppen in unser Ostmark ein. Ein Ueberfall noch im Frieden. Ein Räuberstück im Sinne uralter Barbarentums! Vergessen alle Pflichten, die man mit tönenden Worten bekräftigt hat, vergessen alle Verträge, die man beschwor. Ohne Kriegserklärung — wie gellte einst die Stimme wütenden Zornes durch das „Heilige Rußland', als die Japaner in gleicher Weise zum Angriff stürmten! Wie fühlte man sich da in Moskau und Petersburg als ein Kultur volk, als der gekränkte Hüter europäischer Sirte! Und jetzt? Ruchlos ist Recht und Sitte, Pflicht und Eid durchbrochen, wieder hatte schon die Faust schon um den Dolch griff geballt, ihn den Vertrauenden in den Rücken zu stoßen. Nun denn, das Volk steht auf, der Sturm bricht los. An jeden Deutschen, der die Flinte zu tragen und das Schwert zu schwingen vermag, geht jetzt der Ausruf des Kaisers — der Landsturm ist zum Teil mobil gemacht, denn der Feind ist im Lande. Ter russische Plan tritt deutlich zutage: Auf die beiden Linien Gnesen—Wreschen —Jarotschin und Johannisburg—Lyck- Biala läßt er seine Wolfshunde los. Tort soll ihn der Weg nach Posen und zur Reichshauptstadt führen, hier folgt er den strategischen Zweck, die Seenplatte zu um gehen, Thorn zu zernieren, Ost- und Wesl- preußen abzuschnerden. Nur stürmt man über deutsche Armeekorps nicht mit Kosak.n- hausen hinweg, nur nimmt man die stärksten Festungen in der Welt nicht mit — dem Munde. Sie mögen nur kommen Eisen starrt ihnen entgegen, und am Eisen zerbrach schon mancher Zar. An dem Eisen vor allem, das der Tapfere schwingt. Und auch an der Kraft begeisterter Vaterlandsliebe. Wir kämpfen jetzt für die Freiheit der Heimatserde. Für uns alle, denn auch sie, die nicht die Waffe tragen, sind jetzt zum vaterländischen Dienst ver pflichtet. Noch nie hat Deutschland so furchtbarer Gefahr gegenüber gestanden wie heute. Wir sind gezwungen, nach Osten und Westen zu gleicher Zeit die Waffen zu tragen. Nach Frankreich auch? Es ist noch kein Krieg von uns an Frank reich erklärt! Man hat es geschworen in Genf, oder im Haag, oder sonstwo. Was gilt denn heute dort draußen bei unseren Feinden Wort und Eid? „Das ritterliche Volk der Franzosen" Hal auch beschworen, keinen Krieg zu beginnen, ohne vorher, wie es sonst üblich war, die Fehde anzusagen — und nun? Der Krieg ist nicht erklärt und über Nürnberg schwebt ein Flieger, von Frankreich geschickt und sendet uns als Gruß erne Bombe! Las ritterliche Frankreich! Und drüben an der Mosel oder am Rein ooer sonstwo wird ein deutscher Mann und sein Sohn gepackt wie die Beiden eine Brücke zerstören, einen Weg zum Kampfe, einen Weg, aus dem wir gegen den Feind vordringen können — der Schuft ist tot, sein Sohn auch! Die Deutschen werden hart! Und auf Libau, die alte deutsche H.mse- stadt, da fliegen jetzt deutsche Granaten, tragen Feuer hinein, zerstören, töten. Wir schonen nicht mehr, wir feuern drein, wir greifen an, Sie drangen herüber in unsere Grenzen, wir haben den Feind im Land. Der Russe auch! Dort sind nicht ein paar Kosaken hinübergeritten, dort senden deutsche Schiffe den Brand hinein in den wichtigsten russischen Hafen, dort wird nicht mehr Kulisse gespielt, dort wird hart, grausam hart gehandelt, wie es die Not verlangt und dre Kraft gebietet. Laßt sie Hineinkommen, die paar Kosaken pulke, laßt sie die veralteten Szenen auf- sühren, die vor hundert Jahren erschrecken konnten. Vorbei — was sind die paar Tausend, was sind sie alle, die gegen uns, gegen diese Kraft begeisterten Wollens, gegen diese ungeheuere Energie mit ihren kleinen ruppigen Pferden anreiten wollen, die uns heule alle gepackl hat, und die der Teufel aus der Hölle nicht mehr auf die Knie zwingt. Neuestes vom Tage. Berlin. Bisher halten deutsche Truppen dem erteilten Beiehle gemäß die französische Grenze