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Ottendorfer Zeitung : 26.07.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191407263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19140726
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19140726
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-26
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 26.07.1914
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Von unä fern. Hitzschläge in Berlin. Im Straßenbahn wagen wurde eine unbekannte Frau von einem Hitzschiag betroffen. Sie starb kurz nach ihrer Einlieferung auf der Hilfs wache. — Ein etwa 60 Jahre alter Mann brach auf der Straße ohnmächtig zusammen und starb gleich darauf im Krankenhause. Auch bei ihm wurde Hitzschiag als Todesursache festgestellt Unfall bei einer Truppenübung. Beim übersetzen über die Oder bei Pollenzig ge rieten vier Husaren vom Torgauer Husaren- Regiment mit ihren Pferden in ein tieles sumpfiges Loch, Zwei Husaren konnten sich selbst retten, während der Husar Koch von der ersten Eskadron von dem Vizewacht meister der Reserve v. Harnack nur als Leiche geborgen werden konnte. Der vierte Husar konnte wieder ins Leben zurückgerusen werden. Ais die erste Eskadron bereits wieder abge rückt und in Meffow eingetroffen war, be merkte man das reiterlose Pferd des Husaren Graß. Seine Leiche wurde später an der Unglücksstelle gefunden. Das Unglück hat so mit zwei Opfer gefordert. Eine Polizeiverwaltuna wegen Dieb stahls ««gezeigt. Um den Badegästen Unter haltung zu bieten, hatte die Kurverwaltung von Bad Käsen ein Tanzturnier angeietzt und bekanntgegeben, daß hierbei auch Tänzer und Tänzerinnen vom königlichen Hoftheater in Dresden mitwirken würden. Der Direktor der Sommertheaters wandle sich an das Königliche Hostheater Dresden und erfuhr, daß die Tänzer mit dem Hoftheater nichts zu tun hätten. Er ließ Plakate Herstellen, aui denen er das Ergebnis seiner Erkundigungen in Dresden öffentlich bekannt machte. Die Polizeioerwaltung von Kösen aber ließ die Plakate wieder entfernen. Der Direktor hat uun gegen die Polizeioerwaltung wegen Sach beschädigung geklagt und außerdem wegen Diebstahls Strafanzeige erstattet. Der Tod der Hundertjährigen. In Hamburg feierte die Witwe des Kaufmanns Jacobsen ihren 100. Geburtstag. Im Laufe des Vormittags wurden ihr zahlreiche Gratu lationen dargebracht, die sie anscheinend recht frisch entgegennahm. Als sie sich am Nach mittag für kurze Zeit in den Ruhesessel begab, machte ein Herzschlag ihrem Leben ein sried- Uches Ende. Zugzusammenstösze. In dem kleinen Tunnel zwischen Dörrberg und Gehlberg un weit Oberhof stießen zwei zusammengekoppelte, leer lausende Maschinen mit einer aus der entgegengesetzten Richtung kommenden Loko motive zusammen. Das Fahrpersonal wurde zum Teil schwer verletzt. Infolge dieses Unfalles konnte der Betrieb nur eingleisig aufrecht erhalten werden. Wenige Stunden später fuhr zwischen Dörrberg und Gräfenroda ein Personenzug auf einen haltenden Güter zug auf, wobei mehrere Personen verletzt wurden und ein erheblicher Materialschaden entstand. Riesenschlangen als Postpakete. In dem Postwagen eines Wiener Perfonenzuges be merkten die Postbeamten plötzlich eine Riesen schlange, die sich auf den Tisch Hinaufwand. Die Schlange wurde mit Eisenstücken tot- geschlagen. Bald darauf kroch eine zweite zehn Meter lange Schlange aus einem Post paket heraus und preßte das Bein eines Brief trägers so zusammen, daß er bewußtlos zu sammenbrach. Seine Amtsgenoffen töteten auch das zweite Reptil und befreiten ihren Kollegen aus seiner gefährlichen Lage. Schweres Antomobilungliick. Bei Mährisch-Ostrau fuhr ein Lastautomodil gegen eine Telegraphenstange und wurde mit furcht barer Wucht gegen einen Heransahrenden Eisenbahnzug geschleudert. Dem Chauffeur wurde der Kopf vom Rumpf getrennt. Ein Insasse wurde durch Überfahren getötet und ein zweiter schwer verletzt. Weitere Ausdehnung des Peters burger Streiks. Der Ausstand der Arbeiter nimmt immer größere Ausdehnung an. Gegenwärtig streiken etwa 160 000 Personen. Die Ausständigen stürzten mehrere Straßen bahnwagen um. Kosaken feuerten auf die zeln zur Frau Mühlenberg, um zu melden, daß der Vater wieder krank sei und sie sofort abreisen müßten. Und erhielten jeder eine Woche Urlaub. Nun wäre es ein Irrtum, anzunehmen, daß die Polizei Frau Mühlenberg nicht ganz genau davon unterrichtet hätte, welche Rolle ihre beiden Dienstboten in der Brillant-Dieb stahls-Affäre höchstwahrscheinlich spielten. Die Dame hatte sowohl Anton wie Frieda nur auf Wunsch der Polizei auf ihren Posten be lassen. Und als dis Polizei ihr vor einer Stunde mitgeteilt hatte, daß die beiden wahr scheinlich um Urlaub nachsuchen würden, da hatte sie mit Freuden zugestimmt. .Dann nehme ich sie aber keineswegs noch in meinem Hause auf!" hatte sie bestimmt hinzugesügt. Und die Beamten hatten ver sichert: .Ist auch gar nicht mehr nötig, gnädige Frau. Denn wir verhaften beide entweder sofort, oder wir haben nichts mehr mit ihnen zu tun!" Von diesen Unterredungen ahnten Frieda und Anton natürlich nichts. Diese saßen unten in der Portierloge. .Jetzt haben wir unsere Rache," sagte Frieda. .Ich habe dir's ja gesagt, laß nur mich machen, Anton! Jetzt soll erst dieser falsche George büßen und dann, wenn wir zu rückkommen —" Sie schwieg. .Nun?" drängte Anton. .Das Weib!" , Aste Beteiligten trafen am nächsten Tage pünktlich auf dem Bahnhof ein und erhielten von den Beamten ihre reservierten Plätze an- «ewieleu. Aber es war erst Stunden spätem Menge, wodurch mehrere Personen verwundet wurden. Schweres Explosionsunglück am Pa namakanal. Eine neuerliche Senkung des Kanals bet Cucarach machte eine Sprengung notwendig. Durch ein Versehen explodierte die Dynamitladung vorzeitig, wodurch fünf Arbeiter sofort getötet, achtzehn andere schwer verletzt wurden. 34 Millionen für wissenschaftliche Zwecke. Die vor kurzem verstorbene Witwe des Amerikaners Morris Jesuy hat dem ame rikanischen Museum für Naturgeschichte zwan zig Millionen Mark hinterlassen, deren Zinsen zur Vergrößerung der Sammlungen und zur Unterstützung von Forschungen verwendet werden sollen. Außerdem aber wurden an deren öffentlichen Anstalten noch fast vierzehn Millionen Mark überwiesen, darunter einer Reihe von Universitäten und höheren Schulen, sowie der Zoologischen Gesellfchast und dem Botannchen Garten in New Dort und einem Krebskrankenhaus. Allerlei vom Tage. — In der Nähe des Dorfes Großlinden bei Perleberg ertränkte der Schmiedegeselle Dahnke aus Putlitz sein einjähriges Kind vor den Augen der Mutter. Dahnke zeigte Spuren geistiger Störung. — Bei der Stadt- und Sparkasse in Saarburg soll ein Fehlbetrag von einer Viertelmillion vor- tiegen. Bei der Staatsanwaltschaft ist Anzeige erstattet. — Im Kreise Winnitza (Gouv. Podolien) sind bisher an der Cholera 213 Personen er krankt und 49 gestorben. — Der jüngste Sturm hat die Wälder in der Umgebung von Bujuk Tfchekmedschc am Marmarameer verwüstet. Drei Per onen wurden getötet, mehrere verletzt. — Die Beulenpest in New-Orleans macht weitere Fortschritte. Insgesamt sind acht Pest fälle