nicht überschritten. Dagegen greifen seit gestern französische Truppen ohne Kriegs erklärung unsere Grenzposten an und haben obwohl uns die französische Regierung noch vor wenigen Tagen die Jnnehalmng einer unbesetzten Zone von 10 Kilometer zugesagt halte, an verschiedenen Punkten die deutsche Grenze überschritten. Französische Kom panien halten seil gestern nacht deutsche Ortschaften besetzt. Bombenwerfende Flieger kommen seit gestern nach Vaden, Bayern und unter Verletzung der belgischen Neu tralität über belgisches Gebiet in die Rhein provinz und versuchen, unsere Bahnen zu zerstören. Frankreich hat damit den An griff gegen uns eröffnet und den Kriegs zustand hergestellt. Stuttgart. Auf das Stuttgarter Hauptpostamt wurde von Spionen ein verbrecherischer Anschlag verübt. Sie ver suchten die Drähte zu zerschneiden. Mehrere Verhaftungen wurden vorgenommen. Aus dem Schwarzwalde sind Nachrichten ein getroffen, daß französische Spione die Brücken bei Leßburg und Aach zu sprengen versuchten. Ter Versuch mißlang. Bei Preußenstadt wurde ein Zigeunerwagen an gehalten, der 80 Zentner französische Spreng stoffe mit sich führte. Auch ein zweiter Wagen mit Sprengstoff wurde abgefaßt. Französische Spione versuchten bei Preußen stadt die Wasserleitung zu vergiften, Berlin. Die deutschen Grenztruppen bei Lublinitz nahmen heule vormillag nach kurzem Gefecht Tschenstochau. Auch Bendzin und Kalisch wurden vou deutschen Truppen besetzt. Wien. Ueber Krakau wurde von den Oesterreichern ein russischer Flieger gesichtet und yeruntergeschossen. Oertliches und Sächsisches. Dttendorf-lvkrMa, H. August IM. — Telegraphen- und Fernsprechverkehr mit dem Auslande und im Jnlaade. Privattelegramme nach dem Ausland und im Jnlande müssen in offener und deutscher Sprache abgefast sein. Telegramme in fremder oder in geheimer (chiffrierter oder verabredeter) Sprache sowie solche über Rüstung, Truppen oder Schtffsbewegungen oder andere militärische Maßnahmen sind verboten. Die Telegramme müssen bei der Auflieferung mit Namen und Wohnung des Absenders versehen sein. Aus Ver langen müssen sich Absender und Empfänger über ihre Persönlichkeit ausweisen. Der private Fernsprechverkehr nach dem Aus land und noch einigen am Schalter zu er fragenden Grenzgebieten des Inlandes wird eingestellt. Außerhalb dieser Grenzgebiete dürfen Gespräche im innern deutschen Ver kehr nur in deutscher Sprache geführt werden und keine Mitteilnngen über Rüstungen, Truppen- oder Schiffs bewegungen oder andere militärische Maß- nahmeu enthalten. Der Funlentelegraphen- verkehr wird eingestellt. Weitere Be schränkungen oder Erleichterungen des Post- Telegraphen- und Fernsprechverkehrs bleiben vorbeyaUen. — Der Postverkehr zwischen Deutschland und Frankreich und Rußland ist gänzlich eingestellt und findet auch auf dem Wege über andere Länder nicht mehr statt. Es werden daher keinerlei Postsendungen nach den angegebenen fremden Ländern mehr angenommen, bereits vorliegende oder durch die Briefkasten zur Einlieferung gelangende Sendungen werden den Absendern zurück gegeben, Der private Telegraphen- und Fernsprechverkehr zu und von diesen Ländern ist ebenfalls eingestellt. — Postverkehr mit dem Auslande. Von jetzt ab werden nach dem Ausland und den deutschen Schutzgebieten mit nachstehend ausgesührten Ausnahmen nur noch offene Postsendungen in deutscher Sprache an genommen und befördert. Pakete sind nicht mehr zulässig. Private Mitteilungen in geheimer (chiffrierter oder verabredeter) Sprache oder in anderer als deutscher Sprache, ferner solche über Rüstungen, Truppen- oder Schiffsbewegungen oder andere militärische Maßnahmen sind ver boten worden, es sei denn, daß sie von militärsicher Seile als zugelassen bescheinigt sind. Wertbriefe und Kästchen mit Wert