fesigestellt worden. — In der Zeit vom 31. Oktober bis 10. No vember d. Js. findet in Berlin eine Luftfahrzeug- Ausstellung statt, auf der eine Reihe der nam- hastesten Flugzeugfabrikanten sich Plätze gesichert haben. Die Kriegsministerien des Auslandes sind zu dieser Ausstellung eingeladen worden. — Auf dem Flugplatz Stöckel bei Brüssel ließ der Italiener Cayat de Castella durch seine Frau einen von ihm erfundenen Fallschirm vorführen. Die beiden stiegen mit einem Flugzeug auf 800 Meter Höhe, dann sprang die Frau aus dem Flugzeug heraus ; der Fallschirm öffnete sich jedoch nicht und die Frau stürzte mit furchtbarer Gewalt zur Erde. Sie war auf der Stelle tot. — Der englische Fliegerolfizer Gordern stieg auf der neuen Militärflugstation in Fortgrange bei London mit einem Passagier aus einem Farman-Doppeldecker auf. Er stürzte aus 80 Fuß Höhe zu Boden und erlitt dabei so schwere Verletzungen, daß er eine halbe Stunde darauf verstarb. In 300 Meter Höhe setzte plötz lich sein Motor aus, so daß er nur im Gleitflug seinen Apparat zur Erde zu bringen vermochte. In 80 Meter Höhe gab das Steuer nach und der Apparat stürzte pfeilschnell zu Boden. Der Passa gier kam zwar mit dem Leben davon, hat aber sehr schwere Verletzungen erlitten. GericbwkaUe. Paris. Mit ungeschwächtem Interesse vex- folgt die ganze Welt die Verhandlungen im Caillaux-Prozeß. Das Hauptereignis des zweiten Tages bildete die Vernehmung des Gatten der Angeklagten, des früheren Ministers Caillaux. Er gab zunächst eine Darstellung seiner ersten Ehe und seiner Scheidung und erklärte dann, wie er erfahren habe, daß die intimen Briefe, die seine erste Frau verbrannt zu haben erklärte, für die Veröffentlichung bestimmt worden seien. Darauf erging er sich in lebhaften Lobeserhebungen über seine zweite Frau. Caillaux sprach bann von der Aufregung seiner Frau, als der Brief mit der Unterschrift „Dein Jo" veröffentlicht wurde, und erwähnte auch seine Unterredung mit dem Präsidenten Poincarö. Dann fuhr Caillaux fort: In jenem Augenblick war der einzige Gedanke, der mich und meine! Frau beschäftigte, die Veröffentlichung der intimen Briefe. Ich habe zu meiner Frau getagt: Sei ruhig, ich werde selbst hingehen und Calmette den Schädel einschlagen. Ich gebe mir völlig Rechenschaft davon, daß das heftige Wort, das ich gebraucht habe, meine Frau zu ihrer Tat be stimmt hat. Ich klage mich deswegen an. All dieser Schmutz hat den Verstand meiner Frau verwirrt. Daß man meine Arbeit unter politi schen Gesichtspunkten kritisiert, würde ich ganz natürlich finden. Aber dagegen, daß 'man Schmutz gegen mich wirft, erhebe ich mich mit äußerster Tatkraft. Ich werde beweisen, daß ich nicht einen Centime mehr besitze, als ich von meinem Vater geerbt habe. — Zum Schluffe des zweiten Verhandlungstages kam es noch zu einem Zwischenfall, als der Ver teidiger der Angeklagten, Advokat Labori, die Vorlegung eines Schriftstückes über den Kongo handel verlangt, das im Besitz der Regierung ist, und die amtliche Erklärung des Präsidenten, daß dieses Schriftstück in nichts die Ehre Caillaux antaste. Der Präsident der Republik hat erklärt, daß dieses Schriftstück nicht veröffentlicht werden könnte, ohne dem Lande großen Schaden zuzufügen. Labori erklärte darauf, bei Ver weigerung dieses Schriftstückes nicht plädieren zu wollen. Sind die „Strahlen" ein Betrug? Die abwartende Stellung unserer Heeres verwaltung Über die Frage, ob die „F-Strahlen" des setzt flüchtig gewordenen Italieners Ulivi ein Betrug sind oder nicht, wird aus militärtech nischen Kreisen geschrieben: Während die Heeresverwaltungen dermeisten Staaten dem angeblichen Ingenieur Ulivi weitgehende Angebote zur Erwerbung seiner Erfindung der fernzündenden „F-Strahlen" gemacht hatten, verhielt sich die deutsche Heeresverwaltung demgegenüber, ganz wie seinerzeit in der Frage der Unterseeboote, ab wartend. Mit der Möglichkeit solcher Strahlen, wie sie Ulivi angeblich entdeckt haben wollte, mußte natürlich durchaus ge rechnet werden. Das erklärt auch, warum be rühmte Gelehrte und militärische Sachver ständige der Erfindung Ulivis auf den blauen Dunst hin großes Vertrauen entgegenbrachten. Die Natur birgt so viele Geheimnisse und Wunder, daß es nicht angeht, ohne weiteres Strahlen von der Natur und den Wirkungen der Ulioischen „F-Strahlen" sür außerhalb des Bereichs des Möglichen zu halten. Man kann solche Strahlen, die den Charakter kurz welligen, sogenannten infraroten Lichtes tragen, durch ein Solenoid erzeugen nnd durch Reflexion an einem parabolischen Hohlspiegel aussenden. Durch besondere Kondensatoren wären solche Strahlen auch bezüglich ihrer Frequenz und Wellenlänge veränderlich zu beeinflussen. Treffen diese veränderlichen Wellen die Metallhülle des Gegenstandes, der zur Entzündung gebracht werden soll, so muß Folgerichtig eine Entladung eintreten. Das alles ist wistenschaftlich durchaus zu begründen, und insofern brauchen die „F-Strahlen" noch längst kein betrügerisches Experiment darzu- stellen. Es ist aber andererseits nicht zu ver kennen, daß Ulivi die Möglichkeit eines wenn auch geniat angelegten Betruges sehr wohl offen steht. Umsomehr ist es zu begrüßen, daß die deutsche Heeresverwaltung in weiser Zurück haltung nicht den Wettsturm auf die Er werbung der italienischen Erfindung mitge macht hat. Bei dieser ihrer Haltung dürfte die Heeresverwaltung weniger durch die Möglichkeiten eines Betruges verharrt haben, als gerade aus militärtechnischen Erwägungen heraus. Man hat sich an maßgebender mili tärischer Stelle ganz richtig gesagt, daß unter der Voraussetzung, daß alle Angaben über die Uliviiche Erfindung sich in allen Teilen be wahrheiten, eine vollständige Umwälzung unserer heutigen Kriegstechnik die unbedingte Folge sein muß. Das aber würde wiederum zweifellos alle Konstrukteure und Erfinder auf den Plan rufen, um ein Gegengewicht gegen die furchtbaren „F-Strahlen" zu finden. Man braucht ja nur an die ganz ähnliche Ent wicklung zu denken, wie sie nach der Ent deckung der Röntgenstrahlen und des Radiums sich vollzog. Alle möglichen Schutzmittel sind erfunden worden, um die verheerenden Wir kungen der an und sür sich so segensreichen Naturkräfte abzuschwächen: es sei hier nur an die Schutzgewebe gegen die Röntgenurahlen erinnert. Die abwartende Haltung der Heeresverwaltung war also durchaus eine be rechtigte, da man ja die weitere Entwicklung nicht voraus sehen konnte und sich auf diese Weise ungeheure Kosten erspart hat. Alles in allem wird man auch jetzt noch nicht die Frage in klarer Weise beantworten können, ob Ulivis fernzündende Strahlen einen glänzend durchgeführten Schwindel dar stellen. Sie liegen nach wissenschaftlicher Er fahrung sehr wohl im Reiche des Möglichen, ob aber gerade Ulivi der Mann war, der der Menschheit die Quelle neuer Naturkräfte ent deckte, darf nach seiner unter sehr verdächtigen Umständen erfolgten Flucht füglich bezweifelt werden. Frankreichs Schmers. Schwacher Trost über den Verlust Elsaß- Lothringens. Straff bürg (Els.), im Juli. Man darf versichert sein, es gibt jenseits der schwarz-weiß-roten Grenuflähle weit mehr als einen „Hansi". Man