angabe sowie Postaufträge nach dem Aus land und den deutschen Schutzgebieten können jedoch unter folgenden besonderen Bedingungen zur Beförderung übernommen werden: Die Auslieferung ist nur un mittelbar bei Postämtern zulässig, soweit sie nicht militärischerseits für bestimmte Bezirke ganz verboten wird; die Auflieferung bei Postagenturen, Posthilfstellen und durck die Landbrtefträger ist demnach verboten Briefliche Mitteilungen, soweit sie überhaupt zulässig sind, müssen in deutscher Sprache ! adgefast sein und dürfen keinen verdächtigen ! Inhalt haben. Die Sendungen sind bei den Postämtern offen vorzulegen und demnächst unter Ueberwachung der Beamten zu verschließen und zu versiegeln — Mehr Ruhe und Besonnenheit ist in den gegenwärtigen Zeiten politischer Spannung vor allem unseren Hausfrauen zu empfehlen. Die Masseneinkäufe an Mehl, Hülsenfrüchten nnd Lebensmitteln, die in den letzten Tagen in vielen Geschäsien von besorgten Hausfrauen oorgenommen wurden, müssen, wenn sie fortgesetzt werden ganz naturgemäß eine Steigerung der Preise für Viktualien im Gefolge haben. Schon in den letzten Tagen sind Anzeichen zu bemerken gewesen, daß auf dem Markte der Lebensmittel und der sonstigen not wendigen Bedarfsartikel die gegenwärtige Krisis leicht zu übertriebenen Preis steigerung führen kann. Diese Gefahr ist durch die jetzige Zuspitzung verschärft. Sie droht vom Publikum, das durch übertriebene Norratskäuse die Preise steigert. Und sie droht von den Verkäufern, die vielleicht der Verlockung unterliegen, künstlich mit ihren Vorräten zurückzuhalten oder nur egen verstiegene Preise ihre Ware abzugeben' Zor beidem ist dringend zu warnen. Be- onders aber ist diese Warnung jetzt an Produzenten und Händler zu richten. Die Situation legt ihnen eine schwere Ver antwortung auf, sie ist wirklich nicht dazu angetan, daß einzelne auf Kosten der Ge- amtheit sich bereichern. Es ist auch ohne weiteres sicher, daß der Staat und die Ge meinden im Ernstfälle sofort mit scharfen Mitteln dagegen einschreiten würden. Selbst verständlich werden den öffentlichen Ge walten ja in der Krists überhaupt sehr wichtige Aufgaben für die Versorgung der Bevölkerung zufallen. — Landeslotterie. Die dritte Klasse der 166. Königlich Sächsischen Landeslotterie wird am Mittwoch und Donnerstag, den 12. und 13. August gezogen. — Achtung aus Spione! Nach zuverlässigen Nachrichten bereisen russische Offiziere und Agenten in großer Zahl unser Land. Die Sicherheit des Deutschen Reiches fordert, daß aus patriotischen Pflichtgefühl heraus neben deu amtlichen Organen das gesamte Volk unbedingt dazu mit wirkt, solche gefährliche Personen unschädlich zu machen. Durch rege Aufmerksamkeiten in dieser Hinsicht kann jeder von feiner Stelle zum glücklichen Ausgange des Krieges beilragen. — Schüler bei Erntearbeiten. Ds der Landwirifchast durch Entziehung von Arbeits kräften infolge der Mobilmachung beim Ein dringen der Ernte vielerorten erhebliche Schwierigkeiten erwachsen, werden die Bezrrks- Ichulinspekiionen vom Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts ermächtigt, für die Schulgemeinden, in denen die Erntearbeiten nach Ablauf der Sommerserien noch nicht be endet sind, auf Ansuchen der Schulvorstände die Verlängerung dieser Ferien oder die Be freiung der älteren Schulkinder vom Unterricht sowie die Aussetzung des FortbüdungS- schulunterrichts bis zum Abschluß der Ernte zn geuehmigen. Auch gehen dem Ministerium keine Bedenken dagegen bei, daß Kinder, die zur Aushilfe bei den Erntearbeiten an genommen worden sind, bis zur Beendigung oer Ernte vou der Teilnahme am Unterricht befreit werden. Desgleichen sind Schüler höherer Lehranstalten, die sich an den Ernte arbeiten beteiligen, auf Ansuchen vom Unter richt zu befreien. empfiehlt