ist in Frankreich nur zu glücklich, wenn man dem bösen deutschen Nachbar jenseits des Rheines irgendwo und irgendwie etwas am Zeuge flicken kann, und sei es auch nur auf dem ach, so geduldigenPapier. Hat man denn in Deutschland eine Vorstellung davon, welche Unsummen von Entstellungen, Verleumdungen. Hetz- und Schauergeschichten durch die französische Provinzpresse bis in die kleinsten Nester getragen werden, um gegen die verhaßten „Prussiens" Stimmung zu machen? Mit Vorliebe müssen dabei die „anektierten Provinzen" herhalten, wie man sich in Frankreich auszudrücken beliebt, wenn man von Elsaß-Lothringen spricht. Die un flätigen Hetzereien des Herrn Johann Jakob Waltz aus Colmar haben in Frankreich tag täglich Gegenstücke, die mitunter doch auch recht belustigend sind. Es gibt nichts Er^ heiternderes, als zu beobachten, mit welchen Mitteln sich unsere gallischen Nachbarn über den Verlust des schönen Elsaß „hinwegzu trösten" versuchen. Da man mit Gewalt an dem bestehenden Zustand nichts ändern kann, so verschafft man sich wenigstens eine Re vanche, indem man den seinen französischen „Geist" über deutsche Unkuftur und Barbarei triumphieren läßt. Folgende Schauergeschichte glaubte jüngst ein französisches Prooinzblatt feinen Lesern bieten zu dürfen: Ein ehemaliger Statthalter von Elsaß-Lothringen gab einem jungen sran- zösischen Diplomaten em Bankett. Beide unterhielten sich ausgezeichnet, Geiprächsthema war das Geschick der französischen Arbeiter, die aus dem kleinsten Gegenstand noch einen prächtigen Artikel zu verfertigen wissen. So sagte wenigstens der Franzose. Da zog der Preuße ein Haar aus seinem grauen Bart und überreichte es dem Franzofen lächelnd mit der Bitte, ihm irgend einen Gegenstand daraus anfertigen zu lassen. Eine Woche später erhielt der preußische Staatsmann ein Paket. Inhalt war eine goldene Krawatten- navel. die einen preußischen Adler auf einem Felsen darstellte. In seinen Fängen hielt der Adler das Haar. An jedem Ende desselben hing eine goldene Kugel, auf der einen stand „Elsaß", auf der anderen „Lothringen", und auf dem Felsen las man die Worte: „Ihr haltet sie nur wie an einem Haar!" Kommentar überflüssig. duftige Ecke. Anno Tobak! Hauptmann (zum Wacht posten): „Na, Huber, steht er mich net, will er net präsentieren?" Huber (der gerade mit Essen beschäftigt ist): „Mußt denn du alleweil g'latscht kumme, wenn ma g'rad ißt?" Seine Auslassung. Der kleine Eddy hat eine neue Erzieherin bekommen, welche ihn so gleich veranlaßt, seine junge Schreibekunst zu zeigen. Aber die Buchstaben stehen noch nicht so recht aus ihren Beinen, und das Fräulein nimmt lächelnd den Griffel selbst in die Hand. „Laß einmal sehen, ob ich sie auch so schlecht mache!" Natürlich ist das Resultat ein anderes. „Ja, stehst du," meint Eddy, „det is es: du kannst se nich so wie ich, und ich kann se nich so wie du." Das Wichtigste. Fräulein Flufsy: „Was halten Sie für den wichtigsten Teil beim Kostüm einer Dame?" — Alter Ehemann: „Den Preis desselben." als der Zug schon Wien passiert hatte, daß Anton und Frieda erfuhren, warum Meta mitsuhr und wer sie sei. Und als sie es gehört hatten, da bemächtigte sich eine unheimliche Freude des Weibes. Erst den Triumph er leben, wie die Geliebte sich von dem Ver brecher George mit Abscheu abwenden wird. Sie, Frieda, hätte fest zu ihm gehalten, selbst wenn er ein Mörder gewesen wäre. Aber die andere. — Was weiß solch ein blondes, srosch- blutlges Ding, was Liebe bedeutet! Ja, erst diese Genugtuung. Und dann —. Nun, Meta war in fremoem Land. Wie leicht konnte sie dort verschwinden. Und die scheußlichsten Gedanken durch kreuzten das Hirn des rachsüchtigen Weibes. Wieder, wie vor einigen Tagen, stand sie mit Anton am Fenster des Korridors und schmie dete Pläne. Und wieder, wie damals, rechnete das Weib auf die Liebe des Mannes, speku lierte sie darauf. „Hilf mir, und ich bin dein. Auf der Stelle dein!" Da hatte Anton ihr in die Augen geblickt. „Frieda. Wenn du nicht Wort hältst! — Es gäbe ein Unglück!" „Hilf! Und ich bin dein, sofort!" hatte Frieda fest wiederholt, worauf der Mann er widert hatte: „Es ist abgemacht!" Es erregte einiges Aufsehen auf der Station, als dem Zuge süns Reisende ent stiegen und sich nach einem Hotel erkundigten. Etwas derartiges kam in der kleinen Haupt stadt selteu vor. Tatsächlich hatten die Be amten es nicht für nötig gehalten, der Negie rung des Staates den Tag ihrer Ankunft zu melden. Sie hatten sich nur zu Hause die nötigen Papiere ausstellen lassen und dann dem Polizeiminister telegraphisch mitgeteilt, daß sie jetzt kämen. Trotzdem war am nächsten Tag alles vor bereitet. Der Polizeipräsident war einigermaßen überrascht, so viele Menschen zu sehen, er hatte nur die Beamten, aber keine Zeugen erwartet und darauf seinen Plan gebaut. Jetzt machte er schnell gute Miene zum bösen Spiel. Der Sonderzug des Grafen Murat steht noch bet uns," erzählte er. „Der Graf aber ist bereits nach Konstantinopel weitergefahren mit dem Orient-Expreß. Sein Personal hat er mitgenommen. Nur George Köhler haben wir auf Ihren Wunsch zurückgehaften. Aller dings, Brillanten haben wir bei ihm nicht ge funden. Und jetzt, meine Herrschaften, werde ich Ihnen den Menschen vorführen taffen." Er drückte auf einen Knopf. Zwei Gen darmen traten ein, zwischen sich einen gefesselten Mann führens. „Das ist ja gar nicht George Köhler!" Anton, Frieda und Meta hatten den Ruf gemeinschaftlich ausgestoßen, so spontan, daß an der Wahrheit des Gesagten gar nicht zu zweifeln war. Alle Anwesenden, anscheinend auch der Polizeipräsident, sahen sich ver blüff! an. „Was soll denn das heUen?" platzte einer der Beamten heraus. Und dicht vor den Ge sungenen hintretend, schrie er ihn tn iranzösi- scher Svrache an: „Wie heißen Sie?" „George Köhler." Frageno blickte sich der Beamte nach seinen Begleitern um. „Nein! nein! Er lügt!" riefen alle drei wie aus einem Munde. Und nun ging ein scharfes Kreuzverhör an. Der Mann blieb dabei, er sei George Köhler und Schlafwagenkontrolleur und als solcher im Sonderzug des Grasen Murat hier ange kommen. Erst als ihm klar gemacht wurde, daß die Damen da alle die Freundinnen!des echten George seien, bequemte er sich zu einem Geständnis. Nein, er sei nicht George Köhler. Dieser habe ihm vielmehr 500 Franken dafür gegeben, daß er sich so nenne und an seiner Statt ver haftet werde. Wo der echte George sich jetzt befinde, weiß er nicht, aber jedenfalls weit fort! Der Polizeipräsident aber wandte sich an den Gefangenen: „Warte, Bursche, — das werden wir dich büßen lasten. Führt ihn ab." Dann zu den Beamten: „Meine Herren, — es tut mir unendlich leid, so hinters Licht geführt worden zu sein. Aber — * * Schon der nächste Zug nach München fand alle fünf am Bahnhof versammelt. Anton und Frteoa hatten Meta überredet, die Nacht hin durch in der Stadt zu verweilen, sich aus zuruhen und erst am nächsten Lage weiter zu reisen. Und Meta war arglos daraus einge- gqngen. überhaupt waren die drei jetzt recht befreundet: denn Meta in ihrer Herzensnot jchtog sich gern jemand an. IS «FmrtiesLng mlgU
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